Die neuen Fernsehtipps

0
251
Foto: Pexels

Von 16. bis 31. August 2025

Sa., 16. Aug · 01:00-01:55 · arte
Franz Lehár, der Operettenkönig

Er ist der Inbegriff des Operettenkomponisten schlechthin: Franz Lehár (1870-1948). Als Lehár 1905 mit der „Lustigen Witwe“ seinen ersten Welterfolg landete und damit zu einem der reichsten Menschen der k. u. k. Monarchie wurde, schuf er zugleich den Prototyp eines neuen Operettenstils, der das Genre lange Zeit prägen sollte. Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 geriet Lehár in Berlin in eine heikle Lage: Da fast alle Librettisten seiner Werke Juden waren, spielte man die Operetten ab sofort ohne Nennung der Textdichter. 1936 lernte Lehár Hitler persönlich kennen – dieser war ein glühender Verehrer seiner Musik. Lehárs jüdische Frau Sophie wurde zur „Ehrenarierin“ erklärt und dennoch beinahe deportiert. Seinen Librettisten Victor Léon konnte er vor dem Konzentrationslager bewahren, Fritz Löhner-Beda jedoch nicht – er wurde in Auschwitz ermordet. Über sein ambivalentes Verhältnis zum NS-Regime äußerte sich Lehár nie. Wer in der Branche etwas auf sich hielt, besaß in Ischl eine Villa – Lehárs Villa war wohl die repräsentativste. Die Räume wurden nach seinen Vorstellungen eingerichtet und sind bis heute im Originalzustand erhalten. In diesem Ambiente entstand der Film von Regisseur Thomas Macho. Darin versucht die aus dem Exil heimgekehrte Wiener Journalistin Elsa Herz dem ambivalenten Charakter des Komponisten auf den Grund zu gehen. Sie besucht Lehár im Sommer 1945 in dessen Villa, um mit ihm ein großes Interview zu führen. Mit Charme und Hartnäckigkeit versucht sie, den auf seine Reputation bedachten Komponisten aus der Reserve zu locken.

So., 17. Aug · 21:00-21:45 · ARD-alpha
Briefe von Blume

Bernhardina Steinmann war eine schwedische Jüdin, die im Zweiten Weltkrieg in Norwegen lebte. Aufgrund der deutschen Besatzung musste sie untertauchen und schrieb aus ihrem Versteck Briefe an ihre Tochter Ingrid in Stockholm. Die Briefe, die 60 Jahre nach Kriegsende gefunden wurden, erzählen nicht nur die Geschichte einer Mutter und ihrer Tochter auf beiden Seiten der Grenze, sondern geben auch einen einzigartigen Einblick in die Situation der jüdischen Bevölkerung in Skandinavien während des Kriegs.

So., 17. Aug · 23:10-23:55 · ARD-alpha
Zum Tode von Angelica Bäumer (18.7.2025) – Zeugin der Zeit: Angelica Bäumer

Angelica Bäumer war Journalistin, Autorin und Kunstmanagerin. In diesem Interviewfilm aus der Reihe „Zeuge der Zeit“ berichtet die 1932 geborene Wienerin von der tief prägenden Zeit ihrer Kindheit, in der sie gemeinsam mit ihrer jüdischen Familie durch großes Glück die NS-Verfolgung in einem Versteck überlebt hat. Es beginnt wie im Bilderbuch: Frankfurt am Main in den vibrierenden Goldenen Zwanziger Jahren. Der junge Maler Eduard Bäumer studiert am Städelschen Kunstinstitut. Er verliebt sich in die Wiener Jüdin und Malerei-Studentin Valerie Feix. Sie genießen das Leben, treffen Freunde, interessieren sich für die „Neue Sachlichkeit“, die großen Maler aus Italien und Frankreich. Eduard und Valerie heiraten und 1932 kommt das erste von drei Wunschkindern zur Welt: Angelica – ein Wildfang mit Lockenkopf. Die Zukunft steht der jungen Familie offen. So scheint es. Doch 1933 kommt Adolf Hitler an die Macht, und mit dem Beginn des NS-Regimes ist nichts mehr wie zuvor. Valerie Bäumer zählt als Jüdin zur verfolgten Gruppe, die Werke von Eduard Bäumer gelten als „entartete Kunst“. Familie Bäumer flüchtet nach Salzburg – hier ist es bis zum Anschluss Österreichs im Jahr 1938 sicherer als in Deutschland. Aber dann beginnen auch hier Bedrohung und Verfolgung der Juden. Seit der Denunziation durch einen Verwandten im Jahr 1943 ist Angelicas Mutter Valerie Bäumer täglich den Schikanen der Gestapo ausgesetzt. Valerie und die Kinder müssen den gelben „Judenstern“ tragen. In die Pässe wird das große „J“ für „Jude“ eingetragen. Angelicas geliebte Großmutter, Ida Feix, wird ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, und Eduard und Valerie müssen Zwangsarbeit leisten. Es sind Jahre voller Angst und Entbehrungen, Diskriminierung und massiver Ungerechtigkeit. Aber auch Jahre des Glücks im Unglück: So bekommt Familie Bäumer Hilfe von einem katholischen Pfarrer, der die Kinder in Zeiten höchster Bedrohung bei sich versteckt und ihnen so das Leben rettet.

Mo., 18. Aug · 16:00-16:45 · PHOENIX
Die neue Terror-Gefahr: Europas Neonazi-Netzwerke

In Europa radikalisiert sich eine neue Generation von Neonazis, die gezielt Angriffe auf Muslime, Juden, Migranten und Linke durchführt. Ihr Ziel ist die Vorherrschaft der „Weißen“. Sie organisieren sich in Onlineforen, betreiben Dating-Sites nur für Weiße, ziehen mit brennenden Fackeln durch deutsche Kleinstädte. Dabei machen sie keinen Hehl aus ihrer Verachtung für demokratische Institutionen und wollen Polizei und Armee gezielt unterwandern. Das Attentat von Halle, der Fall Franco A., der geplante Reichsbürger-Staatsstreich um Prinz Reuß oder der alljährlich im bayerischen Wunsiedel stattfindende Rudolf-Heß-Gedenkmarsch: Ultrarechte hetzen längst nicht mehr nur am Stammtisch, sondern legen eine zunehmende Gewaltbereitschaft an den Tag. Nicht ohne Grund gilt der Rechtsextremismus im jüngsten Verfassungsschutzbericht als größte extremistische Bedrohung in Deutschland. Auch in Frankreich beobachten die Sicherheitsbehörden rechtsextreme Gruppen. So deckten französische Medien 2022 auf, dass es innerhalb der französischen Armee ein rechtes Netzwerk gibt, das sich offen zur NS-Ideologie bekennt. Auch der rassistisch-motivierte Mord an dem argentinischen Ex-Rugby-Spieler Federico Aramburú 2022 oder der Fall des rechten Hetzers Daniel Conversano versetzten die Behörden in Alarmbereitschaft.

Mo., 18. Aug · 23:10-00:30 · PHOENIX
Mut und Courage – Lee Miller

Model, Muse, Künstlerin, Kriegsfotografin – Lee Miller hatte viele Leben. Weder privat noch professionell hielt sie sich mit Konventionen auf und ging ihren eigenen Weg. Heute wird sie als eine der bemerkenswertesten weiblichen Ikonen des 20. Jahrhunderts gefeiert. Bekannt für ihr Selbstporträt in Hitlers Badewanne, war Lee Millers Leben so außergewöhnlich wie ihre Fotos. Als Model der „Vogue“ und Muse der Surrealisten verzauberte sie die Männer durch ihre Schönheit. In der Gesellschaft von Man Ray und Pablo Picasso konnte sie sich leicht behaupten. Miller entschied sich, ihr Leben nach ihren eigenen Regeln zu leben. Bald nahm sie die Kamera selbst in die Hand und war während des Zweiten Weltkriegs eine der wenigen Kriegsfotografinnen in Europa. Heute wird sie als eine der wichtigsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts gefeiert. Von New York zog es sie nach Paris, von Ägypten nach England, von den Schlachtfeldern Europas in ein Landhaus in Sussex – Lee Miller war für rasche Entschlüsse und überraschende Kehrtwendungen in ihrem Leben bekannt. Über sich selbst schrieb sie einmal: „Aus irgendeinem Grund möchte ich immer lieber woandershin.“ Wenn es in der Geschichte des 20. Jahrhunderts sowohl um die Emanzipation der Frauen als auch um ihre fortgesetzte Ausbeutung ging, dann fassen nur wenige Leben diese Widersprüche besser zusammen als das von Lee Miller. Die Dokumentation erzählt die bewegte und bewegende Lebensgeschichte einer Pionierin und Ikone, die ihresgleichen sucht. Zusammen mit Millers Sohn Antony Penrose, der Modejournalistin Marion Hume, dem Model Karen Elson, der Kriegsfotografin Lynsey Addario und anderen erkundet die Filmemacherin Teresa Griffiths Lee Millers bahnbrechendes Werk, erforscht ihren radikalen Geist und feiert ihren Mut und ihre Bereitschaft, jedes Tabu zu brechen, sowohl als Künstlerin als auch als Frau.

Di., 19. Aug · 11:35-12:30 · arte
Die Rothschild-Saga – Aufstieg – Reichtum – Verfolgung

1938: Die Nazis haben gerade Österreich an das Deutsche Reich „angeschlossen“ – sprich okkupiert. Das Leben von Juden und Jüdinnen ist jetzt auch in Österreich in höchster Gefahr. Miriam Rothschild ist alarmiert. Sie wird einmal eine weltberühmte Insektenforscherin werden. Aber jetzt geht es darum, einen Cousin aus Österreich herauszuholen. Denn der Wiener Teil der weitverzweigten Familie wird zum Ziel antisemitischer Propaganda. Alle Rothschilds können Österreich verlassen, nur Louis Nathaniel nicht. Die Nazis werden ihn ein Jahr lang festhalten – bis sie ihm sein gesamtes Vermögen abgepresst haben. Parallel dazu wird die Geschichte der Rothschilds erzählt. Sie beginnt im Frankfurter Ghetto, das Mayer Amschel Rothschild 1756 als zwölfjährige Waise verlässt. Er erlernt einen der wenigen Berufe, die jüdischen Personen damals erlaubt sind: Münzhandel und Bankgeschäfte. Nach seinem Tod setzen seine fünf Söhne Amschels Erfolgsgeschichte in London, Paris, Wien, Neapel und Frankfurt fort. Freiheit gegen Geld – was Louis Nathaniel widerfährt, galt schon mehr als ein Jahrhundert zuvor in der Frankfurter Judengasse. 1811 überweist Mayer Amschel Rothschild eine erhebliche Summe an das Großherzogtum Frankfurt. Im Gegenzug erhält die jüdische Gemeinde ein „Emanzipationsedikt“. Es gewährt Jüdinnen und Juden die Bürgerrechte. Nun sind sie frei und dürfen auch außerhalb der bedrückenden, demütigenden Atmosphäre des Ghettos leben. Damit beginnt der Aufstieg der Familie zu Reichtum und Macht, was sie auch heute noch zur Zielscheibe antisemitischer Verschwörungstheorien und Hetzkampagnen macht.

Di., 19. Aug · 21:00-21:45 · MDR
Das Geheimnis vom Walpersberg

Der Walpersberg bei Kahla birgt ein dunkles Geheimnis: eine geheime Nazi-Flugzeugfabrik, in der Zwangsarbeiter unter grausamen Bedingungen die Messerschmitt 262 bauen mussten. 80 Jahre später reisen Schüler aus Kahla nach Italien, um Familien der Zwangsarbeiter zu treffen und von der bewegenden Geschichte zu hören. Die Messerschmitt 262 sollte eine Wunderwaffe der Nazis sein, mit ihr, so hofften sie, könnten sie den 2. Weltkrieg noch für sich entscheiden. In kürzester Zeit sollte im Walpersberg ein nationalsozialistischer Musterbetrieb entstehen. Eine geheime Rüstungsfabrik unter Tage. Dafür mussten Zwangsarbeiter unter katastrophalen Bedingungen in der REIMAHG arbeiten, über 1.000 starben. Darunter Ermete Zuccolini und Francesco Toschi aus Castelnovo ne‘ Monti in Italien. 80 Jahre später reisen Schüler der Kahlaer Regelschule in die italienische Stadt, um sich dort mit jungen Leuten zu treffen und mit den Familien der ehemaligen Zwangsarbeiter, den Zuccolinis und Toschis in Castelnovo ne‘ Monti. Auch gibt es eine Städtepartnerschaft zwischen Kahla und der kleinen italienischen Stadt, aus der etliche Menschen zur Zwangsarbeit an den Walpersberg verschleppt wurden. Patrick Brion lässt das Schicksal der Zwangsarbeiter nicht los. Mit seiner Frau Steffi reist er durch die halbe Welt, um Überlebende zu treffen und zu interviewen, sichert und digitalisiert Akten, gründet einen Verein gegen das Vergessen. Ein zweiter Verein sorgt dafür, dass, tatsächlich im wörtlichen Sinne, nicht Gras über die Überreste der Geschichte wächst, hält mit Führungen über das ehemalige REIMAHG-Gelände das Gedenken an die Opfer wach. Der Film erzählt von den Menschen heute. Von der Fotografin Claudia Preuß, die sich mit Herz und Liebe um die Städtepartnerschaft kümmert. Von Claudio und Carmen Zuccolini, die in Kahla nach dem Grab ihres Vaters suchten und so die Idee zur Städtepartnerschaft gaben. Von den Schülern Aaron und Fabian, die wissen wollen, was vor 80 Jahren am Walpersberg war. Italiener und Deutsche feiern gemeinsam in Castelnovo ne‘ Monti den Jahrestag der Befreiung, italienische und deutsche Jugendliche kochen zusammen und denken über Europa und die Zukunft der Welt nach. Wir erleben Führungen über das ehemalige REIMAHG-Gelände am Walpersberg und sehen die „Wunderwaffe“, die Messerschmitt 262, im Deutschen Museum in München.

Mi., 20. Aug · 05:30-06:00 · SWR
Planet Schule: Ich und die anderen – Plötzlich ist man wer: Neonazi!

Felix ist jung, klug, kommt aus gesicherten Verhältnissen und war jahrelang aktiver Neonazi. Heute will er verhindern, dass andere den gleichen Weg einschlagen und leistet politische Aufklärungsarbeit. Auch Heidi, Benedikt, Gunnar und Klaus waren als Jugendliche in der Neonazi-Szene. Musik, Propaganda und Gewalt spielten bei ihrem Einstieg eine wichtige Rolle. Wer nicht in das Weltbild passte, wurde diskriminiert und bedroht. Die Gruppe gab den Mitgliedern das Gefühl, dazuzugehören und wichtig zu sein. Nach strikten Vorgaben wurde zwischen Freund und Feind unterschieden. Für Zweifel war wenig Raum. Der Film begleitet ehemalige Neonazis, die es geschafft haben, aus der Szene auszusteigen. Dafür mussten sie ihr bisheriges Leben aufgeben, manche von ihnen leben heute in Schutzprogrammen. Ihre Gesichter wurden daher im Film anonymisiert. In Form von Graphic Novels und über Interviews werden ihre Geschichten erzählt.

Mi., 20. Aug · 20:15-21:45 · Das Erste (ARD)
Die Akte General

In der jungen Bundesrepublik, die Ende der 1950er-Jahre in Politik und Justiz immer noch von nur oberflächlich geläuterten Nazi-Seilschaften durchsetzt ist, führt der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einen einsamen Kampf gegen die Vertuschung nationalsozialistischer Verbrechen und die restaurative Politik der Regierung Adenauer – er ist der festen Überzeugung, dass nur so die junge Demokratie gefestigt werden könne. Nicht nur seine Haltung, sondern auch sein aufbrausendes Temperament machen Bauer angreifbar, immer wieder formiert sich Widerstand aus Politik, Nachrichtendiensten und dem Justizapparat gegen den Einzelkämpfer. Wohl wissend, dass das Interesse an der Ergreifung Adolf Eichmanns in Deutschland gering ist, versucht Bauer, den israelischen Geheimdienst zu einer Verhaftung des in Argentinien vermuteten Organisators der Massendeportationen zu bewegen. Tatsächlich gelingt es Bauer in geheimen Verhandlungen, die Verhaftung Eichmanns durch den Mossad in Gang zu setzen. Unterstützt vom jungen Staatsanwalt Joachim Hell lässt Bauer auch danach nicht locker: Mit Material aus den Eichmann-Vernehmungen will er ein Verfahren gegen Kanzleramtschef Hans Globke erreichen, um dessen Verstrickung in die Deportationen zu ahnden, und wagt sich damit an Adenauers engsten politischen Vertrauten.

Mi., 20. Aug · 22:00-23:00 · RBB
Jamel – lauter Widerstand

Das Dorf Jamel in Mecklenburg-Vorpommern ist ein Beispiel für die bundesweite sogenannte „Völkische Siedlungspolitik“. In schwach besiedelten Landstrichen versuchen sich Rechtsradikale und Neo-Nazis durch gezielte Immobilienkäufe den Traum vom „Musterdorf“ zu erfüllen. In Jamel aber haben sie die Rechnung ohne das engagierte Ehepaar Lohmeyer gemacht. Sie leben in dem Dorf und organisieren einmal im Jahr ein Musik-Festival als lautstarkes Zeichen für Demokratie und Freiheit. Den Anfang machte vor Jahren ein Gig der „Toten Hosen“, seitdem erhält das einst lokale Event unverhofft Unterstützung von den Stars der Deutschen Musikszene. Hier spielen Berliner Größen wie die Beatsteaks, Die Ärzte, Materia, Max Herre oder die Antilopen Gang. Es treten Bands auf wie Kraftklub, Samy Delux, Feine Sahne Fischfilet oder Sportfreunde Stiller.

Do., 21. Aug · 02:50-03:20 · ZDF
37°: Drei Frauen gegen Rechtsextremismus

In Deutschland verbreiten sich zunehmend rechtsextreme Einstellungen. Es sind auffällig viele Frauen, die dagegen offen ihre Stimme erheben. „37°“ begleitet drei dieser mutigen Frauen. Was bewegt Frauen, sich öffentlich einer gewaltbereiten Szene entgegenzustellen? Wie viel Mut und Beharrlichkeit kostet es, in zahllosen Veranstaltungen und Demos Werte wie Toleranz und Menschlichkeit gegen den Rassismus der Rechtsextremen zu verteidigen? Doritta engagiert sich seit 2014 in Plauen im sächsischen Vogtland gegen die immer weiter steigende Zahl an Mitgliedern des „III. Wegs“. Dafür wird sie häufig bedroht, hat auch kaum Rückhalt in der Bevölkerung. Trotzdem bleibt sie dort und kämpft weiter. Bettina Wegners Lied „Sind so kleine Hände“ ist für Doritta aktueller denn je: „Menschen ohne Rückgrat haben wir schon zu viel.“ Doritta will nicht wegziehen aus ihrer Heimatstadt Plauen, will die Stadt nicht den Rechtsextremen überlassen. Bleibt sie dabei, selbst wenn rechte Parteien immer mehr Zulauf haben? Karen aus Güstrow hat schon kurz nach der Wende angefangen, sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zur Wehr zu setzen. Lange kämpft sie scheinbar auf verlorenem Posten. Die 54-Jährige erlebt mehrere Anschläge auf ihre Person und ihre Familie. Schließlich geht sie in die Politik und setzt ihre Arbeit erfolgreich fort. Doch dann erkrankt sie an einem Hirntumor. Sie ist seither etwas ruhiger geworden, aber nicht still. Karen engagiert sich weiterhin politisch im Stadtrat und Kreistag in Güstrow, in ihrem kleinen Stadtteilladen und gegen Rechtsextremismus. Nele ist die offizielle Sprecherin des „Bündnis Schwerte gegen Rechts“. Ihr Engagement beginnt 2015. Die 26-Jährige ist schockiert über die plötzlich offen zutage tretende Fremdenfeindlichkeit von Menschen, von denen sie es nie erwartet hätte. Seitdem nimmt sie kein Blatt mehr vor den Mund und versucht gemeinsam mit dem Bündnis, Aufklärungsarbeit zu leisten. Die jahrelange Arbeit hat sich scheinbar ausgezahlt: Es gibt zum Beispiel keine Naziaufmärsche mehr in Schwerte. Die Menschen sind wachsamer geworden, es gibt einen großen Zusammenhalt gegen den Rechtsextremismus. Doch hat Schwerte kein Problem mehr? Was bedeutet es für die junge Frau, kontinuierlich daran weiterzuarbeiten, dass rechtes Gedankengut nicht weiter um sich greift?

Fr., 22. Aug · 23:30-00:15 · ZDF
aspekte: Rechte Gewalt – Neonazis auf dem Vormarsch

Teenager in Springerstiefeln, mit Glatze und Hitlergruß. Auf TikTok und auf der Straße. Rechtsextreme Gewalt nimmt immer weiter zu. Was steckt hinter der neuen Bedrohung? In den letzten fünf Jahren hat sich die Anzahl der rechtsextremen Straftaten verdoppelt. Es kommt zu Bedrohungen, Angriffen auf CSDs und Asylunterkünfte. Wie lässt sich das eindämmen? Fabi lebt in einem alternativen Wohnprojekt in Cottbus. Sie will gerade zu Bett gehen, als eine Gruppe von Neonazis laut grölend Feuerwerkskörper zündet und versucht, in das Haus einzudringen. Eine Situation, die die Schriftstellerin Manja Präkels an die sogenannten Baseballschlägerjahre der 1990er- und 2000er-Jahre erinnert. Sie hat sie damals hautnah erlebt. Welche Parallelen gibt es? Der Journalist André Aden von „Recherche Nord“ beobachtet seit über 20 Jahren rechtsextreme Milieus und sieht, dass deren Mitglieder immer jünger werden. Welche Rolle spielen hierbei TikTok und Instagram? Wie machen sich die alten Kader die Plattformen zur Rekrutierung zunutze? Von welcher Gesellschaft träumen junge Rechtsextreme? Ein iranischer Fotograf schleust sich in die Szene ein und befragt sie zu ihren Motiven. Eine Lehrerin berichtet davon, wie rechtsextreme Äußerungen zum Alltag in ihren Schulklassen geworden sind. Was lässt sich dagegen unternehmen? Welche erschütternden Folgen hat es, wenn Neonazis ihre Gewaltfantasien in die Tat umsetzen? Auch noch Jahrzehnte nach der Tat? Davon erzählen Überlebende des Brandanschlags von Mölln 1992 im Dokumentarfilm „Möllner Briefe“. Albert Münzberg und Pablo Himmelspach kommen aus Demmin in Vorpommern. Die Rapper der Band Hinterlandgang erzählen vom Umgang mit Rechtsextremismus in ihrer Heimat und davon, was sie mit ihrer Musik zu bewirken versuchen.

So., 24. Aug · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Michael Wolffsohn

Es ist eine persönliche Reise durch das 20. Jahrhundert. Michael Wolffsohns Großvater, Karl Wolffsohn, war ein bedeutender Berliner Kinopionier und Theaterunternehmer. Mit seinen Varieté-Theatern prägte er das kulturelle Leben der Hauptstadt – bis die Nationalsozialisten seine Welt jäh zusammenbrechen ließen. Enteignung, Verfolgung, Flucht: Gerade noch rechtzeitig gelang ihm die Migration ins damalige Britisch-Palästina. Sein Vermögen wurde „arisiert“, wie es zynisch hieß, sein Lebenswerk zerstört. Michael Wolffsohn wurde in Israel geboren und kehrte als Kind dorthin zurück, wo alles begann: nach Berlin. Doch seine Kindheit war geprägt vom jahrzehntelangen, oft zermürbenden Kampf seines Vaters und Großvaters um Gerechtigkeit, Anerkennung und Entschädigung. In seinem Bericht wird deutlich: Auch wenn manches zurückgegeben wurde – nicht alles war wieder gut. Der Verlust der Heimat, der kulturellen Identität, des Vertrauens in eine Gesellschaft – das wirkt fort. Über Generationen.

So., 24. Aug · 21:00-21:45 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Dr. Rachel Salamander

Dr. Rachel Salamander zählt zu den wichtigsten Persönlichkeiten jüdischen Lebens in Deutschland. Die 1949 geborene Literaturwissenschaftlerin ist Tochter von Holocaust-Überlebenden und wuchs in einem Barackenlager für „Displaced Persons“ bei München auf. Als eine der wenigen jüdischen Familien ist Familie Salamander im Land der Täter geblieben. Welches gesellschaftliche Klima herrschte hier in der Nachkriegszeit? Wie lange sind die Schatten der Schoah? Und wie lebte man als jüdisches Kind in einer Zeit, in der über die Vergangenheit und die Schuld so gut wie nicht gesprochen wurde? Hiervon und über ihr beeindruckendes Lebenswerk spricht Dr. Rachel Salamander in diesem persönlichen Zeitzeugenfilm.

Mo., 25. Aug · 02:25-03:20 · arte
Billy Wilder – Eine Hollywood-Legende

Samuel Wilder (1906-2002) war Sohn jüdischer Eltern und wuchs in Österreich auf. Nach der Machtübernahme der Nazis siedelte der ehemalige Journalist zunächst nach Paris und später nach Hollywood über. Aufgrund seines großen Talents kam Wilder trotz mangelnder Englischkenntnisse bei Paramount unter Vertrag. Gemeinsam mit dem antisemitischen WASP Charles Brackett schrieb er die Drehbücher zu zwei Werken seines Mentors und Vorbilds Ernst Lubitsch: „Blaubarts achte Frau“ und „Ninotschka“ wurden zu Kassenschlagern des Goldenen Zeitalters. Aber Wilder zieht es hinter die Kamera. Mit seinem ersten amerikanischen Erfolgsfilm „Der Major und das Mädchen“ (1942) bringt der Regisseur eine scheinbar leichtfüßige Liebesgeschichte mit pädophilen Zügen auf die Leinwand und zeichnet eine grausame und provokante Satire seiner neuen Wahlheimat. 1950 folgt „Boulevard der Dämmerung“ mit Gloria Swanson und William Holden in den Hauptrollen. Die beiden Schauspieler gehören neben Jack Lemmon zu Wilders Favoriten. Der Film steht mittlerweile auf der Liste der besten Hollywoodfilme aller Zeiten. Wenig später verlässt der unbestrittene Meister der Komödie Paramount, um seine Unabhängigkeit zu wahren. Wilders persönlicher Lieblingsfilm ist „Reporter des Satans“ (1951), eine scharfe Anklage gegen die Scheinheiligkeit so mancher Medien, die auch heute noch aktuell ist. Anhand von Ausschnitten aus seiner meisterhaften Filmografie und herrlich (selbst)ironischen Archiv-Interviews geht die Dokumentation dem Werk des legendären Billy Wilder auf den Grund.

Di., 26. Aug · 22:10-22:55 · MDR
Im Land der Täter 1/2

Es waren keine professionellen Wochenschaukameramänner, die die Bilder vom Alltag im Dritten Reich festhielten, es waren Hobbyfilmer, die das normale Leben, jenseits der offiziellen NS-Propaganda, mit ihren kleinen Kameras abbildeten: auf 8- oder 16mm-Film und oft sogar in Farbe! Mehr als 70 Jahre lagen die Aufnahmen unentdeckt auf Dachböden oder ungenutzt in den Archiven. Jetzt hat der Filmemacher Jan N. Lorenzen aus mehr als 100 Stunden ausschließlich farbigen Amateuraufnahmen einen Film destilliert, der einen beispiellosen Einblick in das Alltagsleben der Menschen während der NS-Zeit gibt: Familienfeiern, Ausflüge mit Freunden: alles wirkt in Farbe greifbarer, authentischer, näher, als wäre es gestern erst passiert. Harmlos wirken die Bilder nur auf den ersten Blick. Immer wieder offenbaren die Aufnahmen vielmehr, wie tief der Nationalsozialismus in die deutsche Gesellschaft eindrang, wie sichtbar für alle das Regime jüdische Mitbürger aussonderte und politische Gegner ausschaltete, wie freudig, wie bereitwillig viele Deutsche jubelten, mitmachten und selber zu Tätern wurden. Teil 1: Leben in der Wohlfühldiktatur – Es sind verstörende Bilder, die sich in den Aufnahmen der Hobbyfilmer finden: Eine Braut lacht glücklich in die Kamera. Ihr Ehemann trägt statt eines Hochzeitsanzuges die schwarze Uniform der SS. Ein junger Mann kommt nach erfolgreich absolvierter Grundausbildung nach Hause. Stolz und zärtlich streicht seine Mutter über die neue Uniform mit der Hakenkreuzbinde. Eine Familie versammelt sich am Morgen zum Appell unter der Hakenkreuzfahne. Auch ein offensichtlich behinderter, junger Mann steht dabei. Wird er dem Euthanasieprogramm der Nazis zum Opfer fallen? Die Menschen wirken fröhlich, sie lachen. Noch ahnen sie nicht die selbstverschuldete Katastrophe: Noch hat der Krieg nicht begonnen, doch die Remilitarisierung schafft Arbeitsplätze. Der „Anschluss“ Österreichs löst Euphorie aus. Mit Urlaubsreisen auch für Arbeiter und kleine Angestellte gewinnt das nationalsozialistische Regime die Sympathie der Massen. Deutschland scheint in diesen Jahren eine Diktatur zum Wohlfühlen, zumindest dann, wenn man nicht selbst Opfer des NS-Regimes wird, sondern beispielsweise als arischer Deutscher von der Verfolgung der jüdischen Mitmenschen profitiert.