Fernsehtipps März I

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Vom 01. bis 15. März 2012…

So, 4. Mrz · 23:45-01:15 · Das Erste (ARD)
Speer und Er (4)

Zum 70. Geburtstag von Heinrich Breloer Die begleitende Dokumentation erzählt die Lebensgeschichte Albert Speers dort weiter, wo das dreiteilige Filmprojekt endet: am Gefängnistor von Spandau, dem Tag der Haftentlassung des Hauptkriegsverbrechers am 1. September 1966. In Gesprächen mit Speers Kindern, Biografen, Zeitzeugen und Historikern wird der Versuch unternommen, die Selbsttäuschung und Konstruktion von Lügen und Legenden Speers nachzuzeichnen. Wie war es möglich, dass einer der einflussreichsten Mittäter Hitlers mit einem Bestseller in der Bundesrepublik so viel freundliche Zuwendung, Aufmerksamkeit und Einfluss auf die Geschichtsschreibung gewinnen konnte? Am 1. September 1966, 24.00 Uhr, wird der ehemalige Architekt und Reichsminister für Bewaffnung und Munition nach 20 Jahren Haft entlassen. Vor dem Spandauer Gefängnistor wartet seine Frau Margarete Speer, die ihre sechs Kinder alleine großgezogen hatte. Nach der Entlassung zeigte sich bei einem Familientreffen, dass die aus dem Gefängnis herbei-dirigierte Nähe mit der Familie dem Alltag nicht standhält. Das Treffen offenbart die Entfremdung. Sein Sohn Albert, der nach zwei Tagen vor der Familienzusammenführung flüchtet, sagt: „Jeder war gehemmt. Es war Stress!“ Der Mann, der Adolf Hitler aus nächster Nähe erlebt hat, einer der mächtigsten Männer des Dritten Reichs, wird seine Erinnerungen schreiben. Jeden Schritt zum Bestseller-Erfolg hatte Speer aus seiner Zelle heraus vorbereitet. Etwa 20.000 Blatt Papier waren als Kassiber aus dem Gefängnis zu seinem Freund Rudolf Wolters geschmuggelt worden. Als Architekt und Rüstungsminister war er gescheitert. Nun will er sich mit seiner Autobiografie in das Buch der Geschichte einschreiben. Diese Rechnung ist aufgegangen: Albert Speer veröffentlicht 1969 seine „Erinnerungen“. 1975 folgen die „Spandauer Tagebücher“. Beide Bücher werden Welterfolge, die Speer zu einem reichen Mann machen. Sein Freund Rudolf Wolters, der für ihn während der Haft mit einem eigenen Büro in Coesfeld die Geschäfte geführt hatte, wurde zum „Coburger Freund“ anonymisiert. Friederich Wolters, der Sohn, blättert im Gespräch mit Heinrich Breloer die Geschichte dieser seltsamen Freundschaft auf. Mit dem Verleger Jobst Siedler, der den jungen Joachim Fest als Lektor ins Spiel brachte, hatte Speer sein Team für den internationalen Erfolg gefunden. Wolf Jobst Siedler berichtet, wie er Albert Speer selber die Sympathie der Leser erklärte: „Sie sind der Engel, der aus der Hölle kam“. Seine Rolle als „Entlastungsnazi“ war deshalb so erfolgreich, weil viele sich sagten: wenn der von den Verbrechen der Nazis nichts gewusst hat, mussten wir es auch nicht wissen. Seine scheinbar bußfertige Formel „Ich hätte wissen können, wenn ich gewollt hätte“. Sein Versäumnis und seine Schuld waren es, nur weggesehen zu haben. Mit dieser Konstruktion ist er angekommen. Auch Speer-Biograf Joachim Fest zeigt sich im Interview nachdenklich über die Leerstellen in Speers Autobiografie. Joachim Fest räumt ein, dass Albert Speer ihm und seinem Verleger trotz eindringlicher Befragung nicht immer die Wahrheit gesagt hat. In einer Montage des frühen Fernsehinterviews von Fest aus dem Jahr 1968 und der Recherche kann sich der Zuschauer selber ein Bild von der Erinnerungsarbeit des ehemaligen Reichsministers für Rüstung und Munition machen. 1980 gibt Rudolf Wolters dem jungen Historiker Matthias Schmidt zum ersten Mal Hinweise auf Fälschungen in Speers Chronik und lässt ihn Originaldokumente lesen. Es wird offenbar, dass Speer an der Vertreibung der Berliner Juden einen maßgeblichen Anteil hatte. In seinem Buch „Albert Speer – Das Ende eines Mythos“ kann Schmidt weitere von Speer ausgeblendeten schmerzhaften Wahrheiten seines Lebens veröffentlichen. Dieser erste große Versuch, sich mit den Lügen und Legenden Albert Speers auseinander zu setzen, erreicht den Bestsellerautor nicht mehr. In den letzten Lebensjahren verliebte sich Speer in eine junge Frau, die ihn bewunderte. Im September 1981 brach Albert Speer auf einer Interviewreise in London in seinem Hotelzimmer bewusstlos zusammen. Seine Freundin alarmierte den Arzt. Einige Stunden später verstarb Speer im Krankenhaus an den Folgen eines Schlaganfalls.

Mo, 5. Mrz · 03:40-04:30 · arte
Die Odyssee der Kinder

Der Film „Die Odyssee der Kinder“ schlägt auf bewegende Weise eine Brücke zwischen der Pogromnacht vom 9. November 1938 und dem 60. Jahrestag der Gründung des Staates Israel im Mai 1948. Das Geschehen ist kaum bekannt, obwohl sich so eindringliche Erfahrungen darin spiegeln. Im Vordergrund steht das aufrüttelnde Schicksal jüdischer Kinder und Jugendlicher im Zeichen von NS-Diktatur, Krieg und Holocaust – und Neuanfang. Es sind die Erlebnisse Tausender junger Menschen, die vor dem mörderischen Terror der Nazis fliehen mussten. Hunderte von ihnen erreichten schließlich – nach einer dramatischen Odyssee – das Gelobte Land. Nach aufwendigen Recherchen ist es gelungen, Überlebende jener „Kinder-Odyssee“ zu finden und sie ausführlich zu befragen. Die Dokumentation ruft ihr Schicksal in Erinnerung. Fast vier Jahre dauerte das Drama der jüdischen Kinder, ein steter Wechsel von Flucht, Bedrohung und Gefangenschaft. Der Weg führte über zwei Kontinente – Tausende Kilometer. Viele überlebten die Strapazen nicht, nur einige Hundert erreichten am Ende das Ziel. Die Etappen der Odyssee zeigen, wie die jungen Menschen immer wieder Opfer der Willkür wurden: Im Rahmen der sogenannten „Polen-Aktion“ wies Hitler-Deutschland Tausende Juden polnischer Herkunft im Herbst 1938 aus. Das Attentat des 17-jährigen Herschel Grynszpan auf den deutschen Legationssekretär in Paris war eine Reaktion darauf. Den Nationalsozialisten diente seine Tat als willkommener Vorwand für den beispiellosen Terror-Akt des 9. November. In Polen fanden die Vertriebenen nur widerwillig und vorübergehend Schutz. Nach dem Überfall NS-Deutschlands am 1. September 1939 kam es dort zu ersten Massenmorden durch die SS, nun flohen mehr als 250.000 polnische Juden, unter ihnen auch viele der Kinder aus Deutschland. Ost-Polen war das nächste Ziel. Doch waren dort die Sowjets einmarschiert, als Verbündete der Deutschen. Zigtausende der Flüchtlinge wurden nach Sibirien deportiert, zum Arbeitseinsatz bei Hunger und mörderischer Kälte. Nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion im Juni 1941 ließ Moskau die Gefangenen ziehen. Viele der jüdischen Kinder schlossen sich dem Tross der polnischen Anders-Armee an, die in Afrika gegen Rommel kämpfen sollte. Über Taschkent gelangten Tausend jüdische Kinder auf abenteuerlichen Wegen nach Teheran, wo ihnen der Schah von Persien Zuflucht gewährte. Die jüdische Untergrundbewegung Haganah wurde auf die „Teheran-Kinder“ aufmerksam und setzte alle Hebel in Bewegung, um zu helfen. Wer die Tortur überlebt hatte, konnte nun auf eine neue Heimat hoffen: In einer dramatischen Rettungsaktion erreichten schließlich Tausend junge Flüchtlinge das Gelobte Land.

Mo, 5. Mrz · 09:20-09:45 · WDR
Eins zu eins – Gespräch aus Düsseldorf

Rechte Gewalt: Wie ist der Vormarsch der Neonazis zu stoppen?  Gast: Claudia Luzar, „Back up“ Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt

Mo, 5. Mrz · 21:00-21:45 · PHOENIX
Hitlers Österreich (2/2)

Ein halbes Jahr nach dem „Anschluss“ herrschte Alltag in der so genannten „Ostmark“. So mancher Österreicher, der im März 1938 noch seinem Landsmann Hitler begeistert zugejubelt hatte, war enttäuscht.  Zwar herrschte Vollbeschäftigung, weil der NS-Diktator – auf Pump – den Krieg vorbereitete, doch wurden viele hochrangige Posten im Land von „Reichsdeutschen“ besetzt. Während die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung auf breite Zustimmung stieß, sorgten die Angriffe der Nazis auf die katholische Kirche vielerorts für offene Empörung. Historiker gehen dennoch davon aus, dass die Mehrheit der Österreicher bis zuletzt loyal zum NS-Regime und seiner Kriegsführung stand – bis zur bedingungslosen Kapitulation.  Am 7. Oktober 1938 kam es im Wiener Stephansdom zur größten regimekritischen Demonstration in der Geschichte des „Dritten Reiches“. Bei einer Rosenkranzmesse forderte Kardinal Theodor Innitzer, der ein halbes Jahr zuvor noch die neuen Machthaber begrüßt hatte, die Menschen auf, standhaft im Glauben zu sein. Tausende skandierten „Christus ist unser Führer!“. Am folgenden Abend stürmte Hitlerjugend das erzbischöfliche Palais, zerschlug Kruzifixe, zerstörte Jesus-Gemälde und warf die Domkuraten aus dem Fenster.  Wilfried Daim erlebte das Rosenkranzfest als Augenzeuge. Wegen einer Flugblattaktion gegen die Nazis wurde er von der Gestapo verhaftet und verhört. Sein Bild und seine Akte befinden sich in der lange verschollenen Kartei der Wiener Gestapo, die unlängst wieder entdeckt wurde. 12.000 Akten von Gestapo-Opfern mit erkennungsdienstlichen Fotos künden von unmenschlichen Repressalien. Sogar 14jährige Jugendliche waren in die Fänge der Wiener Gestapo geraten. Sie sollte bei den von Baldur von Schirach forcierten Massendeportationen der jüdischen Bevölkerung in den Jahren 1941 und 1942 eine Schlüsselrolle spielen. In den Akten der Wiener Gestapo finden sich auch Berichte von Denunziationen gegen Juden, die sich versteckt hielten. Etwa 600 so genannten jüdischen „U-Booten“ gelang es, unterzutauchen und den Deportationen zu entgehen. Eine mutige Retterin war die 22jährige Edeltrud Becher, drei Juden hielt sie den ganzen Krieg über versteckt, ihren Verlobten Walter Posiles und dessen zwei Brüder.  1,2 Millionen Österreicher waren Angehörige der Wehrmacht und der SS. Sie kämpften an allen Fronten und waren an den Verbrechen des Regimes beteiligt. Als die Städte im Frühjahr 1944 von alliierten Bomberflotten angegriffen wurden, zerschlug sich die Hoffnung, Österreich werde vom Luftkrieg verschont. Am 12. März 1945, exakt sieben Jahre nach dem „Anschluss“ erfolgte der Schwerste auf Wien – der „schwarze Montag“ mit Tausenden von Toten und Verletzten. Kriegsmüdigkeit machte sich breit, schlug aber nicht in Aversion gegen Hitler um. Am 20. März 1945 überschritt die Rote Armee bei Koszeg die österreichische Grenze und rückte auf Wien vor. Die Stadt wurde zur Festung erklärt, sollte mit allen Mitteln verteidigt werden. Anfang April erreichten sowjetische Soldaten die Randbezirke der Stadt. Hier kämpften auch Waffen-SS-Verbände, die an Kriegsverbrechen beteiligt waren und nichts mehr zu verlieren hatten.  Die Bilanz der NS-Herrschaft in Österreich: 247.000 Soldaten fielen im Zweiten Weltkrieg oder blieben vermisst, mehr als 24.000 Zivilisten kamen bei Luftangriffen ums Leben. Daneben stehen die beklemmenden Zahlen, die an das Schicksal der Verfolgten und Ermordeten erinnern: 128.000 Juden verloren ihre Habe und wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Mehr als 65.000 Juden waren im Land geblieben, wurden Opfer des Holocaust. 32.000 Ausgestoßene und Dissidenten fanden in den Gefängnissen der Gestapo oder in den Konzentrationslagern den Tod. 2.700 Menschen wurden wegen Widerstandes hingerichtet.

Mi, 7. Mrz · 07:00-07:30 · PHOENIX
Wie der Gartenzwerg nach Korea kam

Der Film begibt sich auf die Spuren deutscher Auswanderer rund um den Globus. In der Mainzer Straße in Namhae in Südkorea ist alles deutsch: die Häuser, die Menschen, die Gartenzwerge.  Der Film begibt sich auf die Spuren deutscher Auswanderer rund um den Globus. In der Mainzer Straße in Namhae in Südkorea ist alles deutsch: die Häuser, die Menschen, die Gartenzwerge. Ein Disney-Spaß für die Koreaner, die staunend durch die akkuratesten Auswanderer-Vorgärten tapsen. In Israel kann es auch nicht deutsch genug sein: Die 88jährige Rosa Sobol feiert gern und besonders jeck Karneval im deutschen Altersheim in Tel Aviv. Der Förster Christoph Jaster rettet am Amazonas den Regenwald, Carmen Susenburger züchtet in Andalusien erfolgreich friesische Pferde, und der Bauer Holger Marbach hatte am Mount Kenia die Idee mit der Kamelmilch.

Mi, 7. Mrz · 20:15-21:05 · 3sat
Grüß Gott und Heil Hitler – Kirche unter dem Hakenkreuz

Anbiederung, Zustimmung, Bedrohung, Opposition: Ein Kardinal, der zu Adolf Hitlers Ankunft in Wien die Kirchenglocken läuten lässt, ein mit „Heil Hitler“ unterzeichnetes Begleitschreiben zur „Feierlichen Erklärung“ der österreichischen Bischöfe, die den Gläubigen empfiehlt, für den „Anschluss“ zu stimmen, ein Rosenkranzfest im Wiener Stephansdom, das zum größten regimekritischen Protest der gesamten NS-Zeit wird, fanatisierte Hitlerjugend, die das erzbischöfliche Palais stürmt, Transparente bei einer NS-Kundgebung auf dem Wiener Heldenplatz mit der Aufschrift „Nieder mit Innitzer, hängt die Pfaffen“ – all das ereignet sich zwischen März und Oktober 1938 in Österreich. Die zweiteilige Dokumentation „Grüß Gott und Heil Hitler“ reflektiert über eine dunkle Zeit der österreichischen Geschichte, über Brüche der Tradition und späte Einsicht in die Unvereinbarkeit von Nazi-Ideologie und Christentum. Im Anschluss, um 21.05 Uhr, folgt die Dokumentation „Grüß Gott statt Heil Hitler“.

Do, 8. Mrz · 00:20-02:15 · Das Erste (ARD)
Rosa Luxemburg

Ein Film von Margarethe von Trotta

Do, 8. Mrz · 14:50-16:45 · arte
Rachel

Die amerikanische Aktivistin Rachel Corrie war 23 Jahre alt, als sie beim Versuch, die Zerstörung eines palästinensischen Hauses durch einen Bulldozer der israelischen Streitkräfte zu verhindern, ums Leben kam.  Nach Palästina kam sie in dem Glauben, dass sie sich dank ihrer amerikanischen Staatsbürgerschaft als menschlicher Schild der Zerstörung von Menschenleben, Olivenbäumen, Brunnen und Häusern entgegenstellen könne. Aber am 16. März 2003 wurde Rachel Corrie im Gazastreifen von einem Bulldozer überrollt.  Wie viele andere junge Leute führte sie ein Reisetagebuch mit den E-Mails, die sie ihrer Familie und ihren Freunden in die USA schickte. Den Aufzeichnungen der jungen Pazifistin folgend, ermittelt der Dokumentarfilm die Begleitumstände von Rachel Corries Tod. Die Regisseurin lässt alle Beteiligten mit ihren widersprüchlichen Schilderungen ein und desselben Ereignisses zu Wort kommen und begibt sich an den Ort des Geschehens.  Was ist Wahrheit und was ist Lüge? Was ist eine Zeugenaussage oder was ist Propaganda? Auch dank zahlreicher bisher unveröffentlichter Dokumente kommt allmählich Licht ins Dunkel dieses tragischen Todes. Über diese Ermittlungen hinaus versteht sich der Film als eine cineastische Meditation über Jugend, Krieg, Idealismus und politisches Engagement.

Sa, 10. Mrz · 23:45-00:00 · BR-alpha
Rückblende:  Vor 200 Jahren erlassen: Das Juden-Edikt in Preußen

Das Judenedikt vom 11. März 1812 garantierte als Teil der Stein-Hardenbergschen Reformen Juden in Preußen zwar mehr Rechte, ihre gesellschaftlich isolierte Stellung und ihre Ausbeutung durch die preußischen Herrscher bestand jedoch weiterhin.  Der Philosoph Moses Mendelssohn wirkte auf die Verbesserung der Lage der Juden hin, ihre Gleichberechtigung für Juden erfolgte jedoch erst 1869 und zeigte sich in der Blüte der jüdischen Gemeinde bis der Antisemitismus in der Gesellschaft des Deutschen Kaiserreichs wieder mehr und mehr Einzug hielt und schließlich in der Judenverfolgung und -vernichtung durch die Nationalsozialisten gipfelte…

So, 11. Mrz · 00:00-00:15 · BR-alpha
Puschkinallee – Am Pfingstberg

Historischer Abriss über die Geschichte der Juden in Brandenburg. Kurfürst Friedrich Wilhelm der Große holte 1671 mehrere jüdische Familien aus Wien ins Land, die dort vertrieben worden waren.  Dies hatte vor allem ökonomische Gründe, denn die Juden waren wohlhabend. Durch Schutzbriefe waren sie an den Kurfürsten gebunden. Erst 1812 erließ Friedrich Wilhelm III. ein Edikt, das den Juden in Potsdam die vollen staatsbürgerlichen Rechte gab. Doch auch in der Folgezeit wurden die Juden diskriminiert, verfolgt und ermordet.

So, 11. Mrz · 23:45-00:30 · ZDF
„In Verantwortung für den Anderen“ – Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit

Seit 60 Jahren richten die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit die „Woche der Brüderlichkeit“ aus. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto: „In Verantwortung für den Anderen“.  Auf der zentralen Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit werden alljährlich Persönlichkeiten für ihr Engagement im christlich-jüdischen Dialog mit der „Buber-Rosenzweig-Medaille“ ausgezeichnet.  In diesem Jahr erhält Präses Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Medaille. Schneider hatte maßgeblichen Anteil am Prozess der „Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“. Immer wieder betonte er, dass die Kirche nicht an die Stelle, sondern an die Seite des Gottesvolkes Israel getreten ist. Als Ratsvorsitzender der EKD hat Präses Schneider zudem immer wieder auf das Juden und Christen gemeinsame Anliegen hingewiesen, „gegen jedes Wiedererstarken von Rassismus und Antisemitismus“ einzutreten.  Die jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929), nach denen der Preis benannt ist, haben dem dialogischen Denken bis heute starke Anregungen gegeben, die für die moderne jüdische und christliche Theologie richtungsweisend sind. Ebenso hat Nikolaus Schneider neue Maßstäbe für die Wahrnehmung jüdischer Theologie gesetzt und ihrem Verständnis aus christlicher Sicht starke Impulse verliehen.  Die Laudatio hält Frank-Walter Steinmeier. Das ZDF überträgt eine Zusammenfassung der Feier, die von Gundula Gause moderiert wird, aus dem Gewandhaus in Leipzig.

Mo, 12. Mrz · 19:30-20:15 · BR-alpha
Vertreibung der Intelligenz – Wiens verstoßene jüdische Söhne

Sieben Jahrzehnte nach dem von vielen Österreichern bejubelten Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland diskutieren vier in Wien geborenen Intellektuelle – Alfred Bader, Carl Djerassi, Walter Kohn, Peter Pulzer.  Sie diskutieren über die traumatischen Erlebnisse bei der Vertreibung aus Wien allein wegen ihrer jüdischen Herkunft. Die Juden wurden vertrieben, viele in den KZs ermordet. Die verstoßenen Söhne Wiens sprechen über ihr Leben in der Emigration, über den schwierigen Beginn Ihrer Ausbildung in der Fremde und ihren fulminanten Erfolg als Wissenschaftler.  Was denken sie heute über Österreich und können sie sich eine Rückkehr in die alte Heimat vorstellen? Die vier Vertriebenen sind heute zwischen 88 und 82 Jahre alt und es wird eine immer seltenere Gelegenheit, von Augenzeugen zu erfahren, was 1938 und danach geschah.

Di, 13. Mrz · 18:00-18:30 · 3sat
Tauziehen um den Tempelberg

Prunk- und prachtvoll ragte der Tempel König Salomons einst über Jerusalem, genau da, wo heute die Al-Aksa-Moschee steht. Das zumindest meinen die meisten Wissenschaftler. Nicht so die islamische Welt, allen voran die palästinensischen Muslime. Für Mohammed Hussein, den Mufti der Al-Aksa-Moschee, ist das alles zionistische Propaganda. Das Heiligtum der Juden sei nie in Jerusalem gewesen. Den israelischen Archäologen Gabriel Barkai macht das wütend. Seit Jahren durchsiebt er Schutt, den die Muslime während Bauarbeiten auf dem Al Aksa Gelände auf eine Müllkippe geworfen haben. Zehntausende Funde aus der Zeit des jüdischen Tempels habe er gefunden, erzählt Barkai: von Münzen und Mosaiksteinen über Würfel bis hin zu einem Siegel des jüdischen Tempelverwalters. Wem gehört Jerusalems Heiligtum, die Al-Aksa-Moschee? Den Muslimen oder den Juden? Wer diese Frage stellt, setzt sich in ein Wespennest. Die Dokumentation „Tauziehen um den Tempelberg“ wagt sich an diese Frage heran.

Mi, 14. Mrz · 00:10-01:55 · BR
Das geheimnisvolle Grab

Die Archäologin Sharon Golban entdeckt in Jerusalem eine ungeöffnete Grabkammer mit den sterblichen Überresten eines gekreuzigten Mannes.  Der Verdacht der Wissenschaftlerin, die Gebeine Christi gefunden zu haben, stellt das in der Bibel überlieferte Dogma der Auferstehung des Messias infrage. Und so erweist sich der Fund bald als Politikum …  Bei Ausschachtungsarbeiten für einen neuen Keller stößt Nasir Hamid, ein im israelischen Teil Jerusalems lebender palästinensischer Eisenwarenhändler, auf eine ungeöffnete Grabkammer. Die hinzugezogene Archäologin Sharon Golban entdeckt darin das Skelett eines Gekreuzigten, das offenbar aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung stammt. Bereits das Gerücht, dass es sich um die Gebeine Christi handeln könnte, versetzt den Vatikan in Aufregung: Hätte Golban tatsächlich das authentische Skelett des Nazareners entdeckt, so bedeutete dies, dass Jesus nicht, wie es in der Bibel steht, leibhaftig auferstanden ist. Die Folge wäre eine grundlegende Infragestellung christlicher Dogmen. Mit dem Auftrag, die Position der katholischen Kirche zu vertreten – das heißt: den Fund als irrelevant abzutun – entsendet der Vatikan den Jesuitenpater Matt Gutiérrez nach Jerusalem. Doch auch Gutiérrez kann gegenüber den wissenschaftlichen Untersuchungen, die zusehends die Echtheit des Skeletts zu bestätigen scheinen, nicht einfach die Augen verschließen. Er gerät in eine tiefe Glaubenskrise. Obendrein versuchen orthodoxe Juden, die Ausgrabung zu verhindern, da dies in ihren Augen Grabschändung ist. Bald sieht auch eine palästinensische Splittergruppe die Chance, ihre Interessen durchzusetzen.

Do, 15. Mrz · 00:20-02:25 · Das Erste (ARD)
Rosenstraße

Ende Februar 1943 werden Tausende Berliner Juden, die in sogenannten Mischehen leben, überraschend verhaftet, um ins KZ deportiert zu werden. Vor einem Gebäude in der Berliner Rosenstraße, wo die Internierten auf ihren Abtransport in die Gaskammer warten, versammeln sich tagelang „arische“ Angehörige, hauptsächlich Ehefrauen, und protestieren zuerst stumm, dann immer lauter: „Ich will meinen Mann wiederhaben“. Auch die preußische Adelige Lena, glücklich mit dem jüdischen Musiker Fabian verheiratet, lässt nichts unversucht, um die drohende Deportation ihres Mannes zu verhindern. Die preisgekrönte Filmemacherin Margarethe von Trotta erzählt diese authentische Geschichte über Zivilcourage mit einem beeindruckenden Starensemble, darunter Katja Riemann, Maria Schrader, Martin Feifel, Jürgen Vogel, Hans Peter Hallwachs, Gaby Dohm, Lena Stolze und Jutta Lampe. Das Erste zeigt „Rosenstraße“ als letzten Film seiner Reihe zum 70. Geburtstag der Regisseurin. Die New Yorkerin Ruth Weinstein (Jutta Lampe) trauert um ihren kürzlich verstorbenen Mann. In ihrem Schmerz besinnt sie sich ganz auf ihre jüdisch-orthodoxe Religion und lehnt daher auch die Heirat ihrer Tochter Hannah (Maria Schrader) mit dem Südamerikaner Luis (Fedja van Huêt) ab. Hannah will ihre Mutter verstehen und fragt eine Cousine nach der Vergangenheit, über die Ruth nie ein Wort verloren hat. So erfährt Hannah, dass Ruth 1943 in Berlin von einer Frau namens Lena Fischer (Katja Riemann) durchgebracht wurde. Um mehr über ihre Mutter herauszufinden, sucht Hannah die greise Lena auf und hört von ihr eine erschütternde Geschichte: Im Kriegsjahr 1943 ist die preußische Adelige Lena glücklich mit dem jüdischen Musiker Fabian (Martin Feifel) verheiratet. Als dieser von den Nazis verhaftet wird, harrt Lena zusammen mit einer wachsenden Zahl Angehöriger der Inhaftierten bei Regen und Schnee vor dem Gefängnis in der Rosenstraße aus. Dabei nimmt sie sich der damals achtjährigen Ruth an, deren jüdische Mutter Miriam (Lena Stolze) ebenfalls hierher verschleppt wurde. Die couragierte Lena setzt unterdessen alle Hebel in Bewegung, um Fabian zu befreien, und durchläuft, als „Judenhure“ gedemütigt, die gesamte nationalsozialistische Bürokratie. Ihr Bruder (Jürgen Vogel) verschafft ihr sogar eine Einladung zu einer Bonzenparty mit Goebbels (Martin Wuttke). Irgendwann geschieht dann das Unglaubliche: Die Gefängnistore öffnen sich und die Männer, unter ihnen Fabian, sind frei. Nur Ruths Mutter bleibt verschwunden, und so kümmert Lena sich um die Kleine, die schließlich in die USA auswandert. Regisseurin Margarethe von Trotta („Rosa Luxemburg“, „Die bleierne Zeit“), deren bevorzugtes Sujet starke Frauen sind, verdichtet mittels fiktiver Einzelschicksale die Geschichte dieses vergessenen Frauenaufstandes zum starbesetzten Melodram über Solidarität und bedingungslose Liebe. In dem mit viel Gespür für historische Details produzierten Drama vertraut sie auf das Charisma ihrer Hauptdarstellerin Katja Riemann, die für diese vor Leben und Leidenschaft vibrierende Leistung auf dem Filmfestival in Venedig ausgezeichnet wurde. Packend und dynamisch zeigt von Trotta, wie sich während der tagelangen Belagerung des Gefängnisses die Stimmung aufheizt und die Wartenden den Nazis mit dem Mut der Verzweiflung erfolgreich die Stirn bieten – Heldinnen wider Willen, die alle Behauptungen, nach denen Widerstand im Dritten Reich nicht möglich gewesen sei, in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Do, 15. Mrz · 05:20 · HR
Horizonte: Wie viel Kritik an Israel darf sein? – Von Menschenrechten, Antisemitismus und dem christlich-jüdischen Dialog

Das Verhältnis der Deutschen zu Israel ist ein verkrampftes: Die einen wittern gleich Antisemitismus, wenn Kritisches gegen Israel geäußert wird, während die anderen allzu gern die Kritik nutzen, um den eigenen Vorurteilen nachzugeben. Frei nach dem Motto: „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen“. Die diesjährige „Woche der Brüderlichkeit“ scheint von diesem Grundmuster überschattet zu sein, und aktuelle Konflikte werfen ein Schlaglicht auf das schwierige Verhältnis und den jüdisch-christlichen Dialog. Symptomatisch ist der aktuelle Fall des palästinensischen Pfarrers Mitri Raheb. Für sein Engagement wurde er mit dem Deutschen Medienpreis ausgezeichnet. Raheb, lutherischer Pfarrer in Bethlehem, setzt sich für die Palästinenser vor Ort ein, kritisiert die Besatzungspolitik Israels mit sehr scharfen Worten und hatte auch schon zum Boykott israelischer Waren aufgerufen. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit wirft dem christlichen Theologen vor, judenfeindliche Stereotypen zu verbreiten und antisemitisch zu argumentieren. Ist dies eine überzogene oder eine notwendige Reaktion? Gibt es eine besondere moralische Verantwortung von Christen in Deutschland? Tatsächlich ist Antisemitismus in Deutschland ein ernst zu nehmendes Problem, nach jüngsten Studien auch in der Mitte der Gesellschaft verankert. Demnach sind etwa zwanzig Prozent der Deutschen latent antisemitisch eingestellt. Dieser Antisemitismus kommt nicht selten im Gewand der Israelkritik daher. Wie weit darf die Kritik am Staat Israel gehen? Was ist – aufgrund der Konfliktlage – angebracht, was antisemitisch? „Horizonte“ hat den Publizisten Alfred Grosser und den evangelischen Präsidenten des Koordinierungsrates der Jüdisch-Christlichen Gesellschaften, Ricklef Münnich, zu einem Streitgespräch eingeladen.