Dogan Akhanli festgenommen

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Dogan Akhanli auf den Internationalen Armin T. Wegner Tagen in der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal. Foto: Ulrich Klan

Der international renommierte deutsch-türkische Schriftsteller und Menschenrechtler Dogan Akhanli wurde heute in der spanischen Stadt Granada Spanien auf Ersuchen der türkischen Justiz festgenommen…

Von Roland Kaufhold

Der seit 1992 in Köln lebende Schriftsteller verbrachte dort gemeinsam mit seiner Freundin seinen Urlaub. Hintergrund der Festnahme des 60-jährigen Menschenrechtlers ist nach Angaben seines in Köln lebenden Anwaltes Ilias Uyar eine sogenannte Red Notice, ein Dringlichkeitsvermerk von Interpol. Dies zumindest hatten spanische Polizeibeamte der örtlichen Dienststelle bei der Festnahme als Grund angegeben.

Mit dieser politisch motivierter Methode hatte Erdogans Justiz vor einer guten Wochen in Barcelona bereits den im schwedischen Exil lebenden Journalisten Hamza Yalcin festnehmen lassen. Auch Yalcin machte dort eine Urlaubsreise. Er befindet sich bis heute in Haft.

Der in der Türkei geborene Akhanli, der seit 1992 in Köln lebt, muss nun damit rechnen, in Spanien festgehalten zu werden, bis über eine Auslieferung in die Türkei entschieden wird. Die deutsche Botschaft wurde von der Festnahme Akhanlis informiert.

Die türkische Justiz hatte bereits 2010 vergeblich versucht, in einem offenkundig politisch motivierten Prozess Dogan Akhanli zu kriminalisieren. Der international renommierte Menschenrechtler, der einen deutschen Pass hat, wurde 2010 vier Monate lang unter fadenscheinigen Beschuldigungen festgehalten. Nach massiven Protesten aus Deutschland, insbesondere aus seiner Heimatstadt Köln, wurde Dogan Akhanli frei gesprochen und durfte wieder nach Deutschland ausreisen. 2011 eröffnete die türkische Justiz das Verfahren wieder neu. Die Umstände bezeichnete der Schriftsteller Dogan Akhanli, aber auch viele politische Beobachter als kafkaesk. Akhanli, der als junger Mann in der Türkei mehrfach gefoltert worden ist, hatte sich den ewigen Zorn der Mächtigen in der Türkei zugezogen, weil er in seinen literarischen Werken sowie als Menschenrechtler immer wieder den osmanischen Völkermord an den Armeniern thematisierte. Für sein unermüdliches Wirken wurde Dogan Akhanli mehrfach ausgezeichnet.

Die jetzigen Festnahme zeigt den Versuch Erdogans, seine Macht über die Grenzen seines Landes hinaus auszudehnen und weltweit gegen unliebsame und kritische Stimmen vorzugehen.“, teilte Dogan Akhanlıs deutscher Rechtsanwalt Ilias Uyar mit. „Der Haftbefehl ist eindeutig rechtsmissbräuchlich. Ich fordere die sofortige Freilassung meines Mandanten“, betonte Ilias Uyar.

In der Türkei selbst werden seit Monaten zahlreiche Journalisten inhaftiert, kriminalisiert und mundtot gemacht. Der hierzulande prominenteste Fall ist der türkische „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel, der seit einem halben Jahr willkürlich, ohne Anklageerhebung, aus politischen Gründen festgehalten wird. Die Bundesregierung bemüht sich seitdem um seine Freilassung.

Beitrag Tagesschau mit Archiv-Bildern

UPDATE

Doğan Akhanlı ist wieder frei, darf allerdings Madrid nicht verlassen. Das teilte sein Anwalt Ilias Uyar nach der richterlichen Anhörung in Madrid auf Facebook mit. „Der Kampf hat sich gelohnt“, schreibt Uyar.