April April: Die neuen Fernsehtipps

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Für einen Aussteiger aus der Orthodoxen Community gibt es keinen Weg zurück.

Vom 01. bis 15. April 2016…

Fr, 1. Apr · 20:15-21:00 · 3sat
Terror von rechts – die neue Bedrohung

Deutschland, Ende 2015: mehr als 500 Mal wurden Flüchtlingsunterkünfte angegriffen, mehr als doppelt so viele als im Vorjahr. Der Rechtsterrorismus ist so stark wie nie zuvor. Wie gehen Ermittlungsbehörden und Justiz damit um? Die Recherche lässt erkennen: Oft werden Anschläge banalisiert, Ermittlungsansätze bei Seite geschoben, Täter verharmlost. Gewalttätige Neonazis werden abgetan als „Waffennarren“, „Suffköpfe mit dummen Ideen“. Unter den Angriffen auf Asylunterkünfte waren viele Brandanschläge und – was kaum einer weiß – auch Sprengstoffanschläge. Sogar ein Anschlag mit tödlich wirkenden Sprengladungen wurde von der Polizei zunächst als „Böllerwürfe“ eingestuft. Doch es waren nicht ein paar Silvester-Kracher, sondern selbstgebaute Sprengsätze. Auch bei der Zahl der Verletzten korrigierte sich die Polizei Monate später: Nicht einer, sondern mindestens sieben Menschen wurden verletzt. In einem anderen Fall wurde ein polizeibekannter Rechtsextremist von der Staatsanwaltschaft nicht dem rechten Spektrum zugeordnet. Wegen seiner 1,5 Kilo TNT wollte die Justiz nicht weiter ermitteln, das Verfahren wurde eingestellt. Man könne dem Neonazi schließlich nicht nachweisen, dass er damit eine Bombe bauen wollte. Die Recherchen haben mehrere solche Fälle ans Tageslicht gebracht: Mal wurden die Ermittlungen eingestellt, mal wurde keine Anklage erhoben, mal nicht zugelassen. Oder die Urteile endeten mit Bewährungsstrafen. Ganz aktuell verurteilte die Justiz Neonazis für den Bau einer fertigen Rohrbombe mit tödlicher Splitterwirkung zu Bewährungs- und Geldstrafen. Das Wort „Terror“ wurde weder vom Richter noch seitens der Strafverfolger in den Mund genommen. Die Dokumentation fragt: Wie konsequent geht Deutschland wirklich gegen Rechtsterrorismus vor? Sind Ermittler und Richter auf dem rechten Auge blind? Was macht die Politik? Angeblich greift der Staat hart durch, wie im Oktober 2015 in Bamberg, wo die Polizei Anschläge gegen Asylbewerberheime und Angehörige des linken Spektrums verhinderte. Aber treffen solche Polizeiaktionen nur einige wenige Aktivisten der Szene? Und sonst wird der neue Terror von rechts weiter übersehen und verharmlost?

Sa, 2. Apr · 04:15-05:45 · Einsfestival
Der Tel-Aviv-Krimi: Tod in Berlin

Beziehungstat oder politisch motivierter Mord? In ihrem ersten Fall muss Hauptkommissarin Sara Stein auf dem schmalen Grat zwischen Vorurteilen, falschen Verdächtigungen und enttäuschten Erwartungen die Wahrheit finden. Der Auftakt zu dieser neuen Krimireihe spielt in Berlin und wird in der nächsten Folge in Tel Aviv fortgesetzt. Die junge Berliner Kommissarin Sara Stein (Katharina Lorenz) lebt in Kreuzberg, mittendrin im pulsierenden Brennpunkt so vieler unterschiedlicher Kulturen. Dass sie selbst Jüdin ist, spielte bislang in ihrem Leben eine untergeordnete Rolle, bis sie bei ihrem neuen Fall mit dem Mord an der jungen Israeli Tamar Levi (Hen Yanni) konfrontiert wird. Tamar war ein Star der Berliner Club-Szene, selbstbewusst, lebenshungrig, mit wechselnden Liebschaften. Und sie hat kurz vor ihrem Tod abgetrieben. Grund genug für ihren Freund, den Palästinenser Khalid (Camill Jammal), sie zu töten? Oder steckt der strenggläubige Avigdor (Aram Tafreshian), der Tamar aus Israel gefolgt ist, obwohl er mit ihrer Schwester Ronit (Neta Riskin) verlobt war, hinter der Tat? Oder hat das Verbrechen einen politischen Hintergrund? Für Sara eine Gratwanderung. Zum ersten Mal handelt sie nicht allein als Hauptkommissarin Sara Stein, sondern auch als Jüdin, zumindest in den Augen ihrer Umgebung. Eine unerwartete Wendung nimmt das Geschehen, als Khalid seinen Vater Tarik (Ramin Yazdani) beschuldigt und dieser den Mord gesteht. Fall gelöst? Für Sara eine viel zu einfache Lösung. Sie spürt, dass etwas nicht stimmt, und ermittelt beharrlich weiter. Sie verbeißt sich regelrecht in den Fall, auch wenn darunter ihr Privatleben leidet. Denn ausgerechnet jetzt lernt sie den israelischen Musiker David Shapiro (Itay Tiran) kennen, der sich auf den ersten Blick in sie verliebt – und sie sich in ihn. Führt ihr Weg sie nach Israel?

Sa, 2. Apr · 08:45-09:30 · Einsfestival
Ich bin nicht Charlie – Die Gefahr aus den Pariser Vorstädte

Wie kommt es, dass sich Jugendliche radikalisieren und zu Mördern im Namen Allahs werden? Die Karikaturisten der französischen Zeitschrift Charlie Hebdo wurden von jungen Muslimen getötet, die in Frankreich aufgewachsen sind. Die Kluft ist groß zwischen muslimischen Vierteln der „Banlieues“ (Vorstädte) und der „etablierten“ französischen Gesellschaft. Wo liegen die Ursachen für das Auseinanderdriften? Der Film sucht in der Pariser Vorstadt Evry nach Antworten, wenige Monate nach der schrecklichen Tat. In Evry sagen viele Jugendliche, die Morde an den Karikaturisten haben sie nicht schockiert. Manche meinen sogar, sie seien eine gute Sache – so könnten die Opfer wenigstens nicht weiter „unseren Propheten beleidigen“. Auch Mohamed. Er spielt die Anschläge herunter und sagt, Frauen mit Kopftuch würden ständig in der Metro angepöbelt und angegriffen. Darum kümmere sich niemand. Er hat eine Ausbildung bei einer muslimischen Organisation absolviert. Sein Wunsch ist es, Imam zu werden. Anders als Mohamed möchte der 19-jährige Imad eine weltliche Laufbahn einschlagen und eine Handelsschule besuchen. Aber auch er ist nicht Charlie: Welchen Sinn hat es, den Propheten zu beleidigen, fragt er sich? Wir treffen Charles Aka. Er ist Sozialarbeiter und er kannte Amedy Coulibaly, der im Supermarkt für koschere Lebensmittel ein Blutbad angerichtet hat. Wir zeigen, dass viele dieser Geschichten einmal am selben Punkt angefangen haben: In den Vorstädten, dort, wo inzwischen für jüdische Familien kaum noch Platz ist. Sie fürchten, der nächste Anschlag könnte ihnen gelten. Es wird deutlich: Auch für sie ist Frankreich immer weniger eine Heimat.

Sa, 2. Apr · 10:45-11:38 · arte
Das Ende des Erhabenen Staates (1/2), Vielvölkerstaat versus Osmanisches Reich

Sechs Jahrhunderte lang war das Osmanische Reich eine Großmacht, die sich über drei Kontinente und die sieben Weltmeere erstreckte. Ein riesiges Reich, Ort heiliger Stätten, Heimat der drei monotheistischen Weltreligionen, mit einer Vielzahl an Sprachen, Kulturen und Religionen, das seinesgleichen sucht – und in weniger als einem Jahrhundert zu Fall gebracht wurde. Auf seinen Trümmern ist die Welt von heute entstanden. Wer die Geschichte kennt und versteht, wird auch die politischen, religiösen und ethnischen Konflikte von heute verstehen – sei es in Bosnien-Herzegowina, im Kosovo, der Türkei, im Libanon, in Syrien, Israel, Palästina oder im Irak. Im Laufe der knapp hundert Jahre von der Unabhängigkeit Griechenlands 1830 bis zu den Balkankriegen zwischen 1912 und 1913 hat sich das Osmanische Reich nach fast 500-jähriger Präsenz auf dem Balkan endgültig aus Europa zurückgezogen. Die gemeinsame Vergangenheit wird von nationalen Geschichtsschreibern zwar oftmals heruntergespielt, aber die Balkanstaaten sind, wie Mark Mazower von der Columbia University hervorhebt, vom komplexen Zusammenleben christlicher, muslimischer und jüdischer Völker eindeutig geprägt. Vielleicht handelte es sich eher um ein „Nebeneinanderher-Leben“, das auf den im Osmanischen Millet-System organisierten Glaubensgemeinschaften basierte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts haben sich die religiösen Identitäten der Region dann langsam zu klaren nationalen Identitäten hin entwickelt, die Menschen sahen sich fortan als Serben, Griechen, Bulgaren und so fort. Und diese Identitäten bergen noch heute ein großes Konfliktpotenzial. Das Bestreben der großen europäischen Mächte, sich Ressourcen und Gebiete des Osmanischen Reichs anzueignen, und die Unfähigkeit des Reiches, Reformen umzusetzen, führten zusammen mit dem aufkommenden Nationalismus zum definitiven Ende der Osmanen in Europa. Auch der mächtige Sultan Abdülhamid II., von 1876 bis 1909 an der Macht, konnte daran nichts mehr ändern – er wurde gestürzt. Und mit der nationalistischen Revolution der Jungtürken war das Osmanische Reich endgültig dem Untergang geweiht. Anhand von seltenem Bild- und Filmmaterial sowie von Beiträgen internationaler Historiker wird in dieser zweiteiligen Dokumentation das letzte Jahrhundert des Osmanischen Reichs analysiert und versucht, sein Ende zu verstehen.

Sa, 2. Apr · 11:40-12:33 · arte
Das Ende des Erhabenen Staates (2/2), Der berstende Nahe Osten

Sechs Jahrhunderte lang war das Osmanische Reich eine Großmacht, die sich über drei Kontinente und die sieben Weltmeere erstreckte. Ein riesiges Reich, Ort heiliger Stätten, Heimat der drei monotheistischen Weltreligionen, mit einer Vielzahl an Sprachen, Kulturen und Religionen, das seinesgleichen sucht – und in weniger als einem Jahrhundert zu Fall gebracht wurde. Auf seinen Trümmern ist die Welt von heute entstanden. Wer die Geschichte kennt und versteht, wird auch die politischen, religiösen und ethnischen Konflikte von heute verstehen – sei es in Bosnien-Herzegowina, im Kosovo, der Türkei, im Libanon, in Syrien, Israel, Palästina oder im Irak. Das Osmanische Reich war schon geschwächt, als es 1914 an der Seite von Deutschland und Österreich-Ungarn in den Krieg eintrat. An allen Ecken und Enden des Reiches, das sich mittlerweile auf Kleinasien – Anatolien – und die letzten Provinzen in Syrien, Palästina, Mesopotamien und Hedschas beschränkte, wurde gekämpft. Zu Zeiten dieser Beschränkung auf den „harten anatolischen und muslimischen Kern“ des Osmanischen Reichs, wie der Politologe Hamit Bozarslan es bezeichnet, wird mit der Vernichtung der Armenier, der in Anatolien lebenden Christen, der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts verübt. Vor diesem Hintergrund muss man auch die Versuche des Reichs- nun in den Händen der Jungtürken – sehen, seinen Einfluss auf die verbliebenen arabischen Provinzen zu wahren, die als letzte Bastion angesehen wurden. Aber auch die arabischen Völker waren es leid, zentral von Istanbul aus regiert zu werden, und verfolgten nationale Bestrebungen. Durch die 1916 von Hussein, Scherif von Mekka, angestoßene Revolte wurde die Spaltung besiegelt. Und die Feinde des Reiches wussten die Gunst der Stunde zu nutzen. Briten und Franzosen spielten die Ambitionen der Araber gegenüber den Osmanen aus, nur um anschließend die Versprechen an die arabischen Herrscher schnell wieder zu vergessen und ihren eigenen Vorteil daraus zu ziehen. Was vom Osmanischen Reich noch übrig geblieben war, wurde in künstlich geformte Nationalstaaten mit umstrittenen Grenzen gegossen. Die Entstehung von Ländern wie Libanon, Syrien, Palästina, Transjordanien oder Irak ist vor allem auf das Expansionsstreben der Briten und Franzosen zurückzuführen. Als die Siegermächte 1921 versuchten, das untergehende Osmanische Reich in enge Grenzen zu verweisen, ergriff der türkische Offizier Mustafa Kemal die Führung der starken türkischen Nationalbewegung. Er bekämpfte die Alliierten ebenso wie die letzten treuen Anhänger des Reichs, schaffte das Sultanat ab und rief 1923 die Republik Türkei aus. Um die Gebiete, in denen vormals unterschiedliche Bevölkerungen lebten, zu „homogenisieren“, wies die Türkei mehr als eine Million Christen nach Griechenland aus, von wo aus wiederum die dort noch verbliebene muslimische Bevölkerung deportiert wurde. Dieser Bevölkerungstausch besiegelte endgültig den Sieg der Nationalstaaten über das Osmanische Reich.

Sa, 2. Apr · 18:00-18:30 · 3sat
Mein Kairo

Kairo ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Ägyptens und der Arabischen Welt – und mit 18 Millionen Einwohnern eine der größten Städte weltweit. Seit dem Arabischen Frühling und den Umbrüchen in Ägypten ist Kairo zudem fast täglich in den Schlagzeilen. ORF-Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary, Journalist des Jahres 2013 und 2014, stellt „sein“ Kairo vor. Karim El-Gawhary hat selbst ägyptische Wurzeln, lebt seit mehr als zwei Jahrzehnten in Kairo und berichtet seit Jahren über die dramatischen Entwicklungen im arabischen Raum.

So, 3. Apr · 09:45-10:30 · WDR
Der Pianist Menahem Pressler – Das Leben, das ich liebe

Er war das Herz und die Konstante des weltweit gefeierten Beaux Arts Trios, das über 50 Jahre lang Maßstäbe für die Kammermusik setzte. „Es gab fünf Geiger, es gab drei Cellisten, aber es gibt nur einen Menahem Pressler“, resümiert Daniel Hope, der als Geiger das Trio in den letzten sechs Jahren begleitete. 2008 löste sich das Trio auf, aber wer dachte, Menahem Pressler würde sich zur Ruhe setzen, wurde eines Besseren belehrt: Mit 85 Jahren startete der Ausnahmekünstler noch einmal durch, nahm seine Solokarriere wieder auf und spielt seitdem mit den größten und besten Orchestern der Welt. „Dass ich jetzt in meinem Alter noch ein Solokarriere mache, das ist ein Wunder“, sagt Menahem Pressler selbst. Menahem Pressler hat ein bewegtes Leben. Mit 16 Jahren musste der gebürtige Magdeburger aus Deutschland vor den Nazis fliehen, seine Familie entkam nur knapp der Deportation. Sein Weg führt über Israel nach Amerika. Dort begann er seine Karriere als Pianist, begegnete all den großen Meistern seiner Zeit, ging mit Bruno Walter ins Konzert, trank mit Alma Mahler samstags Tee und zählte Franz Waxmann zu seinem engen Freundeskreis. Mit seinen 91 Jahren stößt er ein Fenster in die Vergangenheit auf und ist doch, mit dem IPad unter dem Arm, ganz im 21. Jahrhundert angekommen. Seine tief empfundene Liebe zur Musik und die Musik selbst scheinen sein Jungbrunnen zu sein. Unermüdlich reist er um die Welt, um Konzerte zu spielen, CDs aufzunehmen, junge Musiker in Meisterkursen zu unterrichten. Sein Alter merkt man ihm nicht an, wenn er mit einem spitzbübischen Lächeln ein Lob ausspricht oder mit großer Strenge kritisiert. Pressler wird nicht müde, seinen Zugang zur Musik jedem Menschen nahe zu bringen. Sein einzigartiger Ton lässt Musikerkollegen wie Daniel Harding oder Leonidas Kavakos ins Schwärmen geraten. „Jeder sollte ihn mindestens einmal in seinem Leben gehört haben“, empfiehlt auch Raphael Merlin, der Cellist des Quatuor Ebène. Nach seinem bewegenden Debüt bei den Berliner Philharmonikern im Januar 2014 hat das Orchester Menahem Pressler erneut eingeladen: er war der Solist in ihrem Silvesterkonzert desselben Jahres.

So, 3. Apr · 18:30-19:13 · arte
Vivaldi: Mandolinenkonzerte

Die Mandoline ist ein wenig bekanntes Zupfinstrument aus der Familie der Lauten. Derzeit macht der preisgekrönte israelische Musiker Avi Avital die Mandoline mit seinen gefeierten Auftritten wieder salonfähig. Bei ARTE ist er zu hören in einem Konzert aus dem prächtigen Herkulessaal des Versailler Schlosses, wo er in Begleitung des Venice Baroque Orchestra eine virtuose Version von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ darbietet. Avi Avital verhilft der Mandoline zu neuer Bekanntheit. Der 1978 in Israel geborene Künstler verlangt seinem Lieblingsinstrument Höchstleistungen ab: Er lotet sämtliche Möglichkeiten aus, verschiebt die Grenzen des Machbaren und erweitert das Repertoire mit eigenen Entwicklungen und völlig neuen Transkriptionen. Seine unermüdliche Arbeit trug Früchte: Er ist Gast der renommiertesten Konzerthäuser weltweit und wurde als erster Mandolinenspieler für einen Grammy nominiert. Ein dynamischer Troubadour der modernen Zeit. Im prachtvollen Rahmen des Château de Versailles interpretiert Avi Avital in Begleitung des Venice Baroque Orchestra Vivaldis Konzerte für Mandoline, einstudiert für sein Album „Vivaldi“ als Hommage an den italienischen Komponisten und die Stadt Venedig. Avi Avital begeistert mit perfekt beherrschten Barockklängen, zugleich leicht und spirituell, einfach und mitreißend. In dem vorliegenden Konzert aus dem Herkulessaal des Versailler Schlosses spielt er unter anderem eine ebenso glanzvolle wie virtuose Version von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Die Mandoline unterstreicht in diesem Stück die Melodiestimme und lässt einige Klangeffekte, wie zum Beispiel die Gewitterblitze, besonders deutlich hervortreten. In den langsamen Sätzen sorgt der kalte Wind – technisch dargeboten als sogenanntes „sul ponticello“ („auf der Brücke“) – beim Zuhören für Gänsehaut. Das Konzert wurde am 27. November 2015 für ARTE aufgezeichnet.

So, 3. Apr · 20:15-22:15 · arte
Der große Diktator

Der prahlerische Despot Adenoid Hynkel herrscht in Tomanien, einem Polizeistaat mit Konzentrationslagern und Ghettos für die jüdische Bevölkerung. Als ein einfacher jüdischer Friseur, der dem Diktator wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelt, aus einem KZ entkommt und mit Hynkel verwechselt wird, kommt es zu überraschenden Ereignissen. Die legendäre Parodie auf Adolf Hitler entstand im Jahre 1940. Chaplin spielt in einer Doppelrolle einen gewitzten jüdischen Barbier und den Despoten Adenoid Hynkel. Hynkel herrscht in Tomanien, einer Mischung aus Operetten- und Polizeistaat mit jüdischen Ghettos und Konzentrationslagern, und plant den Einmarsch ins Nachbarland Austerlich – eine Anspielung auf Österreich. Hiergegen formiert sich in Gestalt des altgedienten Offiziers Schultz heimlicher Widerstand. Schultz sucht im jüdischen Ghetto Unterstützung für seine Attentatspläne. Dabei trifft er auf einen kleinen Friseur, der dem Diktator zum Verwechseln ähnlich sieht und der bei seinem Plan eine entscheidende Rolle spielen soll. „Der große Diktator“ ist Chaplins erster Tonfilm. Adenoid Hynkel ist eine grotesk ins Neurotische verzerrte Karikatur Hitlers. In seiner Autobiografie schrieb der Regisseur später, dass der Film niemals entstanden wäre, wenn er damals die Wahrheit über die deutschen Konzentrationslager gewusst hätte. „Der große Diktator“ ist ein für die amerikanische Filmproduktion der damaligen Zeit äußerst kritischer und mutiger Film. Nach dem Sieg der Alliierten und dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Film in den USA und England zum Kassenschlager. Gleichzeitig verabschiedete Chaplin mit diesem Film die von ihm erfundene Figur des Tramps aus seiner Filmografie. In der Rolle des jüdischen Friseurs blieb er der Pantomime aus alten Stummfilmtagen treu. Hatte er sich vier Jahre zuvor in „Moderne Zeiten“ noch weitgehend der Stilmittel des Stummfilms bedient, so akzeptierte Chaplin mit „Der große Diktator“ endgültig den Tonfilm als künstlerisches Medium.

So, 3. Apr · 23:15-00:00 · PHOENIX
Verbotene Filme – Das Erbe des Nazi-Kinos

Weit über tausend Spielfilme wurden in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus hergestellt. Über 40 NS-Filme sind bis heute nur unter Auflagen zugänglich – sie sind „Vorbehaltsfilme“. Volksverhetzend, kriegsverherrlichend, antisemitisch und rassistisch – so lauten die Begründungen, warum die Filme für die Öffentlichkeit nicht frei zugänglich sind. Urheberrecht und Jugendschutz sind dabei die juristischen Hebel, denn das deutsche Grundgesetz erlaubt keine Zensur. Der Umgang mit ihnen ist umstritten: Bewahren oder entsorgen, freigeben oder verbieten? „Verbotene Filme“ stellt die ?Nazifilme aus dem Giftschrank“ vor und macht sich auf die Suche nach ihrem Mythos, ihrem Publikum und ihrer Wirkung heute – in Deutschland wie im AuslandEine Reise zur dunklen Seite des Kinos. Über die Brisanz der Propagandafilme des Dritten Reichs und ihre Idee eines angemessenen Umgangs damit, geben unter anderem Oskar Roehler, Moshe Zimmermann, Rainer Rother, Margarethe von Trotta, Jörg Jannings, Sonja M. Schultz, Götz Aly sowie Aussteiger aus der Nazi-Szene und Überlebende der Shoah Auskunft.

Mo, 4. Apr · 01:30-03:00 · HR
Menachem und Fred

Menachem und Fred wurden als Manfred und Heinz Mayer in Hoffenheim bei Heidelberg geboren. 1940 wurden sie mit ihren Eltern und 6500 weiteren Juden nach Südfrankreich in das Konzentrationslager Gurs deportiert. Später kamen die Brüder in einem staatlichen französischen Waisenhaus unter, wurden von ihren Eltern getrennt, die sie nie wiedersehen sollten. Der letzte Auftrag der Mutter an den damals zwölfjährigen Manfred war, sich um den drei Jahre jüngeren Bruder zu kümmern. Nach dem Krieg entschieden sich die Brüder für völlig entgegengesetzte Lebenswege: Während Heinz als Frederick Raymes in die USA emigrierte und seine jüdisch-deutsche Herkunft verleugnete, begann Manfred unter seinem hebräischen Namen Menachem ein national-religiöses Leben als orthodoxer Jude in Israel. Über Jahrzehnte hatten die beiden keinen Kontakt – bis die Briefe, die ihnen die Eltern aus dem Lager ins Waisenhaus geschrieben hatten, und die Fred bei einem Umzug wiederentdeckte, sie wieder zusammenbrachten. Ihr Jugendfreund aus Hoffenheim, der spätere SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp, dessen Vater als SA-Truppenführer mitschuldig war an der Deportation, hat ein Wiedersehen der Brüder samt ihrer Familien in Hoffenheim arrangiert und finanziert. Die Brüder Mayer sind inzwischen mit den Hopps befreundet. Der 90-minütige Dokumentarfilm von Ofra Tevet und Ronit Kerstner begleitet Menachem und Fred auf ihrer Reise nach Deutschland, zeigt das erste Familientreffen nach fast 60 Jahren in Hoffenheim und begibt sich mit ihnen auf die Suche nach Spuren ihrer Vergangenheit in Frankreich und Polen. Ein bewegender Film über eine außergewöhnliche Familiengeschichte, zwei völlig gegensätzliche Wege jüdischen Überlebens und eine späte Versöhnung.

Mo, 4. Apr · 02:30-03:25 · PHOENIX
Juden und Muslime. So nah. Und doch so fern! (1/4) Gründen, beginnen: 610 – 721

Die besondere Beziehung zwischen Juden und Moslems in den vergangenen 1.400 Jahren ist Gegenstand dieser vierteiligen Dokumentationsreihe. Sie erzählt von der Entstehung des Islams auf der arabischen Halbinsel im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, von der Maurenherrschaft in Andalusien und im Maghreb, vom Leben der Juden im Osmanischen Reich; und sie referiert die Geschichte Jerusalems bis hin zur Zweiten Intifada. Die erste Folge erzählt vom Beginn des Islams und seiner Ausbreitung im 7. und 8. Jahrhundert. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts erfolgte die Geburt einer neuen monotheistischen Religion, die des Islams. Innerhalb eines Jahrhunderts brachte die junge Religion ein Gebiet von Persien bis Spanien unter ihren Einfluss, war sie doch auch mit einem weltlichen Machtanspruch verbunden. Was bedeutete diese Verbreitung für die Millionen Nicht-Muslime, die in diesem riesigen Reich lebten? Die meisten Polytheisten konvertierten zum Islam, die Völker des Buchs – Juden und Christen also – erhielten den Status von „dhimmi“, der sie gegenüber den Moslems je nach Ort und Epoche unterschiedlich stark schlechter stellte. Doch sie waren frei, ihre Religion weiter auszuüben.Ungeschönt und ohne jede Parteinahme präsentiert diese Dokumentarreihe eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte von Juden und Moslems: das harmonische Zusammenleben im Bagdad der abbasidischen Kalifen, im Andalusien der Umayyadenherrscher und im Osmanischen Reich, aber auch schmerzvolle Episoden wie den Konflikt zwischen den jüdischen Stämmen Medinas und dem Propheten Mohammed und das von Moslems verübte Massaker an den Juden von Granada im Jahr 1066. Dass sich Juden und Moslems als Gegner gegenüberstehen, ist eine gerade einmal 150 Jahre alte Entwicklung. Sie nimmt ihren Ursprung bei den ersten Versuchen westlicher Einflussnahme im Nahen Osten und lässt sich bis zum Beginn der Zweiten Intifada im Herbst des Jahres 2000 weiterverfolgen. Auch die Entstehung des Zionismus und des arabischen Nationalismus trugen ihren Teil dazu bei, die Bande zwischen Juden und Moslems zu zerreißen. Grafische Animationen, Fotografien und Archivaufnahmen veranschaulichen die Erläuterungen zahlreicher international angesehener Forscher, Akademiker und Historiker. Die übrigen Teile folgen im Anschluss.

Di, 5. Apr · 02:20-03:49 · arte
Im Himmel, unter der Erde – Der jüdische Friedhof Weißensee

Im Norden Berlins liegt versteckt in einem Wohngebiet, umgeben von Mauern, ein Urwald aus Bäumen, Rhododendron und Efeu. Zwischen dem wuchernden Grün stehen Tausende Steine – große und kleine, prächtige und verfallene, namenlose und solche mit unentzifferbaren Inschriften. Es ist der Friedhof der Jüdischen Gemeinde von Berlin. Der Jüdische Friedhof Berlin Weißensee gleicht einem Märchenwald und einem Dschungel inmitten der deutschen Hauptstadt. Und er liest sich wie ein Geschichtsbuch. Lang ist die Liste berühmter Künstler, Philosophen, Juristen, Architekten, Ärzte, Religionslehrer und Verleger, die dort beerdigt sind. Der Kaufhausgründer Hermann Tietz gehört dazu, der Maler Lesser Ury, der Hotelier Kempinski, der Verleger Samuel Fischer und Rudolf Mosse, dem einst das größte Verlagshaus Europas gehörte. Dass die ältesten Grabsteine noch stehen, liegt daran, dass ein jüdischer Friedhof für die Ewigkeit angelegt wird. Die Gräber werden nicht eingeebnet. Über 115.000 Menschen sind auf dem Friedhof in Weißensee bestattet. Und dennoch ist er ein höchst lebendiger Ort. Auf dem riesigen Gelände suchen argentinische Großfamilien nach dem Grab eines ihrer Vorfahren. Restauratoren bemalen Gräber mit funkelnden Davidsternen, während der schmächtige Herr in der Friedhofsregistratur einer Busladung Exilanten die Unterlagen zu den Gräbern ihrer Angehörigen aushändigt. Ein Greifvogelexperte zählt den Nachwuchs der hier lebenden Habichte. Und ein 80-Jähriger berichtet, dass er sich an diesem Ort in seine Mitschülerin verliebte – damals vor langer Zeit beim Sportunterricht im Feld A8 – genau an der Stelle, an der sich heute die bunten Gräber der neuen Russen befinden. Der größte jüdische Friedhof Europas, auf dem noch immer bestattet wird, ist inzwischen 130 Jahre alt. Am erstaunlichsten ist, dass weder der Friedhof noch sein Archiv je zerstört worden sind. In Weißensee spielten jüdische Kinder, als es auf den deutschen Straßen zu gefährlich für sie wurde. Einzelne Juden versteckten sich für ein paar Nächte in frisch ausgehobenen Grüften oder dem Kapitell eines Grabmals vor ihren Verfolgern. Nach dem Krieg war es der kleinen Ost-Berliner Gemeinde nicht möglich, den sich ausbreitenden Urwald in Weißensee zu beherrschen. Erst seit der deutschen Einheit versuchen die Mitarbeiter des Friedhofs, Stück für Stück die einzelnen Felder des Friedhofes zurückzuerobern. So ist der Jüdische Friedhof Weißensee ein Paradies für Geschichten-Sammler.

Di, 5. Apr · 13:55-16:15 · arte
Die Nacht der Generale

1942: Die Wehrmacht hat halb Europa überrannt. In Polen probt das Reich für die Weltherrschaft und ranghohe SS-Männer feiern in der Hauptstadt Warschau unweit des jüdischen Ghettos frivole Feste, während die Bevölkerung um ihr Leben bangt. Als eine polnische Prostituierte ermordet in ihrer Wohnung gefunden wird, ruft man zu später Stunde einige deutsche Generäle. Diese stellen die Bewohner des Hauses an den Pranger – man vermutet hinter dem Vorfall eine Aktion des polnischen Widerstands, denn die Tote war in Wirklichkeit eine deutsche Agentin. Doch ein Beobachter hat durch ein Loch in der Flurkammer den Täter gesehen: Ein roter Streifen auf seiner Hose identifiziert ihn unmissverständlich als deutschen General. Der junge Offizier Major Grau wird mit der Aufklärung des Falls beauftragt und trägt einige belastende Indizien zusammen. Und ausgerechnet die drei ranghohen Generäle Tanz, Kahlenberge und von Seidlitz-Gabler haben kein Alibi. Es stellt sich heraus, dass zwar nur einer der Täter ist, jedoch alle etwas zu verbergen haben: Neben der Aufdeckung einer außerehelichen Affäre und der Beteiligung an einem Umsturzplan kann Grau schließlich einen der Generäle des Mordes an der Prostituierten überführen. Doch die erfolgreiche Aufklärung wird ihm zum Verhängnis …

Di, 5. Apr · 20:15-21:42 · arte
Rechts, zwo, drei – Driftet Europa ab?

In Europa haben rechte Parteien Zulauf. Sie hetzen offen gegen Flüchtlinge und fordern eine Rückkehr zu erzkonservativen Werten und nationalistischen Idealen. Die Dokumentation geht dem Phänomen in Kroatien, Polen, Deutschland und Frankreich nach. Sie fragt auch, warum Europas Rechtspopulisten derzeit vor allem vom Fremdenhass und der Angst vor Flüchtlingen profitieren können. Das Gespenst des Rechtspopulismus geht um in Europa. Rechte Parteien, die offen gegen Flüchtlinge hetzen und eine Rückkehr zu nationalistischen Idealen fordern, haben Zulauf. Angesichts steigender Flüchtlingszahlen, vordiktierter Reformen aus Brüssel, einer nicht bewältigten Finanzkrise und überforderter Regierungen in mehreren EU-Staaten, entsteht ein gefährliches Machtvakuum. Driftet Europa nach rechts ab? Die Dokumentation nimmt eine der aktuell größten Krisen in Europa in den Blick. Die Autoren gehen quer durch Europa den Motiven hinter den Stammtischparolen der oft charismatischen und gebildeten Anführer auf den Grund. Furcht vor dem Fremden, Angst vor muslimischer Zuwanderung, Ablehnung demokratischer Strukturen, Wut und Hass auf gewählte Politiker. In Ländern wie Polen, Deutschland oder Frankreich geht es um politische Macht und wachsenden Einfluss – auch auf Europa. Weniger im Fokus, aber sehr brisant: Kroatien. Auch ohne Flüchtlingsprobleme sorgt eine nationalistische Regierung, angesichts einer tiefen Wirtschaftskrise, für rechte Stimmungsmache. Es kommt zu offenem Neonazismus. Was treibt die Anführer der rechten Parteien Europas wirklich an? Welche Folgen hat der Rechtsruck für die demokratischen Gesellschaften und für den Zusammenhalt der Europäischen Union? Ursachen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der rechten Bewegungen werden hinterfragt, wobei sowohl Experten als auch politische Gegner zu Wort kommen. Wie xenophob sind wir – und können wir unsere Furcht vor Fremden überwinden? In einer vertiefenden Analyse zeigen Wissenschaftler, warum Europas Rechtspopulisten aktuell Fremdenhass und die Angst vor Flüchtlingen für sich nutzen können.

Di, 5. Apr · 22:00-23:32 · arte
Die Arier

Der Dokumentarfilm ist eine persönliche Reise auf der Suche nach den Ursprüngen des Arier-Begriffs und dessen Missbrauch durch Rassisten in Deutschland und den USA. Die afrodeutsche Regisseurin Mo Asumang konfrontiert Rassisten mit scheinbar arglosen Fragen, provoziert und irritiert schon allein durch ihre Anwesenheit. Sie sucht nach den Menschen, die hinter der hasserfüllten rechten Ideologie stehen. Hintergrund für den Film ist die Tatsache, dass viele rassistische Aktionen mit dem Wort „Arier“ oder „Aryan“ in Verbindung gebracht werden. Alle 30 Minuten findet in Deutschland eine rechtsextreme Straftat statt. So erhielt die afrodeutsche Regisseurin selbst eine Morddrohung von der Band White Aryan Rebels. Die Unterstützer der NSU-Terrorzelle sind Mitherausgeber des Nazi-Magazins „The Aryan Law & Order“. Bei der mutmaßlichen Rechtsterroristin Beate Zschäpe findet man einen Artikel, der die „arische Rasse“ erklärt. Und in den USA werden unzählige Morde durch „Aryan Hate Groups“ verübt. Die Filmemacherin Mo Asumang findet, es sei an der Zeit, der Sache mit den Ariern auf den Grund zu gehen. In einer persönlichen Reise begibt sie sich auf die Suche nach den Ursprüngen des Arier-Begriffs und dessen Missbrauch durch Rassisten in Deutschland und den USA. Sie besucht Demonstrationen und Propagandaveranstaltungen der selbsternannten Arier in Gera, Wismar und Potsdam, wo sie jedoch nur Schweigen und Ablehnung erntet. Sie forscht in Archiven und reist schließlich in den Iran, wo sie alte Inschriften findet, die den Ursprung des Arier-Begriffs bezeugen und ihm eine ganz andere Bedeutung geben. In den USA trifft sie sich mit dem Ku-Klux-Klan und einem Top-Rassisten von schauerlichem Weltruf: Tom Metzger, dem Gründer der Organisation White Aryan Resistance, dessen Ziel es ist, mit der sogenannten Lone-Wolf-Taktik eine „arische“ Revolution zu starten.

Mi, 6. Apr · 02:35-03:28 · arte
Krimis und das Dritte Reich

Dominique Manotti, Philip Kerr und Volker Kutscher sind drei Schriftsteller aus Europa, die sehr erfolgreich Krimis über eine Zeit schreiben, die bis heute noch nie Krimistoff war: das Dritte Reich, das selbst als Zeit unfassbarer Verbrechen in die Geschichte eingegangen ist. Die Nazi-Ära durfte bisher nicht Gegenstand von Unterhaltungsliteratur werden – so das unausgesprochene Tabu in Deutschland. Über den Umweg Krimi lassen sich aber viele Leser gerne in ein Thema hineinzeihen, das sie normalerweise abschrecken würde. Dominique Manotti legte 2004 ihren dunkelsten Roman vor: „Das schwarze Korps“, in dem sie die Machenschaften der französischen Gestapo in Paris im August 1944 schildert. Philip Kerr schickt seit 1988 seinen Hardboiled-Ermittler Bernie Gunther, einen ehemaligen Kommissar, in die finstersten Ecken des Nazi-Reiches mit SS-General Heydrich im Nacken. Im Gegensatz zu Kerr beginnt Volker Kutscher seine Romanreihe in der Weimarer Republik. Ihn interessiert, wie sein Protagonist Gereon Rath den Übergang von der Demokratie zur Diktatur verkraftet. Kritiker und Leser – ein internationales Millionenpublikum – loben nie erfahrene Leseerlebnisse. Die Romane haben die Verführungskraft eines Suchtmittels; man spricht von atmosphärisch dichten Krimis, die ein Delirium aus Gewalt und Verbrechen nachzeichnen, mit hoher zeitgenössischer Substanz. Alle Protagonisten der Romane finden eine teuflische Welt vor, die sie vor existenzielle Fragen stellt: Wie kann man in einer Welt überleben, die so wahnsinnig geworden ist, dass Lebenszeit und Weltzeit in eins fallen? Der Diktator will die ganze Welt mit in den eigenen Abgrund reißen. Nach ihm soll es keine „Zeit“ mehr geben. Die Kamera begleitet die Schriftsteller bei ihrer Arbeit in Berlin, New York, Paris, London und Köln. Sie führen die Zuschauer an unbekannte Orte, wie die Quartiere der französischen Gestapo in Paris, die Dominique Manotti zeigt. Philip Kerr ist in Babelsberg und im Haus der Wannseekonferenz bei der Recherche zu einem neuen Buch zu sehen. Volker Kutscher liest in einem ehemaligen KZ in Berlin aus seinem neuen Roman und führt durch Köln. Sein Protagonist Rath ist mittlerweile im Dritten Reich angekommen und erlebt 1933 einen ganz eigenen Rosenmontagszug in seiner Heimatstadt.

Mi, 6. Apr · 11:30-12:15 · NDR Hamburg
Expedition Mittelmeer – Wanderer

Das Expeditionsteam reist von der türkischen Stadt Istanbul die östliche Mittelmeerküste entlang bis nach Ägypten. Es begegnet Weißstörchen und Kranichen. Und es muss mit ansehen, wie Millionen Zugvögel in Fangnetzen verenden. Ein Hotspot zur Beobachtung ganz anderer spektakulärer Wanderungen liegt am anderen Ende des Mittelmeeres. An der Meerenge von Gibraltar ziehen unter Wasser riesige Schwärme von Thunfischen auf ihrem Weg vorbei zu ihren Laichgründen. Auch vor den Küsten Norditaliens und Südfrankreichs finden sich im Frühjahr Wanderer ein: Gelegentlich werden hier Finnwale und Riesenhaie gesichtet. Über Land führt die Reiseroute von Istanbul in der Türkei an der östlichen Mittelmeerküste entlang bis nach Ägypten. Am Bosporus überqueren jeden Herbst Tausende Weißstörche die Meerenge zwischen Asien und Europa. Segelnde Rosapelikane, aufgenommen aus einem Leichtflugzeug über der syrisch-libanesischen Grenze, und 40.000 rastende Kraniche vor den Golan-Höhen hatten die Expeditionsteilnehmer in dieser Region nicht erwartet. In Nordafrika kommt das Team dann einer Katastrophe auf die Spur: Entlang der gesamten ägyptischen Mittelmeerküste, vom Gazastreifen im Osten bis zur libyschen Grenze im Westen, versperren auf einer Länge von mehr als 700 Kilometern Fangnetze den Zugvögeln den Weg nach Süden. Jeden Herbst finden hier mindestens zehn Millionen Vögel den Tod. Ein Hotspot zur Beobachtung ganz anderer spektakulärer Wanderungen liegt am anderen Ende des Mittelmeeres. An der Meerenge von Gibraltar ziehen unter Wasser riesige Schwärme von Thunfischen ab März auf ihrem Weg vorbei zu ihren Laichgründen. Auch vor den Küsten Norditaliens und Südfrankreichs finden sich im Frühjahr Wanderer ein: Gelegentlich werden hier die über 20 Meter langen Finnwale gesichtet, ebenso wie der zweitgrößte Fisch der Erde, der Riesenhai. Doch im Unterschied zu den Zugvögeln und den Thunfischen weiß man nicht, wohin sie ziehen oder woher sie kommen.

Mi, 6. Apr · 20:15-21:45 · Das Erste (ARD)
Mitten in Deutschland: NSU, Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch

Nach den beiden ersten Teilen von „Mitten in Deutschland: NSU“, die sich den Taten des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ aus Sicht der mutmaßlichen Täter und der Opfer nähern, erzählt Teil 3 der ARD-Filmtrilogie die Perspektive der Ermittler: Polizisten zwischen Verfassungsschutz, V-Männern und Staatsinteresse. Deutschland, November 2011. Ein Bankraub und zwei Tote in einem Wohnmobil ändern alles: Eine seit zehn Jahren unaufgeklärte Mordserie an Migranten ist offenbar das Werk einer Neonazi-Terrorzelle. Am Beispiel zweier Zielfahnder (Florian Lukas und Sylvester Groth), die früh schon mit den mutmaßlichen Tätern befasst sind, bei ihren Ermittlungen jedoch gegen unsichtbare Mauern anrennen, erzählt „Nur für den Dienstgebrauch“ davon, wie Polizei und Verfassungsschutz ganz nah dran waren und die Mordserie doch nicht verhindert wurde. Paul Winter, Zielfahnder in Thüringen, wird im Januar 1998 gemeinsam mit seinem Vorgesetzten und engsten Vertrauten Walter Ahler zum Leiter des LKA gerufen. Drei Rechtsradikale sind untergetaucht, die Zielfahndung soll sie finden. Was wie ein Routineauftrag beginnt, entwickelt sich zu einem jahrelangen Ringen mit den Institutionen, denn die beiden Polizisten stoßen bei ihrer Suche auf unerwartete Widerstände – durch andere Behörden ebenso wie im eigenen Haus. Bald wird deutlich, wie aktiv der Verfassungsschutz in der rechten Szene agiert, wie er V-Männer installiert und finanziell unterstützt, um die Szene im Auge zu behalten, zugleich aber dabei hilft, Strukturen aufzubauen, die zunehmend außer Kontrolle geraten – mit unabsehbaren Konsequenzen. Über die Jahre wird es einsam um Paul Winter. Die Mitstreiter an seiner Seite werden nach und nach im System aufgerieben. Auch die Suche nach dem Nazi-Trio wird schließlich erfolglos ad acta gelegt. Bis im November 2011 eine Polizeistreife in einem Wohngebiet in Eisenach nach einem Banküberfall auf ein verdächtiges Campingmobil trifft. Als die Beamten sich dem Fahrzeug nähern, fallen Schüsse, der Wohnwagen geht in Flammen auf. Später werden aus dem ausgebrannten Camper die Leichen der beiden Bankräuber geborgen und mit ihnen ein Arsenal von geladenen Waffen, gefälschte Dokumente und die Beute zahlreicher Überfälle. Die Toten werden identifiziert: Es sind Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, zwei der drei Rechtsradikalen, die die Zielfahnder einst gesucht haben. Erneut wird Paul Winter hinzugezogen, der nun die Dritte im Bunde, die flüchtige Beate Zschäpe finden soll. Winter erkennt, dass dies seine Chance ist, die tatsächlichen Zusammenhänge endlich ans Licht zu bringen. Zusammen mit der Kommissarsanwärterin Charlotte Ahler begibt er sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Mi, 6. Apr · 21:00-21:45 · PHOENIX
Wir, Geiseln der SS

Es ist die Geschichte einer dramatischen Odyssee kurz vor Kriegsende 1945. Als „Geiseln der SS“ beginnt für prominente Häftlinge aus Politik und Widerstand eine Reise ins Ungewisse. Die Frage, ob sie der SS als Verhandlungsmasse bei Kapitulationsgesprächen dienen oder fern der Front liquidiert werden sollen, wird für die Geiseln bald unerträglich. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Die Welle der Verhaftungen, die dem gescheiterten Anschlag auf Hitler am 20. Juli 1944 folgt, macht auch vor den Familien der Attentäter nicht halt. Im Spätsommer 1944 wird Fey von Hassell Pirzio-Biroli verhaftet, Tochter des Diplomaten Ulrich von Hassell, der als Außenminister einer möglichen Übergangsregierung vorgesehen war. Aus ihrer Sicht wird das Geschehen im Doku-Drama „Wir Geiseln der SS“ erzählt. Angehörige der Familien Goerdeler und Stauffenberg erlebten das gleiche Schicksal wie sie: Als sogenannte Sippenhäftlinge wurden die Kinder der Widerständler inhaftiert, in beklemmender Ungewissheit, was mit ihren Angehörigen und mit ihnen selbst geschehen wird. Ende April 1945, in den letzten Kriegstagen, zieht die SS ihre „wertvollsten“ Gefangenen im KZ Dachau zusammen. Darunter Kurt Schuschnigg, letzter österreichischer Bundeskanzler, und der international bekannte Hitler-Gegner Pastor Martin Niemöller – aber auch Kriegsgefangene wie Lieutenant „Jimmy“ James, Pilot der Royal Air Force, der allein zwölf Mal zu flüchten versucht hatte. Die SS schlägt mit ihren Geiseln den Weg nach Süden ein, in das Gebiet der sogenannten „Alpenfestung“. Mit einem Konvoi von Bussen werden die Gefangenen am 26. April 1945 ins Lager Reichenau bei Innsbruck verfrachtet. Der Plan der SS bleibt für die Geiseln undurchschaubar. Die Ungewissheit, ob sie als Verhandlungsmasse bei der bevorstehenden Kapitulation dienen oder fern der Front liquidiert werden sollen, wird für sie zunehmend unerträglich. Der Wettlauf mit der Zeit endet wenige Tage vor dem Untergang des Hitler-Reiches, mit der glücklichen Befreiung der Gefangenen.

Mi, 6. Apr · 21:45-22:40 · Das Erste (ARD)
Mitten in Deutschland: NSU, Der NSU-Komplex

4. November 2011, Eisenach in Thüringen: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt verbrennen in einem Wohnmobil. Das Ende zweier Terrorkarrieren. 16 Jahre lang waren ihre Namen auch dem Bundesamt für Verfassungsschutz ein Begriff. Die jungen Neonazis wurden zeitweise observiert, abgehört, verfolgt. Informanten berichteten immer wieder über sie. Trotzdem konnten die beiden abtauchen, unterstützt und aufgefangen von einem Netz von Freunden. Böhnhardt und Mundlos wurden mutmaßlich Terroristen, erschossen Menschen, legten Bomben, bekannten sich jedoch nie zu den Taten. Erst nach ihrem Tod taucht ein Film auf, in dem sich eine Gruppe namens „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) mit zehn Morden brüstet, für die Böhnhardt und Mundlos verantwortlich sein sollen. Zunächst scheint es, dass mit ihrem Tod einer der mysteriösen Kriminalfälle der bundesdeutschen Geschichte aufgeklärt ist. Doch je länger die Ermittlungen dauern, desto merkwürdiger wird der Fall. Obwohl die verschiedenen Verfassungsschutzbehörden diverse V-Männer in unmittelbarer Nähe der untergetauchten Neonazis im Einsatz hatten, gelang es nicht, die Morde zu verhindern. Doch nicht nur die Inlandsgeheimdienste waren auf der Spur der Rechtsterroristen – auch die Sonderkommission, die sich über Jahre um eine Serie von Morden an Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund kümmerte, kam zum Ende ihrer Ermittlungen Mundlos und Böhnhardt immer näher. Der entscheidende Schlag gelang jedoch nicht. „Der NSU-Komplex“ rekonstruiert diese beispiellose Jagd und stellt gleichzeitig die Fragen: Was trieb Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und ihre Freunde an? Wer unterstützte die beiden? Wer half ihnen bei den Taten und dem Leben im Untergrund? Die Ermittlungen der Polizei und die Überwachung der Szene – und damit des Umfeldes der Täter – sind der rote Faden, an dem die Geschichte entlang erzählt wird. Es ist eine Geschichte über die Entstehung und Entwicklung der militanten rechten Szene nach der Wiedervereinigung in Deutschland und die am Ende hilflosen und riskanten Versuche staatlicher Behörden, mit ihr fertig zu werden. Das macht den NSU-Komplex hochaktuell. Denn wieder brennen Flüchtlingsheime, und erneut steht der Staat vor der Frage: Wie begegnet man dieser akuten Gefahr? Der Film lässt Ermittler, Szene-Mitglieder und Insider zu Wort kommen, Dokumente und interne Ermittlungsergebnisse werden erstmals präsentiert. Widersprüchliche Ermittlungsergebnisse oder offene Fragen werden als solche benannt und thematisiert. Stefan Aust und Dirk Laabs sind auch die Autoren von „Heimatschutz – Der Staat und die Mordserie des NSU“. Sie recherchieren den NSU-Komplex seit mehr als vier Jahren und wurden als Gutachter in verschiedenen parlamentarischen Untersuchungsausschüssen gehört.

Mi, 6. Apr · 21:45-22:30 · HR
hessen extra – Der Mord an Halit Yozgat

Am 6. April jährt sich der Mord an Halit Yozgat zum 10. Mal. Bis heute ranken sich um das Verbrechen Vermutungen und Verdächtigungen. Noch immer versucht ein Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags aufzuklären, ob ein Mitarbeiter des hessischen Verfassungschutzes von dem Mord vorher wusste, ob staatliche und politische Institutionen die Aufklärung behindert haben, ob bei den Ermittlungen schlampig gearbeitet oder gar absichtlich vertuscht wurde. In einem „hessen extra“ will das hr-fernsehen eine Bilanz ziehen, die Fakten ausbreiten und der Frage nachgehen, ob die Mörder von Neonazis aus dem Kasseler Raum aktiv unterstützt wurden.

Mi, 6. Apr · 23:25-00:45 · WDR
Hitlers Polizei

In der Weimarer Republik war die Polizei als „Freund und Helfer“ bekannt. Doch nach der Machtergreifung der Nazis wurden uniformierte Polizei und Kriminalpolizei zum Feind und Alptraum aller, die nicht in das neue Weltbild passten. Die deutsche Polizei hat lange den Ruf gepflegt, während der NS-Zeit frei von Schuld geblieben zu sein. Die Dokumentation zeigt jedoch, wie tief die deutsche Polizei in die Verbrechen des NS-Regimes verstrickt war. Der Film verfolgt anhand ausgewählter Biographien die Spuren des Terrors, den die Polizei in Deutschland und im besetzten Ausland ausgeübt hat und lässt Überlebende und Experten zu Wort kommen. In der Weimarer Republik war die Polizei als „Freund und Helfer“ bekannt. Doch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden uniformierte Polizei und Kriminalpolizei zum Feind und Alptraum aller, die nicht in das neue Weltbild passten. Die deutsche Polizei hat lange den Ruf gepflegt, während der NS-Zeit frei von Schuld geblieben zu sein. Die Dokumentation zeigt dagegen eindrucksvoll, wie tief die deutsche Polizei in die Verbrechen des NS-Regimes verstrickt war. Die historische Forschung kann heute belegen, dass die deutsche Polizei eine wesentliche Stütze des NS-Systems war. Schon bald nach der Machtübernahme 1933 wurde sie zum willfährigen und zuverlässigen Helfer und so zu einer der tragenden Säulen des Regimes. Sie sorgte für die Stabilisierung der NS-Herrschaft – auch indem sie sich am Terror gegen die politischen und weltanschaulichen Gegner beteiligte. Polizeibeamte und nationalsozialistische Weltanschauungskrieger arbeiteten schnell Hand in Hand. Polizeiarbeit wurde bald „volkshygienisch“ und „rassebiologisch“ begründet und richtete sich zunehmend gegen diejenigen, die ideologisch aus der „Volksgemeinschaft“ herausdefiniert wurden: Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte und sogenannte „Arbeitsscheue“ und „Asoziale“. Mit Kriegsbeginn 1939 wurden dann viele Polizei-Einheiten nach Osten geschickt. Sie sollten in den eroberten Gebieten für „deutsche Ordnung“ sorgen – und spielten im Ergebnis eine verhängnisvolle Rolle im Vernichtungskrieg. Ohne das effektive Fachwissen von geschulten Polizeikräften wäre das ideologische Hauptziel des Nationalsozialismus, die Vernichtung der europäischen Juden, in diesem Ausmaß nicht erreichbar gewesen. Die Radikalisierung der Gesellschaft nach innen und außen in den letzten Kriegsjahren wurde von den Polizeikräften entscheidend bis zum Ende mitgetragen. So schnell die Polizei den Übergang von der Weimarer Republik zum NS-Staat vollzogen hatte, so schnell schaffte sie auch den Übergang in die Bundesrepublik. Rasch entstand der Mythos der „sauberen Polizei“, wonach lediglich die Gestapo Verbrechen begangen habe, während die „normale Polizei“ allein für Recht und Ordnung zuständig gewesen sei. Nur wenige Polizeibeamte mussten sich für ihre Taten verantworten, die meisten Verantwortlichen setzten ihre Karrieren ungehindert fort. Die Dokumentation verfolgt anhand ausgewählter Biographien die Spuren des Terrors, den die Polizei in Deutschland und im besetzten Ausland ausgeübt hat, führt zu den historischen Schauplätzen und lässt Überlebende sowie ausgewiesene historische Experten zu Wort kommen.

Mi, 6. Apr · 23:30-00:24 · arte
Die Erben – Literatur gegen das Vergessen

Sie schreiben, ohne das Grauen selbst erlebt zu haben, und nehmen sich das Recht, die Tabus der Darstellung zu brechen: Seit einigen Jahren machen junge Schriftsteller den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust zum Gegenstand ihrer Romane. Ruth Zylberman hat vier Autoren – Daniel Mendelsohn, Yannick Haenel, Laurent Binet und Marcel Beyer, die alle in den 1960er bis 70er Jahren geboren wurden – zu ihren Beweggründen befragt. Von welchen Fragen sind sie getrieben? Und mit welchen Bedenken sehen sie sich konfrontiert? Als Angehörige der zweiten oder dritten Nachkriegsgeneration stellen sie das Verhältnis zwischen Literatur, Geschichte und der eigenen Identität auf den Prüfstand. Sie schreiben, ohne das Grauen selbst erlebt zu haben: Ob in New York, Paris, Dresden, Florenz – seit einigen Jahren machen junge Schriftsteller der Nachkriegsgeneration den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust zum Gegenstand ihrer Romane. Ruth Zylberman hat vier Autoren – Daniel Mendelsohn, Yannick Haenel, Laurent Binet und Marcel Beyer, die alle in den 1960er bis 70er Jahren geboren wurden – zu ihren Beweggründen befragt. Daniel Mendelsohn ging 2007 mit seinem Roman „Die Verlorenen“ – in Deutschland erschienen 2010 bei Kiepenheuer & Witsch – auf Spurensuche nach sechs Mitgliedern seiner Familie, die Opfer des Holocaust geworden sind. Yannick Haenel schrieb „Das Schweigen des Jan Karski“ – erschienen 2011 bei Rowohlt -, einen Roman in drei Teilen über den polnischen Widerstandskämpfer Jan Karski, der das wahre Ausmaß der Judenvernichtung ans Licht bringen wollte. Laurent Binets Debütroman „HHhH“ – erschienen ebenfalls 2011 bei Rowohlt – handelt von der Ermordung Reinhard Heydrichs 1942. Nicht zuletzt geht es auch um den deutschen Schriftsteller Marcel Beyer, der in seinem Gesamtwerk in verschiedenen Brechungen immer wieder auf die Zeit des Nationalsozialismus Bezug nimmt. In seinem Roman „Flughunde“ erforscht Beyer die Innenwelt einer imaginären Figur, eines zum Folterknecht gewordenen Schallforschers, der an politischen Häftlingen und Deportierten medizinische Stimmenexperimente vornimmt. Die vier Autoren verarbeiten das Erbe des Zweiten Weltkriegs auf ganz unterschiedliche Weise. Als Angehörige der zweiten oder dritten Nachkriegsgeneration werfen sie neue Fragen auf und stellen das Verhältnis zwischen Literatur, Geschichte und der eigenen Identität auf den Prüfstand. „Die Erben – Literatur gegen das Vergessen“ beschäftigt sich mit den persönlichen Hintergründen und dem künstlerischen Werdegang der Schriftsteller und fragt nach der Verantwortung der Literatur in der Vermittlung von Geschichte.

Fr, 8. Apr · 02:40-03:10 · 3sat
Auf 3 Sofas durch … 1/18, Tel Aviv

Mit der Videokamera in der Hand und dem Couchsurfer-Portal im Laptop taucht Thomas Niemietz in sechs angesagten Metropolen in die Leben junger Urban Natives ein – intimes Städtereisen. Er sucht sich jeweils drei spannende Menschen aus der Großstadtszene, um mit ihnen abzuhängen, ihre Lieblingsorte in der Stadt kennenzulernen, die Bars, Kneipen oder spezielle Plätze. So entstehen sehr persönliche Stadt- und Menschenporträts. In Folge eins startet Thomas seine Reise in Tel Aviv. Er hat gehört, dass die Leute dort sehr durchgeknallt und lustig sind und dass die Stadt sehr extrem ist. Thomas‘ erstes Übernachtungssofa steht bei Eyal, dem schwulen Partygänger und sympathischen Nerd; dann verabredet er sich bei der umtriebigen Rachely – zu Hause eine kleine Messie und unterwegs eine coole Ausgeherin. Sie ist sehr offen und gibt auch ganz Privates über jüdischen Glauben und Erinnerung preis. Das dritte Sofa gibt’s dann – ganz improvisiert – bei Shlomo auf der Dachterrasse. Dort finden „konspirative Treffen“ mit vielen „die-Welt-verbessernden-Impulsen“ statt. Und es gibt Sightseeing in Jaffa, der Altstadt, mit heißen Stränden und Restaurants. Israels Küstenmetropole gilt zu Recht als coole Ausgehstadt.

Sa, 9. Apr · 20:15-22:00 · Einsfestival
Die Täter – Heute ist nicht alle Tage

Im November 2011 werden zwei junge Männer aus Ostdeutschland in einem ausgebrannten Camper tot aufgefunden: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Offenbar haben sie Selbstmord begangen. Ein Bekennervideo wird gefunden, der NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) fliegt auf. Vier Tage später stellt sich die Dritte im Bunde, Beate Zschäpe, freiwillig der Polizei. Wir als Gesellschaft müssen uns fragen, wie eine rechtsextreme, terroristische Vereinigung über ein Jahrzehnt unentdeckt morden konnte. Wir nähern uns dieser Frage an, indem wir in der ersten Folge auf die mutmaßlichen Täter blicken, auf ihre Sozialisation und ihr Umfeld. Jena 1990. Seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es keine ähnliche Situation in Deutschland, in der in so kurzer Zeit so viele Menschen gleichzeitig ihre Arbeit verlieren. Viele Jugendliche in Ostdeutschland erleben ihre verunsicherten Eltern und Lehrer, spüren die Machtlosigkeit der Polizei und des Staates. Sie fühlen sich orientierungslos, ungeliebt und gekränkt. Instinktiv ordnen sie sich als Menschen zweiter Klasse ein, versuchen sich anzupassen und lernen in kürzester Zeit, dass von Seiten der Gesellschaft keine oder wenig Hilfe zu erwarten ist. Reihenweise driften junge Leute von der Schule in die Arbeitslosigkeit. Manche schaffen den Sprung, indem sie in die alten Bundesländer wechseln. Doch der Film wendet sich jenen zu, die bleiben – und wütend anfangen zu rebellieren. Eine von ihnen ist Beate Zschäpe, die in den Bann junger Rechtsradikaler in Jena-Winzerla gerät. Sie freundet sich mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt an. Aus den drei Freunden wird schnell eine verschworene Gemeinschaft. Ihr Gefühl der Ohnmacht und Unsicherheit ist das grundlegende Erfahrungsmuster, das sie mit tausenden jungen Menschen in Ostdeutschland teilen. Bei den dreien aber setzt eine eigene Entwicklung ein: Wut und Rebellion werden in Hass und Gewalt verkehrt. Sie suchen nach Wahrheit und werden entsetzlich fündig. In einem rechtsextremen neonazistischen Umfeld organisieren und radikalisieren sie sich, dicht gefolgt und umgeben nicht nur von Verbündeten, sondern von „Nazi-Kameraden“, die inzwischen als Spitzel für den Verfassungsschutz arbeiten. Ihre Aktionen sind sowohl der Polizei wie dem Verfassungsschutz bekannt, dennoch werden sie nicht festgenommen. Nach einem missglückten Bombenanschlag und nach dem Fund von Sprengstoff in einer von Beate Zschäpe angemieteten Garage gehen die drei Neonazis, inzwischen ein unzertrennbares Trio, Ende 1998 in den Untergrund. Was folgt, ist die schwerwiegendste, erschütterndste Mordserie der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Sa, 9. Apr · 21:45-22:30 · PHOENIX
„Mein Kampf“ – das gefährliche Buch

Ende 2015 läuft das Urheberrecht für Hitlers Hass-Schrift aus. Darf sie dann wieder gedruckt werden? Die Debatte ist in vollem Gange. Wie gefährlich sind seine Gedanken heute noch? Über elf Millionen Mal wurde das Buch bis 1945 verkauft. Doch gelesen hätten es nur wenige, so die einhellige Meinung der Deutschen nach dem Krieg. Ist das wahr? Der Film zeigt, wie „Mein Kampf“ entstand, wirkte und was es über Hitlers Absichten schon damals verriet.

Sa, 9. Apr · 22:00-23:35 · Einsfestival
Die Opfer – Vergesst mich nicht

Im September 2000 werden acht Schüsse auf Enver Simsek abgefeuert. Er stirbt zwei Tage später. Die Polizei macht sich an die Arbeit. Hochmotiviert, den Fall möglichst schnell zu lösen. Es gibt kaum Spuren, aber jede Menge Hinweise: Enver Simsek ist in kurzer Zeit zu sehr viel Geld gelangt und wird von der Polizei verdächtigt Drogen zu schmuggeln. Die Familie muss sich daraufhin immer wieder zermürbenden Vernehmungen stellen. Der Film „Die Opfer – Vergesst mich nicht“ erzählt von Enver Simseks Tochter Semiya, von fehlgeleiteten Ermittlungen und vom Versagen der Polizei in einem der größten Fälle der deutschen Nachkriegsgeschichte. Im September 2000, kurz nach den großen Ferien, wird die 14-jährige Semiya in ihrem Internat um vier Uhr morgens geweckt. Ihr Vater soll einen Unfall gehabt haben. Erst im Krankenhaus erfährt sie, dass er im Koma liegt. Acht Schüsse wurden auf Enver Simsek abgefeuert. Er stirbt zwei Tage später. Die Polizei macht sich an die Arbeit. Hochmotiviert, den Fall möglichst schnell zu lösen. Es gibt kaum Spuren, aber jede Menge Hinweise: Enver Simsek ist in kurzer Zeit zu sehr viel Geld gelangt, als Blumenhändler war er häufig in Holland unterwegs. Etliche Zeugen melden sich. Einer will Enver bei einem vermeintlichen Drogentransport begleitet haben. Immer wieder werden Semiya und ihre Familie daraufhin ins Präsidium zitiert, immer wieder müssen sie sich zermürbenden Vernehmungen stellen. Semiya zweifelt keine Sekunde an der Unschuld ihres Vaters. Ebenso ihr kleiner Bruder und ihre beiden Onkel. Ihre Mutter Adile ist dem Druck körperlich und seelisch nicht gewachsen. Als sie für einige Zeit ins Krankenhaus muss, übernimmt die gerade 15-jährige Semiya die Verantwortung für sich selbst und für ihren Bruder. Die eher mittelmäßige Schülerin kämpft sich durch ihr Fachabitur, beginnt zu studieren und schützt Mutter und Bruder vor weiteren Ermittlungen der Polizei, die immer noch an ein Drogendelikt glaubt. Sieben türkische und ein griechischer Geschäftsmann sind inzwischen mit derselben Waffe wie Enver Simsek ermordet worden. Ein neuer Ermittler bringt zwar Bewegung in den Fall Simsek und kann die Zeugenaussage von damals widerlegen, aber letztlich verlaufen auch seine Untersuchungen sowie die mehrerer Sonderkommissionen im Sande. Die Angehörigen der Opfer beginnen sich zu wehren. Auf einer Großdemonstration hält auch Semiya eine Rede. Selbstbewusst fordert sie die Polizei auf, nach den wahren Tätern zu suchen. Aber erst im November 2011 kommt heraus, wer die mutmaßlichen Mörder waren.

Sa, 9. Apr · 22:00-22:44 · arte
Pop-Legenden: Amy Winehouse

Ihr Tod kam nicht unerwartet, ihre Familie, ihre Freunde und ihre Fans waren dennoch geschockt. In den letzten fünf Jahren ihres Lebens hatten sie miterlebt, wie sich Amy Winehouse immer tiefer in einen zerstörerischen Kreislauf von Drogen und Alkohol verlor, und sie hatten ihr nicht helfen können. Sie wurde nur 27 Jahre alt. Die Dokumentation blickt hinter die Legende, auf den Menschen Amy Winehouse. Mit Hilfe exklusiver Interviews ergründet sie die Brüche in Amys Leben und versucht, ihre komplexe Persönlichkeit verständlich zu machen. Das Leben von Amy Winehouse war nicht immer chaotisch. Geboren am 14. September 1983, wächst sie in einer mittelständischen jüdischen Familie im Norden Londons auf. Amy liebt nichts mehr als das Singen – ihr Vater, selbst ein Musiknarr, bringt ihr die Songs von Frank Sinatra, Tony Bennett und Ella Fitzgerald bei. Doch 1992 trennen sich ihre Eltern. Für die neunjährige Amy bricht eine Welt zusammen. Ihr erstes Album, „Frank“, erscheint 2003; Fans und Kritiker trauen ihren Ohren nicht. Wer ist dieses Mädchen, das da von ihren persönlichen Problemen singt? Das Album macht Amy über Nacht zum Star. Ende 2004 lernt sie auf einer Kneipentour die Liebe ihres Lebens kennen: Blake Fielder-Civil wird die wichtigste Person in Amys Leben. Gemeinsam geben sie sich Alkoholexzessen hin. Als Blake sie nach einem Jahr verlässt, ist sie am Boden zerstört. Amy flüchtet sich in die Arbeit, kehrt ins Studio zurück und produziert in wenigen Wochen ein Album, das Musikgeschichte schreibt: „Back to Black“ (2006). Mit Liedern wie „Rehab“, der ersten Singleauskopplung aus „Back to Black“, und „Love Is a Losing Game“ verarbeitet sie das Trauma ihrer gescheiterten Beziehung. Das Album ist künstlerisch brillant, aber auch Ausdruck abgrundtiefer Depression und seelischen und körperlichen Verfalls. Mit dem Welterfolg taucht auch Blake wieder auf. Es bleibt nicht beim Alkohol, beide verfallen der Heroin- und Kokainsucht. Als Blake Ende 2007 wegen schwerer Körperverletzung ins Gefängnis muss, verliert Amy den Boden unter den Füßen. Beruflich ist sie, nach dem Gewinn von fünf Grammys, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, aber persönlich ist sie ein gebrochener Mensch. Sie versucht vergeblich, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Am 23. Juli 2011 stirbt sie an einer Alkoholvergiftung. Der Dokumentation ist es erstmals gelungen, neben ihren Eltern Janis und Mitch Winehouse auch engste Vertraute und Wegbegleiter vor die Kamera zu bringen.

Sa, 9. Apr · 23:35-01:05 · Einsfestival
Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch

Nach den beiden ersten Teilen von „Mitten in Deutschland: NSU“, die sich den Taten des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ aus Sicht der mutmaßlichen Täter und der Opfer nähern, erzählt der dritte Teil der ARD-Filmtrilogie die Perspektive der Ermittler: Polizisten zwischen Verfassungsschutz, V-Männern und Staatsinteresse. * Am Beispiel zweier Zielfahnder, die früh schon mit den mutmaßlichen Tätern befasst sind, bei ihren Ermittlungen jedoch gegen unsichtbare Mauern anrennen, erzählt „Nur für den Dienstgebrauch“ davon, wie Polizei und Verfassungsschutz ganz nah dran waren und die Mordserie doch nicht verhindert wurde. Paul Winter, Zielfahnder in Thüringen, wird im Januar 1998 gemeinsam mit seinem Vorgesetzten und engsten Vertrauten Walter Ahler zum Leiter des LKA gerufen. Drei Rechtsradikale sind untergetaucht, die Zielfahndung soll sie finden. Was wie ein Routineauftrag beginnt, entwickelt sich zu einem jahrelangen Ringen mit den Institutionen, denn die beiden Polizisten stoßen bei ihrer Suche auf unerwartete Widerstände – durch andere Behörden ebenso wie im eigenen Haus. Bald wird deutlich, wie aktiv der Verfassungsschutz in der rechten Szene agiert, wie er V-Männer installiert und finanziell unterstützt, um die Szene im Auge zu behalten, zugleich aber dabei hilft, Strukturen aufzubauen, die zunehmend außer Kontrolle geraten – mit unabsehbaren Konsequenzen. Über die Jahre wird es einsam um Paul Winter. Die Mitstreiter an seiner Seite werden nach und nach im System aufgerieben. Auch die Suche nach dem Nazi-Trio wird schließlich erfolglos ad acta gelegt. Bis im November 2011 eine Polizeistreife in einem Wohngebiet in Eisenach nach einem Banküberfall auf ein verdächtiges Campingmobil trifft. Als die Beamten sich dem Fahrzeug nähern, fallen Schüsse, der Wohnwagen geht in Flammen auf. Später werden aus dem ausgebrannten Camper die Leichen der beiden Bankräuber geborgen und mit ihnen ein Arsenal von geladenen Waffen, gefälschte Dokumente und die Beute zahlreicher Überfälle. Die Toten werden identifiziert: Es sind Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, zwei der drei Rechtsradikalen, die die Zielfahnder einst gesucht haben. Erneut wird Paul Winter hinzugezogen, der nun die Dritte im Bunde, die flüchtige Beate Zschäpe finden soll. Winter erkennt, dass dies seine Chance ist, die tatsächlichen Zusammenhänge endlich ans Licht zu bringen. Zusammen mit der Kommissarsanwärterin Charlotte Ahler begibt er sich auf die Suche nach der Wahrheit.

So, 10. Apr · 02:45-03:00 · PHOENIX
Von Untertauchern und Lebensrettern – Ein Dorf als Versteck für NS-Verfolgte

Sevenum ist ein kleines niederländisches Dorf bei Venlo ? und war im zweiten Weltkrieg Zufluchtsort für Menschen, die von den Nazis verfolgt wurden. Niederländische Widerstandsgruppen sorgten dafür, dass hier hunderte Juden, verfolgte Niederländer oder abgeschossene Piloten der Alliierten versteckt wurden. Auch Mirjam Winter mit ihren Eltern und ihrer Schwester, eine jüdische Familie aus Kempen am Niederrhein lebte dort in einem Versteck. Reporter Markus Waerder ist mit der 92-Jährigen, die inzwischen Mirjam Honig heißt, in die Region gefahren und hat Zeitzeugen und Verstecke besucht, ohne die viele Menschen den Krieg nicht überlebt hätten.

So, 10. Apr · 22:15-23:00 · ARD-alpha
Felix Graf Luckner – Der Retter von Halle

April 1945: Der Vormarsch der Alliierten ist nicht mehr aufzuhalten. Trotzdem befiehlt Hitler die „Verteidigung bis zum letzten Mann“, auch für Halle. Vor der Stadt lagern die „Timberwölfe“, die Soldaten der 104. US-Division, und warten auf den Befehl zum Flächenbombardement. Da trifft eine kleine Hallenser Abordnung unter der Führung von Felix Graf Luckner im Quartier der Amerikaner ein. Durch geschickte Verhandlungen verhindert Luckner, dass Halle ein Inferno wie Berlin erlebt…

Mo, 11. Apr · 03:15-04:45 · 3sat
Die Rückkehr des Tanzlehrers (2/2)

Molins Nachbar, der jüdische Stargeiger Jonas Andersson, wird getötet. Während die örtliche Polizei von einem Doppelmord ausgeht, stößt Molins Exkollege Lindman auf ein brisantes Geheimpapier. Es weist seinen verstorbenen Kollegen als Mitglied einer militanten neonazistischen Organisation aus, deren Einfluss bis in die Spitzen der schwedischen Gesellschaft reicht. Um unerkannt zu bleiben, hetzen sie Lindman einen Killer auf den Hals.

Di, 12. Apr · 08:55-10:29 · arte
Der Prozess von Budapest

Der Film von Eszter Hajdú dokumentiert einen Prozess gegen rechtsextremistische Attentäter nahezu lückenlos. Im Prozess von Budapest werden vier Männer angeklagt, Anschläge auf Roma verübt zu haben, bei denen sechs Menschen starben. Die Dokumentation gibt tiefe Einblicke in die Abgründe der ungarischen Gesellschaft. So sollen auch die Geheimdienste in die rassistisch motivierte Mordserie involviert gewesen sein. ARTE fängt die Beklemmung in dem engen Gerichtssaal während der Verhandlungen ein und zeigt die ohnmächtige Trauer der Roma, die bis heute kaum gehört wurde. Budapest, 25. März 2011: Einer der spektakulärsten Prozesse der ungarischen Nachkriegsgeschichte beginnt. An diesem ersten Verhandlungstag ist das Medieninteresse groß. Verhandelt wird ein Kapitalverbrechen, das aus Hass gegen eine Minderheit begangen wurde. Knapp zweieinhalb Jahre dauert der Prozess um die Mordserie an ungarischen Roma. Vier Männer sind angeklagt, Anschläge mit rechtsextremistischen Motiven verübt zu haben. Zwischen Juli 2008 und September 2009 starben bei diesen Anschlägen insgesamt sechs Menschen, darunter ein Kind. Weitere fünf Menschen wurden schwer verletzt. Nach beispiellosen Pannen bei den polizeilichen Ermittlungen und dem Verdacht einer Verwicklung der Geheimdienste in die rassistisch motivierten Morde steht das Gericht von Anfang an unter enormem öffentlichem Druck. Die ungarische Filmemacherin Eszter Hajdú hat exklusiv den Prozess gegen die drei Hauptangeklagten und ihren Komplizen beobachtet. Bisher wurde noch kein Prozess gegen Neonazis lückenlos im Gerichtssaal filmisch dokumentiert. Ihr Gerichtsdrama – ein beklemmendes Protokoll des Unfassbaren, das tiefe Einblicke in die ungarische Gesellschaft gewährt. Nach fast 170 Verhandlungstagen wurden die Hauptangeklagten zu lebenslänglichen Freiheitsstrafen verurteilt. Doch ist damit Gerechtigkeit für die Opfer erreicht? Die ungarische Roma-Bevölkerung lebt weiterhin in Angst. Mindestens ein Täter, der an den Morden beteiligt war, ist noch auf freiem Fuß. Die Tragödie und der Schmerz der Roma sind in der ungarischen Gesellschaft noch immer ein Tabu.

Di, 12. Apr · 21:00-21:45 · PHOENIX
Faszination Orient – Das Leben des Max von Oppenheim

Über 25.000 Einzelteile, von der Welt vergessen, in den Kellern des Pergamonmuseums in Ostberlin: Steinsplitter 3.000 Jahre alter Basaltskulpturen, die Max von Oppenheim 1911 auf dem Tell Halaf im Norden Syriens ausgegraben hatte und die 1943 bei einem Luftangriff auf Berlin scheinbar für immer zerstört worden waren. In einer gewaltigen Anstrengung fügen Wissenschaftler des Vorderasiatischen Museums seit 1994 dieses wohl größte Mosaik der Welt wieder zusammen. Mit der Wiederauferstehung eines der bedeutendsten archäologischen Funde des Vorderen Orients auf der Museumsinsel in Berlin wird auch die Erinnerung an ihren Entdecker wieder wachgerufen. Das Leben Max von Oppenheims steht an Abenteuern und Ereignissen seinem ungleich bekannteren Vorgänger Heinrich Schliemann in nichts nach ? nicht nur als Archäologe, auch als Entdeckungsreisender, Beduinenforscher und Diplomat des Kaisers, der im Ersten Weltkrieg zum Gegenspieler von „Lawrence von Arabien“ wurde. Über allem steht Oppenheims Faszination für den Orient, die ihn zum Mittler zwischen den Welten werden ließ. Zum ersten Mal im Fernsehen wird auf der Basis solider historischer Forschung, ebenso spannend wie unterhaltsam, von seinem Leben erzählt. Dabei führen faszinierende Neudrehs aus Ägypten, Syrien und der Türkei in die fremde Welt des Orients; mit aufwändigen Computeranimationen werden die Funde Oppenheims anschaulich gemacht. Exklusive Bilder berichten von ihrer Wiederherstellung und dem Fortschritt dieses einzigartigen Restaurierungsprojekts. Enge Familienangehörige Oppenheims, international anerkannte Wissenschaftler oder etwa auch der deutsche Ex-Außenminister Steinmeier erinnern an Oppenheim und ordnen sein Lebenswerk ein.Abgerundet wird der Film durch ungewöhnliche, teilweise nie gezeigte, frühe Film- und Fotoaufnahmen, die das Leben Oppenheims ebenso wie seine Expeditionen in eine mittlerweile untergegangene Welt wieder auferstehen lassen. Am Ende seines Lebens musste Oppenheim miterleben, wie der von Hitler entfesselte Weltkrieg sein Lebenswerk vermeintlich in Schutt und Asche legte. Sechzig Jahre nach seinem Tod soll seine Arbeit jetzt die Würdigung erfahren, die sie schon zu Lebzeiten verdient hätte.

Di, 12. Apr · 22:45-23:30 · HR
Geheimnisvolle Orte: Bremerhavens Auswandererkai

Ein Film von Susanne Brahms und Michaela Herold (RB) Es gibt geschichtsträchtige Orte, die sind auf den ersten Blick nicht spektakulär. Die Columbuskaje in Bremerhaven, das sind nur 1.000 Meter nüchterne Kaimauer. Aber genau dieser Kilometer aus Stein und Spuntwand wurde für über acht Millionen Menschen zum Schicksalsort: Auswanderer auf der Suche nach einem besseren Leben, Kriegsflüchtlinge, Heimatlose, „Displaced Persons“, die von hier aus aufbrachen, um eine neue Heimat zu finden. Die meisten sahen ihre alte Heimat nie wieder. „Kaje der Tränen“, so heißt die Columbuskaje im Volksmund. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war Bremerhaven der bedeutendste Auswandererhafen Europas. Aus ganz Europa kamen die Menschen, die den Aufbruch in die neue Welt wagen wollten und sich ein besseres Leben erhofften in Amerika oder Australien. Ein großes Wagnis damals, allein die Überfahrt war gefährlich genug. Sie dauerte sechs Wochen bis New York. Die Reeder verdienten gut daran, Auswanderer in die neue Welt zu schiffen und auf dem Rückweg Kolonialwaren für die Märkte im alten Europa zu transportieren. Und bald schon eröffnete sich ein neues Geschäftsfeld: der reguläre Transatlantikverkehr von Bremerhaven in die Großstädte Amerikas. Immer mehr Menschen reisten so hin und her, auf immer luxuriöseren Schiffen. Mit der Machtübernahme der Nazis begann ein neues, düsteres Kapitel in der Geschichte der Columbuskaje. Es spielte keine Kapelle, wenn jüdische Flüchtlinge oft in letzter Minute noch ein Schiff erwischten, das sie vor Verfolgung und Ermordung rettete. Die Luxusliner wurden umgebaut zu Lazarettschiffen, viele im Krieg zerbombt. Die Dokumentation taucht ein in die Geschichte der Columbuskaje, Auswanderer, Flüchtlinge, Heimkehrer erinnern sich an die Momente des Abschieds, umfangreiches Archivmaterial zeigt Bilder aus den glamourösen Zeiten des transatlantischen Reisens.

Mi, 13. Apr · 20:55-21:40 · ZDFkultur
Ab 18! – Kein Weg zurück

Ausstieg aus der ultra-orthodoxen jüdischen Gemeinde in Jerusalem: 613 Verbote und Vorgaben für den Lebensalltag sind Haim zu viel. Mit 21 Jahren legt er seinen langen schwarzen Mantel ab. Filmemacherin Britt Beyer begleitet den jungen Israeli auf dessen Weg zu einem selbstbestimmten Leben in Tel Aviv. Aus amerikanischen Filmen hat Haim Englisch gelernt, sein Wissen über die Welt hat er aus dem Internet. Seine Kindheit und Jugend, wenn es so etwas war, und seine Familie ließ er mit seinem Ausstieg hinter sich. Doch mit den Zwängen des streng reglementierten Lebens verliert Haim auch alle Sicherheiten. Das Studium der Thora jedenfalls hat ihn nicht auf das Leben außerhalb der ultra-orthodoxen Gemeinschaft vorbereitet. Zwar beherrscht Haim Grundtechniken wie Lesen, Schreiben, Rechnen. Doch Namen wie Marx oder Mozart muss er noch heute im Internet googeln. Auch die Herausforderung des sich täglich neu Einkleidens oder die Konfrontation mit Frauen im Bikini müssen bewältigt werden. Eine der wenigen Anlaufstellen für Aussteiger aus der orthodoxen Community ist Hillel, eine israelische Non-Profit-Organisation. Hier werden nicht nur Kurse zum „Treffen von Entscheidungen“ angeboten, hier können sich die jungen Menschen auch austauschen oder über Spenden neu einkleiden. Auch ein Disco-Abend zum Purim-Fest steht auf dem Programm, auf dem die ungeübten Tänzer die Rituale verlorener Jugendjahre aufholen. Doch so verlassen sich Haim im weltlich westlichen Tel-Aviv auch fühlen mag, so unverdrossen beschreitet er den neuen Weg der Selbstverantwortung, auch wenn er noch nicht so genau weiß, wohin er ihn wohl führen wird. (Foto oben: © ZDF und Markus Lenz)

Do, 14. Apr · 03:15-04:50 · Das Erste (ARD)
Ein Leben für ein Leben – Adam Hundesohn

Um im KZ zu überleben, muss der gefeierte Berliner Clown Adam Stein für den sadistischen Lagerkommandanten Klein einen Hund spielen. So entgeht Adam der Tötungsmaschinerie, doch das entwürdigende Erlebnis hält ihn 20 Jahre später noch im Würgegriff. Gemeinsam mit anderen Überlebenden des Holocausts versucht er, in einem israelischen Spezialsanatorium mit der Vergangenheit fertig zu werden. An die Befreiung von seinen inneren Dämonen glaubt Adam nicht – bis ein zwölfjähriger Junge eingeliefert wird, der sich für einen Hund hält. Die Psychiater sind ratlos, doch Adam kann sich dem Jungen auf seine Art annähern. Für beide beginnt eine schmerzliche Rückkehr ins Leben. In nie gesehener Radikalität erzählt „Mishima“-Regisseur Paul Schrader die Geschichte eines jüdischen Clowns, der den Gaskammern entkommt, dafür aber zeitlebens von qualvollen Erinnerungen heimgesucht wird. Das verstörend-surreale Drama ist glänzend besetzt mit Jeff Goldblum, Willem Dafoe, Joachim Król, Moritz Bleibtreu und Veronica Ferres. Adam Stein (Jeff Goldblum), vor dem Krieg ein begnadeter Berliner Clown und Varieteekünstler, wird ins Konzentrationslager deportiert. Hier trifft er auf den zynischen Lagerkommandanten Klein (Willem Dafoe), einen „Bewunderer“ seiner Kunst. Zu Kleins Zerstreuung muss Adam dessen Schäferhund mimen und im Zwinger leben. Er erträgt jede Demütigung, in der Hoffnung, seine Familie vor der Gaskammer zu retten. Aber Klein kennt keine Gnade. Adam überlebt, wird von Schuldgefühlen gepeinigt und hat selbst Jahrzehnte später sein Trauma nicht überwunden. Als die Pensionswirtin Ruth Edelson (Juliane Köhler) wegen seines gewalttätigen Verhaltens wieder einmal die Polizei rufen muss, wird Adam in eine abgeschiedene Nervenklinik eingeliefert. Das Shoa-Sanatorium ist ein Museum der Qualen, in dem psychisch zerrüttete Holocaust-Überlebende die unvorstellbare Pein der Nazi-Herrschaft in einer Endlos-Zeitschleife wieder und wieder durchleben. Adam ist hier der einzige Lichtblick. Mit seinen furiosen Kaspereien rüttelt er Patienten und Personal gleichermaßen auf. Dank seines Einfühlungsvermögens als Komiker entwickelt er eine Methode, um die Insassen von ihrer „Überlebensschuld“ zu befreien. Sich selbst kann er jedoch nicht helfen. Nachdem eines Tages ein winselndes Kind eingeliefert wird, das sich unter dem Bett versteckt, „erschnüffelt“ Adam einen Seelenverwandten: Es ist ein Junge (Tudor Rapiteanu), der sich für einen Hund hält. Bellend und auf allen Vieren nähert Adam sich dem Kind, macht sich zu dessen „Alphatier“. Dank dieser Konfrontation findet der Junge ins menschliche Leben zurück. Auch Adam kann sich endlich den Dämonen seiner Vergangenheit stellen. Paul Schraders kongeniale Adaption des israelischen Romans von Yoram Kaniuk zählt zu den ungewöhnlichsten Holocaust-Filmen überhaupt. In seinem surreal angehauchten Opfer-Psychogramm lässt Schrader – durchbrochen von Schwarz-Weiß-Rückblenden – Tragik und grotesken Humor, Erotik und abgrundtiefe Verzweiflung aufeinanderprallen. Hollywoodstar Jeff Goldblum, der als todtrauriger Clown zwischen Selbsthass und Erlösungssehnsucht schwankt, ist in seiner bislang eindrucksvollsten Rolle zu sehen. Der dämonische KZ-Kommandant Klein wird von Willem Dafoe verkörpert, des Weiteren spielen die deutschen Stars Moritz Bleibtreu, Joachim Król, Juliane Köhler und Veronica Ferres.