Vom 21.09. bis 27.09.2009 …
Dienstag, 22.09.2009
14:00 Uhr; Phoenix
Neue braune Welle
Die Jugend im Visier der Rechtsextremen
Die Zahl der Neonazis in Deutschland ist laut Bundesverfassungsschutz im vergangenen Jahr wieder massiv gestiegen, und „rechte“ Gewalttaten haben deutlich zugenommen. Am Beispiel zweier Bundesländer – Bayern und Sachsen-Anhalt – zeigt der Film, wie sich der Umgang mit Rechtsextremen in Ost und West unterscheidet und welche Konsequenzen das mit sich bringt
Während im Osten das Problem seit Jahren benannt ist, glaubte sich der Westen lange immun. Weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat sich in vielen Orten in Bayern eine aktive Neonaziszene etabliert, deren Treiben die Gemeinden oftmals hilflos gegenüber stehen.
Die Vorgehensweise ist oft ähnlich. Mit einem vielfältigen Freizeit- und Musikangebot ködern die Neonazis ihren Nachwuchs. Einen „Rechtsextremismus mit Eventcharakter“ nennt das Thorsten Hahnel, ein langjähriger Beobachter der Neonazi-Szene in Sachsen-Anhalt. Dieses Phänomen sei gerade in Westdeutschland unterschätzt worden, bekräftigt Matthias Windisch, der Leiter der bayerischen Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus. Die Aktivitäten der Neonazis in Bayern seien ein flächendeckendes Problem: „Das sind keine tumben Neonazis, die sich besaufen, sondern Leute, die sich sehr schnell den neuen Gegebenheiten anpassen, chamäleonartig, um vor Ort möglichst viele Leute ansprechen zu können.“
Nach außen gibt sich die rechtsextremistische NPD zunehmend „bürgerlich“, die Kandidaten biedern sich an als die netten Nachbarn. Eine Strategie, die bei den Kommunalwahlen im Frühsommer zum Teil aufgegangen ist.
Die Autoren Beate Frenkel und Winand Wernicke stellen darüber hinaus die Arbeit von staatlich geförderten Initiativen gegen Rechtsextremismus in Ost und West vor. Hier zeigt sich, wie Erfolge zu erzielen sind und woran es noch immer fehlt. In einem sind sich alle Fachleute einig: Ohne eine intensive Aufklärung an Schulen sowie unterstützende Angebote für Lehrer und Eltern, die frühzeitig helfen, den jugendlichen Nachwuchs aus der rechten Szene zurückzuholen, wird es schwer im Kampf gegen Rechts.
18:00 Uhr; Phoenix
Blauhelme an blauer Grenze
Die deutsche Marine im Einsatz vor dem Libanon
Am 1. September haben deutsche Blauhelm-Soldaten der Bundeswehr das Kommando über die Einheiten der UN im östlichen Mittelmeer übernommen. Oft sind sie tagelang auf See, sehen weder einen Hafen noch andere Menschen. Der Alltag der deutschen Marinesoldaten entbehrt jeglicher Seefahrerromantik.
Besonders die Aufgabe der deutschen Marine im Auslandseinsatz vor der Küste des Libanons ist von Warten und Ausschau halten geprägt. Der Auftrag unter dem UNIFIL-Mandat (United Nations Interim Force in Lebanon) lautet: Überwachung und Kontrolle des Seegebietes vor der Küste des Libanon. Dort sollen die Soldaten den Waffenschmuggel verhindern. Mit den Schnellbooten „Dachs“ und „Hermelin“ und dem Versorgungsschiff „Rhein“ sind sie dazu im Einsatz. Am 1. September 2009 hat die deutsche Marine von den Italienern das Kommando des internationalen UNIFIL-Einsatzes übernommen und führt für sechs Monate die gesamten Blauhelm-Soldaten im Einsatzgebiet.
Die Überwachung der Küste ist aber nur die ein Teil des deutschen Beitrags zur UNIFIL-Mission. Die Bundeswehr bildet auch die libanesische Marine aus. Ziel dieser Unterstützungsleistung ist die schrittweise Befähigung der libanesischen Marine, den Küstenschutz eigenständig wahrzunehmen und damit den Libanon bei der Ausübung seiner Souveränität maßgeblich zu stärken.
23:30 Uhr; EinsExtra
Terror, Tod und Taliban
Ist Afghanistan noch zu retten?
Sieben Jahre nach dem Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan scheint es wenig Hoffnung für die Zukunft des Landes zu geben. Das Engagement der internationalen Gemeinschaft bringt nur sehr beschränkte Erfolge.
Die Taliban sind wieder erstarkt und führen einen Guerrilla-Krieg gegen die Regierung Karzai und die Truppen der Koalition, den diese militärisch nicht gewinnen können. Noch besorgniserregender ist, dass die Taliban Unterstützung aus Teilen der einfachen Bevölkerung erhalten. Angesichts der kritischen Lage in Afghanistan planen verschiedene westliche Länder, ihre Truppen weiter zu verstärken. Und auch auf die Bundesrepublik nimmt der Druck zu, die in Afghanistan stationierten Bundeswehrsoldaten auch bei „richtigen“ Kampfeinsätzen gegen die Taliban einzusetzen.
Reporter Ghafoor Zamani begleitet eine neugegründete, rein afghanische Anti-Guerrillaeinheit bei ihren Einsätzen gegen die Taliban. Er geht aber auch auf die andere Seite der unsichtbaren Front. Er riskiert einen Blick in die Innenwelt der Taliban, um zu zeigen, wie diese militärisch agieren, wie das Leben in den Dörfern unter ihrer Kontrolle aussieht und ob es überhaupt realistisch ist, die Taliban an den Verhandlungstisch bringen zu wollen.
Mittwoch, 23.09.2009
20:15 Uhr; EinsExtra
Nazis wider Willen
Deutsche in amerikanischen Lagern
Michaela Kirst widmet sich dem Schicksal deutschstämmiger US-Familien, die in amerikanischen Lagern interniert und zum Teil sogar nach Deutschland zurückgeführt wurden, wo sie ebenfalls mit tiefem Misstrauen beäugt und der Spionage verdächtigt wurden.
Fünf exemplarische Lebensläufe hat die Filmemacherin herausgegriffen, in denen sich die Odyssee von Menschen widerspiegelt, die, ohne es zu wollen oder es verhindern zu können, zwischen alle Fronten gerieten. Dieses Kapitel des Zweiten Weltkriegs wird bis heute von der amerikanischen Politik beharrlich totgeschwiegen.
Nach dem Angriff auf Pearl Harbor und dem Kriegseintritt der USA wurden deutsche Immigranten über Nacht plötzlich zu potenziellen Nazis und zur „Gefahr für die nationale Sicherheit“. Bei Tausenden klopfte eines Tages das FBI an die Tür. Sie wurden verhaftet, verloren Hab und Gut und finden sich hinter Stacheldraht in einem Internierungslager wieder.
Für etwa 4000 dieser Deutsch-Amerikaner ist das Lager aber nur eine Zwischenstation. Sie werden gegen ihren Willen zum Einsatz im geheimen Handel der Kriegsmächte: Die US-Regierung tauscht sie gegen amerikanische Kriegsgefangene ein und schickt sie – mitten im Krieg – per Schiff nach Deutschland zurück.
Damit beginnt ihr Leidensweg erneut: Auch in Deutschland sind sie nicht willkommen. Man hält sie für amerikanische Spione und sperrt sie wieder ein. Familien zerbrechen. Selbst nach Kriegsende bleibt vielen von ihnen die Rückkehr in ihre Wahlheimat Amerika verwehrt.
Die ehemals Internierten, Deportierten und Repatriierten haben nach dem Krieg jahrzehntelang geschwiegen – aus Scham oder Angst. Erst jetzt bricht eine kleine Gruppe ihr Schweigen. Sie kämpft im US-Senat dafür, dass die amerikanische Regierung ihr Schicksal endlich offiziell anerkennt.
Karen Ebel, deren Vater Max kurz vor den Dreharbeiten zu „Nazis wider Willen“ starb, hatte 2005 das Aktionsbündnis „German American Internee Coalition“ ins Leben gerufen, das um die Rehabilitierung der Internierten und Abgeschobenen kämpft. Mit im Boot sitzt u. a. der renommierte jüdische Senator Russ Feingold (Wisconsin), der schon im Sommer 2004 im Kapitol über „dieses tragische Kapitel in der Geschichte unserer Nation“ referierte und einen entsprechenden Gesetzentwurf vorschlug. Siebzehn Kongressmitglieder, darunter auch der frühere Präsidentschaftsbewerber Joe Liebermann, unterstützen dieses Vorhaben. Auch Menschenrechtler der „American Civil Liberties Union“ fordern die Einsetzung einer Untersuchungskommission. Und „Ehemalige“ wie Eb Fuhr erheben ihre Stimme immer lauter.
Mit einer 2009 gestarteten Wanderausstellung erinnern sie an ihre Gefangenschaft in US-Lagern. Sie fordern das Eingeständnis der Wahrheit. Karen Ebels Koalition ehemaliger Internierter und Verbündeten hat in langjähriger Aufklärungsarbeit erreicht, dass sich im Frühjahr 2009 ein Unterausschuss des US-Repräsentantenhauses im Frühjahr erstmals dieses Themas angenommen hat. Er erörterte die brisante Frage, in welcher Weise „Euroamerikaner, Iberoamerikaner, japanisch-stämmige Lateinamerikaner und jüdische Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg behandelt worden sind“.
Donnerstag, 24.09.2009
00:05 Uhr; N24
N24 History – Die Geschichte der Deutschen / Die Gesichter des Bösen
Diese Dokumentation erzählt das Leben des Massenmörders mit seltenen, teilweise unveröffentlichten Filmen und Fotos und zeigt u. a. Himmlers Todesfabriken, eine ehemalige SS-Kultstätte bei Paderborn und das Gauhaus von Posen, wo Himmler 1943 in einer Geheimrede über den Holocaust sprach. Auch Katrin Himmler, die Großnichte, spricht über ihre Forschungen. Sie hat vor Kurzem ein Buch über ihre Familie veröffentlicht. Sie begleitet eines von Himmlers Opfern, Lucille Eichengreen.
Samstag, 26.09.2009
23:50 Uhr; Phoenix
Meine Geschichte – Überfall auf Polen (5/6)
Wladyslaw Matkowski
Wladyslaw Matkowski, geboren im März 1922 in Warschau, gehörte nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen zu den jüngsten polnischen Soldaten. An jenem 1. September 1939 hatte er eigentlich eine Feier zum Schuljahresbeginn erwartete, stattdessen ertönte im Radio ein Aufruf an polnische Gymnasiasten, sich zur Armee zu melden. Für ihn gab es da keine Diskussion, patriotisch erzogen sah er es als Auszeichnung an. Er war stolz, sein Land zu verteidigen und kam an die Ostgrenze Polens.
Die Soldaten waren zwar mental auf den Krieg gegen die Deutschen vorbereitet, nicht jedoch gegen die Russen. Vom Hitler-Stalin-Pakt hatte Wladyslaw Matkowski nichts gewusst. Im Gegenteil, er dachte, dass ihnen die Russen zu Hilfe kommen würden. Seine Einheit erlitt hohe Verluste durch die sowjetische Luftwaffe. Als Melder auf freiem Feld während der russischen Luftangriffe war er wie gelähmt in seiner Todesangst. Nach der Niederlage gegen die Wehrmacht gelang es ihm, nach Hause nach Warschau zu fliehen, ohne in deutsche Gefangenschaft zu geraten. Als sehr junger Mann fiel er den deutschen Wachposten nicht auf. Es war ein Sonntag, als ihn seine Mutter wieder empfing.
Sonntag, 27.09.2009
08:30 Uhr; Phoenix
Wer ein Leben rettet, rettet die Welt
Winter 1944: Dekan Hermann K. Zeller und seine Frau Elsbeth verstecken das jüdische Ehepaar Krakauer in ihrem Pfarrhaus in Waiblingen, dreimal hintereinander. Das jüdische Ehepaar überlebt. Die noch lebenden Töchter, ihre Kinder und andere Verwandte empfinden heute die Rettung der Verfolgten als „selbstverständlich und normal“. Die überlebenden Opfer der Schoa nennen jene Christen, die in der Zeit der Nationalsozialisten Juden retteten, „Gerechte aus den Völkern“. Zu ihnen zählt das württembergische Pfarrerehepaar Zeller.
Autor Günther B. Ginzel begibt sich auf eine bewegende Spurensuche. Der jüdische Autor entdeckt nicht nur die Leidensgeschichte des Ehepaars Krakauer und deren Rettung durch fromme Christen, sondern er blickt wie in einen Spiegel: Auch seine Eltern verdanken ihr Leben sogenannten „unbesungenen Helden“.
09:00 Uhr; Phoenix
Abraham
Patriarch der Menschlichkeit
Als Gott ihn ruft, lässt er alles hinter sich, Heimat, Status, Besitz, und bricht auf, in das größte Abenteuer seines Lebens
Seine Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen gehört zu den großen Mythen der Menschheit. Er will Sodom und Gomorrha retten, die verruchten Städte, die dem Untergang geweiht sind; er überlässt seine Frau dem Pharao, weil er Angst hat um sein eigenes Leben. Und als er Hundert ist, wird ihm endlich der lange ersehnte Nachfolger geboren. Doch auf Gottes Geheiß ist er bereit, sein geliebtes Kind auf dem Opferaltar zu schlachten.
Abraham, der Gigant des Glaubens, der heimatlose Nomade, mit dem Gott einen Bund schloss, sollte zum Stammvater der drei großen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam werden. Heute verehren ihn weltweit mehr als drei Milliarden Menschen, mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Hat es diesen Mann, der unbeirrt seinem Gott folgte, wirklich gegeben?
In der jüdischen Tora und im Alten Testament der Bibel ist seine Lebensgeschichte ausführlich niedergeschrieben. Auch der Koran, das Heilige Buch der Muslime, berichtet von ihm. Er soll der erste gewesen sein, der die Vielgötterei seiner Umgebung ablehnte, und sich dem einen einzigen Gott zuwandte.
Er soll vor etwa 4000 Jahren im Vorderen Orient gelebt haben. Der Heiligen Schrift nach kam er aus „Ur in Chaldäa“, im heutigen Irak. Die Stadt Ur war einst die gewaltige Metropole Mesopotamiens, des Zweistromlandes zwischen Euphrat und Tigris, eine blühende Hafenstadt und das Zentrum des Mondgottes Sin, dem ein mächtiger Stufenturm geweiht war. Eines Tages verließ Abraham seine reiche Heimatstadt und begab sich auf eine beschwerliche, etwa 1000 km lange Reise bis nach Haran, in Obermesopotamien. Von dort aus zog er weiter nach Kanaan, dann nach Ägypten und zurück nach Kanaan, wo er sich in der Nähe von Hebron niederließ. Haben die biblischen Erzählungen einen wahren Kern? Lassen sich historische Spuren des Patriarchen finden?
Die Forscher wissen heute, dass die Abraham-Geschichte nicht aus einem Guss ist, zwischen dem 8. und 2. Jahrhundert vor Chr. aufgeschrieben und immer wieder ergänzt und verändert wurde. Und dennoch: Die Heilige Schrift nennt Orte, die bei archäologischen Untersuchungen identifiziert werden konnten und beschreibt Situationen, die aus Keilschrifttexten bekannt sind. Aller Skepsis zum Trotz gibt es immer wieder Übereinstimmungen zwischen den historisch archäologischen Befunden und den biblischen Erzählungen. Hat die Bibel doch Recht?
Der Film begibt sich auf eine spannende Spurensuche nach dem großen Patriarchen, der durch alle Epochen hindurch die Menschen fasziniert hat. Er folgt dem biblischen Wanderweg des Erzvaters, begleitet Forscher bei ihrer Arbeit und lässt mit vielen Spielszenen in grandioser Wüstenlandschaft das bewegende Leben des Mannes aufleuchten, dessen Überzeugung die Welt verändert hat.
09:45 Uhr; Phoenix
Aug‘ in Aug‘ mit Himmler
Ein Porträt der Widerstandskämpferin Lina Haag
Lina Haag ist inzwischen über 100 Jahre alt und eine der letzten Zeitzeuginnen, die aus eigener Erfahrung über den gnadenlosen Terror der Nationalsozialisten berichten kann. Am 5. Mai wurde sie mit dem „Dachau-Preis für Zivilcourage 2007“ ausgezeichnet.
Der Film begibt sich auf die Spuren der Erlebnisse und Erfahrungen von Lina Haag und ihrem Mann Alfred und fährt zu den Stationen und Schauplätzen ihrer Geschichte: Linas Weg vom Frauengefängnis Gotteszell über das Frauen-KZ Lichtenburg bis nach Berlin in das Reichssicherheitshauptamt zu Heinrich Himmler. Alfreds Stationen von der Gestapohaft in Stuttgart über die KZs in Kuhberg, Dachau und Mauthausen.
Lina Haag kommentiert in einem ausführlichen Gespräch die damaligen Ereignisse aus heutiger Sicht.
12:00 Uhr ; 3sat
Sigmund Freud: Wege und Erkenntnisse
Sigmund Freud, Spross einer jüdischer Kaufmannsfamilie, kam am 6. Mai 1856 in Freiberg, heute Pribor, Tschechien, zur Welt. Im Alter von vier Jahren kam er mit seiner Familie nach Wien, wo er bis zu seiner Vertreibung 1938 lebte und wirkte. Am 23. September 1939 starb er in London im Exil. Nicht nur seinem ureigensten Gebiet, der Psychologie, hat Freud seinen Stempel aufgedrückt. Er war auch eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Wissenschafts-, Geistes- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Der renommierte Musikwissenschaftler, Autor und Regisseur Otto Brusatti begab sich in Wien, New York, Rom, Paris und London auf die Suche nach den Spuren Sigmund Freuds.
Zusammenstellung: Holger Raak