Die neuen Fernsehtipps

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Foto: Pexels

Von 1. bis 15. November 2025

So., 2. Nov · 23:40-00:25 · ZDF
Terra X History: Zeichen des Bösen – Die fatale Macht der Symbole

X, Z oder der Hitlergruß: Einst harmlose Symbole werden zu Propagandawaffen, stehen nun für Hass und Gewalt. „Terra X History“ folgt den Spuren von fünf Symbolen der Macht. Hakenkreuz, Hitlergruß und Judenstern sind bleibende Zeichen maßloser Verbrechen. Ihren Schrecken haben sie nie verloren. Auch heute nutzen Ideologien und Kriegstreiber Symbole wie X oder Z für ihre Zwecke. Dabei haben sie oft eher harmlose Ursprünge. Bei einer Ausgrabung entdeckt ein Archäologe 1871 ein Kreuz mit abgewinkelten Armen. Er ahnt nicht, dass es in Hitlers Reich einst als Hakenkreuz zum Sinnbild werden wird – für Hass, Ausgrenzung und den Holocaust. Dabei ist es in Wahrheit ein Zeichen für Glück. Auch den erhobenen rechten Arm oder den stigmatisierenden Stern funktionieren die Nationalsozialisten zu Zeichen des Bösen um. Ideologen setzen immer noch Symbole ein: So taucht zu Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf Panzern und Fahrzeugen ein rätselhaftes Z auf. Schnell ranken sich Mythen um seine Bedeutung – so wird ein Buchstabe zum wirkmächtigen Propagandainstrument. Auch das Q steht inzwischen für ein abstruses Weltbild und finstere Verschwörungserzählungen. Die Dokumentation begibt sich auf die Spuren von fünf Zeichen der Geschichte: Hakenkreuz, Hitlergruß, Judenstern, das Q und das Z, unter denen gehetzt und getötet wird, damals wie heute.

Mo., 3. Nov · 08:55-10:25 · arte
Geraubtes Wirtschaftswunder – Die übertünchte Vergangenheit der Deutschen

Es ist der Gründungsmythos der Bundesrepublik Deutschland: das Wirtschaftswunder. Demnach haben sich die Deutschen mit ihrem Fleiß nach der „Stunde Null“ wieder hochgearbeitet, Wirtschaftsminister Erhard hat die D-Mark erfunden, und die Amerikaner haben Westdeutschland mit dem Marshallplan uneigennützig geholfen. Aber halten die Narrative der frühen Nachkriegsjahre einer Überprüfung stand? Dokumentarfilmer Dietrich Duppel und Historiker Thomas Schuhbauer zeichnen ein überraschendes Bild: Der Wirtschaftsboom nach 1945 basiert auch auf dem Unrecht der NS-Zeit, der ungesühnten Ausbeutung von Zwangsarbeitern, der Vertuschung von Taten und Nicht-Verfolgung von Tätern. Und die Autoren werden unversehens selbst Teil der Geschichte: Schuhbauer erkennt, dass im Wohnzimmer seiner Eltern 50 Jahre lang das Gemälde „Die Feldherrenhalle“ des NS-Industriemalers Erich Mercker hing. Eine Röntgenuntersuchung zeigt: Unter der Bildoberfläche liegen Spuren von NS-Motiven wie Hakenkreuz-Fahnen, die später vermutlich vom Maler selbst übertüncht wurden. Zeitgleich entdeckt Duppel in seinem Heimatdorf Maulbronn und in Ennepetal Dokumente, die belegen, dass scheinbar unbescholtene Unternehmer und Ehrenbürger finanziell stark von systematischer Ausbeutung und der Kriegstreiberei der Nazis profitierten. Die persönlichen Geschichten der Autoren, ihre Recherchen und Gespräche mit Historikern in Polen, Frankreich und Deutschland entzaubern zahlreiche Mythen und Legenden und schreiben die neue Geschichte eines deutschen Wirtschaftswunders, das eben auch auf Raub und Unrecht der NS-Zeit basierte.

Mo., 3. Nov · 23:30-00:00 · BR
nachtlinie extra: Auf dem Alten Israelitischen Friedhof in München

Jüdische Friedhöfe sind wichtige Zeugnisse unserer Geschichte. Sie sind ein sichtbarer Beleg für die Jahrhunderte zurückreichende Existenz jüdischer Gemeinden in Deutschland. Im Judentum werden sie als „Orte des Lebens“ oder „Orte der Ewigkeit“ bezeichnet. Die Gräber sind auf Dauer angelegt und dürfen nicht eingeebnet werden. Anstelle von Blumen legt man beim Besuch des Friedhofs kleine Steine darauf. Sie belegen den Besuch am Grab und sind, so ein Rabbiner, wie „Visitenkarten ohne Namen“. Der Alte Israelitische Friedhof in München ist bereits stillgelegt. Vor einiger Zeit ist er in den Fokus der Ahnenforschung gerückt. Angehörige aus der ganzen Welt begeben sich hier auf die Suche nach ihren Vorfahren. Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern hilft dabei, auch wenn die Gräber von Jahr zu Jahr immer mehr an wertvollen Informationen verlieren, da die Inschriften unleserlich werden oder die Steine verfallen. Angesichts der fortschreitenden Verwitterung der Grabmäler hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege eine kartografische Erfassung der 80.000 Grabsteine der in der Denkmalliste aufgeführten jüdischen Friedhöfe in Bayern angeordnet. Mit dem Versuch, die Gräber im nächsten Schritt zu stabilisieren, will man den stillen Tod der Grabsteine aufhalten. Auf dem großen Friedhofsareal an der Thalkirchner Straße gibt Ellen Presser, Leiterin des Kulturzentrums der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, interessante Einblicke in die jüdische Bestattungskultur, die Gestaltung der Gräber und in Biografien bedeutender Münchner Persönlichkeiten – wie Rosa Klauber, Gründerin und Inhaberin des traditionsreichen Spitzenhauses in der Theatinerstraße, oder Uri Siegel, Rechtsanwalt und Neffe des langjährigen FC-Bayern-Präsidenten Kurt Landauer. Am Mahnmal zum Gedenken an alle Opfer der NS-Verfolgung erinnern Ellen Presser und Andreas Bönte im Gespräch an die durch Nationalsozialisten ermordeten Juden.

Di., 4. Nov · 20:15-21:00 · ZDF
Überleben in Auschwitz

Die Doku erzählt die Geschichten von Opfern und Tätern, deren Wege sich im KZ Auschwitz kreuzen. Darunter Anita Lasker-Wallfisch, ein heimliches Liebespaar und der SS-Arzt Josef Mengele. Im KZ-Alltag bestimmten Hunger, Zwangsarbeit und ständige Todesangst das Leben. Funktionshäftlinge mussten über andere entscheiden, heimliche Begegnungen bedeuteten Lebensgefahr. Die Doku zeigt, wie Hoffnung trotz Terror und Gewalt aufrechterhalten wurde. Die 1925 in Breslau geborene Jüdin Anita Lasker-Wallfisch ist eine der letzten Holocaust-Überlebenden von Auschwitz. 1943 wird sie in die Todesfabrik deportiert. Im Interview erinnert sich die heute Hundertjährige an „den Wahnsinn, der damals geschehen ist“. Das KZ Auschwitz wird 1940 als Gefangenenlager für polnische Häftlinge eingerichtet. Ab 1943 wird es zum zentralen Ort des Holocaust. Die junge Helen „Zipi“ Spitzer kommt mit dem ersten Transport jüdischer Frauen in Auschwitz an und wird Arbeitssklavin. Bald darauf wird sie für die Schreibstube des Lagers eingeteilt und muss Listen führen – über die Lebenden und die Toten. Die junge Slowakin gehört damit zu den sogenannten Funktionshäftlingen, die beim Betrieb des Lagers helfen müssen, um zu überleben. In Auschwitz lernt sie den polnisch-jüdischen Mithäftling David Wisnia kennen. Beide verlieben sich ineinander und treffen sich heimlich. Eine gefährliche Beziehung, die für das Paar den Tod bedeuten kann. Helen Spitzer und Anita Lasker müssen im Mädchenorchester von Auschwitz spielen. Anita beherrscht das Cello. Sie muss auch dem SS-Arzt Josef Mengele vorspielen. Bei den sogenannten Selektionen entscheidet er, welche der ankommenden Häftlinge als arbeitsfähig eingestuft werden und welche in die Gaskammern geschickt werden. Der Lagerarzt nutzt seine Macht in Auschwitz auch, um pseudowissenschaftliche „Beweise“ für die NS-Rassenideologie zu finden. Zu den Opfern, die er für seine medizinischen Experimente missbraucht, gehören die zehnjährigen Zwillinge Eva und Miriam Mozes. Auch die junge SS-Aufseherin Irma Grese terrorisiert die Häftlinge. Sie lässt sich dafür eine spezielle Peitsche anfertigen. Als sie ungewollt schwanger wird, zwingt sie die jüdische Ärztin Gisella Perl, eine Abtreibung bei ihr vorzunehmen. Perl führt in Auschwitz ansonsten heimlich Abtreibungen bei Häftlingen durch, um ihnen das Leben zu retten. Denn werdende Mütter gelten als nutzlos für die Arbeit und werden sofort vergast. Die Dokumentation begleitet die Geschichten der Häftlinge und Täter über die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 hinaus. Sie zeigt, wie die Gefangenen die Todesfabrik überlebt haben und wie mit ihren Peinigern nach dem Zweiten Weltkrieg verfahren wird. Die ehemaligen Häftlinge schlagen unterschiedliche Lebenswege ein. Nur die Wege des Liebespaares Helen Spitzer und David Wisnia kreuzen sich erneut – allerdings erst 72 Jahre später.

Di., 4. Nov · 22:25-00:00 · 3sat
Ich bin! Margot Friedländer

Das Dokudrama widmet sich der Lebensgeschichte der 101-jährigen Holocaustüberlebenden Margot Friedländer. Ihre persönlichen Schilderungen bilden den Leitfaden des Films. 1943 taucht die damals 21-Jährige vor der Gestapo unter, versteckt sich in Berlin und ist auf das Wohl und die Gnade ihrer Helfer angewiesen, die ihre Situation oft auch ausnutzen. Sie färbt sich die Haare, lässt sogar ihre Nase operieren, um unerkannt zu bleiben. 15 Monate lang gelingt es Margot Bendheim – so ihr Mädchenname -, sich als „jüdische Illegale“ in Berlin vor der Gestapo zu verstecken. 1921 in Berlin geboren, hat Margot nach der Schule eine Schneiderlehre gemacht, später am Theater beim Jüdischen Kulturbund in Berlin als Statistin gearbeitet und Kostüme für die Bühne genäht. Sie liebt das Theater – die zunehmend lebensbedrohliche Situation für Jüdinnen und Juden in Deutschland durch das NS-Regime blendet sie weitgehend aus. Die Bemühungen ihrer Familie, der Verfolgung durch Migration ins Ausland zu entgehen, schlagen fehl. Nach der Trennung ihrer Eltern 1937 lebt Margot mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder Ralph zusammen in einer sogenannten Judenwohnung. Ab 1941 muss Margot Zwangsarbeit leisten und ihre geliebte Arbeit beim Jüdischen Kulturbund aufgeben. Im Januar 1943 plant Margots Mutter die Flucht mit ihren Kindern zu Verwandten nach Oberschlesien. Doch kurz davor wird Ralph von der Gestapo verhaftet. Die Mutter entschließt sich, ihrem Sohn freiwillig zu folgen – sie werden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Margot bleibt allein zurück. Die Mutter hinterlässt ihr neben einer Bernsteinkette, einem Adressbuch und der Handtasche die wichtige Botschaft: „Versuche, dein Leben zu machen.“

Di., 4. Nov · 22:30-23:15 · HR
Mörder bevorzugt – Wie der BND NS-Verbrecher rekrutierte

Der Film zeigt schonungslos neue, erschreckende Erkenntnisse aus der Forschung in den Archiven des Bundesnachrichtendienstes. In keiner anderen bundesdeutschen Organisation oder Behörde wurde in dieser Konsequenz an nationalsozialistischen Vorstellungswelten festgehalten und somit auch der Boden für rechtsextremistisches Gedankengut kontinuierlich genährt. Der BND hat nicht nur einzelne schwer belastete NS-Täter beschäftigt. Die Anwerbung und Einstellung von Mördern und Schreibtischtätern hatte von Anfang an System. Gerhard Sälter, Mitglied der Unabhängigen Historikerkommission, kann das bis weit in die 1960er-Jahre nachweisen. Er hat zehn Jahre lang geforscht, dabei zahlreiche Akten und Personalakten des Nachrichtendienstes einsehen können. Sein Fazit öffnet historisch eine neue Dimension zum frühen BND. Die Organisation Gehlen, ab 1956 dann der BND, habe zahlreiche Täter des Holocaust nicht trotz ihrer Verbrechen rekrutiert, sondern wegen ihres nachweislichen Einsatzes für das NS-Terrorregime. Hauptamtliche Mitarbeiter des Dienstes konnten seinen Erkenntnissen nach sogar aus den Mitgliedern und leitenden Offizieren der Einsatzgruppen rekrutiert werden, die während des Zweiten Weltkriegs den Holocaust in Osteuropa durchführten. Eine jüdische Ehefrau hingegen konnte ein Einstellungshindernis beim BND sein, das gibt es schwarz auf weiß. Wie konnte der Dienst nach Gründung der Bundesrepublik immer noch NS-Verbrecher der Strafverfolgung entziehen? Warum hat Adenauers Kanzleramt als Aufsichtsbehörde dem Entstehen nationalsozialistischer Netzwerke im BND tatenlos zugesehen? Welche Rolle spielte dabei Kanzleramtschef Hans Maria Globke? Und gehörte tatsächlich auch Alois Brunner dazu, Eichmanns Gehilfe bei den Deportationen in die Todeslager? Wie stellt sich der BND heute dieser historischen Verantwortung? Die Autorin Christine Rütten geht diesen Fragen in ihrer Dokumentation nach.

Di., 4. Nov · 23:30-01:10 · BR
Plan A – Was würdest du tun?

Max (August Diehl) hat die Grauen des Konzentrationslagers überlebt, aber seine Familie und den Glauben an die Zukunft verloren. Getrieben von Wut und Rache schließt er sich der Jüdischen Brigade an, einer Einheit der britischen Armee, die im Geheimen Nazi-Kriegsverbrecher jagt und hinrichtet. Als die Brigade abberufen wird und Max nach Palästina auswandern soll, steht er plötzlich vor der Entscheidung: Soll er der ehemaligen Partisanin Anna (Sylvia Hoeks) nach Nürnberg folgen, wo Abba Kovner (Ishai Golan) eine großangelegte Racheaktion plant, oder soll er Deutschland verlassen? Als Max sieht, wie die Deutschen ihre Vergangenheit und ihre Verantwortung ignorieren, radikalisiert er sich. Er schließt sich Kovner an, der die Aktion Nakam plant: die Vergiftung des Trinkwassers in deutschen Großstädten, um möglichst viele Deutsche zu töten. Max findet in der Gruppe zunächst einen neuen Lebenssinn und bereitet die Aktion in Nürnberg vor, indem er sich in ein Wasserwerk als Arbeiter einschleust. Während Kovner ins Ausland geht, um das Gift zu besorgen, wartet Max mit Anna in Nürnberg. Ihm kommen zunehmend Zweifel. Ist das Unternehmen nicht eine Wahnsinnstat? Ein Offizier der Jüdischen Brigade (Michael Aloni) versucht, Max und die Gruppe aufzuhalten.

Mi., 5. Nov · 20:15-21:45 · RBB
Hitlers Volk – Ein deutsches Tagebuch 1933 – 1938, 1/2

12 Jahre, 3 Monate und 8 Tage dauerte die Zeit des Nationalsozialismus. Tagebücher erzählen vom Leben und Alltag der Deutschen. Wer waren die Menschen, die Hitler 1933 wählten? Wer profitierte vom NS-Staat? Wer fürchtete um sein Leben? Fünf Lebenslinien, fünf Schicksale, zwischen Gefolgschaft, Karriere, Zweifel, Anpassung und Ausgrenzung. Die erste Folge erzählt von den Jahren 1933-1938. 30. Januar 1933. Die Nazis kommen an die Macht, Adolf Hitler wird Reichskanzler. „Bald weht frischer Wind in Deutschland und es wird manches anders werden“, schreibt der 20jährige Tischlerlehrling Franz Schall begeistert in sein Tagebuch. Der gläubige Katholik Matthias Mehs ist entsetzt: „Wie kann ein Volk so einen Triebmenschen zum Reichskanzler machen?“. Luise Solmitz ist glühende Hitler-Anhängerin – obwohl ihr Mann als Jude erste Repressalien erlebt. Sie notiert: „Nichts auf der Welt geht mir über Mann und Kind und dennoch weiß ich, dass Hitlers Rassengrundsätze richtig sind.“ „Hitlers Volk“ erzählt im ersten Teil von fünf Menschen und ihren Familien auf Basis ihrer überlieferten Tagebücher. Die fünf Tagebuchschreiberinnen und -schreiber repräsentieren unterschiedliche soziale Schichten, politische Lager und Konfessionen. Und sie schreiben aus der Unmittelbarkeit des Alltages heraus. Sie sind Anhänger der Nazis, Gegner, Ausgestoßene und Opfer der NS-Herrschaft. Fünf Lebenslinien, fünf Schicksale aus den „Friedens-Jahren“ 1933 – 1938, zwischen euphorischer Gefolgschaft, Karriere, Zweifel, Anpassung und Ausgrenzung: Der Tischlerlehrling Franz Schall, der Wittlicher Gastwirt Matthias Mehs, der Breslauer Lehrer Willy Cohn, die Hamburger Hausfrau Luise Solmitz, die junge Gärtnerin Ilse Thiele. Die Tagebucheinträge erzählen von der Euphorie des „neuen Deutschland“, von der täglichen Angst oder dem Ringen um kleine Kompromisse. Schicksalsschläge und Glücksmomente werden nacherlebbar. Es entsteht eine Erlebnisgeschichte aus der Unmittelbarkeit und der Situation der Zeit heraus. Sie alle lebten im Heute – und kannten das Morgen nicht. Eva Röger, Jürgen und Daniel Ast verweben die Lebensgeschichten zu einem Panorama der Zeit. Der Graphic Novelist Vincent Burmeister „übersetzt“ die Tagebuch-Eintragungen in Szenen, gibt den Momenten des Erlebens eine emotionale Qualität. Es entstehen „Erinnerungsbilder“, die ein Ausdruck der Seelenlandschaften der Protagonistinnen und Protagonisten sind.

Do., 6. Nov · 00:20-02:00 · BR
Lauf Junge lauf

Der neunjährige Srulik entflieht aus dem Warschauer Ghetto. In seinem täglichen Überlebenskampf begegnen ihm wohlgesinnte Helfer, aber auch solche, die sich als Verräter entpuppen. Um zu überleben, muss der Junge seine jüdische Identität geheim halten und sich als polnisch-katholisches Waisenkind ausgeben. Als er nach Kriegsende, mittlerweile mit seiner neuen Identität verschmolzen, ein neues Zuhause bei einer katholischen Familie findet, glaubt er sich am Ziel seiner Wünsche. Doch seine verdrängten Erinnerungen, Gefühle und seine wahre Identität holen ihn wieder ein.

Do., 6. Nov · 01:00-01:45 · ZDF
frontal-Dokumentation: Judenhass in Deutschland – 80 Jahre nach Auschwitz

Judenhass ist in Deutschland so verbreitet wie nie seit dem Ende des Holocaust. Wie gehen Überlebende und ihre Nachfahren damit um – 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz? Seit dem 7. Oktober 2023, dem Angriff der Hamas auf Israel, hat sich die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland verdoppelt – die Gewalt nimmt zu. Die Dokumentation begleitet Jüdinnen und Juden und fragt, wie sie mit dem Erstarken des Antisemitismus umgehen.

Fr., 7. Nov · 20:15-22:00 · 3sat
Der Passfälscher

Berlin 1942. Den Judenstern zu tragen, kommt für Cioma Schönhaus nicht infrage. Mit unbändiger Freude am Leben trotzt der junge jüdische Schöngeist der Nazi-Diktatur. Er lebt dabei in ständiger Gefahr, entdeckt zu werden. Zusammen mit seinem besten Freund Det stürzt er sich mit seinem unwiderstehlichen Charme in das Berliner Leben, denn Cioma ist überzeugt: Das beste Versteck ist mitten unter Menschen, da wo alle hinschauen. Während er in der Öffentlichkeit schon mal als deutscher Offizier auftritt, fälscht er im Untergrund Ausweisdokumente und verhilft damit zahlreichen Verfolgten zur Flucht. Als er der jungen Gerda begegnet, findet er nicht nur eine ebenbürtige Meisterin der Mimikry, sondern auch seine große Liebe, für die er alles bereit ist zu geben. Doch bald schon kommt ihm die Gestapo auf die Schliche und sein Leichtsinn bringt ihn und sein Umfeld zunehmend in Gefahr.

Fr., 7. Nov · 21:00-22:00 · ARD-alpha
alpha-retro: Münchner Juden (1972)

Münchner Juden erzählen, was sie in ihrer Jugend erlebt haben: wie das war im Jahr 1923 mit dem Hitlerputsch, was sich veränderte nach ’33 und wie alles nach der so genannten „Reichskristallnacht“ noch viel schlimmer wurde. Friedel schildert die Lebensgeschichte von zwei jüdischen Mädchen, die mit ihm die Schule gegangen sind. Danach erzählt ein Mann über seinen Vater, über Viehjuden und Hopfenjuden in Niederbayern. Diese Bezeichnungen waren keine Beleidigungen, sondern eher Berufsbezeichnungen. Der Film beginnt mit den Ereignissen des Jahres 1923 und wie die Münchner Juden den gescheiterten Hitlerputsch erlebt haben, wie die Väter der in diesem Film erzählenden Münchner Juden den Hitlerputsch erlebt haben. Denn diese Väter waren in der Regel Weltkriegsteilnehmer gewesen. Georg Friedel erzählt ganz kurz und nicht aufdringlich aus der eigenen Kindheit zwischen Bavariaring und Münchner Westend und er schildert die Lebensgeschichte von zwei jüdischen Mädchen, die mit ihm die Schule gegangen sind: die eine reich, die andere arm. Friedel erzählt jedoch nicht nur über diese Menschen, sondern lässt sie vor der Kamera selbst erzählen. Dies ergibt letztlich spannende Zeitzeugengespräche, bevor es diesen Begriff so recht gegeben hat. Eine Münchner Jüdin aus ärmeren Verhältnissen erzählt ein Erlebnis aus ihrer Schulzeit, das sie selbst als „vermutlich nicht besonders interessant“ für andere bezeichnet, das sich ihr selbst jedoch tief ins Gedächtnis gegraben habe. Nach der Machtergreifung gab es nicht mehr den üblichen Morgengruß „guten Morgen, Fräulein Lehrerin!“, sondern alle mussten aufstehen und „Heil Hitler“ sagen und dazu den Arm heben. Sie und weitere vier jüdische Mädchen in der Klasse machten das jedoch nicht mit. Die Lehrerin zwang diese fünf Mädchen stehen zu bleiben, bis sie doch den Arm heben und „Heil Hitler“ sagen würden. Die Erzählerin machte dies trotzdem nicht. Am nächsten Tag hieß es dann, jüdische Kinder hätten nicht die Ehre, „Heil Hitler“ sagen zu dürfen. „Das ist ein Erlebnis, an das denke ich heute noch,“ schließt sie diese Erzählung ab. Ein Münchner Jude erzählt da z.B. über seinen Vater, einen „Viehjud“ und „Hopfenjud“ in Niederbayern, der dort unter keinerlei Antisemitismus gelitten habe. Die Bezeichnungen „Hopfenjud“ und „Viehjud“ waren keine Beleidigungen, sondern so etwas Ähnliches wie Berufsbezeichnungen. Die Väter aller Erzählenden waren durchgehend deutschnational eingestellt, waren stolz darauf, Deutsche zu sein. Was haben diese Münchner Juden vor 1933 erlebt, wie haben sie die Zeit nach 1933 empfunden? Was haben sie in und nach der sogenannten „Reichskristallnacht“ erlebt? Die Fragen von Georg Friedel und die Ausführungen dieser Münchner Juden – alle ungefähr Jahrgang 1919/20 – üben einen großen Sog aus: Man hört zu und merkt nicht, wie am Ende eine Stunde Film vorübergezogen ist.

Fr., 7. Nov · 22:00-22:30 · ARD-alpha
alpha-retro: Die Juden und Frankfurt (1964)

Dieser Filmbericht von 1965 befasst sich mit der 800-jährigen Geschichte der Juden in Frankfurt – auch mit dem letzten, dem schlimmsten Kapitel. Ausgehend von dem, was von der jüdischen Gemeinde nach der Zeit des Nationalsozialismus noch übriggeblieben ist – die vielen Kennkarten mit dem großen „J“ vorne drauf – macht er sich daran, die Geschichte der Juden in Frankfurt aufzuzeigen. Und er befragt heute in Frankfurt lebende Juden nach ihrer Lebenssituation und ihren Erwartungen für die Zukunft. Der Dokumentarbericht beginnt mit dem, was vom schlimmsten Kapitel der Geschichte der Juden in Frankfurt übriggeblieben ist: Eine ungeheure Sammlung von Kennkarten jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger mit dem „J“ vorne drauf. Die Besitzer dieser Kennkarten fielen so gut wie alle dem Holocaust zum Opfer. Anschließend macht sich der Film daran, die lange, lange Geschichte der Juden in Frankfurt aufzuzeigen: ihren Alltag, ihre Synagogen, ihre Erfolge, ihre Diskriminierung aufgrund von Antisemitismus, ihre herausragenden Persönlichkeiten usw. Und am Ende befragt der Film junge, in Frankfurt lebende Juden nach ihrer aktuellen Lebenssituation und ihren Erwartungen an die Zukunft: Sehen sich heute noch Antisemitismus ausgesetzt? Wo wollen sie künftig leben? In Frankfurt bzw. überhaupt in Deutschland? In Israel, in den USA? Zu Wort kommen dabei später so berühmte Personen wie z.B. Benjamin Korn (Theatermacher), Petra Kunik (Schriftstellerin), Salomon Korn (Architekt und ehem. Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland), Marek Lieberberg (Konzertveranstalter).

Fr., 7. Nov · 22:30-23:15 · ARD-alpha
alpha-retro: Vom Leben der Juden in Wien (1986)

Doku von 1986 über die jüdische Gemeinde in Wien und über die Lebensbedingungen der jüdischen Bürger zwischen Assimilierung und Antisemitismus. Die damals 6000 Juden haben ihr Zentrum im 1. Wiener Gemeindebezirk, wo in der Seitenstettengasse der Stadttempel steht – 1938 hatten in Wien gut 160.000 Juden gelebt. Die Gemeindemitglieder sagten 1986, sie fühlen sich nicht nur vom arabischen Terrorismus bedroht, sondern sie sehen sich auch mit einem wachsenden Antisemitismus in Wien konfrontiert.

Sa., 8. Nov · 20:15-22:00 · ZDFneo
Die Wannseekonferenz

Am 20. Januar 1942 treffen sich in einer Villa in Berlin-Wannsee hochrangige Vertreter des NS-Regimes zu einer Besprechung, die als Wannsee-Konferenz in die Geschichte eingeht. Ausschließliches Thema der Besprechung ist die von den Nationalsozialisten so genannte „Endlösung der Judenfrage“: die Organisation des systematischen, millionenfachen Massenmordes an den Juden Europas. 15 führende Vertreter der SS, der NSDAP sowie der Ministerialbürokratie kommen am Mittag des 20. Januar 1942 in einer Villa am Großen Wannsee in Berlin zusammen. Eingeladen hat Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des SD, zu einer „Besprechung mit anschließendem Frühstück“. In der etwa 90 Minuten dauernden Besprechung wird der millionenfache Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas geplant und organisiert. Der Film „Die Wannseekonferenz“ folgt dem von Adolf Eichmann verfassten Besprechungsprotokoll, von dem nur ein Exemplar erhalten ist und das als Schlüsseldokument der Judenvernichtung gilt.

Sa., 8. Nov · 20:15-21:00 · PHOENIX
Calmeyers Dilemma

Hans-Georg Calmeyer (1903-1972) war ein deutscher Jurist aus Osnabrück, der während des Zweiten Weltkriegs als Rassereferent“ der nationalsozialistischen Verwaltung in Den Haag über Leben und Tod von Tausenden Menschen entschied. Die Dokumentation beleuchtet die Frage: Hat Calmeyer niederländische Juden aktiv gerettet oder hat er lediglich einige vor der Verfolgung verschont?

Sa., 8. Nov · 23:40-00:55 · RBB
Ida

Polen, 1962: Die 18-jährige Anna steht vor dem wichtigsten Schritt ihres Lebens – die hübsche Novizin möchte das ewige Gelübde ablegen und ihr Leben nun voll und ganz Gott widmen. Im Waisenhaus von Nonnen aufgezogen, war der Glaube über viele Jahre hinweg Annas einziger Halt und Trost, so dass dieser Weg für sie vorherbestimmt scheint. Doch bevor Anna endgültig in den Konvent eintreten darf, verlangt ihr die Äbtissin eine letzte Prüfung ab. Anna soll ihre Tante Wanda und damit ihre einzige noch lebende Verwandte kennenlernen. Als Anna ihre Koffer packt, ahnt sie nicht, dass sie sich mit der Reise zu ihrer Tante zugleich auf eine Reise in die eigene Vergangenheit begibt – und die hält ein dunkles Geheimnis bereit. Denn eigentlich ist Anna gar nicht Anna, sondern Ida, die Tochter eines jüdischen Ehepaares, das dem Naziregime zum Opfer fiel. Gemeinsam mit ihrer Tante geht Anna auf Spurensuche. Und so wird die Reise zum Grab von Annas Eltern für beide zu einer Reise zum eigenen Selbst. Als Annas Tante Selbstmord begeht, muss sich Anna entscheiden – zwischen der Religion und ihrer neu gewonnenen Freiheit als Ida.

Sa., 8. Nov · 23:45-01:50 · ZDFneo
Unbeugsam – Defiance

1941: Während deutsche Truppen vorrücken und der Massenmord an den osteuropäischen Juden beginnt, fliehen die Bielski-Brüder in die Wälder. Dort kämpfen sie nicht nur ums Überleben, sondern auch um Gerechtigkeit. Bald schließen sich immer mehr Verfolgte ihrem Widerstand an. Doch die Gefahr rückt näher – wie lange können sie dieser standhalten? Der Film basiert auf der wahren Geschichte der Bielski-Brüder und wurde unter der Regie von Edward Zwick („Blood Diamond“, „Last Samurai“) eindrucksvoll inszeniert. Mit Daniel Craig, Liev Schreiber und Jamie Bell in den Hauptrollen zeigt das bewegende Kriegsdrama den mutigen Kampf ums Überleben und den Widerstand gegen die Nazibesatzung in Osteuropa.

So., 9. Nov · 19:00-19:30 · HR
Maries Vermächtnis

Ein Film über eine außergewöhnliche, kluge und schöne Frau, die von den Nazis brutal entrechtet, enteignet, deportiert und ermordet wurde. Der Film „Maries Vermächtnis“ ist ein Statement gegen Hass und Hetze und erzählt die Geschichte der Frankfurter Unternehmerin, Stifterin und Frauenrechtlerin Marie Eleonore Pfungst (1862-1943). Ein Film auch über das einstige Familienunternehmen Naxos-Union, die heutige Kulturstätte „Produktionshaus Naxos“ sowie die Dr. Arthur-Pfungst-Stiftung, die im Sinne der Stifterin Bildung fördert. Die Geschichte führt außerdem zum Jüdischen Museum Frankfurt, auf die griechische Insel Naxos und zum Ghetto-Museum Theresienstadt, wo Marie Pfungst 1943 starb. Der Film erzählt den Werdegang dieser bedeutenden Frau im Kontext ihrer Familiengeschichte sowie den rasanten Aufstieg einer jüdischen Familie, die sich für das Gemeinwohl engagierte, wie kaum ein anderes deutsches Familienunternehmen. Marie Pfungst war eine der bedeutendsten Unternehmerinnen und Stifterinnen des frühen 20.Jahrhunderts. „Drum, wenn Dein Herz den Haß der Menschen spürt, beschäme sie durch deine Güte.“

So., 9. Nov · 20:15-21:15 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Marione Ingram – Ein Leben für den Frieden

Marione Ingram gilt als letzte Zeitzeugin, die den Holocaust und auch den Hamburger Feuersturm von 1943 überlebt hat. Als jüdisches Kind von Nationalsozialisten verfolgt, wandert sie nach Kriegsende in die USA aus. Ihre eigenen unverarbeiteten Traumata im Gepäck, wird sie in New York Zeugin des strukturellen Rassismus in den USA. Marione ist entsetzt über die Ungleichbehandlung der schwarzen Bevölkerung und schließt sich in den 60ger Jahre der US-Bürgerrechtsbewegung an. Sie gründet eine „Freedom School“ in Mississippi und es dauert nicht lange, bis sie von der rassistischen und gewaltbereiten Terrororganisation Ku-Klux-Klan bedroht wird. Aber Marione Ingrams Entscheidung ist gefallen. Sie setzt sich für Menschen ein, die unterdrückt werden oder gesellschaftlich keine Stimme haben. Aus eigener Erfahrung weiß die 1935 geborene Aktivistin, wie es sich anfühlt, seiner Grundrechte beraubt zu werden: Weil Juden nicht in Schutzräume durften, wurde sie als siebenjähriges Mädchen von Nachbarn während des Bombenhagels in Hamburg nicht in die Luftschutzkeller gelassen. Auch die Kirche verwehrte dem Mädchen den Schutz. Wie kommt es, dass ausgerechnet eine Herzblut-Pazifistin wie Marione Ingram den Satz: „Krieg hat mich gerettet“, über die Lippen bringt? Welche Erlebnisse kann sie bis heute nicht vergessen und was macht es mit ihr, für dieses Interview noch einmal nach Hamburg gekommen zu sein? Hiervon und von ihrer unglaublichen Überlebensgeschichte berichtet die Wahlamerikanerin in diesem Film.

So., 9. Nov · 21:45-23:15 · Das Erste (ARD)
Nürnberg 45

Als Ernst Michel (22) zum ersten Mal die Pressetribüne im Saal 600 des Nürnberger Justizpalastes betritt, hält er die Nähe zu den Angeklagten kaum aus. Keine zehn Meter sitzt er, der Auschwitz-Überlebende, von Göring und den anderen entfernt. Als die polnische Zeugin Seweryna Smaglewska (29) zum ersten Mal das Nürnberger Grand-Hotel betritt, in dem sie für die Dauer ihres Aufenthalts untergebracht ist, kann sie nicht begreifen, wieso die Richter und Staatsanwälte des Nürnberger Prozesses in der Nacht zuvor einen rauschenden Ball gefeiert haben. Dieses Dokudrama erzählt den wichtigsten Prozess des 20. Jahrhunderts aus der Perspektive dieser beiden jungen Menschen und spiegelt die Hoffnungen und Ängste, die innere Zerrissenheit zweier Menschen wider, die noch ein halbes Jahr zuvor der Todesmaschinerie der Nazis im KZ Auschwitz ausgeliefert waren.

So., 9. Nov · 23:40-00:25 · ZDF
Terra X History: Jüdischer Widerstand – Nicht wie Lämmer zur Schlachtbank

Sie kämpften im Ghetto, in den Wäldern und selbst noch im Vernichtungslager gegen ihre Verfolger. Und doch sind die Frauen und Männer des jüdischen Widerstands bis heute weitgehend unbekannt. Die Gruppe um Simon und Gusta Draenger, die in Krakau spektakuläre Anschläge verübte, oder Marianne Cohn, die 200 jüdische Kinder in die Schweiz schleuste – sie stehen beispielhaft für viele jüdische Widerstandskämpfer, die ihren Mut meist mit dem Leben bezahlten. Beim Gedenken an die Shoah stehen die Opfer im Mittelpunkt. Wenig beachtet wird dabei, dass die Verfolgten sich keineswegs durchgängig „wie Lämmer zur Schlachtbank“ führen ließen. Die jüdische Gegenwehr gegen den Völkermord war zahlreich, vielschichtig und unerschrocken, obwohl sie fast keine Chancen auf Erfolg hatte. Die Dokumentation zeigt ein Kapitel der Geschichte, das lange vernachlässigt wurde.

Mo., 10. Nov · 08:55-09:55 · arte
Die Nacht der Schande – Novemberpogrome 1938 (1/2)

Seit der Machtergreifung im Jahr 1933 verfolgten die Nationalsozialisten mit geradezu obsessiver Hartnäckigkeit vor allem ein Ziel: Sie wollten sich der Juden entledigen. Von den Nürnberger Gesetzen bis hin zum „Anschluss Österreichs” und den Novemberpogromen 1938 diskriminierten und verfolgten sie die jüdische Bevölkerung systematisch in der Hoffnung, sie ins Exil zu treiben. Als der aus Polen stammende junge jüdische Emigrant Herschel Grynszpan jedoch am 7. November 1938 auf einen Diplomaten an der deutschen Botschaft in Paris schoss, nahmen die Nationalsozialisten das Attentat zum Vorwand, um das Opfer zum Märtyrer zu erklären und zu Pogromen aufzurufen. Das Ziel war, die im Deutschen Reich verbliebenen Juden durch physische Gewalt und Drohungen zur Flucht zu zwingen. Gleichzeitig wurde die Enteignung und „Arisierung” ihres Besitzes in die Wege geleitet. Damit markieren die Novemberpogrome ein unumkehrbares Momentum in der Geschichte des NS-Staates und seiner antisemitischen Politik hin zu einer staatlich gelenkten, systematischen Vertreibung durch Diebstahl, Gewalt und Einschüchterung. Während die deutschen Juden bis dahin versucht hatten, mehr oder weniger geordnet zu emigrieren, kam es nun zu einer panischen Massenflucht. Doch in den meisten Aufnahmeländern begegnete man den Geflüchteten feindselig. Nur wenige Monate später sollte die Falle zuschnappen. Der Krieg brach aus und holte auch jene ein, die geglaubt hatten, dem NS-Wahn entkommen zu sein.

Mo., 10. Nov · 09:55-10:50 · arte
Die Nacht der Schande – Novemberpogrome 1938 (2/2)

Die Gewaltexzesse in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 bildeten bis dahin den Höhepunkt des systematischen staatlichen Antisemitismus im Deutschen Reich. Aufgrund der Vielzahl zerstörter Schaufensterscheiben entstand zunächst der Begriff „Reichskristallnacht“ für die Ereignisse, die eine neue Phase der offenen Diskriminierung, Repression und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung einleitete. An den Übergriffen beteiligten sich nicht nur Gruppierungen der NSDAP, sondern zum Beispiel auch Schulklassen. Nur wenige Menschen hatten den Mut, ihren jüdischen Nachbarn zu Hilfe zu kommen. Große Teile der nichtjüdischen Bevölkerung mögen die Pogrome stillschweigend abgelehnt haben und über die Vorkommnisse schockiert gewesen sein, die wenigsten jedoch wurden aktiv, als Tausende Menschen getötet, gedemütigt, misshandelt oder verhaftet wurden. Der flächendeckenden Gewalt im nationalsozialistischen Deutschland waren antijüdische Aktionen in Kassel, Fulda und anderen Städten vorausgegangen. Als Vorwand für die als „Volkszorn“ deklarierten Novemberpogrome nutzten die Nazis die Tötung des deutschen Botschaftsmitarbeiters Ernst vom Rath in Paris durch den jüdischen Emigranten Herschel Grynszpan. Die Dokumentation veranschaulicht anhand von seltenen Archivaufnahmen und Zeitzeugenberichten nicht nur die bis heute fassungslos machenden Gewaltakte gegenüber deutschen Juden, sondern auch die Veränderung des gesellschaftlichen Klimas im Deutschen Reich seit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933, durch die die Novemberpogrome erst möglich wurden.

Mo., 10. Nov · 20:15-23:30 · ZDF
Sturm kommt auf

Die beklemmende Darstellung des aufkommenden Faschismus in der Provinz anhand der bewegten, gleichsam berührenden Geschichte des Schusters Julius Kraus.

Mi., 12. Nov · 00:00-01:20 · NDR
Adam & Ida – Die lange Suche der Zwillinge

Als Dreijährige getrennt, überleben die jüdischen Zwillinge Adam und Ida den Holocaust und finden sich erst 53 Jahre später wieder. „Wir wissen, dass wir es sind“, sagt Ida. Aber ist es ein Happy End? Die jüdischen Zwillinge Adam und Ida Paluch sind drei Jahre alt, als sie 1943 im jüdischen Getto der damals schlesischen Stadt Sosnowiec durch die Nazis voneinander getrennt werden. Ihre Mutter nimmt sich aus Verzweiflung das Leben. Adam kommt ins KZ Majdanek, Ida kann sich verstecken. Beide überleben den Holocaust und werden nach Kriegsende von polnischen Pflegefamilien aufgenommen. Adam wird sich seiner jüdischen Herkunft früh bewusst, kennt aber mehr als 50 Jahre lang weder seinen richtigen Namen noch seine Herkunft. Geplagt von der ständigen Frage „Wer bin ich?“, reißt er als Kind immer wieder aus, um seine Familie zu suchen. Als junger Erwachsener heuert er bei der Marine an. Mit dem Ziel, bei jüdischen Gemeinden in aller Welt mehr über seine Herkunft herauszufinden. Ohne Erinnerung an seine frühe Kindheit bleibt die Suche aber erfolglos. Ida indes kann sich an das Trauma von Sosnowiec gut erinnern. Mittlerweile lebt sie in Chicago, gibt die Suche nach ihrem Zwillingsbruder aber nie auf. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gibt es neue Hoffnung: Eines Tages meint Ida, ihren Bruder auf einem Zeitungsfoto zu erkennen und nimmt Kontakt auf. Nach einem halben Jahrhundert der Suche fallen sich die beiden 1995 schließlich in die Arme. Damit beginnt für beide ein neues Leben. Bedeutet das also ein Happy End? Diese Frage bleibt offen, besonders für Adam, der sein altes Leben in Polen mitsamt Frau und Kindern hinter sich lässt, um zu seiner Schwester in die USA zu ziehen. Sein neuer Lebensabschnitt ist geprägt vom lang ersehnten Gefühl der Zugehörigkeit, aber auch von der Zerrissenheit zwischen der neuen und der alten Welt, zwischen den Religionen, der neuen und der alten Familie. Für ihn verlagert sich die lebenslange Frage des „Wer bin ich wirklich?“ zum „Wer will ich sein?“.

Mi., 12. Nov · 20:15-21:45 · RBB
Hitlers Volk – Ein deutsches Tagebuch 1939 – 1945 2/2

5 Jahre, 8 Monate und 8 Tage dauerte der Zweite Weltkrieg in Europa. Wie erlebten ihn die Menschen in Deutschland? Wer waren sie 1939, als der Krieg begann? Wer waren sie 1945, als er endete? Tagebücher erzählen vom Leben der Deutschen im Krieg. Sieben Lebenslinien, sieben Schicksale aus Deutschland – zwischen Gefolgschaft, Karriere, Zerrissenheit, Anpassung, Verzweiflung und Tod. 8. Mai 1945. Mit dem Ende des II. Weltkrieges in Europa endet auch die Herrschaft der Nazis in Deutschland. „Ich habe es von ganzem Herzen herbeigesehnt“, schreibt die 20jährige Ortrun Koerber in ihrem Tagebuch. Inge Thiele, eine junge Nationalsozialistin, die ihr erstes Kind erwartet, notiert: „Das ist das Ende des Dritten Reiches, an das wir geglaubt haben. Vielleicht geht es besser ab, als wir glauben.“ Willy Cohn, seine Frau Trudi und die beiden Töchter Susanne und Tamara erleben das Kriegsende nicht, sie wurden im November 1941 von den Nazis ermordet. 14 Tage zuvor hatte Cohn im Tagebuch notiert: „Wir müssen die Wohnung räumen und werden voraussichtlich verschickt werden. Gott wird uns schon helfen!“ „Hitlers Volk – Ein deutsches Tagebuch 1939 – 1945“ erzählt von sieben Menschen und ihren Familien durch ihre Tagebücher. Die sieben Tagebuchschreiberinnen und -schreiber repräsentieren unterschiedliche soziale Schichten, politische Lager und Konfessionen. Und sie schreiben aus der Unmittelbarkeit des Alltages heraus. Sie sind Anhänger der Nazis, Gegner, Ausgestoßene und Opfer der NS-Herrschaft. Sieben Lebenslinien, sieben Schicksale aus Deutschland: Die Würzburger Schülerin Ortrun Koerber, der Wittlicher Gastwirt Matthias Mehs, der Breslauer Lehrer Willy Cohn, der Funktionär im Reichsarbeitsdienst Egon Oelwein, die Hamburger Hausfrau Luise Solmitz, eine Gärtnerin und ein Wehrmachtssoldat. Sieben Leben im Nationalsozialismus, zwischen euphorischer Gefolgschaft, Karriere, Zerrissenheit, Anpassung, Verzweiflung und Tod. Die Tagebucheinträge erzählen von Schicksalsschlägen und Glücksmomenten: von Jugend und Chancen, Sehnsucht, Ausgrenzung, drohender Deportation. Von Hunger und Liebe, vom Wegschauen, vom Schweigen, von Schuld. Sie beschreiben, wie der Krieg „nach Hause“ kommt, erzählen von den Bunkernächten, dem Wunsch, „nur noch zu überleben“. So entsteht eine Erlebnisgeschichte aus der Unmittelbarkeit des Tages und der Situation der Zeit heraus. Alle lebten im Heute, keiner kannte das Morgen. In ihren Lebensgeschichten spiegeln sich die historischen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs. Eva Röger, Jürgen und Daniel Ast verweben die Lebensgeschichten zu einem Panorama der Zeit. Der Graphic Novelist Vincent Burmeister „übersetzt“ die Tagebuch-Eintragungen in Szenen, gibt den Momenten des Erlebens eine emotionale Qualität. Es entstehen „Erinnerungsbilder“, die ein Ausdruck der Seelenlandschaften der Protagonistinnen und Protagonisten sind.

Sa., 15. Nov · 20:15-21:45 · ARD-alpha
Nazijäger – Reise in die Finsternis

Anton Walter Freud ist stolz auf seine Herkunft, verehrt seinen weltberühmten Großvater. Der 24-Jährige verfügt über ein besonderes Talent: Er kann sein Gegenüber zum Reden bringen. Freud ist ein Freigeist, der sich nur ungern unterordnet. Er verabscheut Disziplin und ist für seine unkonventionellen Ideen bekannt. Sein Ziel ist nicht Rache, sondern Gerechtigkeit. Er will die Täter vor Gericht bringen. „Alles unscheinbare kleine Leute“, wird Freud später in einem seiner seltenen Interviews sagen, „denen man überall begegnen kann, ohne zu ahnen, was sie getan haben.“ Im Team lernt er Hanns Alexander kennen. Der Sohn eines Berliner Arztes ist ebenfalls vor den Nazis nach England geflohen und 1945 als britischer Offizier nach Deutschland zurückgekommen. Im Konzentrationslager Bergen-Belsen hat er das Grauen gesehen, das die Nazis dort anrichteten und ist schockiert über die Kaltblütigkeit der inhaftierten Aufseher und SS-Offiziere. Bergen-Belsen hat Alexander verändert. Er ist nicht länger der sorglose Mann von einst, sondern von einer kaum noch kontrollierbaren Wut erfasst. Das macht ihn zum „Brecher“, ein Ermittlertyp, der auch mit Drohungen operiert und manchmal Grenzen überschreitet – ganz anders als Anton Walter Freud. Der verhaftet im Oktober 1945 Bruno Emil Tesch, den Geschäftsführer der Hamburger Firma „Tesch & Stabenow“, die das Insektenvernichtungsmittel „Zyklon B“ hergestellt und in die Vernichtungslager geliefert hat, vor allem nach Auschwitz. Die Beweise sind erdrückend, Tesch wird 1946 vor ein britisches Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Überlebende Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme haben den Ermittlern erzählt, dass kurz vor Kriegsende zwanzig Kinder nachts mit einem Lkw aus dem Lager gebracht worden sind. Unter ihnen ist der erst sieben Jahre alte Sergio de Simone aus Italien. Freud findet Dr. Adolf Trzebinski und verhört ihn. Vom Schicksal der Kinder wisse er nichts, behauptet der Arzt. Doch Freud kennt die Wahrheit. Trzebinski hat die Opfer von Menschenversuchen bestialisch ermorden lassen. Wann und wie, das will Freud herausfinden. Die Ermittlungen werden ihn ans Ende seiner Kräfte bringen. Das Grauen der Verbrechen, die er aufklären will, lässt ihn nicht mehr los. Hanns Alexander fahndet vor allem nach Rudolf Höß, dem ehemaligen Kommandanten von Auschwitz, der sich seit Kriegsende in Norddeutschland versteckt. Als dessen Frau schließlich den Aufenthaltsort preisgibt, wird Höß verhaftet. Im Verhör gibt er zu, für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich zu sein. Wesentliche Grundlagen des Doku-Dramas „Nazijäger – Reise in die Finsternis“ sind die Protokolle der Verhöre, die Anton Walter Freud und Hanns Alexander 1945 und 1946 durchgeführt haben. Sie führen in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Die Szenen werden von Schauspielern wie Franz Hartwig und Robin Sondermann zum Leben erweckt. Freud ist den Tätern immer einen Schritt voraus. Er kennt ihre Verbrechen und hat genug Beweise, um sie zu überführen. In den dokumentarischen Teilen kommen die letzten Zeitzeugen zu Wort. Die Cousinen des kleinen Sergio, Andra und Tatjana Bucci wurden wie er 1944 aus Italien nach Auschwitz deportiert und haben überlebt. Die Kamera durfte sie an die Schauplätze der Verbrechen nach Auschwitz-Birkenau und Hamburg begleiten. Hinzu kommen historische Filmaufnahmen, Originaldokumente und Fotos.

Sa., 15. Nov · 22:35-00:00 · arte
I Am What I Am – Stolz, eine Frau zu sein

„I Am What I Am – Stolz, eine Frau zu sein“ ist ein lebensbejahender und kraftvoller Dokumentarfilm über Efrat Tilma, die als eine der ersten Israel öffentlich gemacht hat, dass sie eine Transgender-Person ist. Als sie nach Jahren im Exil nach Hause zurückkehrt, muss sie erleben, wie sich der Kreislauf der Diskriminierung, dem sie einst entkam, unter der Regierung von Benjamin Netanjahu wiederholt. Indem sie ihre Lebensgeschichte erzählt, beschließt sie aufzustehen und den Kampf für Gleichberechtigung an der Seite junger Aktivistinnen und Aktivisten noch einmal zu kämpfen, um nicht ein weiteres Mal vor den Repressionen fliehen zu müssen. In den 1960er Jahren muss Efrat Tilma Israel verlassen, nachdem sie Opfer sexualisierter Gewalt und von der Polizei verfolgt wurde. Sie landet bei Madame Arthur im Carrousel de Paris und nach der Geschlechtsumwandlung in Casablanca beginnt sie ein neues Leben in Berlin. Nach mehr als 35 Jahren im Exil kehrt Efrat Tilma nach Israel zurück, entschlossen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Dort findet sie ein verändertes und offenes Land vor und schreibt als erste ehrenamtliche transsexuelle Mitarbeiterin bei der israelischen Polizei Geschichte. Doch mit dem Amtsantritt der Regierung Netanjahu kehren die dunklen Schatten der Vergangenheit zurück. Neben politischer Diskriminierung nimmt die Gewalt gegen die LGBTIQ+-Community massiv zu, so wie in vielen anderen Ländern weltweit. Doch diesmal flieht Efrat Tilma nicht, sondern wird zur mutigen Vorkämpferin gegen den gesellschaftlichen Rückschritt. Efrat Tilma wurde von der BBC in die Liste der „100 einflussreichsten Frauen des Jahres“ gewählt.