Olaf Kistenmacher rekonstruiert die Geschichte der Rundfunkstation in Zeesen bei Königs Wusterhausen, die auch in arabischer Sprache Judenhass in den Nahen Osten sendete.
Kistenmacher spannt den Bogen von 1929, als in Palästina arabische Unruhen ausbrachen, die später ein NSDAP-Abgeordnete im Reichstag ansprach – tatsächlich gehörte Antizionismus von Anfang an zum Antisemitismus Hitlers und der Nationalsozialisten- bis in die Gegenwart, wobei er die Haltung der Neuen Rechten zu Israel und dem Islam thematisiert. Er zeichnet den Werdegang von Mohammed Amīn al-Husseinī, dem Mufti von Jerusalem nach, der seit 1941 Asyl in Deutschland genoss und in einer arisierten Villa in Berlin-Zehlendorf lebte. Bei einem Treffen mit Hitler sagte er, die Deutschen und er hätten „die gleichen drei Gegner“: „die Engländer, die Juden und die Bolschewisten.“
Ab 1941 konnte al-Husseinī über die Sendestation Zeesen auch an ein breites Publikum sprechen. Inhalte dieser Sendungen sind über den US-Militärgeheimdienst überliefert. In einer „Rundfunkrede an die Araber“ warnte al-Husseinī im November 1942 vor einem jüdischen Staat, der die ganze Welt beherrschen würde. „Die jüdische Raubgier beschränkt sich nicht auf Palästina allein, sondern Israel begehrt die übrigen arabischen Länder.“ Der Mufti beließ es nicht bei Propaganda, sondern baute u.a. auch die muslimische SS-Division „Handschar“ auf.
Nach Kriegsende wurde al-Husseinī nicht belangt und ging nach Kairo, wo er noch in den 1950er Jahren von „seinem Freund“ Hitler schwärmte. Am Vorabend des Kriegs 1948 erklärte er, so Olaf Kistenmacher, „die Armee des Heiligen Kriegs würde weiterkämpfen, „bis die Zionisten eliminiert sind und ganz Palästina ein rein arabischer Staat ist““.
Eine wichtige Erinnerung, gerade heute, an ein wenig bekanntes Kapitel der Geschichte, das viel über den Antisemitismus im Nahen Osten verrät. Die Zeichnungen von Michaela Melián, Künstlerin und Musikerin, bis 2023 Professorin für zeitbezogene Medien an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, ergänzen den Text.
Olaf Kistenmacher: Auf einer Wellenlänge. Ein rekonstruierendes Heft. Illustriert von: Michaela Melián, MaroHeft #19, Maro Verlag 2025, 36 S., Euro 16,00, Bestellen?




Mir fiel immer wieder die frappierende Übereinstimmung auf zwischen der heute globalisierten Projektion einerseits, Israel sei ein kolonialistischer Fremdkörper in der arabischen Region und somit „auszuschaffen“ und andererseits der seit den Verlautbarungen des kaum je erwähnten Albert Rosenberg als einer der „Schirmherren“ des besagten Mufti, die lange zuvor gegen die Errichtung eines Staates Israel alle Hebel in Bewegung setzten. Nicht zuletzt war dies Hauptauftrag der NS-Armeen unter Rommel. Viele Entscheide zum Nicht-Eintscheiden seitens der deutschen Medienbetriebe ebenso wie die der jeweiligen Bundes-Minister des Aussenamtes bis heute scheinen den Rosenberg’schen Direktiven mehr der weniger verdeckt zu folgen.
Alfred Rosenberg, Leiter des Assenpolitischen Amtes der NSdAP, hatte schon 1920 den „Zionismus, wesensverwandt dem Bolschewismus“ verleumdet, als Instrument des „gefrässigen jüdischen Imperialismus“ mit dem „Nervenzentrum in den USA“, hatte den bolschewistischen Umsturz gedeutet als „von Juden organisierte Geheimverschwörung“ mit der Forderung, Deutschland müsse diese „jüdische Weltbolschewisierung“ abwenden, worauf Hitler sich noch 1937 stützte, hatte gar Mussolini als „Strohmann der Juden“ bezichtigt, war v.a. publik geworden mit seinen Kommentaren zu den „Protokollen der Weisen von Zion“, die in Deutschland 1919—23 Furore machten sowie Henry Ford’s „Der Internationale Jude“, verbunden mit dem Appell an „alle Nationen“, die „Lösung der Judenfrage“ herbeizuführen, wozu auch das Thema Jesus als Nichtjude bzw. Streichung des AT im Kampf gegen das Christentum als von Juden erfundene „rassenzerstörende Lehre“ gedient haben mochte, hatte polemisiert gegen eine dem Zugriff anderer Staaten entzogene „jüdische Organisationszentrale der internationalen Weltgaunerei“ in seiner Schrift „Die Spur des Juden im Wandel der Zeiten“ (1919) bzw. im Pamphlet „Der staatsfeindliche Zionismus“ (1922) – währenddessen Hitler entschlossen war, diesen Ausrottungskrieg gegen die Juden zu erweitern, ’sobald die deutschen Armeen den Südausgang Kaukasiens erreicht haben würden‘, d.h.. die Nazis wollten es sich nicht nehmen lassen, die „nationale Heimstätte“ der Juden in Israel ebenso auszuradieren wie die jüdischen Gemeinden in den arabischen Ländern… Bereits 1938 lautete Rosenbergs heute mehr den je stimmige Prognose: „Je länger der Brand in Palästina anhält, umso mehr festigen sich die Widerstände gegen das jüdische Gewaltregime in allen arabischen Staaten und darüber hinaus auch in den anderen moslemischen Ländern.“
Lit. u.v.a..:
+ Wistrich, Robert / Der antisemitische Wahn. Hueber, Ismaning 1968
+ Küntzel, Matthias / Die Nazis und der Nahe Osten. Wie der islamische Antisemitismus entstand. Hentrich & Hentrich,
Leipzig 2019 – Rezension von Stefan Frank
> https://www.audiatur-online.ch/2020/03/09/wie-ist-der-islamische-antisemitismus-entstanden-und-welche-rolle-spielte-der-deutsche-nationalsozialismus-dabei/
s.a. die Sammlung Jihad for ME:
https://docs.google.com/document/d/1VyBABqoo41zfTu2w9ldLsr5RpUWUgaY_8OA4vMIrVJ0/edit
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