Die neuen Fernsehtipps

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Vom 16. bis 31. Dezember 2019…

Mo., 16. Dez · 21:40-22:00 · 3sat
Tel Aviv – Lebensfreude trotz allem

Tel Aviv, Israels Aushängeschild für Lebensfreude und Leichtigkeit, präsentiert sich als westliche Metropole im Nahen Osten, als Berlin am Mittelmeer mit orientalischer Prägung. Aufregend, chaotisch und voller Widersprüche ist Tel Aviv. Die prachtvolle Strandpromenade und die vielen stylishen Bars ziehen Einheimische und Touristen aus aller Welt an. Die Tel Avivis lieben ihre Stadt, auch wenn sie laut und dreckig ist und stinkt und oft ein rauer Ton herrscht. Auch der Schwabe Norbert Hoepfer hat sich für das Leben hier entschieden. Der Putzmeister restauriert Häuser im berühmten Bauhausviertel, der „Weißen Stadt“. Überall in Tel Aviv wird gebaut, 70 Jahre nach der Staatsgründung Israels 1948. Der Schwabe berichtet auch, was er macht, wenn in Tel Aviv wieder einmal die Sirenen heulen. Denn obwohl niemand die Realität in Israel so gut verdrängen kann wie die Tel Avivis, liegt die Stadt doch mitten im Konfliktgebiet. Und wenn die Hamas Raketen aus Gaza schießt und jeder nur 15 Sekunden hat, um in einem Bunker Schutz zu suchen, dann ist sie plötzlich auch hier spürbar, die Angst vor Terror und Krieg. In Jerusalem beten die Leute, in Haifa arbeiten sie, und in Tel Aviv wird gelebt, heißt es in Israel. Und zum guten Leben gehört Matkot, Israels heimlicher Nationalsport. Eine Art Strandtennis, laut und nervig, aber irgendwie macht es auch süchtig, sagt Amnon Nissim. Der 72-Jährige ist Matkot-König und hat sogar ein Museum, durch das er Besucher gern führt, wenn er nicht gerade am Strand ist, wo er – klar – Matkot spielt. Musik an, Kippa auf, und ab geht es mit dem Party-Bus quer durch die Stadt: Orthodoxe Hippies sind so jedes Wochenende in Tel Aviv unterwegs. Ihre Mission: Glaube durch Lebensfreude. Kaum ruhiger geht es im arabischen Stadtteil Jaffa im Laden von Rami Gilucha zu; hier ist nie ein Stuhl frei. Der Barbier ist gläubiger Jude, seine Familie stammt aus Usbekistan. In sein Geschäft dürfen nur Männer, fremde Frauen darf Rami nicht anfassen. Und doch könnte die Mischung seiner Kunden bunter nicht sein: Juden, Araber und Christen, alle schwören auf Ramis Handwerk, und alle wollen in seinem Laden die neuesten Jaffa-Gossips hören. So feiern sie das Leben in Tel Aviv, obwohl – oder gerade weil – sie von Chaos umringt sind.

Di., 17. Dez · 02:00-03:25 · 3sat
Muhi – Über alle Grenzen

Der sechsjährige Muhi ist Sohn eines Hamas-Aktivisten und leidet an einer Immunkrankheit, die im Gaza-Streifen nicht behandelt werden kann. Jetzt ist Muhis Heimat ein Krankenhaus in Israel. Der feinfühlige Film fängt die Unauflösbarkeit dieser individuellen Tragödie vor dem Hintergrund eines politischen Dauerdramas im Nahen Osten ein. Es bleibt die Frage, wie es diesem ungewöhnlichen Kind eines Tages gelingen könnte, seinen eigenen Weg zu gehen. Muhi ist ein fröhliches Kind. Er liebt seinen Opa, der stets bei ihm ist. Als Muhi zwei Jahre alt war, mussten ihm Füße und Hände amputiert werden. Mittlerweile helfen ihm Prothesen, seinen Bewegungsdrang zu stillen. Sein Großvater hat sich neben ihm im Hospital eingerichtet und mittlerweile solide Freundschaften zur Ärzteschaft und zum Pflegepersonal aufgebaut. Der Vater durfte nicht nach Israel einreisen. Er verurteilt nach wie vor den Staat, in dem sein Sohn am Leben erhalten wird. Auch Mutter und Geschwister sieht Muhi selten. Doch obwohl Muhis Aktionsradius beschränkt ist, richtet er sich wie selbstverständlich in seinem Leben ein und schafft es, mit seinem Mut und seiner Heiterkeit die ihn behindernden Grenzen immer wieder aus den Angeln zu heben. „Muhi – Über alle Grenzen“ ist der erste Dokumentarfilm der beiden Autoren Rina Castelnuovo-Hollander und Tamir Elterman. Der Film wurde auf dem Dokumentarfilmfestival in Leipzig mit der „Goldenen Taube“ ausgezeichnet. Rina Castelnuovo-Hollander ist eine in Tel Aviv geborene Fotografin und Kamerafrau, die sich seit drei Jahrzehnten dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern verschrieben hat und unter anderem für die „New York Times“ und das „Time Magazin“ arbeitet. Tamir Elterman aus Berkeley in Kaliforien hat an der Columbia Universität für Journalismus studiert und arbeitet ebenfalls für die „New York Times“.

Fr., 20. Dez · 07:00-07:30 · HR
Die Kinder der Villa Emma

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg suchen jüdische Kinder Zuflucht vor der Deportation. Drei Jahre lang irren sie in Europa umher, dann finden sie ausgerechnet im faschistischen Italien in der „Villa Emma“ einen sicheren Platz. Dank der Solidarität und des Mutes der Bevölkerung überleben die Kinder, auch als Norditalien durch Wehrmacht und SS besetzt wird. Schließlich gelingt ihnen die Flucht in die Schweiz. Und endlich, noch einmal drei Jahre später, können sie zu ihrem eigentlichen Ziel aufbrechen: Richtung Palästina.

Fr., 20. Dez · 10:30-11:25 · 3sat
Mit Markus Lanz im Heiligen Land

Markus Lanz begibt sich auf die Reise zu den Schauplätzen der Bibel, besucht faszinierende Orte des Alten Testaments und erkundet die Geschichte des Heiligen Landes. Zusammen mit dem Benediktinermönch Nikodemus Schnabel folgt Lanz den Spuren der großen historischen Gestalten und entdeckt dabei die magischen Plätze der Bibel und des Judentums wie Jericho, Qumran, Masada und natürlich Jerusalem. Vom Jakobsbrunnen des israelitischen Stammvaters über das Grab seines Sohnes Joseph, vom Samaritanischen Heiligen Berg Garizim bei Nablus bis zur imposanten Bergfestung des Königs Herodes, von den Qumran-Höhlen am Toten Meer und ihren geheimnisumwitterten Schriftrollen bis zum Tempelberg in Jerusalem: Es sind faszinierende Orte, an denen man die Geschichte der monotheistischen Weltreligionen eindrucksvoll erfahren kann. Doch was für den Reisenden als Sehnsuchtsort und Bilderbuchmotiv erscheint, birgt auch reichlich Zündstoff für gärende Konflikte, die das Alltagsleben der Menschen in dieser Region belasten. Markus Lanz spricht vor Ort mit hohen geistlichen Würdenträgern, mit Experten, Pilgern und Einheimischen. Dabei erfährt er berührende Momente und überwältigende Eindrücke von einem Land im politischen und emotionalen Spannungsfeld zwischen Hoffnung und Verzweiflung.

So., 22. Dez · 13:15-14:00 · BR
Gernstl in Israel (2/2)

In der zweiten Folge von „Gernstl in Israel“ geht es zu Beginn gleich nach Jerusalem. Hier treffen die drei monotheistischen Weltreligionen aufeinander. Man zählt 1.200 Synagogen, 158 Kirchen und 73 Moscheen. Besonders turbulent wird es freitags. Die Moslems müssen zum Felsendom – Freitagsgebet, die Christen zur Grabeskirche und die Juden zur Klagemauer. Beim Spaziergang durch die engen Gassen Jerusalems taucht „Jesus“ auf. Ein Amerikaner, beseelt von der Spiritualität der Stadt und gekleidet in weißes Leinen, versucht zu leben wie Jesus. Manche Gläubige sind von der Atmosphäre der Heiligen Stadt derart ergriffen, dass sie unter Persönlichkeitsverlust leiden. Man nennt das Phänomen „Jerusalemsyndrom“. Wem der religiöse Trubel zu viel wird, der findet Zuflucht in der Villa Dolorosa. Dort befindet sich seit 1856 das österreichische Hospiz. Hier kann man in einem der schönen Zimmer übernachten oder nur auf ein Wiener Schnitzel und eine Linzer Torte mit Meindl Kaffee einkehren. Im Elah-Tal bauen einige der besten israelischen Winzer Wein an. Einer davon ist Shuki Yashuv, der preisgekrönten koscheren Wein keltert. Tel Aviv am Sonntagmorgen: Franz Gernstl wird von eigenartigen Klopfgeräuschen geweckt. Es ist Matkotzeit. Den israelischen Nationalsport spielt man mit Holzschlägern am Strand. Der Gummiball verursacht das vielfache „Pong Pong“. Unangefochtener Matkot-König ist der 69 Jahre alte Amnon Nissim, der jeden Tag spielt. In seiner Wohnung hat er ein Matkot-Museum eingerichtet. 1993 hat Tel Aviv einen neuen Busbahnhof bekommen, den größten der Welt. Ein ehrgeiziges Projekt damals, heute ein gigantisches Beispiel verwirrender Fehlplanung. Mendy Cahan hat im fünften Stock eine einzigartige, jiddische Bibliothek untergebracht. Es kommen nicht allzu viele Besucher, aber Mendy kämpft unbeirrt und mit viel Humor für den Erhalt der jüdischen Sprache. Mit Blick über die Skyline von Tel Aviv verabschiedet sich Franz Gernstl von einem alten Freund, der sich wehmütig an seine Zeit in München und an friedvolle Tage im Biergarten erinnert. Und der trotzdem in Tel Aviv bleibt. „Es ist nicht die schönste Stadt der Welt“, meint er, „aber es ist meine Heimat.“

So., 22. Dez · 13:50-15:25 · One
Wunderkinder

Vor ihrem Abschiedskonzert erhält die gefeierte Violinistin Hanna Reich ein verblichenes Notenheft: die Freundschaftspartitur. Aufgewühlt von Erinnerungen, erzählt Hanna ihrer Enkelin die Geschichte dieser Musik, die 1941 in der Ukraine entstand, wo Hanna einst aufwuchs: Als junges Mädchen ist sie, die selbst Violine spielt, von einem Konzert der Wunderkinder Abrascha und Larissa so hingerissen, dass sie deren Freundschaft sucht. Die Musik verbindet, bald ist das jugendliche Trio unzertrennlich und schreibt gemeinsam jene Freundschaftspartitur. Doch mit dem deutschen Einmarsch endet die unbeschwerte Kindheit. Ein geheimnisvoller Umschlag konfrontiert Star-Geigerin Hanna Reich kurz vor ihrem Abschiedskonzert mit lange zurückliegenden Erinnerungen: Es sind die Noten zur Freundschaftspartitur. Tief bewegt erzählt Hanna ihrer Enkelin Nina von den Ereignissen um diese Partitur im Kriegsjahr 1941. Eine Geschichte, die von tiefer Freundschaft, Todesgefahr, Zivilcourage und der leidenschaftlichen Liebe zur Musik handelt. Hanna lebte damals mit ihren Eltern, Brauereidirektor Max Reich und Helga, in Poltava in der Ukraine. Dort gibt es nur ein Thema: die jüdischen Wunderkinder Abrascha und Larissa, Stars an Violine und Klavier. Sie spielen vor der Partei-Elite und vor Stalin selbst. Und erhalten sogar eine Einladung, in der New Yoker Carnegie Hall zu konzertieren. Auch Hanna, die selber Geige spielt, besucht ihr Konzert. Dieser Konzertbesuch wird zur schicksalhaften Begegnung. Fortan hat Hanna nur den Wunsch, mit den beiden zu musizieren und ihre Freundin zu werden. Der gemeinsame Unterricht bei ihrer Lehrerin Irina Salomonowa und die Liebe zur Musik verbinden die Kinder schließlich. Gemeinsam schreibt das Trio an der Freundschaftspartitur und besiegelt den Freundschaftspakt. Doch ihr Leben ändert sich jäh: Hitler erklärt Russland den Krieg, die Deutschen werden zu Feinden. Hanna, Abrascha und Larissa sehen, wie der Krieg Familien auseinanderreißt und tödliche Gefahren bringt. Und zur Mutprobe für ihre deutsch-jüdische Freundschaft wird. Als Hannas Eltern der Spionage verdächtigt werden, verstecken Abraschas und Larissas Familien sie im Wald. Doch mit dem Einmarsch deutscher Truppen ändert sich alles erneut – jüdische Familien erleben nun die Schrecken des Pogroms. Jetzt können die Reichs, wieder zu Ansehen gekommen, ihren Rettern helfen. Aber die geplante Flucht misslingt – und die Reichs hoffen, durch den Kontakt zu SS-Standartenführer Schwartow die Freunde vor dem Lager zu bewahren. Schwartow, nach außen hin generöser Kulturliebhaber und vom Talent der Wunderkinder angetan, lässt diese zu Himmlers Geburtstag ein Konzert geben. Sein perfider Plan: Gelingt es ihnen, fehlerfrei zu spielen, verspricht er ihnen und ihren Familien die Freiheit. Während der sadistische Offizier nur auf einen Fehler wartet, spielen Abrascha und Larissa um ihr Leben. Die dramatischen Ereignisse aus Sicht der Kinder zu erzählen, berührt besonders tief und verdeutlicht die Schrecken des Krieges umso stärker. Gewidmet ist der Film unter der Regie von Marcus O. Rosenmüller den 1,5 Millionen ermordeten jüdischen Kindern. Das bewegende Drama, produziert von Alice und Artur Brauner, gewann mehrere internationale Preise. Preisgekrönt ist auch Hauptdarsteller Elin Kolev, ein Stipendiat der Albert-Eckstein-Stiftung. Anders als sein Film-Alter-Ego Abrascha trat dieser mit zwölf Jahren tatsächlich in der Carnegie Hall auf.

So., 22. Dez · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Der Tempelberg in Jerusalem

Nirgendwo sonst sind Religion, Geschichte und Gegenwart so dramatisch miteinander verflochten wie hier: Der Tempelberg in Jerusalem – mythischer Ort der Menschheitsgeschichte, heiliger Ort für Juden, Christen und Muslime. Geliebt und umkämpft, Brennpunkt des Nahost-Konflikts. „Für die einen ist es immer nur der Tempelberg, für die anderen immer nur Al Aqsa. Gibt es etwas dazwischen?“ Der Autorin gelingt eine optisch opulente und dennoch analytische Annäherung an einen geheimnisvollen Ort, der die ganze Welt in Atem hält. Der Tempelberg ist der wichtigste Ort des Judentums und zugleich der drittheiligste Ort für Muslime. Erbittert wird darum gestritten, wer welche Ansprüche auf diesen Ort hat. Archäologen könnten zumindest helfen, religiöse Legende von verbürgter Geschichte, historischen Fakten zu trennen. Manche fürchten, dass Israel aus der biblischen jüdischen Vergangenheit des Ortes politische, religiöse und territoriale Ansprüche für die Gegenwart und die Zukunft ableitet. So wird jeder Stein, jeder Zugang bewacht und kontrolliert. Das Gelände umfasst nur 14 Hektar, aber er ist zugleich der größte unbekannte antike Ort des Landes, meint der israelische Archäologe Ronny Reich. In unmittelbarer Nachbarschaft liegen die Al-Aqsa-Moschee und die Klagemauer, Reste jüdischer Tempel unter Schichten muslimischer Bebauung. Simone Jung fragt alle Seiten: den Großmufti von Jerusalem und den streng gläubigen orthodoxen Juden Jehuda Glick, den israelischen Archäologen Gaby Barkai und den palästinensischen Nazmi Jubeh. Sie besucht mit ihnen die heiligsten Stätten der Juden und der Muslime. Religiöse, politische und historische Deutungen prallen aufeinander. Klar wird: Der Berg ist nicht nur ein historisches und archäologisches Rätsel. Er ist immer wieder ein aktueller, politischer Stein des Anstoßes. Aber kommt es wirklich darauf an, wer zuerst da war? Mit dem Blick auf die Geheimnisse des Tempelbergs stellt der Film eine grundlegende historische Frage von höchster aktueller Brisanz – nicht nur für den Nahostkonflikt: Gibt es ein Verfallsdatum für Geschichte? Eine ganz eigene Antwort gibt im Film der israelische jüdische Tourguide Eran Tzidkijahu, der den Islam studierte, weil er ihn besser verstehen wollte: „Für die einen ist es immer nur der Tempelberg, für die anderen immer nur Al Aqsa. Gibt es etwas dazwischen?“ So fragt er sich heute und hat das Gefühl, auf einer noch lang andauernden Reise der Erkenntnis zu sein. Der Autorin gelingt eine optisch opulente und dennoch analytische Annäherung an einen geheimnisvollen Ort, der die ganze Welt in Atem hält.

So., 22. Dez · 21:45-22:30 · ARD-alpha
Jüdisches Leben in Deutschland – Ein Gespräch mit Dr. Josef Schuster

Das Thema Judentum wird in Deutschland meist mit dem Antisemitismus und dem Holocaust in Verbindung gebracht. Antisemitische Äußerungen, die bis vor wenigen Jahren noch undenkbar waren, werden nun offen geäußert. Gezielte Angriffe auf Menschen jüdischen Glaubens nehmen zu und haben mit dem versuchten Anschlag in Halle einen traurigen Höhepunkt erreicht. Zusätzlich zu offener Gewalt und Hass im Netz gewinnt eine Partei in Deutschland an Einfluss, welche die Schrecken des Dritten Reiches als „Vogelschiss“ auf 1000 Jahren erfolgreiche deutsche Geschichte bezeichnet. Der zunehmende Antisemitismus ist dabei kein genuin deutsches Problem. In Frankreich denkt bereits jeder zweite Jude daran auszuwandern. Wie reagieren Juden in Deutschland auf diese Entwicklung? Und welche Schritte sind sinnvoll und notwendig, um den erneut aufflammenden Antisemitismus wieder einzudämmen? Die Formen des Antisemitismus sind vielfältig. Sie reichen von Verschwörungstheorien über die von Juden kontrollierte Weltwirtschaft bis hin zu Antisemitismus im Gewand der Israelkritik. Besonders im Internet wird Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auf den verschiedensten Plattformen verbreitet, wobei die „Meinungsmacher“ meist nur schwer zur Rechenschaft gezogen werden können. Wann hört die Meinungsfreiheit auf und wann schwingt legitime Kritik am Staat Israel in Antisemitismus um? Darüber spricht der Moderator Andreas Bönte mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland Dr. Josef Schuster. Ganz bewusst bleibt das Gespräch aber an diesem Punkt nicht stehen, sondern betrachtet den kulturellen Reichtum des jüdischen Lebens. Denn die Geschichte der Juden in Deutschland beginnt nicht erst mit dem Jahr 1933. Vielmehr feiert das deutsche Judentum im übernächsten Jahr sein 1700-jähriges Bestehen. Neben der jüdischen Geschichte in Deutschland, der sich auch immer mehr Nicht-Juden annehmen, gibt es zudem zahlreiche erfreuliche Projekte, die neben dem Hass auch die starke Solidarität von Deutschen mit Juden zeigen.

Mo., 23. Dez · 19:25-20:15 · ZDF
Zwischen Schalom und Salam – Roadtrip durchs Heilige Land

Israel und Palästina: biblische Orte, historische Stätten und ein immerwährender Konflikt. Aber auch die Sehnsucht der Menschen nach Normalität, Identität und Glück. Nicola Albrecht und ihr Team reisten drei Wochen durch Israel und das besetzte Westjordanland. Von der libanesischen Grenze bis zum Roten Meer. An der „Road 90“ trafen sie Menschen, die ihre Heimat lieben, mit der Politik hadern, um ihr Dasein kämpfen. Auf der über 470 Kilometer langen „Road 90“ von Nord nach Süd durchqueren sie die Region entlang der Konfliktlinien des Nahen Ostens. Und treffen Menschen wie Avi, der als Kind seinen Vater durch einen Terroranschlag verloren hat. „Ich lebe jeden Moment intensiv. Mit 16 war ich einmal in Deutschland, seitdem nur hier. Hier ist mein Platz, auch wenn es absurd klingen mag“, erklärt er. Avi führt ein kleines In-Restaurant an der libanesischen Grenze. Er hat keine Speisekarte, keine Öffnungszeiten. Wer bei ihm essen möchte, ruft einfach an. In der palästinensischen Stadt Jericho lebt und arbeitet Ahmad. Er ist 23 und Bademeister in einem Spaßbad. „In meinem Land kann ich nicht mehr erreichen. Aber ich arbeite an einem Ort, an dem wir Leute glücklich machen, weil sie sich hier frei fühlen. Darauf bin ich stolz.“ Das Meer hat er selbst noch nie gesehen. Damit er diesen Traum irgendwann einmal leben kann, beantragt der junge Palästinenser wieder und wieder bei den israelischen Behörden eine Reisegenehmigung. Von Nord nach Süd das gleiche Bild: Alle wollen genau an ihrem Ort bleiben, in ihrer Heimat, an der „Road 90“. Im Hinterhof Israels, wie sie ihn lächelnd und liebevoll nennen. Allen Problemen zum Trotz.

Mo., 23. Dez · 21:45-23:25 · Das Erste (ARD)
Kästner und der kleine Dienstag

Berlin, 1929: Der Schriftsteller Erich Kästner (Florian David Fitz) genießt den Erfolg seines ersten Kinderbuches. Eines Tages steht ein siebenjähriger Fanpostschreiber (Nico Ramon Kleemann) vor seiner Tür. Mit Hans‘ Verehrung kann der kinderlose Lebemann Kästner zunächst wenig anfangen. Schon bald erkennt er jedoch, dass ihm die blühende Fantasie des klugen Jungen bei neuen Geschichten nützlich sein kann. Seinem berühmten Autor auf diesem Wegen nahe zu sein, wird zum größten Glück von Hans, der mit seiner Mutter (Katharina Lorenz) und Schwester (Charlotte Lorenzen) ohne Vater aufwächst. Als „Emil und die Detektive“ von der Ufa verfilmt wird, geht für ihn ein Traum in Erfüllung: Er darf den „kleinen Dienstag“ spielen – und hat fortan seinen Spitznamen weg. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten muss Kästner um sein Leben fürchten. Um den Jungen nicht zu gefährden, beendet er den Kontakt mit einer Lüge. Während der „kleine Dienstag“ denkt, sein Idol sei wie viele andere ins Exil gegangen, ist dieser in Berlin geblieben. Kästner, der wie sein Freund Erich Ohser (Hans Löw) unter Pseudonym arbeitet, hält sich aus allem Politischen raus. Hans dagegen tritt der Hitlerjugend bei, um nicht aufzufallen. Als die beiden sich nach Jahren wieder begegnen, wird ihre Freundschaft auf eine schwere Probe gestellt.
Bild oben: © ARD Degeto/Ester.Reglin.Film/DOR Film/Anjeza Cikopano, Kästner (Florian David Fitz, li.) weiß zunächst wenig mit seinem Fan Hans (Nico Kleemann) anzufangen.

Di., 24. Dez · 03:10-03:55 · MDR
Die Versteigerer – Profiteure des Holocaust

Neue Aktenfunde machen es möglich, eines der schrecklichsten Kapitel der deutschen Geschichte aus einer vollkommen neuen Perspektive zu erzählen. Mit der Akribie eines deutschen Beamten hat der Versteigerer Hans Klemm in Leipzig jeden Verkauf ehemals jüdischen Eigentums zwischen 1933 und 1944 dokumentiert. In unzähligen Listen sind die von den ausreisenden und deportierten Juden zurückgelassenen Gegenstände erfasst: Betten und Schränke, Tische und Stühle, Bettwäsche, Kleidung, Musikinstrumente und Spielzeug. Jeder Gegenstand wurde geschätzt und dann versteigert. Neue Aktenfunde machen es möglich, eines der schrecklichsten Kapitel der deutschen Geschichte aus einer vollkommen neuen Perspektive zu erzählen. Mit der Akribie eines deutschen Beamten hat der Versteigerer Hans Klemm in Leipzig jeden seiner Verkäufe ehemals jüdischen Eigentums zwischen 1933 und 1944 dokumentiert. In unzähligen Listen sind die von den ausreisenden und deportierten Juden zurückgelassenen Gegenstände erfasst: Betten und Schränke, Tische und Stühle, Bettwäsche, Kleidung, Musikinstrumente und Spielzeug. Jeder Gegenstand wird geschätzt und dann versteigert. Die Aktenfunde rund um den Leipziger Versteigerer Klemm waren für die beiden Filmemacher Jan N. Lorenzen und Michael Schönherr der Anlass, sich auf eine Reise durch Deutschland zu begeben. In aufwendiger Recherche haben sie festgestellt: Überall, in jeder Stadt und in jedem Dorf, in dem Juden gelebt haben, sind deren Habseligkeiten meist unmittelbar nach deren Deportation unter den Hammer gekommen und dies wurde genau dokumentiert: Im mecklenburgischen Stavenhagen z.B. kümmert sich der Bürgermeister persönlich um den Verkauf der Hühner und Kaninchen des „Juden Jacobssohn“. In Schwerin leuchtet Elektromeister Max Kuhlmann den Verkaufsraum aus. In Lörrach bannt ein Polizeifotograf auf Zelluloid, wie im Ort eine Art Schlussverkaufsstimmung entsteht, als die Gegenstände und Möbel der deportierten Juden direkt in den Innenhöfen der Häuser versteigert werden. Und in Düsseldorf freut sich die Stadtverwaltung, dass mit dem „frei Werden“ der jüdischen Wohnungen nunmehr bombengeschädigten „Volksgenossen“ ein Ersatz für ihre verbrannten Sachen geboten werden kann. Die Filmemacher haben unveröffentlichtes Filmmaterial gefunden und mit Zeitzeugen gesprochen, die in ihren Kellern Möbel oder andere Gegenstände aus ehemals jüdischem Besitz bewahren. Auf der Basis dieser Recherche lässt sich die Geschichte der „Judenmöbel“ erzählen: Wer hat sie bekommen? Wer hat sich an ihnen bereichert? Und wo finden sich Dinge bis heute?

Di., 24. Dez · 23:30-23:45 · ARD-alpha
Schätze der Welt – Erbe der Menschheit: Akko (Israel) – Hafen zum Paradies

Akko im Norden Israels ist das Tor zum Heiligen Land. Eine Bastion des Glaubens, maßgeblich von den Kreuzrittern im 12. Jahrhundert errichtet. Akko ist eine Drehscheibe der Weltreisenden und Verkünder, der Eroberer und Heilsuchenden, der Abenteurer und Geschäftemacher. Von Herodes terrorisiert, von Pompeius und Julius Cäsar besetzt, von Alexander dem Großen überrannt. Apostel Paulus bringt schon früh das Christentum. Danach dringen die Araber in das Land, die Omajjaden bringen die kleine Halbinsel zur Blüte. Der englische König Richard Löwenherz erobert die Stadt zurück und macht sie zur Heimat der Kreuzritter. Die Johanniter bauen sie zu einer unterirdischen Festung des Christentums im Nahen Osten aus. Franz von Assisi gründet ein Nonnenkloster. Die Osmanen wandeln sie wieder in eine moslemisch-arabische Zitadelle, die Napoleon vergebens versucht einzunehmen. Eine Stadt, die für ihre Mauern berühmt ist. Mauern der Mächtigen, die sie nutzten und Mauern der Gläubigen, die sie verteidigten. Eine Stadt, deren Geschichte so alt ist wie die kaum einer anderen urbanen Gemeinde, 7000 Jahre, seit der Bronzezeit.

Mi., 25. Dez · 23:25-00:58 · Das Erste (ARD)
Der Medicus (1/2)

England, im frühen elften Jahrhundert. Trotz seiner magischen Vorahnung muss der junge Halbwaise Rob Cole hilflos mit ansehen, wie seine Mutter an einer unheilbaren Krankheit stirbt. Das Erlebnis prägt ihn nachhaltig. Rob schließt sich einem fahrenden Bader an, der ihn in das medizinische Halbwissen des Mittelalters einweiht. Da der Wanderheiler allmählich sein Augenlicht verliert, übernimmt sein Zauberlehrling bald die „Behandlungen“ – für die Patienten eher schmerzhafte als heilsame Prozeduren. Von einem jüdischen Medicus, der dem fast Erblindeten durch einen kunstvollen Eingriff das Augenlicht wiedergibt, erfährt Rob, dass es außer seinem bescheidenen Wissen eine sehr viel weiter entwickelte Heilkunst gibt. Elektrisiert macht er sich auf den Weg in die persische Stadt Isfahan, wo der sagenumwobene Ibn Sina (Ben Kingsley) Medizin lehrt. Dank seiner erstaunlichen Fähigkeiten avanciert Rob bald zum Meisterschüler des Universalgelehrten. Doch dadurch begibt er sich auch in große Gefahr. Mehr als sechs Millionen Mal ging Noah Gordons Weltbestseller „Der Medicus“ allein in Deutschland über den Ladentisch, der Kinoerfolg lockte über 3,6 Millionen Zuschauer an die deutschen Kinokassen. Mit seiner Verfilmung gelingt Phlipp Stölzl, der schon mit „Goethe!“ sein Talent für historische Stoffe eindrucksvoll bewies, eine bildgewaltige Reise ins Mittelalter. Anschaulich und mit Witz führt „Der Medicus“ die nicht immer appetitlichen Anfänge der medizinischen Wissenschaft vor Augen. Als wissbegieriger Meisterschüler glänzt Tom Payne an der Seite des Oscar-Preisträgers Ben Kingsley: Auf seine unnachahmliche Art schlüpft der „Ghandi“-Darsteller in die Rolle des großen Gelehrten, der sich nicht zu schade ist, einfache Menschen von der Straße zu behandeln. Das Erste zeigt „Der Medicus“ als zweiteilige Fassung. Teil zwei folgt am 29. Dezember.

Do., 26. Dez · 16:25-18:00 · WDR
Kulenkampffs Schuhe

Mit Einschaltquoten von 80 Prozent erlebte das Fernsehen in den der 1960er- und 1970er-Jahren goldene Zeiten. Die Familie saß am Samstagabend im Wohnzimmer, alle freuten sich auf „Einer wird gewinnen“ mit Hans-Joachim Kulenkampff oder die „Peter-Alexander-Show“. Hans-Joachim Kulenkampff und Peter Alexander waren auch die großen Helden der Familie von Regisseurin Regina Schilling. Und natürlich, etwas später, Hans Rosenthal mit „Dalli Dalli“. Die Quizshows verhießen Entspannung – und die hatte Schillings Vater nötig. Er arbeitete rund um die Uhr in seiner eigenen Drogerie. Eine Drogerie im Nachkriegsdeutschland? Kaum etwas wurde mehr gebraucht: aufräumen, Wunden heilen, reparieren, saubermachen, Schädlinge bekämpfen. Was sahen die Väter der Kinder, die da im Schlafanzug vor dem Fernseher saßen, in den Showmastern? Wussten sie, dass Kulenkampff sich an der Ostfront vier Zehen eigenhändig amputiert hatte? Fragten sie sich, ob Peter Alexander wohl auch bei der Hitlerjugend gewesen war? Bei der Wehrmacht, in Kriegsgefangenschaft – wie die meisten jungen Männer dieser Generation? Hatten sie davon gehört, dass Hans Rosenthal jüdisch war, sich in den Kriegsjahren als Vollwaise in einer Berliner Laube versteckte und jeden Moment damit rechnen musste, deportiert zu werden? Die Showmaster gehörten wie Regina Schillings Vater einer sehr besonderen Generation an: erst missbraucht vom Nationalsozialismus, dann eingespannt in das Hamsterrad der Nachkriegszeit, die von Traumatisierungen nichts wusste oder nichts wissen wollte.

Do., 26. Dez · 19:15-19:30 · ARD-alpha
Schätze der Welt – Erbe der Menschheit: Die Altstadt von Jerusalem und das Christentum (Israel)

Die besondere kulturelle Bedeutung Jerusalems liegt in seiner Rolle als religiöses Zentrum der Christen, Juden und Muslime. Vom Anfang des 4. Jahrhunderts bis zur Eroberung durch die Araber 637 war es von Christen beherrscht. / Nach christlicher Überlieferung wurde hier Jesus Christus gekreuzigt. Noch heute gedenken Pilger auf der „Via dolorosa“ seinem Leidensweg. Im „Coenaculum“ soll Jesus sich mit seinen Jüngern zum Abendmahl versammelt haben. Zu den weiteren Stätten des Christentums in Jerusalem zählt die Kirche zum Heiligen Grab, die von sechs verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen verwaltet wird. In ihr befinden sich das Grab von Jesus Christus und das Heiligtum von Golgatha. Auf dem Ölberg entstand eine große Zahl weiterer kleinerer Kirchen. Jerusalem gehört zum Weltkulturerbe.

Do., 26. Dez · 23:00-23:45 · NDR
Saboteure im Eis

Der Zweite Weltkrieg ist ausgebrochen. Der norwegische Professor und Reserveoffizier Leif Tronstad, der bereits selbst als Wissenschaftler bei Norsk Hydro gearbeitet hat, ahnt den Grund für das deutsche Interesse am schweren Wasser. Er versucht, die Norsk Hydro zu warnen, die unter dramatischen Bedingungen das schwere Wasser nach Frankreich verschickt. Ein aufwendiges Ablenkungsmanöver wird eingeleitet. Das Flugzeug, in dem sich angeblich die wertvolle Fracht befindet, wird schließlich von deutschen Kampfflugzeugen über Hamburg zur Landung gezwungen. Im April 1940 besetzt Deutschland Norwegen und befiehlt eine Verdoppelung der Produktion von schwerem Wasser. Tronstad flieht nach England und warnt die Alliierten vor dem seiner Meinung nach geplanten Bau einer deutschen Atombombe. Die sechsteilige Miniserie „Saboteure im Eis“ stellt eines der spannendsten Ereignisse des Zweiten Weltkrieges dar: die Bemühungen der Nazis, eine Atombombe zu entwickeln, und der verzweifelte Kampf der Alliierten, dies zu verhindern. Die Serie zeigt das Dilemma einzelner Menschen, in deren Händen das Schicksal ganzer Nationen liegt und die sich scheinbar unüberwindbaren Herausforderungen stellen. Durch die Besetzung mit bekannten deutschen, englischen und norwegischen Schauspielern gelingt der Serie ein authentisches Porträt realer Figuren der Zeitgeschichte.

Fr., 27. Dez · 16:45-17:00 · Das Erste (ARD)
Jüdische Akzentsendung: Der Mutmacher

Als im September 2018 Rechtsradikale durch die Chemnitzer Innenstadt ziehen und Ausländer jagen, hält es ihn nicht mehr im Sessel. Er startet ein Crowdfunding-Projekt, sammelt Geld und will Busse nach Chemnitz chartern für friedliche Demonstranten gegen Hass und Gewalt. Was er erntet, sind 30.000 Likes – und zum Teil bitterböse Hass-Posts. Fragen treiben den Berliner Aktivisten und Sozialunternehmer Shai Hoffmann um: Was hält unsere Gesellschaft noch zusammen? Was können wir gegen Hass und Vorurteile tun? Der Berliner will mit Wutbürgern und mit Mutlosen ins Gespräch kommen. Die offene Gesellschaft retten – das ist seine Mission. Fragen treiben den Berliner Aktivisten und Sozialunternehmer Shai Hoffmann um: Was hält unsere Gesellschaft noch zusammen? Was können wir gegen Hass und Vorurteile tun? Der Berliner will mit Wutbürgern und mit Mutlosen ins Gespräch kommen. Die offene Gesellschaft retten – das ist seine Mission. Mit seinen Aktionen macht er anderen Mut, selbst aktiv zu werden. Dabei weiß er um die Grenzen seiner Möglichkeiten und seiner Gesundheit. 2007 hatte ihm sein Vater Chaim eine Niere gespendet. Die Transplantation machte ihn unabhängig von der Dialyse. Doch zugleich musste er seine Karriere als Schauspieler an den Nagel hängen. Shai Hoffmann begann noch einmal ganz von vorn mit einem Wirtschaftsstudium und ist heute Dozent, Moderator, Aktivist. Seit der Transplantation ist die Beziehung zum Vater noch herzlicher geworden. Dazu gehört auch die Rückbesinnung auf seine familiären, jüdischen Wurzeln und Traditionen, die immer wieder mit Hass und Vorurteilen belegt werden.

Sa., 28. Dez · 10:30-11:00 · ARD-alpha
STATIONEN: Die Kinder der Stunde Null – Sankt Ottilien, München, Jerusalem

David Avnir lebt in Jerusalem. In seinem Pass steht als Geburtsdatum der 12. Juni 1947 und als Geburtsort: St. Ottilien. Auch David Stopnitzer aus München ist in dem oberbayerischen Kloster geboren. Beide sind Söhne von Holocaustüberlebenden – von Eltern, die es irgendwie geschafft haben, der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie zu entgehen. Doch warum sind sie ausgerechnet in einem Benediktinerkloster nördlich des Ammersees zur Welt gekommen? Filmautor Tilmann Kleinjung erzählt eine ganz besondere Geschichte und begleitet zwei Männer zurück an ihren Geburtsort: Von 1945 bis 1948 hatte die amerikanische Armee im oberbayerischen Kloster St. Ottilien ein Krankenhaus für ehemalige jüdische KZ-Häftlinge, Displaced Persons (DPs), eingerichtet. St. Ottilien entwickelte sich in diesen Jahren nach dem Holocaust zu einem kulturellen und politischen Zentrum für den Neubeginn jüdischen Lebens in Deutschland. Es gab Toraschulen und Synagogen, hier wurde die erste Talmudausgabe in Deutschland nach dem Krieg gedruckt und ein eigenes „Ottilien-Orchestra“ trat in den DP-Lagern der Umgebung auf. Von Mai 1946 bis April 1948 wurde in St. Ottilien außerdem eine Entbindungsstation betrieben, wo über 400 Kinder zur Welt kamen, die sogenannten Ottilien Babys, „die Kinder der Stunde Null“.

So., 29. Dez · 08:30-09:00 · NDR
FEIERtag! Sengelmann sucht Chanukka

Das christliche Jahresende ist geprägt von christlichen Feiertagen und Festen: Nikolaus, Advent, Weihnachten. Aber auch die Juden feiern in dieser Zeit ein wichtiges Fest: Chanukka, das jüdische Lichterfest. Bei uns ist es kaum bekannt, wenngleich im vergangenen Jahr ein überdimensionaler Kerzenständer vor dem Brandenburger Tor in Berlin aufgestellt und von Vertretern der jüdischen Gemeinde entzündet wurde. Doch was steckt hinter Chanukka? Reporter Julian Sengelmann macht sich auf die Suche – in Norddeutschland ebenso wie in Jerusalem. Er wird dabei viel erfahren über den jüdischen Glauben und jüdisches Leben in Deutschland. Sein Weg führt Julian Sengelmann nach Jerusalem. Dort erlebt er, wie man Chanukka feiert und woher das Fest eigentlich stammt. Bei diesem Fest gedenken die Juden der Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem, erfährt er vom Rabbi der Klagemauer. Auch in Deutschland feiern Juden das Lichterfest , meist zu Hause als Familienfest. Julian darf mit einer Familie feiern und dabei mehr über die Traditionen, die mit diesem Fest verbunden sind, erfahren. Julian fährt auch nach Hannover – in die Schule der jüdischen Gemeinde. Hier erfährt er von den Kindern und Jugendlichen, was man alles lernen muss, um ein „guter Jude“ zu werden. 613 Gesetze haben strenggläubige Juden zu befolgen. Sie beeinflussen und gestalten das gesamte Alltagsleben. Was das konkret heißt, erfährt Julian von Eliyah Havemann. Der Sohn von Liedermacher Wolf Biermann ist vor einigen Jahren zum Judentum konvertiert und lebt inzwischen in Tel Aviv, um seinen Glauben besser praktizieren zu können. Julian trifft Havemann in seiner Heimatstadt Hamburg, begleitet ihn einen Tag. Havemann berichtet von den Herausforderungen und Veränderungen nach seiner Entscheidung für den jüdischen Glauben. In einer Großküche in Berne, nördlich von Hamburg, zeigt ein jüdischer Koch Julian, wie man koscheres Essen zubereitet. Dabei sind viele Dinge zu beachten: Bestimmte Tiere dürfen nicht gegessen werden, Lebensmittel werden nach milchigen und fleischigen Produkten getrennt und ein Rabbi muss die Produktion des Essens überwachen. Schließlich will Julian noch mehr über das jüdische Leben und die jüdische Kultur in Deutschland erfahren: Er besucht ein Konzert der „3 Kantoren“, ein Trio aus Berlin, das Texte auf Hebräisch und Jiddisch präsentiert, und spricht mit ihnen über typisch jüdische Musik und jüdischen Humor. „Feiertag! Sengelmann sucht“ ist ein neuartiges und unterhaltsames Reporter-Format, ein spielerischer Mix aus hautnaher Reportage und smarten Animationen. Julian Sengelmann geht als schlagfertiger Reporter dem Urspung von religiösen Traditionen auf die Spur. Nicht besserwisserisch, sondern neugierig findet er spannende Geschichten, interessante Menschen und überraschende Erkenntnisse.

Mo., 30. Dez · 22:25-00:50 · ZDFneo
Inglourious Basterds

Angeführt von Lt. Aldo Raine, soll die durchgeknallte Truppe „Inglourious Basterds“ die Führungselite des „Dritten Reichs“ ausschalten. Kultfilm von Quentin Tarantino mit Brad Pitt. Aber da haben die aufrechten Kämpfer die Rechnung ohne den skrupellosen SS-Offizier Landa gemacht, der alles daransetzt, dem Deutschen Reich zum Endsieg zu verhelfen. Christoph Waltz eroberte mit dieser Rolle seinen ersten Oscar und Hollywood. Frankreich, um 1944: Nachdem sie vor Jahren miterleben musste, wie der ehrgeizige SS-Offizier Hans Landa (Christoph Waltz) ihre Familie ermordete, ist die Jüdin Shosanna (Mélanie Laurent) unter falschem Namen in Paris untergetaucht, wo sie mittlerweile ein Kino leitet. Eben jenes wird für Joseph Goebbels‘ (Sylvester Groth) neuestes „Meisterwerk“ als Premierenort empfohlen. Die ideale Gelegenheit für Shosanna, ihre Rache zu planen. Aber auch ein idealer Ort für die „Inglourious Basterds“, einer Truppe von US-Soldaten unter Führung von Lt. Aldo Raine (Brad Pitt), die gesamte Nazi-Führungselite auf einmal auszulöschen – einschließlich des Führers Adolf Hitler (Martin Wuttke). Für die Mission hatte Raine zuvor ein internationales Team von skrupellosen Kämpfern zusammengestellt, darunter den deutschen Überläufer Hugo Stiglitz (Til Schweiger) und den britischen Spion Archie Hicox (Michael Fassbender). Zudem bekommen die „Basterds“ Unterstützung von der deutschen Schauspielerin Bridget von Hammersmark (Diane Kruger), die jedoch nicht verhindern kann, dass die Tarnung der Agenten nach einem Kneipenausflug auffliegt. Nun müssen die „Basterds“ kreativ werden und erhalten unerwartet Hilfe von der Kinobetreiberin Shosanna. Am Tag der Aufführung beginnt für die tollkühnen Nazi-Gegner ein ebenso irrwitziges wie lebensgefährliches Theaterspiel, das die Geschichte völlig neu schreibt. Mit einem Reichtum an Filmwissen – der Legende nach während seiner langjährigen Arbeit in einer Videothek angeeignet – führt Regisseur und Drehbuchautor Quentin Tarantino die Zuschauer durch und in ein alternativ-historisches Szenario, das aus dem Fundus der deutschen Filmgeschichte schöpft. Dabei gibt es kaum eine Figur in „Inglourious Basterds“, die nicht durch eine leidenschaftliche Lust am Kino geprägt ist. Mit Verweisen auf Filmemacher der Weimarer Republik, wie G. W. Pabst und Arnold Fanck („Die weiße Hölle vom Piz Palü“), und auf die Propagandafilme des „Dritten Reichs“, vermischt mit anachronistischen Bezügen, zeichnet Tarantino hier ein groteskes und urkomisches Bild des besetzten Paris als Schmelztiegel für unterschiedliche cineastische Kulturen, in dem Nazis und Alliierte nur eines eint: die Liebe zum (guten und schlechten) Film. Gleichzeitig sorgt die Authentizität der Dialoge, für die Regisseur Tom Tykwer („Lola rennt“ und „Der Wolkenatlas“) Tarantino bei der deutschen Übersetzung unterstützte, für ein glaubhaft wirkendes Ineinandergreifen von Kino und realer Historizität. Sein Filmtitel dagegen verweist auf den italienischen Spaghetti-Western „Inglorious Bastards“, der vor allem die geniale Exposition dieser gelungenen Weltkriegssatire prägt. Für seine deutsch-amerikanische Koproduktion konnte Tarantino nicht nur Weltstar Brad Pitt gewinnen. Mit Diane Kruger, Til Schweiger, Daniel Brühl, Sylvester Groth, Martin Wuttke und Christoph Waltz spielen auch zahlreiche deutsche Schauspieler mit Lust an der Farce auf höchstem Niveau. Vor allem für den Deutsch-Österreicher Christoph Waltz wurde „Inglourious Basterds“ zum Beginn einer beispiellosen internationalen Kinokarriere.