Autor Amos Oz ist 70

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Der Schriftsteller Amos Oz feiert am heutigen Montag seinen 70. Geburtstag. Er ist der israelische Autor, dessen Werke in die meisten Fremdsprachen übersetzt wurden – bislang sind es 36…

Oz wurde am 4. Mai 1939 als Amos Klausner im Jerusalemer Vorort Kerem Avraham geboren. Seine Großeltern väterlicherseits waren 1917 nach der russischen Revolution aus dem ukrainischen Odessa ins damals polnisch besetzte Vilnius geflohen. 1933 wanderten sie nach Palästina aus. Der Vater war Literaturwissenschaftler und beherrschte 15 Sprachen. Als Amos 13 Jahre alt wurde, beging seine Mutter Selbstmord. Der Junge empfand dies als Verrat und trat zwei Jahre später in einen Kibbutz ein – aus Protest gegen seine Familie. Er übernahm auch den Nachnamen Oz – das hebräische Wort für „Kraft“ oder „Stärke“.

Nach dem dreijährigen Wehrdienst studierte Amos Oz in Jerusalem Literatur und Philosophie. Sein erster Erzählband „Länder des Schakals“ erschien 1965. Darin beschrieb er das Leben im Kibbutz, wo er rund 30 Jahre verbrachte. Im Jahr 1986 zog er mit seiner Ehefrau Nilly, den zwei Töchtern und dem Sohn in die Wüstenstadt Arad, 25 Kilometer vom Toten Meer entfernt. Das dortige Klima kam dem Sohn entgegen, der an Asthma leidet.

Hofft auf moderatere Hamas

Oz kämpfte 1967 im Sechs-Tage-Krieg und 1973 im Jom-Kippur-Krieg. Er ist gleichzeitig Mitbegründer der Bewegung „Schalom Achschaw“ (Frieden jetzt) und setzt sich seit 1967 für eine Zweistaatenlösung ein. Bezüglich der radikal-islamischen Hamas meinte er gegenüber dem „Rheinischen Merkur“: „Ich hoffe bis heute, dass die Hamas sich zu einer moderateren Haltung gegenüber Israel durchringt. Solange sie meinem Land jedes Lebensrecht abspricht, kann es mit ihr keine Verhandlungen geben. Ein Kompromiss kann schließlich nicht so aussehen, dass Israel nur montags, mittwochs und freitags existieren darf.“

Ihm ist auch Folgendes aufgefallen: „In den 1930er Jahren sagten unsere Feinde: Juden ab nach Palästina. Jetzt sagen sie: Juden raus aus Palästina. Sie wollen uns nicht hier. Sie wollen uns nicht dort. Sie wollen nicht, dass wir sind.“

Seinen Traum für eine friedliche Zukunft formuliert Oz so: „Ich möchte noch erleben, dass es eines schönen Tages eine israelische und eine palästinensische Botschaft in einem geteilten Jerusalem, also zwei Regierungssitze, gibt, einen kurzen Fußweg voneinander entfernt.“

Lenz half ihm zum Brückenschlag mit Deutschland

Amos Oz hat über 20 Romane, Erzählungen und Kinderbücher verfasst. Dafür erhielt er auch in Deutschland zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Friedenspreis des deutschen Buchhandels (1992), der Goethe-Preis (2005) oder der Heinrich-Heine-Preis (2008). Im Gegenzug hielt er im Jahr 2006 die Laudatio zum 80. Geburtstag des Schriftstellers Siegfried Lenz. Er würdigte den Jubilar als „Romancier von tiefer Menschlichkeit, Güte, Toleranz und Mitgefühl“. Laut der Tageszeitung „Die Welt“ habe ihm vor allem das 1968 erschienene Buch „Die Deutschstunde“ mehr als alle anderen Bücher der Nachkriegsliteratur geholfen, sein Schwarz-Weiß-Denken in Bezug auf Deutschland zu überwinden.

inn, 04.05.2009