Kein Israelhass und Antisemitismus an der Universität Köln

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Protest von CityOfHope Cologne zum Schutz des israelischen Botschafters Ron Prosor an der Uni Köln

Von Roland Kaufhold

Am 15. Januar 2024 ist der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, zu Gast an der Universität Köln: Verschiedene antiisraelische Gruppen, darunter auch mehrere „linke“ palästinensische Gruppierungen aus dem Umfeld von Samidoun, haben zum Protest gegen diese Veranstaltung im Rahmen der Kölner Gespräche zu Recht und Staat aufgerufen. In den letzten Tagen kam es in Köln im Vorfeld dieser angekündigten Proteste zu zahlreichen antisemitischen Attacken; es wurde auch eine riesige Scheibe eines Unigebäudes mit roter Farbe bemalt.

Hierzu eine Erinnerung:

Am 6. Juni 1969 sprach der israelische Botschafter Asher Ben-Natan im Hörsaal VI der Goethe-Universität Frankfurt. Der 1921 in Österreich geborene Ben-Natan war zugleich der erste israelische Botschafter in Deutschland. Eingeladen hatte ihn ein jüdischer Jurastudent. Sein Name war Dan Diner.

Es gab gut organisierte studentische Proteste hiergegen. „Die“ 68er hatten sich, in einem Akt der Geschichtsleugnung und der offenkundig unbewussten Identifizierung mit ihren Nazi-Vätern, binnen weniger Monate um beachtlich vehemente Reinszenierungen von Antisemitismus bemüht.

Einer der Frankfurter Demonstranten, er trug ein Mikrofon und war offenkundig tonangebend, war der Frankfurter SDS-Funktionär Karl Dietrich, KD – Wolff. Später sollte er ein bekannter linker Verleger werden.

Im Publikum saß auch ein gewisser Abdallah Frangi, Vorsitzender der bestens organisierten und strategisch vorgehenden General-Union Palästinensischer Studenten.

Der israelische Botschafter, der 1938, 17-jährig in das damalige Palästina geflohen war und dort zum Mitbegründer des linken Kibbuz Dowrat wurde, wurde von den Kindern der Nazieltern niedergebrüllt. „Shalom gleich Napalm“ brüllten sie. Die antisemitische, „linke“ Kampfparole „USA – SA – SS“ war geboren.

Ben-Nathan hatte in Österreich und Deutschland unter einem Decknamen Materialien über NS-Kriegsverbrecher gesammelt. Unmittelbar nach Kriegsende kehrte er als Leiter der Bricha nach Österreich zurück, und half zahlreichen überlebenden Juden zur Emigration nach Palästina. Seine Recherchen über Naziverbrecher trugen auch zur späteren Verhaftung Adolf Eichmanns bei.

Die antisemitische Protestkundgebung war der Ausgangspunkt, der Impuls für eine ganze Serie weiterer studentischer antisemitischer Vorfälle eines Teil der radikalen Linken, die ihren Vernichtungswunsch mit dem Begriff des „Antizionismus“ zu kaschieren und legitimieren versuchten.

Vereinzelt wurde der jüdische Antifaschist Ben-Nathan sogar als „Faschist“ bezeichnet. Ben Nathan beobachtete einige der verstörenden Szenen und entgegnete einigen Protagonisten des SDS daraufhin, sie benähmen sich wie Neonazis. Der Botschafter wusste, wovon er sprach. Vereinzelt kam es auch zu direkten Prügeleien.

Der in Frankfurt lehrende Adorno kommentierte die Vorkommnisse in einem Brief an Herbert Marcuse mit den Worten:

„Die Gefahr des Umschlags der Studentenbewegung in Faschismus nehme ich viel schwerer als Du. Nachdem man in Frankfurt den israelischen Botschafter niedergebrüllt hat, hilft auch die Versicherung, das sei nicht aus Antisemitismus geschehen, und das Aufgebot irgendeines israelischen ApO-Mannes nicht das mindeste [ … ] Du müsstest nur einmal in die manisch erstarrten Augen derer sehen, die, womöglich unter Berufung auf uns selbst, ihre Wut gegen uns kehren.“ (nach Kraushaar 1998, Die Bombe im Jüdischen Gemeindehaus)

Wolfgang Kraushaar hat diese Vorgänge in seinen Büchern aufgearbeitet.

Der Verein CityofHope Cologne ruft im Rahmen der Veranstaltung zu einer Solidaritätsdemonstration „Gegen Israelhass und Antisemitismus“ auf:

Kein Israelhass und Antisemitismus an der Universität Köln!

Am 15.Januar findet an der Universität zu Köln eine Podiumsdiskussion mit dem israelischen Botschafter Ron Prosor, dem ehemaligen Innenminister Gerhard Baum und der Berliner Justizsenatorin Dr. Felor-Badenberg statt.

Gegen diese Veranstaltung wird in den sozialen Medien massiv agitiert. Extreme Gruppierungen wie die „Palästinasolidarität Köln und Duisburg“ sowie die einschlägig bekannte antisemitische stalinistische Gruppe „Young Struggle“ rufen dazu auf, die Veranstaltung zu stören. Der Botschafter Israels wird im Aufruf als „Genozid-Botschafter verunglimpft, die anderen Teilnehmer des Versuchs Studierende auf die „zionistische Staatsräson“ einzuschwören, bezichtigt.

Sie selbst beklagen ein angebliches Silencen „palästinensischer Stimmen“, versuchen aber massiv pro-israelische Stimmen auch an der Universität zum Schweigen zu bringen. So werden regelmässig Plakate, die an die von der Hamas entführten Geiseln erinnern an der Universität abgerissen.

 „Palästinasolidarität Duisburg“ erkennt ausdrücklich das Existenzrecht Israels nicht an, Young Struggle rechtfertigt die Massenmorde und Vergewaltigungen des Black Sabbat als „Widerstandsaktion“. Die sogenannte Palästina Solidarität war aktiv mit dem verbotenen pro terroristischen Samidoun Netzwerk verbunden, das die Massaker des 7.10. mit der Verteilung von Süssigkeiten feierte. Auch in Köln fanden vor dem Verbot Veranstaltungen mit Vertretern des Netzwerks Samidoun statt.

Es sind Gruppen, die die Vernichtung Israels und Vertreibung bzw. Ermordung der dort lebenden Juden als politisches Ziel formulieren, die Terrorismus, Vergewaltigung und Mord als legitime Mittel ansehen. Wiederholt wurden Teilnehmer*innen von Demonstrationen der betreffenden Gruppen polizeilichen Maßnahmen unterworfen und mit Strafanzeigen wegen Volksverhetzung belegt.

Diese Gruppen versuchen an der Universität Raum einzunehmen, nicht um einen Diskurs zu führen, sondern um die Universität zu einem Angstraum für jüdische Studierende zu machen, die Universität zu zwingen, jede Solidarität mit Israel einzustellen. So war Young Struggle maßgeblich an der Hörsaalbesetzung am 14.12.23 an der Freie Universität Berlin beteiligt, bei der jüdische Studierende bedrängt und attackiert wurden.

Wir befürchten anhand der Aufrufe zu Boykott und Aktionen die die Universität zur Absage der Veranstaltung nötigen sollen, mit Versuchen, Besucher*innen einzuschüchtern. Deshalb stellen wir uns vor die Universität, in Solidarität mit dem jüdischen Staat Israel, der sich gegen eine massive existenzbedrohende Aggression verteidigt. In Solidarität mit den jüdischen Studierenden an der Universität Köln und mit den in Köln von antisemitischen Anfeindungen betroffenen Jüdinnen und Juden.

Unsere Kundgebung findet ab 11 Uhr gegenüber dem Uni-Hauptgebäude auf dem Albertus-Magnus-Platz statt.