Mit Recht hat Prof. Paul Lendvai im Europastudio des ORF am 9. Januar den anwesenden ungarischen Außenminister János Martonyi darauf hingewiesen, dass es eine Schande ist, wenn in einem regierungsnahen Blatt, ein Freund des ungarischen Ministerpräsidenten einen berühmten Pianisten in antisemitischer Manier schmäht…
Von Karl Pfeifer
Spricht man unter vier Augen gebildete Fidesz Funktionäre dazu an, zucken sie mit der Schulter und sagen, nein wir können uns nicht von Bayer distanzieren, denn viele unserer Mitglieder denken ähnlich und wir müssen sie bei der Stange halten, sonst wandern sie zur Jobbik. Wir müssen denen den Wind aus den Segeln nehmen. Und so bestätigt Fidesz die Einschätzung ihrer Partei als „völkisch“.
Bayer publizierte am 4. Januar 2011 in der Fidesz nahen Tageszeitung „Magyar Hirlap“: „Aus Ungarn ‚strömt Gestank’ schreibt irgendein auf den Namen Cohen hörendes stinkendes Exkrement von irgendwo in England. Cohen, und Cohn-Bendit und Schiff.“
Das ist nicht das erste Mal, dass Bayer gegen Juden hetzt, er beklagt sich auch, dass nach der Niederschlagung der ungarischen Räterepublik nicht genügend Linke ermordet worden seien. „Leider gelang es nicht alle bis zum Hals im Wald von Orgovany zu verscharren“, schrieb er. Der Wald von Orgovany südlich von Budapest war der Schauplatz eines Massakers an „Roten“ und Juden bei dem im August 1919 mindestens 300 umgebracht wurden. Karl Kraus schrieb in der Fackel: »Im Wald von Orgovan bei Kecskemet haben Horthys Offiziere, vor allen der berüchtigte Massenmörder Hejjas, hunderte von Unschuldigen zu Tode gemartert und dann an die Bäume gehängt.«
„Nur ein Pianist?“ unter diesem Titel veröffentlichte István Szász heute in der linken Budapester Tageszeitung Népszava einen Artikel über den Angriff des antisemitischen Hetzer Zsolt Bayer gegen den weltbekannten Pianisten András Schiff.
Szász hat sich zwar geschworen mit „drittklassigen provinziellen Nazilehrlingen“ nicht zu sprechen, da er früher Musiker und Pianist war, konnte ihn aber „das Papier das man Magyar Hirlap nennt“ aufregen. Es erübrigt sich András Schiff vorzustellen:„Diesen großartigen ungarischen Künstler versucht ein rechtsextremer Schreiberling zu erniedrigen.“
Schiff, der sich wie so viele Künstler gegen die Einschränkung der Freiheit gewandt hatte, meldete sich in der „Washington Post” und protestierte gegen die Liquidierung der Pressefreiheit, das „Toleranzniveau in Ungarn ist niedrig, der Rassismus, die Diskriminierung der Roma, der Antisemitismus, die Fremdenfeindlichkeit, der Chauvinismus und der reaktionäre Nationalismus beunruhigen sehr.” Und Schiff stellt nach dem Skandal über das neue Mediengesetz die Frage, „ob Ungarn es verdient Vorsitzender der EU zu werden”.
Bayer ist empört, was dieser Schiff „versteckt unter seinem Piano” sich erlaubt. ”Hier lohnt es nicht über Stil zu reden, denn außer Schmähung ist da nichts.” Es ist schon genug Schande, dass eine regierungsnahe Zeitung so was publiziert. Szász erinnert daran, dass Künstler seit mehr als einem Jahrhundert Stellung nahmen für die Freiheit und Menschenwürde. Szász erwähnt Emile Zola, Thomas Mann, Arnold Schönberg, Bruno Walter, Rostropovic, Arturo Toskanini. Es lohnt nicht, über diesen Artikel zu sprechen, man muss sich nur um den „penetranten Gestank” kümmern, den er verbreitet. „Jetzt ist es aber Zeit darüber zu sprechen, wie die Fidesz-Zunft – ich nenne diese organisierte Nervenkrankheit ungern Regierung – außer ihren anderen demokratiefeindlichen Taten sich vorbereitet die ungarische Kultur zu ruinieren.” Er erinnert an die Entlassung des führenden Regisseurs Balázs Kovalik von der staatlichen Oper und wie sie den Dirigenten Adam Fischer gezwungen haben wegzugehen.
Jetzt ist das Nationaltheater und dessen Direktor Róbert Alföldi der nächste Zielpunkt, die Neonazi können ihn auf der Straße als Homosexuellen antisemitisch angreifen. Und die Machthaber befehlen, das vom Kossuthpreisträger Pál Zavada geschriebene Stück über das an Ungarn 1940 wieder angeschlossene Nord-Transsylvanien nicht zu zeigen. Und sie lassen lieber die ganze neue ungarische Filmkunst untergehen. Sie unterminieren die Arbeit von Zeitschriften und wissenschaftlichen Institute und entziehen die finanzielle Unterstützung.
Szász fragt, was wird dieser Beschmutzer tun, wenn Schiff wieder Ungarn besucht, um Bartók zu spielen und tausende kommen werden, um ihn zu hören. Er erinnert, wie das ungarische Genie Béla Bartók während der dreißiger Jahre ähnlich geschmäht wurde, weil er nicht ertragen konnte, dass seine Heimat von Naziverbrechern ruiniert wird. „Er wählte das freiwillige Exil und schrieb bevor er seine Sachen packte seinem Vertrauten in Basel „In Ungarn huldigt leider die „gebildete” christliche Mittelklasse fast ausschließlich den Nazi-Ideen – ich schäme mich, dass ich aus dieser Klasse stamme.”
Bartók hat sein Wort erhoben, weil er nicht mitschuldig werden wollte, an dem, was während der dreißiger Jahre in Ungarn geschah. „Schiff hat das auch getan, er protestiert dagegen, was 2010 in Ungarn geschieht”. Und wenn ein großer Künstler wie Schiff – wie einst Bartók – von Hergelaufenen als kommunistischer Volkskommissar geschmäht wird, „stellt sich das ganze idiotische Wahlkabinenrevolutionsregime” ein prächtiges Zeugnis aus.
Österreichische Journalistenvereinigungen und Reporter ohne Grenzen haben zu einer Protestdemonstration gegen die Einschränkung der Pressefreiheit vor der ungarischen Botschaft in Wien (Bankgasse) am 14. Januar 2011 zwischen 18 und 19 Uhr aufgerufen.
“Ich sende die Botschaft an Paul Lendvai, dass Brüssel das “Mediengesetz†akzeptierte und nur um eine kleine Änderung bittet. Für Sie wäre es besser, wenn Sie über nichts nicht schreiben würden. Rezsöâ€
Der Kommentar zeigt einmal mehr die wichtige Arbeit von Karl Pfeifer, Magdalena Marsovszky und anderen, die wir bei haGalil unterstützen.
Lendvai Pálnak Ãœzenem hogy Brüssel elfogadta a „Média törvényt“ csak kisebb modositást kér. Ön pedig jobb lenne ha nem Ãrna semmiröl semmit.  RezsÅ‘.
A,mOr. – Sie sind ein Brandstifter.
Ja – Karl Pfeifer -tut mir leid – das ist tatsächlich ziemlich ausgeartet – aber A.mOr.s islamophobe Tiraden brauchten einfach eine entsprechende Antwort –
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Ich denke, es reicht. Stelle hiermit den Antrag, liebe Blogbetreiber, diese übergeschnappte, dummdreist widerliche Antizionistin endlich, endlich, endlich zu sperren.
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Bis denne, …
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Ja – Karl Pfeifer -tut mir leid – das ist tatsächlich ziemlich ausgeartet – aber A.mOr.s islamophobe Tiraden brauchten einfach eine entsprechende Antwort –
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und um noch einmal auf Ungarn zurückzukommen – vielleicht lässt sich da nicht so breit diskutieren – wo so viel Konsens herrscht.
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Wenn es mir jedoch in den Augen des ein oder anderen geglückt sein mag, zu veranschaulichen, inwieweit faschistoide Tendenzen sich beizeiten überall breit machen können, dann ist es das durchaus wert gewesen.
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Ich hoffe sehr, dass Ungarn kräftigen Gegenwind aus der EU erhält und zwar zum Wohl Ungarns und auch zum Wohl der EU, mir ist klar, dass es auch in Ungarn sicher nicht wenige gibt, die sich das auch wünschen – so sollte das jedenfalls nicht weitergehen.
Also das nenne ich am Thema vorbeireden, was hier Jane und ihr Gesprächspartner a. veranstalten. Das Thema ist Ungarn. Aber das interessiert Jane nicht, sie hat ihre Agenda und sie will nicht darauf verzichten ihre Mantra herunterzubeten.
Nur so weiter, sie hat so gut die Lektion über die Fliege gelernt, dass sie diese immer wieder niederschreibt.
Sie schreibt, was immer das Thema, nur über die Fliegen.
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@A.mOr:
Ihren wunderschönen, originellen Nick Namen bewundere ich!
Verwundert war ich nur, da ich dachte, am Freitag, 14. Jänner, um 19:47 Uhr, hätte die Shabbat-Ruhe schon längst begonnen!
Aber bitteschön, der Herr kennt ja die Herzen der Menschen!
“In dem Punkt, daß es in der Weimarer eine ähnliche Integrations-Diskussion gegeben hätte wie heute („nicht-integrationswillige Juden aus Osteuropa“) stimme ich nicht zu.
Der Antisemitismus in Deutschland hat solche „Ostjuden“ nicht benötigt um angeheizt zu sein.
Und sehr gravierende Unterschiede gibt es dazu. Zum einen die schiere Zahl.
Wenn ich mich richtig erinnere, dann gab es im gesamten Deutschen Reich von 80millionen Reichsbürgern etwa 300000 Juden, und zwar vollkommen deutsche Juden, bestens integriert.“
“Unbeachtet von ihr reibt sich der den westlichen Kapitalismus darstellende assimilierte Jude zufrieden die Hände, während sich die durch Bart und Hut als Ostjude erkennbare Figur bereichert. Auf zahlreichen Bildern als „Schieber“ und „Kriegsgewinnler“ karikiert, waren vor allem ostjüdische Zuwanderer in den ersten Nachkriegsjahren Objekte antisemitischer Propaganda in Deutschland und Österreich. In ihrem fremdartigen Erscheinungsbild entsprachen die orthodoxen osteuropäischen Juden weitaus mehr dem traditionellen jüdischen Klischeebild als die größtenteils assimilierten deutschen. Nach Kriegsende gehörte es zu den gängigen Forderungen nationaler Kreise, die Einwanderung weiterer Ostjuden nach Deutschland zu verhindern, da sie gleichermßen für die wirtschaftliche Not und die revolutionären Erschütterungen verantwortlich gemacht wurden.
…Gelenkt wurden die antisemitischen Aktivitäten von „vaterländischen“ Politikern, die mit den demokratischen Reformen vom Herbst 1918 einen Teil ihrer Privilegien verloren hatten und nun im Kampf gegen Republik und Demokratie bedenkenlos antisemitische Vorurteile schürten. So verpflichtete ein 1920 im Parteiprogramm neu aufgenommener Passus die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) zum Kampf gegen die „Vorherrschaft des Judentums in Regierung und Öffentlichkeit“. “
http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/antisemitismus/index.html
“Verbotswidrige Einwanderung nach Deutschland«:
Osteuropäische Juden im Kaiserreich und in der
Weimarer Republik
Die Zuwanderung von ost-, ostmittel- und südosteuropäischen Jüdinnen und Juden
in das deutsche Kaiserreich und die Weimarer Republik ist in der wissenschaftlichen Diskussion in vornehmlich zweierlei Hinsicht relativ breit beleuchtet worden: im Blick auf die zeitgenössische Perhorreszierung ihrer Zuwanderung in der politischen und publizistischen Diskussion als Masseneinwanderung, die zum
Anstieg des Antisemitismus beigetragen und letztlich den Aufstieg des Nationalsozialismus gefördert habe, sowie im Blick auf die innerjüdische, vornehmlich religiös-kulturell und fürsorgerisch motivierte Debatte um die Aufnahme der ausländischen Juden in die deutsch-jüdische Gemeinschaft….“
http://www.reference-global.com/doi/pdfplusdirect/10.1515/ASCH.2009.97
“Jetzt gehört es Israel, wenn Israel es nur einfordert.“
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UNSINN – Israel fordert ja die ganze Zeit und zwar ohne Erfolg, da es dafür keinerlei rechtliche Grundlage gibt und auch das wissen die Politiker in Israel ganz genau. Die West-Bank, Ost-Jerusalem und Gaza gehören nicht zu Israel, weil kein Land der Erde das anerkennt und weil eine kriegerische Beutenahme von Land gegen das internationale Völkerrecht verstößt und auch in Zukunft keinerlei Aussicht auf Anerkennung hat. Daher haben die Israelis keinerlei Aussicht auf Anerkennung ihrer Ansprüche und haben sich auf einen zig Jahre währenden Kleinkrieg gegen die ortsansässige Bevölkerung eingelassen, den sie absurderweise als einen Akt der Selbstverteidigung darstellen. Die ortsansässige Bevölkerung ist Israel weitgehend wehrlos ausgeliefert ist. Die Israelis bauen wieselflink völkerrechtswidrige Siedlungen um Fakten zu schaffen und die Welt möglichst vor vollendete Tatsachen zu stellen. Dass dem allerdings keinerlei legitime, rechtliche Ansprüche zu Grunde liegen, daran haben alle internationalen, juristischen Gremien keinen Zweifel gelassen und wenn Israel gegen internationales Recht verstößt, dann tut es das auf eigene Rechnung und leider auf die der ortsansässigen, palästinensischen Bevölkerung.
“Judäa und Samaria sind erstens altjüdisches Gebiet, und zum zweiten „ehrlich“ gegen die Jordanier in Kampfhandlungen erbeutet, die die Jordanier selbst vom Zaun gebrochen haben.‘‚
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Es gibt keine “ehrliche“ Beutezüge mehr – die sind völkerrechtlich abgeschafft und den Krieg 1967 haben die Israelis begonnen. Judäa und Samaria kann man genauso gut als muslimisches Gebiet bezeichnen. Das ist mir aber egal – es gibt ein Völkerrecht und wenn die Staaten ernsthaft in Frieden leben wollen, dann tun sie gut daran es zu respektieren. Das was man legitimerweise Selbstverteidigung nennt, ist auch im Völkerrecht verankert. Das jüdische Kolonisierungsprojekt in der West-Bank und in Ost-Jerusalem hat aber rein gar nichts mit Selbstverteidigung zu tun, vielmehr haben die dort lebenden Menschen alles Recht der Welt sich gegen solche Ãœbergriffe zu wehren – sie haben nur nicht die entsprechenden militärischen Mittel.
Um auf das eigentliche Thema zurückzukommen – man sieht die faschistoide Denke residiert eben auch überall – in Deutschland, in Ungarn, in Israel und ja auch in den muslimischen Ländern und es gibt es keinerlei Volk oder religiöse Gruppierung, die davor gefeiht wäre.
Ich habe absolut kein Verständnis dafür, wenn israelische Soldaten auf schlafende unbewaffnete alte Männer schießen und ich habe auch kein Verständis für Progrome an Christen, ich habe auch kein Verständnis für Progrome an Juden.
Aber mal unabhängig von der notwendigen Gegenwehr gegen solche Aktionen, gilt es eine verantwortungsbewusste Politik zu gestalten, die zu Frieden und Sicherheit für alle Menschen führt, denn wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, dann schafft das die Voraussetzungen für das Aufblühen von Gewalt und zwar überall und ich bin nirgendwo damit einverstanden.
So lange man Sicherheitsinteressen nur für sich alleine definiert und nicht anerkennt, dass ALLE Menschen berechtigte Sicherheitsinteressen haben, ist der Kontext nicht gegeben, der alleine Frieden möglich macht. Aber was rede ich, so lange man ein überlegenes Militär hat, kann einem das ja egal sein – nicht wahr.
Daher gilt es dieser Logik entgegenzutreten, ganz egal, wo sie sich zeigt, mehr als alles andere noch, insofern sie von Regierungen praktiziert wird und mehr noch als alles andere, wenn es die eigenen oder die partnerschaftlich verbündeter Staaten sind, ob nun in Deutschland, in Ungarn, in Israel und in den isalmischen Ländern.
Mit dem selbstgerechten päppeln von Feindbildern erreicht man gar nichts gutes – man bläst nur Luft ins Feuer.
A.mOr.
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Sie entpuppen sich immer wieder als Wolf im Schafspelz, so wie ich Sie auch schon das letzte mal in Erinnerung habe.
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Es ist nicht schwierig, ganz Bevölkerungsgruppen zu diffamieren, insofern man wild alles durcheinanderwirbelt, was so nicht zusammen gehört. Wenn ich da an Israel denke und an die rassistischen Schriften und Äußerungen mancher Rabbiner, dann hätte man auch jede Menge Material Juden zu diffamieren, würde ich mir ihre Logik zu eigen machen – WAS ICH AUF GAR KEINEN FALL TUN WERDE.
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Die meisten Muslime hier gehen friedlich ihrer Arbeit nach, insofern sie eine haben, sprengen sich nicht in die Luft und haben gegen den deutschen Rechtsstaat gar nichts einzuwenden, sondern sind mit ihm einverstanden – und nur weil es radikale islamistische Bewegungen gibt, welche vornehmlich aus dem Nahen Osten agieren, die hier mitunter leider auch einige Anhänger rekrutieren und deren Aktionen ich mit keinem Wort entschuldige, würde ich niemals den Hass gegen ganze Bevölkerungsgruppen schüren, den Sie hier schließlich und endlich doch noch zu Tage fördern.
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Zu ihrer Behauptung das gäbe es keine Ähnlichkeit mit den Juden in der Weimarer Republik – zunächst einmal – hier sprengen sich Muslime auch nicht in die Luft, in Berlin ist jetzt aber schon zum x-ten mal eine Moschee angezündet worden und wenn diese Hatz gegen Muslime, die auch schon in Ost-Deutschland mitten in einem Gerichtssaal ein völlig unschuldiges Opfer fand nicht aufhört, dann möchte ich nicht wissen, wohin das noch führen wird.
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Sie sollten sich schämen, sich daran zu beteiligen.
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Zu der Behauptung da gäbe es keine Parallelen zum Antisemitismus der 20er Jahre ein Interview mit dem renommierten AntiSemitismus Forscher Wolfgtang Benz:
“Herr Benz, Sie haben mit Ihrem Beitrag über strukturelle Parallelen zwischen Islamophobie heute und dem Berliner Antisemitismusstreit im 19. Jahrhundert in der Süddeutschen Zeitung heftige Reaktionen geerntet. Hat Sie das überrascht?
Benz: Es wird unterstellt, wer Verständnis für Muslime zeige, entziehe Israel Zuwendung. Wer sich dafür einsetzt, dass der muslimische Nachbar nicht diffamiert wird, der muss nach dieser Logik ein Feind Israels und ein Anhänger von Irans Präsident Ahmadinedschad sein. Das sind manichäische Bilder, in denen die Welt entweder gut oder böse ist. Dabei habe ich den islamistischen Antisemitismus, wie ihn Ahmadinedschad oder der frühere Premierminister von Malaysia, Mahathir, vertreten, immer eindeutig verurteilt. Das zeigt aber, wie wenig es in der Debatte um Argumente geht.
Sie haben auf strukturelle Parallelen zwischen Antisemitismus und Islamophobie hingewiesen. Aber über Juden existieren doch andere Klischees als über Muslime. Zum Beispiel werden Muslime als resistent gegen die Moderne verunglimpft.
Benz: Das sind aber nur graduelle Unterschiede. Die strukturellen Gemeinsamkeiten der Stigmatisierung der jeweiligen Minderheit sind größer. Zum Stereotyp gehört zum Beispiel der Vorwurf der Selbstsegregation, das heißt die Minderheit wolle sich ja angeblich nicht assimilieren, nicht integrieren, sie wolle auf Kosten der Mehrheit Vorteile genießen.
Warum sehen Sie keine Unterschiede?
Benz: Mich interessiert, was die Mehrheitsgesellschaft als scheinbares Argument gegen Juden vorbrachte und was sie jetzt gegen Muslime vorbringt. Es handelt sich dabei zum großen Teil um Zuschreibungen. Das heißt Muslime sind in Wirklichkeit anders als die Muslime, die in der Vorstellung von Islamfeinden existieren. Genauso sind Juden anders als in der Vorstellung, die Antisemiten von ihnen haben….“
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http://de.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-469/_nr-1183/i.html
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A.mOr. – es gibt Scharfmacher auf allen Seiten, die maßgeblich daran arbeiten, dass Konflikte erst richtig ‚aufblühen‘ und die sind mir alle zuwider, ob es nun Muslime, Christen oder Juden sind.
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Entgegen ihrer freundlich diplomatischen Annäherung muss ich doch feststellen – Sie sind ganz offensichtlich einer davon.
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Und um nur einige Ihrer Fragen aufzugreifen:
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‚Zünden Juden Moscheen oder Kirchen überall dort an, wo sie zu finden sind?‘
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Nicht überall – genauso wenig wie Muslime (stellen Sie sich vor im Iran gibt es zahlreiche Synagogen, die in Betrieb sind, und niemand rührt sie an).
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In der West-Bank, in Israel ja da zünden Juden mitunter auch Kirchen und Moscheen an – soll schon mehrfach vorgekommen sein.
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Und foltern – es ist bekannt, dass in Israel gefoltert wird – bis 1999Â ganz offiziell – und seit dem offiziellen Folterverbot durch den obersten Gerichtshof – inoffiziell.
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A,mOr. – Sie sind ein Brandstifter.
Hallo Jane,
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danke für Ihre ausführliche Antwort. So, wie ich es sehe, kann ich dort recht gut herauslesen, wo ich bei Ihnen andocken mag und wo nicht.
Sie stellen intelligente Betrachtungen an in Hinsicht auf die Zusammenhänge von Unzufriedenheit, Wut, die abgelassen werden will und Extremisten, die solches für ihre Zwecke zu nutzen wissen.
Solches läßt sich bedingt auch in Ungarn sehen, wobei es dort wohl eher die Skepsis gegenüber der EU ist, die dort von antisemitischen Rechtsradikalen (im Mantel des Demokraten) in der Regierung benutzt wird.
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Sie sprechen das Elend der Armut an und die verständliche Unzufriedenheit der Betroffenen.
Sie verweisen auf die Weimarer Republik, wie ich es gewissermaßen anregte, aber sie beschreiben die Sache etwas anders, als ich sie meinte.
Der Punkt Armut. Sie sprechen von einem Aufstand der Armen, welcher sich dann radikale Kräfte anschließen, um die gesamte Dynamik für die eigenen Interessen auszunutzen.
Mein Punkt in Hinsicht auf die Weimarer war, daß die Not und Unzufriedenheit der Armen von den Nationalsozialisten insofern benutzbar war, daß sie Menschen in Massen zur Verfügung hatten, um sie für ihre politischen und rassistischen Ziele einzusetzen.
Der Arme läßt sich alles erzählen und verfolgt jede Richtung, wenn er was zu essen bekommt.
Das ist nur ein Aspekt der Weimarer Republik, mit der sie sich schließlich selbst abwählte, ein wichtiger Aspekt, weil die Armen und Unzufriedenen leicht verfügbare und viele Menschen waren.
Wir sprechen hier also von einem Aspekt der ökonomischen Krise.
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In dem Punkt, daß es in der Weimarer eine ähnliche Integrations-Diskussion gegeben hätte wie heute („nicht-integrationswillige Juden aus Osteuropa“) stimme ich nicht zu.
Der Antisemitismus in Deutschland hat solche „Ostjuden“ nicht benötigt um angeheizt zu sein.
Und sehr gravierende Unterschiede gibt es dazu. Zum einen die schiere Zahl.
Wenn ich mich richtig erinnere, dann gab es im gesamten Deutschen Reich von 80millionen Reichsbürgern etwa 300000 Juden, und zwar vollkommen deutsche Juden, bestens integriert.
Wie aber sind die Verhältnisse heute?
Dann ist da ein weiterer gravierender Unterschied: im Gegensatz zu den Juden sind Muslime Anhänger einer Glaubensrichtung mit stark missionarischen wie repräsentativen Charakter, zudem eine Glaubensrichtung, die je nach Auslegung vollkommen intolerant gegenüber allen Nicht-Muslimen erscheinen kann (und von einigen mindestens auch so geübt wird).
Es läßt sich fortsetzen, aber ein anderer Punkt soll noch beleuchtet sein.
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Sie bringen gegenüber dem muslimischen „Wut-Ventil“ Verständnis auf. Die westliche Welt sei im Grunde daran schuld, daß Muslime heutzutage so dermaßen wütend auf die Europäer (inklusive den Juden) und die Israeli (inklusive den Juden) sind.
Dann möchte ich Sie fragen, ob Ihnen aufgefallen ist, wie sich Juden etwa in Deutschland verhalten haben, obwohl ihnen die grausamsten Verbrechen angetan wurden.
Wieviele Juden sind überall in Europa im Laufe der Jahrhunderte verfolgt, vergewaltigt, massakriert, gedemütigt in jeder Hinsicht! Und was geschah den Juden im Nazi-Krieg!
Und was machen Juden heute oder in der Weimarer Republik? Sprengen sie sich in Bussen in die Luft um Jungfrauen (=Paradies-Kinder) zu schnappen, gehen sie in Banden (oder als Miliz) los, um Christenkinder zu entführen und wochen-, monatelang zu vergewaltigen, bis die Eltern des Kindes endlich ein Lösegeld aufbringen können?
Zünden Juden Moscheen oder Kirchen überall dort an, wo sie zu finden sind?
Unterdrücken Juden ihre Brüder und Schwestern in Israel und werfen sie zu den schlimmsten Folterern in die Gefängnisse, weil es ihnen gerade mal paßt?
Ermorden Juden ihre eigenen Kinder, weil diese angeblich die „Familienehre“ beschmutzen?
Nein! Alles solches kennen wir von -meinetwegen sogenannten- Muslimen, in muslimischen Ländern, auch in Israel, auch in Europa.
Wo ist die Wut der Juden hin, die Sie den Muslimen so frei zugestehen?
Wo ist ihr Humanismus an dieser Stelle?
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Und ich bin noch nicht einmal an dieser Stelle nun, wo sie schreiben:
„Aber der Druck der sich in den islamischen Ländern aufgebaut hat, der dann leider mitunter eben auch wieder innerhalb dieser faschistoiden Logik sein ‘Ventil’ findet – an diesem Druck sind die westlichen Länder und auch Israel maßgeblich beteiligt.
Die Besatzung ist ein unerträgliches Unding und dass sie sich so lange hält kann nur zu Aggression und Konflikt führen – deshalb schreibe ich hier so konsequent gegen sie an.“
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Israel ist also „maßgeblich beteiligt“ daran, daß der in „muslimischen Ländern aufgebaute Druck…sein’Ventil‘ findet“.
Und „die (israelische) Besatzung ist ein unerträgliches Unding“.
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Genau hier handeln Sie sich leichtfertig den Antisemitismus-Vorwurf ein.
Sie werfen Israel vor, selbst schuld zu sein daran, das andere (die Besetzten, Muslime und sonstige Judenhasser) sie hassen, angreifen und ermorden, wenn sie können.
Die Nazis haben argumentiert, daß die Juden selbst schuld an ihrer Verfolgung sind.
Glauben Sie das auch?
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Die „Besatzung“ ist, wenn Israel ein wenig „muslimisch-selbstbewußt“ wäre, „Beuteland“.
Mit diesem Israel fehlenden Bewußtsein hat Jordanien dort bis 1967 geherrscht.
Jetzt gehört es Israel, wenn Israel es nur einfordert.
Judäa und Samaria sind erstens altjüdisches Gebiet, und zum zweiten „ehrlich“ gegen die Jordanier in Kampfhandlungen erbeutet, die die Jordanier selbst vom Zaun gebrochen haben.
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Dazu kommen die Sicherheitsinteressen Israels, denn es ist nuneinmal von aggressiven Nachbarn umgeben, die das kleine Israel auf jede Schwäche belauern.
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Es sind übrigens auch diese Sicherheitsinteressen, die zu dem bedauerlichen Zwischenfall geführt haben, den sie ansprachen, nämlich den Tod des Arabers in seinem Bett.
Ihr Einwand ist berechtigt, selbst wenn dieser Mann „der richtige“ gewesen wäre, warum ihn gleich töten?
Dem kann ich persönlich nicht viel entgegenhalten, aber, so traurig es nuneinmal ist, die Situation Israels mit seinen Feinden ist eine ganz andere, als die in Deutschland.
In Deutschland fragen wir uns, ob das sein muß, eine „Liquidation“ kann man es wohl nennen?
Mir persönlich ist nichts genaueres über den Einsatz bekannt, der zu dem Tod des Arabers geführt hat. Ich meine mich zu erinnern, daß ich las, daß der Soldat aus einer vermeintlichen Bedrohungslage heraus gehandelt hat. Vielleicht war der Soldat auch einfach mit der Situation überfordert. Ich weiß es nicht, aber was glauben Sie, was etwa deutsche Soldaten in Afghanistan treiben?
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Und die Palästinenser sind vor allem Opfer ihrer eigenen machthungrigen und fanatischen Vertretungen, sie haben vor Ort, so paradox das erscheinen mag, keinen besseren Freund als Israel.
In Israel können Araber die Palästinenser politisch vertreten, für sie sprechen und versöhnlich auf israelische Politik wirken. Können Palästinenser das in den umliegenden islamischen Ländern ohne von einem „Tod den Israeli!“ begleitet zu sein? Können sie es überhaupt?
Israel zu unterstützen bedeutet die Palästinenser zu unterstützen.
Der Feind der Palästinenser ist der radikale Islam (vertreten durch Gewaltmenschen, die von Frieden reden und damit Folter und Tod meinen).
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Ich kann es nachvollziehen, daß Sie Mitleid empfinden für die Palästinenser, denen zu Unrecht übles geschieht, aber ich kann Ihr Verständnis für die Aggressionen der Muslime gegen Juden, Christen und sonstwen nicht teilen, kein bißchen.
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Bei allem Respekt, Sie erhalten meine Zustimmung für diese Sicht der Dinge nicht.
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Herr Pfeifer,
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den Artikel habe ich gelesen. Diese „Ergänzung“ führt nur dazu, daß ich die Ungarn für diese Regierung bedaure. Daß es in Ungarn Abneigung gegen Juden und Roma gibt, ist eine Sache, daß es in Ungarn für jeweilige Gruppe aber auch Zuneigung gibt, ist die andere.
Ich hoffe, daß diese Regierung möglichst schnell in der Versenkung verschwindet, damit die Ungarn sich wieder „dem Wachsen in die Höhe“ zuwenden können.
Zu meinem Glück habe ich bislang nur ein „judenfreundliches“ Ungarn kennengelernt, insofern bin ich einigermaßen irritiert über diese Vorgänge, wie es sie nun gibt.
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Responsorium,
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mir subtilen Humor unterschieben??? Das ist ja wohl der Gipfel der Untergrabung!!!
Ich schwanke zwischen „Danke“ und „Bitteschön“…und meine das nicht zum Abgesang…
Oder sollte ich mich besser schämen?
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@A.mOr:
Kurz und bündig ist mein Kommentar:
Subtiler Humor ist nicht jedermans/-fraus Sache! 😉
“Der Antisemitismus und der gegen Roma gerichtete Rassismus ist schon schlimm genug in Ungarn. Da ist man voll damit beschäftigt und braucht keine Fremdenfeindlichkeit“
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Ja so ist es – ein oder zwei Sündenböcke reichen völlig aus, um der geknechteten Seele erst mal ein wenig Luft zu verschaffen, seien es Juden, Muslime, Christen oder Sinti und Roma.
Der Antisemitismus und der gegen Roma gerichtete Rassismus ist schon schlimm genug in Ungarn. Da ist man voll damit beschäftigt und braucht keine Fremdenfeindlichkeit, weil ja auch verhältnismäßig wenig Fremde sich dort aufhalten.
Hingegen hat die am meisten gelesenste Schweizer Tageszeitung einen guten Bericht gebracht, der meinen ergänzt:
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Viktor-Orbans-Freund-diffamiert-die-Juden-/story/10680884
Shalom A.mOr.,
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vielen Dank für Ihre Antwort. Grundsätzlich und im Großen und Ganzen bin ich mit ihrem an mich gerichteten Teil ihrer Antwort ganz einverstanden. Ich erinnere mich jetzt auch wieder an unseren Dialog. Erst mal war alles ganz freundlich und am Ende war es dann auch ein wenig giftig. Nun ja – vielleicht schaffen wir es diesmal ohne das. Es wird mir hier wohl keiner abnehmen, dass ich eigentlich ein harmoniebedürftiger Mensch bin – aber ich behaupte mal ganz trotzig – doch so ist es.
Sie schreiben – das Böse residiert überall, das Gute auch. Der Satz gefällt mir.
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Mit dem an Herrn Pfeifer gerichteten Teil habe ich bei mancher Aussage allerdings ein Problem.
“Selbst der Ruf nach den Faschisten wäre ein „abseitiger Kanal“, was den Faschisten selbst sicher gleichgültig ist“
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Grundsätzlich, wenn ich von Ungarn oder auch von Israel spreche, dann spreche ich zunächst mal von den vorherrschenden politischen Tendenzen des Landes, die mitunter Anlass zu Kritik, vielleicht auch zu heftiger Kritik geben – ganz bestimmt nicht von dem einzelnen Menschen – das sind zwei verschiedene Ebenen, die man strikt auseinander halten sollte und viele Probleme ergeben sich aus dem Umstand, dass das nicht jeder so unterscheiden mag.
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Der Ruf nach Faschisten ist allerdings immer der gleiche Abseitige Kanal. Der Faschismus entsteht letztendlich aus Angst und ist die falsche Antwort auf reale Probleme.
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Der Faschismus (Fasco – das Bündel) ist eine Bewegung, in der sich Menschen gemeinschaftlich und aus Ãœberzeugung, hierarchisch geordnet, in der Regel gerne mit einem machtvollen Rudelführer zusammenrotten, um ein Höchstmaß an ‚Schlagkraft‘ zu erlangen, gegen alles und jeden, von dem Sie glauben, er/sie/ oder es wäre ihrer Sache abträglich. Unabhängige Kontrollinstanzen (Medien/NGOs) werden zurückgedrängt – Kritiker mundtot gemacht – was zählt ist ‚die eine Wahrheit‘, die es koste was es wolle – zu verteidigen gilt.
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Warum tun sich Menschen das an? Weil sie wollen, dass von dem ‚Glanz‘ und natürlich auch von den handfesten Vorteilen etwas für sie abfällt. Vielleicht auch, weil sie viel negatives erlebt haben, was sie leider zu dem Schluss kommen lässt, dass Durchsetzung und Verbesserung ihrer Lage nur auf diesem Weg zu erlangen ist. Mitunter hat diese Logik gewissermaßen sogar ihre Berechtigung, allerdings hat sie einen gewaltigen Schatten – die Intoleranz, die Gewalt, die Gleichschaltung. Weiterhin trifft eine solche Hierarchie strukturell natürlich auf alles mögliche zu, es wird allerdings kritisch, wenn es sich um eine alle gesellschaftlichen Belange übergeordnete Idee handelt, so dass es eben Vielfalt bekämpft und eingeebnet wird.
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Wenn ich schreibe ‚Gewissermaßen hat diese Logik sogar ihre Berechtigung‘ – dann meine ich damit, dass Menschen sich ja mehr oder weniger auch aus anderen Gründen in einer unterdrückten Situation befinden, und da fällt mir zunächt mal vor allem die Ökonomie ein. Armut ist Unfreiheit. Dabei geht es nicht darum, dass man leider keinen Zugang zu Luxuswaren hätte, sondern darum, dass man tatsächlich kaum noch Bewegungsfreiheit hat, darum dass es praktisch keine Entscheidungsfreiheit gibt und man sich permanent anderen regelrecht unterwerfen muss. Weiterhin wird vom Armen ständig gefordert, buchstäblich alle niederen Arbeiten für eine Gegenleistung, die darin besteht, dass er noch ein schäbiges Dach über dem Kopf hat und sich mehr schlecht als Recht ernähren kann. Genau zu einer solchen Situation führt Armut nicht selten. Die Armut erzeugt dann gewissermaßen einen großen seelischen Druck und der findet dann nicht selten leider sein Ventil, indem sich eben viele dieser, zumeist Armen zusammen finden, um sich, wie oben beschrieben zusammenzurotten – da die hierarchischen Zwänge allerdings in der Seele tief verankert sind, bleiben die Hemmnisse, die wirklichen Ursachen ihrer Unterdrückung anzugehen unbeseitigt – und statt dessen suchen sie sich Sündenböcke auf deren Kosten sie sich dann emotional aus ihrer Misere aufschwingen können. Zu den Massen an entrechteten gesellen sich dann auch gut und gerne andere, die auf dieser Welle reiten und Karriere machen.
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Das mit den Sündenböcken ist der eigentliche Schattenpunkt in diesem ganzen Szenario. Es gelingt also den Menschen sich zumindest seelisch, emotional aus ihrer Enge zu befreien und zumindest ihrer Wut ein Gesicht zu geben – allerdings suchen sie sich hierfür ein ‚Objekt‘, dass ihnen gut geeignet scheint – weil ohne starke Lobby – eben einen Sündenbock. Die wirklichen Verursacher ihrer Misere bleiben dabei unangetastet – und so kann man sagen, der Faschismus ist ein Aufstand der es sich leicht macht, indem er gegen die falschen rebelliert, in aller Regel gegen die, dies noch schlechter haben. Ich sehe ihn auch als einen kollektiv zusammen geballten inneren Schweinehund.
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In diesem Zusammehang ist es zum Beispiel interessant, dass in der aktuellsten Rassismusdebatte in Israel, auf den Aufruf der Rabbiner nicht an Araber zu vermieten, die Verteidiger dieser Strategie sagten – ‚wir sind keine Rassisten, wir haben Angst‘ – ja – so entsteht halt der Rassismus eben, – aus Angst, in Israel, in Deutschland, in Ungarn – überall. Die Angst mag sogar ihre Gründe haben, aber sie wird falsch identifiziert – sie sucht nach einer Pseudlolösung auf Kosten jener, denen es noch schlechter geht.
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Wenn sich Zerknirschung und Misstrauen gegen die Finanzpolitik wendet, dann hat sie meiner Meinung nach den intelligentesten Ansatzpunkt gefunden, denn das Geld ist die eine unbeschreibliche Macht, der wir uns alle täglich und ungefragt beugen müssen und gleichzeitig werden die Gesetze des Geldes vollkommen undemokratisch erzeugt und sind für die meisten Menschen völlig undurchschaubar – gleichzeitig werden sie uns als eine Art alternativloses Naturgesetz verkauft, was völliger Unsinn ist, aber unsere Ohnmacht und unseren Glauben an die Alternativlosigkeit erhalten soll. (ich fände es in diesem Zusammenhang übrigens sehr hilfreich, wenn man endlich von der Verknüpfung ‚Zins/Judentum mal Abstand nehmen könnte, damit das Thema mal wieder frei und unvoreingenommen diskutiert werden kann, das ist dringend nötig)
Ich finde es in diesem Zusammehang interessant, dass in den letzten Jahren in Deutschland, als sich eine recht zerknirschte Stimmung hinsichtlich der Banken breit macht, mehrfach ausgerechnet Banker mit Publikationen hervorgetreten sind, die uns ebenfalls von der ‚Islamisierung‘ warnten; ich halte das für ein perfides und zum Teil leider auch für ein nicht ganz unerfolgreiches Ablenkungsmanöver.
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Wenn Sie dann A.mOr. folgendes schreiben:
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“Zusätzlich hat sich eine nicht mehr zu übersehende Problematik in der Migrationsdynamik entwickelt, in der der europäische Faschist bald schon am Rande (trotz einiger Beteiligung an mancher Regierung) eine Unzufriedenheit der Nationen gegenüber einer fast entfesselten aggressiven Vorantreibung vom Islam verteidigt.
Wo also der Böse die einzig sichtbare Kraft zu sein scheint um das noch Bösere abzuweisen.
So kommt es schon dazu, daß Juden mit rassistischen Faschisten am selben Seil ziehen, um Europa vor der Islamisierung zu retten.“
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dann reiten Sie leider, nach allen versöhnlichen Worten, wie mir scheint auf der gleichen Welle, der ich ganz entschieden entgegen treten möchte.
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Es gibt reale Probleme mit Migranten, für die das Schüren von Angst, um dann im Anschluss aggressive und eleminatorische Strategien zu rechtfertigen die schlechteste Antwort sind.
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In der Weimarer Republik war es übrigens nicht anders. Es gab eine aberwitzige Inflation, die die Menschen zum Verzweifeln brachte. Gleichzeit gab es ein hohes Maß an Immigration und zwar von Juden aus Ost-Europa. Diese waren in Deutschland, anders als die alteingessesenen Juden, tatsächlich wohl etwas fremd.
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Die Unfähigkeit und der Unwillen sich zu integrieren wurden damals fast wortgleich diskutiert, so wie es heute mit den Muslimen als Objekt des Unmuts geschieht.
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Ich finde es völlig absurd und auch reichlich hysterisch von der Islamisierung Europas zu reden. In welchen maßgeblichen Instanzen führt den der Islam das Szepter? In gar keinem und wenn man islamischen Institution auch einen Platz und eine Stimme gibt, dann ist das nur richtig und konsequent (findet aber kaum statt), allerdings gibt es überhaupt gar keinen Anlass von einer ‚Islamisierung‘ zu reden.
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Sie schreiben von der Christenverfolgung in den isalmischen Ländern – natürlich ist das schlimm und zu verurteilen, darüber müssen wir wohl nicht diskutieren.
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Aber der Druck der sich in den islamischen Ländern aufgebaut hat, der dann leider mitunter eben auch wieder innerhalb dieser faschistoiden Logik sein ‚Ventil‘ findet – an diesem Druck sind die westlichen Länder und auch Israel maßgeblich beteiligt.
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Die Besatzung ist ein unerträgliches Unding und dass sie sich so lange hält kann nur zu Aggression und Konflikt führen – deshalb schreibe ich hier so konsequent gegen sie an.
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Aber die Unterdrückung der Muslime zieht seit Jahrhunderten sehr viel weitere Kreise, die nicht auf Israel beschränkt sind. Die isalmischen Länder wurde über lange Zeit brutal unterworfen und ausgeplündert und eben so in ihrer Entwicklung gut 100 Jahre zurückgeworfen, wohingegen sie uns zu Gute kam. Dem Kolonialismus folgten post-koloniale Strukturen, die nicht selten undemokratischen Regime mit Gewalt und zwar mit Unterstüztung westlicher demokratischer Staaten in den Sattel halfen, und zwar um ihnen ökonomischen Vorteile zu sichern, man kann hier also auch von Korruption westlicher Staaten auf höchster Ebene sprechen. Die Ökonomie ist ein seltsames Gebilde und während wir von Moral, Ethik, Freiheit und all diesen schönen Dingen sprechen, haben wir all dies ignoriert, wenn es um den baren Vorteil ging, dort wo es weniger Kontrollinstanzen, also keine geordneten rechtsstaatlichen Prinzipien gibt. So ist es die pure Heuchelei, wenn man von dem Wunsch nach Demokratisierung in den muslimischen Ländern redet und ausblendet, wie hoch der Anteil westlicher Staaten an der Verhinderung der selben ist. Und so werfen uns die Muslime (und nicht nur Muslime) nicht ohne Grund Doppelmoral vor. Ja – das ist eine Doppelmoral – anders kann man das nicht nennen.
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Wenn sich also auch Muslime zusammen rotten und ihren inneren Schweinehund von der Leine lassen, sei es gegen Christen oder gegen Juden – dann entsteht das letztendlich aus ähnlichen Gründen, aus Angst, aus Wut und aus der Unfähigkeit den wahren Ursachen zu begegnen – diese Unfähigkeit resultiert nicht allzu selten aus der sehr konkreten staatlich organisierten Androhung von Gewalt, bis hin zum Tod. All dies ist in den muslischen Ländern auf Grund autoritärer Regime und größerer Armut der Massen natürlich noch in sehr viel stärkerem Maß, als bei uns, der Fall.
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Das ist keine Entschuldigung, es ist auch keine Entschuldigung für den sich verstärkenden Rassismus in Ungarn, in Israel, in Deutschland – es ist die Unfähigkeit nach echten Lösungen zu suchen und soche auch zu finden, weil das sehr viel unbequemer und leider auch unendlich viel komplizierter ist, als gegen die unerwünschten Nachbarn zu wettern.
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Es ist richtig, dass nicht nur in Ungarn ein mitunter nachvollziehbarer Unmut über die EU breit macht. Letztendlich steht und fällt alles mit der Ökonomie. Sind die Leute und satt und können sich einen Urlaub im Jahr leisten – ist alles in Ordnung und wenn es nicht so ist – dann fängt man an nach einem Ausweg zu suchen.
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Ich denke die einzig richtige Antwort darauf kann sein, die Würde des Menschen, jeden Menschen konseuqent zu schützen – nicht nur vor Rassismus (das natürlich auch), sondern auch vor völlig Entmündigung durch den angeblich ökonomischen Sachzwang.
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Aber darüber nur anzufangen nachzudenken bedarf vielleicht einer gewissen Originalität, einer Sysiphos-Ausdauer und letzendlich auch Mut.
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Der Kommunismus ist gescheitert, der Kapitalismus fährt gerade das ganze System vor die Wand – wer eigentlich behauptet, dass wir uns nicht was Neues ausdenken könnten? Wozu sind wir denn Menschen?
(und noch am Rande, auch wenn es ‚der Richtige‘ Palästinenser gewesen wäre, kann es doch in keiner Weise entschuldigen, dass der Soldat einfach rein geht und ihn erschießt, einen Mann, welcher auch immer, der in seinem Bett liegt und schläft; es handelt sich daher in meinen Augen keineswegs nur um ein ‚tragisches Versehen‘, sondern um ein Verbrechen, dass Ihnen das gar nicht auffällt wirft ein deutliches Licht auf die Schieflage)
Schalom Jane,
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(„Du oder Sie“, ich hatte in Erinnerung, daß wir das Mitte letzten Jahres geklärt haben; ich wollte nicht unangemessen anreden.
Deutsche Gepflogenheiten -wie sollte ich mich beschweren?- sind eben, wie sie sind, der „Respekt“ wird viel eher über eine simple Anrede als im tatsächlichen Umgang formuliert. Das ist für mein „Temperament“ etwas umständlich, aber ich gebe zu, daß da auch mein „Dickschädel“ eine Rolle spielt.
Mein „Du“ biete ich weiterhin an, aber ich fahre im „Sie“ fort.)
Die „Befindlichkeiten“ zwischen Ihnen und Karl Pfeifer sind mir als Leser hier natürlich ab und zu aufgefallen, ein Experte bin ich in der Angelegenheit sicher nicht.
So verstehe ich nun zwar Ihre Erklärung zum „Bösen in Ungarn/Israel“ (auch Ihre Satire ganz oben ist mir nicht entgangen – und vorsicht: Sarkasmus!), aber meine „Schmierlappigkeit“ war schlicht Reaktion auf das, was auf dieser Seite hier geäußert wurde.
So entschuldige ich mich für meine Unkenntnis darüber, was Sie eigentlich meinten und bitte auch um Verständnis.
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Daß der von Ihnen erwähnte Mensch „irrtümlich“ den Tod durch die Kugeln eines IDF-Soldaten fand (so wie es sich darstellt, auch von israelischer Seite) ist äußerst tragisch; die Verbliebenen haben mein Mitleid. Darüber hinaus habe ich nicht viel zu sagen, es ist schlicht meiner Unkenntnis geschuldet.
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Vielleicht sollte ich „versöhnlich“ eine Weisheit probieren: das Böse residiert überall (und das Gute auch).
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Ihre „Widerstandskraft“ bezogen auf ihren Stand hier auf Hagalil finde ich respektabel und auch wichtig für den Disput.
Dem solchen aber schaden Uneinsichtigkeiten oder, sagen wir: Lagerkämpfe, oder, vielleicht am präzisesten: Rechthaberei.
Wenn der eine mit dem anderen nichts zu verhandeln hat, nicht bereit ist dazuzulernen, mitzudenken, den eigenen Horizont zu erweitern, dann wird der Disput überflüssig.
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Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe unseren Disput nicht vergessen und daran alles in allem positive Erinnerung trotz der Meinungsverschiedenheiten.
Deshalb, was ich von Ihnen lieber nicht mehr lesen möchte ist dieses: „…und eben solche Ergüsse immer wieder über mich ergehen lassen darf.“ Von meiner Seite haben Sie Respekt zu erwarten, auch wenn unsere sachbezogenen Meinungen gegensätzlich sein mögen.
Vieles von dem, was ich bei Ihnen schon lesen konnte trifft auch meinen Geschmack (ich nenne es mal „Ihre humanistische Seite“).
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Verbrechen, die es zu benennen gibt, finden sie auf jüdischer wie auf arabischer Seite, wir sind alle Menschen!
Unsere Themen, die wir hier abhandeln, befassen sich häufig mit großer menschlicher Tragödie, und wir haben oft einfach „Glück“ nicht direkt betroffener Teil dieser Tragödie zu sein.
Es liegt aber in der Natur der Sache, daß manche Menschen, die sich hier äußern, das „Ausmaß menschlicher Tragödie“ durchaus erfassen, und wenn es auch „nur“ derart sein sollte, daß die persönliche Betroffenheit aus der unmittelbaren eigenen Familiengeschichte abzuleiten ist.
Es gibt sicher auch eine Menge „Schlaumeier“, die hier zu Wort kommen, deren Befindlichkeiten möglicherweise befremdelnd wirken.
So oder so, wer leidet der leidet.
Worauf ich hinaus will: unsere Themen rühren auch das Herz an. Mir kann da bei aller Bemühung zur Sachlichkeit auch eine „Schmierlappigkeit“ unterlaufen, anderen Menschen gestehe ich solches also auch zu.
Mein Respekt steigt allerdings vor den Leuten, die es nicht darauf abzielen andere bewußt zu verletzen (oder mit einseitiger Meinung zu verblenden). Wie ich über Antisemitismus denke, brauche ich wohl nicht weiter erläutern.
Meine „Schmierlappigkeit“ sollte den sachlichen Aspekt benennen, aber es liegt mir fern Sie verletzen zu wollen.
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Ich möchte Sie ermuntern, am Ball zu bleiben.
Ich hoffe, daß Sie Verständnis haben, wenn ich israelischen Quellen (selbst vom Militär bei aller Skepsis) mehr Vertrauen schenke, als etwa „dem iranischen Fernsehen“ (ich zitiere Karl Pfeifer) oder arabisch-muslimischen Quellen, hinter denen allzuoft eine Absicht steckt, der ich in keinem Fall folgen kann und will.
Sie sollen nicht glauben, daß zB. Araber mir als Menschen gleichgültig sind. Hier auf Erden zählt für mich ersteinmal der Mensch. Daß ich eine individuelle „Vorfärbung“ habe ist kein Hindernis, sondern mein Lebensrecht, denn ich bin auch ein Mensch.
Mein Glaube ist meine Entscheidung, und es ist ein Frevel wenn andere mir ihren „Glauben“ mit Raketen, Selbstmordanschlägen, aggressiver angstverbreitender Rede und Drohgebärde oder schlichter Demonstration von Überlegenheit an Waffen, Haß oder körperlicher Stärke aufzwingen wollen.
Ihnen, um Sie bei Ihrer „humanistischen Ehre“ zu packen, sei empfohlen (wenn Sie Nerven haben)sich mit dem Schicksal von Christen und ihrer Kinder in muslimischen Ländern zu befassen (um nicht Juden zu nennen).
Auch sollten Sie nicht übersehen, wie auch palästinensische Kinder unter den Fanatikern leiden.
Setzen sie das alles in ein Verhältnis zu dem, was Sie Israel vorzuwerfen haben, es sollte ihrer Milde helfen, aber es wird ihre Nerven nicht beruhigen…ich wünschte, es wäre nicht so schlimm.
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Schalom Herr Pfeifer,
Ihr Lob ist mir eine Ehre.
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Daß es einen Zweifel an der „Europäischkeit“ der Ungarn geben könnte, würde ich überhaupt nicht in Erwägung ziehen, wenn ich nicht die offensichtlich von der „Ost-West-Block-Sicht“ beeinflußte Denke kennengelernt hätte, es ist eben die „Kurzsichtigkeit“ von Menschen, die nichteinmal als Vorwurf zählt.
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Wenn es in Ungarn Rufe gibt, die den Austritt aus der EU verlangen, dann hat das sicher mit sehr vielen verschiedenen Faktoren zu tun. Der „Patriotismus“ selbst wäre nur eine ungenügende aber auch verständliche Erklärung.
Insgesamt gibt es in den europäischen Ländern viel Unzufriedenheit, die sich möglicherweise über etwas „abseitige“ Kanäle Luft verschafft. Selbst der Ruf nach den Faschisten wäre ein „abseitiger Kanal“, was den Faschisten selbst sicher gleichgültig ist.
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Durchaus polemisch möchte ich die europäischen Regierungen davor warnen in einer Art „Weimarer Arroganz“ mit ihren Bevölkerungen zu verhandeln.
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Nicht nur in Ungarn fühlen sich die Menschen von einer EU bevormundet, im Zweifel mögen sich dort (Ungarn) etliche lieber von ihrer eigenen, nationalen Regierung über den Tisch ziehen lassen, als von irgendwelchen „dahergelaufenen“ Eurokraten.
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Zusätzlich hat sich eine nicht mehr zu übersehende Problematik in der Migrationsdynamik entwickelt, in der der europäische Faschist bald schon am Rande (trotz einiger Beteiligung an mancher Regierung) eine Unzufriedenheit der Nationen gegenüber einer fast entfesselten aggressiven Vorantreibung vom Islam verteidigt.
Wo also der Böse die einzig sichtbare Kraft zu sein scheint um das noch Bösere abzuweisen.
So kommt es schon dazu, daß Juden mit rassistischen Faschisten am selben Seil ziehen, um Europa vor der Islamisierung zu retten.
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Wenn nun die Zensur in Ungarn eine hochoffizielle ist, so sollte dabei nicht übersehen sein, daß auch Deutschland, wie es so grausam heißt, „politisch korrekte“ Meinung sehr viel deutlicher betreibt, als einen Journalismus zu fördern der wirklich bei der Aufklärung hilft, indem er möglichst gut und objektivierend recherchiert präsentiert wird.
Mit einiger Sorge, und nur wenig habe ich an der Oberfläche benannt, sehe ich also die Gegenwart.
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In Ungarn gibt es auch den Rassismus, aber, wenn ich recht informiert bin, noch nicht die „Fremdenangst“, wie sie in vielen anderen Ländern des „ehemaligen Westblocks“ neben dem „nie verlorenen“ Antisemitismus vorherrscht.
Insgesamt haben wir in ganz Europa inzwischen einen sozialen Sprengstoff, wie ihn sich keine verantwortungsvolle Regierung wünschen sollte; der einzelne Mensch mit seiner Familie erst recht nicht.
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Ihnen, und allen einen gesegneten Schabat.
Schade – ich hatte übrigens einen langen Beitrag zu Ungarn geschrieben – ein Land, dass ich mag und seit meiner Kindheit kenne (das letzte Mal war ich vor eineinhalb Jahren dort), warum er nicht veröffentlicht wurde ist mir schleierhaft.
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A.mOr.s Unterstellung – ich hätte eine Ost-West-Brille auf und ‚wollte‘ die Ungarn nicht in der EU, ist daher so falsch, falscher geht es gar nicht.
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Ich halte allerdings die Entwicklung in Ungarn für beunruhigend und sie ist auch nicht mit den vertraglich geregelten Grundwerten der EU vereinbar.
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Man sollte dieser Entwicklung auf Europäischer Ebene konsequent entgegentreten, damit das Land nicht über kurz oder lang (wohl eher kurz) zu einer totalitären Entität regridiert, was ich sehr bedauern würde. Mit dem gegenwärtigen Mediengesetzt hätte es seinerzeit der EU gar nicht beitreten können.
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Bei den rassistischen Entgleisungen allerdings von Einzelnen zu sprechen ist doch eine Verharmlosung, da es neben all jenen die auch in Ungarn besorgt über die Entwicklung sind, auch einen politischen Bodensatz in der Bevölkerung und der politischen Klasse gibt, dem die chauvinistisch-eleminatorische Agenda, welche sich vor allem gegen Juden und Sinti und Roma wendet, durchaus zu pass kommen.
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Ansonsten gehören die Ungarn auch für mich selbstverständlich zu Europa und generell genießen die Ungarn meine Sympathie, wenn auch nicht chauvinistische, rechtsgerichtete politische Strömungen.
Sehr geehrter Herr Pfeifer,
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ich hätte es gerne vermieden, dass es hier so giftig wird, aber Sie steigern sich da in immer neue Absurditäten rein und werden auch noch ausfallend, indem Sie meine Beiträge national-sozialistisches Gedankengut unterstellen.
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Zunächst einmal, der Beitrag über den Tod des versehentlich in seinem Bett erschossenen Palästinensers erschien nicht im iranischen Fernsehen, sondern in Haaretz und so hatte ich es auch verlinkt.
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http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/idf-says-it-regrets-killing-civilian-in-hebron-raid-but-defends-operation-1.335781
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Die antisemitischen Verbalattacken manch ungarischer Politiker setzen Sie jetzt in einem großen Rundumschlag mit Kritik an der israelischen Besatzungspolitik gleich, ganz gleich von wem Sie geäußert wird und deuten damit an, dass ich national-sozialistisches Gedankengut verbreite. Dies ist es genau, was ich Ihnen vorwerfe – Sie haben völlig Recht mit Ihrer Kritik an den Zuständen in Ungarn, sind aber blind gegenüber den Missständen in Israel.
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Israel bietet weiß Gott eine Menge Angriffsflächen und es lässt sich nicht vermeiden, dass auch Anti-Semiten ihren Profit daraus ziehen. Das lässt sich leider nicht ändern. Aus diesem Grund jedoch den Mund zu halten und damit indirekt die völkerrechtswidrige und die seit zig Jahren Menschenrechte missachtende Besatzungspolitik zu dulden – das kann kaum der Weg sein, der die Menscheit generell zu mehr Anstand und zu mehr Friedfertigkeit führt.
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Ich habe gegen Ihre Ausführungen zur problematischen Situation in Ungarn nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil – ich unterstütze sie. Die Art und Weise mit welcher Sie Kritik an Israel delegitimieren mangelt es jedoch, ganz anders als bei Ihren kritischen Ausführungen zu Ungarn, ein Land, dass mir wohlgemerkt aus vielen Gründen sehr nahe steht und welches ich nicht zuletzt deshalb auch kritisiere, an Redlichkeit.
[…] Die Internetseite hagalil.com berichtet von um sich greifenden antisemitischen Schmähungen in Ungarn. […]
@Jane@ ist das beste Beispiel für ein „one-track-mind“, sie ähnelt, dem Volksschüler der auf die Frage des Lehrers über den Elefanten, folgendes von sich gibt, der Elefant ist ein großest Tier, auf seiner Nase sitzt eine Fliege. Und er zählt die Eigenschaften der Fliege auf. Der Lehrer sagt, gut und schön jetzt erzähl uns aber was vom Elefanten. Herr Lehrer ich habe nur die Lektion von der Fliege gelernt.
Das alles ist harmlos. Wenn Sie aber das iranische Fernsehen als Quelle zitiert, da wird es dann eng. Jane kann chronisch nicht zum Thema schreiben.
Im übrigen ihre Mantra ist nicht anders als die der ungarischen Jobbik und der ungarischen Nazi, die sich auch auf den jüdischen Staat einschiessen.
Ich diskutiere hier nicht über ihre Mantra.
@A.mOr@ vielen Dank für Ihren Beitrag. Tatsächlich sage ich es immer, es besteht gar kein Grund daran zu zweifeln, dass das ungarische Volk ein europäisches ist und es geht nicht an von den Leuten, die ich kritisiere, zu schliessen, dass alle Ungarn so wären. Orbán und sein Kreis sind zwar gewählt, aber sie sind nicht gleichzustellen mit Ungarn. Wenn also in Ungarn der Ruf laut wird, aus der EU auszutreten und sich mit Russland, China oder Iran zu verbünden, dann würde ein solcher Kurs der Bevölkerung noch größere Opfer abverlangen. Zur EU zu gehören, bedeutet auch die Werte der Demokratie hochzuhalten und auf alle autoritären Allüren zu verzichten.
Und wenn nicht die ungarische Linke so katastrophal versagt hätte, dann wäre es nie so gekommen.
‚Das böse residiert in Ungarn‘ war übrigens nur eine Replik auf Herrn Pfeifers Aussage – ich würde behaupten – ‚das Böse residiert in Israel‘
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Das unterstellte er mir, weil ich einen Artikel in Haaretz verlinkte, der schilderte, wie ein Soldat des IDF einen 65-jährigen, in seinem Bett schlafenden Palästinenser, erschoss. Es stellte sich darüberhinaus danach heraus, dass er sich zu allem Überfluss auch noch im Stockwerk geirrt hatte.
Den dazugehörigen Artikel in Haaretz hatte ich verlinkt.
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Halten Sie solche Unterstellungen, die ja nicht auf meinen Mist gewachsen sind, auch für unanständig A.mOr. und halten Sie das auch für ‚Geschmiere‘?
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Natürlich habe ich so einen Unsinn nie gesagt und auch nicht gedacht und natürlich wird es nicht daran hindern manch haarsträubende Ereignisse hinsichtlich des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern zu thematisieren, was fraglos die Absicht dieser Rethorik ist.
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Es ist auch nicht meine Absicht Herrn Pfeifer hinsichtlich seiner Kritik an den Vorgängen in Ungarn den Wind aus den Segeln zu nehmen, ich teile sie ja voll und ganz.
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Es sei mir jedoch gestattet, die Gelgenheit zu nutzen, ihm seine Art der ‚Argumentation‘ mal vor Augen zu führen, wenn ich mich schon solcher Kraftausdrücke wie ’schmieren‘ etc.‘ enthalte und eben solche Ergüsse immer wieder über mich ergehen lassen darf.
“Jedoch ist es unanständig, wenn Du Karl Pfeifers Aussage in dem Artikel verschmähst, indem Du ein „das Böse residiert in Ungarn“ dazuschmierst (entschuldige meine Wortwahl, es erscheint mir jedoch hier gerade angemessen)“
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Hallo A.mOr.
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unanständig? Ja vielleicht – aber es ist ja nur ein Spiegel, ein Spiegle den ich Herrn Pfeiffer vorhalte, da es seine eigene Rethorik ist, auf welche er zurückgreift, um jegliche Kritik an der israelischen Politik, an der Besatzungspolitik abzuwenden und in ein schales Licht zu stellen, indem er maßlos übertreibt. Die Kritik an den Siedlungen richtet sich ja genauso wenig gegen ‚die Juden‘ oder ‚die Israelis‘ im einzelnen und so halte ich diese Rethorik, ganz analog zu Ihrem Kommentar eben mitunter auch für ‚unanständig‘ – polemisierend, durchaus wirkungsvoll, ein wenig demagogisch, aber eigentlich hohl, letztendlich eine überspitzte Darstellung um den Meinungskontrahenten und seinen Argumenten den Wind aus den Segeln zu nehmen ohne sich die Mühe machen zu müssen auf diese auch einzugehen, was vorteilhaft, denn dann wirds schwierig.
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Bzgl. der angeblichen Ost-West-Brille befinden Sie sich total auf dem Holzdampfer A.Mor., Sie können gar nicht ahnen, wie falsch Sie da liegen.
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Ich selbst kenne Ungarn seit meiner Kindheit, schon zu Sowjet-Zeiten, habe dort Freunde und Verwante. Mir ist alles was Sie positives über die Ungarn sagten und über die leidvolle Geschichte unter sowjetischer Herrschaft vollkommen klar. Es ist also nicht nötig mir die Ungarn ans Herz zu legen. Da sind sie schon. Für mich gehören sie auch zu Europa und es ist mir persönlich absolut kein Bedürfnis, dass Ihnen die Mitgliedschaft entzogen wird. Die Brille von der Sie reden habe ich nicht.
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Das ändert aber nichts daran, dass auch ich die Entwicklung in Ungarn sehr beunruhigend finde. Vielleicht ist es Ihnen entgangen, aber ich reagiere gar nicht verärgert auf die Kritik als solche und habe sie keineswegs ‚verschmäht‘ und genauso wenig verschmähe ich ‚die Ungarn‘ – da liegen Sie wirklich völlig daneben.
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Es erging Herrn Pfeifer eben in meiner Replik einfach so, wie es jedem hier ergeht, der ebenfalls konkrete politische Ereignisse, Aktionen etc. in Israel kritisch aufs Korn nimmt – und dann muss man sich dauernd anhören, ‚man wolle ‚die Juden‘ ‚Israel‘ etc. delegitimieren, gar von der Land fegen‘ oder ähnlich abwegiges – ich finde das unanständig und finde es durchaus angebracht, es bei dieser Gelegenheit mal eindrücklich zu veranschaulichen, indem ich den rethorischen Spieß mal umdrehe – darf und sollte ich dann bzgl. dieser Rethorik hinsichtlich Israels auch von ‚Geschmiere‘ reden, finden Sie das dann auch angebracht?
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Ich sage es nicht gerne, aber mit diesem Mediengesetz hätte Ungarn gar nicht in die EU aufgenommen werden können, insofern ist es nicht verkehrt Ungarn klar zu machen, dass sowas nicht mit den Grundrechten in der EU vereinbar ist.
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Es ist schön, dass sie die Ungarn so in Schutz nehmen – aber neben all jenen in Ungarn, die selbst in Aufruhr über die Entwicklung sind und die mit Recht auf die Mitgliedschaft der EU bauen können sollen, gibt es halt auch einen Bodensatz in der Gesellschaft und auch in der politischen Klasse, dem die chauvinistisch-elminatorischen Attitüden zu pass kommen, sei es dass sie sich gegen Juden oder Sinti und Roma wenden. Nur von ‚Einzelnen‘ zu reden, ist wohl auch nicht ganz korrekt. Wäre es so, es wäre kein ernst zu nehmendes Problem.
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Die Entwicklung in Ungarn ist meiner Meinung nach schon an einem reichlich kritischen Punkt angekommen und wenn das Land nicht zu einer totalitären Entität regridieren soll, dann ist es absolut notwenidig, dass die EU konsequent Stellung bezieht.
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Die EU basiert auf gemeinschaftlichen Verträgen und diese schließen die Pressefreiheit und den Schutz von Minderheiten ein.
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Natürlich muss man jetzt nicht gleich mit dem Entzug der Mitgliedschaft drohen, vielleicht ist das auch gar nicht einfach so möglich – ich befinde mich hier ja nicht auf juristischem, oder diplomatischem Parkett – aber diese Entwicklung ist mit den in Europa definierten Grundrechten nicht vereinbar und es ist unumgänglich darauf in aller Deutlichkeit aufmerksam zu machen – auch um Ungarn und der EU willen – wenn gar nichts anderes ginge – eben auch mit Konsequenzen.
[…] Hagali Stand: […]
Jane postet um 4.00 Uhr früh – das nenne ich Fleiß 🙂
Herr Pfeifer, hoffentlich kommen Sie da nicht ins Schwitzen! 🙂
Die Entwicklungen in Ungarn sind betrüblich. Offensichtlich benutzt die derzeitige Regierung den „natürlichen“ Patriotismus seiner Bevölkerung um dieselbe damit auszutricksen. So hat sie sich wählen lassen.
Die Zensur, wie sie jetzt in Kraft gesetzt wurde, ist geeignet, die ungarische Bevölkerung zu verblenden. Wie weit ist sie noch von einer Propaganda und Gleichschaltung entfernt?
Kann man es jetzt schon so benennen?
Wenn dazu noch antisemitische Anfeindungen der Machthaber kommen: wer mag diesen Aspekt ausblenden?
Das „große ungarische Volk“ hat solches nicht verdient.
Ein Freund von mir, durchaus patriotisch, stellte mir einmal seine Sicht des ungarischen Status Quo dar: „Ungarn kann nicht weiter expandieren (die Rede ist von den vielen Gebieten ringsherum, in denen noch heute ungarisch außerhalb des Staats gesprochen wird), also wächst es in die (geistige) Höhe.“
Nun ist es so, daß die Regierung jener „geistigen Höhe“ offenbar den Raum verbietet.
Wie soll solches enden?
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Ich hoffe sehr, daß die Bemühungen der ungarischen Gegenwehr erfolgreich sind.
Die Rede ist von einem gesetzlichen Erlaß auf europäischer Ebene zum Schutze demokratischer Werte, wie etwa der freien Presse, die eben auch einer Zensur, wie nun in Ungarn, entschlossen entgegentritt. (vgl. http://test.hagalil.com/2011/01/09/ungarn-5/ „Aufruf an die europäischen Institutionen“)
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Hallo Jane,
ich finde es gerecht, wenn Du Vergleiche ziehst und damit einen Tunnelblick vermeidest, wie er nun etwa von der ungarischen Regierung „demokratisch legitimiert undemokratisch“ durchgesetzt wird.
Trotzdem meine ich, daß Deine Befindlichkeit zu Karl Pfeifer hier nicht hergehört, denn so verstehe ich es, wenn Du so sehr darauf drängst, das Thema Nahost hier anzusprechen.
Zurecht verweist Du darauf: „dass Regierungen (die) demokratisch gewählt wurden, nicht unbedingt ein Garant dafür sind, dass Grundrechte hochgehalten werden“ (wir erinnern selbstverständlich auch an die Weimarer Republik).
Jedoch ist es unanständig, wenn Du Karl Pfeifers Aussage in dem Artikel verschmähst, indem Du ein „das Böse residiert in Ungarn“ dazuschmierst (entschuldige meine Wortwahl, es erscheint mir jedoch hier gerade angemessen).
In dem Artikel sehe ich keine „Kritik an Ungarn“, sondern das Benennen von schlechtem Benehmen einzelner, die in diesem Fall nicht zufällig Ungarn sind. Und eben auch nicht zufällig, sondern demokratisch legitimiert ist nun eine Regierung in Ungarn, die der Mehrheit der Ungarn ihre vereinzelten Ansichten per „unfreier Presse“ aufzudrängen gedenkt. Auch ist es offensichtlich, daß diese Regierung eigene Interessen verfolgt und durchsetzt, während das ungarische Volk „behämmat“ an der Nase herumgeführt wird.
Das kann man, wohl nicht zu unrecht, etlichen, demokratischen Regierungen unterstellen, mindestens ist Skepsis angebracht.
Das (für Ungarn) zu benennen ist nur gerecht – gerade auch in einem „Europa der gemeinsamen demokratischen Werte“ (vgl. den Aufruf, link oben).
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Deine Skepsis an der Regierung von Israel, auch unter dem von Dir genannten Aspekt „demokratisch gewählt bedeutet nicht demokratisches Anliegen“ (wir wissen das), ist Deine Freiheit, die Dir in Ungarn genommen wird.
In Israel nicht.
Deshalb gehört Dein Verweis auf Israel nicht hierher.
Wenn Du für Menschenrechte eintrittst -bzw demokratisch freiheitliche Werte-, dann gehört das hierher, aber der Fokus hier ist nuneinmal Ungarn und nicht sonstwo.
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Daher noch dieses von Dir: „…und insofern Ungarn Wert auf die Mitgliedschaft in der EU legt…“
EU hin oder her.
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Ungarn ist mit seiner Ankunft in Europa sicher ein Volk (mit „Hilfsvölkern“) gewesen, bei dem es gewisse „Anpassungsstörungen“ zu den anderen Völkern gab. Dieses wurde beigelegt, wobei es eben die Einbindung in ein allgemein europäisches Christentum war, daß dabei half. Seit dem ist Ungarn ein Volk der Mitte Europas, und daran kam niemals mehr Zweifel auf.
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Die Ungarn sind Europäer im besten Sinne, sie sind ein stolzes Volk mit einer „eigenartigen“ Sprache und Kultur, nicht nur im Zusammenhang der langen k.u.k.-Verbundenheit ist Ungarn ein Flächenstaat, der viele Minderheiten kennt.
Ungarn hat, wie andere Nationen am Balkan, für die Freiheit Europas gekämpft und gelitten gegen den Expansionsdrang des Osmanischen Reichs (die Türken).
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Die Zeit der politischen Blöcke „Ost-West“, so sehr sie noch heute unser Bewußtsein mitbeeinflußt, ist im historischen Zusammenhang gesehen bestenfalls eine Episode.
Die Ungarn haben unter den Kommunisten nicht weniger mit Blut bezahlt als andere Nationen des sogenannten „Ostblocks“, sie haben gekämpft und maßgeblich dazu beigetragen, daß „die Mauer“ fiel.
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Seit 2004 gehören sie in die EU, aber Europäer sind sie schon sehr viel länger, daran ändert auch die „Ost-West-Brille“ nichts. Die EU sollte sich sehr geehrt fühlen, daß das Volk der Ungarn beigetreten ist.
Die Interessen der EU jedoch, letztlich ist sie schließlich ein Verbund gemeinsamer, wirtschaftlicher Interessen Europas, sollten skeptisch beäugt werden; warum das, brauche ich hier wohl nicht ausführen.
Aber es liegt nuneinmal auch in der Natur der Sache, daß ein solcher Verbund auch für andere Angelegenheiten steht, als nur gemeinsame wirtschaftliche Interessen.
Die Wirtschaft ist nicht von den einzelnen Völkern und ihrer Identität zu trennen, auch wenn uns das Glauben gemacht werden soll.
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Das ungarische Volk gehört zu Europa, wie die Schweizer, wie die Polen, und wie die Sorben in der Lausitz oder die verschiedenen jüdischen Gemeinden Europas, um nur ein geringstes an Beispielen zu nennen.
Die EU ist nicht Europa, aber wie die Dinge liegen, eben der wichtigste Fürsprecher Europas, nämlich das sichtbarste Gesicht Europas in der jetzigen Welt.
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Das alles erwähne ich, weil ich nicht möchte, daß Du Skepsis an der „Europäischkeit“ der Ungarn hast. Es liest sich für mich bei Dir eben so. Vielleicht liege ich da falsch.
“Ich habe ihm nicht das Recht auf Kritik an Israel abgesprochen. Ich meinte nur, die Tatsache, dass er Widerstandskämpfer war, ist kein Beweis dafür, dass er Recht hat“
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Stimmt,. das war es tatsächlich was Sie schrieben – Herr Pfeifer. Da möchte ich mich entschuldigen auch für das zweite F.
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Herr Hessel hat jedenfalls eine sehr überzeugende Vita – und alle Anti-Kritiker-Klischees, der üblichen pro-zionistischen PR, die Schublade an rethorischen Versatzstücken, um möglichst jede Kritik an Israel im Keim zu ersticken versagen halt in Anbetracht einer solchen Biografie. Darüber ist Herr Hessel zweifelsohne erhaben. Dass ihn die Verhältnisse in Israel schmerzen, nachdem auch er sich einst mit seinem Leben dafür einsetzte, dass Juden eine bessere Zukunft haben und Humanität den Sieg über den Rassenwahn wegträgt, dass sei ihm schon gestattet.
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In Israel und auch in der jüdischen Welt, gibt es ja auch nicht wenig Widerstand, gerade von Künstlern und Akademikern, und deren Renomee ist in Israel auch nicht viel wert – sobald sie sich deutlich gegen die Besatzung aussprechen.
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So haben 155 Akademiker in Israel gerade eine Petition eingereicht, welche den Siedlungsbau in deutlichen Worten verurteilt und zum Boykott der Siedlungen aufruft:
“The document described the „unbearably harsh conditions“ Palestinians suffer in nearby villages and refugee camps only a few kilometers away, where the residents are deprived of their basic human rights.
„Not only do they not have access to higher education, some do not even have running water. These are two different realities that create a policy of apartheid,“ the petition read.
The academics condemned the continued construction of settlements in the West Bank, saying its only goal is „preventing the Palestinians from creating an independent state,“ which they said is a measure that would ruin chances for Israelis to ever live in peace in the region. “
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http://www.presstv.ir/detail/159278.html
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Die Regierung Nentanyahu hat auch schon zuvor Widerstand aus akademischen Kreisen mit der Androhung der Einfrierung von Budgets reagiert.
Um ein kleines aktuelles Beispiel für den harschen Besatzungsalltag zu geben, gegen den sich die israelischen Akademker auflehen, gerade hat die IDF die Häuser und auch eine Schule von 300 Beduinen in den Hügel südlich Hebrons zerstört – Business as usual.
http://www.imemc.org/article/60399
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Der kritische Historiker Illan Pappe hat das Land längst verlassen, in Anbetracht seiner Veröffentlichungen, die natürlich durch israelische Militärarchive gründlich belegt sind, hat er sich in Israel viele Feinde gemacht.
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Öffentliche Aufrufe, nicht an Muslime zu vermieten oder zu verkaufen, können sich in Israel einer breiten und durchaus renommierten Anhängerschar erfreuen etc.
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Man sieht, ob Ungarn oder Israel, allein der Umstand, dass eine Regierung demokratisch legitimiert ist, sagt absolut gar nichts darüber aus, ob ihre Agenda moralisch auch gerechtfertigt ist und Kritik ist vonnöten. Das Ersticken von Kritik, die Behinderung der Pressefreiheit, welche auch in Israel ein Thema ist (auch wenn in Israel die freie Meinungsäußerung an und für sich bislang nicht kriminalisiert ist, man behindert eher massiv die journalistische Arbeit) die Behinderung der Arbeit von Nicht-Regierungsorganisationen und Oppositionellen, das alles sind Schritte auf dem Weg zu totalitären Strukturen – und sei es eben der demokratisch legitimierte Terror der Mehrheit gegen Minderheiten und Schwächere.
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– und andere Länder, welche sich im westlichen Bündnis sehen, müssen genauso mit der berechtigten Kritik und Widerstand rechnen, wenn Tendenzen, wie die in Ungarn sich so deutlich abzeichnen.
@jane@ ich befinde mich gerade in Köln, wo ich heute abend einen Vortrag über Ungarn halte. Ich finde es schade, dass sie nicht lesen können oder wollen was ich zu Herrn Hessel schrieb. Ich habe ihm nicht das Recht auf Kritik an Israel abgesprochen. Ich meinte nur, die Tatsache, dass er Widerstandskämpfer war, ist kein Beweis dafür, dass er Recht hat. Eine Diskussion mit Jane ist deswegen mühsam, weil sie unbelehrbar scheint und anscheinend nur ein thema hat.
Und vielleicht merken Sie sich wenigstens wie ich meinen Namen schreibe.
Meinen tiefen Respekt vor Ihnen, sehr geehrter Herr Pfeifer, wie Sie auch hier die Position des Anstands verteidigen:
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http://hurryupharry.org/2011/01/09/antisemtic-hungarian-journalist-attacks-nick-cohen-and-andras-schiff/
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Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft und überzeugende Argumente.
[…] Edit 12.1.: Siehe auch: Antisemitische Schmähungen in Ungarn. Karl Pfeifer auf Hagalil. […]
“Und dann gibt es noch den Herrn Pfeiffer, der entdeckt hat, was inEuropa wirklich schlimm ist, nämlich Ungarn. Wenn in Gaza Palästinenser in den massakriert werden, wenn in der West-Bank Palästinenser das Aufenthaltsrecht entzogen wird und in den besetzten Gebieten, wo schon in dritter und vierter Generation geborene Menschen die einfachsten Grundrechte vorenthalten werden, dann interessiert es diesen Herrn überhaupt nicht, denn er hat das Böse entdeckt. Und das Böse residiert in Ungarn.“
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So – das war nun ein wenig satirisch gedacht, denn natürlich ist dies eigentlich ein Zitat Pfeiffers zum Tod 2er Palästinenser, in welchem ich nur Nahen Osten durch Europa, Christen durch Palästinenser, Ägypten, Libanon etc. durch ‚besetzte Gebiete‘ und Israel durch Ungarn ersetzt habe.
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Ich finde die Entwicklung in Ungarn auch sehr beunruhigend und natürlich finde ich es richtig und wichtig, dass darüber berichtet wird. Die Hetze gegen Minderheiten ist nicht akzeptabel und insofern Ungarn Wert auf die Mitgliedschaft in der EU legt, sollte das Land mal Nachhilfe in Sachen Pressefreiheit und Schutz von Minderheiten bekommen. Das höchst umstrittene Mediengesetz stößt ja nun in der EU Gott sei Dank auf große Ablehnung und das kann Ungarn nicht ignorieren – und das zumindest ist gut so.
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Wenn allerdings Herr Pfeiffer in einem anderen Kommentar anmahnt, dass zum Beispiel nicht mal ein Widerstandskämpfer gegen die Nazis, wie Stephane Hessel, der mehrere Konzentrationslager überlebte – nicht das Recht habe Israel zu kritisieren – woher nimmt sich dann Herr Pfeiffer das Recht Ungarn zu kritisieren? (Mit der Kritik bin ich aber ansonsten völlig einverstanden und mit der Veröffentlichung auch)
Das Land liefert eben leider gegenwärtig auch ein weiteres mal ein Beispiel, dass alleine der Umstand, dass Regierungen demokratisch gewählt wurden, nicht unbedingt ein Garant dafür sind, dass Grundrechte hochgehalten werden und das Agieren der Politik unbedingt legitim wäre. Es ist nur ein wenig beschämend, wenn ein solcher Kurs nicht von oben verordnet, sondern durch den Wähler legitimiert wird – da denke ich unter anderem auch an Israel.
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