haGallil TV-Radar: Fernsehtipps der Woche

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Vom 27.07. bis 02.08.2009 …

Montag, 27.07.2009

22:15 Uhr; Phoenix
Das verlorene Stück

Auf einer Reise durch Israel und Deutschland geht der Filmemacher Oded Lotan der jüdischen Beschneidungstradition auf den Grund. In Gesprächen mit Rabbinern, Psychologen, Eltern von beschnittenen Jungen und Gegnern der Beschneidung versucht er, den Sinn dieses operativen Eingriffes zu verstehen.
Mit viel Selbstironie begibt sich Filmemacher Oded Lotan auf die Suche nach den Hintergründen der jüdischen Beschneidungstradition. Bei seiner Reise durch Israel und Deutschland trifft er auf ungewöhnliche Gesprächspartner, zum Beispiel auf einen „singenden Mohel“ – einen Beschneider -, Mütter und Väter von beschnittenen Jungen, aber auch entschiedene Beschneidungsgegner. Ein russisch-stämmiger Wehrdienstleistender erlaubt Oded, ihn in die Klinik zu begleiten, wo ihn die kurze Operation seinen Kameraden im Armee-Camp „gleich machen“ soll. In Berlin-Kreuzberg wohnt Lodan einer kurdischen Beschneidungsfeier bei, und in Heidesheim erfährt er, dass der Kult um die Vorhaut sogar Eingang in die christliche Reliquienverehrung gefunden hat.
Von Wissenschaftlern und Rabbinern sowie deren Frauen hört der Reisende von den Vorzügen und den Nachteilen der Beschneidung. In Tel Aviv sinniert er mit einem Psychologen über Beschneidung als Bestandteil nationaler Identität. Und mit seiner Mutter diskutiert er darüber, warum es ihr so wichtig ist, dass ihre Kinder sich nicht von anderen Menschen unterscheiden.
Schließlich findet sich Lotan auf den schmalen Fluren des „Kommissariats für die Inspektion von Mohelim“ in Jerusalem wieder. Wird sich hier das Rätsel seines eigenen „verlorenen Stückes“ lösen? Der Dokumentarfilm ist auch eine Reise durch die verschiedenen sozialen Schichten Israels und vermittelt ein komplexes und vielfarbiges Bild dieses Landes.

23:15 Uhr; Phoenix
Matchmaker

Auf der Suche nach dem koscheren Mann
Weiblich, ledig, jung sucht koscheren Mann: Für eine 30-jährige jüdische Singlefrau in der Schweiz ist es nicht gerade einfach, einen Partner zu finden.
Denn unter den rund 9.000 männlichen Schweizer Juden gibt es
gerade einmal ein paar Dutzend heiratswillige potenzielle Kandidaten in ihrem Alter. Und die sind so unterschiedlich, wie Juden nur sein können. Von säkular bis ultraorthodox ist alles dabei. Im Selbstversuch macht sich Regisseurin Gabrielle Antosiewicz auf die
Suche nach dem perfekten Partner. Um gleich auch die Handfertigkeiten
der Kandidaten zu testen, bittet sie die jungen Männer in ihre Küche und bäckt mit ihnen das traditionelle Brot für Sabbat – mit ganz unterschiedlichen Resultaten.
Unterschiedlich sind auch die Einsichten über Religion, Tradition und Partnerschaft, die sie dabei gewinnt. Diese humorvollen Dates bilden den Erzählrahmen, in den drei Familienporträts eingebettet sind: Da ist die orthodoxe Mutter, die über die Stellung der Frau im Judentum
philosophiert, ohne dabei den Besen aus der Hand zu legen. Der Vater einer liberalen Familie versucht, sein Judentum mit seinem vorwiegend nichtjüdischen Alltag zu kombinieren. Der ultraorthodoxe Käsehändler geht völlig in der Tradition auf, sieht aber trotzdem gewisse Gefahren in ihr: Judentum bedeutet viele Hochzeiten, und Hochzeiten werden mit viel gutem Essen gefeiert. Das schlägt natürlich auf die Linie.

Dienstag, 28.07.2009

00:30 Uhr; Phoenix
Alles koscher im Café

Es sind 55 Quadratmeter „Jiddischkeit“, so etwas wie jüdisches Herz und jüdische Seele: das Café Bleibergs mitten in Berlin-Charlottenburg. Hier kümmert es kaum einen, wie normal oder nicht normal jüdisches Leben in Deutschland 60 Jahre nach dem Holocaust wieder ist. Autor Uri Schneider hat mit der Kamera das Leben und die Leute im Café Bleibergs beobachtet.
Die Chefin heißt Manuela Ramona Gabriela Chaya Ruth Hoffmann-Bleiberg und hatte von Gastronomie noch keinen Schimmer, als sie vor rund drei Jahren ihr Café eröffnete. Doch heute ist das Café Bleibergs für viele längst wie eine zweite Familie geworden. In seinen südländisch angehauchten Räumen treffen sich alle möglichen einsamen Seelen und skurrilen Gestalten.
Da ist etwa Ugi, die mongolische Köchin, die gern behauptet, die „einzige Jüdin aus der Mongolei zu sein“. Da ist Stammkunde Boris, ein Autoverkäufer, der heute schon frommer ist als alle anderen, obwohl er noch gar kein Jude ist, sondern erst einer werden will. Da ist aber auch Rabbiner „Euer Ehren“ Jitshak Ehrenberg, der immer ein Auge darauf hat, dass in Manuela Bleibergs Café wirklich alles koscher ist. Und nicht zu vergessen, Georg, der Antiquitätenhändler, der nichts so sehr liebt wie die Klezmerabende im Bleibergs.

23:30 Uhr; Phoenix
Hitlers nützliche Idole (2/3)

Max Schmeling – der Boxer
Er war Hitlers „Vorzeigeathlet“: Deutschlands Boxlegende Max Schmeling. Kein anderer Sportler war in den 30er Jahren so berühmt, beliebt und geachtet wie der Weltmeister im Schwergewicht.
Schmeling selbst bemühte sich um Distanz zum Hitler-Regime. Der Film zeigt ihn und andere Spitzensportler bei der schwierigen Gratwanderung zwischen Opportunismus und Distanz.
Bis heute gilt Schmelings unvergesslicher Sieg über den „Braunen Bomber“ Joe Louis 1936 als einer der größten Kämpfe des Jahrhunderts. Die NS-Propaganda wollte das sportliche Ereignis für das Regime vereinnahmen, stilisierte den Wettbewerb zu einer Art „Rassenkampf Weiß gegen Schwarz“. Dieser Sieg machte Schmeling zum Idol. Der Champion wurde bei offiziellen Anlässen herumgereicht, die Prominenz des „Dritten Reiches“ ließ sich mit ihm ablichten. Die politische Vereinnahmung konnte er nicht verhindern.
Tatsächlich aber bemühte sich Schmeling um Distanz zum Regime. Als die Reichssportführung ihn aufforderte, sich von seinem jüdischen Manager Joe Jacobs zu trennen, weigerte er sich entschieden. Er suchte Möglichkeiten, Verfolgte in seinem Umfeld zu beschützen. „Man hat versucht, mich zu benutzen“, hat Schmeling einmal gesagt, „aber in Wirklichkeit habe ich mich der Nazis bedient, um anderen Menschen zu helfen.“ So versteckte er während der Pogromnacht 1938 die beiden Söhne seines jüdischen Freundes.
Wie vergänglich sportlicher Ruhm ist, erfuhr Max Schmeling 1938, als er im Rückkampf von Joe Louis schon in der ersten Runde KO geschlagen wurde. Das Regime wandte sich ab; Schmeling wurde trotz seiner Berühmtheit schon 1940 eingezogen: als Fallschirmjäger entging er beim Angriff auf Kreta nur knapp dem Tod. Nachdem Hitlers Reich untergegangen war, standen viele Sportler vor dem Aus. Auch Max Schmeling musste nach dem Krieg, völlig mittellos, wieder bei Null anfangen. Doch ihm gelang das „Comeback“ als Boxer und mit der Deutschland-Lizenz für Coca-Cola überdies der Sprung zum Millionär.

Mittwoch, 29.07.2009

20:15 Uhr; Phoenix
Rom (4/6)

Aufstand der Juden
Diese Folge erzählt eines der blutigsten Kapitel der jüdischen Geschichte im Römischen Reich. Unter der Herrschaft Kaiser Neros lösen im Jahr 66 n. Chr. die hohen Abgabeforderungen des verhassten Statthalters Gessius Florus eine Revolte in der Provinz Judäa aus. Was mit einer Demonstration beginnt, entwickelt sich zum Volksaufstand. Nach historischen Quellen rekonstruierte Kampfszenarios demonstrieren eindrucksvoll Militärtaktik sowie Waffentechnik beider Seiten – Geschichte in Spielfilmqualität.
Kaiser Nero entsendet Vespasian (Peter Firth), einen seiner besten Generäle, und dessen Sohn Titus (Adam James) mit starken Militärkräften. Nur mit äußerster Brutalität können sich die Römer nach Jahre langen Kämpfen durchsetzen. Zentrale Figur des Doku-Dramas ist der junge Jude Josephus Ben Mattatiyahu, verkörpert durch den britischen Schauspieler Ed Stoppard. Er führt eine Gruppe von Rebellen an und leistet den anrückenden Legionären geschickt Widerstand.
Als er Vespasian und Titus in die Hände fällt, gelingt es ihm, das Vertrauen der römischen Besatzer zu gewinnen und seinen Kopf zu retten. Josephus darf die Römer bei ihren Vorstößen nach Judäa als Vermittler begleiten. Später wird er, inzwischen in Rom ansässig, als jüdisch-römischer Geschichtsschreiber mit dem Namen Flavius Josephus die jüdische Revolte für die Nachwelt festhalten. Auch wenn sein Blick auf die Ereignisse durch den Seitenwechsel äußerst kritisch zu behandeln ist, zählen seine Schriften heute zu den bedeutendsten Quelltexten zur Erforschung der jüdischen Antike.

Donnerstag, 30.07.2009

07:30 Uhr; Phoenix
Rom (4/6)

Aufstand der Juden
– Wdh. vom 29.07.2009; 20:15 Uhr –

Freitag, 31.07.2009

21:00 Uhr; arte
Der Sturm zieht auf

Moskau 1903: Grigori Schneider besitzt ein gut gehendes Modehaus. Die Familie genießt das großstädtische Leben im Wohlstand, auch wenn die judenfeindliche Gesetzgebung des Zaren Nikolaus II. erste Einschränkungen mit sich bringt. Die Schneiders mussten, um in Moskau bleiben zu können, zum orthodoxen Glauben konvertieren.
Die ältesten Töchter der Familie, Fania und Tatiana, beide kapriziös und von blendender Schönheit, könnten unterschiedlicher nicht sein und sind sich dennoch sehr nahe. Die Schwestern stürzen sich voller Erwartungen auf ihre Zukunft. Die romantisch-verträumte Fania kann sich der aufdringlichen Leidenschaft des antisemitischen Kosaken-Offiziers Wassiliev nicht entziehen. Die aufmüpfige Tatiana hingegen, heißblütig und geistreich, setzt sich für Gerechtigkeit und den demokratischen Fortschritt Russlands ein. Sie hält Verbindungen zu konspirativen, sozialistischen Kreisen, wo sie Itzhak kennenlernt, in den sie sich unsterblich verliebt.
Mit der Revolution von 1905 und dem Petersburger Blutsonntag bricht die Gewalt im Land offen aus. Fania flüchtet mit Wassiliev und heiratet ihn zum großen Leidwesen der Familie. Um ihre Eltern vor weiteren Enttäuschungen zu bewahren, glaubt Tatiana ihre große Liebe Itzhak opfern zu müssen. Sie heiratet trotz innerer Vorbehalte Leonid Stern, den reichen jüdischen Industriellen, der von ihrem Temperament und Intellekt angetan ist.
Dann bricht neues Unheil herein: Der Erste Weltkrieg und die bolschewistische Revolution mit dem endgültigen Ende der Monarchie machen Russland zur Räterepublik. Die Bourgeoisie wird verfolgt, ausgeplündert und vertrieben; Tatiana und Leonid müssen Russland verlassen, sie flüchten mit ihren beiden Töchtern Sofia und Natalia nach Berlin …

Samstag, 01.08.2009

14:00 Uhr; Phoenix
Die Machtergreifung (1/3)

Das Komplott
Dieser Tag wurde zum Blackout der deutschen Geschichte. Wohl selten erwies sich ein Datum derart als Wendepunkt wie der 30. Januar 1933, als Adolf Hitler, zunächst eher unspektakulär, in das Reichskanzleramt einzog.
Dabei hatte das Schicksalsjahr 1933 alles andere als vielversprechend für Hitlers Partei begonnen. „Das neue Jahr!“, notierte Propagandachef Goebbels ins Tagebuch. „Sehr böse sieht es aus.“ Die NSDAP hatte kurz zuvor nach rasantem Zuwachs erstmals wieder Stimmen verloren; mit dem Ablaufen der Wirtschafts-krise war auch ihre Konjunktur vorüber. Viele Zeitgenossen hatten Hitler bereits abgeschrieben.
Wie der politische Aufsteiger trotz schwindender Aussichten an die Macht geriet, wie sich ein demokratischer Verfassungsstaat in so kurzer Frist der diktatorischen Willkür ausliefern konnte, davon erzählt dieser Film aus der Nahperspektive – ein Lehrstück der Geschichte, gerade im 60. Jahr der deutschen Nachkriegsdemokratie. Bis heute ist weithin unbekannt, was sich Anfang 1933 im Detail hinter verschlossenen Türen anbahnte. Gleichwohl liest sich der Verlauf dieses Dramen-spiels aus Intrigen, Zufällen, Berechnung und Fehleinschätzungen wie das Drehbuch eines Kriminalfalls. Am Ende stand kein Betriebsunfall; Hitler war von den konservativen Eliten als Kanzler durchaus gewollt, wenngleich unterschätzt. Dennoch war seine Ernennung keineswegs unausweichlich, wie der Film nachweist: An entscheidenden Wendepunkten wären andere Auswege denkbar gewesen. Der Weg zur nationalsozialistischen Macht war keine Einbahnstraße.
Auch mit anderen verbreiteten Legenden räumt die Dokumentation auf. Hitler war keine „Strohpuppe“, gesponsert von der Großindustrie, wie bis heute kolportiert: Seine Partei finanzierte sich vorwiegend aus den Zuwendungen ihrer Mitglieder. Reichspräsident Hindenburg war keineswegs der entscheidungsunfähige, den Einflüsterungen seiner „Hofkamarilla“ erlegene Greis, als der er in der Rückschau gern beschrieben wird. Er traf die Wahl für Hitler bewusst, sie fügte sich in sein antiparlamentarisches Weltbild, und er bedauerte bis zu seinem Tod seine Entscheidung nicht.

15:45 Uhr; arte
Milch und Honig

Die Reise der Yehuda Halevi ins Gelobte Land ist gescheitert, zumindest für einen Teil der Emigranten. Dov, Ashriel, Perla und die anderen werden nach Famagusta gebracht, ein Gefangenlager auf Zypern, das eigens für diesen Zweck eingerichtet wurde: Auffanglager für Juden, die „illegal“ nach Palästina einreisen wollten.
Stacheldraht und die gemeinsame Dusche rufen traumatische Erinnerungen bei all denen wach, die die deutschen Konzentrationslager überlebt haben.
Dov und Ashriel planen die kollektive Flucht.
In Palästina richtet sich die andere Hälfte zur selben Zeit im Kibbuz ein. Léa findet ihre Tochter Hannah wieder, während Jacques, einer der Immigranten aus Algerien erste Beziehungen zu den Palästinensern des benachbarten Dorfes knüpft.
Nur weinige hundert Kilometer Wasser trennen Perla und Moishe, die ihre Liebesbeziehung in Briefen fortsetzen …

16:30 Uhr; arte
Milch und Honig

Im Lager von Famagusta auf Zypern gelingt es Elie, einem der algerischen Juden, die britischen Wachen zu überlisten und Kontakte zur Außenwelt aufzubauen. Die überraschende Ankunft Emmas, der schönen und faszinierenden, mondänen Tante Ashriels und Perlas bringt neue Energie ins Lager. Im Kibbuz vertieft Jacques seine Kontakte zu den Palästinensern, während Antoine sich in die mysteriöse arabische Hebamme Leila verliebt. Doch Hoffnungen auf ein friedliches Zusammenleben werden jäh zerstört durch den Tod Abrahams, dem Arzt des Dorfes, der bei einem Anschlag ums Leben kommt. Als der Brunnen in die Luft gesprengt wird, für den sich Antoine eingesetzt hatte, kommt es zu ersten, offenen Feindseligkeiten …

20:15 Uhr; Phoenix
Die Machtergreifung

2. Der Brand
Im Februar 1933 machte sich ein Mann aus München auf den Weg quer durch Deutschland, Wilhelm Hoegner. Der Reichstagsabgeordnete der SPD glaubte, man könne Hitlers Kanzlerschaft doch noch ein rasches Ende bereiten, wenn nur die Gegner gegen den neuen Machthaber mobil machen.
Erst seit wenigen Wochen war Hitler Reichskanzler und noch herrschte keineswegs Diktatur. Der Emporkömmling war eingerahmt von Konservativen, die sich in völliger Selbstüberschätzung einbildeten, sie könnten ihn erdrücken, „bis er quietscht“. Doch Hitler wollte die volle Macht. Eine weitere Wahl zum Reichstag war anberaumt für den 5. März 1933 – in einem Klima des Terrors und der Gewalt. Der Sozialdemokrat Hoegner stürzte sich in den Wahlkampf, um die Demokratie zu retten.
Doch am Abend des 27. Februar 1933 stand der Reichstag, der als demokratisches Forum praktisch ausgedient hatte, in Flammen. Mit größter Wahrschein-lichkeit war der Anschlag tatsächlich das Werk eines Einzeltäters, des 24-jährigen schwärmerischen Rätekommunisten Marinus van der Lubbe. Trotz damaliger Zweifel an der Urheberschaft verstand es die NS-Führungsriege, in kürzester Zeit aus dem Vorfall Kapital zu schlagen, malte das Bild von einer kommunistischen Verschwörung. Die schon am nächsten Tag erlassene „Verordnung des Reichs-präsidenten zum Schutz von Volk und Staat“ war die Grundlage für eine beispiel-lose Terrorwelle, die in den folgenden Wochen über Oppositionelle und Intellek-tuelle hereinbrach.
Die Bevölkerung wurde geblendet von einem furiosen Wahlkampf, mit dem Goebbels das Land überzog. Mit Aufmärschen, Rundfunksendungen und großen Verheißungen suggerierte er den Menschen Aufbruchsstimmung. Zum „Tag der erwachenden Nation“ wurde der 5. März 1933 ausgerufen.
Von den Wahlen erhoffte Hitler sich geradezu plebiszitäre Zustimmung. Doch das Ergebnis war keineswegs vorherbestimmt. Hatte nicht der letzte Urnengang im November 1932 der NSDAP ein Debakel beschert, das die Partei beinahe zerriss?
Daher kämpften sowohl Hitler als auch seine Gegner bis zum letzten Tag um jede Wählerstimme – mit ungleichen Mitteln. Die NS-Partei bediente ihre riesige Propagandamaschinerie. Gegner auf Seiten der Linken, wie Hoegner, wurden massiv eingeschüchtert oder verfolgt. Kommunisten kamen in Haft.
Dies geschah keineswegs heimlich. Bereitwillig berichteten Zeitungen und Filme über die „Umerziehungslager“ und deren zu Staatsfeinden erklärten Insassen.
Am 23. März 1933 versammelten sich die Reichstagsabgeordneten in Berlin zu einer folgenschweren Abstimmung. Gleich bei einer der ersten Zusammenkünfte des neugewählten Parlaments in der Berliner Kroll-Oper wollte Hitler sich eine Generalvollmacht für die Alleinherrschaft erteilen lassen, das so genannte „Ermächtigungsgesetz“. Um die notwendige Zweidrittelmehrheit zu erlangen, ließ die Regierung vorsorglich die Stimmen der mundtot gemachten KPD-Fraktion annullieren. Eine unnötige Vorsichtsmaßnahme – denn der Kanzler bekam seine Mehrheit auch so. Allein die Sozialdemokraten wehrten sich noch – spät, aber tapfer. Für Wilhelm Hoegner und die SPD war ein Ja zu Hitlers „Ermächtigungsgesetz“ unvorstellbar. Die mutige Rede des Fraktionschefs Otto Wels klang wie ein Nachruf auf die Republik, den Hitler nur noch mit Sarkasmus quittierte. Die Abgeordnete Clara Siebert vom katholischen Zentrum hingegen erlebte den Riss mitten durch ihre Partei. Am Ende stimmte nur die SPD gegen ihre Selbst-entmachtung, das Zentrum nicht. Es war die schwärzeste Stunde des deutschen Parlamentarismus.
Wilhelm Hoegner musste ohnmächtig zuschauen. Er fühlte sich bedroht und floh im Sommer 1933 über die Alpen nach Österreich. Jetzt hatte Hitler nur noch den Feind in den eigenen Reihen zu fürchten

Sonntag, 02.08.2009

14:00 Uhr; Phoenix
Historische Ereignisse Vor 65 Jahren – Der Warschauer Aufstand Historische Ereignisse

– verschiedene Sendungen –

Zusammenstellung: Holger Raak

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