Die neuen Fernsehtipps

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Vom 01. bis 15. Juli 2018…

So, 1. Jul · 09:55-11:20 · arte
Der alte Mann und das Kind

Frankreich im Jahr 1944, zur Zeit der deutschen Besatzung. Claude ist acht Jahre alt. Wie alle Kinder seines Alters macht er Dummheiten und hat nur eines im Kopf: spielen. Doch er ist Jude und seine Eltern wechseln immer wieder den Wohnort, aus Angst denunziert zu werden. Schließlich hilft ihnen eine den Juden wohlgesonnene Bekannte. Der Junge wird zu ihren Eltern, zwei älteren Herrschaften, aufs Land geschickt, um den drohenden Bombenangriffen zu entgehen. Der alte Pépé ist Anhänger Pétains, den er seit seiner Zeit als Soldat im Ersten Weltkrieg verehrt, und zutiefst antisemitisch eingestellt. Er ahnt nichts von Claudes Herkunft, der geschickt einen katholischen Jungen mimt, und nimmt sich des Kindes an, das ihm den heiß ersehnten Enkel ersetzt. Trotz Hänseleien in der Schule, wo er als Pariser verspottet wird, genießt Claude einen weitgehend unbeschwerten Alltag. Er ist stets an der Seite von Pépé – beim gemeinsamen Holz hacken, Hasen füttern und Radio hören. Schon bald empfinden beide eine tiefe Zuneigung füreinander. In Gesprächen mit seinem Ersatz-Großvater stellt Claude immer wieder naive Fragen, die die Vorurteile gegenüber Juden aufgreifen. Absurde Antworten des Alten – man erkenne Juden an ihrer Hakennase, den krausen Haaren und ihren Plattfüßen – lassen den Achtjährigen ausrufen: „Aber dann bist du ja ein Jude!“

So, 1. Jul · 13:45-14:30 · 3sat
So isst Israel – Von Galiläa nach Tel Aviv

In dieser Folge reist Tom Franz von Galiläa ins moderne Tel Aviv und trifft auf einen spannenden Gegenpol zum religiös geprägten Jerusalem. In der antiken Hafenstadt Jaffa im Süden von Tel Aviv begleitet Tom Franz Haim Cohen, den Vater der Spitzenköche in Israel, auf den Spuren seiner Kindheit, die geprägt war vom Miteinander von Juden und Arabern. Das Jahrtausende alte Akko, einstige Hafenstadt der Kreuzfahrer, ist die Heimat von Uri Buri. Er gilt als einer der besten Fischköche im Nahen Osten und ist ein absolutes Original. Er hat in einer Kommune gelebt und als Bomben-Entschärfer gearbeitet, bevor er als Autodidakt zu kochen begann. Heute gibt er sein Wissen weiter: An junge arabische Israelis, die in der orientalischsten Stadt Israels keine Arbeit finden. 40 Kilometer weiter, im grünen Norden des Landes, besucht Tom Franz einen der Väter der Food-Revolution in Israel: Nur wenige haben die neue Küche Israels so beeinflusst wie Erez Kamorovsky. Sein kulinarischer Horizont reicht von Japan über Frankreich bis nach Kalifornien. Heute lebt er in einem kleinen Dorf, nur 700 Meter entfernt von der libanesischen Grenze. Umgeben von wilden Gärten mit Blick auf Olivenhaine ist er mit all seinem Wissen an der Basis des Kochens angekommen: der Liebe zu einfachen Produkten aus seinem Garten und der Region. Weiter geht es nach Bnei Brak, der Vorstadt von Tel Aviv, wo 180 000 ultraorthodoxe Juden leben. In Hillels Restaurant soll es die besten Shabbat-Gerichte der Stadt geben. Gläubige Juden dürfen am Samstag nicht arbeiten, keine Elektrizität nutzen. Gleichzeitig wollen sie gerade am Shabbat gut essen. Aus diesem Dilemma hat Hillel ein Geschäft gemacht: Er kocht koschere „Shabbat-Gerichte to go“, die zu Hause warmgehalten werden. Das säkulare Tel Aviv ist für viele fromme Juden dagegen ein Sündenpflaster. Dort trifft Tom Franz auf Meir Adoni, ein kreatives Genie der Metropole. Adoni nennt sich spaßhaft den „bösen Jungen unter den Juden“, denn in seinem Gourmet-Restaurant bricht er alle Regeln der koscheren Speisegesetze und befördert Tradition in die Gegenwart. Die Stadt, in der die Party angeblich niemals endet, macht sich ausgehbereit, und Tom taucht ein in das exzessive Nachtleben von Tel Aviv. Einer der angesagtesten Geheimtipps des Landes ist das „HaSalon“ von Eyal Shani. Essen wird dort zur Performance. Eyal Shani ist der Philosoph unter den Kochstars Israels und inszeniert mit seinem Tanz auf dem Vulkan das Finale der Doku-Reihe „So isst Israel“.

So, 1. Jul · 14:30-16:00 · 3sat
Hannas Reise

Als Push für ihre berufliche Karriere braucht die ehrgeizige Hanna den Nachweis, dass sie sich ehrenamtlich engagiert hat. So tritt sie ein Praktikum in einem Behindertendorf in Israel an. Zunächst versucht sie sich durchzuschummeln, doch ihre Mutter Uta, Leiterin von „Aktion Friedensdienste“ für Israel, lässt das nicht zu und sorgt dafür, dass Hanna ihren Dienst auch tatsächlich antritt. Doch vor Ort macht Hanna sich nicht gerade beliebt. Mit ihrer überheblichen Art stößt Hanna bei allen auf Unverständnis: Ob in ihrer vollgemüllten WG mit dem „Wiedergutmachungsdeutschen“ Carsten und der Politaktivistin Maja, ob im Umgang mit den Behinderten bei der Arbeit oder auch bei den Treffen mit „ihrer“ Holocaustüberlebenden Gertraud. Auch Itay, der Betreuer, dem sie zugeteilt wurde, lässt sie zunächst mit Holocaustwitzen und zynischen Sprüchen auflaufen. Und zugleich beginnt er eine Flirtoffensive, der Hanna sich immer weniger entziehen kann. Nach und nach lernt Hanna, die Welt durch Itays Augen zu sehen. Doch die Gegensätze ihrer Herkunft stehen immer wieder zwischen den beiden. Unüberwindlich scheinen die Schatten der Vergangenheit und der gefährlichen Gegenwart Israels, einem Land, in dem Krieg zum Alltag gehört – bis die beiden erkennen, dass allein ihr Zusammensein zählt.

Mo, 2. Jul · 00:45-02:15 · SWR BW
Die Akte General

In der jungen Bundesrepublik, die Ende der 1950er-Jahre in Politik und Justiz immer noch von nur oberflächlich geläuterten Nazi-Seilschaften durchsetzt ist, führt der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einen einsamen Kampf gegen die Vertuschung nationalsozialistischer Verbrechen und die restaurative Politik der Regierung Adenauer – er ist der festen Überzeugung, dass nur so die junge Demokratie gefestigt werden könne. Nicht nur seine Haltung, sondern auch sein aufbrausendes Temperament machen Bauer angreifbar, immer wieder formiert sich Widerstand aus Politik, Nachrichtendiensten und dem Justizapparat gegen den Einzelkämpfer. In der jungen Bundesrepublik, die Ende der 1950er-Jahre in Politik und Justiz immer noch von nur oberflächlich geläuterten Nazi-Seilschaften durchsetzt ist, führt der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einen einsamen Kampf gegen die Vertuschung nationalsozialistischer Verbrechen und die restaurative Politik der Regierung Adenauer – er ist der festen Überzeugung, dass nur so die junge Demokratie gefestigt werden könne. Nicht nur seine Haltung, sondern auch sein aufbrausendes Temperament machen Bauer angreifbar, immer wieder formiert sich Widerstand aus Politik, Nachrichtendiensten und dem Justizapparat gegen den Einzelkämpfer. Wohl wissend, dass das Interesse an der Ergreifung Adolf Eichmanns in Deutschland gering ist, versucht Bauer, den israelischen Geheimdienst zu einer Verhaftung des in Argentinien vermuteten Organisators der Massendeportationen zu bewegen. Tatsächlich gelingt es Bauer in geheimen Verhandlungen, die Verhaftung Eichmanns durch den Mossad in Gang zu setzen. Unterstützt vom jungen Staatsanwalt Joachim Hell lässt Bauer auch danach nicht locker: Mit Material aus den Eichmann-Vernehmungen will er ein Verfahren gegen Kanzleramtschef Hans Globke erreichen, um dessen Verstrickung in die Deportationen zu ahnden, und wagt sich damit an Adenauers engsten politischen Vertrauten.

Mo, 2. Jul · 04:00-04:55 · PHOENIX
Der NSU-Komplex

4. November 2011, Eisenach in Thüringen: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt verbrennen in einem Wohnmobil. Das Ende zweier Terrorkarrieren. 16 Jahre lang waren ihre Namen auch dem Bundesamt für Verfassungsschutz ein Begriff. Die jungen Neonazis wurden zeitweise observiert, abgehört, verfolgt. Informanten berichteten immer wieder über sie. Trotzdem konnten die beiden abtauchen, unterstützt und aufgefangen von einem Netz von Freunden. Die Autoren Stefan Aust und Dirk Laabs rekonstruieren die beispiellose Jagd auf die Terroristen: Was trieb Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und ihre Freunde an? Wer unterstützte die beiden?

Mo, 2. Jul · 06:35-06:50 · HR
Verfolgt von den Nazis – Heinz Humbach – Aus der Reihe „Meine Geschichte“

Heinz Humbach stammt aus einer kommunistischen Familie. Sein Vater war bereits 1933 von den Nazis verhaftet worden. Die Familie gehörte zu einer Widerstandsgruppe in Köln, dem „Nationalkomitee Freies Deutschland“, die Bedrängten half: verfolgten Kommunisten, Zwangsarbeitern, Deserteuren und Juden. Heinz Humbach, Jahrgang 1928, stammt aus einer kommunistischen Familie. Sein Vater war bereits 1933 von den Nazis verhaftet worden und verbrachte mehrere Monate im Zuchthaus. Die Familie gehörte zu einer Widerstandsgruppe in Köln, dem „Nationalkomitee Freies Deutschland“, die Bedrängten half: verfolgten Kommunisten, Zwangsarbeitern, Deserteuren und Juden. Sie nahmen von der Deportation bedrohte Menschen in ihrem Haus auf und versorgten sie, so gut es ging, mit Lebensmitteln. Auch die Nachbarn halfen mit. Das ging einige Zeit gut, bis die Gestapo Mitglieder der Widerstandsgruppe aufspürte, festnahm und unter Folter zu Aussagen zwang. So stieß die Gestapo auch auf Heinz Humbachs Eltern, mit denen er Ende November 1944 im Alter von 16 Jahren verhaftet wurde. Sie landeten im Sondergefängnis und wurden mit dem weiteren Vorrücken der US-Armee immer wieder verlegt. Schließlich konnten sie in Gießen von den Amerikanern befreit werden. Schon im Mai 1945 war Heinz Humbach Mitbegründer der KPD in Wetzlar. Er starb im Juni 2004 in Köln.

Mo, 2. Jul · 06:50-07:05 · HR
Verfolgt von den Nazis – Volkmar Gabert – Aus der Reihe „Meine Geschichte“

Volkmar Gabert kam aus einer sozialdemokratisch engagierten Familie. Darum wusste der Vater, Lehrer und Aktivist in der „Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ in der Tschechoslowakei, was der Familie unter dem Hakenkreuz drohte. Sie verließen ihre Heimat und wurden nach dem Krieg in Bayern heimisch. Volkmar Gabert war gerade 15 Jahre alt, als er mit seinen Eltern vor den Nazis aus dem Sudetenland floh. Das war kurz nach dem Münchner Abkommen, durch das sich Adolf Hitler 1938, mit Zustimmung der Engländer und Franzosen, das Sudetenland einverleibte. Volkmar Gabert kam aus einer sozialdemokratisch engagierten Familie. Darum wusste der Vater, Lehrer und Aktivist in der „Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ in der Tschechoslowakei, was der Familie unter dem Hakenkreuz drohte. Die Gaberts folgten dem Aufruf der Sozialdemokratischen Partei zum Verlassen der Heimat. Volkmar Gabert arbeitete in England zunächst als Knecht auf dem Lande, schließlich wurde er Dreher. Nach 1945 blieb ihm die Heimat verschlossen. Alle Deutschen, auch Gegner des Naziregimes, wurden aus der Tschechoslowakei vertrieben. Volkmar Gabert wurde zusammen mit vielen aus dem Sudetenland in Bayern heimisch. Er machte politische Karriere und wurde Landes- und Fraktionsvorsitzender der bayerischen SPD. Im Februar 2003 starb er im Alter von 79 Jahren.

Mo, 2. Jul · 18:00-18:30 · PHOENIX
Entebbe

30 Jahre nach dem Holocaust separieren Deutsche wieder nach jüdischen und nicht-jüdischen, israelischen und nicht-israelischen Menschen. Am 27. Juni 1976 entführen deutsche und palästinensische Terroristen den Air France-Flug von Tel Aviv über Athen nach Paris in die ugandische Stadt Entebbe. Dort angekommen trennen sie die Fluggäste bewusst nach Nationalität und Religion – und entscheiden damit über Rettung oder mögliche Ermordung. Die phoenix-Dokumentation zeigt, wie tief sich das Vorgehen und die spätere Befreiung der Geiseln durch israelische Sicherheitskräfte in das kollektive Bewusstsein des jüdischen Staates eingegraben haben und welche Rolle deutsche Linksterroristen dabei spielten. Wenn es in Deutschland um die Erinnerung an den linksextremen Terrorismus der 70er Jahre geht, dann sind da zu allererst die Bilder von der Flugzeugentführung nach Mogadishu und die dortige Befreiungsaktion durch die GSG9 im Jahr 1977: Am 13. Oktober kapern palästinensische Terroristen eine deutsche Lufthansa-Maschine, um Gesinnungsgenossen der Roten Armee Fraktion (RAF) aus Gefängnissen in Westdeutschland freizupressen. Mit dieser Aktion wurde der Öffentlichkeit – inzwischen zum widerholten Male – die Kooperation des deutschen Linksterrorismus mit arabischen Terrorgruppen schmerzhaft vor Augen geführt.   Bereits im Jahr zuvor, im Juli 1976, hatte eine Flugzeugentführung international Aufsehen erregt. Auch da wirkten arabische Gruppen, die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), mit deutschen Linksterroristen (Revolutionäre Zellen) zusammen. Sie entführten die Air France Maschine , die von Tel Aviv über Athen nach Paris fliegen sollte , in die ugandische Stadt Entebbe, wo die Selektion nach jüdischen und nichtjüdischen, nach israelischen und nicht-israelischen Passagieren stattfand. Vor allem die Rolle der beiden deutschen Terroristen Brigitte Kuhlmann und Wilfried Böse gibt dabei bis heute sowohl in Israel als auch in Deutschland Anlass zu heftigen Debatten und emotionalen Reaktionen.   Für die Dokumentation „Entebbe – Das unheilige Band des Terrors“ konnten die phoenix-Autoren Michaela Kolster und Martin Priess mit ehemaligen Geiseln der Entführung sprechen, ebenso wie mit dem Büroleiter des damaligen israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin, Amos Eiran, sowie mit führenden Zeithistorikern und Politikwissenschaftlern. Sie schildern, aus unterschiedlichen Blickwinkeln und an vielen Stellen in bewegenden Worten, ihre Erfahrungen mit den Ereignissen rund um die Entführung und die Befreiungsaktion von Entebbe.

Mo, 2. Jul · 20:15-21:00 · PHOENIX
Helden der Propaganda – Sportler in der NS-Zeit

Mit Hilfe von Publikumslieblingen wollte Hitler die nationalsozialistische Ideologie in den Herzen der Menschen verankern. Besonders Spitzensportler wie den Boxer Max Schmeling oder den Bergsteiger Heinrich Harrer machte er zu nützlichen Idolen – ob sie wollten oder nicht. Die Dokumentation beleuchtet, wie die Athleten von einem verbrecherischen Regime zum Vorbild erkoren und zum Star gemacht wurden. Frank Gensthaler geht der Frage nach, wie groß die Versuchung für die umworbenen Sportler war, im Sinne des Regimes mitzumachen. Hätten sie dieser Versuchung auch widerstehen können?
Bild oben: © Bild: phoenix/ZDF/Friedrich-Wilhelm-Murnau Fußballer im NS-Propagandafilm „Das große Spiel“ von 1942.

Di, 3. Jul · 06:15-06:30 · HR
Verfolgt von den Nazis

Ingeborg Hecht wurde 1921 in Hamburg geboren. Ihre Eltern lebten in einer von den Nazis so genannten Mischehe. Ihr Vater, Dr. Felix Hecht, war ein jüdischer Anwalt und ihre Mutter eine adelige Protestantin. Als sich die Eltern kurz vor dem Machtantritt Adolf Hitlers 1933 aus persönlichen Gründen scheiden ließen, ahnten sie noch nicht, was das für die Familie bedeuten würde. „Meine Mutter konnte ja nicht ahnen, dass mit der Scheidung die Gesetze meinen Vater nachher so behandelt haben, dass er nicht mehr geschützt war“, erinnert sich Ingeborg Hecht. Denn die Nürnberger Gesetze von 1935 systematisierten die Verfolgung und Ächtung der Juden. Als geschiedener Mann verlor der Vater von Ingeborg Hecht auch den von den Nazis noch gewährten Schutz der „Mischehe“. Sogar der Kontakt zu seiner eigenen Tochter wurde ihm verboten. 1944 wurde Felix Hecht ins Konzentrationslager gebracht, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ingeborg Hecht erzählt von der Sorge um den Vater, von den wenigen heimlichen Treffen. Sie berichtet von ihrer Jugend, die von Einschränkungen, Bedrohungen und Ängsten geprägt war. Sie hat darüber auch ein Buch geschrieben, unter dem Titel „Die unsichtbaren Mauern“.

Mi, 4. Jul · 06:15-06:30 · HR
Verfolgt von den Nazis – Hugo Höllenreiner

Hugo Höllenreiner wird 1933 in München-Giesing geboren. Zunächst scheint die Bedrohung durch den Nationalsozialismus noch fern. Der Vater ist Soldat, die Schwester stolz auf ihre BDM-Uniform. Das ändert sich schlagartig im November 1941. Die Familie wird ins „Zigeunerlager“ Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort erlebt Hugo grauenvolle Dinge: die Gaskammern und Josef Mengeles Experimente. Was ihn überleben lässt, ist der Zusammenhalt der Familie. Im Sommer 1944 werden sie weitertransportiert: von Ravensbrück über Mauthausen nach Bergen-Belsen. In Ravensbrück werden Mutter und Tanten zwangssterilisiert, der Vater gelangt nach Sachsenhausen, wo er den Krieg nur knapp überlebt. Am 15. April 1945 werden die Höllenreiners von der britischen Armee befreit. Hugo Höllenreiner hat erst vor wenigen Jahren begonnen, über die Zeit im Konzentrationslager zu reden.

Mi, 4. Jul · 09:30-10:00 · ARD-alpha
Mein Himmel ist voller Musik – Die israelische Komponistin Ella Milch-Sheriff

Ella Milch-Sheriff wuchs in Israel mit dem Schweigen ihres Vaters auf. Erst als sie sein Tagebuch liest, erfährt sie von seinem grausamen Geheimnis. „Der Himmel ist leer“ hatte Baruch Milch 1942 in Polen in sein Tagebuch gekritzelt, nachdem die Deutschen seine junge Frau und seinen kleinen Sohn ermordet hatten. Das Leben des erfolgreichen jungen Arztes in Ostpolen war zu Ende – er hat überlebt, nicht gelebt. Er wurde ein Anderer. Seine Tochter Ella übersetzt seine Geschichte in ihre Sprache: die Musik. „Mein Himmel ist nicht leer – er ist voller Musik“ erzählt sie der Filmemacherin Aneta Panek. Ein Porträt. Ein Schlager plätschert aus den Lautsprechern am Strand von Tel Aviv. Lachende, Ballspielende, flirtende junge Menschen. Eine mädchenhafte blonde Frau spaziert am Meer. Eine harsche Melodie verdrängt den Schlager. Es ist die Musik, die sie in ihrem Kopf hört. Es ist das Lied, das sie für ihren Vater geschrieben hat. „Der Himmel ist leer“ hatte der verzweifelte Baruch Milch in sein Tagebuch gekritzelt, 1942, nachdem die Deutschen seine junge Frau und seinen kleinen Sohn ermordet hatten. Das Leben des erfolgreichen jungen Arztes in Ostpolen war zu Ende – er hat überlebt, nicht gelebt. Er wurde ein Anderer. Dieser Überlebende gründete in Israel eine neue Familie. Aber er sprach nicht über das was geschehen war. Seine Tochter Ella wuchs mit seinem Schweigen und der vermeintlichen Kälte der Eltern auf, die sie nicht verstand, bis Dr. Milch seiner 13-jährigen Tochter sein Tagebuch in die Hand drückte. Ella erfährt von seiner ersten Familie und von dem unvorstellbaren Grauen, das er durchlebte. Sie erfährt von seinem Geheimnis und sie gibt schließlich diesem schwierigen, schweigenden Vater eine Stimme: in der Sprache, die die heute 56-Jährige am besten beherrscht: der Musik! Mit der Oper „Baruchs Schweigen“ hat sie seine Geschichte und ihre Kindheit verwoben und in Musik übersetzt. Die Filmemacherin Aneta Panek hat die Künstlerin begleitet: in Tel Aviv, nach Braunschweig zur Uraufführung von „Baruchs Schweigen“, nach Ostpolen, auf den Spuren ihres Vaters. Für die Geschichte der Musikerin hat sie assoziative und poetische Bilder gefunden, Film und Musik entfalten eine Sogwirkung. Ella Milch-Sheriff ist eine „Sabra“: Die in Israel Geborenen nennen sich nach der Kakteen-Frucht – außen stachelig und innen süß. In Israel ist die Musikerin und Komponistin von Konzerten, Kantaten, Opern, sehr bekannt. Sie hat u.a. in Berlin studiert, und Deutsch ist eine der vielen Sprachen, die sie spricht. Mit den jungen Sängerinnen und Sängern in Braunschweig probt sie die Szene, in der ihr Vater die „10 Gebote“ formuliert: So hat er sie in sein Tagebuch notiert, als er vom Massaker an seiner Familie erfuhr. Sie singen mit Geisterstimmen: „Du sollst keinen anderen Gott haben als dich selbst“, „Tu nur, was dir selbst nutzt“, „Vertraue keinem“ und: „Glaube nicht – der Himmel ist leer!“. Bei der Premiere verwandelt sich die Braunschweiger Bühne in das polnische Totenhaus von 1942. Was Historiker oder Publizisten häufig als „unfassbar“ beschreiben, hat an diesem Abend die Köpfe und Herzen der Zuschauer erreicht. „Mein Himmel ist nicht leer, mein Himmel ist voller Musik“, sagt Ella Milch-Sheriff in Tel Aviv, am Grab ihrer Eltern. Und lächelt. Versöhnt.

Mi, 4. Jul · 20:15-22:25 · Sat.1
Sieben verdammt lange Tage

Judd hat gerade seine Frau in flagranti mit seinem Chef erwischt, als auch noch sein Vater stirbt. Dessen letzter Wunsch war es, dass die Familie eine traditionelle siebentätige Schiwa, die jüdische Totenwache, hält. Somit muss Judd mit seiner dominanten Mutter und seinen drei Geschwistern eine Woche im Elternhaus verbringen und alle haben ihre Probleme im Gepäck…

Mi, 4. Jul · 22:00-22:55 · arte
Kriegsfotografinnen

Mehr Frauen als Männer berichten heute aus Krisengebieten. Manche kommen an Orte, die Männern verwehrt sind. Die Dokumentation stellt Frauen vor, deren Kriegsfotos in den letzten hundert Jahren um die Welt gingen und immer noch gehen. Die französische Kriegsfotografin Christine Spengler (geb. 1945) ist eine der wenigen, die den Krieg scheinbar unversehrt überstanden haben. In der Dokumentation von Sigrid Faltin wird sie die Fotos berühmter Kolleginnen einordnen und über das Leben als Fotografin an Brennpunkten berichten, das sie nach Vietnam, Afghanistan, in den Iran und den Tschad geführt hat. Alice Schalek (1874-1956) aus Wien gilt als die erste Frau, die an der Front fotografierte. Als Berichterstatterin für die „Neue Freie Presse“ machte sie Fotos von österreichischen Soldaten im Ersten Weltkrieg, Bilder, die heute auf uns statisch und gestellt wirken. Damals hat die Tatsache, dass eine Frau solche Fotos schoss, selbst progressive Männer wie Karl Kraus entsetzt. Im Spanischen Bürgerkrieg machte sich Gerda Taro (1910-1937) einen Namen. Die Jüdin und Sozialistin aus Stuttgart war die Lebensgefährtin des legendären Magnum-Fotografen Robert Capa. Beide dokumentierten den Krieg auf der Seite der Republikaner, Gerda Taro wurde dabei während eines Luftangriffs der deutschen Legion Condor von einem Panzer überrollt. Sie war 26 Jahre alt und die erste Fotografin, die Opfer eines Kriegs – und ihrer Arbeit – wurde. Lange war sie vergessen, jetzt haben neuere Forschungen ergeben, dass viele Fotos, die Capa zugeordnet waren, von ihr stammen. Sieben Jahr nach Taros Tod zog eine Amerikanerin mit der Kamera gegen die Deutschen zu Felde: Lee Miller. Erst wurde sie als Model und Muse von Man Ray und Jean Cocteau berühmt, später mit ihren Fotos vom Kriegsende in Deutschland. Das Bild von Lee Miller in Hitlers Badewanne ist legendär. Camille Lepage starb zu jung, um Geschichte zu schreiben. Die Französin dokumentierte die Gräuel im Bürgerkrieg von Zentralafrika, die selbst die UNO aufschreckten. Ihre Mission musste sie mit dem Leben bezahlen. Französische Soldaten fanden die Leiche der 24-Jährigen im Kampfgebiet. Ausstellungen in Berlin, London und Paris zeigten Bilder dieser Fotografinnen und damit die Aktualität ihrer Fotos. Die Dokumentation fragt darüber hinaus: Was sehen Frauen im Krieg, was Männern entgeht? Was unterscheidet die Bilder der Kriegsfotografinnen von den Fotos ihrer Kollegen? Was treibt diese Frauen an?

Fr, 6. Jul · 21:55-22:55 · arte
Barbra Streisand – Geburt einer Diva

Sie ist die Königin der Musikindustrie, des Broadways und des New Hollywood: Barbra Streisand. Die letzte große „American Songbook“-Diva hat viele Künstlerinnen nach ihr wie Madonna, Beyoncé oder Lady Gaga geprägt. Als perfektionistisches Multitalent steht sie in der Tradition der singenden, tanzenden und schauspielenden Hollywoodstars. Barbara Joan Streisand kommt am 24. April 1942 in New York zur Welt. Ihr Vater, ein jüdischer Lehrer, stirbt 15 Monate nach ihrer Geburt. Nachdem sie versucht hat, als Sängerin in New Yorker Nachtclubs Fuß zu fassen, bekommt sie mit 19 ihre erste Rolle im Broadway-Musical „I Can Get It for You Wholesale“. Mit 21 veröffentlicht sie ihr erstes Studioalbum – „The Barbra Streisand Album“. Auch im Filmgeschäft kann sie beispiellose Erfolge feiern: Filmmusicals wie „Hello, Dolly!“, Screwball-Komödien wie „Is’ was, Doc?“ und Dramen wie „So wie wir waren“ werden dank ihr zu großen Publikumserfolgen. Mit eigenen Regiearbeiten wie „Yentl“ und „Der Herr der Gezeiten“ etabliert sich Streisand als Regisseurin auch hinter der Kamera. Mit ihrer Mezzosopran-Stimme und ihrem Aussehen, das nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht, schreibt sie ein ganz eigenes Kapitel in der Unterhaltungsgeschichte. Streisand verkörpert eine neue Art von Attraktivität und vor allem ein neues Bild des weiblichen Stars: frei, unangepasst und stark. Damit ebnet sie den Weg für die Künstlerinnen der Girl-Power-Bewegung. Barbra Streisand gehört heute längst zu den etablierten Größen des amerikanischen Showbiz: Als sie ein junges Mädchen war, meinten ihre Mutter und ihr Stiefvater, sie sei nicht hübsch genug für die Bühne. Doch sie ließ sich nicht beirren und setzte sich auch später in einer Männerdomäne durch. Ihre Großmutter nannte sie wegen ihres Dickkopfs schon als Kind „farbrent“, was auf Jiddisch so viel wie „brennend“ bedeutet. Die Bilanz sind mehr als 60 Alben, 20 Filme als Schauspielerin, drei Spielfilme als Regisseurin und unzählige Shows in der ganzen Welt. Die Dokumentation verfolgt ihren Lebensweg bis zum Höhepunkt ihrer Karriere in den 80er Jahren, als Barbra Streisand zum ersten weiblichen Megastar wird. Er beleuchtet den Werdegang einer Ikone, die sich bis heute für die Rechte von Frauen und Homosexuellen einsetzt.

Sa, 7. Jul · 08:00-08:30 · SWR
Die Chagall-Fenster in Mainz

Die Kirche Sankt Stephan in Mainz ist mit Fenstern des weltberühmten Künstlers Marc Chagall (1887-1985), ausgestattet, der als Jude während des Zweiten Weltkrieges von Frankreich in die USA fliehen musste. Klaus Mayer, ehemaliger Pfarrer der Kirche, musste Chagall lange dazu überreden, für einen deutschen Auftraggeber zu arbeiten. Mit den Fenstern eines jüdischen Künstlers in einer christlichen Kirche hat die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt ein wichtiges Zeichen für die jüdisch-christlichen Beziehungen gesetzt.

Sa, 7. Jul · 12:15-12:45 · NDR
Weltreisen: 70 Jahre Israel – Roadtrip durch das „Heilige Land“

Frühjahr 1948: Mit der Gründung des Staates Israel wird für viele Menschen ein Traum Wirklichkeit. Juden aus der ganzen Welt sind aufgerufen, eine neue Heimat aufzubauen, auch die dort lebenden Araber. Mit den Nachbarländern will Israel ein friedliches Miteinander. Frühjahr 2018: Israel ist ein moderner Industriestaat, ein Einwanderungsland, vielfältig, bunt und widersprüchlich. Kriege und Konflikte haben den Staat und seine Bewohner geprägt. Die ARD-Korrespondenten Susanne Glass und Mike Lingenfelser begeben sich auf eine Reise durch ein Vielvölkerland mit seinen begeisternden Menschen. Mit der Gründergeneration sprechen sie über deren Ideale und was daraus wurde. Mit jungen Leuten reden sie über das Hier und Jetzt, ihr besonderes Lebensgefühl. Was alle verbindet: ihre Hoffnung auf Frieden. Der Roadtrip soll im Süden des Landes starten und bis zu den Golanhöhen an der Nordgrenze zu Syrien führen. Stationen auf dem Weg dorthin sind Jaffa, Tel Aviv und Jerusalem. Die Reise endet im Norden Israels in der Nähe von Haifa an einem Strand mit einem speziellen Friedensprojekt: Ein Surflehrer unterrichtet jüdische und arabische Jugendliche gemeinsam. Er meint, im Meer sind alle gleich. Der einzige Konflikt ist, wer die beste Welle surft.

So, 8. Jul · 02:35-03:25 · arte
Die vielen Leben des Sammy Davis Jr.

„I’ve gotta be me“ – „Ich muss ich selbst sein“ war einer der Erfolgstitel von Sammy Davis Jr. Doch wer war dieser „Schwarze, Jude und Puerto Ricaner“, wie er sich selbst bezeichnete? Der ein Millionenpublikum vor den Fernsehgeräten versammelte, sich in keine Schublade einsperren lassen wollte, rassistische und religiöse Vorurteile gerne mit Humor konterte – und dabei doch einen Kampf kämpfte, den die farbige Bevölkerung der USA bis heute nicht gewonnen hat. Der amerikanische Regisseur Sam Pollard erzählt in „Die vielen Leben des Sammy Davis Jr.“ von den vielen Talenten des einstigen Kinderstars, der von seinen Eltern als Stepptänzer früh gefördert wurde, so sehr, dass er selbst nie Kind sein durfte. Davis kämpfte derartig um Anerkennung als schwarzer Künstler im weißen amerikanischen Showbiz, dass er manchmal vergaß, dass die Zeit dafür noch nicht reif war. Nicht reif für einen Schwarzen, der als Erster eine Weiße auf der Bühne küsste und auch eine Weiße heiratete, und der sich andererseits im Prozess der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA des 20. Jahrhunderts nicht immer politisch korrekt verhielt. Die Karriere von Sammy Davis Jr. war legendär, doch sein Leben kompliziert und widersprüchlich. Bei einem Autounfall verlor er ein Auge. Mit Hilfe von Frank Sinatra fand er wieder zurück auf die Bühne, er konvertierte zum Judentum und spaltete durch politische Aktionen seine Anhänger. Er war ein Veteran des Show Business. Aber er wollte nicht wahrhaben, dass es sich radikal veränderte, und er versuchte mit Macht und einigen Peinlichkeiten an seiner lange erfolgreichen Rolle festzuhalten. Jerry Lewis, Kim Novak, Whoopi Goldberg und viele andere, die mit Sammy Davis Jr. gearbeitet haben oder mit ihm befreundet waren, erzählen neben faszinierendem Archivmaterial und persönlichen Fotografien von den vielen Rollen, die er in seinem Leben gespielt hat und bei denen er doch sich selbst immer treu geblieben ist.

So, 8. Jul · 10:05-11:00 · 3sat
Mit Büchern auf der Flucht

Was nimmt man mit, wenn man gezwungen ist, in ein fremdes Land auszuwandern? Für viele Juden in den 1930er-Jahren war die Antwort klar: Bücher. Der Film erzählt drei Bücher-Geschichten. Es hätten auch feste Schuhe, eine gute Jacke oder praktische Gegenstände sein können. Doch viele der jüdischen Emigranten wählten deutschsprachige Kultur- und Geistesgeschichte: Goethe, Schiller, Heine, Schnitzler, Rilke und natürlich Theodor Herzl. In Israel wurden die neuen Einwanderer belächelt, doch die Entscheidung für ihre Bücher war von großer Ernsthaftigkeit: Sie trugen die deutsche Sprache und Kultur im Herzen und konnten nicht von ihr lassen, obwohl ihre Heimat sie mit Füßen getreten hatte. Was stellten die aus Berlin und Wien vertriebenen Juden mit ihrem Goethe in der Wüste an? Und was geschieht mit den Büchern heute? Von der Generation, die ihre Bibliotheken unter großen Entbehrungen mit sich auf die Reise nahm, wird bald niemand mehr am Leben sein. Ihre Kinder und Enkel haben keinen Bezug mehr zur Literatur der Länder, die ihre Eltern ausrotten wollten. Und doch leben die Bücher fort. Manche treten gar den Rückweg in die alte Heimat an – und landen zum Beispiel in einer Wiener Schule. Abraham Frank aus Flacht füllte sein Jerusalemer Haus mit einer riesigen Bibliothek mit Tausenden von Bänden. Doch was soll mit den wertvollen Büchern geschehen, nun, da er ins Altersheim umziehen muss? Frank schickt die Werke an Jugendliche in Deutschland und Österreich, wo sie Zeugnis ablegen über die Geschichte ihrer Besitzer – und bei Schülern des Döblinger Gymnasiums in Wien eine erstaunliche Resonanz auslösen. Ury Eppstein aus Saarbrücken rettete 1948 als israelischer Soldat im Unabhängigkeitskrieg eine wertvolle vollständige Goethe-Ausgabe vor der sicheren Vernichtung. Ein ganzes Leben lang bewahrte er die kostbaren Bücher auf, bis er sich im hohen Alter entscheidet, sie den rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben. Doch diese befinden sich in Jordanien – in einem Land, gegen das er selbst noch kämpfte. Er bricht zu einer riskanten Reise auf. Eva Avi-Jonah aus Wien spricht mit Goethes Geist. Bei einer Séance in Tel Aviv gab dieser sich der damals 52-jährigen Eva zu erkennen. Und nicht nur das, er machte ihr gleich Avancen – mit einem Liebesgedicht von Heine. Seitdem stehen die beidem in regem Austausch. Eva Avi-Jonah und Abraham Frank sind während der Dreharbeiten zu diesem Film verstorben.

Di, 10. Jul · 11:20-12:15 · arte
Eiskalte Leidenschaft – Leni Riefenstahl und Arnold Fanck zwischen Hitler und Hollywood

Sie ist die radikalste und umstrittenste Künstlerin des 20. Jahrhunderts: Leni Riefenstahl. Er ist der Erfinder des Bergfilms, Kamerakonstrukteur und vergessener Filmavantgardist der 20er Jahre: Arnold Fanck. Im Mai 1932 brechen beide mit dem Schiff zu einer fünfmonatigen Drehreise auf. Ihr Ziel ist Grönland. Dort sollen sie vereint den ersten deutsch-amerikanischen Spielfilm „SOS Eisberg“ stemmen. Es ist das bis dahin riskanteste und teuerste Spielfilmprojekt der Geschichte. Die spektakulären und lebensbedrohlichen Dreharbeiten zu „SOS Eisberg“ bilden den Rahmen der Dokumentation, die dem leidenschaftlichen Verhältnis von Fanck und Riefenstahl auf den Grund geht. Während Fanck nach „SOS Eisberg“ abstürzt, macht Riefenstahl ab 1933 unter den Nationalsozialisten Karriere – der eiskalt berechnete Aufstieg zu Lasten ihres Mentors Fanck? Die Dokumentation zeigt Ausschnitte aus den größten Filmen Fancks und Riefenstahls, wie „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ (1929) oder „Stürme über dem Mont Blanc“ (1930). Reinhold Messner, Willy Bogner und Matthias Fanck, Fancks Enkel, sprechen über die bahnbrechenden Innovationen des Fanck’schen Bergfilms. Die Experten Karin Wieland und Lutz Kinkel tauchen im Gespräch in das Werk und Leben der „Ästhetin des absolut Schönen“ („Süddeutsche Zeitung“) Riefenstahls ein und schildern es in einem neuen Licht. Die Dekonstruktion des Mythos Riefenstahl ist zeitgleich die überfällige Würdigung des heute nahezu vergessenen Filmpioniers Arnold Fanck.

So, 15. Jul · 11:15-11:30 · PHOENIX
Vilnius – Spurensuche im Jerusalem des Nordens

Wenn man wissen will, wie die Sowjetunion auf dem jüdischen Erbe herumgetrampelt hat, muss man mit Amit Belaite auf Spurensuche gehen. Startpunkt ist der Sportpalast. Es ist eine Reise auf der Suche nach der verlorenen Zeit. „Und dein Vater hatte dich gewarnt?“ „Und mein Vater hat mich gewarnt: ‚Tritt nicht auf diese Stufen!‘ Und ich habe mich gefragt: Warum?“ Es gibt eine Generation deren Wissbegier größer ist als der Schmerz. Und es weht ein neuer Wind durch Vilnius: Jetzt werden die Steine gesammelt – und wieder etwas in Ordnung gebracht. Niemand soll mehr auf jüdischen Grabsteinen herumtreten. Vilnius ist eine Stadt der Denkmäler, und pflegt seine Heroen. Manche werden geehrt wie John Lennon, andere nicht erwähnt, obwohl sie oder ihre Ahnen von hier stammen: Man könnte sich fragen, warum Lennon von den Beatles, der nie hier war, so ein Denkmal kriegt, und andere wie Leonard Cohen und Bob Dylan, deren Wurzeln in Litauen liegen nicht vorkommen. Der Bürgermeister in seinem Büro, hoch über der Stadt, ist schon einen Schritt weiter. Er versucht ständig, Juden aus aller Welt zu einem Besuch in der alten Heimat zu überreden. Wir fragen: „Halb Hollywood stammt doch von hier. Und ihr früherer Kollege Michael Bloomberg – war er schon hier?“ In allem liegt eine Wehmut und Sehnsucht, etwa wenn Amit durch das frühere Ghetto streift und in die Hinterhöfe schaut. Fast alle litauischen Juden starben, umgebracht von SS-Truppen und einheimischen Helfershelfern:“Ich weiß nicht wer hier wohnte, vielleicht Deportierte oder Leute, die umgebracht wurden.“(Amit Belaite) Die Fotos auf der Hauptstraße des früheren Ghettos wurden zwischen den Ruinen gefunden, Szenen einer besseren Zeit: Man sieht glückliche Menschen – und keiner weiß, ob so ein Leben jemals wieder nach Vilnius zurückkehrt. Die einzige Synagoge, die noch in Gebrauch ist: Es reicht auch ein Gotteshaus, für die kleine jüdische Gemeinschaft. Während der Sowjetzeit überlebt es als Lagerhalle für Arzneien:“Vilnius trug den Beinamen ‚Jerusalem des Norden‘. Wir waren mal 250.000 Juden, fast jeder zweite Bewohner von Vilnius war Jude und wir hatten mehr als 100 Synagogen. Jetzt sind wir noch 2500 Leute in der Gemeinde. Wenn wir uns heute in der Siemens-Arena mit 10.000 Plätzen versammeln, dann sieht sie immer noch leer aus.“ (Simas Levinas, Vorsitzender der jüdischen religiösen Gemeinde Vilnius) Amit hat für sich einen Weg gefunden, ihre Familie zu vergrößern, die so klein geworden ist: Großvater und Großmutter waren die einzigen Familienmitglieder, die den Holocaust überlebten, so dachte sie jedenfalls. Sie blättert im Familienstammbaum. Dorf findet sie auch die Schwester ihres Großvaters, die, wie sie erst jetzt weiß, erst vor einem Jahr gestorben ist.

So, 15. Jul · 23:15-00:00 · ZDF
ZDF-History: Franco – Spaniens ewiger Diktator

Kein Staatschef in Europa hat sich so lange an der Macht gehalten wie Francisco Franco. Wer war dieser undurchsichtige Alleinherrscher, der Spanien 36 Jahre mit eiserner Faust regierte? Nach einem blutigen Bürgerkrieg 1939 an die Herrschaft gelangt, hat der General alle anderen autoritären Regime in Europa überdauert. Erst nach seinem Tod 1975 wurde Spanien demokratisch. Doch bis heute ist das Land von den Spuren seiner Herrschaft gezeichnet. Seit dem brutalen Bruderkrieg zwischen Verfechtern der Republik und reaktionären Militärs unter Francos Führung von 1936 bis 1939 ist Spanien ein zerrissenes Land geblieben. Dauerbrandherde in Katalonien und im Baskenland zeugen bis heute davon. Der „Caudillo“, wie Franco von seinen Anhängern genannt wurde, kam einst mit massiver Schützenhilfe der Diktatoren Hitler und Mussolini an die Macht. Und doch verstand er es, sein Land aus dem Zweiten Weltkrieg herauszuhalten und seine Macht in der Zeit des Kalten Krieges zu bewahren. Vier Jahrzehnte lang erstickte Franco alle oppositionellen Regungen und umwarb sein Volk zugleich mit den Früchten des Wirtschaftsaufschwungs und des Tourismus. Seit den 60er Jahren entwickelte Spanien sich zum Ferienparadies größtenteils deutscher Urlauber. Spanische „Gastarbeiter“ wiederum trugen zum westdeutschen Wirtschaftsaufschwung bei, während einstige deutsche Nazis in Spanien Unterschlupf und Auskommen fanden. Wie konnte sich ein rückwärtsgewandter Militärführer so lange im Amt halten – während das übrige Westeuropa nach Demokratie und Fortschritt strebte? Wer war dieser äußerlich eher unscheinbare „Caudillo“ (Oberhaupt), der weniger mit Charisma als mit Machtinstinkt regierte? Auf welche Weise hat er sein Land bleibend geprägt? Mithilfe von Zeitzeugen und Historikern, bebildert durch eine Fülle teils unbekannter Archivaufnahmen, ergründet die Sendung das Geheimnis des einst dienstältesten Diktators in Europa.