In unserer neuen Artikelreihe stellen wir Relikte des fränkischen Landjudentums vor. Jahrhundertealte aufgelassene Friedhöfe, Gebäude, die einst als Synagogen dienten, aber auch andere steinerne Zeugnisse, wie etwa Inschriften oder Symbole. Das Landjudentum ist schon lange nicht mehr existent. Bereits im 19. Jahrhundert lösten sich zahlreiche der kleinen Gemeinden auf. Die restlichen wurden während des Nationalsozialismus liquidiert. Doch vereinzelt gab es nach 1945 erneut jüdisches Leben auf dem Land – davon zeugen die Hachscharot-Kibbuzim, Bauernschulen, in denen Überlebende der Shoa für ihre Zukunft in Erez Israel ausgebildet wurden…
Buttenheim
„Der früheste Zeitpunkt einer jüdischen Ansiedlung in Buttenheim ist urkundlich nicht fassbar“, schreibt der Volkskundler Klaus Guth. Möglicherweise ließen sich einzelne Juden schon im 15. und 16. Jahrhundert in der Marktgemeinde nieder, doch erst für das 17. Jahrhundert ist die Anwesenheit einiger jüdischer Familien in Buttenheim dokumentiert.
Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts begruben die Juden von Buttenheim ihre Toten auf dem jüdischen Friedhof in Zeckern. 1819 wurde die eigene Begräbnisstätte auf einem vom Gemeindevorstand gestifteten Grundstück außerhalb der Ortschaft angelegt. Noch im selben Jahr fand die erste Beerdigung statt, die letzte im Jahr 1938. Der Friedhof wurde während der NS-Zeit mehrfach geschändet – das Tahara-Haus (Leichenwaschhaus) und rund 280 Grabsteine sind noch erhalten. Auch das Gebäude der 1740 erbauten Synagoge steht noch, jedoch wurde das Haus nach dem Verkauf 1937 mehrfach umgebaut und ist als Gotteshaus nicht mehr zu erkennen. Die jüdische Gemeinde Buttenheim hatte sich aufgrund der massiven Binnenwanderung – nach Aufhebung der Matrikelgesetze – und durch die Auswanderung in die USA bereits 1892 aufgelöst. Unter den Emigranten befand sich auch der 1829 geborene Löb Strauss, der später unter dem Namen Levi Strauss als „Erfinder“ der Blue Jeans Weltruhm erlangte. Seine Leben und Wirken sowie die Geschichte der Buttenheimer Landjuden werden im Levi-Strauss-Museum nacherzählt, das in seinem Geburtshaus in der Marktstr. 31-33 untergebracht ist.
Auch nach Auflösung der jüdischen Gemeinde lebten in Buttenheim noch einige Juden, die zur Gemeinde Hirschaid gehörten. Alle zwischen 1934 und 1939 Ansässigen gelang die Flucht in die Emigration.
Der Friedhof liegt nördlich von Buttenheim auf einer Anhöhe am Waldrand. Von der Ortsmitte die Straße in Richtung Seigendorf, zirka in der Mitte, zweigt rechts ein Forstweg ab.
Mit einem Besuch der Bierkeller oder Wirtshäuser der beiden örtlichen Brauereien St. Georgen Bräu oder Löwenbräu kann man den Tag ausklingen lassen. (jgt)
Anfahrt:
A73, Ausfahrt Buttenheim bzw. mit der S 1 von Nürnberg oder Bamberg, Ausstieg Buttenheim
http://levi-strauss-museum.de/
https://www.hagalil.com/archiv/2007/12/jeans.htm
Quellen:
Klaus Guth, Jüdische Landgemeinden in Oberfranken 1800–1942, Bamberg 1988.
Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918–1945. Geschichte und Zerstörung, München 1979.