Synagoge, Friedhof und jüdisches Museum in Ermreuth

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In unserer neuen Artikelreihe stellen wir Relikte des fränkischen Landjudentums vor. Jahrhundertealte aufgelassene Friedhöfe, Gebäude, die einst als Synagogen dienten, aber auch andere steinerne Zeugnisse, wie etwa Inschriften oder Symbole. Das Landjudentum ist schon lange nicht mehr existent. Bereits im 19. Jahrhundert lösten sich zahlreiche der kleinen Gemeinden auf. Die restlichen wurden während des Nationalsozialismus liquidiert. Doch vereinzelt gab es nach 1945 erneut jüdisches Leben auf dem Land – davon zeugen die Hachscharot-Kibbuzim, Bauernschulen, in denen Überlebende der Shoa für ihre Zukunft in Erez Israel ausgebildet wurden…

Ostseite der Ermreuther Synagoge, Foto: nurinst-archiv

Synagoge, Friedhof und jüdisches Museum in Ermreuth

Die ersten Juden siedelten sich wahrscheinlich nach der Vertreibung aus den Reichsstädten zum Ende des 15. Jahrhunderts in Ermreuth (Landkreis Forchheim) an. Bis ins 18. Jahrhundert lebten jedoch nur einige Familien in der oberfränkischen Ortschaft. Erst in der dritten Dekade des 19. Jahrhunderts stieg die Anzahl der jüdischen Bürger für kurze Zeit auf über 200 an, das entsprach rund einem Drittel der Einwohnerschaft. Die Mehrheit der Juden verdiente ihr Brot als Hausierer oder war im Vieh- und Hopfenhandel tätig. In dieser Zeit unterhielt die jüdische Gemeinde bis 1916 auch eine eigene Religions- und Elementarschule. Die Schließung der Bildungseinrichtung war der starken Abwanderung der jüdischen Bevölkerung in die Städte geschuldet. Um 1920 lebten nur noch 25 Juden in Ermreuth. Zehn Jahre später verfügte die Gemeinde über kein Minjan mehr.

Der an einem Hang, nordöstlich des Ortes, gelegene Friedhof wurde bereits 1711 angelegt und musste mehrmals erweitert werden, zuletzt im Jahre 1862. Zurzeit sind noch 223 Grabsteine erhalten, der älteste stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert. Die erste Synagoge wurde 1738 errichtet, sie wich um 1820 herum einem Sandsteinbau, der bis heute existiert. Während der Pogromnacht 1938 wurde das Gotteshaus zwar demoliert, jedoch aufgrund der engen Umbauung nicht in Brand gesteckt. Schon 1936 war es zu einer Schändung des Friedhofes gekommen.

Der jüdische Friedhof in Ermreuth, Foto: nurinst-archiv

Ab 1938 diente das Synagogengebäude als Lagerschuppen, bis es Mitte der 1970er Jahre von der Marktgemeinde Neunkirchen am Brand, seit 1972 ist Ermreuth ein Ortsteil, erworben wurde. Nachdem die Kommune jahrelang verschiedene Nutzungsarten diskutiert hatte, u. a. die Einrichtung eines Kindergartens, setzte sich die Idee durch, das Gebäude zu renovieren und zukünftig als ein Haus der Begegnung und als Museum für die jüdische Geschichte der Region zu nutzen. Seit Sommer 1994 finden in der ehemaligen Synagoge regelmäßig Ausstellungen, Konzerte und Vorträge statt.

http://www.synagoge-museum-ermreuth.de/

Innenraum der wiederhergestellten Synagoge mit Bima und Thora-Schrein, Foto: nurinst-archiv

Anfahrt:

Von Nürnberg mit der Regionalbahn R 21 nach Igensdorf, dann umsteigen in Bus 223 nach Ermreuth.  Info: Verkehrsverbund Großraum Nürnberg

Von Nürnberg B 2 in Richtung Norden bis Igensdorf, links abbiegen auf Staatsstraße 2236, Richtung Kunreuth bis zur Abzweigung Ermreuth.

Nach Besichtigung der Synagoge und des Friedhofs empfiehlt sich eine Wanderung nach Weißenohe. Von dort ist eine Rückfahrt nach Nürnberg mit der Regionalbahn R 21 möglich.

Einkehr:

Klosterbrauerei Weißenohe

Quellen:

Rajaa Nadler, Der jüdische Friedhof Ermreuth, Forchheim 1998.
Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918–1945. Geschichte und Zerstörung, München 1979.
Gerhard Philipp Wolf, Ermreuth, in: Gerhard Philipp Wolf/Walter Tausendpfund, Jüdisches Leben in der Fränkischen Schweiz, Erlangen 1997.

Index – Juden in Franken – ein historischer Überblick