Vom 01. bis 15. Januar 2019…
Di, 1. Jan · 02:50-03:45 · arte
Let’s dance! – Solo
„Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren …” – unter diesem Motto von Pina Bausch steht die zweite Staffel der Dokumentationsreihe „Let’s dance!”, die sich in drei Teilen den Tanztraditionen der ganzen Welt widmet. „Let’s dance!” nähert sich dem Tanz über drei große Kategorien: dem Gruppentanz, dem Paartanz und dem Solotanz. Sie filmt die Tänzer hautnah und zeigt so, wie viel Sinnlichkeit und Freude, aber auch Disziplin, Angst und Zweifel mit dieser einzigartigen Kunst verbunden sind. Die Reihe erklärt auch, welche Tanztheorien und Mythen hinter den unterschiedlichen Tanzformen stehen, und beleuchtet ihre Geschichte: Der moderne Solotanz entstand aus den Klassenkämpfen des 20. Jahrhunderts, beim Paartanz geht es nicht nur um Verführung, und Gruppentänze werden seit jeher von künstlerischen und politischen Strömungen instrumentalisiert. Was haben sich zwei argentinische Tangotänzer und zwei Lindy-Hopper zu sagen? Was verbindet einen klassischen Solotänzer und einen Popstar? Kann eine Bollywood-Choreographie wie klassisches Ballett klingen? Warum liegt der Folkloretanz in Frankreich und Italien, aber auch in Israel und Palästina derzeit wieder im Trend? Die zweite Staffel von „Let’s dance!” erkundet Tanztraditionen der ganzen Welt, erforscht ihre Herkunft und deckt überraschende Verbindungen auf.
Mi, 2. Jan · 04:15-04:45 · RBB
Hans Rosenthal – eine Spurensuche
Dass Hans Rosenthal, der beliebte Fernseh-Moderator, mal Bauer werden wollte, um Nazi-Deutschland zu entkommen, wissen wohl die wenigsten. Auch sein Sohn, Gert Rosenthal, weiß von diesem dramatischen Lebensabschnitt seines Vaters wenig. Für ihn umso mehr ein Grund auf den Spuren des Vaters nach fast Vergessenem zu forschen. Seine erste Station: eine Ausstellung in Neuendorf, ehemalige Hachschara-Einrichtung, in der jüdische Jugendliche in Landwirtschaft und Handwerk ausgebildet wurden, um nach Palästina zu gehen. Hier war auch sein Vater gewesen! Nie hatte er davon erzählt, höchstens auf Familienfesten hörte der Sohn Erinnerungsfetzen, die mehr Rätsel aufgaben als aufklärten. Gert, der jüngere Bruder des Vaters, dessen Namen er trägt, war deportiert worden, während der Vater untertauchen konnte. Nun beginnt eine spannende, aber auch mühsame Spurensuche entlang der Lebensstationen des Vaters in der Nazi-Zeit. Sie führt zu Zeitzeugen, Archiven, verfallenen Häusern und Ruinen. Gert Rosenthal erinnert sich, „immer wenn meine Schwester oder ich unseren Vater etwas zur Nazi-Zeit fragten, wechselte er nach zwei Sätzen das Thema, es schien mir, als wollte er uns vor diesen schrecklichen Geschichten verschonen“. Jetzt hofft der Sohn, dass durch die filmische Spurensuche ein wenig Licht in das Dunkel seiner Familiengeschichte gebracht werden kann.
Di, 1. Jan · 22:50-00:50 · arte
Vier Choreographen an der Pariser Oper
Dass das Pariser Ballett zu den vielfältigsten Compagnien der Welt gehört, beweist dieser Tanzabend aus dem Palais Garnier: Vier zeitgenössische Choreographen unterschiedlichster Stilrichtungen präsentieren ihre variationsreichen Kompositionen, die sie dem Corps de Ballet der Pariser Oper auf den Leib geschrieben haben. Den Auftakt des Abends macht James Thierrée. Er entert die öffentlichen Bereiche der Pariser Oper und entführt den Zuschauer mit seinem Werk „Frôlons“ in eine fantastische Traumwelt. In „The Art of Not Looking Back“ bemächtigt sich dann der Israeli Hofesh Shechter der Bühne, indem er neun Tänzerinnen in einen urtümlichen, von panischer Angst geprägten Reigen hineinzieht. Er spürt verschütteten Traumata nach und lässt in der Choreographie blanke Gewalt auf zeremonielle Feierlichkeit antworten. Damit hinterfragt er den Stellenwert des persönlichen Schmerzes im Rahmen des künstlerischen Schaffens. Im Anschluss präsentiert der Spanier Iván Pérez ein völlig anders geartetes Stück, auf das „Stabat Mater“ von Arvo Pärt. In seiner feinsinnigen Choreographie „The Male Dancer“ setzt Pérez nur männliche Tänzer ein und entwickelt mit ihnen Schritt für Schritt das Paradox der Tänzerfigur – dieser Mischung aus Kraft und Sensibilität, die mal zum Objekt der Begierde, mal zum Gegenstand des Spottes wird. Den dynamischen Abschluss des Abends bildet „The Seasons‘ Canon“, eine eigens für das Ballett der Pariser Oper geschaffene Choreographie der Kanadierin Crystal Pite aus dem Jahr 2016 zur Musik von Max Richters Bearbeitung der „Vier Jahreszeiten“ Vivaldis.
Do, 3. Jan · 20:15-21:00 · PHOENIX
Der Antisemitismus-Report 2018
Das jüdische Restaurant „Schalom“ in Chemnitz wird Ende August von einer Gruppe Neonazis überfallen, der Eigentümer leicht verletzt. Judenfeindliche Pöbeleien, Beleidigungen, Schmierereien – das kennt er seit vielen Jahren. Sie sind, so erzählt er, für ihn Alltag. Ein Angriff mit Steinen, Flaschen und einem Rohr aber ist eine neue Gefahr. Antisemitismus ist in Deutschland lauter und bösartiger geworden. Einerseits haben 78 Prozent der befragten Juden einer Untersuchung zufolge das Gefühl, Antisemitismus habe deutlich zugenommen. Offene Anfeindungen und Angriffe gingen dabei häufig von Muslimen aus. Andererseits zeigen Studien, dass der Anteil der Bevölkerung, der antisemitischen Vorurteilen anhängt, seit Jahren sinkt. Wird das Problem also nicht ausreichend oder wird es sogar zu stark thematisiert? Der Film „Der Antisemitismus-Report“, den der Hessische Rundfunk für Das Erste gedreht hat, sortiert Fakten und Einschätzungen. Filmautor Adrian Oeser besucht eine jüdische Familie in Frankfurt am Main, in der es nicht anders zugeht als in den meisten anderen deutschen Familien. „Wir leben nicht koscher“, sagt die Mutter, „wir essen alles, was uns schmeckt.“ Die drei Kinder berichten, dass sich die Stimmung aber sofort dreht, wenn im Alltag deutlich wird, dass sie Juden sind. So sei sie gefragt worden, ob Juden denn Steuern zahlen müssten, erzählt die kleine Tochter. Es ist diese Mischung aus Unkenntnis, Vorurteilen und zunehmend auch offener Aggression, die das Lebensgefühl beeinflusst, Vorsicht und Ängste auslöst. „Wir haben in der Familie diskutiert, ob wir vor die Kamera gehen oder nicht“, sagt die Mutter im Interview. „Vielleicht sollte nicht unbedingt jeder wissen, dass wir Juden sind. Man macht sich angreifbar.“ 80 Jahre nach dem Novemberpogrom der Nazis gegen Juden in Deutschland untersucht Filmautor Adrian Oeser aktuellen Antisemitismus in Deutschland. Er spricht mit Fachleuten und Betroffenen, besucht rechtsextreme Versammlungen, antiisraelische Veranstaltungen und Präventionsprojekte. Eine exklusive repräsentative Umfrage für den „Antisemitismus-Report“ mit überraschenden Ergebnissen lotet die Haltung der Bevölkerung aus. Danach halten die meisten Antisemitismus heute vor allem für ein Problem von Muslimen und Rechtsextremen. Stimmt das? Und wo schlägt politische Kritik am jüdischen Staat Israel um in Judenfeindschaft? Brisante Fragen, denen der Film mit Zahlen, Daten und Begegnungen mit Betroffenen nachgeht.
Do, 3. Jan · 21:00-21:45 · PHOENIX
Die dunkle Seite des deutschen Rap – Ist deutscher Hip Hop antisemitisch?
Der Film von Viola Funk fragt nach: Wer sind die Akteure? Um was geht es in den Rap-Texten wirklich? Steckt Judenhass dahinter? Die 45-minütige Dokumentation geht auf Schulhöfen auch der Frage nach, wie die Texte Jugendliche beeinflussen. Der deutsche Rap und seine Texte sind durch die umstrittene ECHO-Verleihung an Kollegah und Farid Bang auch außerhalb der Musikszene in den Fokus der Öffentlichkeit gelangt. Über ethische und künstlerische Grenzen sowie die Würde des Menschen und das Grundrecht der Meinungsfreiheit wird seitdem heiß diskutiert. Rapper machen mit ihrer Musik Millionenumsätze, sind sehr erfolgreich in den Streamingdiensten. Nicht selten haben ihre Videos über zehn Millionen Klicks. Doch es gibt eine dunkle Seite dieser Jugendkultur: Selbst bekannte Rapper kokettieren mit antisemitischen Klischees. „Es ist ein einfaches Spiel, die härtesten Textzeilen zu rappen, Antisemitisches zu rappen und sich nachher immer darauf zu berufen, dass das nur eine Kunstform sei“, so Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinde in Hessen.
Sa, 5. Jan · 18:15-18:45 · SWR
Landesart Plus: Synagogen-Geschichten – Unser jüdisches Erbe
Viele hundert Synagogen wurden im Laufe der vergangenen tausend Jahre im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz gebaut. Oft sehr kunstvolle Gebäude – steinerne Zeugen der jüdischen Kultur. Bis zum 9. November 1938. In der Nacht vom 9. auf den 10. November und in den folgenden Tagen zerstören die Nationalsozialisten fast alle Synagogen, zünden sie an oder plündern sie. In Worms genauso wie in Speyer, in Mainz oder in Dörfern wie Laufersweiler oder Niederzissen. Die jüdische Kultur wird vernichtet, die Juden werden vertrieben oder ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg dauert es einige Jahre, bis die ersten Synagogen wieder aufgebaut werden. Viele sind heute Orte der Erinnerung und Begegnung. Manche Synagogen, die in der Reichspogromnacht nicht abgebrannt sind, dienen seit 80 Jahren einem ganz anderen Zweck – als Wohnhäuser zum Beispiel. Wieder andere Synagogen sind komplett verschwunden. An ihren ehemaligen Standorten machen nur noch Gedenksteine auf die jüdische Geschichte aufmerksam. Und an wieder anderen Orten entstanden neue Synagogen und – mit ihnen sehr zaghaft – neues jüdisches Leben.
Sa, 5. Jan · 20:15-21:45 · arte
Sakrale Bauwerke: Vom Verborgenen zum Sichtbaren – Tempel und Synagogen
Überall auf der Welt erzählen die heiligen Stätten des Judentums von der einzigartigen und tragischen Geschichte des jüdischen Volkes: Genau wie die Angehörigen dieser Religion mussten die Gebetshäuser unauffällig sein, um gefahrlos existieren zu können. Dennoch haben nur wenige die Zeit überdauert. Die Reise beginnt in Jerusalem, der Wiege der ersten monotheistischen Religion. Hier erbaute das jüdische Volk zwei Tempel auf dem Berg Moriah. Die Klagemauer enthält Reste des zweiten Tempels und ist eine wichtige religiöse Stätte des Judentums. Auf der tunesischen Insel Djerba orientiert sich die Architektur der Synagogen an den Moscheen. Die el-Ghriba-Synagoge ist eine der ältesten und meistbesuchten Synagogen auf dem afrikanischen Kontinent. Außergewöhnlich schön sind die Synagogen von Córdoba und Toledo in Spanien, wo fast alle übrigen Synagogen der Inquisition zum Opfer fielen. Die Portugiesische Synagoge ist wiederum ein Wahrzeichen Amsterdams; sie wurde im 17. Jahrhundert, dem Goldenen Zeitalter der Niederlande, errichtet und zeugt von einer Zuversicht der damaligen jüdischen Bevölkerung. Die fünf Synagogen im Ghetto von Venedig sind hingegen von außen sehr unscheinbar – nichts lässt ihre prächtige Innengestaltung erahnen. In Europa wurden die meisten jüdischen Kultstätten im Zweiten Weltkrieg zerstört; als eine der wenigen überlebte die Große Synagoge von Budapest. In den Vereinigten Staaten fanden die verfolgten Juden schließlich Zuflucht. Nach Entwürfen von Frank Lloyd Wright wurde in einem Vorort von Philadelphia die Beth Sholom Congregation errichtet, auch sie ein Zeichen des Vertrauens und Stolzes der Juden, endlich sichtbar sein zu dürfen.
Mo, 7. Jan · 00:20-02:05 · arte
Leonard Bernstein: Mass, szenisches Oratorium
„Mass“ entstand in den späten 60er Jahren im Auftrag von Jacqueline Kennedy-Onassis in Gedenken an ihren 1963 ermordeten Ehemann John F. Kennedy. Dass sich Leonard Bernstein für die Inszenierung einer römisch-katholischen Messe entschied, überraschte angesichts seiner jüdischen Konfession durchaus, war jedoch auf seine enge Freundschaft mit dem ersten und einzigen katholischen Präsidenten der USA zurückzuführen. „Mass“ zeigt den Versuch eines Priesters, eine römisch-katholische Messe zu halten. Mit den Lebens- und Sinnkrisen der Teilnehmer hat er dabei nicht gerechnet: Der Gottesdienst wird zu einem gigantischen Spektakel. Leonard Bernstein inszenierte das Musiktheaterstück ausdrücklich nicht zur Aufführung in Kirchen, sondern an den „weltlichen“ Orten der Opern- oder Konzerthäuser. Die Partitur gehört mit einem Stilmix aus Jazz, Blues, Musical, Klassik und Gospel zu einer der turbulentesten der Musikgeschichte. Das freie Durcheinander von Schlagwerk, Synthesizern und elektrische Gitarren erweckt den Eindruck eines grenzenlosen Schauspiels. Die „Three Meditations“ für Cello und Orchester, die Bernstein später aus dem Werk extrahierte, bieten dabei immer wieder Momente der Entspannung. Dargeboten wird das Werk in der Pariser Philharmonie von 24 Solosängern, unterstützt durch Orgel und Chor. Die Hauptrolle spielt Jubilant Sykes. Wayne Marshall aus England leitet das Orchester. Eine faszinierende Show in Erinnerung an Leonard Bernstein, der im August 2018 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.
Mo, 7. Jan · 22:00-00:15 · WDR
Holocaust (1) Die Geschichte der Familie Weiss 1935 – 1940
1979 bewirkte die vierteilige amerikanische Serie „Holocaust“ einen Gefühls-Zusammenstoß des westdeutschen Fernsehpublikums mit seiner eigenen Vergangenheit. Die Zuschauer reagierten vehement und voller Erschütterung auf das Schicksal der Familie Weiss und straften alle jene Vorab-Kritiker Lügen, die die Serie als abgefeimten Hollywood-Kitsch ablehnten und die die Zuschauer partout vor dieser Massenware bewahren wollten. „Holocaust“ – so die These der Publizistin und Filmregisseurin Jutta Brückner – wurde zum Ereignis, weil es die Tabuzone um die Konzentrationslager gebrochen hat. „Die Serie bediente sich der bekannten Muster der Identifikationsdramaturgie in einer vertrauten filmischen Formsprache – und sie zeigte den Gang in die Gaskammer. Damit erreichte „Holocaust“, dass die Juden endlich zu Menschen wurden, über deren Schicksal die deutschen Zuschauer mit großer historischer Verspätung weinten.“ Die Serie war wie ein riesiger Dammbruch, der eine Flut von Büchern, Filmen, Erinnerungen und Selbstzeugnissen auslöste. Das Tabu um die Person Hitler wenigstens ein Stück weit, nämlich für die letzten 12 Tage des Dritten Reichs, einzureißen, blieb Eichingers „Untergang“ vorbehalten. Wichtige Vorarbeit bei dieser Emotionalisierung geleistet zu haben, kann die US-Serie „Holocaust“ für sich in Anspruch nehmen. – Teil 1: 1935-1940 Im Berlin des Jahres 1935 feiern Karl Weiss und Inga Helms Hochzeit. Nach den Nürnberger Gesetzen, die wenig später erlassen werden, gilt ihre Ehe als „Rassenschande“, denn Karl Weiss ist Jude. Trotz der Repressalien, der die so genannte „Mischehe“ ausgesetzt ist, kann sich die Familie Weiss nicht dazu entschließen, Nazi-Deutschland zu verlassen. Trotz der Barbarei, die immer mehr Gestalt annimmt, empfindet man sich als deutsche Staatsbürger und macht sich keine Vorstellung vom zukünftigen Schrecken. Der junge arbeitslose Jurist Erik Dorf tritt als persönlicher Referent in die Dienste von Reinhard Heydrich, der die ersten Terrormaßnahmen gegen Juden einleitet. Nach der Pogromnacht spitzen sich die Ereignisse zu: Karl Weiss wird verhaftet und kommt in das KZ Buchenwald. Sein Vater, der Arzt Dr. Josef Weiss, wird nach Polen deportiert. Seine Tochter Anna wird nach dem Schock einer Vergewaltigung Opfer des Euthanasie-Programms. Die Eltern von Frau Weiss nehmen sich das Leben. Der junge Rudi Weiss kann in die Tschechoslowakei fliehen.
Di, 8. Jan · 00:15-01:45 · WDR
Ein blinder Held – Die Liebe des Otto Weidt
Otto Weidt war ein Bürstenfabrikant in Berlin – und ein „stiller Held“ in der Zeit des NS-Terrors. Ein Mensch, „der in einer unmenschlichen Zeit menschlich geblieben ist“. So charakterisiert ihn die Publizistin Inge Deutschkron, die letzte Überlebende seiner Belegschaft. Dieser Otto Weidt, der in der Weimarer Republik aus ärmlichen Verhältnisse vom Anstreicher zum einflussreichen Unternehmer aufgestiegen war, wurde in den Jahren des Nazi-Terrors zum Judenretter, zum „Oskar Schindler von Berlin“. Otto Weidt war ein Bürstenfabrikant in Berlin – und ein „stiller Held“ in der Zeit des NS-Terrors. Ein Mensch, „der in einer unmenschlichen Zeit menschlich geblieben ist“. So charakterisiert ihn die Publizistin Inge Deutschkron, die letzte Überlebende seiner Belegschaft. Dieser Otto Weidt, der in der Weimarer Republik aus ärmlichen Verhältnisse vom Anstreicher zum einflussreichen Unternehmer aufgestiegen war, wurde in den Jahren des Nazi-Terrors zum Judenretter, zum „Oskar Schindler von Berlin“. In seiner Blindenwerkstatt beschäftigte er zahlreiche Juden und versorgte sie auf eigene Kosten mit allem, was sie nicht mehr kaufen konnten. Als die Verfolgung schärfer und lebensbedrohlich wurde, gelang es ihm lange unter großer Gefahr, „seine“ Juden vor der Deportation zu retten. Einer dieser geretteten Menschen ist die Journalistin Inge Deutschkron, die in diesem Dokudrama als entscheidende Zeitzeugin von Otto Weidt erzählt. Eine andere Frau, die Otto Weidt ihr Leben verdankte, war Alice Licht. Otto Weidt und die junge Frau, die er als Sekretärin beschäftigte, verband eine herzzerreißende und auch unmögliche Liebe. Als Alice aufgrund eines Verrats schließlich doch von den Nazis aufgespürt und deportiert wurde, reiste der damals fast vollständig erblindete Otto Weidt ihr im Juni 1944 nach Auschwitz hinterher, um sie aus dem Vernichtungslager zu befreien. Auf nahezu unglaubliche Art und Weise gelang es Weidt tatsächlich, Alice zu retten und dem Tode zu entreißen. Ein Happy End nach dem Ende des Krieges war dieser Geschichte allerdings nicht beschieden. Packend und emotional erzählt das Dokudrama die Geschichte von Otto Weidt und „seinen“ Juden, mit Edgar Selge in der Titelrolle und Henriette Confurius als Alice Licht.
Di, 8. Jan · 20:15-21:45 · RBB
Kulenkampffs Schuhe
Hans Joachim Kulenkampff, Peter Alexander und Hans Rosenthal waren die großen Fernsehhelden der 60er und 70er Jahre. Ihre Shows verhießen leichte Unterhaltung, Entspannung, heile Welt. Der Dokumentarfilm von Regina Schilling eröffnet eine ganz neue Sicht auf das Unterhaltungsfernsehen der Bundesrepublik: Es war angetreten, eine ganze Nation von ihren Kriegstraumata zu therapieren. Hans Joachim Kulenkampff und Peter Alexander waren die großen Fernsehhelden der Familie von Regisseurin Regina Schilling. Und natürlich, etwas später, Hans Rosenthal mit „Dalli Dalli“. Die Quizshows verhießen leichte Unterhaltung, Entspannung, heile Welt. Entspannung hatte Schillings Vater nötig. Er arbeitete rund um die Uhr in seiner eigenen Drogerie. Eine Drogerie im Nachkriegs-Deutschland? Kaum etwas wurde mehr gebraucht: aufräumen, Wunden heilen, reparieren, saubermachen, Schädlinge bekämpfen. Was sahen die Väter der Kinder, die da im Schlafanzug vor dem Fernseher saßen, in den Showmastern? Wussten sie, dass Kulenkampff sich an der Ostfront vier Zehen eigenhändig amputiert hatte? Fragten sie sich, ob Peter Alexander wohl auch bei der Hitlerjugend gewesen war? Bei der Wehrmacht, in Kriegsgefangenschaft? Wie die meisten jungen Männer dieser Generation? Hatten sie davon gehört, dass Hans Rosenthal jüdisch war, sich in den Kriegsjahren als Vollwaise in einer Berliner Laube versteckte und jeden Moment damit rechnen musste, deportiert zu werden? Die Showmaster gehörten wie Regina Schillings Vater einer sehr besonderen Generation an: erst missbraucht vom Nationalsozialismus, dann eingespannt in das Hamsterrad der Nachkriegszeit, die von Traumatisierungen nichts wusste oder nichts wissen wollte.
Bild oben: © Bild: rbb/SWR/HR/Kurt Bethke
Di, 8. Jan · 20:15-21:55 · arte
Der Hitler-Stalin-Pakt
Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt, auch als Hitler-Stalin-Pakt bekannt, stellt einen Wendepunkt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts dar. Am 23. August 1939 unterzeichnet, garantierte er dem Deutschen Reich die sowjetische Neutralität im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Polen und den Westmächten. Die Auswirkungen waren verheerend. Hitler hatte mit dessen Unterzeichnung die Sicherheit, nicht in einen Zweifrontenkrieg zu geraten. Rund eine Woche später überfiel er Polen und löste damit den Zweiten Weltkrieg aus. Stalin wiederum besetzte das Baltikum, Ostpolen und einen Teil Rumäniens. Niemand ahnte damals etwas von der Existenz des geheimen Zusatzprotokolls, in dem die beiden Diktatoren Ostmitteleuropa unter sich aufgeteilt hatten. Der schändliche Pakt wird seither auf zweierlei Weise interpretiert. Manche Historiker vertreten die Auffassung, dass eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Tyrannen Hitler und Stalin auf der Hand lag. Andere sehen darin einen Trick Stalins, der Zeit gewinnen wollte, um sich auf den unvermeidlichen Krieg gegen Hitler vorzubereiten. Die Dokumentation zeigt den Hitler-Stalin-Pakt als wahnwitzige Folge eines kollektiven Versagens: Die Weigerung Westeuropas, gegen Hitler Position zu beziehen, die tiefe Feindschaft des kapitalistischen Westens und der kommunistischen Sowjetunion, absurde Entscheidungen, Inkompetenz und Blindheit stürzten die Mächte in eine katastrophale Abwärtsspirale, die auch die weitsichtigsten Politiker wie Iwan Maiski, Maxim Litwinow und Winston Churchill nicht zu stoppen vermochten.
Di, 8. Jan · 21:55-22:50 · arte
Operation Mondlandung – Die NASA und die Ex-Nazis
Dass Neil Armstrong am 21. Juli 1969 als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzen konnte, war auch ein Erfolg von Wernher von Braun sowie mehr als 100 deutschen Technikern und Ingenieuren, die im Dienst der NASA standen. In einer Geheimoperation hatten die US-Amerikaner nach Ende des Zweiten Weltkriegs unter anderem deutsche Wissenschaftler in die USA geholt, um sich ihren Wissensvorsprung in der Raketentechnik zu sichern. So ist etwa die für den bemannten Mondflug entwickelte „Saturn V“-Rakete das Meisterstück des gebürtigen Thüringers Arthur Rudolph, der als Programm-Manager das komplexe Gemeinschaftswerk Zehntausender Techniker orchestrierte. Doch über der Erfolgsgeschichte liegt auch ein dunkler Schatten: Einige der aus Deutschland stammenden NASA-Mitarbeiter hatten eine Vergangenheit als Nationalsozialisten und waren Mitglieder der SS. Tatsächlich war Arthur Rudolph schon in Nazi-Deutschland in den Bau einer Rakete involviert, die zu den grausamsten Waffen des Zweiten Weltkriegs gehörte: Die sogenannte Vergeltungswaffe „V2“. Allein bei deren Produktion starben mindestens 12.000 Zwangsarbeiter aufgrund der unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Auf der skrupellosen Jagd nach Wissen wurden auch Spezialisten wie Hubertus Strughold nach Amerika gebracht. Welche Rolle der als Vater der Raummedizin geltenden Arzt im Rahmen verbrecherischer Menschenversuche im Konzentrationslager Dachau einnahm, ist umstritten. Mit dem Sputnik-Schock 1957 und dem Beginn des Kalten Krieges waren die US-Militärs zusehends auf das Know-how der Deutschen angewiesen, denn mit der Sowjetunion als neuem Feind im Visier wurde der Weltraum mehr und mehr zum strategischen Schlachtfeld.
Di, 8. Jan · 22:10-23:40 · WDR
Holocaust (2)
Teil 2: 1941-1942 Die deutschen Truppen haben weite Teile Osteuropas besetzt und dort Lager errichtet, in denen vor allem die jüdische Bevölkerung kaserniert wird. Karl Weiss ist im KZ Buchenwald in die so genannte „Künstlerabteilung“ verlegt worden, seine Überlebenschancen sind dadurch zunächst gestiegen. Dr. Josef Weiss trifft im Warschauer Ghetto auf seine Frau Berta. Die beiden organisieren gemeinsam mit Moses Weiss eine Widerstandsgruppe. Rudi Weiss, dem sich auf der Flucht die junge Tschechin Helena angeschlossen hat, wird Zeuge der Massenerschießung von Babi Yar. Erik Dorf macht eine steile Karriere, weil er wirkungsvolle Methoden ausarbeitet, wie die in Europa lebenden Juden systematisch ermordet werden können. Als 1942 auf der Wannsee-Konferenz in Berlin die „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen wird, wird er zu einem wichtigen Ratgeber für Heydrich und Himmler.
Di, 8. Jan · 23:40-01:30 · WDR
Max Manus
Norwegen, während des Zweiten Weltkriegs. Abenteurer Max Manus, der in seine von deutschen Truppen besetzte Heimat zurückgekehrt ist, schließt sich einer Untergrundorganisation an. Bald avanciert er zu einer der charismatischsten Figuren des Widerstands. Die dreisten Aktionen seiner Gruppe rufen den brutalen Gestapo-Offizier Siegfried Fehmer auf den Plan. Um Manus und seine Gefolgsleute auszuschalten, ist diesem jedes Mittel recht. Die mehrfach preisgekrönte Filmbiografie verbindet Historiendrama und Thriller.
Mi, 9. Jan · 20:15-23:35 · kabel eins
Schindlers Liste
Der Film erzählt von dem Geschäftsmann Oskar Schindler, der über tausend Juden vor dem Tod durch die Nazis rettete indem er sie in seinen Rüstungsfabriken beschäftigte. ‚Schindlers Liste‘ beruht auf einer wahren Geschichte, wurde in schwarz-weiß und an vielen originalen Schauplätzen gedreht und hat kontroverse Diskussion nach sich gezogen.
Do, 10. Jan · 18:35-19:20 · arte
Israel – Der Norden
Der Norden Israels erstreckt sich von Tel Aviv, entlang der Mittelmeerküste, bis zur libanesischen Grenze – und im Landesinneren über den See Genezareth bis in die Golanhöhen. Ein Streifzug durch bizarre Höhlenlabyrinthe und eine fruchtbare Kulturlandschaft überrascht mit spektakulären Wildtieren, unbekannten historischen Orten und Forschern, die sich mit Leidenschaft für den Erhalt der letzten Wildnisgebiete einsetzen. Metropolen wie Tel Aviv spiegeln die kulturellen Einflüsse auf ein Land wider, in das von der Staatsgründung 1948 bis heute Juden aus allen Teilen der Welt einwandern. Die ersten sind am großen Mittelmeerhafen in Haifa angekommen. In den vergangenen 70 Jahren hat sich die Hafenstadt zur Hightech-Metropole entwickelt. Der See Genezareth, von dessen Wundern die Bibel erzählt, ist heute der größte Trinkwasserspeicher des Nahen Ostens. Intensive Landwirtschaft auf fruchtbaren Böden macht die Gegend zum Brotkorb Israels. Doch wie in biblischen Zeiten bedrohen Insektenplagen die Ernte. Eine Herausforderung für Wissenschaftler, die auf innovative Weise gegen Schädlinge vorgehen. Druck auf die Landwirtschaft üben zudem Zehntausende Zugvögel wie Kraniche, Störche und Pelikane aus, die die Getreidefelder für einen Zwischenstopp ansteuern. Um natürliche Lebensräume zu erhalten, agieren Biologen als Vermittler zwischen Landwirten, Wildtieren und Tierfreunden. So haben Wölfe in den Golanhöhen eine Heimat gefunden, Klippschliefer erobern die Festungen von Kreuzrittern, Goldschakale bevölkern die Parks der Städte, und große Haiarten wandern ins Mittelmeer ein.
Do, 10. Jan · 23:30-01:25 · RBB
Rosa Luxemburg
„Wie kommt das, dass Menschen über andere Menschen entscheiden dürfen?“ Im Gefängnis notiert Rosa Luxemburg eine Frage, die sie ihr Leben lang umgetrieben hat: als politische Autorin, Rednerin, Führerin der deutschen Sozialdemokratie und des revolutionären Spartakusbunds. Margarethe von Trottas passioniert inszenierter historischer Film sucht nach den utopischen Versprechen in der Vita einer Frau, die für die einen die „blutige Rosa“, für die anderen eine politische Ikone war. Ein Gefängnis in Warschau, 1906. Die „Vorwärts“-Redakteurin Rosa Luxemburg (Barbara Sukowa) ist unter dem Eindruck der Ersten Russischen Revolution nach Polen gekommen, um mit ihrem Geliebten Leo Jogiches (Daniel Olbrychski) die Ideen der Arbeiterbewegung zu verbreiten. Es ist nicht ihre erste Haft. Geboren 1871 als Tochter einer wohlhabenden, polnisch-jüdischen Kaufmannsfamilie, hatte Luxemburg früh begonnen, sich politisch zu exponieren. Nach ihrer Promotion zum Dr. jur. ließ sie sich in Berlin nieder und trat der SPD bei. Innerhalb der deutschen Sozialdemokratie, neben Figuren wie August Bebel (Jan-Paul Biczycki) und Karl Kautsky (Jürgen Holtz), wirkte sie wie ein Paradiesvogel: eine eigenwillige, dem Leben zugewandte Frau, kompromisslos im Privatleben und in ihrer Politik. Nachdem Bebel ihre Freilassung aus der Warschauer Zitadelle erkauft hat, gerät die hoch begabte Journalistin und Rednerin in Konflikt mit der zunehmend staatstragenden Linie ihrer Partei. Verbündete findet sie in Clara Zetkin (Doris Schade), mit deren Sohn Kostja (Hannes Jaenicke) sie ein Verhältnis beginnt, und schließlich in Karl Liebknecht (Otto Sander), dem einzigen Reichstagsabgeordneten, der 1914 gegen die Kriegskredite stimmt. Luxemburgs leidenschaftliche Reden gegen den Krieg führen zum Zerwürfnis mit der SPD, zu Prozessen und weiteren Haftstrafen. Aber weder Isolation noch Krankheit brechen ihren Geist. Als Mitbegründerin des „Spartakus“-Bunds und Redakteurin der „Roten Fahne“ setzt sie nach dem Krieg ihre Arbeit unter veränderten Vorzeichen fort. Den Optimismus ihres Genossen Liebknecht, der auf eine deutsche Revolution hofft, teilt sie allerdings nicht. Und die Ereignisse geben ihr auf furchtbare Weise recht: In der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 1919 werden Luxemburg und Liebknecht verhaftet und ermordet.
Fr, 11. Jan · 09:30-10:00 · ARD-alpha
RESPEKT: Judenhass – alte neue Vorurteile und was wir dagegen tun können
In sozialen Netzwerken, im Klassenzimmer und bei Präsidentschaftswahlen – Hetze gegen Juden ist Alltag: Auf Facebook werden antisemitische Klischee-Comics massenhaft geteilt. In Schulen erleben Hakenkreuz-Schmierereien, versehen mit dem Schriftzug „Drecks-Jude“, ein Comeback. In Ungarn mobilisiert Ministerpräsident Orban die Wähler mit Verschwörungstheorien vom angeblich jüdischen Geheimplan zur Überfremdung des Landes. Die Reportage „Judenhass – alte neue Vorurteile und was wir dagegen tun können“ zeigt eindrücklich, wie aktuell Judenhass heute in europäischen Nachbarstaaten und in Deutschland ist. In sozialen Netzwerken, im Klassenzimmer und bei Präsidentschaftswahlen – Hetze gegen Juden ist Alltag: Auf Facebook werden antisemitische Klischee-Comics massenhaft geteilt. In Schulen erleben Hakenkreuz-Schmierereien, versehen mit dem Schriftzug „Drecks-Jude“, ein Comeback. In Ungarn mobilisiert Ministerpräsident Orban die Wähler mit Verschwörungstheorien vom angeblich jüdischen Geheimplan zur Überfremdung des Landes. Die Reportage „Judenhass – alte neue Vorurteile und was wir dagegen tun können“ zeigt eindrücklich, wie aktuell Judenhass heute in europäischen Nachbarstaaten und in Deutschland ist. Im Film erzählt eine jüdische Ärztin von den Anfeindungen, die sie jeden Tag erlebt. Mitarbeiter der jüdischen Gemeinde in München berichten, wie sie sich immer wieder für die Regierungspolitik Israels rechtfertigen müssen, obwohl sie deutsche Staatsbürger sind. Aus dem alten Antisemitismus ist ein neuer Judenhass geworden. Das Feindbild vom allmächtigen Juden ist ersetzt und erweitert worden durch das Feindbild Israel, sagt Antisemitismus-Forscher Wolfgang Benz. Der Nahost-Konflikt trägt auch in Deutschland zur Wiederkehr des Judenhasses bei. Und: Rechtspopulisten und Rechtsextremisten bilden eine Allianz mit Verschwörungstheoretikern und Israelfeinden, unter denen sich auch vermehrt Jugendliche mit Migrationshintergrund finden. Der Film „Judenhass – alte neue Vorurteile und was wir dagegen tun können“ zeigt konkrete Möglichkeiten, um altem Antisemitismus und neuem Judenhass entgegen zu treten und den Dialog zu fördern. So erklärt die interreligiöse Gruppe „Religionauten“ im Interview, wie Christen, Juden und Muslime zusammen Gemeinsamkeiten finden und so zu einem demokratischen Miteinander im Alltag beitragen können.
Fr, 11. Jan · 18:35-19:20 · arte
Israel – Der Süden
Der Süden Israels erstreckt sich von Jerusalem über das Tote Meer und die Negev-Wüste bis nach Eilat am Roten Meer. Als David Ben-Gurion 1948 erster Ministerpräsident des jungen Landes wurde, hatte er die Vision, die Wüste zum Blühen zu bringen. Sonnenkollektoren und Solarkraft waren der Anfang. Ein Streifzug durch vielfältige, bizarre Landschaften überrascht mit unbekannten Orten und Pionieren wie Landwirten und Wissenschaftlern, die sich für das Leben in der Wüste entschieden haben. Sie verwandeln den trockenen Süden Israels in eine Hightech-Region. Heute sind israelische Farmer in der Lage, nicht nur ihr eigenes Land mit Gemüse und Früchten zu versorgen, sondern sogar Überschuss zu produzieren, den sie nach Europa exportieren. Die Geschichte zeigt aber auch, dass die Wüstenbewohner schon vor mehr als 5.000 Jahren innovativ waren: Im Timna Park, einer der spektakulärsten Wüstenlandschaften der Erde, wurde mit den ersten Kupferminen der Welt das Metallzeitalter eingeläutet. Die Wüste ist ein kreativer, lebenswerter Ort und bietet trotz intensiver Nutzung immer noch viel Platz für Wildnis und seltene Tiere. In unberührten Gegenden sind Wölfe, Hyänen und Sandfüchse unterwegs – und bedrohte Tierarten wie die Oryx-Antilope werden wieder angesiedelt. Geologisch gibt der Ostafrikanische Grabenbruch, der sich über das Tote Meer durch eine Kraterlandschaft bis ans Rote Meer zieht, die Route vor, auf der jedes Jahr Millionen Zugvögel von Afrika nach Europa und zurückfliegen. Und am Roten Meer kämpfen Forscher für den Erhalt eines der längsten intakten Korallenriffe der Erde.
Sa, 12. Jan · 06:00-06:30 · SWR
Ich stand auf Schindlers Liste
„Ich wollte das alles verdrängen und vergessen“, sagt Michael Emge. Dass der gebürtige Pole seine unfassbare Geschichte in diesem Film nun doch zum ersten Mal vor der Kamera erzählt, ist einem zwölfjährigen Mädchen zu verdanken: Judith studiert im vierten Semester Geige an der Musikhochschule Köln, im Förderprogramm für Hochbegabte. Als Judith und Emge sich begegnen, beginnt eine ungewöhnliche Freundschaft: „Ich hörte Judith spielen und habe geweint“, erzählt Emge. Vor 70 Jahren im polnischen Krakau war auch er ein hoffnungsvoller Geiger – bis die Nazis kamen. 1943 deportierten die Deutschen den 14-Jährigen und seine Familie …
Sa, 12. Jan · 11:00-11:30 · ARD-alpha
Echtes Leben: „Uns hat der Krieg nicht getrennt“ – Christen, Juden und Muslime in Sarajewo
Es sind vier Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: eine Muslima, ein orthodoxer Christ, ein Katholik und ein Jude. Alle vier stammen aus Sarajewo, leben hier nicht nebeneinander, sondern in echtem Miteinander. Wie schafft es die Stadt auf dem Balkan, diese Menschen zusammenzubringen? Wie gelingt es, dass an diesem Ort die Menschen trotz ihres unterschiedlichen Glaubens friedlich bleiben? Wer das erste Mal nach Sarajewo kommt, den beeindruckt vor allem die topographische Lage der Stadt: zwischen langgezogenen üppig-grünen Berghängen, eingeschmiegt ins Tal des Flusses Miljacka. Noch faszinierender aber: In Sarajewo existieren seit Jahrhunderten vier Religionen. Es gibt 90 Moscheen, 20 Kirchen und 3 Synagogen auf engstem Raum. Leben und leben lassen – ist das das große Geheimnis der Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas? Nur ein paar Kilometer von Sarajewo entfernt z.B. beginnt das Gebiet der Republika Srpska. Regelmäßig drohen die bosnischen Serben mit einem Referendum und der Abspaltung ihres Landesteiles. Hier lebt man noch immer in der Vergangenheit, sieht eine Teilung Bosnien-Herzegowinas als unvermeidlich an. Aber auch muslimische Fundamentalisten sind auf dem Vormarsch. Sichtbares Zeichen: die von Saudi-Arabien finanzierte neue König Fahd Moschee. Mit ihr wuchs auch der Einfluss des Islam auf die Politik. Länder wie Saudi-Arabien oder die Türkei haben in Bosnien und Herzegowina Hunderte Millionen Euro investiert. Geld, das man im muslimischen Teil gerne angenommen hat, denn die Arbeitslosigkeit liegt noch immer bei mehr als 20 Prozent. Doch inzwischen wachsen auch bei den Bosniaken die Zweifel, ob diese religiös motivierten Investitionen dem Zusammenhalt im Land nicht mehr schaden als nutzen. Till Rüger trifft vier Einwohner Sarajewos, von denen jeder für sich, eine ganz eigene Erklärung hat, warum das Zusammenleben der Religionen und der drei Ethnien trotz aller Spannungen um sie herum funktioniert.
Sa, 12. Jan · 19:45-20:00 · 3sat
Jewgeni Kissin – Das Comeback einer Pianisten-Legende
Jewgeni Kissin – ein Solitär unter den Pianisten. Filmemacherin Hannah Kristina Friedrich hat ihn in seiner neuen Heimat Prag zu einem seiner seltenen Interviews getroffen. Er ist das Gegenteil eines Show-Talents wie es etwa Lang Lang ist. Gerade deshalb zieht er das Publikum weltweit in den Bann wie kaum ein anderer Pianist. Einst als Wunderkind aus der damaligen Sowjetunion von Karajan gefördert, versetzte er die Musikwelt in Verzückung. Einer, der sich für nichts anderes interessierte als für seine 88 Tasten. Inzwischen ist Jewgeni Kissin ein anderer geworden. Er ist nicht mehr nur mit Mutter und Lehrerin unterwegs, sondern hat geheiratet und interessiert sich plötzlich auch für Politik. Vor allem für Israel, das Land seiner Vorväter. Jetzt hat er sich Beethovens Klavier-Sonaten gewidmet. Und die klingen heute genauso eigenwillig wie makellos.
Mo, 14. Jan · 22:10-22:55 · WDR
Wie „HOLOCAUST“ ins Fernsehen kam
Vor dem Hintergrund der Neu-Ausstrahlung von „HOLOCAUST“ nach genau vierzig Jahren erzählt die Filmemacherin Alice Agneskirchner die Geschichte dieses Fernseh-Ereignisses, von der Entstehung und den Dreharbeiten über die Ausstrahlung bis zu den Reaktionen. Ein „Making of“ der besonderen Art. Vor dem Hintergrund der Neu-Ausstrahlung von „HOLOCAUST“ nach genau vierzig Jahren erzählt die Filmemacherin Alice Agneskirchner die Geschichte dieses Fernseh-Ereignisses, von der Entstehung und den Dreharbeiten über die Ausstrahlung bis zu den Reaktionen. Ein „Making of“ der besonderen Art. 1978/79 wird eine US-Serie zum weltweiten TV-Event – „HOLOCAUST“. Als sie nach Deutschland kommt und unter Federführung des WDR in den Dritten Programmen der ARD ausgestrahlt wird, löst sie ein ungeahntes Echo aus. Das, was mit dem bis dahin unbekannten Wort Holocaust ausgedrückt wird, trifft viele Millionen Menschen dort, wo bisher die unfassbaren Schrecken der eigenen und kollektiven Vergangenheit nicht zugelassen worden waren – mitten ins Herz. Die Serie schildert das Schicksal der fiktiven jüdischen Familie Weiss. Diese Familie durchlebt vor den Augen der Fernsehöffentlichkeit exemplarisch das, was Millionen Juden hatten erleiden müssen, bis zum Tod in der Gaskammer. Gleichzeitig begleitet die Serie den „normalen“ Deutschen Erik Dorf bei seiner Transformation zum bekennenden und aktiven Nationalsozialisten. Das Grauen der Judenverfolgung wird hochemotional inszeniert, Opfer und Täter bekommen Gesichter. Die Serie wurde vielfach als „Hollywood“-Produktion bezeichnet – produziert wurde sie allerdings von einer New Yorker Firma, und gedreht wurde ausschließlich an Originalschauplätzen in Deutschland und Österreich – auch im KZ Mauthausen, einschließlich Hakenkreuz-Flaggen. Der Regisseur Marvin J. Chomsky, der Produzent Robert Berger, Schauspielerinnen und Schauspieler erinnern sich an die besondere, oft beklemmende Atmosphäre der Dreharbeiten, an Begegnungen mit der historischen Wirklichkeit hinter der Fiktion, über die sie später kaum jemals wieder gesprochen haben. Der ehemalige WDR-Fernsehspielchef Günter Rohrbach, der die Serie nach Deutschland brachte, schildert die ungewöhnlich scharfe Debatte im Vorfeld. Es war eine aufgeladene Situation, mit Drohungen und Schmähungen von Rechts und Links und zahlreichen Versuchen, die Ausstrahlung zu verhindern. Die Reaktionen der Zuschauer übertrafen dann alle Erwartungen, und fast jeder, der damals „HOLOCAUST“ gesehen hat, kann sich heute noch daran erinnern, was das mit ihm oder ihr gemacht hat.
Mo, 14. Jan · 22:55-00:25 · WDR
Holocaust (3)
Teil 3: 1942-1944 Karl Weiss wird von Buchenwald nach Theresienstadt verlegt, das als Modellkonzentrationslager ausländischen Besuchern vorgeführt wird. Die Zeichnungen, die er und andere Künstler von der brutalen Wahrheit des Lagers anfertigen, werden von der SS entdeckt, unter der Folter werden Karl die Hände gebrochen. Rudi und Helena haben sich in der Ukraine einer jüdischen Partisanengruppe angeschlossen. Im Warschauer Ghetto bereiten sich Josef und Moses Weiss auf den bewaffneten Aufstand vor; täglich werden 6.000 Menschen in Viehwaggons aus dem Ghetto in die Todeslager Treblinka und Auschwitz gebracht. Nachdem Heydrich bei einem Attentat ums Leben gekommen ist, fällt Erik Dorf bei dessen Nachfolger Kaltenbrunner in Ungnade; zuvor hatte er als Massenvernichtungsmittel Zyklon B in die Gaskammern von Auschwitz eingeführt. (1978)
Di, 15. Jan · 07:00-07:30 · SWR
Krieg der Träume
Die Massenarbeitslosigkeit infolge der Weltwirtschaftskrise erreicht 1932 ihren Höhepunkt. In Deutschland kämpft die Weimarer Republik ums Überleben. Ständig wechselnde Regierungen werden zwischen Extremisten von Links und Rechts zerrieben. Kommunisten und Nationalsozialisten liefern sich blutige Straßenschlachten. Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Der Reichstagsbrand Ende Februar 1933 dient dem Regime als Vorwand für die Zerschlagung der KPD und die Verfolgung ihrer Mitglieder. Jüdische Bürger sehen sich massiven Repressalien ausgesetzt.
Di, 15. Jan · 20:14-21:40 · arte
Gegen das Vergessen – Zum Gedenktag der Befreiung von Auschwitz
„Shoah“ steht heute für die traurige Geschichte der Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur. Wie beurteilten Zeitgenossen die Herrschaft und die Gräueltaten der Nationalsozialisten? ARTE zeigt am 15. und 16. Januar 2019 zum Gedenken der Opfer des Holocausts einen Themenschwerpunkt zur damaligen Wahrnehmung des Zeitgeschehens. Es sind Geschichten voller Unverständnis, Angst und Gelähmtheit. Manchmal auch von Hoffnung und Tatendrang. Der Dokumentarfilm „Das Geheimarchiv im Warschauer Ghetto“ von Roberta Grossman erzählt eine der bemerkenswertesten Geschichten des Holocausts – und sie ist bisher kaum erzählt worden. Der jüdische Historiker Emanuel Ringelblum und eine kleine Gruppe von mutigen Frauen und Männer hielten den Alltag des Warschauer Ghettos in einem Geheimarchiv für die Nachwelt fest. Dies aus dem Antrieb, die eigene Geschichte später deuten zu können. Dieser Schatz an persönlichen Aufzeichnungen ermöglicht heute einen authentischen Einblick in die Unglaublichkeit damaliger menschlicher Existenz. Die Zeit der Machtergreifung der Nationalsozialisten war geprägt von einer sich spaltenden deutschen Gesellschaft. Einerseits wuchs ein euphorischer Personenkult um Adolf Hitler. Menschen jüdischen Glaubens wurden mehr und mehr verachtet. Andererseits gab es Stimmen, die den Geist der Zeit nicht verstehen konnten oder gar wahrhaben wollten. Im zweiteiligen Dokumentarfilm „Als die Nazis an die Macht kamen“ von Jérôme Prieur kommen Menschen zu Wort, welche das Zeitgeschehen mit Skepsis betrachteten.In dem Dokumentarfilm „Das widerspenstige Leben von Marceline Loridan-Ivens“ kommt eine Zeitzeugin der Shoah zu Wort. Die in Frankreich geborene Regisseurin wird im Alter von 15 Jahren deportiert, sie überlebte das Vernichtungslager Auschwitz. Zeit ihres Lebens wird das Medium Film für sie zur Therapie, um an ihren Traumata zu arbeiten. Aktuelle Ereignisse kritisch zu bewerten war, ist und wird ein wichtiger Aspekt des menschlichen Zusammenlebens. ARTE gedenkt den Opfern der Shoah und weist hin auf eine Zeit, die sich nie mehr wiederholen darf.
Di, 15. Jan · 20:15-21:45 · arte
Das Geheimarchiv im Warschauer Ghetto
„Wer schreibt unsere Geschichte? Wie können wir sicherstellen, dass unsere Erlebnisse, unsere Traditionen, unser Leid durch unsere eigenen Zeugnisse und nicht nur aus der menschenverachtenden Perspektive der Nazis überliefert werden?“ Getrieben von diesen Fragen und Motiven haben der junge couragierte Historiker Emanuel Ringelblum und seine rund 60 Mitstreiter während des Zweiten Weltkriegs über Jahre hinweg ein Geheimarchiv im Warschauer Ghetto betrieben und gefüllt. Unter dem Tarnnamen „Oneg Shabbat“ („Freude am Sabbat“) sammelten und vergruben die Mitglieder der geheimen Vereinigung Fotos, Tagebücher, NS-Verordnungen und jiddische Poesie, um der Nachwelt ein authentisches Zeugnis vom Leben im Ghetto und den Verbrechen der NS-Besatzer zu geben. Nur drei von Ringelblums Mitstreitern überlebten den Holocaust, darunter Rachel Auerbach, aus deren Perspektive die Dokumentation erzählt wird. Dank ihrer Hilfe und Beharrlichkeit konnte nach Ende des Krieges in mehreren Suchaktionen ein Großteil der Archivalien aus den Trümmern geborgen werden. Seit 1999 ist das Ghettoarchiv Weltdokumentenerbe der UNESCO. Der Film von Roberta Grossman schildert die Entstehungsgeschichte des Untergrundarchivs, über die Räumung des Ghettos bis zum Auffinden der vergrabenen Dokumente nach dem Krieg. Mit aufwendigen Spielszenen, zeithistorischen Aufnahmen, renommierten internationalen Experten und vielfältigen Auszügen aus den überlieferten Tagebüchern werden das alltägliche Leiden im Ghetto, der Hunger, die Verzweiflung und die leidenschaftliche gemeinsame Arbeit an einer eigenen, jüdischen Überlieferung veranschaulicht.
Di, 15. Jan · 22:10-00:00 · WDR
Holocaust (4)
Teil 4: 1944-1945 Die Aufständischen im Warschauer Ghetto halten ihren verzweifelten Kampf 20 Tage lang durch. Danach kann die SS bei ihren Spitzen in Berlin auftrumpfen, dass Warschau „judenfrei“ sei. Karl Weiss kommt nach Auschwitz und stirbt dort an den Folgen der Folter. Josef und Berta Weiss werden in den Gaskammern umgebracht. Helena stirbt bei einer Aktion der Partisanengruppe, Rudi wird in das Lager Sobibor gebracht und kann nach einem Aufstand fliehen. Er ist – außer der Nichtjüdin Inga Helms-Weiss – der einzige Überlebende der Familie. Erik Dorf begeht nach seiner Festnahme durch die Amerikaner Selbstmord. WDR, NDR und SWR zeigen die Serie erstmals in der integralen Fassung, erweitert durch 12 Minuten am Ende der 4. Folge, die seinerzeit nicht gesendet wurden.
Di, 15. Jan · 21:45-22:35 · arte
Als die Nazis an die Macht kamen – Machtergreifung
Anfang der 30er Jahre steckte Deutschland – wie ein Großteil der industriellen Welt – in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise. Arbeitslosigkeit, Rezession und zunehmende politische Gewalt brachten den demokratischen Staat an den Rand des Zusammenbruchs. Dieses Klima kam Adolf Hitler zugute, dessen Partei mehr und mehr Anhänger fand. Der aggressive und antisemitische Diskurs der NSDAP fiel nicht nur bei Teilen der Arbeiterschaft, sondern auch bei einem Teil der deutschen Eliten auf fruchtbaren Boden.Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident von Hindenburg Hitler zum Reichskanzler. Manche meinten, das sei ein „Spuk“, Hitler könne sich nur wenige Monate an der Macht halten. Doch das Gegenteil trat ein: Innerhalb kürzester Zeit weiteten die Nazis ihren Einfluss auf die gesamte Gesellschaft aus. Die Männer der SA verbreiteten als Hilfspolizei Angst und Schrecken auf den Straßen und gingen mit dumpfer Brutalität gegen Regimegegner, vor allem gegen Kommunisten und Sozialdemokraten, vor. In Dachau, vor den Toren Münchens, wurde auf dem Gelände einer stillgelegten Munitionsfabrik das erste sogenannte „Konzentrationslager“ errichtet. Menschen jüdischen Glaubens wurden an den Rand der Gesellschaft gedrängt, sie wurden aus dem Staatsdienst entlassen, „jüdische“ Geschäfte und Betriebe wurden im gesamten Reich boykottiert.Am 23. März 1933 verabschiedete der Reichstag, in dem die Nationalsozialisten nicht die Mehrheit hatten, mit den Stimmen des katholischen Zentrums das sogenannte Ermächtigungsgesetz. Die SPD stimmte dagegen, die Abgeordneten der KPD waren bereits im Gefängnis oder im KZ. Dieses Gesetz schuf eine scheinbare rechtliche Grundlage für eine Diktatur.Viele Menschen, Künstler, Dichter, Schriftsteller und Wissenschaftler verstanden, dass dies der Anfang einer Schreckensherrschaft ist. Und sie beschlossen, aus Deutschland zu emigrieren. Die Texte dieses zweiteiligen Dokumentarfilms werden von Eva Matthes gelesen.
Di, 15. Jan · 22:25-00:20 · 3sat
Rosa Luxemburg
1906, ein Gefängnis in Warschau: Inhaftiert ist die „Vorwärts“-Redakteurin Rosa Luxemburg. Es ist nicht ihre erste Haft, denn sie hatte früh begonnen, sich politisch zu engagieren. Margarethe von Trottas Biografie „Rosa Luxemburg“ ist eines der wenigen herausragenden Porträts heroischer Frauen im westdeutschen Kino. Barbara Sukowas beeindruckende Leistung in der Hauptrolle wurde mit dem Darstellerpreis von Cannes gewürdigt. Unter dem Eindruck der Ersten Russischen Revolution ist sie nach Polen gekommen, um mit ihrem Geliebten Leo Jogiches die Ideen der Arbeiterbewegung zu verbreiten. Geboren wurde sie 1871 als Tochter einer wohlhabenden, polnisch-jüdischen Kaufmannsfamilie. Nach ihrer Promotion zum Dr. jur. ließ sie sich in Berlin nieder und trat der SPD bei. Innerhalb der deutschen Sozialdemokratie, neben Figuren wie August Bebel und Karl Kautsky, wirkte sie wie ein Paradiesvogel: eine eigenwillige, dem Leben zugewandte Frau, kompromisslos im Privatleben und in ihrer Politik. Nachdem Bebel ihre Freilassung aus der Warschauer Zitadelle erkauft hat, gerät die hoch begabte Journalistin und Rednerin in Konflikt mit der zunehmend staatstragenden Linie ihrer Partei. Verbündete findet sie in Clara Zetkin, mit deren Sohn Kostja sie ein Verhältnis beginnt, und schließlich in Karl Liebknecht, dem einzigen Reichstagsabgeordneten, der 1914 gegen die Kriegskredite stimmt. Luxemburgs leidenschaftliche Reden gegen den Krieg führen zum Zerwürfnis mit der SPD, zu Prozessen und weiteren Haftstrafen. Aber weder Isolation noch Krankheit brechen ihren Geist. Als Mitbegründerin des „Spartakus“-Bunds und Redakteurin der „Roten Fahne“ setzt sie nach dem Krieg ihre Arbeit unter veränderten Vorzeichen fort. Den Optimismus ihres Genossen Liebknecht, der auf eine deutsche Revolution hofft, teilt sie allerdings nicht. Und die Ereignisse geben ihr auf furchtbare Weise recht: In der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 1919 werden Luxemburg und Liebknecht verhaftet und ermordet.
Di, 15. Jan · 22:35-23:30 · arte
Als die Nazis an die Macht kamen – Gleichschaltung
Ab 1933 mutierte Deutschland zur Diktatur. Hitler stand im Mittelpunkt des nationalsozialistischen Personenkults. Immer mehr Deutsche liefen in das Lager der Machthaber über, sei es aus Opportunismus, aus Angst oder auch aus scheinbarer Überzeugung. Der Staat war allgegenwärtig im Berufs- und Privatleben der Menschen, die von Kindesbeinen an in der Schule und den Jugendorganisationen der Nazis indoktriniert wurden.Unter Arbeitskollegen herrschte ein Klima des Misstrauens, Nachbarn spionierten einander aus. Bei den von Propagandaminister Goebbels organisierten Großveranstaltungen jubelten die Massen. Die antisemitische Politik verschärfte sich durch die sogenannten Nürnberger Gesetze von September 1935. Mit ihrem Inkrafttreten war eine scheinbar rechtliche Grundlage für die Verfolgung von Menschen jüdischen Glaubens geschaffen.Im November 1938 wurde der deutsche Botschaftssekretär in Paris, Ernst vom Rath, von dem jungen Polen Herschel Grynszpan ermordet. Das Attentat und der Tod des Botschaftsrats vom Rath gab dem Reichsminister Goebbels den Vorwand, einen vermeintlich „spontanen“ Volksaufstand in ganz Deutschland zu inszenieren. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kommt es zur sogenannten Reichskristallnacht beziehungsweise Reichspogromnacht. Es ist die Nacht, in der Zehntausende Juden misshandelt, verhaftet oder getötet wurden. Diese Nacht ist der Anfang dessen, was direkt zur Shoah führte.