Von 16. bis 31. Oktober 2025
Do., 16. Okt · 00:45-01:30 · PHOENIX
Terra X History: Selling Hitler
Auch 80 Jahre nach dem Untergang des „Dritten Reichs“ wird mit der Nazizeit auf fragwürdige Weise Geld verdient. Weltweit kaufen Sammler Relikte auf. Besonders gefragt sind Gegenstände, die Hitler und sein engstes Umfeld hinterließen. Sie erzielen bei Auktionen teils Millionenbeträge. Besonders in den USA boomt das Geschäft mit NS-Relikten. Von der Armbanduhr bis zur Unterwäsche Hitlers kommen noch die abseitigsten Objekte unter den Hammer.
Do., 16. Okt · 23:40-00:10 · 3sat
Nahost. Grenzen der Berichterstattung
„Seit mehr als 35 Jahren berichte ich aus Kriegs- und Krisengebieten“, sagt Karim El-Gawhary, ORF-Korrespondent im arabischen Raum, „aber ich war noch nie aus einem Krieg ausgesperrt“. Der Umstand, dass unabhängigen Journalisten der Zugang zum Gazastreifen verwehrt wird, macht diesen Krieg auf tragische Weise einzigartig. Die Weltöffentlichkeit ist auf lokale Kameramänner und ReporterInnen angewiesen. Dies sind Männer wie der 28-jährige Abdel Khadr Hassouna, der seit eineinhalb Jahren mit Karim El-Gawhary zusammenarbeitet und für diese Arbeit tagtäglich sein Leben riskiert. Der Krieg ist abseits von Zerstörung und Tod am Boden ein Krieg der Bilder und eine Propaganda-Schlacht geworden. Das erlebt auch ORF-Israel-Korrespondent David Kriegleder. Tag für Tag stößt er an journalistische Grenzen. Als sogenannter „embedded journalist“ konnte er die israelische Armee bei einer Presse-Tour nach Gaza begleiten. Doch nach nur zwei Kilometern und einer knappen Stunde endete die Reise: „Die Eindrücke aus Gaza waren sehr bescheiden. Palästinenser haben wir keinen einzigen zu Gesicht bekommen“, resümiert Kriegleder am Ende. Für „WeltWeit“ spricht er auch mit israelischen Journalisten und Bewohnern des Grenzgebiets zu Gaza und bekommt so einen tieferen Einblick in den schwierigen Umgang mit Information und Propaganda in Israel selbst. An die Grenzen des Berichtens gelangt auch ORF-Korrespondent Nikolaus Wildner, als er für seine Reportage ins von Israel besetzte Westjordanland fährt. Der Krieg in Gaza dominiert seit fast zwei Jahren die Medien, was die Berichterstattung über das Westjordanland in den Hintergrund gedrängt hat. Doch mehr denn je ist die Region ein Pulverfass. „Wenn man den Checkpoint einmal passiert hat, ist man als Reporter unterschiedlichen Gefahren ausgesetzt, es hängt davon ab, ob man sich im arabischen Ramallah oder in den Gebieten der radikalen israelischen Siedler aufhält“, sagt Wildner. Und Gefahr für Medienvertreter geht im Westjordanland immer öfter auch von israelischen Soldaten aus. So wurde ein Team der „Deutschen Welle“ bei Dreharbeiten in Ramallah vom israelischen Militär mit Waffen bedroht und gezielt mit Tränengas beschossen – trotz klarer Kennzeichnung als Presse“, teilte der deutsche Auslandssender mit.
So., 19. Okt · 09:15-10:10 · 3sat
Grenzenlose Gewalt? Was Gaza für Israel, Palästina und die Welt bedeutet
Zwei Jahre nach der Terrorattacke des 7. Oktober eskaliert die Gewalt weiter. Millionen vertriebene Menschen, Hungersnot, unbefreite Geiseln, unversöhnlicher Zerstörungswille. Wie lässt sich ein schützender Ausweg denken: für Israel, die Palästinenser, das humanitäre Völkerrecht? Im Gespräch mit der Nahostexpertin Muriel Asseburg und dem Politologen José Brunner sucht Wolfram Eilenberger Auswege aus dem Bannkreis nicht enden wollender Gewalt. Der barbarische Überfall des 7. Oktober 2023 markierte einen Wendepunkt: für Israel als Opfer des Angriffs, den Gaza-Streifen als dessen Ausgangsort sowie nicht zuletzt für die globale Geltung humanitären Völkerrechts. Zwei Jahre nach der Terrorattacke ist der Gaza-Streifen als Lebensraum für Millionen von Palästinensern nachhaltig zerstört, Dutzende israelischer Geiseln noch immer nicht befreit, wütet der Krieg weiter und überschreitet dabei, nach Wahrnehmung von immer mehr Staaten und Beobachtern, letzte ethische wie rechtliche Grenzen, zunehmend auch von Seiten Israels. Wie wäre ein Ausscheren aus der Gewaltspirale vorzustellen? Welche emotionalen, sozialen wie auch politischen Veränderungen wären dafür notwendig? Was bedeutet der immer konkreter im Raum stehende Verdacht eines genozidalen Vorgehens für das Selbstbild Israels, seine Außenwahrnehmung, seine militärischen Allianzen? Steht „Gaza“ gar als Symbol für ein kommendes Zeitalter unbedingten Kriegens jenseits aller geltenden Konventionen und Grenzen?
So., 19. Okt · 10:00-11:00 · BR
Gottesdienst vom See Gennesaret
Ein Brandanschlag auf die Brotvermehrungskirche im Juni 2015 hatte das Benediktinerkloster in Tabgha in die Schlagzeilen der Weltpresse gerückt. Extremistische Jugendliche einer christenfeindlichen Siedlerbewegung hatten den Eingangsbereich des weltbekannten Pilgerortes in Flammen gesetzt. Unzählige Besucher und Vertreter verschiedenster Religionen und Konfessionen haben daraufhin ihre Solidarität mit den Mönchen bekundet und die Christen ermutigt, trotz der schwierigen Lage weiterhin im Heiligen Land zu bleiben und die Heiligen Stätten zu pflegen. Unbeirrt von den erschreckenden Ereignissen damals und den Erfahrungen des Krieges heute, setzen die Mönche, die im Kloster am See Gennesaret nach der Regel des Ordensgründers Benedikt leben, ihren Dienst fort, beten und arbeiten, bieten Raum für geistliche Einkehr und religionsübergreifende Treffen und kümmern sich in der angegliederten Begegnungsstätte um israelische und arabische Jugendliche sowie behinderte Kinder. Ihr Brückenbauereinsatz am Ort der Brotvermehrung ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass Versöhnung eine wichtige Basis ist, die ein dauerhafter Frieden im Heiligen Land und der ganzen Welt braucht. Um eine Plattform für das gemeinsame Gebet mit den Christen im Heiligen Land zu schaffen, überträgt das BR Fernsehen am 19. Oktober 2025 ab 10.00 Uhr live einen Gottesdienst aus Tabgha direkt vom Ufer am See Gennesaret. P. Matthias Karl OSB wird die Heilige Messe in Dalmanutha zusammen mit seinen Mitbrüdern und den anwesenden Pilgern feiern. Der Gottesdienst wird musikalisch gestaltet von einem ökumenischen Projektchor der Erlöserkantorei aus Jerusalem unter Leitung des Kirchenmusikdirektors Peter-Michael Seifried, unterstützt auf dem „Oud“ (Zupfinstrument aus dem Vorderen Orient) von Amir Emtanes.
Mo., 20. Okt · 01:45-03:30 · arte
In Ketten
Rashi Malka ist ein angesehener, altgedienter Polizeibeamter, ein sehr dominanter Mann, der bei seiner Arbeit oft in gefährliche und gewalttätige Situationen gerät. Seine Frau Avigail hat eine Tochter aus erster Ehe, aber Rashi träumt von einem gemeinsamen Baby. Dieser Traum hat sich bisher nicht erfüllt, Avigail unterzieht sich gerade einer Fruchtbarkeitsbehandlung. Generell ist das Familienleben der Malkas konfliktreich, denn Rashis autoritäres Auftreten führt häufig zum Streit mit Avigails rebellischer Teenager-Tochter Yasmin. Yasmin fordert die Solidarität ihrer Mutter ein, während Rashi ganz klar der Ansicht ist, dass allein sein Wort zählt, und so gerät Avigail immer zwischen die Fronten. Schließlich führt Rashis knallharte Haltung auch im Dienst zu einem Skandal: Nach einer Drogenkontrolle bei einigen Jugendlichen im Park behaupten zwei der Jungen, dass Rashi sie sexuell belästigt habe. Während die Dienstaufsicht ermittelt, wird Rashi suspendiert – ein gefundenes Fressen für die Boulevardpresse. Zwischen Frustration, Wut, Scham und seinem Selbstbild als Bestimmer und Beschützer ist Rashi hilflos, fast wie gefesselt. Der allmähliche Verlust der Kontrolle über sein Leben treibt ihn schließlich an den Abgrund. Er wird zu einer Gefahr für sich selbst und seine Liebsten.
Mo., 20. Okt · 22:50-23:35 · Das Erste (ARD)
Die Netanjahus – Eine Familie im Krieg
Die Dokumentation „Die Netanjahus – Eine Familie im Krieg“ bietet einen tiefgehenden und aktuellen Einblick in die politische und persönliche Welt von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seiner Familie. Sie beleuchtet, wie eine einzelne Familie Israels Politik maßgeblich beeinflusst – und wie stark die Grenzen zwischen Macht, Privatem und öffentlichem Einfluss verschwimmen. Wie wird man der am längsten amtierende Ministerpräsident Israels – und warum spaltet kaum ein Politiker das Land so sehr wie Benjamin Netanjahu? Die Dokumentation „Die Netanjahus – Eine Familie im Krieg“ beleuchtet die Geschichte und den Einfluss der Familie Netanjahu auf die israelische Politik. Im Mittelpunkt steht Benjamin Netanjahu, der als langjähriger Ministerpräsident Israels das Land geprägt hat. Die Doku zeichnet seine politische Laufbahn nach, thematisiert die Herausforderungen seiner Amtszeiten und geht auf die aktuellen Entwicklungen rund um den Gaza-Krieg und die internationalen Ermittlungen gegen ihn ein. Ein besonderes Augenmerk gilt dem familiären Umfeld: Ehefrau Sara Netanjahu und Sohn Yair sind nicht nur enge Vertraute, sondern nehmen aktiv Einfluss auf politische Entscheidungen. Wie prägt die Familie Netanjahu das politische Geschehen? Welche Rolle spielt Sara Netanjahu, die sich sowohl in sozialen als auch diplomatischen Fragen öffentlich engagiert? Und wie wirken sich die laufenden Ermittlungen und Vorwürfe gegen Mitglieder der Familie auf das öffentliche Bild und die politische Zukunft aus? „Die Netanjahus – Eine Familie im Krieg“ bietet einen aktuellen und umfassenden Einblick in das Zusammenspiel von persönlicher Geschichte, Macht und Krise – und stellt die Frage, wie sehr Israels Politik von einer einzigen Familie geprägt wird. Wie viel Israel steckt noch in Netanjahu – und wie viel Netanjahu in Israel?
Mo., 20. Okt · 23:30-00:00 · BR
Charlotte Knobloch – Zeitzeugin und Kämpferin
Gleich zwei Jubiläen werden bei der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern 2025 gefeiert: Die Wiedergründung der Gemeinde nach Kriegsende vor 80 Jahren und die Hälfte dieser Zeit, 40 Jahre schon, ist Charlotte Knobloch ihre Präsidentin. Das BR Fernsehen zeigt ihre außergewöhnliche Biografie. Charlotte Knobloch wird im Oktober 1932 als Tochter des Rechtsanwalts Fritz Neuland und seiner Frau Margarete in München geboren. Die Zeit des Nationalsozialismus überlebt sie unter falscher Identität in Mittelfranken. Ihre Erlebnisse in dieser Zeit prägen ihr späteres Handeln – auch als Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Sie kämpft gegen Antisemitismus und setzt sich für Integration und Erinnerungsarbeit ein. Ihr Lebenstraum verwirklicht sich 2006, als mit der Eröffnung der Ohel-Jakob-Synagoge am St.-Jakobs-Platz jüdisches Leben im Herzen Münchens wieder einen festen Platz hat. Doch zunehmender Antisemitismus und auch persönliche Anfeindungen nach dem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 verfolgen Charlotte Knobloch bis ins hohe Alter.
Mo., 20. Okt · 23:35-00:20 · Das Erste (ARD)
ARD History: Calmeyers Dilemma. Juden retten im Schatten der Nazis
Hans Georg Calmeyer (1903-1972) war ein deutscher Jurist aus Osnabrück, der während des Zweiten Weltkrieges als „Rassereferent“ der nationalsozialistischen Verwaltung in Den Haag über Leben und Tod von Tausenden Menschen entschied. Die Dokumentation beleuchtet die Frage: Hat Calmeyer niederländische Juden aktiv gerettet? Oder hat er lediglich einige vor der Verfolgung verschont?
Mi., 22. Okt · 01:20-01:50 · SWR
Masel Tov Cocktail
Dima (16) ist Jude und hat Mitschüler Tobi geschlagen. Dafür soll er sich entschuldigen. Leid tut es ihm nur bedingt. Auf dem Weg zu Tobi begegnet Dima einem Querschnitt der deutschen Gesellschaft und immer wieder einem Problem, das es auszuhandeln gilt: seine deutsch-jüdische Identität. Eine Bestandsaufnahme.
Mi., 22. Okt · 03:20-03:45 · arte
Mit offenen Augen: Iran – KI, die neue Waffe im Krieg
Das im Juni 2025 auf Telegram veröffentlichte Video ist einer der bisher größten Medienflops im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz. Es zeigt, wie ein Tor des Evin-Gefängnisses nördlich von Teheran nach dem Einschlag einer israelischen Rakete explodiert. Bevor es als KI-generierter Fake entlarvt werden konnte, wurde das Video von beiden Lagern aufgegriffen und in den internationalen Medien verbreitet. Emmanuelle Saliba, Spezialistin für Cybersicherheit, erläutert, dass man KI-generierte Bilder zwar nach wie vor erkennen könne, dass der Umgang mit ihnen aber ausgesprochen kompliziert sei. Der Historiker Fabrice d’Almeida erklärt, dass die Verwendung von Falschinformationen in Kriegen alles andere als neu ist.
Sa., 25. Okt · 00:50-01:05 · MDR
Feferle
Feferle, ein verspieltes und kindliches Wesen, erwacht eines Tages mit der Erkenntnis, dass etwas Schreckliches geschehen ist. Der plötzliche Verlust ihres Vaters führt sie zur Erkundung ihrer Familiengeschichte. Feferle, ein verspieltes und kindliches Wesen, muss den plötzlichen Tod ihres Vaters verkraften. In seiner vollgestopften Wohnung im südlichen Russland erzählt jeder Gegenstand von früher. Feferle taucht in die Berge von Dingen und in ihre Familiengeschichte ein. Doch die einstige Wanderung ihrer jüdischen Vorfahren durch Osteuropa ist nur noch schemenhaft überliefert. Die Hallenser Künstlerin Alica Khaet, geboren in Rostow am Don, thematisiert in ihrem poetischen Debütfilm ihre eigene Herkunft. Die Absolventin der Burg Giebichenstein Halle arbeitete in „Feferle“ mit der Papercut-Technik. In Robert Mai fand sie einen ambitionierten Sounddesigner, der die akustische Ebene des Films gleichwertig neben die bildliche stellt. Die Kunststiftung Sachsen-Anhalt und die Stiftung ZURÜCKGEBEN haben die Arbeit am Film gefördert.
Sa., 25. Okt · 18:45-18:50 · MDR
Glaubwürdig: Rabia Lore Ekim
Woran glaubst Du denn? Ob Buddhist, Jude oder Christ – „Glaubwürdig“ erzählt Geschichten von Menschen und ihrem Verhältnis zur Religion. „Der unbekannte Engel“ ist nicht nur ein Preis im Rahmen der Stiftung Evangelische Jugendhilfe, der Rabia Lore Ekim aus Aschersleben 2023 verliehen wurde. Der Titel sagt auch viel über sie aus. Ohne Vereinszugehörigkeit, im Stillen und völlig unaufgeregt, engagiert sich die 18-jährige Gymnasiastin: Sie unterstützt die Arbeit im Hospiz, packt Geschenke für Bedürftige bei der jährlichen Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“, macht sich stark für Minderheiten, kämpft für Gleichberechtigung, Tier- und Umweltschutz. Besonders am Herzen liegt ihr die Sensibilisierung junger Leute gegen Diskriminierung, Hass und Verbohrtheit. Gemeinsam mit Freundinnen entwickelte sie eine Stadtführung zur jüdischen Geschichte in Aschersleben. Mit Schulklassen besucht sie z.B. die abgebrannte Synagoge in Aschersleben und Orte, an denen sie die Geschichten jüdischer Einwohner erzählt – auch die Geschichte eines ehemaligen jüdischen Schülers aus ihrer Schule. Sie gibt Workshops zum Thema und ist Botschafterin des Anne Frank Zentrums in Berlin.
Sa., 25. Okt · 23:50-01:20 · NDR
Robert Lembke – Wer bin ich?
Rund 40 Jahre lang war Robert Lembke Moderator der Quizsendung „Was bin ich?“, geliebt von einem Millionenpublikum. Seine ritualisierte Eingangsfrage „Welches Schweinderl hätten’s denn gern?“ ist vielen auch heute noch geläufig. Geboren 1913, bekam Robert Lembke alle Umbrüche des 20. Jahrhunderts zu spüren: den Ersten Weltkrieg, die Krisen der Weimarer Republik und die mörderische Diktatur der Nationalsozialisten. Geboren wurde er als Robert Weichselbaum. Seine Mutter heiratete nach ihrer Scheidung von Roberts Vater erneut. Robert Lembkes Stiefvater schikanierte und denunzierte ihn wegen seines jüdischen Vaters. Um sich zu schützen, nahm er den Mädchennamen seiner Mutter an: Lembke. Später fand er für sich und seine Familie ein Versteck auf einem Bauernhof in Bayern. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Robert Lembke wie nur wenige andere für den Aufbau eines freiheitlich demokratischen Deutschlands. Der Film folgt den Spuren seiner ungewöhnlichen Biografie.
Di., 28. Okt · 20:15-21:10 · arte
Die Nacht der Schande – Novemberpogrome 1938 (1/2)
Seit der Machtergreifung im Jahr 1933 verfolgten die Nationalsozialisten mit geradezu obsessiver Hartnäckigkeit vor allem ein Ziel: Sie wollten sich der Juden entledigen. Von den Nürnberger Gesetzen bis hin zum „Anschluss Österreichs” und den Novemberpogromen 1938 diskriminierten und verfolgten sie die jüdische Bevölkerung systematisch in der Hoffnung, sie ins Exil zu treiben. Als der aus Polen stammende junge jüdische Emigrant Herschel Grynszpan jedoch am 7. November 1938 auf einen Diplomaten an der deutschen Botschaft in Paris schoss, nahmen die Nationalsozialisten das Attentat zum Vorwand, um das Opfer zum Märtyrer zu erklären und zu Pogromen aufzurufen. Das Ziel war, die im Deutschen Reich verbliebenen Juden durch physische Gewalt und Drohungen zur Flucht zu zwingen. Gleichzeitig wurde die Enteignung und „Arisierung” ihres Besitzes in die Wege geleitet. Damit markieren die Novemberpogrome ein unumkehrbares Momentum in der Geschichte des NS-Staates und seiner antisemitischen Politik hin zu einer staatlich gelenkten, systematischen Vertreibung durch Diebstahl, Gewalt und Einschüchterung. Während die deutschen Juden bis dahin versucht hatten, mehr oder weniger geordnet zu emigrieren, kam es nun zu einer panischen Massenflucht. Doch in den meisten Aufnahmeländern begegnete man den Geflüchteten feindselig. Nur wenige Monate später sollte die Falle zuschnappen. Der Krieg brach aus und holte auch jene ein, die geglaubt hatten, dem NS-Wahn entkommen zu sein.
Di., 28. Okt · 21:10-22:15 · arte
Die Nacht der Schande – Novemberpogrome 1938 (2/2)
Die Gewaltexzesse in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 bildeten bis dahin den Höhepunkt des systematischen staatlichen Antisemitismus im Deutschen Reich. Aufgrund der Vielzahl zerstörter Schaufensterscheiben entstand zunächst der Begriff „Reichskristallnacht“ für die Ereignisse, die eine neue Phase der offenen Diskriminierung, Repression und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung einleitete. An den Übergriffen beteiligten sich nicht nur Gruppierungen der NSDAP, sondern zum Beispiel auch Schulklassen. Nur wenige Menschen hatten den Mut, ihren jüdischen Nachbarn zu Hilfe zu kommen. Große Teile der nichtjüdischen Bevölkerung mögen die Pogrome stillschweigend abgelehnt haben und über die Vorkommnisse schockiert gewesen sein, die wenigsten jedoch wurden aktiv, als Tausende Menschen getötet, gedemütigt, misshandelt oder verhaftet wurden. Der flächendeckenden Gewalt im nationalsozialistischen Deutschland waren antijüdische Aktionen in Kassel, Fulda und anderen Städten vorausgegangen. Als Vorwand für die als „Volkszorn“ deklarierten Novemberpogrome nutzten die Nazis die Tötung des deutschen Botschaftsmitarbeiters Ernst vom Rath in Paris durch den jüdischen Emigranten Herschel Grynszpan. Die Dokumentation veranschaulicht anhand von seltenen Archivaufnahmen und Zeitzeugenberichten nicht nur die bis heute fassungslos machenden Gewaltakte gegenüber deutschen Juden, sondern auch die Veränderung des gesellschaftlichen Klimas im Deutschen Reich seit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933, durch die die Novemberpogrome erst möglich wurden.
Fr., 31. Okt · 00:05-01:25 · arte
Geheimsache Rote Kapelle (1/2)
Ungeachtet des zunehmenden Gestapo-Terrors verhilft ein loser Widerstandskreis in Berlin Juden zur Flucht, verteilt Flugblätter – und sammelt militärische Informationen. Einer der Organisatoren ist Harro Schulze-Boysen. Als Offizier im Berliner Luftfahrtministerium verschafft er sich Zugang zu Hitlers Aufmarschplänen für den Angriff auf die Sowjetunion und schließlich auch für den Vorstoß nach Süden, nach Stalingrad. Diese Informationen will er unbedingt an die Alliierten weiterleiten, denn ein Sturz des Naziregimes von innen heraus scheint unmöglich. Er kommt in Kontakt mit einem sowjetischen Spionagering in Brüssel und Paris. Dieser rekrutiert sich vorwiegend aus jüdischen Kommunisten, darunter Leopold Trepper, ein ehemaliger Palästinakämpfer. Sie funken heimlich militärische Informationen nach Moskau. Belgien und Frankreich sind seit 1940 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Ein Agent wird aus Brüssel nach Berlin geschickt, um Harros dringliche Informationen aufzunehmen. Nächtelang werden sie dann von Brüssel nach Moskau gefunkt. Und in jeder Nacht engen die Peilsender der deutschen Abwehr den Standort des Funkgeräts in Brüssel weiter ein, bis sie die Funker schließlich aufspüren und verhaften. Trepper gelingt in letzter Minute die Flucht nach Paris, von wo er weiter operiert. Doch die Quelle in Berlin ist nun besonders gefährdet: Harro Schulze-Boysen. Die dramatische Geschichte der Roten Kapelle wird mit Spielfilmausschnitten und Aussagen von Nachfahren und Historikern neu erzählt.
Fr., 31. Okt · 01:25-02:45 · arte
Geheimsache Rote Kapelle (2/2)
1942: Von Berlin, Brüssel und Frankreich aus hat die Rote Kapelle wichtige Informationen zur deutschen Strategie nach Moskau gefunkt. Die wichtigste Quelle dafür ist der deutsche Offizier Harro Schulze-Boysen. Ursprünglich in Brüssel, hat Leopold Trepper, der Kopf des Spionagerings, den Arbeitsschwerpunkt nach Frankreich verlegt. Als das Versteck in Brüssel ein zweites Mal enttarnt wird, kommen die Nazis an die Identitäten der Widerstandskämpfer, von denen sie mitten in Berlin sabotiert werden. Zusammen mit Schulze-Boysen, der wie andere Protagonisten hingerichtet wird, werden 120 Menschen festgenommen. Auch Trepper und dessen Mitarbeiter in Frankreich sind nicht mehr sicher. Kurz bevor er untertauchen kann, wird er festgenommen. Doch das Schicksal des französischen Rings wird sich anders gestalten als das der Deutschen: Die Agenten sollen umgedreht werden. Die Nazis lassen Moskau im Glauben, dass Trepper immer noch für die Sowjets arbeitet, und stecken ihm entsprechend wertvolle Informationen zu. Sie hoffen, auf diese Weise weitere Netzwerke enttarnen zu können. Nach dem Ende des Kriegs kehrt Trepper nach Moskau zurück. Statt als Held wird er als Verräter empfangen und inhaftiert. Auch in Deutschland ist die Rezeption der Roten Kapelle anders, als man erwarten könnte. Der neu gegründete BND ermittelt noch viele Jahre weiter gegen die Rote Kapelle. In den 70er Jahren erzählt der aufwendige deutsch-französische Fernseh-Mehrteiler „Die rote Kapelle“ eine fiebrige Agentenstory mit roten Spionen und Hochverrat. Hingegen ist der von der Stasi begleitete DEFA-Spielfilm „KLK an PTX – Die Rote Kapelle“, eine der aufwendigsten Kinoproduktionen der DDR-Geschichte, ein heroisches Widerstandsdrama. Beide Filme erzählen jeweils nur die halbe Wahrheit. Die Rote Kapelle war eines der wichtigsten deutschen Widerstandsnetze. Anhand von historischen Filmausschnitten, Interviews mit Nachfahren und Historikern begibt sich die Doku-Fiktion auf ihre Spuren.