Bestandaufnahme der Ermittlungen um Dubai-Mord

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Die EU forderte am Montag erneut von Israel „Aufklärung“ über die Vorgänge rund um den in Dubai am 19. Januar ermordeten Waffenschmuggler der Hamas-Organisation, al-Mabhouh. Diesmal ist der in Brüssel weilende Außenminister Avigdor Lieberman persönlich gefordert, Erklärungen zu liefern. Doch das offizielle Israel hüllt sich in Schweigen. In die Außenministerien in Dublin, London und Berlin einberufene israelische Diplomaten sagten, dass sie bei den Ermittlungen „nicht behilflich sein könnten“, weil sie von nichts wüssten…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 22. Februar 2010

Über echte Beweise verfügt auch die EU nicht. In Brüssel ist von einem Komplott die Rede, das dem israelischen Geheimdienst Mossad „zugeschrieben“ wird, und dass Israel nur „indirekt“, also ohne Namensnennung, wegen der Passfälschungen und der „außergerichtlichen Hinrichtung“ in Dubai verurteilt werden solle. Ministerpräsident Netanjahu sagte bei einem Besuch in Moskau lediglich, etwas in der Zeitung gelesen zu haben…

Der Polizeichef von Dubai ist sich „fast hundertprozentig“ sicher, dass der Mossad die Killer geschickt habe, hat aber keinen stichhaltigen Beweis geliefert. Bis heute konnte die Identität der Mörder nicht ermittelt werden, trotz unscharfer Bilder der Überwachungskameras, eingescanter Pässe, Kreditkarten, Simkarten von Handys, abgehörten Telefongesprächen und Flugkarten.
Zwischen 11 und 18 Agenten sollen Matbhouh mit Stromschlägen gefoltert und mit einem Kissen erstickt haben. Nicht einmal die wahre Todesursache des Waffenhändlers und Mörders der israelischen Soldaten Ilan Saadon und Avi Sasportas 1989 wurde nach pathologischen Untersuchungen in Paris veröffentlicht.

Die Europäer sind über den Missbrauch ihrer mutmaßlich gefälschten Pässe empört. Unklar bleibt, wer sie gefälscht hat und was gefälscht wurde. Ein gewisser Michael Bodenheimer habe in Köln innerhalb von 48 Stunden einen echten deutschen Pass ausgehändigt bekommen, obgleich sich die Bundesdruckerei normalerweise mehrere Wochen Zeit nimmt. Das hat der Spiegel herausgefunden. Nun aber fragt sich, wer dieser spurlos verschwundene „Michael Bodenheimer“ ist. Der einzige in Israel lebende Michael Bodenheimer, ein älterer Rabbi mit weißem Rauschebart, Doppelstaatler mit amerikanischer und israelischer Staatsbürgerschaft, dürfte mit dem in Dubai gefilmten Agenten im Tennis-Dress nichts gemein zu haben.

Eine britische Zeitung habe entdeckt, dass die israelische „Einwanderungsbehörde“ die europäischen Pässe israelischer Staatsbürger „heimlich“ eingescant habe, um deren Identität für die gefälschten EU-Pässe zu stehlen. Auch diese Behauptung scheint Fantasie zu sein. In Frankfurt und in Dubai werden die Pässe ganz offen eingescant. In England und Irland werden Einreisende fotografiert. In Israel wird lediglich der Code am unteren Passrand eingescant. Zudem sagt Polizeisprecher Mickey Rosenfeld, dass israelische Bürger mit ihrem israelischen Pass nach Israel einreisen müssen und dass nicht nach fremden Zweitpässen gefragt wird: „Das weiß ich aus eigener Erfahrung.“ Sollte es nur um gestohlene Identitäten gehen, also Name, Geburtsdatum und ähnliches, so können derartige Angaben in vielen Fällen offen aus dem Internet bezogen werden.

Eine andere britische Zeitung will erfahren haben, dass Netanjahu die Killer von Dubai getroffen und ihnen Glück gewünscht habe: „Das Volk Israel ist stolz auf Euch“. Der namenlose Informant dieses vermeintlichen Beweises für eine israelische Täterschaft wurde lediglich als jemand beschrieben, „der sich auskennt“.

Die israelischen Medien sind fest davon überzeugt, dass es nur der Mossad gewesen sein könnte. Ein Kommentator der Zeitung Haaretz forderte schon den Rücktritt des Chefs der „Institution“ (wörtliche Übersetzung von Mossad), Meir Dagan, wegen der „Panne“, so viele Agenten „verbrannt“ und mit der Identität unbescholtener israelischer Bürger ausgestattet zu haben.

Ungute Gefühle produzierte dieser ungelöste internationale Kriminalfall auch bei der Hamas und bei der palästinensischen Autonomiebehörde. Die Hamas dementierte Berichte, wonach sich Spione des Mossad in die islamistische Organisation eingeschlichen hätten. Doch irgend jemand muss Matbhouh verraten haben. War der etwa so fahrlässig, seine Familie im Gazastreifen über Reisepläne nach Damaskus, Dubai und China über ein abgehörtes Telefon mitgeteilt zu haben? Zudem wurden zwei ehemalige Geheimdienstleute der Fatah-Partei in Jordanien festgenommen und nach Dubai ausgeliefert. Hatte der Hamas-Waffenhändler vielleicht andere Feinde, etwa in Ägypten oder Jordanien, im Iran oder sonst wo? Inzwischen behauptet die Polizei in Dubai, dass auch Diplomatenpässe benutzt worden seien, doch Informationen dazu hält sie noch unter Verschluss.

Fast alle Fragen sind noch offen, trotz einer Unmenge an Informationen und schnellen Spekulationen. Vieles wird auch noch in Dubai unter Verschluss gehalten, sodass weiterhin abgewartet werden muss, bis die Täter als Angehörige des Mossad nachgewiesen werden können.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

13 Kommentare

  1. Bei alller „Friedensliebe“ der Muslime frag ich mich weshalb ist fast überall wo Sie vertreten sind Krieg, Terror Völkermord!
    Wenn Rita hier von Friedensbemühungen schreibt, frag ich mich weshalb die musl. Welt immer wieder Krieg gegen Israel führt.
    Wenn Sie von Menschlichkeit redet, frag ich mich, wo ist die Menschlichkeit, wenn wegen Terroranschläge die israelische Mutter um Ihre Kinder bangen muß, weil gerade einmal wieder Raketen Mörsergranaten oder Bombenanschläge gegen Israelische Zivilisten gemacht werden!
    Zu den Palästinensern wäre eine Mauer, wie Sie der eiserne Vorhang war zum Schutz Israels angebracht.
    Hier zeigt sich ,die Juden waren die besseren Deutschen,Deutsche hätten die Mauer längst gezogen!

  2. Die Hamas verfolgt nach wie vor das Ziel Israel und die Juden zu vernichten.
    Soll ich meinem Feind die Zeit geben die Er gebraucht um mich dann um so stärker zu treffen?
    Es ist kein Frieden den die Palästinenser anbieten sondern die Waffenpause die Sie gebrauchen um stärkere Angriffe vorzubereiten.
    Auch die Zeit arbeitet für die Palästinenser,es werden neue Terroristen großgezogen und in den Medien als Freiheitskämpfer dargestellt.
    Dabei ist es die hoffnungslose Jugend aus den „Flüchtlingslagern“welche in Wirklichkeit Brutstätten des radikalen Islamismus sind und die so von Syrien dem Iran und andere Muslemische Staaten für deren Stellvertreterkrieg mißbraucht werden!

  3. „Seit der Abkoppelung und ganz sicherlich seit der Machtübernahme in Gaza, versucht die Hamas eine Armee aufzubauen. Sie durchläuft einen ähnlichen Prozess wie die Hisbollah: den Ãœbergang von einer Terrororganisation zu einer halbmilitärischen Organisation mit Kompanien, Bataillonen und Brigaden.

    (…)

    Wenn sich die Hamas unter militärischem Druck befindet, stimmt sie dem zu, was sie Hudna nennt. Die Hudna ist eine Feuerpause, für die die Hamas mehr fordert, als Arafat für ein Friedensabkommen mit Israel gefordert hat. Die Hamas gibt sehr viel weniger als Arafat und fordert sehr viel mehr: Rückkehr zu den Grenzen von 1967 bis zum letzten Zentimeter, Rückkehr nach Jerusalem und Rückführung der Flüchtlinge.

    (…)

    Die Tahadiyah ist ein noch schwächerer Begriff, der Beruhigung bedeutet. Die Hamas will die Tahadiyah sehr. Sie versteht, dass ihre Lage in Gaza politisch, wirtschaftlich und öffentlich schwer ist. Daher sucht sie nach Beruhigung. (…) Wenn ein Ende des Waffenschmuggels nicht Teil der Beruhigung sein wird und die Waffenproduktion im Gaza-Streifen fortdauert, wird die Hamas im Laufe der Tahadiyah erstarken.“

    xxx

    Warum sollte Israel so dumm sein, seinen Erzfeinden eine Pause zu gönnen, damit sie sich erholen und wieder stärker angreifen können?

  4. Der inzwischen hingerichtete Scheich Yassin wollte 30 Jahre Waffenstillstand, auf der Grundlage der 1967er Linie, das heisst, Ende der israelischen Besatzung.
    Die „Hudna“ mit Ägypten dauert bald 30 Jahre. Eigentlich eine Erfolgsgeschichte, wenn man sich die Alternative anschaut. Allerdings hat sich Israel auch hier lange geziert. Golda Meir wollte mit Sadat nicht über sein Friedensangebot sprechen. Zuerst musste noch der für Israel furchtbare Yom-Kipur-Krieg kommen, dessen schlimme Folgen auch Goldas Rücktritt brachte. Bis zum heutigen Tag, sind in jeder israelischen Schulklasse der Jahrgänge 1953, 1954 große Lücken. Es war furchtbar!
    Ihre Nachfolger waren bereit mit Sadat zu sprechen. Allerdings musste Israel alle 1967 eroberten Gebiete räumen und eigentlich hätte, gemäß dem unterzeichneten Friedensvertrag, Israel auch mit den Palästinensern auf Grundlage 1967 verhandeln müssen, und die Errichtung eines Palästinastaats ermöglichen sollen. Das hat Israel nicht getan, weshalb die Anfangs herzlicheren Beziehungen zu Ägypten immer förmlicher und kühler wurden.

    Ein damals noch junger 30-jähriger Palästinenser, der sich Hoffnungen machte, damals, ist heute über 60 und wird wohl keinen eigenen Staat mehr erleben, in dem er seine berufliche und persönliche Perspektive unbehelligt von Besatzung, Einschränkung und Unterdrückung umsetzen könnte und seine Kräfte in den Aufbau eines eigenen Staatswesens einbringen könnte. Man muss diese Maßstäbe sehen. Die menschlichen.

  5. >>> Hamas, diese schlimme undiplomatische Partei, hatte eine „Houdna“, einen Waffenstillstand, von langer Dauer für Gaza und das Westjordanland angeboten.

    Ja. Nur zu welchem Preis, das wird selbstverständlich nicht verraten.

  6. Die EU denkt: Es war Mord. Nun sogar in Dubai. Eine noch nie da gewesene Eskalation. Dubai war Oase des Friedens und der Geschäfte.

    Schlomo Sand: … „Hamas, diese schlimme undiplomatische Partei, hatte eine „Houdna“, einen Waffenstillstand, von langer Dauer für Gaza und das Westjordanland angeboten. Israel hat das Angebot abgelehnt, weil es weiter die Führer der Hamas töten will, auch im Westjordanland. Israel hat seinen Teil der Verantwortung für die Wiederaufnahme des Raketenbeschusses. Anstatt die Mäßigung der Hamas zu unterstützen, hat Israel die Palästinenser in die Verzweiflung gestürzt. Wir haben ein ganzes Volk seit 42 Jahren gettoisiert, und wir weigern uns, ihm seine Souveränität anzuerkennen….“

  7. Verlogene Welt,wenn dieser Terrorist 20 Israelis tötet ist es Befreiungskampf,tötet Israel einen Terroristen ist es Mord.
    Das zeigt ,die Propaganda von Hamas und der Ihr verbundenen islamischen Presse haben über die „Menschenrechtsorganisationen“ des „freien Westens“ längst die Kontrolle über die Meinungsbildenden Medien übernommen.
    Dabei stammt dieser Sprachgebrauch (Befreiungskampf)aus den Parteischulen des Kommunismus und dient nun den Feinden Israels und des freien Westens.Nur die Menschenrechtler und der freie Westen bemerken nicht, daß Sie sich auf dem Leimköder Ihrer Feinde begeben die letzendlich Ihre Freiheit genau so bedrohen wie die Israels.

  8. Die Presse: Überrascht Sie die internationale Aufregung über die Ermordung des Hamas-Extremisten Mahmoud al-Mabhouh – möglicherweise durch ein israelisches Geheimdienstkommando?

    Gad Shimron: Ja, sehr. Denn wenn die USA eine Drohne schicken, um einen Talib in Afghanistan oder einen al-Qaida-Mann im Jemen zu ermorden, dann interessiert sich kein Mensch dafür … „Jews are news.“

    (Quelle: Die Presse, 24.02.2010)

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    So ist es. Würden die USA entgegen aller Wahrscheinlichkeit Osama Bin Laden doch noch finden und töten, würden (fast) Alle jubeln. Wenn Israel hingegen einen Terroristen tötet, sind (fast) Alle empört. Wenn das kein Antisemitismus ist, dann weiß ich nicht was es sonst sein soll.

  9. Exakt! Anders als bei den Angriffen auf die Taliban wurden hier keine Unschuldigen mitgetötet, keine „Kollateralschäden“ angerichtet. Eine „saubere“ Aktion also. Sicherlich kein Grund zum Jubeln – ein Menschenleben ist schließlich immer noch ein Menschenleben -, aber auch kein Grund zur Empörung. Ein Judenhasser und -mörder, ein Feind der Zivilisation weniger auf der Welt!

    Wer Wind sät, wird Sturm ernten!

  10. Die Hamas ist auch in der Eu als terroristische Organisation bekannt,ebenso wie die Taliban.
    Bei der Verfolgung der Taliban gibt es immer wieder verherrende Opfer unter der Zivilbevölkerung die Nato und die EU Öffentlichkeit nimmt dies mit dem Ausdruck tiefen Bedauerns zur Kenntnis und tötet weiter „unschuldige Zivilisten“.
    Hier ist ein Hamas Führer dessen Ziel es ist Israel und damit die Juden zu vernichten ums Leben gekommen.
    Als Moslem will Er sämtliche Andersgläubigen vernichten.
    Die EU jault auf, als sei Sie der Bruder dieser Terroristen und beschuldigt den Moussad den Feind der Zivilisation ohne Gerichtsurteil eines anständigen Gerichtes gerichtet zu haben.
    Er hat sich selbst verurteilt und kam nun ums Leben möge es den Anderen als Warnung dienen.
    Ein guter Dienst hinterläßt keine Spuren!

  11. Dass die Scheinheiligen sich jetzt aufregen war ja vorherzusehen. Ginge es nicht um den Mossad und um einen liquidierten Palästinenser, sondern etwa um die CIA oder den SIS und um irgendein liquidiertes Mitglied einer afrikanischen Militärjunta oder um einen toten Taliban-Kader, würde sich niemand drum scheren. Im Gegenteil, wahrscheinlich wären alle froh darüber, dass es einen Dreckskerl weniger auf der Welt gibt.

    So aber sind wieder einmal Juden die „Bösen“, und alle Welt nutzt diese Gelegenheit, um sich aufzuregen.

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