Zwei Reden – eine Spezialität: Wortwäscherei

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Zwischen der Rede Netanjahus in Auschwitz und der Antwort auf den Goldstone-Bericht, liegen gerade mal zwei Tage, doch die beiden Texte könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie unterscheiden sich in der Länge, richten sich an unterschiedliche Adressanten und auch am Ausmaß der Wichtigkeit, die man ihnen zuordnet. Die Rede Netanjahus war an die polnische Regierung gerichtet, die jetzt eine wichtige Position in der EU innehat und deshalb von Israel umworben wird; die israelische Reaktion auf den Goldstone Bericht richtet sich an die UNO, die man ja auch zufriedenstellen sollte. Aber trotz all dieser Unterschiede, hat es den Anschein, als sei hier derselbe Verfasser am Werk gewesen, ein Verfasser, dessen Spezialität die Wortwäscherei ist…

Von Zeev Zachor, Jedioth Achronoth v. 01.02.2010

In seiner Rede in Polen ist es Netanjahu gelungen, die begeisterte Teilnahme des polnischen Volkes an der Vernichtung auszulassen. Bei ihrer Teilnahme an der Judenverfolgung, der Auslieferung der Juden an die Deutschen und auch der aktiven Teilnahme am Vernichtungsapparat wurden die Polen nur von den Deutschen übertroffen. Selbst nachdem die Deutschen besiegt waren, wurde auf polnischem Boden weiter gemordet. Es wird angenommen, dass unter dem neuen polnischen Regime in selbständigen Pogromen ca. 1500 Juden ermordet wurden, viele unter dem Jubel der polnischen Bevölkerung…

Diese Fakten wurden von der Rede Netanjahus vertuscht. Mit Hilfe komplizierter Formulierungen wurde die Hauptsache – der brodelnde polnische Antisemitismus – zur Nebenerscheinung, dafür wurden die polnischen Gerechten unter den Nationen – in Wirklichkeit eher ein Unterthema – zur Hauptsache hochstilisiert.

Verbale Jonglierkunststücke

Auf verbale Jonglierkunststücke stützt sich auch die israelische Antwort auf den Goldstone-Bericht. Israel erklärte, man sei entsprechend der internationalen Krieg-Chartas vorgegangen – die den Einsatz von Phosphor verbieten. Die Frage ob Israel im Gazakrieg Phosphor eingesetzt hat, erregt die Gemüter, ist aber eher trivial: Wir alle haben diese Bomben und ihre Auswirkungen doch im Fernsehen gesehen. Ihr Gebrauch lässt sich also nicht abstreiten, trotzdem hat sich der Verfasser der Antwort an die UNO so lange gekrümmt und gewendet, bis es ihm gelang, den Einsatz von Phosphor zu leugnen.

Eine andere Frage lautet: „Wurden Hunderte palästinensische Kinder getötet?“ Nun, hier leugnet Israel nicht, wie könnten wir auch? Aber: „Es wurden keine ausreichenden Beweise gefunden, die strafrechtliche Ermittlungen rechtfertigen würden“.

Auch, wenn die IDF auf ärztliche Teams geschossen hat. In der israelischen Antwort heißt es, die militärische Staatsanwaltschaft habe zahlreiche gründliche Untersuchungen durchgeführt, die irgendwie alle in Ordnung waren. Alles war in Ordnung.

Der militärischen Staatsanwaltschaft zufolge wurde bisher kein einziger Vorfall gefunden, bei dem sich Israel falsch verhalten hat. Wir sind ja die moralischste Armee der Welt, wir haben Mitleid, wir passen auf, ja niemanden zu verletzen. Auch bei dem seltsamen Angriff auf das Haus von Dr. Abu Alaish, bei dem drei seiner Töchter ums Leben kamen, hat sich nichts außergewöhnliches zugetragen.

Ah doch, um genau zu sein, ein schweres Vergehen wurde entdeckt: Im Verlauf der Aktion hat ein Soldat einem Palästinenser die Kreditkarte gestohlen. Natürlich wurde er mit aller Schärfe bestraft.

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