Kinder aus verbotenen Beziehungen zwischen Deutschen und Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter*innen – Sonderausstellung widmet sich lange tabuisiertem und in der Erinnerungskultur wenig präsenten Thema
Ab dem 21. November 2025 zeigt das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit der Stiftung Topographie des Terrors die Ausstellung „trotzdem da! Kinder aus verbotenen Beziehungen zwischen Deutschen und Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter*innen.“ Die Wanderausstellung wurde von der Gedenkstätte Lager Sandbostel erarbeitet und ist bis zum 26. April 2026 in Berlin-Schöneweide zu sehen.
Während der NS-Zeit waren freundschaftliche und intime Kontakte zwischen Deutschen und ausländischen Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter*innen unerwünscht, zum Teil streng verboten. Doch sie sind »trotzdem da«: Kinder, die während des Zweiten Weltkrieges oder in der frühen Nachkriegszeit aus solchen verbotenen Beziehungen hervorgegangen sind. Viele von ihnen erlebten Rassismus und Stigmatisierung, wuchsen im Unwissen über ihre Herkunft auf oder erfuhren nie, dass sie aus einer verbotenen Verbindung stammen. Andere wurden während des Krieges von ihren Müttern getrennt und von einer anderen Familie adoptiert. Ihre Geschichten wurden lange tabuisiert, sind wissenschaftlich kaum erforscht und in der Erinnerungskultur wenig präsent.
Wer waren ihre Eltern? Woher kamen sie und wie ist es ihnen in der NS-Zeit ergangen? Wie sind die Kinder aufgewachsen und mit welchen Herausforderungen waren sie in der Nachkriegszeit konfrontiert? Wie hat die Geschichte ihrer Eltern ihr eigenes Leben beeinflusst? Die Gedenkstätte Lager Sandbostel hat sich diesen bisher vernachlässigten Fragen angenommen und mehr als 20 Kinder aus verbotenen Beziehungen ausfindig gemacht. Die Ausstellung ist den Lebensgeschichten dieser Kinder gewidmet. Ihre persönlichen Erinnerungen, Dokumente und Fotos bildeten hierfür die Grundlage.

Dr. Christine Glauning, Leiterin des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit, sagt über das Projekt: „Ich freue mich sehr, dass wir die Ausstellung »trotzdem da!« bei uns im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit zeigen können. Sie gibt Menschen eine Stimme, deren Geschichten viel zu lange verborgen blieben. Ihre Lebensgeschichten erinnern uns eindrücklich daran, wie tiefgreifend Ausgrenzung und Tabuisierung auch nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wirken – und wie viel Mut es braucht, sich gegen das Schweigen und Vergessen zu stellen.“
Die Ausstellung ist zweisprachig (deutsch, englisch) und wird von einem Veranstaltungs- und Bildungsprogramm im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit begleitet. Der Eintritt ist frei. Das Projekt wurde in der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.
Weitere Informationen unter www.ns-zwangsarbeit.de
Begleitprogramm zur Ausstellung
Veranstaltungen:
Do., 22. Januar 2026, 19:00 Uhr
Film und Gespräch mit Zeitzeugin und Regisseurin: Für eine Liebe so bestraft (2000) von Erika Frehse
Do., 19. März 2026, 19:00 Uhr
Film und Gespräch: Ein multiperspektivischer Blick auf „verbotene Beziehungen“
Do., 16. April 2026, 19:00 Uhr
Lesung und Gespräch mit Zeitzeugen und Expert*innen: Schattenschicksale. Lebenswege von Kriegskindern aus verbotenen Beziehungen
Do., 19. bis Sa., 21. März 2026 (mit Anmeldung)
Tagung: Verbotener Umgang – Geschichte, Erinnerung, Kontinuitäten
Bildungsangebote:
Mi., 11. Februar bis Fr., 13. Februar 2026 (mit Anmeldung)
Comic-Workshop: Gemeinsam Geschichte zeichnen Trotzdem da! (für Anfänger*innen)
Sa., 25. April 2026, 10:00 – 17:00 Uhr
Forschungsworkshop: Familiengeschichte und mögliche NS-Beteiligung
Kurator*innenführungen
Kostenfrei / Ohne Anmeldung
20. November 2025, 17:30 Uhr / 7. Dezember 2025, 14 Uhr / 22. Januar 2026, 18 Uhr / 19. März 2026, 18 Uhr / 16. April 2026, 18 Uhr / 26. April 2026, 14 Uhr
Weitere öffentliche Führungen siehe: www.ns-zwangsarbeit.de
Eine Auswahl der in der Ausstellung gezeigten Biografien ist auf folgender Website dokumentiert: https://trotzdemda.de/biografien/



