Fernsehtipps für den August

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Vom 16. bis 31. August 2012…

Do, 16. Aug · 01:10-02:25 · MDR
Menschen bei Maischberger – Der Beschneidungsstreit: Wie weit dürfen religiöse Rituale gehen?

Gäste: * Dieter Graumann (Vorsitzender des Zentralrats der Juden) * Bilkay Öney (SPD, Integrationsministerin Baden-Württemberg) * Christa Müller (kämpft gegen Genitalverstümmelung) * Necla Kelek (Soziologin und Islamkritikerin) * Dr. Sebastian Isik (Allgemeinmediziner) * Dr. Wolfgang Bühmann (Urologe) Das Urteil des Kölner Landgerichts zur Beschneidung sorgt seit Wochen für Diskussionsstoff. Sandra Maischberger begrüßt Glaubensvertreter, Politiker sowie Ärzte im Studio, die darüber diskutieren, wie weit religiöse Rituale gehen dürfen. * Dieter Graumann Der Zentralrats-Präsident sieht die Beschneidungsdebatte in Deutschland mit größter Sorge. Falls es bei der Rechtsauffassung bleibe, wonach die Beschneidung eines Jungen strafbare Körperverletzung ist, wäre „am Ende jüdisches Leben hier gar nicht mehr möglich“, fürchtet Dieter Graumann. Die Debatte werde auch von einigen missbraucht, „um wieder alte antisemitische Klischees und Vorurteile zu transportieren“. Für die Juden sei die Beschneidung elementar. Graumann fordert jetzt eine klare gesetzliche Regelung. * Bilkay Öney Die Integrationsministerin fragt sich, warum jetzt eine Art Religionskrieg angezettelt werde. Das Argument mit dem Kindeswohl ist für sie fadenscheinig. „Als hätten Juden und Muslime das Kindeswohl nicht im Blick. Das finde ich unverschämt.“ Sie wolle nicht, dass Deutschland einziges Land auf der Welt sei, das Beschneidungen verbiete. „Damit würde die freie Religionsausübung eingeschränkt“, sagt Bilkay Öney. * Christa Müller „Es wäre eine Katastrophe, wenn die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen jetzt in Deutschland gesetzlich erlaubt wird. Dann würde es sofort Klagen geben, um auch die Mädchenbeschneidung zu erlauben“, fürchtet die Mutter eines Sohnes, die mit ihrem Verein „Intact“ seit 16 Jahren gegen die Genitalverstümmelung von Mädchen kämpft. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit sei vom deutschen Grundgesetz geschützt und höher zu bewerten als Religionsfreiheit und Elternrecht, so die gläubige Katholikin: „Wer in Deutschland lebt, muss sich unserer Verfassung beugen.“ * Necla Kelek In ihrem Buch „Die verlorenen Söhne. Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes“ beschreibt die Soziologin die Beschneidung ihrer beiden Neffen in der Türkei und löste damit die juristische Überprüfung der Knabenbeschneidung aus religiösen Gründen in Deutschland überhaupt erst aus. Die Islamkritikerin fordert, archaische religiöse Sitten und Traditionen zu hinterfragen und ist überzeugt: „Beschneidung ist Körperverletzung, der Eingriff kann traumatische Folgen haben. Darüber müssen wir in Deutschland endlich ausführlich diskutieren.“ * Dr. Sebastian Isik Seit 35 Jahren beschneidet der Hamburger Arzt muslimische, jüdische und christliche Jungen. Für Sebastian Isik ist klar, dass hinter dem religiösen Ritus die Gesundheitsprävention steckt und pocht auf „Sauberkeit, Sauberkeit, Sauberkeit“. Die Warnung vor möglichen Traumata hält der Mediziner für maßlos übertrieben. Vielmehr warnt er vor den Gefahren, wenn Beschneidungen fortan in Hinterzimmern durchgeführt werden. „Dann müssen wir Mediziner viele Korrekturen verpfuschter Eingriffe vornehmen“, ist er überzeugt. * Dr. Wolfgang Bühmann „Ich rate von einer Beschneidung ab, wenn sie medizinisch nicht notwendig ist. Und diese Notwendigkeit liegt bei einer rituellen Beschneidung nicht vor“, sagt der Urologe. „Als Arzt bin ich dazu verpflichtet, Schaden vom Kind abzuwenden“, so Wolfgang Bühmann, der Eltern vor körperlichen und seelischen Folgen warnt. Sein Vorschlag: „Warum warten wir nicht mit der religiösen Beschneidung, bis die Jungen mit mindestens 14 Jahren selbst entscheiden können, ob sie das wollen oder nicht?“

So, 19. Aug · 02:35-04:30 · 3sat
So wie wir waren

Im Frühjahr 1937 lernen sich an einem US-amerikanischen College die jüdische Linksaktivistin Katie Morosky und der Sonnyboy Hubbell Gardiner kennen. Während des Zweiten Weltkriegs begegnen sich die beiden wieder und verlieben sich. Trotz aller Gegensätze heiraten sie. Katie ermutigt Hubbell in seinen schriftstellerischen Ambitionen. Sein erster Roman wird tatsächlich ein Erfolg. Das Paar zieht nach Hollywood, wo Hubbells Roman verfilmt und Katie schwanger wird. Als Joseph McCarthy dort seine Kommunistenjagd entfesselt, gerät die Ehe in den Strudel der politischen Ereignisse. Eine „politische Lovestory“ nannte Regisseur Sydney Pollack diese bittersüße, komisch-melancholische Geschichte, die ganz im Zeichen der großartigen Hauptdarsteller, Robert Redford und Barbra Streisand, steht. Darsteller und Film wurden für sechs Oscars nominiert und gewannen schließlich zwei – für die beste Filmmusik und für den von Streisand interpretierten Titelsong „The Way We Were“.

So, 19. Aug · 15:55-16:49 · arte
Anselm Kiefer – Der Künstler bei der Arbeit

Im Jahr 1993 verließ Anselm Kiefer das Dorf Buchen im Odenwald und verlegte sein Atelier ins südfranzösische Barjac. Zum ersten Mal öffnet er nun einer Kamera die Tore zu seiner Arbeitsstätte, einer labyrinthischen Materialsammlung aus Tunneln, Krypten, Brücken und Seen. An diesem magischen Ort, an dem Kreation und Destruktion so nahe beieinanderliegen, erhält der Zuschauer eine Vorstellung von der faszinierenden Arbeitsweise des unermüdlichen Künstlers und der auffälligen „Körperlichkeit“ seiner Werke. Seit 15 Jahren wohnt und arbeitet Anselm Kiefer auf seinem Gut „La Ribaute“ auf dem Berg von Barjac in den französischen Cevennen. Die alten Industriebauten und Ateliers auf dem 35 Hektar großen Grundstück verband er mit einem Geflecht unterirdischer Gänge. Tunnels führen zu selbstgebauten Hütten, in denen Kiefer seine Bilder und Skulpturen lagert. Am Ende eines Metalltunnels öffnet sich ein in den Berg geschlagenes, 20 Meter langes Amphitheater aus Schiffscontainern, das eine Krypta und ein Wasserbecken beherbergt. Auf Kiefers Anwesen befinden sich auch Höhlen und Waldstücke, eine Ebene, auf der sich kartenhausähnliche Betonskulpturen erheben, sowie verborgene Rückzugsorte. Anselm Kiefers monumentales Werk ist eines der bedeutendsten und interessantesten des späten 20. Jahrhunderts. Seit der Künstler im Jahr 1980 Deutschland auf der Biennale von Venedig vertrat, erwerben öffentliche Museen wie private Sammler seine Bilder und Skulpturen. So widmete ihm das Guggenheim-Museum in Bilbao eine bemerkenswerte Retrospektive, und im Pariser Grand Palais war sein Werk im Rahmen der Monumenta 2007 zu sehen. Anselm Kiefer ist auch der einzige lebende Künstler mit Werken in der Dauerausstellung des Pariser Louvre. 2008 wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt. Kiefer wurde 1945 in ein Nachkriegsdeutschland hineingeboren, dessen nationalsozialistische Vergangenheit er in seinen Werken immer wieder thematisiert. Schon seine ersten Bilder sprachen von Erinnerung und Geschichte, und seine Inszenierungen des Nazi-Grußes unter anderem in der Schweiz, in Frankreich und Italien sorgten weltweit für Aufregung. In seinen jüngsten Werken erforscht Kiefer Transzendentalmythen und philosophische und wissenschaftliche Systeme. Das Porträt von Sophie Fiennes macht sich auf die Suche nach den Ursprüngen der vielfältigen künstlerischen Welt des Anselm Kiefer.

Mo, 20. Aug · 01:00-02:30 · HR
Die Kinder von Blankenese

Deutschland 1945: Die Kinder Tamar, Josef, Bracha und Wolfgang haben die Verfolgung und die Lager überlebt. Wo ihre Eltern sind, wissen sie nicht. In Bergen-Belsen wohnen sie nun mit englischen Soldaten und gebrochenen ehemaligen KZ-Insassen. In der Villa der jüdischen Familie Warburg in Hamburg-Blankenese finden sie Unterschlupf. Von der Hölle ins Paradies. Der Antisemitismus im Nachkriegsdeutschland holt Kinder und Erzieher ein – Anfeindungen im Zoo, Missachtungen im örtlichen Krankenhaus. Die Kinder warten ungeduldig auf die große Reise in die neue Heimat Palästina. Doch die britischen Alliierten stellen sich ihnen in den Weg. In den Tagen nach der Befreiung des KZs Bergen-Belsen im April 1945 sterben noch Tausende an Fieber, Typhus und Hunger. Zwei 14-Jährige, Tamar und Bracha, gehören zu den wenigen, die der Vernichtung und Verfolgung entkommen sind. Währenddessen sucht der ehemals aus Hamburg vertriebene junge amerikanische Soldat Eric Warburg den Besitz seiner Eltern an der Elbe in Blankenese auf. Entschlossen funktioniert er die 1938 von den Nazis „arisierte“ Villa seiner Familie zu einem Heim für überlebende jüdische Kinder um. Hier finden auch Tamar und Bracha sowie Josef und Wolfgang Asyl. Ben Yehuda, ein in Deutschland geborener Soldat der Jüdischen Brigade, und Rahel, eine Krankenschwester, die das Lager überlebt hat, betreuen die Kinder. Betty Adler, eine Lehrerin aus New York, übernimmt die Leitung des Heimes, und Reuma Schwarz, die spätere Gattin des israelischen Präsidenten Ezer Weizman (1924-2005), kommt mit viel Idealismus und über Umwege aus Palästina hinzu. Die Kinder richten sich auf ihren Zimmern ein, echte Betten und sogar genug Essen – sie können ihr Glück kaum fassen. Ben, Betty, Reuma und Rahel begleiten die Heranwachsenden, berichten von Palästina, den zionistischen Plänen, unterrichten Hebräisch und beobachten das vorsichtige Zurücktasten der Kinder in ein Leben, an das sich manche nur fern erinnern können und manche nie kennengelernt haben. Mit Ungeduld warten die Kinder auf die Papiere für ihre Ausreise nach Palästina. Doch die Zertifikate werden von den britischen Behörden nur widerwillig und willkürlich ausgestellt. Der fortwährende Hass der deutschen Bevölkerung gegen alles „Jüdische“ ist weiterhin zu spüren. Im Zoo werden Rahel und Reuma beschimpft, und im Krankenhaus weigern sich Krankenschwestern, das „jüdische Mädchen“ Golda zu versorgen. Als dann die Passagiere des Flüchtlingsschiffes „Exodus“ nach Hamburg zurückkehren, aufgebracht von den britischen Alliierten, weicht den Erziehern die Kraft. Werden doch Überlebende des Holocausts zurückgeschickt ins Land der Täter. In diese Trauer bricht die Nachricht von der Gründung des neuen Staates Israels. Die noch fehlenden Zertifikate zur Ausreise werden ausgestellt, die Kinder können Deutschland verlassen. Ben, Rahel und Reuma begleiten sie nach Israel.

Mo, 20. Aug · 01:25-03:05 · Das Erste (ARD)
Führer Ex

Seit ihrer Jugend träumen Heiko und Tommy davon, aus der DDR abzuhauen und nach Australien zu gehen. Nach fehlgeschlagener Republikflucht landen die beiden jedoch im Knast. Um hier zu überleben, schließt Tommy sich den Neonazis an, während der schutzlose Heiko nach einer Auseinandersetzung mit seinem Zellengenossen in Isolationshaft gerät und zu zerbrechen droht. Um dem Freund zu helfen, erklärt Tommy sich bereit, seine Nazi-Kumpane für die Stasi zu bespitzeln. Kurz vor dem Mauerfall gelingt Tommy die Flucht, nicht nur aus dem Knast, sondern in den Westen. Nach einigen Monaten sehen die Freunde sich wieder, und zu Tommys Verblüffung ist auch Heiko nun ein radikaler Nazi. Doch als Tommys Stasi-Akte auftaucht, erhält Heiko von seinem Nazi-Führer den Auftrag, den „Verräter“ zu liquidieren. Zusammen mit einem Neonazi-Aussteiger schrieb Winfried Bonengel das Buch zu diesem mitreißenden Film über zwei DDR-Anarchos, deren Freundschaft zwischen den politischen Fronten aufgerieben wird. Ost-Berlin, 1986: Die beiden 18-jährigen Freunde Tommy (Aaron Hildebrand) und Heiko (Christian Blümel) träumen von der großen Freiheit in Australien. Nach einem fehlgeschlagenen Fluchtversuch landen die zwei punkigen Jugendlichen im härtesten Gefängnis der DDR, wo Korruption und sexueller Missbrauch den Alltag bestimmen. Tommy sucht Schutz bei den einsitzenden Neonazis, doch sein Kumpel will von den Braunen nichts wissen. Als Heiko sich gegen die sexuellen Übergriffe eines Zellengenossen wehrt und diesen dabei schwer verletzt, kommt er in Isolationshaft. Ein hinterhältiger Stasi-Offizier (Matthias Freihof), der um die Freundschaft der beiden weiß, erpresst Tommy, seine Nazi-Kumpane zu bespitzeln, und gewährt Heiko im Gegenzug Haftmilderung. Innerlich gebrochen, reicht nun auch Heiko dem einsitzenden Naziführer Kaltenbach (Harry Baer) die Hand. Bald darauf gelingt Tommy die Flucht, nicht nur aus dem Knast, sondern in den Westen. Ironie des Schicksals: Nur wenige Wochen später fällt die Mauer und Tommy besucht seinen Freund. Inzwischen ist aus dem schüchternen Heiko ein strammer Neonazi geworden, der türkische Imbissbuden abfackelt und selbst vor Totschlag nicht zurückschreckt. Als Tommy, dem das alles zu weit geht, sich von den Braunen absetzen will, konfrontiert Kaltenbach Heiko mit Tommys Stasiakte. Von seinem Freund enttäuscht, greift Heiko zur Waffe, um den „Verräter“ zu richten. Regisseur Winfried Bonengel beschäftigt sich seit Langem mit dem Neonazi-Phänomen. 1993 drehte er den umstrittenen Dokumentarfilm „Beruf: Neonazi“. „Führer Ex“ ist inspiriert von dem autobiografischen Bestseller „Die Abrechnung – Ein Neonazi steigt aus“ von Ingo Hasselbach, der mit Bonengel gemeinsam auch das Drehbuch verfasste. Das Thema: Warum junge Männer zu Rechtsextremisten werden und wie es geschehen konnte, dass der staatlich verordnete Antifaschismus der DDR ins Gegenteil umschlug. Dabei präsentiert sich der Film weniger als moralisierendes Polit-Drama denn als mitreißende Studie über Freundschaft und Verrat, verbunden mit der realistischen Schilderung des Neonazi-Umfelds.

Mo, 20. Aug · 03:40-04:32 · arte
Der Schatz des Hauses Atkin

Der Engländer Mark Atkin reist auf der Suche nach seiner jüdischen Vergangenheit und dem Familienschatz, von dem ihm sein Vater erzählt hatte, ins polnische Lodz. Jahrzehntelang hat dieser Schatz, den der Großvater Jack Atkin vor seiner Flucht vor den Deutschen im Garten vergraben hatte, seine Familie fasziniert. Mark Atkins Reise wird gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit seiner Familie und die Geschichte der europäischen Juden. Am 1. September 1939 marschieren deutsche Soldaten in Polen ein. Jack Atkin ist Manager einer familieneigenen, erfolgreichen Gummifabrik. Ihm bleiben nur wenige Stunden, um sein Hab und Gut auf seinem Grundstück in Lodz zu vergraben und selbst in einem alten, rostigen Auto nach London zu fliehen. Er ist der Einzige, der weiß, wo der Schatz liegt. Später gibt er das Geheimnis an seinen Sohn David weiter. 70 Jahre später begibt sich Jack Atkins Enkel Mark auf eine abenteuerliche Reise in die Vergangenheit seiner Familie und auf eine ganz persönliche Schatzsuche. In Los Angeles findet Mark Atkin einen Teil der Familie. Er erfährt Details über das, was Krieg, Flucht, Vertreibung und Holocaust unter seinen Angehörigen angerichtet haben. Und er entdeckt faszinierende Bruchstücke einer Geschichte, die im lettischen Riga beginnt und über Lodz, London und Kuba in die USA führt. Mark Atkin macht sich auf den Weg in die einst blühende polnische Industriemetropole Lodz. Er findet das Haus, das früher seiner Familie gehörte. Doch der Weg zum lang ersehnten Schatz bleibt versperrt, das große Familienanwesen steht heute unter militärischer Verwaltung. Dort, wo der Goldschatz vermutet wird, betreibt der Geheimdienst angeblich ein Labor. Die Hürden für Mark Atkin und seine inzwischen angereiste Familie scheinen unüberwindlich, aber er gibt nicht auf und versucht schließlich – am Rande der Legalität – das vergrabene Familiengold zu bergen. Filmemacher Jerzy Sladkowski entführt den Zuschauer in die Geschichte der europäischen Juden. Für den Protagonisten Mark Atkin beginnt eine fast mystische Reise zwischen den politischen Umständen im Polen von heute und der Erinnerung einer aussterbenden Generation von Überlebenden an eine Zeit, die unwiederbringlich verloren scheint.

Mo, 20. Aug · 20:15-21:49 · arte
Sein oder Nichtsein

Polen, 1939: Am Warschauer Theater studiert das Ensemble ein komödiantisches Bühnenstück ein, das sich über Nazi-Deutschland lustig macht. Dann aber wird die Aufführung von der Regierung verboten. Statt der Nazi-Farce soll die Truppe unter Leitung des renommierten Schauspieler-Ehepaars Joseph und Maria Tura erneut Shakespeares „Hamlet“ ins Programm nehmen. Für Joseph Tura ist der Hamlet die Rolle seines Lebens. Umso unbegreiflicher ist es ihm, weshalb jedes Mal, wenn er zu seinem großen Monolog über „Sein oder Nichtsein“ ansetzt, ein junger Leutnant demonstrativ den Zuschauerraum verlässt. Tura ahnt ja nicht, dass dieser Leutnant Sobinski ein heimlicher Verehrer seiner Frau ist – und dass er diese immer dann in der Garderobe trifft, wenn Joseph seinen Monolog beginnt! Dann marschieren die deutschen Truppen in Polen ein. Während Sobinski nach England entkommt, schließt sich das Ensemble der Widerstandsbewegung an. In London lernt Sobinski den berühmten Professor Siletsky kennen, der behauptet, als polnischer Widerstandskämpfer nach Warschau unterwegs zu sein. Erst nachdem der gutgläubige Sobinski und seine Kameraden dem Professor die Namen zahlreicher Widerstandskämpfer gegeben haben, erfahren sie, dass Siletsky in Wahrheit ein Nazi-Spion ist. Um seine Freunde zu warnen, reist Sobinski zurück nach Polen. Er kann zwar nicht verhindern, dass Siletsky sich bei Maria Tura als vermeintlicher Theateragent vorstellt – doch mit List und Witz gelingt es den Schauspielern, den heimtückischen Spion in die Falle zu locken. Durch das geplante Gestapo-Theaterstück bestens mit hochrangigen Nazi-Uniformen ausgestattet, führt das Ensemble fortan eine waghalsige Maskerade auf. Keine Frage, dass es dabei zu aberwitzigen Konfrontationen und Verwicklungen kommt, bei denen kaum noch jemand durchschaut, wer nun ein „echter“ und wer ein „falscher“ Nazi ist. Die größte Herausforderung steht Joseph Tura und seinen Leuten allerdings erst noch bevor: Adolf Hitler, der auf Staatsbesuch in Warschau weilt, höchstpersönlich hinters Licht zu führen und mit dem gekaperten Flugzeug des „Führers“ aus Polen zu fliehen …

Mo, 20. Aug · 21:50-23:37 · arte
Europa

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kommt der idealistische Amerikaner Leopold Kessler nach Deutschland, um das Land seiner Väter kennenzulernen. Er heuert als Eisenbahnschaffner an und bemerkt zu spät, dass er durch die Liebe zur geheimnisvollen Katharina Hartmann und die mysteriösen Verstrickungen der Eisenbahngesellschaft immer tiefer in den Sumpf der europäischen Geschichte und der gerade erst überwundenen Gräuel gezogen wird …

Di, 21. Aug · 00:00-00:45 · Das Erste (ARD)
1945 – Als die Franzosen Deutschland besetzten

„Jetzt sind die an der Reihe! Soll der Krieg ruhig mal bei denen stattfinden“, so dachten im Frühjahr 1945 viele französische Soldaten, als sie in Deutschland einmarschierten. In der Dokumentation von Christine Rütten schildern die Zeitzeugen sehr offen, mit welchen Gefühlen sie damals als Besatzer zu den Deutschen kamen. Natürlich dachten sie an Rache. Zum Beispiel die Elsässer Frédéric Baehr und Jean-Paul Bailliard, die von den Nazis zwangsrekrutiert und an die Ostfront geschickt wurden. Oder die jungen jüdischen Soldaten Henry Becker und Jean-Mathieu Boris. Beide betrauerten zahlreiche Verwandte, die von den Deutschen deportiert und ermordet worden waren. Und schließlich Claude Boussagol, dessen Vater und Großvater schon gegen die Deutschen in den Krieg gezogen waren. Für ihn hatte der Konflikt mit dem deutschen Nachbarn damals noch etwas Unvermeidbares: „Es war, als müsse es alle 30 Jahre einen Krieg geben“, sagt er. Aber als er 1945 in das zerstörte Freudenstadt einrückte, wurde ihm klar, dass es noch etwas anderes geben musste als Krieg zwischen diesen Völkern. Das Leid, dem die jungen französischen Soldaten nun auch in Deutschland begegneten, die menschlichen Kontakte, die sie knüpften, relativierten alte Feindbilder und legten schließlich den Grundstein für einen Neubeginn. Frédéric Baehr verliebt sich am Bodensee in die schöne Tochter seiner Wirtin, während Henri Becker schon mal sehr sarkastische Späßchen mit den ängstlichen Deutschen treibt: „Zeigen Sie mir, wo Ihr Essen versteckt ist, sonst werden Sie erschossen“, sagt er zu einer Bäuerin, aber er zitiert dabei aus einem Sprachführer für Wehrmachtsoldaten in Frankreich. Die Deutschen erinnern sich im Film zuerst an die Angst jener Tage, Angst vor Rache, vor Plünderungen, Vergewaltigungen. Warum das Ende des Krieges dennoch zum Wendepunkt im deutsch-französischen Verhältnis werden konnte, davon geben ehemalige Besatzer und Besetzte eindrucksvoll Zeugnis. Trotz der tiefen und noch so frischen Wunden begann der Wandel bereits in den ersten Monaten nach der Befreiung. Das ist die verblüffende Erkenntnis, die diese Dokumentation des Hessischen Rundfunks mit berührenden Einzelschicksalen und außergewöhnlichem Archivmaterial belegt.

Di, 21. Aug · 05:00-05:52 · arte
Arthur Rubinstein

Arthur Rubinstein war einer der begnadetsten Pianisten des 20. Jahrhunderts. Er hat dem Repertoire der Romantik und insbesondere Chopin zu größtem Glanz verholfen. Die Dokumentation von Marie-Claire Margossian schildert die wichtigsten Momente aus Rubinsteins Leben anhand von Interviews mit Kindern, Freunden und Weggefährten des Pianisten. Auch Arthur Rubinstein kommt in zahlreichen Archivaufnahmen selbst zu Wort … Arthur Rubinstein wurde 1887 als Kind einer jüdischen Handweberfamilie in Lódz geboren. Sein Mentor in Berlin war der berühmte österreichisch-ungarische Geiger und Komponist Joseph Joachim. In nur wenigen Jahrzehnten erlangte Rubinstein internationalen Ruhm und musizierte 1945 sogar bei der festlichen Gründungsfeier der UNO. Als Jude und Pole war er von sämtlichen Tragödien des 20. Jahrhunderts tangiert – und dennoch bezeichnete er sich selbst als „den glücklichsten Menschen, den ich je getroffen habe“. Sein Talent zum Glücklichsein stellte er 95 Jahre lang unter Beweis, und noch als 80-Jähriger gab er Konzerte. Mozart, Brahms, Liszt, Ravel und Debussy – Arthur Rubinstein war einer der größten Virtuosen seiner Zeit, insbesondere aufgrund seiner einzigartigen Chopin-Interpretationen. Anhand der Erinnerungen und Aussagen seiner drei Kinder beleuchtet Marie-Claire Margossian in ihrem Film die wichtigsten Abschnitte in Arthur Rubinsteins Leben. Seine Tochter Eva Rubinstein ist Fotografin und lebt in New York. Anfangs zurückhaltend lieferte sie der Regisseurin immer ausführlichere Einblicke in das Leben ihres Vaters. Auch Alina, seine jüngste Tochter, und sein Sohn John leisteten wesentliche Beiträge zur Entstehung des Films. Alina ist Psychiaterin und lebt wie ihre Schwester in New York, John ist Schauspieler und Musical-Komponist und lebt in Los Angeles. Zu Wort kommt auch der französische Journalist und Schriftsteller Jacques Chancel, seinerzeit ein enger Freund der Familie. Im Pariser Haus der Rubinsteins erinnert er sich an wilde Partys und gemeinsame Erlebnisse. Daniel Barenboim und Zubin Mehta, die mit Rubinstein auf der Bühne standen, gedenken ebenfalls des temperamentvollen Kollegen, und Mikhail Rudy verleiht seiner Bewunderung für den verstorbenen Maestro Ausdruck. Vor dem Hintergrund nie veröffentlichten Archivmaterials, exklusiver Fotos aus dem Familienbesitz und der Aussagen von Menschen, die dem Pianisten nahestanden, entstand ein Film, der von Gefühl, Humor und Selbstironie ebenso geprägt ist wie von der Musik. Marie-Claire Margossian führt mit viel Einfühlungsvermögen durch das Leben eines originellen, lebensfreudigen Mannes, der seiner Zeit eindeutig voraus war.

Mi, 22. Aug · 05:15-05:29 · arte
Spielzeugland

Deutschland, 1942: Die nahende Deportation des jüdischen Nachbarsjungen David Silberstein und seiner Familie kann der kleine Heinrich nicht verstehen. Als ihm seine Mutter tröstend erklärt, David fahre nur ins „Spielzeugland“, verschwindet Heinrich über Nacht …

Mi, 22. Aug · 22:45-00:35 · RBB
Hanussen

Nach „Mephisto“ und „Oberst Redl“ erzählt István Szabó in seinem Drama den Aufstieg und Fall des legendären Hellsehers Erik Jan Hanussen, der 1933 von den Nazis ermordet wurde. In der Hauptrolle ist erneut Klaus Maria Brandauer zu sehen. Europa, während des Ersten Weltkriegs. Der österreichische Soldat Klaus Schneider (Klaus Maria Brandauer) wird im Feld verwundet und in ein Lazarett eingeliefert. Bei seiner Untersuchung macht der Arzt Dr. Bettelheim (Erland Josephson) eine verblüffende Entdeckung: Der Patient ist in der Lage, Gedanken zu lesen und zukünftige Ereignisse vorauszusagen. Nach seiner Genesung und dem Ende des Krieges beginnt Schneider, aus seinen Fähigkeiten Kapital zu schlagen. Aber erst als er sich mit seinem gewieften Kriegskameraden Nowotny (Károly Eperjes) zusammentut, den glamourösen Künstlernamen Erik Jan Hanussen annimmt und den tragischen Untergang eines Ozeandampfers voraussagt, nimmt seine Karriere Fahrt auf. Nicht einmal eine Anklage wegen Hochstapelei kann seinen Aufstieg bremsen, im Gegenteil: Der vom Gericht bezeugte, triumphale Beleg seiner Fähigkeiten macht ihn endgültig zum Star. Auch international findet Hanussen in den folgenden Jahren immer größere Beachtung. Von Ruhm und Reichtum verwöhnt, kostet er mit seiner Lebensgefährtin Valery de la Mer (Grazyna Szapolowska) das schöne Leben aus. In der besseren Gesellschaft Berlins ist er ein gern gesehener Gast. Den politischen Veränderungen, die sich gegen Ende der 20er Jahre anzukündigen beginnen, steht er zunächst gleichgültig gegenüber. Hanussen bezeichnet sich stets als unpolitischen Künstler, dennoch sagt er 1930 Hitlers Machtantritt voraus. Dies bringt ihm die Gunst des „Führers“ ein, seine Freunde hingehen reagieren entsetzt, nicht zuletzt Dr. Bettelheim, der als Jude schon bald um sein Leben fürchten muss. Seine eigene jüdische Herkunft kaschiert Hanussen kaum, er hält sich aufgrund seiner glänzenden Beziehungen für unantastbar. Bis er bei einem spektakulären Auftritt mit der Vorhersage des Reichstagsbrands für einen Eklat sorgt und als Verräter bei den Nazis in Ungnade fällt.

Sa, 25. Aug · 05:55-06:30 · arte
Die Geschichte von Irène

„The show must go on“ – diesem Leitmotiv folgend, trat das jüdische Geschwisterpaar Irène und Bernard Hilda auch während des Zweiten Weltkriegs auf: Irène schloss sich beispielsweise als Sängerin den USO Camp Shows an, ihr Bruder leitete unter anderem in Nizza das Varieté-Theater „Le Perroquet“, wo auch Pierre Dac, Lucienne Boyer, Édith Piaf und Maurice Chevalier auftraten. Das Geschwisterpaar wurde aufgrund seiner jüdischen Herkunft verfolgt und musste sich oft in Sicherheit bringen. Die Geschwister traten in Revue-Theatern verschiedener Länder auf und hatten Kontakte zur Résistance-Bewegung. Solidarität, Mut und Humor halfen ihnen, viele tragische Ereignisse zu überstehen.

So, 26. Aug · 05:00-05:52 · arte
Innenansichten – Deutschland 1937

Das Bild Nazideutschlands wird bis heute von Propagandaaufnahmen geprägt. Erst in den letzten Jahren haben eine Fülle von Amateurfilmen das von Joseph Goebbels erschaffene Selbstbild der Diktatur relativiert. In diesem Kontext sind die Aufnahmen des amerikanischen Journalisten Julien Bryan aus dem Jahr 1937 von unschätzbarem Wert, denn sie sind gedreht mit dem Anspruch, hinter die Kulissen zu blicken. Michael Kloft hat die einzigartigen Filmdokumente ausgewertet und zu einem ungewöhnlichen Dokumentarfilm über das Dritte Reich verarbeitet. 1937 ist Hitlers Diktatur nach innen gefestigt, alle Regimegegner sind emigriert oder mundtot gemacht. Die Wirtschaft erholt sich von der großen Krise, die Volksgemeinschaft fühlt sich zunehmend wohl. Das nimmt auch das demokratische Ausland in Europa und Übersee zur Kenntnis. Aber kritische Geister sind sicher, dass sich hinter dem schönen Schein eine Realität von mörderischem Rassenwahn und kriegslüsterner Revanchepolitik verbirgt. Im Sommer 1937 erhält der amerikanische Dokumentarfilmer Julien Bryan eine Sondergenehmigung, das Dritte Reich zu bereisen und dort Filmaufnahmen zu machen. Er will den Amerikanern die Wahrheit über Deutschland zeigen. Bryan fährt im September und Oktober 1937 mit seiner Kamera durch weite Teile des Landes. Natürlich darf er nur genehmigte Schauplätze filmen, trotzdem gelingt es ihm immer wieder, auch den Machthabern unbequeme Szenen zu drehen. Mit ungewöhnlichen Motiven und Perspektiven schafft Julien Bryan eine unvoreingenommene Darstellung im Sinne des Dokumentarfilms der 30er Jahre als Gegenstück zum Propagandafilm Riefenstahlscher Prägung.

Mo, 27. Aug · 00:05-01:55 · Das Erste (ARD)
Das Vaterspiel

Der Wiener Student Ratz ist Mitte 30 und hat keine Perspektive, wie es mit seinem Leben weitergehen soll. Von seinem Vater, einem korrupten Politiker, kann er weder Verständnis noch Unterstützung erwarten. Den Hass auf seinen alten Herrn lebt Ratz in einem selbst entwickelten Egoshooter-Game aus, bei dem man den Gegnern das Gesicht des eigenen Vaters geben kann. Eines Tages erhält er Nachricht von seiner Exfreundin Mimi. Auf ihre Bitte hin reist er nach New York, wo er einen Keller renovieren soll, in dem ihr Großvater sich seit Jahren versteckt hält: ein reueloser Altnazi, der einst einen bestialischen Mord verübte.

Mo, 27. Aug · 01:15-02:45 · HR
München 1970

Fast jeder erinnert sich an das Attentat auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München vor genau vierzig Jahren. Dass München aber bereits zweieinhalb Jahre zuvor schon einmal wegen Terroranschlägen im Blickpunkt der Öffentlichkeit gestanden hat, weiß hingegen kaum noch jemand: Flugzeugentführungen, Paketbomben und ein Brandanschlag. Weder die versuchte Entführung einer EL-AL-Maschine am 10. Februar 1970 mit einem Toten und mehreren Schwerverletzten noch die Brandstiftung in einem jüdischen Altenheim drei Tage später mit sieben Toten, die meisten Holocaustüberlebende, noch der doppelte Bombenanschlag auf zwei Flugzeuge der Austrian Airline und der Swissair am 21. Februar 1970 sind im Gedächtnis, obwohl es sich um die größte antisemitische Anschlagsserie handelt, die es in Deutschland nach dem Ende des Nationalsozialismus gegeben hat. Im Mittelpunkt der sehr persönlich gehaltenen Filmdokumentation von Georg M. Hafner steht ein Opfer, das das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein: ein Passagier der Swissair-Maschine, der als Fernsehjournalist über den Nahost-Konflikt berichtete und auf dem Weg nach Tel Aviv war – Rudolf Crisolli, der Onkel des Autors. Wer ist für seinen Tod verantwortlich? Die Suche nach einer Antwort auf diese persönlichen Fragen führt mitten hinein in das politische Klima der siebziger Jahre, das Erbe der 68er Bewegung, die Radikalisierung der linken Bewegung und die Anfänge des modernen Terrorismus. Der Film zeigt eindrucksvoll, dass die blutigen zwölf Tage im Februar 1970 eine Warnung hätten sein müssen. Stattdessen aber wurden alle Vorboten verdrängt, um die heiteren Spiele, mit denen Deutschland die Erinnerung an die Nazi-Olympiade 1936 tilgen wollte, atmosphärisch nicht zu belasten. „München 1970“, das ist auch der bislang nicht wahrgenommene Prolog der Anschläge auf die Olympischen Spiele 1972. Das Panorama der zwölf Tage im Februar 1970 setzt sich aus privaten Foto- und Filmarchiven zusammen, aus wiedergefundenen privaten Schätzen des Autors, aus der Schilderung von Hinterbliebenen und Aussagen früherer Bombenleger der linken Szene. Der Film geht aber auch der Frage nach, warum Deutschland die Täter bereitwillig ohne Strafe abschob. Erstmals geben damalige hochrangige Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes Mossad Auskunft über die Zusammenarbeit zwischen deutschen Linken und palästinensischen Terrorkommandos, aber auch über die europäische Politik der Beschwichtigung und über die Weigerung, die israelischen Warnungen ernst zu nehmen. Am Ende bleibt die bange Frage: Wäre der Anschlag auf die Olympiade in München 1972 zu verhindern gewesen oder sogar der 11. September, wie einige behaupten?

Mo, 27. Aug · 21:50-23:35 · arte
Mein Kampf – George Tabori

Psychogramm eines Massenmörders: In dem Kinofilm „Mein Kampf“ spielt Tom Schilling den jungen Kunstmaler Adolf Hitler und Götz George dessen Gegenspieler: den Juden Schlomo Herzl, der den künftigen Führer unter seine Fittiche nimmt. ARTE zeigt diese Filmgroteske in Memoriam an den großen Theatermacher George Tabori, dessen Bühnenstück die Grundlage für den Film bildet und der 93-jährig am 23. Juni 2007 in Berlin verstarb.. Der junge Hitler – gespielt von Tom Schilling – kommt aus tiefster österreichischer Provinz nach Wien, um als Maler die Welt zu erobern. Doch zuerst muss er in die Akademie der schönen Künste aufgenommen werden. Hitler mietet sich im Männerheim in der Blutgasse ein und wartet auf seinen großen Tag. Er teilt das Zimmer mit zwei Juden: dem fliegenden Buchhändler Schlomo Herzl – gespielt von Götz George – und dem Koch Lobkowitz. Schlomo Herzl will ein Buch schreiben: „Mein Leben“. Schlechter Titel, findet sein Freund Lobkowitz, der sich für Gott hält und tatsächlich Wunder bewirkt. Gemeinsam verständigen sie sich auf „Mein Kampf“. Hitler ist begeistert. Die Filmgroteske nach der fabelhaften Vorlage von George Taboris Theaterstück, ist keine historische Rekonstruktion von Hitlers Wiener Zeit, eher eine zeitlose Parabel vom Guten, das dem Bösen dient. Realität und Fiktion überschneiden sich, Komisches und Tragisches, Groteskes und Rührendes, Wirklichkeit und Traum. Aufgeblendet wird das Psychogramm eines künftigen Tyrannen. Die Idee ist simpel und subversiv zugleich: Der Jude Schlomo Herzl will den jungen Tölpel Hitler vor dem Untergang in der Großstadt retten und wird dadurch zum Geburtshelfer des Monsters.

Di, 28. Aug · 10:25-11:54 · arte
Hitler und Stalin – Porträt einer Feindschaft

Hitler und Stalin – zwei Diktatoren des 20. Jahrhunderts, die grausame Regime errichteten und entsetzliches Leid über Europa brachten. In einem Doppelporträt zeigen Ulrich H. Kasten und Hans-Dieter Schüt Aktion und Reaktion zweier Gewaltherrscher, die sich nie begegnet sind. Sie begegneten einander nie und blieben doch aufeinander fixiert: Hitler und Stalin. Die Todfeindschaft ihrer Systeme riss alles Bestehende aus den Fugen. Zum ersten Mal unternimmt ein Dokumentarfilm den Versuch eines Doppelporträts. Erzählt wird von einem Nahkampf über Tausende von Kilometern hinweg, den die Soldaten beider Armeen vom 22. Juni 1941 an auf den Schlachtfeldern austragen mussten. Am Beispiel der Kämpfe um Moskau, Leningrad, Stalingrad und Berlin wird dokumentarisches Material in eine überraschende Korrespondenz gebracht – als fände ein unmittelbarer Zweikampf statt. Die Erzählweise steigert Aktion und Reaktion beider Diktatoren zu einem psychologischen Polit-Drama. Der Dokumentarfilm liefert neue Einsichten in alte Fragestellungen: Wie werden Menschen zu Diktatoren? Was machte die Ähnlichkeit und was den Unterschied zwischen beiden Herrschern und Systemen aus? Wie umlauerten, belogen sie einander? Durch Parallelmontage von zum Teil unveröffentlichten Archivfilmen und aktuellen Aufnahmen der einstigen Originalschauplätze entsteht ein bedrängendes Bild: Hitler und Stalin waren entgegengesetzte Pole in dem Geist, den sie predigten, aber Brüder im Blut. Deutschland und die Sowjetunion wurden unter ihrer Herrschaft zu personenkultischen Terrorregimes. Der Film bleibt dicht an den Protagonisten, geht ihrem Programm und ihrer Paranoia nach und blickt auf Phänomene, die das 20. Jahrhundert erschütterten, völlig veränderten und bis in unser 21. Jahrhundert nachwirken.

Di, 28. Aug · 22:30-23:15 · WDR
Wir brauchen keine Liebe!

„Man ist doch ein Mensch!“, sagt Wladyslaw Bartoszewski auf die Frage, woher er Zeit seines Lebens seinen Mut nahm. Mit dieser Haltung hat er Auschwitz überlebt und das Gefängnis der polnischen Staatssicherheit überstanden. Der polnische Publizist und Politiker wurde vor kurzem 90. Der WDR zeigt Momentaufnahmen aus dem Leben eines Mannes, der in die Abgründe des 20. Jahrhunderts geblickt hat. Wie kaum ein anderer polnischer Politiker hat er sich für die deutsch-polnischen Beziehungen eingesetzt. Wladyslaw Bartoszewski, zwei Mal polnischer Außenminister, Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, „Gerechter unter den Völkern“ in Israel. Wir haben den leidenschaftlichen Politiker, Publizisten, Aktivisten im Dienste der deutsch-polnischen Beziehungen mit der Kamera begleitet – was nicht einfach war. Mit dem Tempo seines Schritts und seiner Gedanken hängt er viele Jüngere in seiner Umgebung ab! Noch immer veröffentlicht er Bücher, hält Vortragsreisen, sitzt unzähligen nationalen und internationalen Gremien und Komitees vor. Schon in den 60er Jahren knüpfte er Kontakte zu bundesdeutschen Jugendorganisationen. Sein Beichtvater hatte ihm mit auf den Weg gegeben: „Du hast die Freiheit bekommen – du sollst erzählen und erinnern!“. Er hatte seine Abiturarbeit über Minna von Barnhelm geschrieben und dachte, die Deutschen wären Dichter und Denker. Bis sie sein Land überfielen und ihn nach Auschwitz verschleppten. Dort, auf dem Appellplatz, vor Hunger, Angst und Kälte zitternd, hätte er jeden „für einen Narren gehalten“, der ihm vorher gesagt hätte, dass er ein paar Jahre später mit Deutschen befreundet sein würde. Als dann bundesdeutsche Jugendorganisationen ihn baten, mit ihnen zu sprechen, setzte er den Rat seines Beichtvaters in die Tat um. Schwer krank wurde er 1941 aus Auschwitz entlassen – und gründete den Hilfsrat für die verfolgten Warschauer Juden. Für die polnische Exilregierung schrieb er Meldungen über das Warschauer Ghetto. 1944 nahm er am Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer teil. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg, während der stalinistischen Zeit, geriet er ins Visier der polnischen Staatssicherheit und verbrachte sechs Jahre im Gefängnis. 1980 war er einer der ersten, der sich für die Gewerkschaft Solidarnosc engagierte. Woher nimmt ein Mensch soviel Mut und soviel Kraft? Das ist eine der häufigsten Fragen, die junge Deutsche ihm stellen. Seine Antwort ist immer so plausibel, wie einfach: „Man ist doch ein Mensch!“

Do, 30. Aug · 16:40-17:35 · arte
Der Wind des Fortschritts

Gibt es eine Möglichkeit, ein rückständiges palästinensisches Dorf auf israelischem Gebiet mit erneuerbarer Energie zu versorgen? In Susia wurde dieses ungewöhnliche Projekt mit all seinen Herausforderungen und Hindernissen angegangen und realisiert. Die Dokumentation berichtet von Konflikten und Rückschlägen, aber eben auch von Erfolgen. Wie können Wind- und Solarenergie für die Einwohner des palästinensischen Dorfes Susia nutzbar gemacht werden? Die Dokumentation stellt außergewöhnliche Personen vor, die nicht nur reden, sondern handeln – und das in einer konfliktbeladenen Region. Was trieb Noam Dotan und andere dazu, die Symbole ihres Erfolgs hinter sich zu lassen und sich einem schwierigen Projekt für erneuerbare Energie in einem palästinensischen Dorf zu widmen? Und um was für einen Traum handelt es sich, den sie mit den Einwohnern von Susia teilen und der nun in die Realität umgesetzt wird? Statt anonym zu protestieren oder zu demonstrieren, schreiten sie zur Tat. Innerhalb von drei Jahren haben sie mit Hilfe gemeinsamer Besprechungen mit Ortsansässigen erneuerbare Energiequellen in Susia erschlossen. Und es ist ihnen gelungen, den in Zelten und Höhlen lebenden Einwohnern Strom zu liefern und sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn Licht ins Leben zu bringen.

Do, 30. Aug · 18:55-20:15 · MGM
Zelig

Der kleine jüdische Angestellte Leonard Zelig (Woody Allen) ist ein Mann ohne Identität. Er kann sich chamäleonartig an seine Umwelt anpassen. Das geht sogar so weit, dass er die physischen Eigenschaften bestimmter Personen annehmen kann. – Woody Allens fiktive Biografie: eine brillante Persiflage auf die Gesellschaft, die Filmindustrie und Dokumentarfilme.

Do, 30. Aug · 22:00-23:30 · NDR
Vom Traum zum Terror – München 72

„Das war der schrecklichste Tag meiner langen Amtszeit als Mitglied der Bundesregierung. Ich wünsche jedem anderen Menschen, dass er eine solche Erfahrung nie machen muss.“ So erinnert sich Hans-Dietrich Genscher, damals Bundesinnenminister, an den Terrorangriff auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München 1972. Erstmals berichtet er ausführlich im Fernsehen über die Diskussionen im Krisenstab und seine persönlichen Empfindungen angesichts des weltweit ersten Terroranschlags vor laufenden Kameras. Die Spiele in München sind ein Wendepunkt der deutschen Geschichte: Am 5.September nehmen palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf israelische Sportler als Geiseln. Der Anschlag auf die olympische „Familie“ und das Blutbad auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck – beim dilettantischen Befreiungsversuch durch deutsche Sicherheitskräfte werden alle Geiseln, ein Polizist und fünf Terroristen getötet – zerstören den Traum vom friedlichen, sicheren Deutschland, das die Schatten der Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Im Zentrum des Films steht – neben den Abläufen im Olympischen Dorf und in Fürstenfeldbruck – die Diskussion der Sportler und Funktionäre über die Frage, die damals viele bewegte: Dürfen die Spiele angesichts des Terrors weitergehen? Die wichtigsten Akteure wie Hans-Dietrich Genscher oder Walther Tröger, Bürgermeister des Olympischen Dorfes, sprechen über die Entscheidungen des Krisenstabs. Sportlerinnen wie Heide Rosendahl und ihre Freundin, die israelische Athletin Esther Roth-Shachamarow, berichten von ihrer Angst und Hilflosigkeit, aber auch von der Solidarität der Sportler während der Geiselnahme. Polizisten, die im Einsatz unmittelbaren Kontakt zu den Terroristen und Geiseln hatten, erinnern sich an die fatalen Situationen. In dem Doku-Drama „Vom Traum zum Terror – München 72“ schildern die Autoren Marc Brasse und Florian Huber („Schabowskis Zettel“) die Ereignisse aus der Sicht und Gefühlslage von Sportlern, Funktionären, Polizisten und Politikern, die die dramatischen Stunden selbst miterlebt haben. Brasse und Huber haben bisher unveröffentlichte Filmaufnahmen der israelischen Olympiamannschaft und private Bilder von Besuchern der Münchner Spiele entdeckt. Auch die Fotos von Hubschrauberpilot Klaus Bechler unmittelbar nach dem Debakel in Fürstenfeldbruck wurden noch nie veröffentlicht. In Spielszenen stellen u. a. Peter Lohmeyer (als Walther Tröger), Stephanie Stumph (als Esther Roth-Shachamarow), Stephan Luca (als Polizist Heinz Hohensinn, Mitglied des Sonderkommandos), Matthias Koeberlin (als Klaus Bechler, Hubschrauberpilot des Bundesgrenzschutzes) und Michael Brandner (als Hans-Dietrich Genscher) nach, was den Kameras verborgen blieb. So werden z. B. die Beratungen des Krisenstabs, das Bangen der israelischen Sportler um ihre Kameraden und die Diskussionen unter den deutschen Athleten um den Abbruch der Spiele aufwendig inszeniert. Die Szenen basieren auf ausführlichen Interviews mit den Zeitzeugen. So entsteht das beklemmend authentische Bild der schlimmsten 24 Stunden im Leben von Hans-Dietrich Genscher und all derer, die München 1972 bis heute nicht vergessen und verarbeitet haben.