Die neuen Fernsehtipps

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Vom 01.-15. September 2017…

Fr, 1. Sep · 00:00-01:05 · RBB
Der Fall Gleiwitz

„Ich werde propagandistischen Anlass zur Auslösung des Krieges geben, gleichgültig ob glaubhaft“, so Adolf Hitler am 22. August 1939 vor den Oberbefehlshabern der Wehrmacht. Zur gleichen Zeit spricht Hitler der Welt gegenüber noch von der Rettung des Friedens. „Der Fall Gleiwitz“ liefert den Beweis der faschistischen Doppelzüngigkeit. 31. August 1939. Aus einer SS-Schule fahren sechs ehemalige Volksdeutsche aus Polen nach Gleiwitz, um einen Mann namens Helmut Naujocks (Hannjo Hasse) zu treffen. Am gleichen Tag in Berlin, um 12.40 Uhr, erlässt Adolf Hitler die Weisung Nr. 1: Der Angriff gegen Polen ist nach den für den „Fall Weiß“ getroffenen Vorbereitungen durchzuführen. Angriffstag: 1. September 1939, Angriffszeit: 4.45 Uhr. In seiner Gleiwitzer Villa beschließt, ebenfalls um die Mittagszeit des gleichen Tages, SS-Hauptsturmführer und Gestapomann Naujocks, ins Kino zu gehen. Durch SS-Führer Müller (Herwart Grosse) weiß er um die Ereignisse der nächsten Stunden. Es beunruhigt ihn überhaupt nicht. Beunruhigt dagegen ist der namenlose KZ-Häftling (Hilmar Thate), der gerade seine Suppe löffelt. Sie ist gut, und er weiß, es ist seine Henkersmahlzeit. Danach wird er an das Kommando „Birke“ überstellt und am 1. September 1939 das tote Beweisstück der „polnischen Provokation“ sein. 1. September 1939, 4.45 Uhr. Polnische Soldaten, deutsche SS in polnischen Uniformen, stürmen den Sender Gleiwitz. Für die deutsche Wehrmacht Anlass, die Grenze nach Polen zu überschreiten. Es ist der Beginn des 2. Weltkrieges.

Fr, 1. Sep · 09:35-10:55 · arte
Sigmaringen, Hauptstadt Frankreichs

September 1944: Die Mitglieder des mit Nazi-Deutschland kollaborierenden Vichy-Regimes werden von Hitler ins Exil nach Deutschland versetzt. Hitler erklärt Sigmaringen zur „provisorischen Hauptstadt des deutschen Frankreichs“. Er konfisziert Schloss Sigmaringen von der Fürstenfamilie Hohenzollern und überlässt es Staatschef Marschall Pétain, Ministerpräsident Pierre Laval, Staatssekretär Fernand de Brinon, dem „Architekten“ der Kollaboration, dem Chef der französischen Miliz Joseph Darnand, Arbeitsminister Marcel Déat und dem Verleger und Journalisten Jean Luchaire für die Planung eines sogenannten „neuen Europas“. Verzweifelt klammert sich die Kollaborationsregierung an den Glauben, dass Hitler ihre Feinde besiegen und den Krieg gewinnen wird. Acht Monate dauert diese merkwürdige Episode. In und um Sigmaringen entsteht eine französische Kolonie mit Armeeangehörigen, Beamten und Anhängern des Vichy-Regimes, Kollaborateuren und ihren Familien. Die deutschen Einwohner erleben die neuen Nachbarn als linientreue Nazis. In Schloss Sigmaringen taktieren die Mitglieder der „Regierungskommission“ auf verlorenem Posten und versuchen, das „deutsche Frankreich“ aus der Ferne aufrechtzuerhalten. Nachtragender Groll und alte Feindseligkeiten machen die Aufgabe nicht leichter: De Brinon, Luchaire, Déat und Darnand zerstreiten sich, geeint nur in ihrem Hass gegen Laval, der wiederum gegen Pétain intrigiert. Der Dokumentarfilm wirft einen spannenden Blick hinter die Kulissen eines dunklen Kapitels der französischen Geschichte während der letzten Monate vor dem Untergang Nazi-Deutschlands.

Fr, 1. Sep · 19:40-20:15 · arte
Re: Kreativ gegen Hass – Schluss mit Hetze im Internet

Der Berliner Satiriker Shahak Shapira ist bekannt für seine provokanten Aktionen. „Yolocaust“, wofür er Selfies, die Touristen vor dem Holocaust-Mahnmal in Berlin fotografiert haben, in Aufnahmen von Konzentrationslager hinein montierte, ging medial um die Welt. Seine neueste Aktion richtet sich gegen Hasskommentare im Internet: sexistische, rassistische oder antisemitische. Hasskommentare kennt er als Jude leider nur zu gut und der Hass im Internet nimmt zu, sagt Shapira. Viele antisemitische oder rassistische Kommentare auf Twitter oder Facebook werden von den Betreibern nicht, oder erst sehr spät entfernt. In Deutschland soll jetzt ein neues Gesetz die Internetplattformen dazu verpflichten, konsequenter gegen den Hass vorzugehen. Vielen reicht das nicht aus, sie werden lieber selbst aktiv. Unter ihnen ist auch der Ex-Neonazi Kevin Müller, der beide Seiten des Hasses kennt. Früher hat er selbst Hass verbreitet, heute engagiert er sich dagegen – und ist dabei ein großer Fan von Shapira. Bei dessen neuester Provokation, einer Art Guerilla-Aktion vor der Twitter-Zentrale in Hamburg, möchte Kevin gerne unterstützen.

Fr, 1. Sep · 21:00-22:30 · ARD-alpha
München 1970 – Als der Terror zu uns kam

Fast jeder erinnert sich an das Attentat auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München. Doch bereits zweieinhalb Jahre zuvor hat München wegen Terroranschlägen im Blickpunkt der Öffentlichkeit gestanden: Flugzeugentführungen, Paketbomben und ein Brandanschlag. Der Film zeigt, dass die blutigen zwölf Tage im Februar 1970 eine Warnung hätten sein müssen. Das Panorama setzt sich aus privaten Foto- und Filmarchiven zusammen, aus wiedergefundenen privaten Dokumenten des Autors, aus der Schilderung von Hinterbliebenen und Aussagen früherer Bombenleger der linken Szene. Weder die versuchte Entführung einer EL-AL-Maschine am 10. Februar 1970 mit einem Toten und mehreren Schwerverletzten noch die Brandstiftung in einem jüdischen Altenheim drei Tage später mit sieben Toten, die meisten Holocaustüberlebende, noch der doppelte Bombenanschlag auf zwei Flugzeuge der Austrian Airline und der Swissair am 21. Februar 1970 sind im Gedächtnis, obwohl es sich um die größte antisemitische Anschlagserie handelt, die es in Deutschland nach dem Ende des Nationalsozialismus gegeben hat. Im Mittelpunkt der sehr persönlich gehaltenen Filmdokumentation von Georg M. Hafner steht ein Opfer, das das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein: ein Passagier der Swissair-Maschine, der als Fernsehjournalist über den Nahost-Konflikt berichtete und auf dem Weg nach Tel Aviv war – Rudolf Crisolli, der Onkel des Autors. Er war der Kollateralschaden für eine vermeintlich gute Sache, für den angeblich gerechten Kampf um einen palästinensischen Staat. Aber wer hatte beschlossen, dass sein Tod gerecht ist? Wer ist für seinen Tod verantwortlich? Die Suche nach Antworten auf diese persönlichen Fragen führt mitten hinein in das politische Klima der 70er Jahre, das Erbe der 68er Bewegung, die Radikalisierung der linken Bewegung und die Anfänge des modernen Terrorismus. Der Film zeigt eindrucksvoll, dass die blutigen zwölf Tage im Februar 1970 eine Warnung hätten sein müssen. Stattdessen aber wurden alle Vorboten verdrängt, um die heiteren Spiele, mit denen Deutschland die Erinnerung an die Nazi-Olympiade 1936 tilgen wollte, atmosphärisch nicht zu belasten.

Sa, 2. Sep · 06:25-08:00 · One
Belle & Sebastian

Zweiter Weltkrieg, 1943: Frankreich ist fest in deutscher Hand. Sogar das entlegene Dorf in den Savoyer Alpen, in dem der siebenjährige Waisenjunge Sebastian (Félix Bossuet) bei dem alten Schäfer César (Tchéky Karyo) lebt, ist besetzt. Dort soll der deutsche Leutnant Peters (Andreas Pietschmann) verhindern, dass Juden bei der Flucht in die nahe Schweiz geholfen wird. Die Dorfbewohner unterstützen die Verfolgten heimlich, doch sie müssen sich nicht nur vor den Deutschen hüten: Fieberhaft suchen sie nach einer Bestie, die Nacht für Nacht ihre Schafe reißt. Als Sebastian eines Tages einem verwilderten Pyrenäenhund gegenübersteht, weiß er sofort: Diese Streunerin, die von ihrem früheren Besitzer gequält wurde, ist kein Monster. Weil ihr graues Fell nach einem Bad im Fluss schneeweiß glänzt, nennt er sie liebevoll ‚Belle‘. Doch von seiner neuen Gefährtin darf niemand wissen, denn die Dorfbewohner wollen sie töten. Bei einer Treibjagd wird die Hündin angeschossen, nur mit knapper Not kann Sebastian ihr das Leben retten. Dabei werden die beiden in ein weiteres Abenteuer verstrickt: Eine jüdische Familie, die von deutschen Soldaten verfolgt wird, braucht ihre Hilfe. Mit Belles Spürsinn gilt es, einen Weg über den verschneiten Hochgebirgspass zu finden. Regisseur Nicolas Vanier gelang mit ‚Belle & Sebastian‘ ein atemberaubender Kinder- und Jugendfilm. Der Franzose verlegte die Geschichte, die auf einem Kinderbuch von Cécile Aubry basiert, von den 1960er Jahren in den Zweiten Weltkrieg. So verbinden sich in der Geschichte zwei Stränge: die angefeindete Freundschaft zwischen dem Waisenjungen und einem vermeintlichen Monster sowie die Not der vor dem Holocaust flüchtenden Juden. Für Vanier, der schon mit ‚Der letzte Trapper‘ und ‚Der Junge und der Wolf‘ sein Gespür für eindringliche Naturbilder unter Beweis gestellt hat, ist die Berglandschaft auch diesmal mehr als nur eine imposante Kulisse: Bereits als Hauptdarsteller Félix Bossuet in der ersten Szene an einer Steilwand abgeseilt wird, ist zu spüren, dass die erhabene Bergwelt ein Teil der mitreißenden Geschichte sein wird.

So, 3. Sep · 17:30-18:00 · Das Erste (ARD)
Gott und die Welt: Wir kriegen dich! Pfarrer im Visier der Rechten

Mitten in der Nacht wird ein Pfarrer in der Nähe von Aachen niedergeschlagen. Pfarrer Charles Cervigne ist dafür bekannt, dass er sich seit Jahren um Geflüchtete kümmert und auch Kirchenasyl organisiert. In seiner Studentenzeit bekämpfte er bereits rechtsradikale Umtriebe. Als die Flüchtlingswelle ihren Höhepunkt hatte, wird Cervigne massiv von rechten Schlägern angefeindet und bedroht, dieses Mal machen sie ernst. An seiner Haustür wird er niedergeknüppelt. Ohne Spuren zu hinterlassen tauchen die Täter ab. Der Angriff ruft die Gemeindeglieder auf den Plan. Sie organisieren sich, um das Pfarrhaus zu bewachen und ihren Pfarrer zu beschützen. Charles Cervigne lässt sich nicht beirren: „Wenn wir die Gnade Gottes erwarten, müssen wir Menschen erst einmal anfangen, selbst gnädig untereinander zu sein.“ In der Südheide wird Pfarrer Wilfried Manneke am frühen Morgen von seinem Sohn auf eine Brandspur am Haus aufmerksam gemacht. Der zwölfjährige Junge will gerade zur Schule gehen, als er die Spuren des Angriffs auf sein Elternhaus bemerkt. Ein Molotow-Cocktail hätte einen Brand entfachen und die Familie in Lebensgefahr bringen können. Der Geistliche, dem der Anschlag gilt, ist seit Jahren bekannt für sein Eintreten gegen Rechts. Vor dem Anschlag ist Pfarrer Manneke EKD-Auslandspfarrer in Südafrika, noch zur Zeit der Apartheid. Was er in Südafrika erlebt, macht ihn sensibel auch für Formen des Rassismus in seiner Heimat Deutschland. Als er 1995 nach Unterlüß in der Südheide kommt, schließt er sich sofort den Protesten gegen das Neonazi-Zentrum „Hetendorf 13“ an. Wilfried Manneke ist sich auch nach dem Anschlag auf sein Pfarrhaus sicher: Nichts wird ihn davon abhalten, sich auch künftig den Nazis in den Weg zu stellen. „Wir kriegen Dich bald!“, diesen Satz hört Pfarrer Michael Kleim in Gera immer wieder – auch nachts am Telefon. Kleim fühlt sich schon lange bedroht. Sein Briefkasten wird gesprengt, zudem ist er Gewaltaufrufen im Internet ausgesetzt. Der Kampf gegen Rechts wird wider Willen zu seinem Lebensthema. Schon in der DDR hatte er sich für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt. Pfarrer Kleim ist der Meinung: Auch heute lohnt es sich, für Demokratie und Menschenrechte zu kämpfen.

Mo, 4. Sep · 00:10-01:40 · Das Erste (ARD)
Diplomatie

Im August 1944 lässt der gerade als Stadtkommandant eingesetzte General Dietrich von Choltitz gemäß dem Befehl Hitlers alles vorbereiten, um Paris zu zerstören, bevor die Allierten die Hauptstadt Frankreich zurückerobern. In der Nacht bevor die Sprengungen beginnen, sucht der schwedische Generalkonsul Raoul Nordling den deutschen General in seiner Suite im Hotel Meurice auf und verstrickt ihn in ein Gespräch über Verantwortung und Gehorsam, über Ruhm oder Schande, die Choltitz erwarten – je nachdem wie er handeln wird. Als Nordling verspricht, für die Sicherheit von Choltitz‘ von Sippenhaft bedrohter Familie zu sorgen, verweigert Choltitz den Befehl und rettet Paris. Vorlage für „Diplomatie“ ist ein gleichnamiges Theaterstück, das seit 2010 in Paris mit großem Erfolg gezeigt wird. Die Theater-Schauspieler André Dussolier und Niels Arestrup werden auch in Volker Schloendorffs kammerspielartiger Filmadaption von Cyril Gélys Drama die Antipoden Nordling und von Choltitz spielen. René Clément hat in „Brennt Paris“ von 1966 dieses Duell zweier ungleicher Männer bereits behandelt. Damals waren Orson Welles und Gert Fröbe diese Rollen anvertraut.

Mo, 4. Sep · 23:45-00:30 · Das Erste (ARD)
Kreuz ohne Haken – Die Kirche und die Rechten

Neonazis erstürmen in Dortmund kurz vor Weihnachten den Turm der Reinoldi-Kirche im Zentrum der Stadt. Oben feuern sie Leuchtraketen ab und hängen ein islamfeindliches Banner auf: eine bewusste Provokation. Die Bilder verbreiten sich rasch. Sie stehen symbolisch für einen Konflikt, der die beiden christlichen Kirchen beschäftigt wie seit vielen Jahren kein Thema mehr, die Auseinandersetzung mit den Rechten. Durch ihre klare Position in der Flüchtlingsfrage haben sich die Kirchen Feinde gemacht und sind Angriffen von Rechts ausgesetzt. Beleidigungen, Morddrohungen, Körperverletzung – das ist der Preis, den viele Pfarrerinnen, Pastoren und Priester für ihr Engagement für Flüchtlinge bezahlen müssen. Wie gehen die Kirchen mit dieser Situation um? Und was bedeuten solche Angriffe für die betroffenen Geistlichen und ihre Vorgesetzten? Kurz vor der Bundestagswahl wird diese Frage besonders wichtig. Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte könnte eine rechte Partei in den Bundestag einziehen. Kirchen sind auch da, um den Menschen Antworten zu geben. Aber welche Antwort geben sie auf die erstarkte Rechte in Deutschland? Und wie politisch darf Kirche überhaupt sein? Durch das Aufkommen der AfD hat sich das gesellschaftliche Klima verändert. „Es gibt auf allen Ebenen eine Verschiebung. Rechte Kräfte sind stärker geworden. Und das spüren alle, auch die Kirche.“, meint der katholische Politikwissenschaftler Andreas Püttmann. Was erleben Geistliche, die sich schon seit Jahren im Kampf gegen Rechts engagieren? Wie umgehen mit rechten Christen, die in die AfD eingetreten sind? Und wer steckt hinter der Kirchturmbesetzung in Dortmund? Ein Film über die Kirche im Kreuzfeuer rechter Extremisten und Populisten – und ihre Suche nach Antworten.

Mi, 6. Sep · 23:25-00:15 · WDR
1973. Jom Kippur. Ein Krieg im Oktober

Kriegstagebuch Kapitel 1 – Am 6. Oktober 1973 starteten Ägypten und Syrien an einem der höchsten jüdischen Feiertage, dem Jom Kippur, einen Überraschungsangriff gegen Israel. Die Streitkräfte rückten auf den Sinai und die Golanhöhen vor. Auf fesselnde Art dokumentiert die zweiteilige Dokumentation mit seltenen Archivaufnahmen und Originalaussagen die Beweggründe, Zweifel und die innersten Überzeugungen jener beiden Staats- und Regierungschefs, die ihre Länder damals in den Krieg führten: Golda Meir und Muhammad Anwar as-Sadat. Am 6. Oktober 1973 starteten Ägypten und Syrien an einem der höchsten jüdischen Feiertage, dem Jom Kippur, einen Überraschungsangriff gegen Israel. Die Streitkräfte rückten auf den Sinai und die Golanhöhen vor. Auf fesselnde Art dokumentiert die zweiteilige Dokumentation mit seltenen Archivaufnahmen und Originalaussagen die Beweggründe, Zweifel und die innersten Überzeugungen jener beiden Staats- und Regierungschefs, die ihre Länder damals in den Krieg führten: Golda Meir und Muhammad Anwar as-Sadat. – Folge 1: Kriegstagebuch Kapitel 1 Der erste Teil der Dokumentation zeigt, warum der damals neue ägyptische Staatschef Muhammad Anwar as-Sadat in Abstimmung mit seinem syrischen Amtskollegen Hafiz al-Assad den Überraschungsangriff auf Israel plante. Anhand zahlreicher geheim gehaltener diplomatischer Dokumente aus der Zeit, darunter Protokolle, Gesprächsmitschnitte und Telefonate, werden auch die Geheimverhandlungen im Vorfeld des Krieges nachgezeichnet. In der Machart eines Thrillers veranschaulicht der Dokumentarfilm die Beweggründe und Ziele der politischen Akteure. Schwerpunkt bei WDR.DOK: Die 70er Der WDR sendet den Film in der Reihe „Die 70er“. Zehn Wochen lang rückt WDR.DOK Ereignisse und Menschen in den Fokus, die Deutschland und die Welt in den 70er Jahren gesellschaftspolitisch bewegt haben. Immer mittwochs ab 23:25 Uhr vom 16.8. bis zum 18.10.2017.

Do, 7. Sep · 00:15-01:10 · WDR
1973. Jom Kippur. Ein Krieg im Oktober

Kriegstagebuch Kapitel 2 – Am 6. Oktober 1973 starteten Ägypten und Syrien an einem der höchsten jüdischen Feiertage, dem Jom Kippur, einen Überraschungsangriff gegen Israel. Die Streitkräfte rückten auf den Sinai und die Golanhöhen vor. Auf fesselnde Art dokumentiert die zweiteilige Dokumentation mit seltenen Archivaufnahmen und Originalaussagen die Beweggründe, Zweifel und die innersten Überzeugungen jener beiden Staats- und Regierungschefs, die ihre Länder damals in den Krieg führten: Golda Meir und Muhammad Anwar as-Sadat.

Fr, 8. Sep · 20:15-21:44 · arte
Ich werde nicht schweigen

Norddeutschland 1948: Die junge Kriegswitwe Margarete Oelkers bringt sich und ihre beiden Söhne als Modellschneiderin mehr schlecht als recht durch. Die ihr zustehende Kriegswitwenrente erhält sie nicht, weil ihr eine Bestätigung über die Beschäftigung ihres Mannes beim Gesundheitsamt verweigert wird. Als sie deshalb auf dem Fürsorgeamt die Kontrolle verliert, wird sie von Dr. Ahrens, dem ehemaligen Vorgesetzten ihres Mannes, mit der Diagnose Schizophrenie in die Heil- und Pflegeanstalt in Wehnen eingewiesen. Die beiden Kinder kommen zu Margaretes Schwester aufs Land. Ein ganzes Jahr verbringt Margarete in der Anstalt und wird dort „behandelt“. Nach ihrer Entlassung wird sie unter die Vormundschaft eines Nachbarn mit brauner Vergangenheit gestellt. Traumatisiert kehrt Margarete in ihre alte Wohnung zurück und kämpft um ihre Rehabilitierung und das Sorgerecht für ihre Kinder. Sie fordert von den behandelnden Ärzten eine Bescheinigung, nie an Schizophrenie erkrankt zu sein. Doch dazu müsste Dr. Ahrens, Leiter des Gesundheitsamtes und früherer Chef ihres Mannes, eine Fehldiagnose einräumen. Margarete freundet sich mit Antje an, einer jungen Frau, deren Mutter während des Nazi-Regimes in Wehnen verstorben ist. Bald ahnt Margarete, dass in Wehnen mit den Kranken Ungeheuerliches passiert ist. Sie beginnt, die Aufzeichnungen ihres Mannes zu verstehen, der offenbar Vernachlässigung und bewusstes Tothungern ausgewählter Patienten in Wehnen heimlich dokumentierte. Sie sammelt all ihren Mut und stellt Dr. Ahrens zur Rede. Doch Ahrens lässt sich nicht so leicht einschüchtern.

So, 10. Sep · 22:15-23:50 · arte
Du sollst nicht langweilen: Billy Wilder

Er war zweifellos einer der größten Regisseure und Drehbuchschreiber Hollywoods: Geboren als Samuel Wilder in Galizien, floh Billy Wilder als junger Reporter aus Berlin vor den Nazis. Über Paris ging es nach New York und schließlich schaffte er es bis nach Los Angeles. Billy Wilder hat an vielen Orten gelebt; wirklich angekommen ist er schließlich in Hollywood. Das Porträt zeigt den Menschen hinter dem großen Namen, bietet einen Blick in den Maschinenpark der Traumfabrik, in ihr Getriebe und ihre Wirkmechanismen. Es bietet einen Einblick in das Leben und die Denkweise eines filmischen Genies. Der Film lässt Wilder in zahllosen Originalaufnahmen selbst zu Wort kommen. Weggefährten und Zeitgenossen erinnern sich an ihn in exklusiven, neu gedrehten Interviews. Unter anderem äußern sich der Regisseur Volker Schlöndorff, der Schauspieler Mario Adorf, die Schauspielerin Marthe Keller und Paul Diamond, der Sohn des wichtigsten Mitarbeiters von Billy Wilder, des Drehbuchautors I. A. L. Diamond. Mit Trailern und Filmausschnitten seiner großen Werke dokumentiert und analysiert der Film Wilders Schaffen. Sein ungeheures Standing in der Branche beweisen Gespräche. Wilders Zitate, manchmal voller Sarkasmus, manchmal voller liebenswertem Humor, werfen Schlaglichter auf sein Leben. Das filmische Porträt zeigt die Schauplätze dieser Erinnerungen und beweist, dass Billy Wilder einer der größten Drehbuchautoren und Regisseure Hollywoods war. Es porträtiert ein Jahrhundert bewegter Zeitgeschichte und einen Menschen, der vor allem eins war: nicht langweilig.

Mo, 11. Sep · 23:35-01:05 · MDR
Laconia (1/2)

Juli 1942. Die Münchnerin Hildegard Schmidt (Franka Potente) befindet sich auf der Flucht vor den Nazis, die ihren Bruder wegen regimekritischer Äußerungen umgebracht haben. In Kairo geht die 28-Jährige mit gefälschten Papieren als Hilda Smith an Bord der „Laconia“, einem ehemaligen Kreuzfahrtdampfer, der auf Kurs um das Kap der Guten Hoffnung britische Flüchtlinge und 1.600 italienische Kriegsgefangene nach Liverpool bringen soll. Auf dem Schiff lebt sie in permanenter Angst, als Deutsche – und damit als Feindin – enttarnt zu werden. Sie freundet sich mit dem britischen Offizier Thomas Mortimer (Andrew Buchan) an, der durch Zufall ihre wahre Identität aufdeckt. Doch ihm bleibt keine Gelegenheit, ihr Geheimnis preiszugeben: Ein deutsches U-Boot, das den Auftrag hat, alliierte Nachschubtransporte für den Nahen Osten zu bekämpfen, sichtet die „Laconia“. 600 Seemeilen vor der westafrikanischen Küste feuert U 156 drei Torpedos auf den vermeintlichen Truppentransporter ab und versenkt ihn. Nach dem Auftauchen bietet sich Kapitän Hartenstein (Ken Duken) und seiner Mannschaft ein Bild des Grauens. Statt der vermuteten 200 Mann Besatzung kämpfen im kalten Wasser 2.000 Menschen, darunter Frauen und Kinder, verzweifelt ums Überleben. Gegen den Rat seines besorgten Bordingenieurs Rostau (Matthias Koeberlin) entschließt Hartenstein sich zu einer Hilfsaktion. Ungeachtet ihrer Nationalität lässt er die Überlebenden bergen, ihre Rettungsboote werden mit U 156 vertäut. Der couragierte Kapitän erbittet internationale Hilfe. Doch durch die unverschlüsselte Mitteilung seiner genauen Koordinaten setzt er seine Mannschaft einer tödlichen Gefahr aus. Zwischen den Fronten befindet sich auch Hilda, deren sechs Monate altes Baby im Meer ertrunken ist.

Mi, 13. Sep · 22:45-23:55 · BR
Die Weltherrschaft

Die Themenfelder reichen von manipulierten Wahlen, Chemtrails, Klimalüge, inszenierten Terroranschlägen bis zu totaler Überwachung. Fake News dominieren Diskussionen am Stammtisch ebenso wie auf Social-Media-Plattformen. Der Dokumentarfilm „Die Weltherrschaft“ von Fritz Ofner entlarvt die Mechanismen von Verschwörungstheorien und macht sie damit durchschaubar. Bewusst gestreute Falschmeldungen haben einen massiven Anteil an neuen, absurden Verschwörungstheorien. Fake-News-Produzenten zeigen und erklären ihr Geschäft und bieten damit Einblicke in einen nahezu industriellen Umgang mit der bezahlten Produktion von Falschmeldungen. Verschwörungstheorien sind Alltag – und Verschwörungstheoretiker mitten unter uns. Die Themenfelder reichen von manipulierten Wahlen, Chemtrails, Klimalüge, inszenierten Terroranschlägen bis zu totaler Überwachung. Fake News dominieren Diskussionen am Stammtisch ebenso wie auf Social-Media-Plattformen. Der Dokumentarfilm „Die Weltherrschaft“ von Fritz Ofner entlarvt die Mechanismen von Verschwörungstheorien und macht sie damit durchschaubar. Bewusst gestreute Falschmeldungen haben einen massiven Anteil an neuen, absurden Verschwörungstheorien. Fake-News-Produzenten zeigen und erklären ihr Geschäft und bieten damit Einblicke in einen nahezu industriellen Umgang mit der bezahlten Produktion von Falschmeldungen. Vielfach werden gängige Verschwörungstheorien wie die angeblich gefälschte erste Mondlandung gekoppelt mit der Botschaft, der oder die Einzelne sei auch nicht mehr als eine hilflose Marionette im Weltentheater, gesteuert von Kleingruppen mächtiger Individuen, die hinter den Kulissen die Fäden zögen. Ob Illuminaten, Freimaurer, das Pharmakartell oder die Juden – Geheimgesellschaften hätten Machtzentren wie Politik und Medien infiltriert und steuerten sie. Dabei gehe es ihnen um nichts Geringeres als die Weltherrschaft. In der 70-minütigen TV-Doku geht es um konspirative Welterklärungen und Fragen, die sich stellen: Wie entstehen Verschwörungstheorien und Fake News im Social-Media-Zeitalter? Wie werden sie verbreitet, und wer profitiert davon? Was erzählen sie uns über uns selbst und die Zeit, in der wir leben? Die Autoren haben auf der Suche nach Antworten führende Verschwörungstheoretiker, Historiker, Philosophen, Psychologen, Netzwerkforscher und Fake-News-Produzenten in Paris, Wien, New York oder Skopje besucht. Zum Projekt gehört seit Juni 2017 auch ein Onlineangebot. Mit dem Online-Baukasten für Verschwörungstheorien gelingt ein interaktiver, spielerisch-satirischer Zugang zum Thema. Methoden und Nutznießer von Verschwörungstheorien sollen leichter durchschaubar werden, indem der Nutzer die immer wiederkehrenden Strukturen und Motive populärer Verschwörungstheorien durchleuchtet. Insgesamt können 192 satirische Verschwörungsvideos mit insgesamt fast 400 Minuten Content zusammengebaut werden. Die Videos, die aus insgesamt vier Bausteinen bestehen – Verschwörer, Ziel, Methode, Beweis -, können unter www.dieweltherrschaft.net im Web und auf mobilen Endgeräten und Desktopbrowser frei kombiniert und dann über Soziale Medien weiter geteilt werden.

Sa, 2. Sep · 20:15-21:45 · PHOENIX
Vom Traum zum Terror

„Das war der schrecklichste Tag meiner langen Amtszeit als Mitglied der Bundesregierung. Ich wünsche jedem anderen Menschen, dass er eine solche Erfahrung nie machen muss.“ So erinnert sich Hans-Dietrich Genscher, damals Bundesinnenminister, an den Terrorangriff auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München 1972. In diesem Film berichtet er erstmals ausführlich über die Diskussionen im Krisenstab und seine persönlichen Empfindungen angesichts des weltweit ersten Terroranschlags vor laufenden Kameras.Die Olympischen Spiele 1972 in München sind ein Wendepunkt der deutschen Geschichte: Am 5. September nehmen palästinensische Terroristen im olympischen Dorf israelische Sportler als Geiseln. Der Anschlag auf die olympische „Familie“ und das Blutbad auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck zerstören den Traum vom friedlichen, sicheren Deutschland, das die Schatten der Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Beim dilettantischen Befreiungsversuch durch deutsche Sicherheitskräfte werden alle Geiseln, ein Polizist und fünf Terroristen getötet. Im Zentrum des Films steht, neben den Abläufen im olympischen Dorf und in Fürstenfeldbruck, die Diskussion der Sportler und Funktionäre über die Frage, die damals viele Menschen bewegte: Dürfen die Olympischen Spiele angesichts des Terrors weitergehen? Die wichtigsten Akteure wie Hans-Dietrich Genscher oder Walther Tröger, Bürgermeister des olympischen Dorfes, sprechen über die Entscheidungen des Krisenstabs. Sportlerinnen wie Heide Rosendahl und ihre Freundin, die israelische Athletin Esther Roth-Shachamarow, berichten von ihrer Angst und Hilflosigkeit, aber auch von der Solidarität der Sportler während der Geiselnahme. Polizisten, die im Einsatz unmittelbaren Kontakt zu den Terroristen und Geiseln hatten, erinnern sich an die fatalen Situationen. In diesem Doku-Drama schildern die Autoren Marc Brasse und Florian Huber („Schabowskis Zettel“) auch die Ereignisse aus der Sicht und Gefühlslage von Sportlern, Funktionären, Polizisten und Politikern, die die dramatischen Stunden selbst miterlebt haben. Brasse und Huber haben bislang unveröffentlichte Filmaufnahmen der israelischen Olympiamannschaft und private Bilder von Besuchern der Olympischen Spiele in München entdeckt. Auch die Fotos von Hubschrauberpilot Klaus Bechler unmittelbar nach dem Debakel in Fürstenfeldbruck wurden bisher noch nie veröffentlicht. In Spielszenen stellen u. a. Peter Lohmeyer (als Walther Tröger), Stephanie Stumph (als Esther Roth-Shachamarow), Stephan Luca (als Polizist Heinz Hohensinn, Mitglied des Sonderkommandos), Matthias Koeberlin (als Klaus Bechler, Hubschrauberpilot des Bundesgrenzschutzes) und Michael Brandner (als Hans-Dietrich Genscher) nach, was den Kameras verborgen blieb. Dadurch werden z. B. die Beratungen des Krisenstabs, das Bangen der israelischen Sportler um ihre Kameraden und die Diskussionen unter den deutschen Athleten um den Abbruch der Spiele aufwendig inszeniert. Die Szenen basieren auf ausführlichen Interviews mit den Zeitzeugen. So entsteht das beklemmend authentische Bild der schlimmsten 24 Stunden im Leben von Hans-Dietrich Genscher und all derer, die München 1972 bis heute nicht vergessen und verarbeitet haben.

Di, 5. Sep · 21:45-22:30 · ARD-alpha
„Wir wollen Anerkennung und dass so etwas nie wieder passiert“ – Ankie Spitzer zur Einweihung der neuen Gedenkstätte für die Opfer des Olympia-Attentats

Sie war die Ehefrau des israelischen Fechttrainers André Spitzer, eine der 11 israelischen Geiseln, die beim Münchner Olympia-Attentat 1972 ums Leben kamen. Seitdem hat sich Ankie Spitzer unermüdlich für die vollständige Aufklärung, für Wiedergutmachung und das Aufrechterhalten der Erinnerung eingesetzt. In dem Gespräch blickt sie noch einmal zurück und zieht Bilanz. Dass nun im Olympiapark in München eine Gedenkstätte für die Opfer errichtet wurde, mache sie „überglücklich“, sagt Ankie Spitzer. Sie war die Ehefrau des israelischen Fechttrainers André Spitzer, der eine der elf israelischen Geiseln war, die beim Attentat während der Olympischen Sommerspiele 1972 in München ums Leben kamen. Seitdem hat sich Ankie Spitzer unermüdlich für die vollständige Aufklärung, für Wiedergutmachung und das Aufrechterhalten der Erinnerung eingesetzt. In dem sehr persönlichen Gespräch blickt sie noch einmal zurück und zieht Bilanz. Dass nun im Olympiapark eine neue Gedenkstätte für die Opfer eingeweiht wird, mache sie „überglücklich“, sagt Ankie Spitzer. Allerdings hält sie die Hintergründe der Geiselnahme durch palästinensischen Terroristen und der katastrophal gescheiterten Befreiungsaktion noch längst nicht für vollständig aufgeklärt.

Mi, 6. Sep · 01:40-02:05 · 3sat
Der Kampf gegen den Terror – Von Israel lernen?

Das Selbstmordattentat vom Mai 2017 in Manchester macht fassungslos – und wirft die Frage auf: Lassen sich solche Taten verhindern? Reporter Simon Christen ist nach Israel gereist, um herauszufinden, ob wir etwas lernen können aus Israels Erfahrung im Umgang mit Terror. Von einem Land, das sich Demokratie und Rechtsstaat verpflichtet fühlt, das aber immer wieder massiv in der Kritik steht. „In Israel kennen wir das seit vielen Jahren. Das hat mit der ersten Intifada angefangen. 1988. Und jetzt kommt dieses Phänomen auch in Europa an. Gesteuert vom IS“, sagt Yaakov Perry mit Blick auf die jüngsten Anschläge. Perry arbeitete 30 Jahre lang für den israelischen Inlandgeheimdienst Shin Bet, sechs Jahre war er der Direktor der Behörde. Er ist sich sicher: „Kein Zweifel, dass es noch schlimmer wird in Europa.“ Europa tut sich schwer mit dem Kampf gegen den Terror. Auch aus der Angst heraus, seine moralische Integrität zu verlieren. Aber können wir diesen Kampf mit sauberen Händen gewinnen? „Wie definieren Sie saubere Hände?“, fragt Perry zurück.

Di, 12. Sep · 22:05-22:48 · MDR
Nazi-Karrieren in der DDR?

„Die Nazis waren doch alle im Westen“ – dies war und ist häufig die landläufige Meinung über den Verbleib nationalsozialistischer Täter und Mitläufer nach dem Zweiten Weltkrieg. Sind aber tatsächlich alle Nazis, die sich in der SBZ und der DDR aufhielten, ihren gerechten Strafen zugeführt worden oder frühzeitig in den Westen gegangen? Der Film von Christian Schulz und Claudia Gründer wirft einen kritischen Blick auf den „einzigen antifaschistischen deutschen Staat“ und auf dessen tatsächlichen Umgang mit Alt-Nazis, NSDAP-Mitgliedern, Mitläufern und Kriegsverbrechern, kurz: mit dem braunen Erbe der DDR. „Die Nazis waren doch alle im Westen“ – dies war und ist häufig die landläufige Meinung über den Verbleib nationalsozialistischer Täter und Mitläufer nach dem Zweiten Weltkrieg. Sind aber tatsächlich alle Nazis, die sich in der SBZ und der DDR aufhielten, ihren gerechten Strafen zugeführt worden oder frühzeitig in den Westen gegangen? Oder gab es auch in den Biografien manches Ostdeutschen braune Schatten? Schlagzeilen aus diesem Jahr: Die Zentralstelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen ermittelt in neuen Fällen gegen ehemaliges KZ-Personal, wohnhaft in West- wie in Ostdeutschland. In Neubrandenburg steht ein ehemaliger KZ-Sanitäter vor Gericht und in Halle ermittelt man lediglich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr gegen einen in der DDR hochgeachteten Statistikprofessor, der als SS-Mann im KZ Auschwitz diente. Warum hatten diese Männer ausgerechnet in der antifaschistischen DDR keine Verfolgung zu fürchten? Eine wichtige Rolle beim Verdrängen und unter Verschluss halten von braunen Vergangenheiten spielte die Stasi. Eine Sonderabteilung, untergebracht in einer Villa in Hohenschönhausen, beherbergte das sogenannte „Nazi-Archiv“- über 10 Kilometer Aktenregale mit Material für den Propagandakampf gegen den Westen, aber auch mit Informationen über die eigenen Alt-Nazis. Warum wurden einige öffentlichkeitswirksam verfolgt, andere absichtlich nicht? Ausgerechnet der staatlich verordnete Antifaschismus entpuppt sich in der Nachschau als ein wesentliches Hemmnis der Aufarbeitung und Strafverfolgung. Der Film von Christian Schulz und Claudia Gründer wirft einen kritischen Blick auf den „einzigen antifaschistischen deutschen Staat“ und auf dessen tatsächlichen Umgang mit Alt-Nazis, NSDAP-Mitgliedern, Mitläufern und Kriegsverbrechern, kurz: mit dem braunen Erbe der DDR.

Do, 14. Sep · 00:35-02:30 · arte
Ich habe ein Gedicht

Der fünfjährige Yoav hat in seinem jungen Alter eine bereits sehr ausgeprägte poetische Ader. Seine Gedichte, die ihm intuitiv zuzufliegen scheinen, sind durchwirkt von einer Atmosphäre tiefer Liebe und Hoffnung. Seine Erzieherinnen sind verzaubert und schreiben seine Worte auf. Während Miri, die Schauspielerin werden möchte, die Gedichte bei ihren Vorsprechen verwendet, diskutiert Nira diese in ihrer Lyrikgruppe. Dabei lässt sie die anderen glauben, die Gedichte stammten aus ihrer Hand. Da niemand Verdacht schöpft, ist sie von Yoavs Talent umso mehr überzeugt. Als sie bei dessen alleinerziehendem Vater auf taube Ohren stößt, beginnt Nira, Yoav auf eigene Faust auf sehr unkonventionelle Weise zu fördern – indem sie sich unter anderem selbst schlägt oder eine Ameise tötet, um ihm zu zeigen, was Schmerz und Trauer bedeuten. Ihr Engagement und ihre Zuneigung dem Jungen gegenüber entwickeln sich unmerklich hin zu einer Obsession. Der Film lässt nichts anderes zu, als den Zuschauer in den Bann zu ziehen und sich ebenfalls von dem jungen Yoav verzaubern zu lassen, der von Avi Shnaidman beeindruckend und berührend verkörpert wird. Auch eine autobiografische Komponente verleiht dem Film besondere Authentizität, da die Gedichte von Navid Lapid stammen, der sie in ähnlichem Alter wie Yoav verfasste.
© Itiel Zion Nadav Lapids „„Ich habe ein Gedicht““ wurde auf zahlreichen Filmfestivals gezeigt und gewann Preise beim Buenos Aires International Festival of Independent Cinema, Jerusalem Film Festival, Seville European Film Festival und Taipei Film Festival.

Do, 14. Sep · 01:55-03:30 · Das Erste (ARD)
Ein Sommer in New York

Der verwitwete College-Professor Walter führt ein zurückgezogenes, von alltäglicher Routine bestimmtes Leben. Doch als er nach Jahren erstmals wieder nach New York in seine dortige Wohnung reist, erlebt er eine Überraschung: Dem syrischen Musiker Tarek und seiner Freundin Zainab wurde das Apartment als leerstehend vermietet. Nach dem ersten Schreck gewährt Walter dem Paar Unterkunft. Bald entwickelt sich zwischen den dreien eine ungewöhnliche Freundschaft und Walter lernt einen ganz neuen Blick auf das Leben kennen. Doch dann wird Tarek verhaftet und soll abgeschoben werden. Die nuancenreiche Charakterstudie wurde mehrfach preisgekrönt, Hauptdarsteller Richard Jenkins erhielt eine Oscar-Nominierung. Seit dem Tod seiner Frau hat der Wirtschaftsprofessor Walter Vale (Richard Jenkins) sich fast völlig aus dem Leben zurückgezogen. Jahr für Jahr gibt er am Connecticut College den immer gleichen Kurs und arbeitet halbherzig an seinem ersten Buch. Gelegentlich nimmt er Klavierstunden, als Erinnerung an seine verstorbene Frau, die eine begabte Konzertpianistin war. Erst als der menschenscheue Professor zu einer Konferenz nach New York geschickt wird, kommt unerwartet Bewegung in sein Leben – denn als Walter nach Jahren erstmals wieder sein altes Apartment in Manhattan betritt, erlebt er eine Überraschung: In der Wohnung lebt auf einmal ein junges, ihm völlig unbekanntes Paar. Es stellt sich heraus, dass ein Betrüger dem syrischen Musiker Tarek (Haaz Sleiman) und der senegalesischen Designerin Zainab (Danai Gurira) das Apartment vermietet hat. Die beiden packen eilig ihre Habseligkeiten und ziehen sofort aus – als illegale Einwanderer wollen sie jeden Konflikt mit der Polizei vermeiden. Doch Walter merkt sofort, dass sie nirgends bleiben können, und gewährt ihnen vorerst Unterkunft. Im Lauf der Tage entwickelt sich aus der ungewöhnlichen Wohngemeinschaft ganz langsam eine ebenso ungewöhnliche Freundschaft. Tarek bringt Walter das Djembé-Trommelspiel bei und besucht mit ihm andere Musiker im Central Park. Durch diese Begegnungen gewinnt Walter allmählich etwas Lebensfreude zurück. Dann aber wird Tarek durch ein Missverständnis in der U-Bahn verhaftet – und landet in Abschiebehaft. Walter engagiert einen Anwalt und kümmert sich um Zainab, die ihren Freund aus Angst vor den Behörden nicht einmal besuchen kann. Als Tareks Mutter Mouna (Hiam Abbass) aus Michigan anreist, lässt Walter sie bei sich wohnen. Sie lebt seit vielen Jahren in den USA, ebenfalls ohne Papiere. Zwischen ihr und Walter entwickelt sich eine stille Zuneigung. Fast scheint es, als könne der scheue Walter mit der ähnlich zurückhaltenden Mouna ein neues Glück finden. Aber die Mühlen der amerikanischen Einwanderungsbehörden mahlen gnadenlos. Das herausragend gespielte, humanistische Drama behandelt auf feinfühlige Weise Themen wie Identität, Emigration und die Atmosphäre im Amerika nach den Terroranschlägen vom 11. September. Im Mittelpunkt stehen dabei ganz gewöhnliche Menschen, die mit ungewöhnlichen Situationen konfrontiert werden. An den Kinokassen avancierte der mit geringem Budget realisierte Film zu einem Überraschungserfolg. Hauptdarsteller Richard Jenkins erhielt für seine Leistung eine Oscar-Nominierung. In einer Nebenrolle ist die israelisch-arabische Charakterdarstellerin Hiam Abbass zu sehen.