Gebäudeprojektion antisemitischer Straftaten und Vorfälle

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Ob Beleidigungen in der U-Bahn, die Ablehnung in einem Restaurant bedient zu werden, Sachbeschädigungen an jüdischen Einrichtungen, Hasskommentare im Netz oder gewalttätige Übergriffe auf offener Straße: Antisemitische Gewalt geschieht täglich und wird dennoch von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen…

Die Amadeu Antonio Stiftung legt die einzige, deutschlandweit recherchierte Chronik antisemitischer Vorfälle und Straftaten an. Um die Öffentlichkeit zu informieren und für das Thema zu sensibilisieren führt sie im Rahmen der bundesweit größten Kampagne gegen Antisemitismus, den »Aktionswochen gegen Antisemitismus«, in mehreren Städten Projektionen der Chronik an öffentlichen Gebäudefassaden durch.

Die Beispiele antisemitischer Vorfälle aus der Chronik zeigen den alltäglichen Antisemitismus, den Jüd_innen in den unterschiedlichsten Formen erleben. Anetta Kahane, Vorsitzende der Stiftung, bezeichnet antisemitische Gewalt als eine gravierende alltägliche Bedrohung, die das demokratische Zusammenleben der Gesellschaft gefährdet: „Die Erfassung antisemitischer Vorfälle zeigt, wie reale Bedrohung von Juden heute aussieht. Antisemitismus ist kein Nebenkonflikt in einem globalen Klassenkampf, er ist menschengemacht, und er hat tiefe Wurzeln in der Geschichte der Menschheit. Und wie zu allen Zeiten gefährdet er nicht nur die Juden, sondern jeglichen Weg zum Fortschritt.“

In Berlin konnte der Friedrichstadt-Palast als Partner für die Projektion am 28.11.2016 um 17.30 Uhr gewonnen werden. Anetta Kahane (Stiftungsvorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung) und Volker Beck (MdB Bündnis 90/Die Grünen) werden in den Abend einführen.

Zum Hintergrund:

Zum 14. Mal finden die »Aktionswochen gegen Antisemitismus« statt. Die bundesweit größte Kampagne gegen Antisemitismus wurde in der Vergangenheit von der Amadeu Antonio Stiftung organisiert. Dieses Jahr finden die Aktionswochen erstmals in Kooperation mit dem Anne Frank Zentrum statt. Organisationen und Initiativen in ganz Deutschland nehmen daran teil. Im Rahmen der Aktionswochen finden bis Anfang Dezember Workshops, Konzerte, Jugendbegegnungen, Gebäudeprojektionen und weitere Veranstaltungen statt.

Alle Veranstaltungen sind online zu finden unter: http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/die-stiftung-aktiv/kampagnen/aktionswochen-gegen-antisemitismus/veranstaltungskalender-2016/

Über 300 Veranstaltungen mit 120 Partnern und Partnerinnen aus allen Bundesländern sind bereits für die diesjährigen Aktionswochen mit unterschiedlichsten Veranstaltungsformaten angemeldet. Sie orientieren sich dabei u.a. an folgenden Schwerpunktthemen:

  • Antisemitische Verschwörungsmythen
  • Hetze gegen Jüd_innen im Netz
  • Antisemitismus in Deutschland durch die steigende Anzahl von Zugewanderten aus Ländern, deren politische Führung „anti-israelische/anti-jüdische“ Haltungen proklamiert

Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung erklärt antisemitische Verschwörungsmythen zu einer der gravierendsten Formen des modernen Antisemitismus: „Die Verschwörungsideologie ist die Mutter alles Post-Faktischen, von dem heute so viele im Zusammenhang mit Donald Trump reden. Ohne das Post-oder Antifaktische würden Verschwörungsfantasien nicht funktionieren. Und wir leben heute in einer Zeit, in der schräge Welterklärungen und wilde Spekulationen, an deren Ende immer irgendein Jude die Fäden zieht, zu unserem Alltag gehören. Wer kann da behaupten, Antisemitismus wäre heute nicht relevant?“

Um die Absurdität antisemischer Verschwörungsmythen zu illustrieren, gibt es zu den diesjährigen Aktionswochen gegen Antisemitismus eine durch diese „inspirierte“ Kampagne. Ein Reptil mit Schläfenlocken weist darauf hin, dass Fantasien über und Diffamierungen von Jüd_innen keine Grenzen kennen.

Patrick Siegele, Direktor des Anne Frank Zentrum Berlin, benennt Antisemitismus als eine ständige Gefahr – nicht nur für Jüdinnen und Juden: „Der Antisemitismus in Deutschland hörte 1945 nicht auf. Jüdinnen und Juden sind in ihrem Alltag ständig damit konfrontiert. Und erleben, dass die Bedrohung des Antisemitismus nicht ernst genommen wird. Dabei ist der Antisemitismus nicht nur eine Gefahr für Jüdinnen und Juden, sondern für die demokratische Gesellschaft insgesamt. Mit unseren Veranstaltungen wollen wir aufmerksam machen, aufklären und zeigen, dass jeder etwas gegen Antisemitismus tun kann.“

Eigene Veranstaltungen im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus in Berlin:

  • „You Say Hate, We Say Love!“ Empowerment Barcamp gegen Antisemitismus, Rassismus und Hass im Netz u.a. mit Tarik Tesfu, Juna Grossmann und Jasna Strick am 03.12. 10.30 bis 18 Uhr in der Blogfabrik

Die Gebäudeprojektionen antisemitischer Straftaten und Vorfälle finden mit den Terminen in Berlin und Köln ihren Abschluss:

  • Berlin / 28.11. / 17.30 Uhr Friedrichstadt-Palast
  • Köln / 30.11./ 17Uhr / Wallraf-Richartz-Museum