Vom 1. bis 15. März 2018…
Do, 1. Mär · 23:15-00:00 · HR
Bubis – Das letzte Gespräch
Deutschland 1992. In Rostock-Lichtenhagen brennt das Sonnenblumenhaus, in dem vor allem Vietnamesen leben. Anwohner applaudieren und befeuern die rechtsradikalen Brandstifter. Als der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland den Tatort besucht, kann er seine innere Bewegung kaum verbergen. Ignatz Bubis ist schockiert und erschüttert angesichts der schieren Gewalt. Ein lokaler CDU-Politiker findet, dass Bubis hier nichts zu suchen habe, seine Heimat sei doch Israel. Deutschland 1992. In Rostock-Lichtenhagen brennt das Sonnenblumenhaus, in dem vor allem Vietnamesen leben. Anwohner applaudieren und befeuern die rechtsradikalen Brandstifter. Als der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland den Tatort besucht, kann er seine innere Bewegung kaum verbergen. Ignatz Bubis ist schockiert und erschüttert angesichts der schieren Gewalt. Ein lokaler CDU-Politiker findet, dass Bubis hier nichts zu suchen habe, seine Heimat sei doch Israel. Wenige Monate vor seinem Tod gibt Ignatz Bubis im Jahre 1999 sein letztes Interview. Seine Lebensbilanz ist unüberhörbar: „Ich habe nichts oder fast nichts erreicht.“ Das Gespräch mit den beiden Journalisten Michael Stoessinger und Rafael Seligmann erscheint im Stern und entfacht eine heftige Debatte. Es wird ein Gespräch über Angst, Schuld, Deutschland und sein Leben als Jude in Deutschland. Bubis sinnt nach über die Macht des Zufalls und spricht über die Deutschen und ihren Umgang mit dem Holocaust. Bis heute gilt dieses Interview als Bubis‘ Vermächtnis. Die unmittelbare Erfahrung von Bubis‘ Desillusionierung und seine Einsamkeit, sie werden zum Ausgangspunkt der Erzählung. Für die Dokumentation, eine Zusammenarbeit von hr, rbb, NDR und AVE, wurde das letzte Interview mit dem Schauspieler Udo Samel als Ignatz Bubis so einfach wie eindrucksvoll in Szene gesetzt. Es bildet den Rahmen für die Dokumentation. Interviews mit Bubis‘ Tochter Naomi in Tel Aviv, den Journalisten Michael Stoessinger und Rafael Seligmann, mit Weggefährten – wie Salomon Korn, Michel Friedman und Daniel Cohn-Bendit – entwerfen ein intimes und umfassendes Porträt. Ihre Erinnerungen und sorgfältig ausgewählte Archiv-Sequenzen führen zurück in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich Ignatz Bubis als Immobilieninvestor in Frankfurt am Main etablierte und recht bald als „jüdischer Spekulant“ angegriffen wurde, zurück in die Jahre seines politischen Engagements als „deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“, als Brückenbauer, als Mahner und „moralische Autorität“ im Kampf gegen Fremdenhass und Antisemitismus. Entstanden ist dabei eine intensive bild- und wortgewaltige Annäherung an einen streitbaren, engagierten Deutschen – der die deutsche Gesellschaft, in der er lebte, zu Lebzeiten nicht in Ruhe ließ. Der unbequem war, der sich angesichts von ausländerfeindlichen, rassistischen und antisemitischen Äußerungen, Ausschreitungen und rechtsradikalen Wahlerfolgen einmischte und seine Stimme erhob. Die Autorin Johanna Behre und der Regisseur Andreas Morell dokumentieren das Leben und Wirken von Ignatz Bubis in angespannten Zeiten. „Bubis – Das letzte Gespräch“ ist eine Annäherung an Ignatz Bubis und eine Auseinandersetzung mit diesem Land. Ein Nachdenken über das Ankommen und Weggehen, über Zugehörigkeit und Fremdsein. Bubis‘ damalige Bilanzen und Prognosen – der Hass und die Gewalt – das ist auch die Gegenwart: Deutschland im Jahr 2017.
Fr, 2. Mär · 00:00-01:30 · HR
Vater, Mutter, Hitler
Mehr als siebzig Jahre nach Ende des „Dritten Reiches“ ist der Nationalsozialismus Geschichte – aber auch Gegenwart. Bis heute gehen Kinder und Enkel auf Spurensuche und fragen sich, wie ihre Eltern und Großeltern zu Adolf Hitler und zur NS-Ideologie standen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in den Familien über diesen Teil der Geschichte zu oft geschwiegen. Antworten finden manche der Angehörigen in Tagebüchern, in denen Eltern oder Großeltern ihre Gedanken, Ansichten und politischen Überzeugungen festgehalten haben. Die Nachfahren lernen ihre Eltern und Großeltern auch von einer manchmal verstörenden Seite kennen. Sie erfahren, welche Hoffnungen diese mit der Machtübernahme Hitlers verbanden, welche Lebensentwürfe sie verfolgten und wie sich ihr Leben unter Hitler veränderte. Sie erfahren aber auch, wie diese Lebensträume an Hitlers Politik zerbrachen – und manche müssen damit leben, dass Familienmitglieder zu den Tätern gehörten. Teja-Udo Landau, geboren 1944, erfuhr erst spät, was sein Vater in der NS-Zeit getan hat. Felix Landau war ab 1941 an Erschießungen von Juden beteiligt. Im damals polnischen Drohobycz führte er als selbst ernannter „Judengeneral“ ein Schreckensregiment. Das Tagebuch des Vaters ist ein erschütterndes Dokument, das seinen Sohn Teja-Udo bis heute verstört. Wilm Hosenfeld rettete als Wehrmachtsoffizier während der deutschen Besetzung Warschaus den jüdischen Pianisten Wladyslaw Szpilman vor dem Tod. Roman Polanskis Film „Der Pianist“ machte ihn weltweit berühmt. Ein Held? Was bisher wenig bekannt war: Fasziniert von den Nationalsozialisten, besuchte Hosenfeld Reichsparteitage, trat in die SA ein und wurde als Besatzungssoldat in Polen zum Hauptmann befördert. Wie passt das zusammen? Das fragen sich seine Kinder Jorinde und Detlev, seit sie zum ersten Mal seine Aufzeichnungen lasen. Auch die Hamburgerin Luise Solmitz ist 1933 glühende Hitler-Anhängerin. Sie erhofft sich nach Jahren gewaltsamer politischer Auseinandersetzungen in der Weimarer Republik vor allem politische Stabilität. Aber da ihr Mann, Fredy Solmitz, der im Ersten Weltkrieg als Offizier für Deutschland gekämpft hatte, jüdischer Abstammung ist, wird die Familie ausgegrenzt und verfolgt. Den Enkel von Luise Solmitz, Robert Salkind, berührt das Schicksal seiner Großmutter und ihrer Familie noch heute tief. Ida Timmer aus Solingen begrüßt Hitlers Machtübernahme. Als junges Mädchen imponiert ihr, wie das NS-Regime die Jugend umwirbt und Arbeit und soziale Sicherheit verspricht. Sie will heiraten und Kinder kriegen. Doch ihr Lebensentwurf scheitert an Hitlers Kriegspolitik, ihre Träume platzen. Ihre Töchter Brigitte Sprenger-Eichhorn und Gerlinde Eichhorn beklagen das Schweigen der Mutter nach dem Krieg. Die Tagebücher der vier Protagonisten sind einzigartige Zeugnisse, die unmittelbar unter dem Eindruck der historischen Ereignisse geschrieben sind. Sie geben somit die Überzeugungen ihrer Verfasser unverfälscht und unbeeinflusst von den späteren politischen Entwicklungen wieder. In aufwändigen Spielszenen rekonstruiert der Film das Leben von Felix Landau, Wilm Hosenfeld, Luise Solmitz und Ida Timmer zwischen 1933 und 1945. In Interviews kommentieren und ergänzen deren Kinder und Enkel die Spielszenen und lassen deutlich werden, wie stark sie die Fragen von Schuld und Verantwortung in der Zeit des Nationalsozialismus noch heute beschäftigen.
Sa, 3. Mär · 18:15-18:45 · SWR
Landesart Plus
Die letzte Goldfisch: Von Bad Ems nach Australien – eine jüdische Familiengeschichte
Sa, 3. Mär · 23:50-01:30 · RBB
An Enemy to die for – Wenn aus Freunden Feinde werden
Europa, 1939. Trotz der angespannten politischen Situation bricht eine deutsche Polarexpedition in Richtung Arktis auf. Der Geologe Friedrich Mann soll im Auftrag der Nazi-Regierung Beweise für eine bereits 1912 veröffentlichte Theorie sammeln: Der renommierte Wissenschaftler Alfred Wegener behauptete darin, dass alle Erdkontinente vor Millionen Jahren miteinander verbunden waren. Auf der Expedition wird Mann neben der kenntnisreichen Assistentin Leni Röhm auch von drei ausländischen Kollegen begleitet: Den beiden Briten Terrence und Martin sowie dem schwedischen Sprengstoffexperten Gustav. Aber auch sonst befindet Mann sich an Bord des Forschungsschiffs in eher feindlicher Umgebung: Der Kapitän ist Norweger, die Matrosen stammen überwiegend aus Russland. Trotz der politischen Spannungen zwischen ihren Heimatländern versuchen die Expeditionsteilnehmer, sich auf ihr gemeinsames Ziel zu konzentrieren. Doch als die Nachricht vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eintrifft, kann bald auch die Wissenschaft keine Brücke mehr bilden: Aus Kollegen und Partnern werden Feinde. Auf Befehl aus Berlin soll Mann den norwegischen Kapitän entmachten und mit dem gekaperten Schiff der deutschen Eismeerflotte zu Hilfe kommen. So entwickelt sich an Bord des Forschungsschiffs ein aufreibendes Psychoduell. Hass und Fanatismus brechen sich Bahn, aus der wissenschaftlichen Expedition wird ein Kampf ums Überleben. Loyalitäten bröckeln und nicht jeder an Bord ist das, was er zu sein vorgab. Vor allem Leni, die sich in Gustav verliebt hat, weiß nicht, auf welcher Seite sie stehen soll. Aber auch der linientreue Friedrich Mann beginnt, an den Befehlen aus Berlin zu zweifeln.
So, 4. Mär · 05:05-06:00 · arte
Nie wieder Theresienstadt! Die Kinderoper Brundibár
Sie heißen Annika, Ikra und David, und sie sind Mitglieder der Theatergruppe „Die Zwiefachen“ an der Berliner Schaubühne. Die 15- bis 20-Jährigen, die zu dieser Gruppe gehören, kommen allesamt aus sozial schwierigen Verhältnissen. Mit der Theaterpädagogin Uta Plate studieren sie die Kinderoper „Brundibár“ ein, die eine besondere Geschichte hat: „Brundibár“ wurde über 50 Mal im Ghetto Theresienstadt von deportierten jüdischen Kindern aufgeführt und – obwohl von den Nationalsozialisten als Propagandamittel missbraucht – für die Internierten zum Symbol für den Sieg des Guten über das Böse. Nur wenige der Kinder-Darsteller überlebten die Zeit im Ghetto, unter ihnen Greta Klingsberg. Sie spielte ab 1943 die Hauptrolle der Aninka in „Brundibár“ und lebt heute in Israel. Sie erklärt sich bereit, die jungen Schauspieler bei der Vorbereitung ihrer Aufführung zu unterstützen, mit ihnen gemeinsam nach Theresienstadt zu reisen und dort das ehemalige KZ zu besuchen. Douglas Wolfsperger hat das Projekt der „Zwiefachen“ mit der Kamera begleitet. Er zeigt die jungen Darsteller bei den Proben in der Schaubühne, in ihrem Berliner Alltag und beim Erforschen des Familiengedächtnisses. Die Arbeit an der Kinderoper wird zur Brücke zwischen den Generationen und prägt für die Jugendlichen eine ganz neue Haltung zur deutschen Vergangenheit. Engagierter als dies im Schulunterricht möglich wäre, setzen sie sich persönlich mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust auseinander. Daraus ergibt sich die Fragestellung: Was können wir heute noch daraus lernen? Wäre so etwas heute wieder möglich? Wie tolerant sind wir selbst Minderheiten gegenüber? Spätestens als zur ausverkauften Premiere von „Brundibár“ auch Greta Klingsberg an die Berliner Schaubühne kommt, ist die Geschichte dieser Kinderoper für die Jugendlichen auf der Bühne auch ein Stück ihres eigenen Lebens geworden.
So, 4. Mär · 23:35-01:15 · Das Erste (ARD)
Lauf Junge lauf
„Lauf Junge lauf“ erzählt die wahre Geschichte des neunjährigen Jungen Srulik (Andrzej und Kamil Tkacz), dem die Flucht aus dem Warschauer Ghetto gelingt. Bis zum Ende des Krieges muss er sich allein durch die Wälder schlagen, er lernt, auf Bäumen zu schlafen und Eichhörnchen mit der Schleuder zu jagen. Um nicht verhaftet zu werden, muss Srulik eine andere Identität annehmen. Im Alter von neun Jahren gelingt dem kleinen Srulik als einzigem Mitglied seiner Familie die Flucht aus dem Warschauer Ghetto in die nahe gelegenen Wälder. Dort muss er sich bis zum Ende des Krieges mehr oder weniger alleine durchschlagen. Die wenigen Freunde, die Srulik findet, bleiben ihm nicht lange erhalten. Er lebt so einige Monate bis zum Einbruch des Winters von Waldfrüchten, erjagten Kleintieren und kleinen Beutezügen durch die Gärten umliegender Bauernhöfe. Die Einsamkeit, der anhaltende quälende Hunger und der kalte Winter treiben ihn immer wieder in die Dörfer, wo ihm ständig Verrat droht. Aber Srulik hat Glück und wird einige Zeit von einer Bäuerin versteckt, vor allem aber mit einer neuen Identität versorgt: Aus dem flüchtigen Juden Srulik macht sie das versprengte polnische Waisenkind Jurek, das christliche Gebete kennt und ein Kruzifix um den Hals trägt. Doch Jurek bleibt ein Gejagter und das bis zum Ende des Krieges.
© Bild: BR/bittersuess pictures/Hagen Keller Mosche Franklin (Itay Tiran) versucht Jurek (Andrzej Tkacz) zu seinen jüdischen Wurzeln und der jüdischen Religion zurückzuholen.
Mo, 5. Mär · 15:15-16:00 · WDR
Basare der Welt – Jerusalem
Jerusalem: Heiligtum und uralter Handelsplatz. Sieben Tore führen durch dicke Mauern in eine Altstadt, die drei Weltreligionen heilig ist: Juden, Christen und Muslimen. Innerhalb der Mauern wohnen 37.000 Menschen auf knapp einem Quadratkilometer Fläche – in nach Religionen getrennten Vierteln. Dazu kommen Tausende von Pilgern auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Religion. Konflikte sind vorprogrammiert, die Altstadt ist ein brodelnder Kessel, der jeden Moment explodieren kann. Deshalb ist auch der Basar, der sich über weite Strecken des muslimischen und christlichen Viertels erstreckt, kein Basar wie jeder andere. Der Film zeigt Orte und Innenansichten, die den meisten Touristen verborgen bleiben. Er porträtiert Händler der verschiedenen Viertel und ihren ungewöhnlichen Alltag. Er besucht jahrhundertealte Marktgewölbe, in denen die Bewohner ihren Lebensmittelbedarf decken, die alte Metzgergasse Souk Lahamin und eine palästinensische Bäckerei. Er beobachtet einen armenischen Fotografen bei der Arbeit und verweilt in Gässchen, in denen mit „heiligen“ Souvenirs gute Geschäfte gemacht werden. Er macht Station in einer muslimischen Pilgerherberge, bei einem Judaica-Händler oder einem Friseur, bei dem Frauen aller Religionen für einige Zeit ihren tristen Alltag vergessen können.
Fr, 9. Mär · 07:15-08:00 · arte
Jerusalem im Morgengrauen
In der Altstadt von Jerusalem leben rund 30.000 Menschen – Christen, Juden und Muslime – auf engstem Raum. Sie produzieren täglich Tonnen von Müll. Nachts sind die Gassen vollgestopft mit Plastiksäcken, Kartons und Abfällen, dann ist die Heilige Stadt wahrscheinlich auch eine der dreckigsten. Jedenfalls bis Männer wie Midhat und Sharon ihren Job erledigt haben. Der Araber und der Jude befehligen jeweils eine eigene Truppe von Müllmännern. Sie mögen und sie brauchen sich, denn im jüdischen Viertel kommt Midhat ohne Sharon nicht aus – und umgekehrt. Ein kleiner Traktor kämpft sich frühmorgens die Stufen des muslimischen Viertels hinauf. Ein Mann springt ab und wirft die Säcke auf die Ladefläche des Anhängers. Der Ruf des Muezzins ertönt, dann Glockengeläut. Midhat Abu Hani muss sich beeilen, bald kommen Scharen von Gläubigen und Touristen. Dann ist hier kein Durchkommen mehr. Der Araber ist Chef der motorisierten Müllabfuhr und für zwölf Traktoren verantwortlich, mit denen seine Truppe jeden Tag Unmengen Unrat von den Straßen räumt. Midhats Kollege Sharon ist Chef der Kärchertruppe und einer von 3.000 Juden, die in der Altstadt arbeiten. Er wohnt mittlerweile außerhalb der Stadtmauern, aber aufgewachsen ist er hier zwischen 25.000 Palästinensern, 500 Christen und 1.500 Armeniern. Sharon beherrscht mehrere Sprachen. Das erleichtert ihm das Arbeiten mit seinen meist palästinensischen Kollegen und verschafft ihm Respekt. Für ihn wie für Midhat beginnt die Arbeit am frühen Morgen und endet nicht vor Mitternacht. Besonders heikel ist ihr Job an den Feiertagen der verschiedenen Religionen oder bei unvorhergesehenen Zwischenfällen. Ihre Heilige Stadt sauber zu halten ist weder für Sharon noch für Midhat ein alltägliches Geschäft. Beide sehen ihren Job als persönliche Herausforderung und als Beitrag für ein friedliches Zusammenleben innerhalb der Mauern von Jerusalem.
Fr, 9. Mär · 15:15-16:00 · RBB
Lichters Schnitzeljagd (8) Von Suppe zum Sabbat
Horst Lichters kulinarische Entdeckungsreise geht weiter: Mit dem Motorrad ist er wieder in Nordrhein-Westfalen unterwegs – von Hinweis zu Hinweis und von Topf zu Topf. Der Ausflug führt ihn diesmal in den Kölner Nobelstadtteil Marienburg. Dort geht er zwei jungen Damen zur Hand, die sich mit einem Kiosk selbständig gemacht haben. Die Spezialität der beiden: Feine Suppen aus einer uralten Gulaschkanone. Richtig koscher geht es dagegen bei seinem nächsten Abstecher zu. In Bonn hilft er einer jüdischen Familie bei den Essensvorbereitungen für den Sabbat und lernt nebenher viel über die jüdische Kultur.
Sa, 10. Mär · 18:45-18:50 · MDR
Glaubwürdig: Nils Straatmann
Nils Straatmann ist mit einem Freund durch Israel gewandert – Rucksack, Zelt, Bibel. Was er an den historischen Stätten erlebte, schrieb der Student in seinem Buch „Auf Jesu Spuren“. An den Originalschauplätzen der Bibel herrscht viel Geschäftigkeit, Touristen stehen sich gegenseitig im Weg – aber er war ja auch einer von ihnen. Und so schloss der junge Autor dann auch seinen Frieden mit der Israelreise. Nils Straatmann wollte die Orte kennen lernen, von denen er im Theologiestudium hörte und er erhoffte sich auch für den eigenen Glauben einen Gewinn. Er kann sich vorstellen, einmal Pastor zu werden – vielleicht – aber bis dahin nutzt er die Studienzeit zum Schreiben. Wenn Nils Straatmann unter dem Künstlernamen Bleu Broode auf der Bühne steht, blödelt er nicht nur rum, er gebraucht die Sprache virtuos mit Witz und Charme und Tiefgang. Er ist ein gefragter Poet auf den Bühnen des Poetry Slams deutschlandweit.
So, 11. Mär · 02:15-03:00 · PHOENIX
Shalom, Salam, Halleluja
Sadiq (26) ist in Limburg geboren und religiös erzogen worden. In seinem WhatsApp-Profil trägt er ein breites Lächeln und eine große Sonnenbrille zur Schau. Er ist gebildet, eloquent und trachtet stets danach, seine Kenntnisse zu vertiefen. Nach 9/11 erlebte er, wie das Ansehen des Islams in Deutschland Schaden nahm. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten und den Islam als Religion des Friedens und der Barmherzigkeit – so, wie er ihn durch seine Eltern kennengelernt hatte – zu propagieren, entschied er sich für die Ausbildung zum Imam. Er gehört der Ahmadiyya Bewegung an, die eine Reformgruppe unter den Muslimen ist und von manchen streng gläubigen Muslimen nicht akzeptiert wird. Jetzt ist Sadiq in der letzten Phase seines Studiums, und die Anspannung wächst. Vor seiner Ernennung zum Imam muss er noch zahlreiche Prüfungen, Übungspredigten und Koranrezitationen absolvieren. Er möchte seine menschlichen Unzulänglichkeiten überwinden, denn Glaube bedeutet für ihn vor allem eines: ein Vorbild sein. Claudius (28) wuchs in einer kleinen Stadt im Schwarzwald auf und war schon als Jugendlicher Ministrant. Während seines Theologiestudiums überlegte er lange, ob er tatsächlich ins Priesterseminar wechseln sollte. Dass er sich dafür entschied, hängt viel mit der Unterstützung seines Umfelds zusammen. „Man braucht Menschen, die einen bestärken, die einem aber auch sagen, wenn man mal abdriftet. Das ist ja eine Gefahr in diesem Beruf.“ Obwohl der Beschluss nun gefasst ist, kommen ihm immer wieder Zweifel. Vor allem der Verzicht auf eine eigene Familie macht ihm zu schaffen. Trotzdem freut er sich auf die Priesterweihe. Davor jedoch steht noch eine letzte Herausforderung: die Exerzitien. Eine Schweigewoche in einem abgelegenen Kloster. Diese intensive Zeit, völlig abgeschnitten von der Welt, konfrontiert die Priester-Anwärter oftmals mit schwierigen Fragen und inneren Konflikten. Doch Claudius hofft, dass er all seine Zweifel überwinden wird. Glaube ist für ihn vor allem eines: Liebe.Benjamin (28) ist als Kind jüdischer Eltern in der Sowjetunion aufgewachsen. Da seine Eltern dort nicht praktizieren konnten, begann er erst mit 14 Jahren in Berlin, sich mit jüdischem Leben auseinanderzusetzen. Es macht ihn glücklich, dass er nun seine Sehnsucht nach dem Glauben ausleben kann. Seine Familie und seine Kinder sind ihm extrem wichtig. Er sagt, er würde niemals den Weg zum Rabbi eingeschlagen haben, wenn das den Verzicht auf Kinder bedeutet hätte. Die Regeln des frommen Lebens erfüllt er aber mit großer Hingabe. Vor der Rede, die er vor den Größen des europäischen Judentums halten muss, hat er zwar großen Respekt, doch anschließend ist er sich seiner Verantwortung noch mehr bewusst. Als neuer Rabbi in Erfurt sieht er sich vor spannenden Herausforderungen, denn Glaube ist für ihn vor allem eines: eine Zukunftsvision.
So, 11. Mär · 23:35-01:10 · Das Erste (ARD)
Heil
Das Örtchen Prittwitz im Dreiländereck Thüringen, Brandenburg und Sachsen hat kein Problem mit Neonazis. Und wenn jemand, beispielsweise der wackere Dorfpolizist Sascha, doch zu einem anderen Ergebnis kommt, dann soll er das bitteschön nicht an die große Glocke hängen – Negativschlagzeilen sind schlecht für die Stadt. Haben ihre Honoratioren nicht den bekannten afrodeutschen Buchautor Sebastian Klein zu einer Lesung geladen? Als der sich allerdings am Tag der Lesung am Bahnhof verläuft, wird er von Johnny und Kalle, zwei Handlangern des örtlichen NPD-Vorsitzenden Sven, der von einer großen Zukunft als Führer des deutschen Volkes träumt, niedergeschlagen und verschleppt. Was die Sache pikant macht: Sebastian hat durch den Schlag sein Gedächtnis verloren und plappert nun alles nach, was man ihm vorsagt. Sven erkennt seine Chance: Er tingelt mit dem berühmten „Schwarzen“ durch die Medienlandschaft und lässt diesen, durch Hautfarbe und Prominenz geschützt, rechte Thesen verbreiten, die prompt allenthalben Zustimmung finden. Unterdessen bilden Nina, Sebastians notorisch eifersüchtige, schwangere Freundin, und seine Exfreundin Stella ein Bündnis auf Zeit: Unterstützt von Sascha, der seinen Dienst quittiert hat, machen sie sich auf, um Sebastian aus den Fingern des Neonazi-Trios zu befreien. In dessen Reihen tun sich derweil Risse auf: Alle drei werden zwar als V-Leute vom Verfassungsschutz geführt, aber jeweils von dem eines anderen Bundeslandes. Sven setzt sich durch; er entwickelt den „genialen“ Plan, einen Krieg zwischen Deutschland und Polen zu provozieren, indem er von polnischer Seite aus eine deutsche Kaserne attackiert. Durch Raffinesse und Brutalität gelingt es Johnny und Kalle, einen Panzer der Bundeswehr sowie andere Waffen zu erbeuten, mit denen Sven eine Armee aufstellt. Leider haben auch andere Nazis davon Wind bekommen: Sie eilen zum vermeintlichen Schlachtfeld, das zu einem wirklichen wird, als sie sich wechselseitig beschießen … Schlussendlich wird Sebastian durch einen weiteren Schlag auf den Hinterkopf geheilt und mit Nina wieder vereint.
Mo, 12. Mär · 00:40-01:35 · WDR
Rockpalast: Orphaned Land – All Is One
Jerusalem – Sänger Kobi Farhi blickt auf die Klagemauer: „Wenn du mich fragst, was wichtiger ist: Diese Mauer oder das Leben der Menschen…?“ Seit 25 Jahren kämpft die israelische Band Orphaned Land („Verwaistes Land“) für die Völkerverständigung, ist Vermittler zwischen Judentum, Christentum und Islam. Die 5köpfige Metalgruppe greift in ihren Lyrics die drei abrahamitischen Religionen auf, vereint sie. Spielt die Band eine Show in der Türkei, dem einzigen muslimischen Land, in dem sie auftreten darf, kommen Fans aus dem Iran, Libanon, Ägypten und Jordanien. Sich öffentlich zur Band zu bekennen, ist für Fans aus einigen Ländern aber nicht ungefährlich. Das Porträt von Conny Schiffbauer und Ingo Schmoll zeigt die Musiker im Umfeld ihrer Familie, Freunden, Fans und beleuchtet den Hintergrund ihres Engagements im Friedensprozess. Der Film zeigt einen schonungslos, ehrlichen Blick auf die Sinnlosigkeit des nicht enden wollenden Krieges. Uri, der Bassist von Orphaned Land: „Ich bin im Grunde ein Araber. Meine Großmutter ist in Ägypten geboren. Ich darf Ägypten nicht betreten. Mein Vater ist im Irak geboren, aber dort darf ich nicht hin. Das ist verrückt.“ Die Konzerte von Orphaned Land geben für wenige Stunden ein zu Hause für „Verwaiste“, die miteinander feiern wollen. Egal, ob Jude, Christ, Moslem oder Atheist. Uri hat sich sein Verständnis für den Frieden tätowieren lassen, auf seinem Arm sieht man die Vereinigung der Symbole der drei Religionen.
Di, 13. Mär · 00:00-01:40 · WDR
Le Fils de l’Autre – Der andere Sohn
Die Nachricht für die israelisch-französische Familie Silberg aus Tel Aviv ist schockierend: Anscheinend wurde ihr Sohn Joseph bei der Geburt in Haifa vertauscht. Und das ausgerechnet mit Yacine, Sohn einer palästinensischen Familie hinter der Grenzmauer in der West Bank. Joseph, dessen Vater ein hoher Offizier bei der Verteidigung ist, darf nicht mehr in den Wehrdienst und die Kippa tragen. Die Familien lernen sich langsam kennen und natürlich lässt sich die brisante Situation der Region, die Ungerechtigkeit und die Angst nicht ausradieren. Die Söhne besuchen ihre leiblichen Eltern auf eigene Faust und freunden sich als Vertreter der neuen Generation miteinander an. Allein Yacines älterer Bruder Bilal kann seinen Hass erst spät überwinden. Die Mütter nehmen ihre neuen Söhne schneller an. Die vertauschten 18-Jährigen wiederum gleichen ihren Vätern zu sehr, als dass diese über ihren genetischen und politischen Gram nicht hinwegsehen könnten.
Di, 13. Mär · 13:25-13:50 · 3sat
Panorama – Heldenplatz
Ein spannende Zeitreise in die Vergangenheit: „Panorama“ zeigt, wie Themen, die uns heute beschäftigen, einst im Fernsehen behandelt worden sind. Diesmal geht es um den Wiener Heldenplatz. Der „Herr Karl“ brachte Österreichs Geschichtsbild vom „1. Opfer Hitlers“ gehörig durcheinander. Er persiflierte viele, die Adolf Hitler am 15. März 1938 am Heldenplatz zugejubelt hatten. 35 Jahre später traf Walter Pissecker einige ebendort wieder. Verachtung, Bewunderung und Ahnungslosigkeit erntete Max Eissler, als er 1969 am Geburtstag Hitlers für die „ZiB“ die Frage stellte: „Wer war Adolf Hitler?“ Dass ein Verwandter oder Nachbar Kriegsverbrecher war, wollte man auch im burgenländischen Rohrbrunn lange nicht wahrhaben. Im Heimatort von Alois Brunner, der 130 000 Juden ins Vernichtungslager schickte, brachte erst der „Schauplatz“ im Jahr 2000 die Einwohner dazu, über ihr Dorfgeheimnis zu reden. „Gegen das Vergessen und für neue Dialoge“ ist das Motto des Zeitgeschichte-Projekts „Letter to the stars“, für das Schüler die Lebensgeschichten von österreichischen Holocaust-Überlebenden in aller Welt recherchiert haben. „Thema“ begleitete 2007 Jugendliche und Emigranten aus Österreich auf der gemeinsamen Spurensuche.
Di, 13. Mär · 13:50-14:35 · 3sat
In Linz begann’s – Der „Anschluss“ 1938 in Oberösterreich
Vom 12. bis 14. März 1938 stand Linz durch den Aufenthalt Adolf Hitlers im Mittelpunkt des weltpolitischen Geschehens. In der Stadt seiner Jugend wurde Hitler mit Jubel empfangen. Beflügelt von der begeisterten Kulisse beschloss Hitler den ursprünglichen Plan einer „Personalunion“ der beiden Staaten Deutschland und Österreich zugunsten eines sofortigen „Anschlusses“ zu verwerfen. Wie erlebte die Bevölkerung diese Tage im März 1938? Martina Hechenberger und Thomas Hackl machen sich auf die Spurensuche nach den Hintergründen dieser dramatischen Zeit in Linz und Oberösterreich. Historiker, Zeitzeugen und Archivare geben Einblicke aus unterschiedlichen Blickwinkeln und fördern dabei oft Erstaunliches zutage. Im Zuge des Einmarsches in Linz fragte Hitler beispielsweise sofort nach „seinem guten alten Dr. Bloch“, dem jüdischen Hausarzt seiner verstorbenen Mutter und nannte ihn einen „Edeljuden“. Die Nationalsozialisten wollten Eduard Bloch in der Folge zum „Ehrenarier“ machen, doch Dr. Bloch lehnte diese seltene Auszeichnung ab. Dieser bescheidene Anflug von Großzügigkeit soll nicht darüber hinwegtäuschen, wie schnell der Antisemitismus überhandnahm. Noch während Hitler bis zum Vormittag des 14. März in Linz weilte, setzten die ersten größeren Verhaftungswellen ein.
Di, 13. Mär · 14:35-16:05 · 3sat
Österreich I – Die Heimsuchung Österreichs
Im Morgengrauen des 12. März 1938 überschreiten deutsche Truppen die österreichische Grenze. Menschenmassen jubeln Adolf Hitler bei seinem Einzug in Wien zu, für viele scheint sich die Hoffnung auf ein besseres Leben zu erfüllen. Abgesehen von vereinzelten Protesten, nimmt das Ausland den „Anschluss“ mit geringem Interesse hin. Doch mit der deutschen Wehrmacht kommen auch Sonderkommandos, die Juden und Intellektuelle festnehmen, nach Österreich. Schnell kommt es zu den ersten Übergriffen auf Juden, viele Geschäfte und Betriebe werden nach und nach arisiert, Juden aus dem Lehrbetrieb und der Beamtenschaft gedrängt. Durch „Kraft durch Freude“-Aktivitäten versuchen die Nationalsozialisten, die Arbeiter für sich zu gewinnen. Im April 1938 findet die Volksabstimmung über den „Anschluss“ Österreichs statt, der eine gewaltige Propagandaschlacht der Nationalsozialisten vorausgeht. Das Abstimmungsverfahren widerspricht sämtlichen heute gültigen Regeln. So wurden auch Menschen dazu gezwungen, öffentlich mit „ja“ zu stimmen. Erwartungsgemäß ging Hitler als klarer Sieger aus der Volksabstimmung hervor.
Di, 13. Mär · 16:05-17:00 · 3sat
Der längste Tag – 18 Stunden, die Österreichs Schicksal entscheiden
Der 11. März 1938 ist ein entscheidender Tag in der Österreichischen Geschichte. Der Film beschreibt den „längsten Tag“, der für Hunderttausende Österreicher zum Schicksalstag wird. Der 11. März ist ein welthistorisches Ereignis, das schließlich 18 Monate später in den Zweiten Weltkrieg münden wird. Am frühen Morgen wird der damalige Bundeskanzler Kurt Schuschnigg mit der Meldung geweckt, die Grenze zum Deutschen Reich sei gesperrt. Zwei Tage vor der für den Sonntag anberaumten Volksbefragung über die Unabhängigkeit Österreichs eskalieren die Drohungen Hitler-Deutschlands gegen Österreich. Kanzler Schuschnigg lässt sich im Morgengrauen zum Stephansdom führen und betritt anschließend das Kanzleramt am Ballhausplatz. Er wird es 18 Stunden später unter Bewachung von SS-Männern verlassen. Davor hat Österreich unter dem Druck deutscher Ultimaten kapituliert. Schuschnigg tritt zurück und schließt seine Abschiedsrede mit dem Satz: „Gott schütze Österreich!“ Die Nationalsozialisten übernehmen die Macht. Willkür-Herrschaft und Terror beginnen bereits am frühen Morgen des 12. März mit dem Einmarsch deutscher Truppen.
Di, 13. Mär · 17:00-17:45 · 3sat
Kurt Schuschnigg: katholisch – diktatorisch – amerikanisch
Die Dokumentation aus der ORF-Reihe „Menschen & Mächte“ widmet sich Kurt Schuschnigg, dem letzten Bundeskanzler vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich. Das filmische Porträt des Ständestaat-Kanzlers beleuchtet den Zeitraum von Schuschniggs ersten politischen Ämtern über seine Zeit als einer der berühmtesten Häftlinge Hitlers bis hin zu seinen Jahren als Professor in den USA.
Di, 13. Mär · 17:45-18:30 · 3sat
30 Tage bis zum Untergang
Der „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich wurde mit dem Einmarsch deutscher Truppen am 12. März 1938 de facto vollzogen. Die Volksabstimmung am 30. April war nur noch eine Farce. Bereits am 12. Februar 1938 traf Kurt Schuschnigg Adolf Hitler auf dem Berghof in Bayern und unterzeichnete dort das „Berchtesgadener Abkommen“. In den folgenden 30 Tagen wurde das Schicksal Österreichs auf politischer Ebene besiegelt. Die Tage vom 12. Februar bis zum 12. März 1938 sollten die Geschichte Österreichs für immer verändern, es war der letzte Monat vor dem „Anschluss“ ans Deutsche Reich. Der damalige österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg traf Adolf Hitler auf dem Obersalzberg. Das dort unterzeichnete „Berchtesgadener Abkommen“ zog Österreich immer weiter in den Machtkreis des Nationalsozialismus. Noch ahnte man damals nicht, dass Österreich einen Monat später für sieben lange Jahre aufhören würde zu bestehen. Die Menschen besuchen in diesem Monat Bälle, feiern Fasching, schimpfen über die Nationalmannschaft. Gleichzeitig finden auf den Straßen Demonstrationen und Fackelumzüge statt. Wie war damals die innere Verfasstheit der ersten Republik? Wie viele Anhänger hatte das Schuschnigg-Regime? Wie viele Menschen träumten vom Reich? Der Kanzler will wissen, wer zu Österreich steht, und ordnet eine Volksbefragung an. Doch der streng geheime Plan ist bei seiner Verkündung längst nach Berlin verraten worden, und Adolf Hitler schlägt zurück. Der letzte Monat Österreichs als eigenständiger Staat steigert sich zu einem furiosen Finale. Die Dokumentation zeichnet einen Weg nach, den Zeitgenossen völlig unterschiedlich erlebt haben: auf den „Anschluss“ hin fiebernd, ihn fürchtend oder auch passiv und gleichgültig. Zu Wort kommen Experten und Zeitzeugen, die den „Anschluss“ als Kinder erlebt haben. Kurt Bauer, Heidemarie Uhl, Hannes Leidinger, Robert Kriechbaumer, Oliver Rathkolb und der Autor des Buchs „Es gab nie einen schöneren März: 1938 – Dreißig Tage bis zum Untergang“, Gerhard Jelinek, setzen die Geschehnisse in den historischen Kontext. Der Neffe von Kurt Schuschnigg, Heinrich Schuschnigg, berichtet vom persönlichen Erleben seines Onkels.
Di, 13. Mär · 22:05-22:55 · 3sat
Hitler und die Kinder vom Obersalzberg
Der Berghof, als Sommerresidenz Adolf Hitlers gedacht, wird ab 1933 zum zweitem Regierungssitz neben Berlin ausgebaut. Der Film gibt Einblick in das Leben in Hitlers „Führersperrgebiet“. Wo der „Führer“ wohnt, dort wollen auch die Paladine residieren: neben Hitlers Sekretär Martin Bormann auch Luftwaffenchef Hermann Göring, der Architekt und spätere Rüstungsminister Albert Speer. Daher müssen Familien in der Umgebung ihre Häuser verlassen. Wer nicht spurt, dem droht Konzentrationslager. Ein Zeitzeuge berichtet über die brutalen Methoden und die Drohungen Bormanns, der die Leitung des Projekts innehatte. Der Film zeigt auch die bislang wenig bekannten Dimensionen des Berghofs und seiner Umgebung. Denn zusätzlich wurde eine SS-Kaserne errichtet, in weiterer Folge entstanden ein Gewächshaus, ein Gästehaus, eine Theaterhalle, ein Kindergarten, ein Teehaus und das „Kehlsteinhaus“ auf 1834 Metern Höhe. Zwischen 1933 und 1945 leben und arbeiten bis zu 20 000 Menschen auf dem Obersalzberg. Hinzu kommen noch Hunderte Zwangsarbeiter aus Italien und Tschechien, die an der Errichtung der Gebäude und der riesigen unterirdischen Bunkeranlagen beteiligt sind. Etwa Zdenek Hulka aus der tschechischen Stadt Cheb, in den Jahren 1943 bis 1944 zur Zwangsarbeit für den Bunkerbau eingeteilt. Er berichtet von den lebensbedrohlichen Arbeitsbedingungen: Fast täglich gibt es Tote und Verletzte. Auch die Angst vor der Deportation in ein KZ ist ständiger Begleiter, denn man weiß von den systematischen Morden im nahegelegenen KZ Dachau. Zur Parallelität von Idylle und Schrecken gehört auch die in „Wochenschau“-Filmen, aber vor allem via Fotos reproduzierte Inszenierung des volksnahen und vermeintlich kinderliebenden „Führers“. Mit propagandistischer Perfektion bedient sich Hitlers Leibfotograf Heinrich Hoffmann der Motive der heilen Bergwelt, um Hitler mit Erwachsenen und Kindern in dieser Kulisse zu inszenieren. Mehr als 4,3 Milliarden Fotos dieser Art gelangen so in Umlauf. Um gezielt Kinder und Jugendliche anzusprechen, können diese Bilder in eigens dafür gedruckte Sammelalben eingeklebt werden. Als Fotomotiv diente damals auch Gerhard Bartels, Jahrgang 1932. Sein Onkel war Hitlers Feldwebel während des Ersten Weltkriegs. Hitler besucht die Familie schon vor 1933 regelmäßig. „Was hat denn der Führer gesagt?“, wurde Bartels damals gefragt. „,Nix Gescheites‘, hab ich gesagt. Ich hab damals schon einen Weitblick gehabt“, erzählt er im Interview mit Robert Altenburger. Der Salzburger Rupert Zückert, Jahrgang 1931, gehörte zu jenen, die nach der Auslöschung Österreichs im März 1938 mit den Eltern zum „Führer Schauen“ auf den Obersalzberg pilgern. Er wird aus der Menge herausgeholt, um mit Adolf Hitler für Fotos zu posieren. Viele der bislang kaum bekannten Schilderungen von Zeitzeugen aus Österreich und Bayern ermöglichen neue Einblicke in das Leben im sogenannten Führersperrgebiet, das bis nach Salzburg reichte. Als am 16. Oktober 1944 die ersten Bomben auf die Mozartstadt fallen und Herbert Holzer die ersten Toten in den Straßen Salzburgs liegen sieht, weicht die Begeisterung rasch der Ernüchterung über die Nazizeit. Der Film thematisiert auch, wie mit dem NS-Erbe umgegangen wurde. Hitlers Berghof wird zwar 1952 gesprengt. Doch bis heute sind Ruinen und erhaltene Gebäude wie die „Kleine Reichskanzlei“ in Berchtesgaden oder das „Kehlsteinhaus“ Anziehungspunkt für Touristen, aber auch für Ewiggestrige.
Mi, 14. Mär · 03:50-04:45 · 3sat
Flucht ins Ungewisse
Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das „Dritte Reich“ waren sie ihres Vermögens beraubt und befanden sich in Lebensgefahr: 130 000 jüdische Bürger und politische Gegner flohen ins Ausland. Unter ihnen auch Doris Ehrenstein, Harry Weil, Liselotte Laub und Erich Sensel. Am Beispiel ihrer Schicksale beschreibt der Film die gefährlichen, schwierigen und abenteuerlichen Lebenswege vertriebener Österreicher. Jene, die sich ins Ausland retten konnten, erlebten eine Odyssee von Land zu Land, oft noch verfolgt von der deutschen Wehrmacht. Dort, wo sie letztlich strandeten – ob in Südafrika, Venezuela, Israel oder den USA – erwartete sie kein gelobtes Land, sondern eine fremde Welt. Der Überlebenskampf im erzwungenen Exil, der Aufbau einer neuen Existenz, gelangen nur durch enorme Anstrengung. Viele scheiterten. Doch ob erfolgreicher Neubeginn oder nicht: Für die Meisten blieb Entwurzelung, Heimat- und Kulturverlust ein lebenslanges Trauma.
Mi, 14. Mär · 23:25-00:55 · WDR
Frühjahr 45
Im Frühjahr 45 ist nichts mehr, wie es war. Fünfeinhalb Jahre hat der von Deutschland angezettelte Krieg gewütet, jetzt ist Europa befreit und Deutschland endlich besiegt. Niemand weiß, wie es jetzt weiter gehen wird. Es sind Wochen voller Hoffnung, Angst und Ungewissheit. Zeitzeugen verschiedenster Länder Europas berichten von ihren Erlebnissen im Angesicht des Kriegsendes, darunter Prominente. Im Frühjahr 45 ist nichts mehr, wie es war. Fünfeinhalb Jahre hat der von Deutschland angezettelte Krieg gewütet, jetzt ist Europa befreit und Deutschland endlich besiegt. Niemand weiß, wie es jetzt weiter gehen wird. Es sind Wochen voller Hoffnung, Angst und Ungewissheit. Zeitzeugen verschiedenster Länder Europas berichten von ihren Erlebnissen im Angesicht des Kriegsendes, darunter Prominente wie die Philosophin Agnes Heller, die Schriftstellerin Leonie Ossowski, der Politiker Wladyslaw Bartoszewski, der Schauspieler Günter Lamprecht oder die Fernseh-Legende Georg Stefan Troller. Leonie Ossowski ist in diesem Frühjahr auf der Flucht vor der Roten Armee. Sie ist 19 Jahre alt, hochschwanger und weiß, dass ihr Leben in Schlesien als adlige Gutsbesitzertochter endgültig vorbei ist. Die Französin Annette Chalut wird als KZ-Gefangene in diesen Wochen auf einen der gefürchteten Todesmärsche geschickt. Die ungarische Jüdin Agnes Heller wartet im Ghetto in Budapest auf den sicheren Tod – und fällt überglücklich dem Rotarmisten in die Arme, der eines Tages auftaucht. Georg Stefan Troller, ins Exil getriebener Wiener Jude, begleitet die US-Truppen als Dolmetscher und überquert mit ihnen den Rhein. Er übersetzt die Erklärungen und Entschuldigungen der festgenommenen Deutschen. Der Widerstandskämpfer Wladyslaw Bartoszewski verfolgt in Warschau das Vorgehen der sowjetischen Befreier und ahnt, dass dem Terror Hitlers derjenige Stalins folgen wird. Günter Lamprecht erlebt das Kriegsende als 15jähriger mit Mutter und Schwester im umkämpften Berlin, kommandiert von noch immer fanatischen SS-Männern, abgestellt im Inferno der letzten Tage als Hilfssanitäter Verwoben mit beeindruckendem Archivmaterial und Tagebuchaufzeichnungen des Dichters Erich Kästner und der als Zwangsarbeiterin in Deutschland inhaftierten Agnes Humbert entfaltet diese Dokumentation ein ungewohntes, komplexes Bild von Europa im Angesicht des Kriegsendes: dicht, atmosphärisch, bewegend – eine packende multiperspektivische Erzählung aus den Wochen der Ungewissheit zwischen Anfang Januar und Ende Mai 1945. Es sind Monate des Chaos und der Hoffnung, des Untergangs und des Sieges. Das Schlachtfeld hat sich nach Deutschland verlagert, aber in vielen Ländern Europas sind noch deutsche Soldaten. Während sich die Fronten immer mehr aufeinander zu bewegen, wird in Berlin noch gekämpft, in Italien die Befreiung gefeiert und in Dänemark gnadenlose Jagd auf Widerstandskämpfer gemacht. Und in den französischen „Atlantikfestungen“ wie Saint-Nazaire – deutsch besetzten Enklaven – wird immer noch sehnsüchtig auf die Befreier gewartet. Die Befreiung der Konzentrationslager, das Chaos der letzten Kämpfe, aber auch die Übergriffe der sowjetischen Eroberer Berlins stehen im Kontrast zu den überschwänglichen Gefühlen von Befreiung und Errettung aus Krieg und Untergang. Am 8.Mai 1945 notiert die Zwangsarbeiterin Agnes Humbert: Es ist vorbei, Hitler ist besiegt! Zwischen Ausbrüchen von Jazzmusik sendet das Radio die Hurras und Freudenrufe delirierender Massen, mal in Paris, mal in London – und wir stimmen mit ein, schreiend vor Freude. Und dann tanzen wir. Ich habe auch beim Kriegsende 1918 getanzt, aber 1918 wusste ich nicht was es bedeutet zu leiden und das Leiden anderer zu erleben. Jetzt, wo ich es weiß, tanze ich intensiver, ich lache intensiver – und ich hasse intensiver!
Do, 15. Mär · 00:40-02:10 · arte
Elser – Er hätte die Welt verändert
1932: Georg Elser ist Schreiner und lebt in Konstanz ein unbeschwertes Leben. Um den Vater beim Betrieb des Bauernhofs zu unterstützen, muss er in sein Heimatdorf Königsbronn zurückkehren. Hier spitzt sich die politische Lage merklich zu. Die Meldepflicht wird verschärft und die Bewohner sind bereit, sich gegenseitig zu denunzieren. In der Dorfkneipe kommt es zu Prügeleien zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten. An einem solchen Abend lernt er die schöne Elsa kennen. Die beiden verlieben sich sofort ineinander. Elsa ist jedoch mit dem Säufer Erich verheiratet, der sie schlägt und vergewaltigt. Heimlich treffen sie sich und planen ein gemeinsames Leben. Doch dazu kommt es nicht … Die politischen Ereignisse überschlagen sich und lassen kaum mehr Raum für die Träume von privatem Glück. Elsers Freund Schurr, Mitglied der KPD, wird von den Nazis verhaftet und zum Zwangsarbeiter gemacht. Auf dem Dorfplatz wird Lore öffentlich dafür gedemütigt, einen Juden zum Freund zu haben. Dem Nationalsozialismus kann man sich im Dorf bald nicht mehr entziehen und Elser wird immer klarer, dass er etwas tun muss. Und zwar etwas Radikales. Er baut einen Sprengsatz, den er im Münchner Bürgerbräukeller platziert und der während einer Rede Hitlers explodieren soll. Leider ist Hitlers Rede an diesem Abend kürzer als gewöhnlich und die Bombe verfehlt ihn um einige Minuten. Elser versucht in die Schweiz zu gelangen und wird festgenommen. In tagelangen Verhören unter schwerster Folter bleibt er bei seiner Aussage, die Bombe alleine gebaut zu haben. Elser wird die letzten Jahre bis zu seiner Hinrichtung im KZ verbringen.
Do, 15. Mär · 22:25-00:50 · 3sat
Der Untergang
Die Münchnerin Traudl Junge nimmt im November 1942 eine Stelle als Privatsekretärin Adolf Hitlers an. Sie folgt ihm im April 1945 in den Führerbunker der Berliner Reichskanzlei. Der Film basiert auf den Aufzeichnungen, die Traudl Junge kurz vor ihrem Tod veröffentlichte, und auf der Hitlerbiografie „Der Untergang“ des Publizisten Joachim Fest. In seinem minuziösen Doku-Drama entdämonisiert Regisseur Oliver Hirschbiegel den Diktator. Während draußen die Rote Armee vorrückt und die dezimierten deutschen Truppen im Häuserkampf aufreibt, bereitet Eva Braun im Bunker ein Fest zu Hitlers 56. Geburtstag vor. Bei dem Sektempfang bitten prominente Nazis ihren „Führer“, Berlin zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Doch von Kapitulation will Hitler nichts wissen. Mit Armeen, die nur in seiner Fantasie existieren, will er immer noch den „Endsieg“ herbeiführen. Weil Reichsinnenminister Himmler eigenmächtig mit den Alliierten verhandelt, lässt Hitler dessen Adjutanten Fegelein, Eva Brauns Schwager, exekutieren. Albert Speer, Rüstungsminister, Lieblingsarchitekt und treuer Gefolgsmann, teilt dem Führer mit, dass er aus Rücksicht auf die Zivilbevölkerung den Befehl missachtet habe, dem Feind „verbrannte Erde“ zu hinterlassen. Erschüttert von diesem Vertrauensbruch, beginnt der Führer zu weinen. Als es keinen Ausweg mehr gibt, diktiert er Traudl Junge sein Testament und heiratet Eva Braun. Hitler lässt sich von Professor Haase den Gebrauch von Zyankali erklären und erteilt seinem persönlichen Adjutanten Günsche den Auftrag, seinen Leichnam zu verbrennen. Nach Hitlers Tod tötet Magda Goebbels ihre sechs Kinder. Danach erschießt Goebbels, bis zuletzt glühender Verehrer Hitlers, seine Frau und dann sich selbst. Mit knapper Not entkommt Traudl Junge dem Inferno.
Do, 15. Mär · 23:15-00:45 · SWR
Carl Laemmle – Ein Leben wie im Kino
Carl Laemmle, ein oberschwäbischer Jude, gründet Hollywood. Er gilt als bedeutender Filmpionier. Historiker, Filmexperten und Nachfahren sprechen über seine Bedeutung für das Kino von heute. Das Porträt würdigt Carl Laemmle auch als den Menschen, der mit seinen Bürgschaften Hunderte von Juden vor den Nazis rettete. Nach dem Tod der Mutter gibt es für Carl Laemmle, einen armen jüdischen Jungen aus dem schwäbischen Laupheim, kein Halten mehr: Er entflieht der oberschwäbischen Provinz und wandert nach Amerika aus. Dort macht er eine Karriere wie aus dem Bilderbuch. Er kauft eine Hühnerfarm bei Los Angeles und gründet dort Universal Pictures. Dies ist die Geburtsstunde von Hollywood. Carl Laemmle ist der erste, der die Bedeutung von Leinwandstars für das Kino entdeckt. Filmklassiker wie „Dracula“ oder „Frankenstein“ werden in seinem Studio gedreht, aber auch Meilensteine der Kinogeschichte wie „Im Westen nichts Neues“. Laemmle ist ein fleißiger Schaffer und Strippenzieher, aber auch ein Spieler. Als Universal in die Krise gerät, setzt Lämmle alles auf eine Karte – und verliert. Wenig bekannt ist die Tatsache, dass Carl Laemmle in den folgenden Jahren Hunderte von deutschen Juden vor den Nazis rettet. Er übernimmt Bürgschaften und sorgt dafür, dass diese Menschen nach Amerika ausreisen dürfen. Die Dokumentation ist eine bewegende Spurensuche an Originalschauplätzen. Wie erinnert seine Heimatstadt Laupheim an den großen Sohn? Welche Rolle spielt Laemmle tatsächlich für das große Kino und was ist von ihm in Hollywood geblieben? Experten äußern sich zu seinen bahnbrechenden Filmen. Seine Nachfahren sammeln heute noch in den USA alles, was an Spuren zu finden ist. Und Sandy Einstein aus der Nähe von San Franzisco, Sohn eines jüdischen Auswanderers, sagt: „Ohne Carl Laemmle wäre meine Familie ausgelöscht worden.“