Die jüdische Gemeinde in Regensburg baut ein neues Gemeindezentrum

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 Ein Gespräch mit der Gemeindevorsitzenden Ilse Danziger…

Von Gerhard K. Nagel

Jüdisches Leben in Regensburg hat eine lange Geschichte. Der erste schriftliche Nachweis der Existenz der Jüdischen Gemeinde datiert aus dem Jahr 981. Sie ist somit die älteste jüdische Gemeinde in Bayern und eine der ältesten Gemeinden im gesamten deutschsprachigen Raum.

Im Mittelalter war die Stadt ein Hort jüdischer Gelehrsamkeit. Namhafte Rabbiner wirkten in Regensburg, so Menachem Ben Mekhir, Rabbi Isak ben Mordechai, Rabbbi Efraim ben Isaak. Im Jahr 1196 gründete Jehuda ben Samuel he-Chasid seine weltberühmte Jeschiwa.

Die erste Synagoge wurde im 11. Jahrhundert, inmitten des damaligen jüdischen Viertels, im Zentrum der heutigen Stadt, auf dem heutigen Neupfarrplatz erbaut. Sie fiel im 12. Jahrhundert bei einem Stadtbrand dem Feuer großenteils zum Opfer. Unmitttelbar nach dem Brand wurde auf den Resten der abgebrannten Synagoge eine neue Synagoge im gotischen Stil errichtet, deren Fertigstellung in das Jahr 1227 fiel. Zu dieser Zeit gab es in Regensburg eine Talmudhochschule, eine Schule, ein rabbinisches Gericht, ein Gemeindehaus, ein Hospital, eine Mikwe und einen neuen Friedhof. Ab 1215 mussten die Regensburger Juden in ein von einer Mauer umgebenen Ghetto mit eingeschränkten Wohneinheiten ziehen. In der Folge kam es zu weiteren Restriktionen und zu Verfolgungen. Zur Zeit der bayernweiten Pogrome im 14. Jahrhundert, verhielt sich die Regensburger Bevölkerung weitgehend solidarisch mit den in der Stadt lebenden Juden. Mitte des 15. Jahrhunderts kam Not in Regensburg auf und die eher freundliche Stimmung kippte. Es gab eine neue Phase von Verfolgungen, die im Jahr 1519 in der großen Vertreibung der Juden aus der Stadt kulminierte.

Die Synagoge wurde zerstört, der Friedhof mit mehr als 4200 Gräbern geschändet, die Grabsteine geplündert, teilweise als Trophäen in Gebäuden, als Stützmauer verwendet. Teile der vertriebenen Juden siedelten sich vorübergehend in stadtnahen kleineren Orten, die heutzutage eingemeindet sind, an. In einer zweiten Phase die Juden auch aus den Vororten vertrieben. Über 300 Jahre, bis zum Bayerischen Judenedikt im Jahr 1813, durften sich keine Juden mehr in Regensburg niederlassen.

Gemeindevorsitzende Ilse Danziger erläutert: „Man hat dann einzelnen Juden, die man gebraucht hat, erlaubt, sich wieder in der Stadt niederzulassen. Teilweise durften dann auch  Familienmitglieder nachziehen. So kamen mit der Zeit immer mehr jüdische Menschen nach Regensburg. Sie haben einen Platz benötigt, wo sie beten konnten, Verstorbene mussten beerdigt werden usw. Seit 1822 gab es wieder einen jüdischen Friedhof, der immer noch existiert, erweitert wurde und auf dem teilweise bis heute Bestattungen stattfinden. Man fand zuerst einen Gebtsraum, dann wurde im Zentrum der Stadt, in der Unteren Bachgasse eine ehemaligen Kirche zu einem Gebetshaus mit  Mikwe umgebaut und von 1841 bis 1907 genutzt.

Im Jahre 1907 lösten sich während des Gebets dann Teile des Putzes von der Frauenempore und stürzten in den Männergebetsraum. Man weigerte sich, weiterhin an diesem Ort zu beten. Daraufhin gestattete man den Juden, ein Grundstück in der Schäfferstrasse 2 (heute „Am Brixener Hof  2„) zu kaufen und eine neue Synagoge zu planen. Bis dahin wurde in einer Privatvilla gebetet. In etwas mehr als einem Jahr entstand auf diesem Grundstück eine, im neoromanischen Stil gestaltete Synagoge, die im Jahr 1912 eingeweiht wurde. Die Gemeinde hatte damals etwas mehr als 500  Mitglieder.“

Die Synagoge von 1912, (c) JG Regensburg

In der Pogromnacht vom 09. auf den 10. November 1938, wurde die Synagoge niedergebrannt und zerstört. Die Beiträge der Juden zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben in der Stadt, die im Laufe der Zeit erarbeitet worden waren, waren unter der Naziherrschaft plötzlich nichts mehr wert.

Ilse Danziger führt aus: „Es wurde nicht nur die Synagoge niedergebrannt, sondern es wurden jüdische Mitbürger in ihren Wohnungen überfallen, geschlagen, gedemütigt, und aus den Wohnungen getrieben und  einen Tag nach der Pogromnacht, am 10. November 1938 gab es, – etwas, das sich nur in Regensburg ereignet hat – einen sogenannten „Schandmarsch“. Man trieb die Menschen in einem Zug durch die Stadt, vorneweg ein Transparent „Auszug der Juden“.“

Alle Regensburger Juden, die nicht mehr auswandern konnten, wurden in KZs verbracht und ermordet. Zwei der ehemaligen Regenburger Juden liessen sch zeitweise in der Stadt nieder. Später, in den Fünfziger Jahren kam Hans Rosengold, der in der Nazizeit noch ein Junge war, und mit seiner Mutter nach Argentinien fliehen konnte, dauerhaft nach Regensburg zurück.

Ilse Danziger erzählt: „1945, nach dem Ende der Naziherrschaft, wurden viele Überlebende aus den  KZs, in DP-Lagern untergebracht, auch in Regensburg. Meine Schwiegermutter mit ihren beiden Schwestern beispielsweise stammt aus Polen. Aber in Polen wollte man auch nach dem Krieg keine Juden und meine Verwandten hatten gemerkt, dass es brenzlich wird, dass so etwas, wie in Kielce (GKN: Am 04.Juli 1946 gab es in Kielce einen Pogrom bei dem über 40 polnische Juden ermordet wurden.) wieder entstehen könnte. Daher sind sie nach Deutschland geflohen und kamen auf Umwegen nach Regensburg.

Viele der Menschen aus den DP-Lagern haben sich in Regensburg, in Passau und Straubing niedergelassen und gründeten wieder Gemeinden. Es waren überwiegend KZ Überlebende aus Polen. Auch ein paar deutsche Juden kamen nach Regensburg, insgesamt mehr als 2000 Menschen.

Der Großteil davon wollte nicht bleiben. Viele zogen weiter, nach Israel, nach den USA, nach Kanada……

Einige sind aber doch geblieben. Sie haben hier gearbeitet, Geschäfte eröffnet, Familien gegründet. Sie lebten jedoch zum größten Teil unter sich und von der Stadtgesellschaft zurückgezogen.

Anfänglich kam es in der Gemeinde immer mal wieder zu Konflikten zwischen Mitgliedern mit polnischem und Mitgliedern mit deutschen Hintergrund, die aber mit der Zeit nachließen und verschwanden.

Die religiöse Betreuung übernahm am 30. Mai 1945 Rabbiner Dr. Josef Glatzer. Im Jahr 1949 emigrierte er in die USA. Unter dem Nachfolger von Rabbiner Glatzer, Rabbiner Yakob Simcha Avidor wurde dann am 1. August 1950 die Jüdische Gemeinde Regensburg, Nachfolgerin der Jewish Community, mit einem Mitgliederbestand von 350 Personen, gegründet. Die entstandene Gemeinde war orthodox und im Kern polnisch-jüdisch. 

Bei der ersten Wahl nach dem Zweiten Weltkrieg, an der sich deutsche und osteuropäische Juden gemeinsam beeiligten, konnte ein neuer Vorstand aller Juden in Regensburg gewählt werden. Er  setzte sich auf folgenden Personen zusammen: Max Hirsch, Chaim Schwerdt, Chaim Pommeranz, Dr. Martin Rottenberg, Josef Ciesierski und Markus Kalfus.

Nach Rabbiner Avidor folgte noch Rabbiner Kraus und dann Nathan Liebermann, der bis zum Jahr 1969 amtierte. Danach begann eine lange rabbinerlose Zeit, die aber inzwischen zu Ende ist.

Bis zu seinem Ableben im Jahr 2007 prägte auch der langjährige Vorsitzende Otto Schwerdt, ein KZ-Überlebender, der in Braunschweig geboren war und der 2011 verstorbene Hans Rosengold, das Gemeindeleben. Beide sorgten für die Anerkennung der Jüdischen Gemeinde in der Stadt.“

Frau Danziger skizziert die weitere Entwicklung der Gemeinde: „Die Menschen sind älter geworden, viele sind verstorben, viele Junge Leute haben geheiratet und sind in eine andere Stadt gezogen, etliche haben Alija gemacht. Die Gemeinde hat sich im Laufe der Zeit verkleinert, erst auf einhundert dann auf achtzig und weiter auf siebzig Personen. Ein Großteil davon waren alte Leute und man musste sich wirklich Gedanken darüber machen, wie man einen Minjan  zusammenbekommt. Es war immer mal wieder jemand krank oder konnte nicht kommen, usw. Die Gebete haben immer stattgefunden, aber es war sehr schwierig.

Es waren Zeiten, da sah man in Regensburg keine Zukunft der Gemeinde. Die sogenannte „Jugend“ wanderte in größere Städte ab, ging nach Israel und Amerika. Zurück bleib die ältere Generation.

Gleichzeitig wurden jüdische Menschen in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion diskriminiert, verachtet, nur weil sie jüdischen Glaubens waren. Ihre Religion auszuüben war verpönt. Jüdische Menschen wurden nicht zum Studium zugelassen, oder erst, nachdem tatsächlich kein anderer zur Verfügung stand.

So begann in diesen Staaten eine große Auswanderungswelle nach Israel, man versuchte aber auch nach Deutschland oder Amerika zu kommen.

Die Ministerpräsidenten der Länder in Deutschland beschlossen daher, auch um die Jüdischen Gemeinden wieder zu beleben, im Jahr 10.000 jüdische Menschen nach Deutschland einwandern zu lassen.

Die Zuwanderer wurden natürlich dort angesiedelt wo es jüdische Gemeinden gab und so kamen die Ersten 1994 nach Regensburg. Es waren damals 60 Personen, komplette Familien mit Kindern und den Großeltern.

Für uns war dies eine Bereicherung, gleichzeitig aber auch eine große Herausforderung.

Wir sahen es als unsere größte Aufgabe an, diese Neuzuwanderer sowohl in unsere Gemeinde, als auch in die Stadtgesellschaft zu integrieren.

Wir versuchten mit unserem persönlichen Einsatz den Menschen zu helfen und wussten, das Wichtigste war die deutsche Sprache zu erlernen.

Die Meisten waren Ingenieure, Ärzte usw., aber was nützt das ohne die Sprache. Also bemühten wir uns um Deutschkurse, boten auch zusätzliche Kurse in unserer Gemeinde an und brachten so alles auf einen guten Weg. Im Laufe der Zeit wuchs die Gemeinde auf etwa 1000 Personen an.“

Zur räumlichen Situationen vor dem Beschluss, ein neues Gemeindezentrum mit Synagoge zu bauen

Der Altbau mit Mikwe und Wochentagsschul, der neben der Synagoge von 1912 stand, war und ist erhalten. Er wurde in der Pogromnacht aus Angst, dass die Nachbarhäuser in Mitleidenschaft gezogen werden könnten, von den Nazis geplündert, aber nicht in Brand gesetzt.

Bis vor Kurzem waren im Altbau die Büroräume der Jüdischen Gemeinde und ein Gebetsraum für insgesamt maximal 60 Personen untergebracht. Daneben gab es einen Flachbau aus dem Jahr 1968. Dort waren eine Küche, Sanitärräume und ein Saal für maximal 100 Personen untergebracht. Im Saal fand beispielsweise an den Hohen Feiertagen, wenn mehr Leute kamen, das Gebet statt, an Pessach auch die Sederabende.

Die räumlichen Möglichkeiten waren in diesen zwei Gebäuden für eine Gemeinde mit 1000 Mitgliedern viel zu beschränkt. Der Gebetsraum war zu klein. Das war vor allem an den Hohen Feiertagen, wenn mehr Beter kamen, ein ernstes Problem. Zu den Sederabenden konnten nicht alle eingeladen werden. Der Gemeindevorstand musste die schwierige Entscheidung treffen, wen man anschreiben sollte und wen nicht. Die koschere Küche war zu klein, um größere Ereignisse bedienen zu können. Die Gemeinde hatte keinen Platz für ein Jugendzentrum. Der Religionsunterricht fand in sehr beengten Verhältnissen statt. Älteren Mitgliedern, die großenteils in kleinen Ein-oder Zweizimmerwohnungen leben und aufgrund dieser Situation sich nicht gegenseitig besuchen konnten, stand in der Gemeinde kein Raum für Treffen, Austausch und Kaffeetrinken zur Verfügung. Für die Kinder gab es beispielsweise keine Möglichkeit, Feiertage wie Purim usw., gemeinsam mit Eltern und Großeltern abzuhalten und eventuell Theaterstücke aufzuführen.

Lesungen, die teilweise auch in Zusammenarbeit mit der Universität stattfanden, waren völlig überfüllt, weil die Kapazität des Saales viel zu klein war. Die vorhandene Bibliothek litt unter extremem Platzmangel und es war dort im Winter zu kalt. Für eine Kindergruppe oder gar einen zukünftigen Kindergarten war kein Platz vorhanden. 

Es bestand aufgrund dieser Situation die Gefahr, dass Mitglieder das Interesse an der Gemeinde verlieren.

Zur Bibliothek, die sich im Altbau befand, führt Ilse Danziger aus: „Die Bibliothek, die wir aufgebaut haben, ist uns sehr wichtig, gerade auch deshalb, weil sie ein zentrales Instrument der Öffnung der Jüdischen Gemeinde hin zur Stadtgesellschaft ist. Die Bibliothek führt viele  russischsprachige Bücher in ihren Beständen und an der Regensburger Universität gibt es eine Abteilung für Slawistik mit russischsprachigen Menschen, die nicht unbedingt etwas mit der Jüdischen Gemeinde zu tun haben, ich aber freuen, hierher zu kommen, um mit anderen auf russisch zu konversieren und in der Bibliothek zu stöbern.“

Ilse Danziger erläutert weiter: „Es gab noch einen anderen Grund, warum wir unbedingt etwas machen mussten. Das erhalten gebliebene Nebengebäude der Synagoge von 1912 hatte massive statische Probleme. Den Westteil davon konnten wir vor einigen Jahren abfangen, der andere Teil wies mittlerweile massive Risse auf, musste also auch unbedingt abgefangen werden. Die zu planende Erweiterung sollte jedoch mit dem Altbau verbunden werden. Jeder Euro, den wir in den  Altbau hineinstecken würden, wäre sonst verloren.“

Aus den dargestellten Gründe heraus fiel die Entscheidung, den Flachbau abzureißen und für das neue Gemeindezentrum mit Synagoge den so freiwerdenden Platz zu nutzen. Es war eine enorme Herausforderung für ein Architekturbüro, auf einer sehr beschränkten Grundfläche ein Gebäude errichten zu wollen, das dem Raumbedarf der Gemeinde Rechnung trägt. Das geht nur, indem man den das Problem nach Oben verlagert und eine ausreichende Zahl von Stockwerken einplant.

„Uns war jedoch klar“, sagt Ilse Danziger, „dass wir das Projekt niemald ohne Unterstützung schaffen konnten. Der Weiterbestand einer lebendigen und zukunftsfähigen Jüdischen Gemeinde stand auf dem Spiel.

Die Juden haben in der mehr als tausendjährigen Geschichte der Stadt Bedeutendes zum heutigen Weltkulturerbe beigetragen, daher sollte auch der Weltkulturerbestadt Regensburg der Weiterbestand der jüdischen Gemeinde am Herzen liegen.

Es bildete sich ein Förderverein aus nichtjüdischen Bürgern, der unser geplantes Projekt in der Stadt und darüber hinaus bekannt machen und dafür Spenden sammeln wollte. (GKN: Zum Förderverein finden sich gegen Ende des Artikels noch einige interessante Informationen).

Eines dieser Mitglieder, ein bekannter Architekt und Mitglied des Rotary-Clubs Porta Praetoria, warb in seinem Club für unser Vorhaben und so wurde von diesem Club ein Architektenwettbewerb finanziert.

Unsere Wünsche und die Anforderungen die die Stadt stellte, waren schon eine besondere Herausforderung für Architekten. Für uns war wichtig den Standort beizubehalten. Auf keinen Fall wollten wir noch einmal einen neuen Platz für eine Synagoge in Regensburg. Das sogenannte „sakrale Dreieck“ aus katholischem Dom, protestantischer Neupfarrkirche und jüdischer Synagoge sollte beibehalten werden.

Zudem sollte die vor allen Dingen durch meine beiden verstorbenen Vorstandkollegen Hans Rosengold und Otto Schwerdt eingeleitete und praktizierte Öffnung der Jüdischen Gemeinde fortgeführt werden, trotzdem aber die erforderliche Sicherheit für unsere Gemeinde gegeben sein.

Da das Grundstück in der südöstlichen Altstadt liegt, gab es vor allen Dingen das wichtige Ziel der Stadt, das Ensemble bestehend aus dem westlich auf dem Grundstück verorteten Bestandsgebäude von 1912 und dem Neubau der Gemeinde, in das Stadtbild der 2006 zum UNESCO-Welterbe ernannten Altstadt Regensburg zu integrieren und es in den historischen Kontext der Umgebung zu setzen. Dies war die Auflage der Stadt für den Realisierungswettbewerb.“

Dazu wurden deutschlandweit zehn renommierte Architekturbüros eingeladen. Eine Jury entschied sich für den Entwurf des Architekturbüro Volker Staab aus Berlin.

Ilse Danzinger erläutert die Pläne, Foto: Gerhard K. Nagel

Wesentliche Punkte mit denen die Architekten die Jury überzeugen konnten (Aufzählung von Ilse Danziger):

Die Baumassenverteilung nimmt Rücksicht auf den Bestand, indem die niedrigen Baukörper im Norden platziert sind und der Synagogenbau dadurch in der Süd-Ost-Ecke zu Geltung kommt. Das Bestandsgebäude wird saniert, unter Beibehaltung des Alten Gebetsraumes im Erdgeschoss und der im Keller verorteten Mikwe.

Der unter Denkmalschutz stehende Altbau kann sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Obergeschoss, dort liegt weiterhin die komplette Verwaltung, über den Neubau barrierefrei mittels Aufzug und verbindenden Rampen erreicht werden.

Der neue Haupteingang wird durch einen kleinen Innenhof über den Brixener Hof erfolgen, eine kleine Bibliothek lädt jeden Interessierten, ohne Sicherheitskontrolle zum Verweilen ein.

Ausschlaggebend waren auch gewählte Baumaterialien. Für den Innenraum der Synagoge wird beispielssweise Holz verwendet.

Zukünftiges Gemeindezentrum mit Synagoge, Bild: Staab Architekten, Berlin

Von Seiten der gesamten Stadtspitze erfuhr die Jüdische Gemeinde deutliche Unterstützung, durch den einstimmigen Beschluss des Stadtrates, einen Antrag auf Förderung des Projekts durch den Bund, im Rahmen des Welterbeprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ zu stellen. Der Antrag wurde vom Bund positiv beschieden. Der Bund trägt 2/3 der veranschlagten Kosten für den Bau des Gemeindezentrums mit Synagoge und die Welterbestadt Regensburg 1/3.

Somit ist der Neubau überwiegend finanziert. Die sich immer wieder ergebenden Kostensteigerungen aufgrund des Baubooms muss die Gemeinde tragen.

Die Kosten für die Sanierung des Altbaus werden zu 50% vom Freistaat Bayern und zu 50% von der Jüdischen Gemeinde getragen.

Informationen zum Förderverein:

Um die Jüdische Gemeinde bei ihrem Sanierungs- und Bauvorhaben zu unterstützen, wurde von Bürgern der Stadt Regensburg, die keinen jüdischen Hintergrund haben, ein Förderverein mit dem Namen „Neue Regensburger Synagoge e.V.“ gegründet.

Die Vorsitzenden des Vereins waren zu Beginn der ehemalige Leiter des evangelischen Bildungswerks, Herr Dieter Weber und Herr Anton Schels, Direktor der Realschule am Judenstein. Die Realschule am Judenstein hat ihren Namen von einem Grabstein des 1519 zerstörten Friedhofs, der dort im Stützmauerwerk eingebaut ist. Herr Schels ist inzwischen  ausgeschieden. Nachfolger wurde Dr. Josef Eckstein, ehemaliger Rektor der OTH, der Ostbayerischen Technischen Hochschule in Regensburg. Die beiden Herren unterstützen die jüdische Gemeinde, indem sie das Projekt bei der Bevölkerung bekannt machen und Geld sammeln. Und es läppert sich. Mittlerweile sind über den Förderverein Spenden in Höhe von 160.000 Euro als Unterstützung der Eigenmittel der Gemeinde zusammengekommen. Dazu kamen von zwei Großspendern insgesamt 500.000 Euro, die als Unterstützung direkt an die Gemeinde gingen.

Damit stehen der Jüdischen Gemeinde derzeit zusätzlich 660.000 Euro an Eigenmitteln zur Verfügung.

Der Bau ist inzwischen schon sehr weit gediehen. Am 19. Oktober 2016 wurde der Grundstein gelegt, am 25. Oktober 2017 konnte das Richtfest gefeiert werden“

Der Autor dieses Beitrags war sehr angetan von der Atmosphäre, dem Engagement, dem in Regensburg geführten Gespräch und der Besichtigung des Rohbaus des neuen Zentrums. Das im Bau befindliche Gemeindezentrum zeigt plastisch, dass die Stadt die Hand, welche die Jüdische Gemeinde, im Vertrauen auf die Zukunft anbot, ohne zu zögern, ergriffen hat. 

Der Autor dieses Berichts wünscht der Jüdischen Gemeinde weiterhin viel Erfolg auf ihrem Weg.

© Gerhard K. Nagel
Bild oben: © Peter Ferstel, JG Regensburg