Vom 16. bis 29. Februar 2016…
Di, 16. Feb · 12:45-14:00 · PHOENIX
Thema: Jüdisches Leben in Deutschland
Noch siebzig Jahre nach dem Holocaust werden Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Europa verübt, und fünfzig Jahre nach Beginn der deutsch-israelischen Beziehungen verzeichnet Deutschland eine Verdoppelung der antisemitischen Übergriffe. Doch Deutschland ist ohne jüdisches Erbe nicht vorstellbar und die jüdische Kultur ist hier lange verwurzelt. phoenix-Reporter Marlon Herrmann begibt sich auf kulturelle Spurensuche durch das jüdische Berlin und geht der Frage nach, wie es um den Antisemitismus steht und mit welchen Anfeindungen Juden täglich konfrontiert sind. Das phoenix Thema wird durch die Dokumentation „Kinder Israels“ (ZDFinfo 2010) ergänzt. Marlon Herrmann besucht die quirlige und größte israelische Gemeinde Deutschlands in Berlin mit seinen vielen Restaurants und seiner lebendigen Kunst- und Partyszene – hier leben etwa 20.000 dem Judentum angehörige Menschen. Wie sieht der Alltag von jüdischen Menschen in Deutschland aus? Welche Traditionen haben sie und wie geht die junge Generation damit um? Wie sehen das Familienleben oder die Aktivitäten in und um die jüdische Gemeinde aus? Der phoenix-Reporter spricht mit dem Rabbiner Jonah Sievers. Er trifft Volker Beck, den Vorsitzenden der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe im Bundestag, und Josef Schuster, den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. In der Gedenkstätte Sachsenhausen erzählt ihm der Leiter Prof. Günther Morsch vom ehemaligen Konzentrationslager, und die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer vertraut ihm ihre Erlebnisse in der Zeit der Juden-Verfolgung in Deutschland an. Die Reportage „Kinder Israels“ von Anabel Münstermann befasst sich mit dem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, in dem die Anhänger des jüdischen Glaubens in Deutschland leben.
Mi, 17. Feb · 00:15-02:21 · arte
Der Stellvertreter
Während des Zweiten Weltkriegs versucht ein evangelischer SS-Mann, die Welt darüber in Kenntnis zu setzen, was in den sogenannten „Arbeitslagern“ wirklich geschieht. Als ihm weder Freunde noch Kirche helfen, ist der Papst in Rom Gersteins letzte Hoffnung. Doch im Vatikan schlagen ihm Unwillen und Misstrauen entgegen. Nur der junge Jesuit Riccardo versteht, von welchem Verbrechen Gerstein berichten will. Gemeinsam riskieren die Männer nicht nur ihre Stellung, sondern bald auch ihr Leben bei dem Versuch, den europaweiten Deportationen der jüdischen Bevölkerung ein Ende zu setzen. Kurt Gerstein ist Chemiker und für Desinfektion zuständig. Eines Tages wird der SS-Offizier und Familienvater mit der Anlieferung von großen Mengen Zyklon B beauftragt, das er normalerweise zur Schädlingsbekämpfung einsetzt. Aufgrund seiner Nachfragen wird er in den engen Vertrauenskreis eines ranghohen SS-Arztes aufgenommen. Man zeigt ihm das Vorgehen in einem polnischen Lager, das Gerstein tief schockiert. Weder seine Familie noch Freunde oder Kollegen, die Gerstein nun ins Vertrauen zieht, wollen ihm helfen, die Vernichtung der Juden öffentlich zu machen. Gerstein entschließt sich, seine Stellung zu behalten, um die Existenz der Vernichtungslager belegen zu können. Während er versucht, Deportation und Vernichtung durch Informationsverbreitung zu verlangsamen, gelingt es ihm nicht, seine Umgebung aufzurütteln. Schließlich entscheidet sich Gerstein, den Vatikan zu informieren. Doch auch hier scheitern seine Bemühungen. Nur der junge Jesuit Riccardo versteht, von welchem Verbrechen Gerstein berichtet, und bemüht sich – während Gerstein wieder in Deutschland ist – weiter um eine Audienz beim Papst. Als schließlich auch Konvertiten von den deutschen Besatzern in Rom verhaftet werden, lässt sich Riccardo mit einem gelben Stern als vermeintlicher Jude nach Polen deportieren. Er wird enttarnt und der Arbeit im Krematorium zugewiesen. Als das Kriegsende bevorsteht, will Gerstein seinen Bericht schreiben, begreift aber schließlich, dass man ihn als Lügner und Täter zur Verantwortung ziehen wird. Er erhängt sich in seiner Zelle …
Mi, 17. Feb · 01:35-03:15 · RBB Berlin
Harlan – Im Schatten von Jud Süß
Veit Harlan war die schillerndste Figur des Nazi-Films neben Leni Riefenstahl. Millionen Deutsche sahen seine Filme. Später polarisierte er die Gesellschaft der 50er Jahre. War er Nazi? War er Antisemit? Der Film „Harlan – Im Schatten von Jud Süß“ erzählt, wie sich seine Kinder und Enkel bis heute mit der Person und den Filmen Harlans auseinandersetzen. Mit dem Monumentalfilm „Kolberg“ schuf er 1944/45 das große Durchhaltepos eines untergehenden Regimes. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Veit Harlan für seinen antisemitischen Film „Jud Süß“ zweimal wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Und beide Male wurde er freigesprochen. Der Film „Harlan – Im Schatten von Jud Süß“ erzählt, wie sich seine Kinder und Enkel bis heute mit der Person und den Filmen Harlans auseinandersetzen. Sein ältester Sohn Thomas und seine Töchter Maria und Susanne erlebten zwei Prozesse gegen den Vater, aber auch, wie er scheinbar ungebrochen weiter Filme in der jungen Bundesrepublik drehte. Ihre Reaktionen darauf fielen – zerrissen zwischen Vaterliebe und Abrechnung – teilweise extrem aus. Ein „Mordinstrument“ nannte Thomas Harlan den Film „Jud Süß“ und brach mit dem Vater – zu einer Versöhnung kam es erst auf dem Totenbett. Seine Schwester Maria wollte nach dem Krieg Schauspielerin werden und musste den Namen Harlan ablegen, weil sie sonst keine Engagements bekommen hätte. Gemeinsam litten sie unter dem schändlichen Erbe. Aber auch tiefe Risse in der Familie werden sichtbar, wie mit der Vergangenheit umzugehen sei und ob man den Vater öffentlich kritisieren dürfe. Bis hin zu Veit Harlans Nichte Christiane, Witwe des legendären Regisseurs Stanley Kubrick, reicht diese verzweigte Familie. Stanley Kubrick – möglicherweise inspiriert durch die familiäre Verbindung – wollte sogar einen Film über den Alltag der Nazi-Filmproduktion drehen. Der Blick des Films von Felix Moeller richtet sich auch auf die dritte Harlan-Generation: Neugier, Scham oder auch bewusste Distanz sind ihre Reaktion auf die Konfrontation mit der Familiengeschichte. Dieser Schatten von „Jud Süß“ ist, freilich abgeschwächt, auch noch in der dritten Generation der Harlans spürbar. Thomas Harlans Tochter, die in Frankreich zur Schule ging, wurde wegen der „Nazi-Großeltern“ beschimpft. Und Jessica Jacoby – der eine Großvater war Veit Harlan, der andere ein im Holocaust umgekommener jüdischer Kaufmann – verkörpert wie keine andere die Spaltung deutscher Familien in Opfer und Täter. In dem mit zahlreichen Filmausschnitten und erstmals gezeigtem Privatmaterial aus dem Familienarchiv montierten Dokumentarfilm reflektieren Harlans Söhne, Töchter und Enkel den Einfluss der Vergangenheit auf das eigene Leben bis heute.
Mi, 17. Feb · 22:00-22:45 · BR
Die Machtergreifung – Bayerns Kampf gegen die Gleichschaltung
Unter Verwendung von Zeitzeugeninterviews, die im Archiv des Bayerischen Rundfunks vorhanden sind, Archivmaterial und szenischen Rekonstruktionen wird die Machtergreifung Hitlers in anschaulich und packend erzählten Mikrogeschichten lebendig. Hitlers Machtergreifung beginnt mit seiner Ernennung zum Reichskanzler am 30.01.1933 – aber die nationalsozialistische Diktatur war damit noch keineswegs errichtet. Ein wichtiger Schritt fehlte noch: die Machtübernahme in den einzelnen deutschen Ländern. Denn diese waren eigene Einheiten, denen der größte Teil der Verwaltung, besonders aber die Polizei, unterstand. Wollte Hitler weiterhin für sich in Anspruch nehmen, dass seine Kanzlerschaft auf dem Willen der Mehrheit der Deutschen beruhte, durfte es bei der „Gleichschaltung Bayerns“ keine Pannen geben. Und gerade in Bayern musste er mit dem größten Widerstand, besonders von katholischen und monarchischen Kräften, rechnen. Und nach der Absetzung der preußischen Regierung am 20. Juli 1932 („Preußenschlag“) war man alarmiert. Die Gefahr, dass mit einem Reichskommissar auch Bayern jederzeit ausgelöscht werden konnte, war plötzlich allgegenwärtig. Scharf protestierte Bayern gegen diese Politik, fieberhaft wurden Lösungen angedacht und geplant, in denen u. a. der Wittelsbacher Kronprinz Rupprecht das in der Bayerischen Verfassung verankerte Amt eines Generalstaatskommissars übernehmen sollte, um alle Versuche zur Gleichschaltung durch das Reich mit quasidiktatorischen Vollmachten zu bekämpfen. Sogar Pläne zur Wiedereinführung der Monarchie wurden im Februar 1933 bis in den Bayerischen Ministerrat hinein verfolgt. Eine Reihe von oppositionellen Sozialdemokraten, darunter auch Wilhelm Hoegner und Josef Felder, schien sogar bereit mit diesen konservativen Kräften im Freistaat zusammenzuarbeiten im Kampf gegen Hitler. Aus dieser Sicht wird in der Dokumentation eine ganz andere Seite der bekannten Geschichte der Machtergreifung durch Hitler gezeigt, auch mithilfe von Zeitzeugeninterviews aus dem Archiv des Bayerischen Rundfunks. Zusätzliches Gewicht bekommen die Szenen durch die Präsenz eines historischen Urgesteins der bayerischen Geschichte: Prof. Karl Otmar von Aretin, der Sohn des bayerischen Monarchisten Erwein von Aretin, hat viele der Begebenheiten des Jahres 1933 noch in Erinnerung, als sein Vater an vorderster Front gegen Hitler agierte.
Do, 18. Feb · 23:30-00:15 · RBB Berlin
Der Pianist Menahem Pressler
Er war das Herz und die Konstante des weltweit gefeierten Beaux Arts Trios, das über 50 Jahre lang Maßstäbe für die Kammermusik setzte. „Es gab fünf Geiger, es gab drei Cellisten, aber es gibt nur einen Menahem Pressler“, resümiert Daniel Hope, der als Geiger das Trio in den letzten sechs Jahren begleitete. 2008 löste sich das Trio auf, aber wer dachte, Menahem Pressler würde sich nun zur Ruhe setzen, wurde eines Besseren belehrt: Mit 85 Jahren startete der Ausnahmekünstler noch einmal durch, nahm seine Solokarriere wieder auf und spielt seitdem mit den größten und besten Orchestern der Welt. „Dass ich jetzt in meinem Alter noch einmal eine Solokarriere mache, das ist ein Wunder“, sagt Menahem Pressler selbst. Menahem Pressler hat ein bewegtes Leben. Mit 16 Jahren musste der gebürtige Madgeburger aus Deutschland vor den Nazis fliehen, seine Familie entkam nur knapp der Deportation. Sein Weg führte über Israel nach Amerika. Dort begann er seine Karriere als Pianist, begegnete all den großen Meistern seiner Zeit, ging mit Bruno Walter ins Konzert, trank mit Alma Mahler Samstags Tee und zählte Franz Waxmann zu seinem engen Freundeskreis. Mit seinen 91 Jahren stößt er ein Fenster in die Vergangenheit auf und ist doch, mit dem IPad unter dem Arm, ganz im 21. Jahrhundert angekommen. Seine tief empfundene Liebe zur Musik und die Musik selbst scheinen sein Jungbrunnen zu sein. Unermüdlich reist er um die Welt, um Konzerte zu spielen, CDs aufzunehmen, junge Musiker in Meisterkursen zu unterrichten. Sein Alter merkt man ihm nicht an, wenn er mit einem spitzbübischen Lächeln ein Lob ausspricht oder mit großer Strenge kritisiert. Pressler wird nicht müde, seinen Zugang zur Musik jedem Menschen nahe zu bringen. Sein einzigartiger Ton lässt Musikerkollegen wie Daniel Harding oder Leonidas Kavakos ins Schwärmen geraten. „Jeder sollte ihn mindestens einmal in seinem Leben gehört haben“, empfiehlt auch Raphaël Merlin, der Cellist des Quatuor Ebène. Nach seinem bewegenden Debut bei den Berliner Philharmonikern im Januar 2014 hat das Orchester Menahem Pressler erneut eingeladen: er wird der Solist im Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker sein.
Fr, 19. Feb · 00:25-02:07 · arte
Ein besonderer Tag
Rom, 8. Mai 1938: Adolf Hitler trifft mit dem italienischen Diktator Benito Mussolini zusammen. Um der Parade zu Ehren des deutschen Reichskanzlers beizuwohnen, begibt sich Emanuele, leidenschaftlicher Anhänger des Faschismus, mit seinen Kindern in die Stadt. Seine Ehefrau Antonietta bleibt allein in der Wohnung zurück und beginnt mit der täglichen Hausarbeit. Dabei entfliegt ihr Papagei. Bei der Suche nach ihm trifft sie auf Gabriele, ihren Nachbarn. Die beiden kommen ins Gespräch. Gabriele arbeitet eigentlich als Sprecher beim Radio, erst kürzlich wurde er entlassen. In der immer intensiveren Unterhaltung erfährt Antonietta von der politischen Überzeugung ihres Nachbarn. Zunächst ist die einfache Frau erschüttert, als sie herausfindet, dass Gabriele homosexuell ist. Im Gespräch versteht sie, dass seine sexuellen Neigungen und seine unerwünschten politischen Ansichten nicht nur der Grund für die Entlassung sind, sondern auch für seine geplante Deportation nach Sardinien. Gemeinsam empfinden die beiden sonst isolierten Menschen für einen kurzen Augenblick ein Gefühl von Freiheit, das jenseits der inneren und äußeren Repressionen eines totalitären Regimes ihre Hoffnung auf persönliche Verwirklichung aufkeimen lässt. In der Rolle der Maria Luisa ist Alessandra Mussolini, Enkelin des Faschistenführers und Nichte von Sophia Loren zu sehen.
Fr, 19. Feb · 02:05-02:57 · arte
Die Partisanen – Krieg hinter der Front
Kein Kapitel des Krieges gegen die Sowjetunion löst solche Emotionen aus wie der Partisanenkampf. In Russland ist er bis heute von Mythen und Legenden überlagert, in Deutschland immer noch verdrängt. Zu schrecklich ist diese Geschichte, zu unentwirrbar und böse und zu beklemmend die Schuld. „Dieser Partisanenkrieg hat auch wieder seinen Vorteil: Er gibt uns die Möglichkeit, auszurotten, was sich gegen uns stellt“, so äußerte sich Adolf Hitler zu Beginn des Unternehmens „Barbarossa“, des Angriffs auf die Sowjetunion im Juni 1941. Aber zu dem Zeitpunkt gab es noch keinen Partisanenkrieg, sondern nur den Aufruf Stalins, der nach dem deutschen Überfall die sowjetische Bevölkerung in den besetzten Gebieten aufgefordert hatte, einen „Volkskrieg“ im Hinterland des Feindes zu organisieren. Es dauerte fast ein Jahr, ehe Moskau begann, Kontrolle über die versprengten Partisanengruppen zu übernehmen, um sie in den Kampf zu treiben, in einen Kampf, der sich eher gegen die eigenen Landsleute richtete als gegen die Besatzer. Die Partisanen wurden zum langen Arm Moskaus hinter der deutschen Front. Die deutschen Großaktionen gegen die Partisanen galten als „Befriedung“. Sie hatten klangvolle Namen wie „Adler“, „Maikäfer“ und „Frühlingsfest“ und fanden alle in Weißrussland statt. Dort gab es viele Partisanen, die eine ständige Gefahr für die Besatzer darstellten. Niedergebrannte Dörfer wurden von den Deutschen als Bandenzentralen gemeldet und ermordete Einwohner zu „Banditen“ oder zu ihren Helfershelfern erklärt. Die Deutschen begingen beim Kampf gegen Partisanen zahlreiche Massenmorde, töteten Tausende Unbeteiligte und löschten Hunderte Ortschaften aus. Beteiligt an den Mordtaten waren Truppen der Wehrmacht und SS-Einheiten, aber auch zahlreiche Bataillone der Ordnungspolizei.
Fr, 19. Feb · 03:15-03:45 · PHOENIX
Nacht über Deutschland – Hitler – Die ersten 100 Tage
Berlin, 27. Februar 1933. Der Reichstag, das Symbol des deutschen Parlamentarismus, steht in Flammen. „Es gibt kein Erbarmen; wer sich uns in den Weg stellt wird niedergemacht. Das deutsche Volk wird für Milde kein Verständnis haben.“ Mit diesen Worten wird Hitler zitiert, wie er sich an eine Gruppe von Politikern, Polizisten und Militärs wendet, die sich am brennenden Reichstag versammelt haben. Er soll geschrien haben, vor Erregung. Was Hitler in jenen Minuten wirklich denkt, wird kein Historiker je rekonstruieren können. Auf alle Fälle sieht er eine Gelegenheit, den Aufbau seines Macht- und Terrorapparates in beispielloser Weise forcieren zu können. Tags darauf werden die Notverordnungen „zum Schutz von Volk und Staat“ erlassen. Damit werden verfassungsmäßige Grundrechte außer Kraft gesetzt. Der Beginn einer totalitären Herrschaft, die vor nichts zurückschreckt. Nacht über Deutschland.Ausgehend vom Reichstagsbrand fokussiert die Dokumentation den rasanten, erschreckenden und dennoch nicht unaufhaltsamen Weg Deutschlands in die Hitler-Diktatur. Sie erzählt die ersten 100 Tage von Hitlers Kanzlerschaft. Eine kurze Zeitspanne, die trotzdem Antworten gibt, auf die immer wiederkehrende Frage „Wie war Hitler möglich?“. Eine Geschichte der politischen Tricks und des brutalen Terrors, der haltlosen Versprechungen und wohlgesetzten Drohungen, des Widerstands und der raschen Ausschaltung aller demokratischen Kräfte. Es war nicht die „Vorsehung“, wie Hitler selbst seine Ernennung zum Reichskanzler und die Wochen danach verbrämte, sondern ein „Blitzkrieg“ gegen Demokratie und Menschenrechte mit dem erklärten Ziel die Alleinherrschaft an sich zu reißen. Mit allen verfügbaren Mitteln und in einem schwindelerregenden Tempo – mal in brauner Uniform, mal in Frack und Zylinder. Bemerkenswert dabei ist, wie einfach sich die Institutionen, die die Weimarer Republik getragen hatten, überwältigen ließen. Und die Mehrheit der Deutschen? Sie wird immer mehr eingesponnen in die „Volksgemeinschaft“ der Nazis, mit Hitlergruß und Hakenkreuz.Die Dokumentation führt vom Tag der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler (30. Januar 1933), der Errichtung der ersten Konzentrationslager und dem „Tag von Potsdam“ (21. März) über den Boykott gegen jüdische Geschäfte (1. April), dem „Tag der Arbeit“ (1. Mai) bis hin zu den Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933, dem 100. Tag von Hitlers Kanzlerschaft. Die Chronik einer Machteroberung ohnegleichen. Nach diesen 100 Tagen hat sich Deutschland radikal verändert. Es herrscht der „Ausnahmezustand“; die Länder sind gleichgeschaltet; Bedrohung, Entrechtung und Ausgrenzung werden zum Alltag für „Andersdenkende“ und die jüdische Bevölkerung. Es gibt keine Gewerkschaften mehr, der „undeutsche Geist“ wird verfolgt und verbrannt. 80 Jahre nach dem Frühjahr 1933 werden Ereignisse, ihre Geschichte, ihre Hintergründe und ihre Folgen rekonstruiert. Historiker wie z. B. Michael Wildt, Norbert Frei und Hans-Ulrich Thamer kommen zu Wort. So entsteht ein kompaktes Gesamtbild dieser ersten 100 Tage von Hitlers Herrschaft.
Sa, 20. Feb · 05:05-05:31 · arte
Augenschmaus: „Die Konservenmacherinnen“ von Max Liebermann
Die Dokumentationsreihe „Augenschmaus“ bietet kulinarische Ausflüge in die Welt der Kultur: Ausgehend von Kunstwerken, welche die typische Küche einer bestimmten Epoche in Szene setzen, analysieren Kunsthistoriker und Geschichtswissenschaftler die Gastronomie dieser Zeit. Was aßen die Menschen damals? Welche Essgewohnheiten und Rituale hatten sie? Wie sahen Besteck und Geschirr aus? Auch der historische Kontext und die künstlerische Strömung, der das jeweilige Werk angehört, werden beleuchtet. Andere Zeiten, andere (Tisch-)Sitten – in „Augenschmaus“ untersuchen renommierte Fachleute künstlerische und kulinarische Trends von der Steinzeit bis zur Popkultur der Moderne. Außerdem kochen große Küchenchefs die Gerichte in der Sendung nach. Max Liebermann wird 1847 in Berlin geboren. Seine Eltern sind wohlhabende jüdische Kaufleute aus der Textilindustrie. Doch der junge Max will nicht in die Fußstapfen seiner Eltern treten, sondern begeistert sich schon früh für die Malerei. Die Familie gibt schließlich nach, und Max Liebermann beginnt sein Studium an der Kunstschule in Weimar. Er lernt den ungarischen Maler Mihaly Munkacsy kennen. Seine Bilder von arbeitenden Frauen bringen ihm die realistische Malerei nahe. Schon Liebermanns erstes Gemälde, „Die Gänserupferinnen“ aus dem Jahr 1872, löst einen Skandal aus. Mit seinem zweiten Gemälde, den „Konservenmacherinnen“, in etwas kleinerem Format, bleibt Max Liebermann seinem Stil treu. Moderner Stil, moderne Essgewohnheiten. Max Liebermann stellt auf seinem Bild eine ganz neuartige Erfindung dar: die Konserve. Die Geschichte der Konserve begann auf dem Schlachtfeld. Weil seine Soldaten vor Hunger sterben, versprach Napoleon 1795 demjenigen eine Belohnung, der ein Verfahren zur Lebensmittelkonservierung erfinden würde. 15 Jahre später, im Jahr 1810, stellt der Pariser Konditormeister Nicolas Appert eine bahnbrechende Methode vor: die Haltbarmachung von Lebensmitteln in luftdicht abgeschlossenen Behältern. Gegenüber dem bretonischen Fischerhafen Douarnenez liegt die älteste Konservenfabrik der Welt, in der im Jahr 1853 die erste Konserve produziert wurde. Das Kamerateam stattet der Fabrik einen Besuch ab, wo noch heute rund 120 Arbeiterinnen Sardinen handverlesen konservieren, und unternimmt eine kleine Zeitreise, um herauszufinden, wie die Konservendose damals den Alltag der Menschen veränderte. Hinter dem Herd steht in dieser Folge der Sternekoch Thomas Martin. Obwohl er im Jacobs Restaurant am Hamburger Elbufer sonst eher selten Dosenessen verarbeitet, stellte er sich freudig der Herausforderung. Gegessen wird auf der Terrasse des Hotels Louis C. Jacob an der Hamburger Elbchaussee, die Max Liebermann bei einem seiner Besuche um 1902 selbst in einem großartigen Gemälde festhielt.
Sa, 20. Feb · 10:45-12:30 · 3sat
Mutig in die neuen Zeiten (1/3) Im Reich der Reblaus
Die junge Schneiderin Elfi Redlich muss ihre beiden Kinder allein durchbringen, denn ihr Mann Viktor ist 1942 an der Ostfront verschollen. Nun will sie dem US-Offizier Hal in seine Heimat folgen. Der Dreiteiler erzählt die Geschichte der österreichischen Nachkriegszeit von 1953 bis heute. Im Zentrum stehen drei unterschiedliche Familien – Arbeiter, Adelige und jüdische Industrielle. In den Hauptrollen sind Nina Proll, Harald Krassnitzer und Helmut Berger zu sehen. Als Elfi ein Brautkleid für die junge Gräfin Valerie Ulmendorff im Burgenland zustellen soll, trifft sie im Zug auf Valeries Onkel, den Maschinenfabrikanten Johann Ulmendorff, und dessen Mitarbeiter Otto Hasak. Dann wird Ulmendorff im russischen Sektor der Strecke verhaftet. Elfi ist davon überzeugt, dass Hasak dahintersteckt, doch keiner glaubt ihr. Nach Ulmendorffs Verhaftung übernimmt Hasak die Fabrik. Dann aber kehrt der eigentliche Fabrikeigentümer, der Jude Paul Berkowitz, zurück. 3sat zeigt den zweiten und dritten Teil von „Mutig in die neuen Zeiten“ am Samstag, den 27. Februar und Samstag, den 5. März, jeweils um 10.50 Uhr.
Sa, 20. Feb · 21:45-23:30 · Einsfestival
Ummah – Unter Freunden
Daniel arbeitet als verdeckter Ermittler für den Verfassungsschutz. Bei einer Observierungs-Operation in der rechten Szene erschießt er zwei Neonazis. Im Gespräch mit seinen Vorgesetzten bittet er darum, als Ermittler aussteigen zu dürfen. Zu seiner eigenen Sicherheit wird er in einer leeren und völlig heruntergekommenen Wohnung im Berliner Stadtteil Neukölln untergebracht, um für einige Zeit unterzutauchen. Die fremde Wohnung kommt Daniel gerade recht, denn er will nichts um sich haben, was ihn an sein früheres Leben erinnern könnte. Er freundet sich mit dem arabischen Gebrauchtwarenhändler Abbas an und gewinnt wieder Vertrauen in die Menschheit. Doch gerade als es so scheint, als hätte er sein altes Leben hinter sich gelassen, taucht sein Chef vom Verfassungsschutz auf. Er verlangt von ihm, seinen muslimischen Freunden eine Lüge anzuhängen, um von einer Korruptionsaffäre abzulenken.
So, 21. Feb · 21:45-23:43 · arte
Monsieur Klein
Paris, 1942: Während der Besatzung der Stadt durch die Deutschen erleidet die jüdische Bevölkerung zunehmend offene Diskriminierung. Der zynische Kunsthändler Robert Klein hat sich mit dem faschistischen System arrangiert, bis eines Tages die Polizei bei ihm vor der Tür steht, um ihn zu verhaften. Ein jüdischer Widerstandskämpfer hat sich seines Namens bedient, um in den Untergrund abzutauchen – doch die Polizei zweifelt an Monsieur Kleins Glaubwürdigkeit. Verzweifelt versucht er, den Flüchtigen zu finden und seine Herkunft zu beweisen, während die Maschinerie der Behörden ihn zu verschlingen droht. Eine meisterhafte Parabel über die Schuld jedes Einzelnen am Fortbestehen des Faschismus. Eines Tages erhält der Kunsthändler Robert Klein eine an ihn adressierte Ausgabe einer jüdischen Zeitung, die nur über Abonnement zu erhalten ist. Überzeugt davon, dass es sich um einen Irrtum handelt, bittet er den Zeitungsverlag, die Lieferung der Zeitung einzustellen. Denn Klein ist – anders als es sein Name vermuten lässt – kein Jude, sondern elsässischer Katholik. Allerdings muss er feststellen, dass nun das Generalkommissariat für Judenfragen der Pariser Präfektur auf ihn aufmerksam geworden ist – dieses greift bei der Registrierung der Juden auf die Adressliste der Zeitung zurück. Alle seine Bemühungen, das Missverständnis aufzuklären, erhärten nur den Verdacht der französischen Polizeibehörden. Bei eigenen Nachforschungen findet Robert Klein heraus, dass es sich um keine einfache Verwechslung handelt, sondern dass sich ein jüdischer Widerstandskämpfer, der in den Untergrund abgetaucht ist, seines Namens bedient. Die französische Polizei nimmt ihn immer mehr in die Zange und Klein sieht sich genötigt, zu seinem Vater nach Straßburg zu reisen, um mittels Geburtsurkunden seine Herkunft zu beweisen. Zurück in Paris versucht er wie besessen, den anderen Robert Klein ausfindig zu machen. Bei einer von der französischen Polizei organisierten Razzia wird er gemeinsam mit Tausenden Juden festgenommen. Zwar gelingt es seinem Anwalt, einen „Ariernachweis“ zur Sammelstelle zu bringen, doch hat er keine Möglichkeit mehr, diesen Robert Klein auszuhändigen, der von der Menschenmenge in die Zugwaggons gedrängt wird, die in Richtung Konzentrationslager abfahren.
So, 21. Feb · 23:45-00:37 · arte
Überlebenskünstler
Sie leben zwei Leben. Den Job brauchen sie fürs Geld, die Musik für ihr Seelenheil. Sie stehen abends umjubelt auf der Bühne und putzen am nächsten Morgen die Toiletten. Sie greifen in die Tasten und sortieren anschließend den Müll. Sie interpretieren Beethoven und reparieren dann den Auspuff. Sie sind Überlebenskünstler. Der Dokumentarfilm porträtiert professionelle Musiker aus Israel, der Ukraine und Deutschland, die mit großer Leidenschaft und Können ihrer Kunst nachgehen, die aber alle zudem einen Brotjob haben müssen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. „Kann man davon leben?“, wird ein Musiker gefragt. „Die einen ja, die anderen nein“, ist die Antwort. In dieser Geschichte geht es um die anderen: professionelle Musiker, die mit großer Leidenschaft und Können ihrer Kunst nachgehen und die dennoch nebenher arbeiten müssen. Entweder, um über die Runden zu kommen oder weil ihnen sonst etwas Lebensnotwendiges fehlen würde: als Hausdame in einem Hotel, als Müllmann, Automechaniker oder als Arzt. Die Protagonisten dieses Filmes leben zwei Leben: Sie stehen abends umjubelt auf der Bühne und putzen am nächsten Morgen die Toiletten. Sie greifen in die Tasten und sortieren anschließend den Müll. Sie interpretieren Beethoven und reparieren dann den Auspuff. Mit Selbstverständlichkeit und Würde meistern sie ihr Leben, begeistern sich für ihre Musik und sehen ihr zweites Leben eher nüchtern. Ihren Beruf betreiben sie, weil er ihnen ihr eigentliches Leben ermöglicht, eines für die Musik. Wie bekommen sie diesen Spagat hin? Wie sieht der Alltag dieser Überlebenskünstler aus? Diese Geschichte spielt an ganz unterschiedlichen Orten: in Israel, in der Ukraine und Deutschland. Roman Krasnovsky spielt auf den berühmtesten Orgeln weltweit. Er konzertiert in New York, Paris und Berlin. In seiner Heimat Israel arbeitet er als Müllmann. Andrej Kulischko ist Oboist in der Staatlichen Philharmonie der Ukraine in Kiew. Seitdem im Osten der Ukraine Krieg herrscht, müssen die Menschen mehr als je zuvor ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Er tut es als Automechaniker. Nach ihrer Gesangsausbildung in Griechenland kam Melina Paschalidou nach Deutschland. Bis es mit einem festen Engagement als Sopranistin klappt, hält sie sich als Hausmädchen in einem Hotel über Wasser. Ein Casting bei der Künstlervermittlung und Vorstellungstermine in London und in Griechenland geben ihr Hoffnung. Wird sie es von den kleinen Bühnen an große Konzerthäuser schaffen?
Mo, 22. Feb · 00:10-02:00 · 3sat
Hanussen
Die Geschichte des telepathisch begabten österreichischen Hellsehers Hanussen, der in den 1920er und 1930er Jahren zur Sensation wurde und sich von den Nazis korrumpieren ließ. István Szabós packendes, brillant gespieltes und fotografiertes zeitgeschichtliches Drama mit Klaus Maria Brandauer. Als Zugführer Klaus Schneider während des Ersten Weltkriegs mit Kopfverletzungen in ein Lazarett eingeliefert wird, entdeckt der ihn behandelnde Arzt, Major Dr. Bettelheim, an ihm übersinnliche Fähigkeiten. Als Bettelheim ihn später an seine Klinik holen möchte, lehnt Schneider ab, denn er hat anderes vor. Seine Karriere als Hellseher und Magier beginnt, als er Hauptmann Nowotny wiedertrifft, der während des Kriegs ein Fronttheater betrieben hatte. Schneider nimmt den Künstlernamen Erik Jan Hanussen an und wird über Nacht berühmt, als er in Wien den Untergang eines Ozeandampfers voraussagt. Bald ist er ein viel gefragter Star, bis er wegen Hochstapelei verhaftet wird. In einem spektakulären Prozess demonstriert er seine hypnotischen Fähigkeiten und wird freigesprochen. Mit seiner Geliebten Wally und Nowotny zieht er nach Berlin. Hanussen verkehrt jetzt in den „besten“ Kreisen, und obwohl er immer wieder beteuert, sich nicht für Politik zu interessieren, kann er sich dem Sog der politischen Ereignisse nicht entziehen. Als er den Wahlsieg Hitlers voraussieht, trennt sich sein langjähriger Freund Nowotny von ihm, und Wally macht ihm schwere Vorwürfe. Für die Nazis wird der berühmte Hellseher tatsächlich zu einer wichtigen Figur. Hanussen avanciert zum Propheten Hitlers und lässt sich zunächst auch nicht dadurch irritieren, dass sein jüdischer Freund Bettelheim in Schwierigkeiten kommt, Buchverbrennungen stattfinden und seine Freunde und Kollegen emigrieren. Als er jedoch den Reichstagsbrand voraussagt, wird er vom Propheten Hitlers zum unliebsamen Mitwisser. Regisseur István Szabó hat mit „Hanussen“ ein weiteres Schicksal in den Zeiten großer politischer Umwälzungen eindrucksvoll in Szene gesetzt. Mit „Mephisto“ (1981) und „Oberst Redl“ (1984) hatte er zuvor bereits erschütternde Dokumente europäischer Geschichte gestaltet. Genial interpretiert Brandauer in seiner dritten Zusammenarbeit mit Szabó die Rolle von Hanussen, einem Mann zwischen Streben nach Macht und Moral, zwischen Politik und Mystik.
Mo, 22. Feb · 01:30-03:00 · HR
Ein blinder Held – Die Liebe des Otto Weidt
Mit List und Bestechung versucht der Berliner Bürstenfabrikant Otto Weidt in den 1940er-Jahren, seine Mitarbeiter, die fast alle Juden und fast alle blind sind, vor dem Zugriff der Gestapo zu bewahren. Als seine Sekretärin Alice Licht am Ende nach Auschwitz deportiert wird, macht sich Weidt, selbst nahezu blind, auf den Weg, um sie zu befreien. Es gelingt ihm, doch seine Liebe zu ihr bleibt unerfüllt. Die Werkstatt des Bürstenherstellers Otto Weidt gilt 1941 bei den Berliner Juden als gute Adresse. Weidts irritierend enge Kontakte zur Gestapo, begleitet von regelmäßigen Bestechungen, bieten ihm den Spielraum, seine überwiegend blinden jüdischen Angestellten vor den alltäglichen Herabwürdigungen zu schützen. Zu den wenigen Nicht-Blinden in der Werkstatt zählt Alice Licht, eine hübsche junge Frau aus gutbürgerlichem Haus. Mit Witz, Charme und Organisationstalent wird sie bald zu Ottos rechter Hand. Die beiden verbindet mehr, als eine reine Arbeitsbeziehung und mehr als nur Freundschaft. Otto ist verheiratet, kein Jude, Ende 50 und fast blind; Alice ist Jüdin und 40 Jahre jünger. Sie bewundert ihn. Für Otto ist Alice die Verheißung auf ein Leben, das er gern geführt hätte. Aber die Schlinge um die Werkstatt zieht sich zu. Trotz regelmäßiger „Besuche“ der Gestapo scheint zunächst alles gut zu gehen. Nachdem seine jüdischen Mitarbeiter auf einen Schlag abgeholt wurden, schafft es Otto Weidt noch, sie aus dem nahen Sammellager der Gestapo wieder herauszuholen. In aller Heimlichkeit beginnt er nun mit der Vorbereitung von Verstecken. Als die massenhaften Deportationen beginnen, sind Weidts Angestellte untergetaucht. Doch in einem Moment der Vertrauensseligkeit werden die Verstecke an einen „Greifer“ verraten. Weidt ereicht es noch, dass Alice und ihre Eltern zunächst „nur“ nach Theresienstadt kommen, aber dann trifft eine Postkarte von Alice ein, in der sie verklausuliert von ihrer Verlegung nach Auschwitz berichtet. Otto Weidt zögert nicht lange und macht sich auf den Weg, um sie zu retten. Über einen Hilfsarbeiter gelingt es ihm, den Kontakt zu Alice herzustellen, die mittlerweile als KZ-Häftling in einer Munitionsfabrik arbeitet. Er versteckt Kleidung und Geld für den Fall ihrer Flucht. Im Januar 1945 schafft Alice den Weg zurück nach Berlin, wo Otto und seine Frau sie bis nach Kriegsende verstecken. Aber Alice kann und will nicht bleiben. Sie erhält die Einreisegenehmigung in die USA und verlässt Berlin. Otto bleibt zurück, zwei Jahre später stirbt er. An sein Wirken erinnert heute nur noch das „Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt“ in Berlin-Mitte und die israelische Ehrung als „Gerechter unter den Völkern“.
Mo, 22. Feb · 23:55-01:35 · MDR Sachsen
Das höhere Prinzip
Protektorat Böhmen und Mähren 1942: SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, stellvertretender Reichsprotektor, fällt in Prag einem Attentat von tschechischen Nazigegnern zum Opfer. Wahllos erschießt die SS tagelang unschuldige Menschen, die angeblich das Attentat gebilligt haben. Die fürchterliche Rache macht auch vor Kostelec, einer böhmischen Kleinstadt, nicht halt. Dort bereiten sich die Schüler eines humanistischen Gymnasiums auf das Abitur vor. Ein Klassenkamerad denunziert seine Mitschüler Vlastimil Rysánek (Ivan Mistrík), Frantisek Havelka (Jan Smíd) und Karel Moucka (Alexander Postler), einer von ihnen hat ein Zeitungsfoto von Heydrich mit einem Schnurrbart versehen. Kurz darauf werden die Jungen während ihres schriftlichen Lateinabiturs von der Gestapo verhaftet und standrechtlich zum Tode verurteilt, das Soll an Erschießungen muss stimmen. Ihre Mitschülerin Jana (Jana Brejchová) fleht ihren Vater, den Rechtsanwalt Dr. Skála (Otomar Krejca), an, etwas zu unternehmen, doch der bleibt vor Angst untätig. Ganz anders Prof. Málek (Frantisek Smolík), der Lateinlehrer. Seine Schüler nennen ihn „Das höhere Prinzip“, weil er fest an das von antiken Philosophen hergeleitete Prinzip der Sittlichkeit glaubt, an die klassischen Ideale des Rechts und der Menschenwürde. Er lehnt sich als Einziger gegen die Verhaftung auf, geht zu Obersturmbannführer Worliczek (Hannjo Hasse), dem Gestapo-Chef der Stadt, und bittet um Gnade. Sein Gegenüber ist sogar ein wenig gerührt von dem alten Mann und bereit, die Jungen zu verschonen. Doch die Maschinerie läuft bereits, Worliczek greift nicht ein. Die Schüler werden erschossen und die Namen der Hingerichteten per Lautsprecher im Städtchen verkündet. Die Reaktionen im Kollegium sind sehr verschieden, ein Kollege schreibt eine Loyalitätsbekundung gegenüber den Deutschen. Doch Professor Málek tritt vor seine Klasse, protestiert gegen den Mord und fordert seine Schüler zum Kampf gegen die Tyrannei auf. Regisseur Jirí Krejcík (1918-2013), einer der besten tschechischen Regisseure, fängt mit seinem Drama präzise die Atmosphäre einer von Unterdrückung und Gewalt geprägten Zeit ein. Er zeigt differenziert das aus Angst erwachsende Spektrum menschlicher Verhaltensweisen der tschechischen Kleinstadtbewohner unter den Bedingungen der Nazi-Diktatur bis hin zu Denunziantentum, Opportunismus und Kollaboration. Reclams Filmführer schreibt: „Er (der Film, d.R.) schildert, wie ein Jungenstreich zur Tragödie wird, wie ein Rechtsanwalt aus Angst die Möglichkeit zu einer Intervention versäumt, wie ein weltfremder Gelehrter die Zeichen der Zeit erkennt. Ohne große Worte wird deutlich, wie die Verhältnisse das Verhalten verändern.“ Hervorragend auch die Darsteller, unter ihnen Frantisek Smolík als Lateinlehrer und die junge Jana Brejchová.
Di, 23. Feb · 22:45-23:30 · HR
Babi Jar – Das vergessene Massaker
Am 20. Januar 1942 wurde die sogenannte ‚Endlösung der Judenfrage‘ beschlossen. Die planmäßige Vernichtung der Juden aber hatte da längst begonnen, wie die erschütternde Dokumentation von Christine Rütten und Lutz Rentner zeigt. In der Erinnerung der Nachgeborenen steht ‚Auschwitz‘ als Synonym für den Massenmord an den europäischen Juden. Der Vernichtungswille und die planmäßige Organisation des Mordens hatten aber eine Vorgeschichte, deren Blutspur mit dem Überfall auf die Sowjetunion immer breiter wurde. Babi Jar war der Vorläufer von Auschwitz – der Mord nach Dienstplan. Im Schichtbetrieb wurden die hilflosen Opfer erschossen und anschließend im Massengrab verscharrt. 1968 werden einige der Täter vom Landgericht Darmstadt wegen Beihilfe zum Mord verurteilt, andere freigesprochen. ‚Die Angeklagten saßen wie versteinert da, so als ob sie das nichts anginge‘, erinnert sich Peter Gehrisch, einer der Geschworenen. Unter den Angeklagten ein Frankfurter Bankdirektor, ein Kaufmann aus Neu-Isenburg, ein Steuersekretär aus Königsbrunn, ein Prokurist aus Hildesheim, ein Arbeiter aus Bremen usw. Elf Angeklagte holte hier ihre NS-Vergangenheit ein. So wie sie waren auch die anderen SS-Männer, Polizisten und Soldaten nach dem Krieg mühelos in ihre bürgerliche Existenz zurückgekehrt. ‚Es ist nicht einer aufgestanden, irgendeine Person, die gesagt hat, ich habe Gewissenbisse, ich kann nachts nicht schlafen. Ich sehe die Schreie der Frauen und Kinder. Es lässt mich nicht schlafen, ich habe gesündigt‘, erklärt der Filmregisseur Artur Brauner erschüttert. 49 Verwandte hat er im Holocaust verloren. Einige gehören zu den 1,5 Millionen Juden, die in der Ukraine ermordet wurden. In einem Spielfilm hat er ihnen ein Denkmal gesetzt. Artur Brauner kommt in der Dokumentation von Christine Rütten und Lutz Rentner ebenso zu Wort wie die letzten Überlebenden, die wie durch ein Wunder dem Massaker von Babi Jar entkamen. Raissa Maistrenko wurde durch ihre furchtlose Großmutter gerettet, die das Kind mit ihrem Körper vor den tödlichen Schlägen deutscher Polizisten schützte. Wladimir Pronichev hat erst spät von seinem Schicksal und dem seiner Familie erfahren. Seine Mutter Dina hat sich aus dem Massengrab von Babi Yar gerettet. Sie erzählte ihm lange nichts von den schmerzlichen Erlebnissen. Aber sie sagte als Zeugin 1968 im Prozess in Darmstadt aus. Auch sie war schockiert zu sehen, dass die Mörder keine Reue zeigten. Stellvertretend für viele andere zeichnet die Dokumentation den Weg zweier Täter nach Originaldokumenten und lässt Angehörige zu Wort kommen. Ein schockierendes Zeugnis der Normalität des Verbrechens, denn es zeigt, dass die Mörder keine Bestien, sondern Männer waren, die fest daran glaubten, das Richtige zu tun, und die das Morden als Arbeitsauftrag begriffen.
Mi, 24. Feb · 15:30-16:00 · SWR BW
In Nachbars Küche …
Sie kommen aus dem Land Jesu und sprechen zu Hause hebräisch: der Rabbiner Schneur Trebnik, seine Frau Channa und ihre sechs Kinder. Vor zehn Jahren kamen die Trebniks von Israel nach Ulm und fanden hier nur ein paar vereinzelte Juden vor, die sich kaum oder gar nicht an die jüdischen Speisegesetze hielten. Inzwischen hat die jüdische Gemeinde in Ulm 500 Mitglieder und dank Rabbi Trebnik wissen die meisten, was gegessen werden darf und wie. Ob koschere Gummibärchen, blutiges Fleisch, weiße oder braune Eier, alles ist durch Kaschrut, die jüdischen Speisegesetze, geregelt. Zum Einkaufen nach Straßburg fahren – das ist für Trebnik Alltag. In Straßburg leben 15.000 Juden und es gibt gleich mehrere koschere Supermärkte. Drei Autostunden weit in die elsässische Metropole für ein paar Lebensmittel? Klar, denn wer koscher essen will, hat keine andere Wahl. Seit Jahren sind die Trebniks befreundet mit Ingo und Petra Bergmann. Ingo hat ein Buch über die Ulmer Opfer der Shoa geschrieben, er und seine Frau interessieren sich für alles Jüdische: Geschichte, Sprache, Kultur und auch das Essen. Sie kochen zusammen ein jüdisches Essen, das viel über die Kultur und Heimat der Juden vermittelt.
Mi, 24. Feb · 20:15-21:45 · Das Erste (ARD)
Die Akte General
In der jungen Bundesrepublik, die Ende der 50er Jahre in Politik und Justiz immer noch von nur oberflächlich geläuterten Nazi-Seilschaften durchsetzt ist, führt der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einen einsamen Kampf gegen die Vertuschung nationalsozialistischer Verbrechen und die restaurative Politik der Regierung Adenauer – er ist der festen Überzeugung, dass nur so die junge Demokratie gefestigt werden könne. Nicht nur seine Haltung, sondern auch sein aufbrausendes Temperament machen Bauer angreifbar, immer wieder formiert sich Widerstand aus Politik, Nachrichtendiensten und dem Justizapparat gegen den Einzelkämpfer. Wohl wissend, dass das Interesse an der Ergreifung Adolf Eichmanns in Deutschland gering ist, versucht Bauer, den israelischen Geheimdienst zu einer Verhaftung des in Argentinien vermuteten Organisators der Massendeportationen zu bewegen. Tatsächlich gelingt es Bauer in geheimen Verhandlungen, die Verhaftung Eichmanns durch den Mossad in Gang zu setzen. Unterstützt vom jungen Staatsanwalt Joachim Hell lässt Bauer auch danach nicht locker: Mit Material aus den Eichmann-Vernehmungen will er ein Verfahren gegen Kanzleramtschef Hans Globke erreichen, um dessen Verstrickung in die Deportationen zu ahnden, und wagt sich damit an Adenauers engsten politischen Vertrauten.
Mi, 24. Feb · 22:45-00:20 · RBB Berlin
Das Schwein von Gaza
Schweine sind unreine Tiere. Das ist einer der wenigen Punkte, in denen sich Juden und Muslime in Gaza einig sind. Und deswegen hat der mittellose palästinensische Fischer Jafaar auch ein großes Problem, als ihm eines Tages plötzlich ein Eber ins Netz geht. Er muss das Hängebauchschwein so schnell wie möglich loswerden – aber wie? Weder der deutsche UN-Funktionär noch sonst jemand hat Interesse an dem Tier. Doch dann ergibt sich eine sehr ungewöhnliche Möglichkeit, mit dem Schwein Geld zu verdienen. Und die ist nicht ganz ungefährlich. Jafaar ist ein mittelloser palästinensischer Fischer, der im Gazastreifen lebt und nur selten einen guten Fang macht. Eines Nachts geht ihm während eines heftigen Sturms dann doch etwas ins Netz. Doch dieser Fang ist kein großer Fisch, sondern ein Hängebauchschwein, genauer: ein Eber. Jetzt hat Jafaar ein Problem, denn Schweine gelten in Gaza als unreine Tiere. Das ist einer der wenigen Punkte, in denen sich die hier lebenden Juden und Muslime einig sind. Und so tut Jafaar alles, um das Schwein los zu werden. Doch er bringt es nicht übers Herz, es zu töten. Der einzige Mensch, dem es aus religiösen Gründen nicht untersagt ist, Schweinefleisch zu essen, ist ein deutscher UN-Funktionär. Doch der will das Tier nicht haben. Und die Grenze nach Israel darf er mit dem Schwein nicht überqueren – ein Fischer, der Fleisch verkaufen will, das erscheint den Grenzern doch unglaubwürdig. Jafaar hat also alle Hände voll zu tun, das Schwein zu verstecken. Plötzlich aber ergibt sich eine unerwartete Möglichkeit, mit dem Schwein Geld zu verdienen: Eine Schweinezüchterin interessiert sich für das Tier – allerdings nur für seinen Samen.
Mi, 24. Feb · 23:30-01:05 · SWR BW
Fritz Bauer – Tod auf Raten
„Wir Emigranten hatten so unsere heiligen Irrtümer. Dass Deutschland in Trümmern liegt, hat auch sein Gutes, dachten wir. Da kommt der Schutt weg, dann bauen wir Städte der Zukunft. Hell, weit und menschenfreundlich.“ Diese Sätze, die Fritz Bauer (1903 – 1968) 1967 gegenüber dem Schriftsteller Gerhard Zwerenz äußerte, beschreiben den Enthusiasmus, mit dem der schwäbische Jurist das Nachkriegsdeutschland aus den Fängen der Nazidiktatur in ein demokratisches und humanes Staatswesen überführen wollte. Nicht nur die Politik, vor allem auch die Jurisprudenz sollte hierzu ihren Beitrag leisten. Mit Fritz Bauers Namen verbinden sich die Überführung Eichmanns nach Israel, die Wiederherstellung der Ehre der Widerstandskämpfer des 20. Juli und die legendären Frankfurter Auschwitz-Prozesse. Bauer ahnte nicht, dass sich seine Vorhaben zu einer wahren Sisyphusarbeit entwickeln würden, zu einem Weg voller Behinderungen und Feindseligkeiten, der in einem viel zu frühen Tod endete, dessen genaue Umstände bis heute rätselhaft geblieben sind.
Do, 25. Feb · 01:05-02:35 · SWR BW
Im Himmel, unter der Erde – Der Jüdische Friedhof Berlin Weißensee
Am nördlichen Ende von Berlin liegt versteckt in einem Wohngebiet, umgeben von Mauern, ein Urwald aus Bäumen, Rhododendron und Efeu. Auf dem Plan sieht er aus wie ein Garten der Renaissance: Eine Geometrie von Rechteck, Trapez und Dreieck. Die Alleen kreuzen sich in Kreisen und Quadraten. Aber wer die Anlage betritt, fühlt sich wie an einem verwunschenen Ort. Morgentau und Nebel, hohe Bäume, Dickicht. Dazwischen Säulen, Steine, Mausoleen, Efeu, Flieder und von rechts ein kleiner Fuchs – der Jüdische Friedhof in Weißensee. Seit mehr als 130 Jahren ist er in Betrieb, der größte erhaltene jüdische Friedhof Europas, auf dem heute noch bestattet wird. Über 115.000 Menschen sind hier begraben. Lang ist die Liste berühmter Künstler, Philosophen, Juristen, Architekten, Ärzte, Religionslehrer und Verleger, die in Weißensee beerdigt wurden. Die Kaufhausgründer Jandorf (KaDeWe) und Hermann Tietz (Hertie) gehören dazu, der Maler Lesser Ury, der Hotelier Kempinski, der Verleger Samuel Fischer (S. Fischer Verlag) und Rudolf Mosse, dem einst das größte Verlagshaus Europas gehörte. Als erster wurde kein Berühmter begraben, sondern am 22. September 1880 Louis Grünbaum, der Bewohner eines Altersheims. Auf seinem Grabstein steht an der Seite eine große „1“. Dass der Stein noch steht, liegt daran, dass ein jüdischer Friedhof für die Ewigkeit angelegt wird. Die Gräber werden nicht eingeebnet, Liegefristen gibt es nicht. Auf jedem Grabstein in Weißensee findet sich eine fortlaufende Nummer, die frischen Gräber haben sechsstellige Zahlen. „Ist es fröhlich auf dem Friedhof? „Nein“, sagt Friedhofsdirektor Ron Kohls. Doch dann lacht er. Britta Wauers Film erzählt mal heiter, mal melancholisch von einem verzauberten Ort und seinen Besuchern. Dabei verbindet sie Vergangenheit mit Gegenwart, Geschichte mit Geschichten. Vier Jahre lang hat die Regisseurin für ihren Film recherchiert, mit vielen Zeitzeugen gesprochen, die tief mit dem Friedhof und seinen Toten verbunden sind.
Do, 25. Feb · 21:00-21:45 · PHOENIX
Als Olympia die Unschuld verlor – Die Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen
Die IV. Olympischen Winterspiele von Garmisch-Partenkirchen 1936 waren die ersten Winterspiele der Superlative und zugleich eine gigantische Schaubühne für die Nationalsozialisten. Zum 80. Jahrestag wirft eine BR-Doku im Ersten einen neuen Blick auf die Geschichte des Sportereignisses, ohne dessen Propagandawirkung die Sommerspiele im selben Jahr in Berlin als „Fest der Völker“ unmöglich gewesen wären. Eine halbe Million Menschen aus aller Welt kamen im Februar 1936 nach Garmisch-Partenkirchen, um im Schatten der Zugspitze den 646 Athleten aus 28 Nationen bei ihren Wettkämpfen zuzusehen. Nie zuvor hatten Winterspiele ein derartiges internationales Interesse geweckt. Die Wintersportstars jener Zeit begeisterten die Massen, darunter Christl Cranz, Willy Bogner, Birger Ruud, Sonya Henie und die deutschen Eiskunstlauf-Olympiasieger im Paartanz, Ernst Baier und Maxi Herber. Für die Nationalsozialisten aber waren die Winterspiele vor allem eins: die Möglichkeit, sich der Weltöffentlichkeit als vermeintlich tolerantes, weltoffenes und erfolgreiches Regime zu präsentieren. Und dies trotz einer Ernst zu nehmenden internationalen Boykott-Bewegung, die angesichts der NS-Rassenpolitik für ein Fernbleiben eintrat. Damit war Garmisch-Partenkirchen der entscheidende Testlauf für die Sommerspiele in Berlin. Nachdem vor allem die USA sich zur Teilnahme entschlossen hatten und die gesamte Olympische Familie folgte, wurden die Winterspiele zum internationalen Propaganda-Triumph für das Nazi-Regime. Der französische Botschafter André Francois-Poncet kabelte von der Zugspitze nach Paris: „Alle Welt ist begeistert.“ Goebbels notierte in seinem Tagebuch: „Das haben wir gut gemacht. Viel Arbeit hat`s gekostet. Doch hat es sich gelohnt.“ Rudolf Heß schrieb: „Wir hätten es nicht besser einrichten können, wenn wir selbst das Schicksal zu beeinflussen gehabt hätten.“Heute sind die Winterspiele von 1936 in der Öffentlichkeit weitgehend vergessen. Die Dokumentation schließt zum 80. Jahrestag diese Lücke und erzählt die Geschichte der Winterspiele neu: ihre politische Vorgeschichte, ihre Bedeutung für die Etablierung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sowie ihre sportlichen Höhepunkte im Zeichen des Hakenkreuzes. Wären die Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen an einem Boykott der internationalen Gemeinschaft gescheitert, hätte es auch kein „Fest der Völker“ im Sommer 1936 in Berlin gegeben.
Fr, 26. Feb · 00:40-02:30 · arte
Sondertribunal – Jeder kämpft für sich allein
Im Vichy-Regime kämpft jeder für sich: Während die französische Bevölkerung versucht, mit der deutschen Besatzung zu leben, und die Kollaboration ihrer Regierung ungeahnte Ausmaße annimmt, entschließt sich eine Gruppe junger Kommunisten, dem Faschismus den Kampf anzusagen. Mit dem Ziel, die deutschen Besatzer eigenhändig zu liquidieren, erschießen sie in der Pariser Métro-Station Barbès einen deutschen Offizier. Doch das Attentat zieht eine unverhoffte Maßnahme nach sich: Die Regierung setzt ein Sondertribunal ein, das mit der Auslieferung von sechs Franzosen an das Deutsche Reich betraut wird … Als ein deutscher Offizier in einer Pariser Métro-Station erschossen wird, legt das Vichy-Regime eine eindeutige Erklärung vor: Es handele sich um ein kommunistisches Attentat. Aus Angst vor Repressalien durch Nazi-Deutschland entschließt man sich, schnell zu handeln und für den Tod des Deutschen die Auslieferung von sechs Franzosen zu erwirken. Die Wahl fällt auf die Feinde der kollaborierenden Regierung: Juden und Kommunisten. Ein Ausnahmegesetz soll von einem Sondertribunal um General Pétain durchgebracht werden, um die Auslieferung rechtskräftig zu machen – und den Vergeltungsmaßnahmen der Deutschen zuvorzukommen. Gegen die moralischen Bedenken einiger Juristen wird entschieden, das Gesetz umzusetzen. Selbst die Deutschen scheinen amüsiert vom Ehrgeiz der Regierung, ein Exempel zu statuieren, und setzen den Tag der Hinrichtung auf den nächstfolgenden Donnerstag an, womit die Schwierigkeiten um das unmögliche Gesetz noch erhöht werden: Binnen einer Woche muss es rückwirkend verabschiedet werden – eine kaum zu lösende legislative und exekutive Aufgabe für die Juristen und Militärs. Um Zeit zu gewinnen, versehen die Beauftragten des Sondertribunals das Gesetz mit einem leeren Paragrafen, der erst nachträglich hinzugefügt werden soll. Die deutsch-französische Geschichte zwischen 1940 und 1945 bildet den historischen Hintergrund dieses spannungsreichen Politthrillers, in dem Regisseur Costa-Gavras einmal mehr die Morbidität totalitärer Systeme demaskiert.
Sa, 27. Feb · 23:05-00:30 · RBB Berlin
Waltz with Bashir
In einer Bar erzählt ein alter Freund dem Regisseur Ari eines Nachts von einem immer wiederkehrenden Albtraum, in dem er von 26 dämonischen Hunden gejagt wird. Jede Nacht, immer genau 26 Bestien. Die beiden Männer kommen zu dem Schluss, dass ein Zusammenhang zu ihrem Einsatz im ersten Libanonkrieg bestehen muss. Ari ist überrascht, denn er hat jegliche Erinnerung an diese Zeit verloren. Verstört macht er sich auf, Freunde und Kameraden von damals zu besuchen und zu befragen. Er muss die Wahrheit über jene Zeit und über sich selbst herausfinden. Je tiefer Ari in seine Vergangenheit eindringt, desto klarer werden seine Gedanken und die verdrängten Erlebnisse erscheinen in surrealen Bildern. Basierend auf realen Interviews und Ereignissen, ist „Waltz with Bashir“ der erste animierte Dokumentarfilm in Spielfilmlänge. Regisseur, Autor und Produzent Ari Folman hat die Reise in seine Vergangenheit, eine Reise in die Jugendkultur der 1980-er Jahre und das Westbeirut während des ersten Libanonkrieges, auf fantastische und packende Art visualisiert.
So, 28. Feb · 06:10-07:30 · MGM
Zelig
Der kleine jüdische Angestellte Leonard Zelig (Woody Allen) ist ein Mann ohne Identität. Er kann sich chamäleonartig an seine Umwelt anpassen. Das geht sogar so weit, dass er die physischen Eigenschaften bestimmter Personen annehmen kann. – Woody Allens fiktive Biografie: eine brillante Persiflage auf die Gesellschaft, die Filmindustrie und Dokumentarfilme.
So, 28. Feb · 10:30-11:15 · SWR BW
100 Jahre Hollywood – Die Carl-Laemmle-Story
Roter Teppich, Blitzlichtgewitter, Smoking und Abendkleider: Hollywood feiert Geburtstag. Seit hundert Jahren ist hier der Ort, an dem Filme und ihre Stars umjubelt werden. Hollywood ist der amerikanischste aller Träume. Doch kaum jemand ahnt, dass diese Geschichte ihren Anfang in der deutschen Provinz nahm – mit dem schwäbischen Auswanderer Carl Laemmle aus Laupheim bei Ulm, der 1912 in Hollywood die Universal Studios gründete. Zusammen mit seiner Nichte Carla Laemmle, die so alt ist wie die Traumfabrik selbst – nämlich hundert Jahre – begibt sich der Film auf eine fantastische Reise in die Anfänge der Filmgeschichte – in eine Zeit, als alles einfach „wild“ war, als auf dem Universal-Gelände Indianer, Elefanten und Monster umherliefen und es während der Dreharbeiten noch laut und deftig zuging. Zum Teil noch unveröffentlichtes Archivmaterial und Interviews lassen die Stummfilmdiva Mary Pickford erleben oder Lon Chaney, der für Universal den „Glöckner von Notre Dame“ und das „Phantom der Oper“ spielte. Filmautor Kai Christiansen befragt die Nachfahren von Boris Karloff („Frankensteins Monster“) und Bela Lugosi („Dracula“) zu ihren berühmten Vätern. Doch Carl Laemmle wagte sich auch immer an ernste Themen der Zeit: Die Universal-Verfilmung von „Im Westen nichts Neues“ brachte ihm 1930 den „Oscar“. Rund 2.000 Filme hat Laemmle produziert, ein einzigartiges Lebenswerk, auf das die Dokumentation zurückblickt; sie stellt aber auch den Produktionsstandort „Hollywood heute“ vor. Christiansen interviewt unter anderem John Malkovich, der den Unterschied zwischen Theater- und Filmschauspielerei vorführt, und er dreht bei einer der führenden Special-Effects-Firmen, denn jeder Hollywood-Film ist heutzutage am Computer nachbearbeitet. Zur Rolle der Filmmusik äußert sich der dreifach „Oscar“-prämierte Filmkomponist Howard Shore. Schließlich erzählt Regisseur Peter Bogdanovich aufschlussreich, wie er noch viele Stars der Anfangsjahre persönlich kannte, und vergleicht ihr Leben mit der heutigen Zeit in der Traumfabrik. Der Film „100 Jahre Hollywood – Die Carl Laemmle Story“ gibt einen einmaligen Einblick hinter die Kulissen der erfolgreichsten Filmproduktionsstätte der Welt und in die Lebensgeschichte des all die Jahre heimatverbundenen Carl Laemmle, der auf seine Weise auch ein Oscar Schindler war: In der Nazi-Zeit ermöglichte er Hunderten deutschen Juden die Ausreise in die USA und rettete sie vor den Konzentrationslagern.
Mo, 29. Feb · 22:45-23:30 · Das Erste (ARD)
Die NPD – Der falsche Feind?
Groß war die Erleichterung in Politik und Öffentlichkeit als das Bundesverfassungsgericht Ende vergangenen Jahres verkündete, dass das Verbotsverfahren gegen die NPD nun mehr im zweiten Anlauf im März 2016 eröffnet werde. Das frühere, erste Verbotsverfahren war an der V-Mann-Problematik gescheitert. Damals hatte das ARD-Politikmagazin „Report Mainz“ den führenden NPD-Funktionär Wolfgang R. Frenz aus NRW als V-Mann enttarnt. In der Folge stellte sich heraus, dass bis zu 20 Prozent der Führungspositionen dieser Neonazi-Partei mit V-Leuten besetzt war. Deshalb entschied das Bundesverfassungsgericht 2003, kein Verbotsverfahren durchzuführen. Inzwischen haben Bund und Länder die V-Leute aus den Spitzengremien der NPD abgezogen. Umso größer ist die Hoffnung, dass jetzt im zweiten Anlauf ein NPD-Verbot gelingen sollte. So wünschenswert das auch sein mag, ist es aber auch sinnvoll? Oder sind heute mit einem möglichen NPD-Verbot inzwischen mehr Risiken als Nutzen verbunden? Diese NPD ist heute – nicht mehr wie vor zehn Jahren – eine aufstrebende, ständig stärker werdende Partei, sondern eine Organisation, die sich mit ihren Intrigen selbst zerlegt. Soll man wirklich eine sieche, an sich selbst scheiternde und sterbende Partei verbieten? Der Film wird sich dezidiert mit der Frage beschäftigen, welche gefährlichen Folgen ein mögliches NPD-Verbot haben könnte.