Bewegender Besuch in der jüdischen Bibliothek von Konstanz

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Nachfahren des Konstanzers Dr. Erich Bloch, der im Jahre 1982 die „Dr.-Erich-Bloch-und-Lebenheim-Bibliothek der Israelitischen Kultusgemeinde Konstanz“ ins Leben gerufen hatte, besuchten Anfang Juli, erstmals die jüdische Bücherei in der Sigismundstraße…

Blochs Tochter Eva Levy-Bloch, die Enkelkinder Aner Levy, Iris Galili-Yulzari und Dany Galili mit seiner Frau Rinat sowie die Urenkelin Ayelet Yulzary waren aus Israel an den Bodensee gereist, um bei der Stolpersteinverlegung für ihre Verwandten anwesend zu sein. Bibliotheksleiter Thomas Uhrmann erläuterte die Entwicklung und das beachtliche Wachstum der Büchersammlung in den über dreißig Jahren seit ihrer Gründung, den Weg in den Südwestdeutschen Bibliotheksverbund und die zahlreichen Aktivitäten, unter anderem mit Schulklassen und Studenten sowie an den Europäischen Tagen der jüdischen Kultur. Blochs Tochter Eva war anhand zahlreicher Belege von Berichten aus der regionalen und überregionalen Presse, die Thomas Uhrmann überreichen konnte, beeindruckt vom Bekanntheitsgrad, den die Bibliothek ihres Vaters inzwischen genießt, und Enkelin Iris freute sich besonders darüber, dass der Gründungsgedanke ihres Großvaters, diese Einrichtung allen Bürgern der Stadt und darüber hinaus zugänglich zu machen, bis heute weiter lebt.

Der Historiker und Schriftsteller Dr. Erich Bloch ז“ל (1897-1994); Verfasser der „Geschichte der Juden in Konstanz im 19. und 20. Jahrhundert“), unterstützt von Else Levi-Mühsam ז“ל (1910-2004), mit dem Aufbau einer jüdischen Bibliothek beginnen konnte. Bloch, der sich 1938 gezwungen sah, Deutschland zu verlassen und dennoch 1968 aus Israel wieder in seine Heimatstadt  zurückkehrte, hatte sich zur Aufgabe gesetzt, eine Judaica-Bibliothek, die nicht nur  Mitgliedern der Gemeinde zugänglich sein sollte, aufzubauen. In der weiteren Umgebung des südwestdeutschen und Ostschweizer Raumes ist diese Institution die einzige öffentlich zugängliche Judaica-Bibliothek.

Else Levi-Mühsam ז“ל, eine Nichte von Erich Mühsam, führte bis zu ihrem Umzug nach Jerusalem im Jahre 1995 die Arbeit von Dr. Erich Bloch fort. Seit 1995 liegt die ehrenamtliche Leitung der Bibliothek in den Händen von Thomas Uhrmann.

Als erste Judaica-Bibliothek, die nicht einer Hochschule angegliedert ist, und zugleich als erste Bibliothek einer jüdischen Gemeinde in Deutschland ist die Bibliothek im Jahre 2001 in einen Bibliotheksverbund aufgenommen worden. Der gesamte Bestand  ist mit über 4700 Titeln (Stand: Juli 2016) im Online-Katalog des Südwestdeutschen Bibliotheksverbund (SWB) nachgewiesen und recherchierbar.

Mehr über die Dr.-Erich-Bloch-und-Lebenheim-Bibliothek

Bild oben (v.l.): Aner Levy, Eva Levy-Bloch, Iris Galili-Yulzari, Dany Galili (in der Hand die Bodenseeerinnerungen seines Großvaters) und Thomas Uhrmann, Foto: Ayelet Yulzari