Die neuen Fernsehtipps

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Vom 01. bis 15. Oktober 2018…

Mo, 1. Okt · 09:30-10:00 · ARD-alpha
Vater, Mutter, Hitler

Anfang der 1930er Jahre geht es Deutschland wirtschaftlich schlecht. Millionen Menschen sind arbeitslos und leben in großer Not. Die politische Lage ist instabil. Als Adolf Hitler 1933 die Macht ergreift, setzen viele Menschen große Hoffnung in ihn. Die Solinger Arbeiterin Ida Timmer, die mit ihren Eltern in ärmlichen Verhältnissen lebt, ist jung und voller Lebensdrang. Sie eifert Hitlers Idealen nach und lernt den jungen Soldaten Franz Sommer kennen. Anfang der 1930er Jahre geht es Deutschland wirtschaftlich schlecht. Millionen Menschen sind arbeitslos und leben in großer Not. Die politische Lage ist instabil. Als Adolf Hitler 1933 die Macht ergreift, setzen viele Menschen große Hoffnung in ihn. Die Solinger Arbeiterin Ida Timmer, die mit ihren Eltern in ärmlichen Verhältnissen lebt, ist jung und voller Lebensdrang. Sie eifert Hitlers Idealen nach und lernt den jungen Soldaten Franz Sommer kennen. Der Wiener Felix Landau ist fanatischer Anhänger der Nazi-Ideologie. 1934 beteiligt er sich in Wien an einem Putschversuch der Nationalsozialisten gegen den Bundeskanzler; doch die Aktion scheitert. Felix Landau kommt zunächst ins Gefängnis. Später wird er als SS-Hauptscharführer beauftragt, die Juden in Österreich zu enteignen. Der Lehrer Wilm Hosenfeld aus Hessen setzt sich für ein starkes Deutschland ein und tritt der SA bei. Doch er glaubt auch an Frieden und Nächstenliebe und beginnt schon bald, Zweifel an Hitlers Zielen zu hegen. Nach Hitlers Sieg über Polen leitet Wilm Hosenfeld eine Wehrmachtssportschule in Warschau. Dort wird ihm klar, welche Verbrechen die deutschen Besatzer an der Bevölkerung begehen. Die Hamburger Bürgerin Luise Solmitz, deren Mann jüdische Wurzeln hat, will nicht wahrhaben, wie Hitler den Hass gegen die jüdische Bevölkerung schürt. Doch als ihrer Tochter als „Nicht-Arierin“ die Aufnahme im Bund Deutscher Mädel verweigert wird, bricht für Luise Solmitz eine Welt zusammen. Langsam erkennt sie den wahren Charakter des NS-Regimes.

Mo, 1. Okt · 20:15-21:00 · BR
Stofferl Wells Bayern

Wie „Strawanzen“ auf Mittelfränkisch heißt, das erfährt Stofferl Well in Fürth vom Kabarettisten und Schauspieler Volker Heißmann, der hier geboren wurde und zusammen mit seinem Kollegen Martin Rassau das Theater Comödie Fürth betreibt. Was es mit dem „Mariechen“, der bekanntesten Figur des fränkischen Kabarettisten, auf sich hat – auch das wird Stofferl Well verraten. Fürth war früher ein Zentrum jüdischen Lebens, und auch heute erinnert noch viel an die jüdische Gemeinde. Stofferl Well besucht den beeindruckenden, 400 Jahre alten jüdischen Friedhof und das Jüdische Museum und lässt sich den jüdischen Zitronenkuchen schmecken, den eine kleine Bäckerei immer noch herstellt.

Mo, 1. Okt · 22:45-23:30 · Das Erste (ARD)
Die Story im Ersten: Rechtsrockland

Themar 2017: 6.000 Neonazis aus ganz Europa marschieren in dem kleinen Südthüringer Ort auf. Es ist das größte Nazi-Festival in der Geschichte der Bundesrepublik. Vorbereitet wurde es von Thüringer Rechtsextremisten. Ostritz 2018: Fast 1.300 Rechtsextremisten kommen in die ostsächsische Kleinstadt. Gleich zwei Tage lang feiern die Neonazis ein Festival mit einschlägigen Bands, Tattoo-Wettbewerben und Kampfsport. Wieder wird die Großveranstaltung von einem Thüringer organisiert. Die Thüringer Neonazis haben sich längst in der Szene einen Namen gemacht. Europaweit gelten sie als Organisationstalente für Rechtsrockkonzerte. Die geschäftstüchtigen, so genannten Bewegungsunternehmer melden unter dem Deckmantel der Versammlungsfreiheit ihre Festivals an. So macht die Szene Geld: für Gerichtskosten, Immobilien und für den Aufbau ihrer Strukturen. Ein Erfolgskonzept: Die Neonazi-Szene ist im Aufwind und auch das Geschäft mit der rechtsextremen Musikkultur floriert. Seit Jahren steigt die Zahl der Neonazi-Konzerte. 259 waren es laut Bundesamt für Verfassungsschutz 2017. Ein genauer Blick auf die Konzertteilnehmer lohnt sich, denn im Hintergrund ziehen alte Kader und Szenegrößen die Fäden – die „Paten des Rechtsterrorismus“. Sie sind zum Teil seit Jahrzehnten in der Szene aktiv – erst unauffällig, jetzt immer offensiver. Ihre Netzwerke sind international und funktionieren erfolgreich – in Deutschland und im europäischen Ausland. Der Einfluss der deutschen Neonazi-Netzwerker ist dort groß. Auch Gruppen wie „Combat 18“, verantwortlich unter anderem für Bombenanschläge in London, sind wieder aktiv. Ihre Strukturen sind untrennbar mit dem Musikgeschäft verbunden. Und die Behörden sehen hilflos zu.
Bild oben: © MDR. Das Großevent Schild- und Schwert-Festival in Ostritz führte Rechtsrock- und Kampfsportszene zusammen.

Di, 2. Okt · 14:05-15:50 · arte
Der Verrat von München

Er war ein echter Bohemien aus Böhmen. Er liebte die Frauen, das exzessive Nachtleben der 20er und frühen 30er Jahre und durchaus auch die Drogen. Doch als Sohn des ersten Staatspräsidenten der Tschechoslowakei, Tomas Garrigue Masaryk, muss Jan Masaryk seiner Heimat bald als Diplomat dienen. 1938, als Hitler gerade ansetzt, die sudetendeutsche Frage als Vorwand für die Besetzung des Nachbarlandes zu nutzen, ist Masaryk bereits Botschafter in London. Verzweifelt versucht er die beiden Schutzmächte Großbritannien und Frankreich an ihre Pflicht, seine Heimat zu schützen, zu erinnern. Doch nach und nach verschließen sich vor ihm alle Türen: Am 29. September 1938 verhandeln die europäischen Großmächte aus Angst vor der Eskalation ohne ihn mit dem Deutschen Reich und Italien. Das Ergebnis: das Münchner Abkommen. Bereits am 1. Oktober besetzt die Wehrmacht dann Teile, Mitte März 1939 schließlich den Rest des Landes. Masaryk erleidet daraufhin einen Zusammenbruch. In einem Sanatorium in Neuengland versucht er seiner Depression Herr zu werden, wobei sich ausgerechnet Doktor Stein, ein deutscher Arzt im Exil, des prominenten Patienten annimmt. Es gelingt ihm letztendlich Masaryk dazu zu ermutigen, in die Exilregierung in London einzutreten und über die BBC zu seinen Landsleuten zu sprechen. Und auch der ersten Nachkriegsregierung tritt Masaryk bei, bis er 1948 aus dem Fenster seines Büros in den Tod stürzt. Man geht mittlerweile von Mord aus. Julius Sevciks „Masaryk und der Verrat von München“, der die Biografie des Politikers mit fiktionalen Elementen anreichert, hatte seine Weltpremiere auf der Berlinale im Februar 2017. Er gewann zwölf nationale Filmpreise in Tschechien und acht in der Slowakei. ARTE zeigt ihn aus Anlass des 80. Jahrestages des Münchner Abkommens.

Di, 2. Okt · 19:40-20:15 · arte
Re: Gegen Homo-Hass in Russland

Franzosen retten verfolgte Homosexuelle – Der freiwillige Helfer Ruslan, von Beruf Arzt, schleust verfolgte Homosexuelle mit seiner Organisation aus Russland. Zur Hilfe gehört auch die Bereitstellung von Lebensmitteln.

Mi, 3. Okt · 10:35-11:30 · arte
Nachbarschaftsgeschichten: Paris / Berlin: Erschütterung

Das Ende des Kaiserreichs und die Ausrufung der Republik durch den SPD-Politiker Philipp Scheidemann am 9. November 1918 verändern auch die architektonischen Formen und Linien im Nachkriegs-Berlin. Der Expressionismus in der Architektur entsteht, wofür Erich Mendelsohns Einsteinturm im Wissenschaftspark in Potsdam ein berühmtes Beispiel ist. In der Stadt von morgen entstehen moderne, dezentrale Wohnsiedlungen mit viel Grünfläche – das genaue Gegenteil der Mietskasernen der Industriestadt Berlin in der Mitte des 19. Jahrhunderts: 1925 wurde in Berlin-Britz die sogenannte Hufeisensiedlung nach Plänen des Architekten Bruno Taut gebaut. Auch in Paris, das nun knapp drei Millionen Einwohner hat, sind talentierte junge Architekten am Werk: Le Corbusier entwirft sein visionäres Konzept für die moderne Stadt des 20. Jahrhunderts. Robert Mallet-Stevens baut zeitgemäße neue Wohnhäuser für die französische Hauptstadt. Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten kommt es am 10. Mai 1933 auf dem Opernplatz in Berlin zur Bücherverbrennung. Intellektuelle, Schriftsteller, Künstler gehören nicht zur sogenannten Volksgemeinschaft der Nazis. Die Moderne der 20er Jahre findet ein jähes Ende, Bruno Taut ist bereits auf dem Weg ins Exil, zuerst nach Japan, dann in die Türkei. Walter Gropius flieht in die USA, genauso wie Mies van der Rohe. Ernst Sagebiel wird einer der größten Architekten des Dritten Reichs. Er erhält den Auftrag für den Entwurf des neuen Flughafens Berlin-Tempelhof ebenso wie für das neue Reichsluftfahrtministerium in der Wilhelmstraße. Mit dem Bau des Stadions für die Olympischen Spiele 1936 gibt Berlin der gesamten Welt einen Vorgeschmack auf die monumentale Ästhetik der nationalsozialistischen Architektur, in der das totalitäre Regime seinen Machtanspruch zum Ausdruck bringt. Die Cité de la Muette in Drancy, in den 30er Jahren von Eugène Beaudoin, Marcel Lods und Vladimir Bodiansky als moderne, kollektive Wohnanlage gebaut, wird unter dem Vichy-Regime grausam instrumentalisiert: Sie wird in ein Sammellager umgewandelt, von wo aus etwa 70.000 Juden mit Zügen der SNCF in die Todeslager im Osten geschickt werden. Kurz nach der Niederlage Frankreichs besuchte Hitler am 23. Juni 1940 Paris. Morgens um 6.00 Uhr ließ er sich durch die Stadt fahren. Er ordnete an, anstelle von Berlin eine Hauptstadt zu errichten, die die französische in allem größenmäßig überträfe – die zukünftige Welthauptstadt Germania. Paris sollte in den Schatten gestellt werden, war aber in vielem Vorbild: Albert Speer entwarf die Pläne für das gigantomanische Projekt. 1945 wird Berlin, insbesondere auch die historische Altstadt, unter dem Bombenhagel der Alliierten zerstört. In der Nachkriegszeit spiegeln sich in der geteilten deutschen Hauptstadt zwei stadtplanerische Konzepte wider. Ostberlin wird von der Stalinallee, der heutigen Frankfurter Allee, durchzogen. Sie hat ihr Vorbild in der sozialistischen Architektur Moskaus, aber auch in Paris in der Avenue Foch. Das beschädigte Berliner Stadtschloss wird 1950 gesprengt. Im Westteil der Stadt entsteht das südliche Hansaviertel mit seinen locker über einen Park verstreuten Gebäuden – ein Sinnbild und Modell der Demokratie. In Paris legt die Periphérique, die in den 60er Jahren ausgebaute Stadtumgehung, die Grenzen der Hauptstadt fest. Nach dem Mauerfall wird eine riesige, relativ dünn besiedelte Stadt mit sehr heterogener Architektur und Bebauung wieder vereint – sie verwandelt sich zu einer der größten Baustellen Europas. Der Palast der Republik, genannt „Honeckers Lampenladen“, wird abgerissen, und das rekonstruierte Berliner Stadtschloss soll zukünftig wieder Zentrum des neuen Berlins sein.

Mi, 3. Okt · 21:45-23:15 · HR
Zwei Leben

Norwegen, 1990. Katrine ist zufrieden: Sie führt eine glückliche Ehe, hat ein enges Verhältnis zu ihrer Tochter und ihrer Mutter und ist seit Kurzem stolze Oma. Doch dann fällt die Berliner Mauer, und Katrines Lebenslüge zerbricht. In den 1970er-Jahren war sie als DDR-Spionin nach Norwegen gekommen – mit der fiktiven Identität eines von den Nazis im Zweiten Weltkrieg im Zuge der Lebensborn-Politik entführten Kindes. Als ein junger, engagierter Anwalt das damalige Unrecht aufklären möchte, droht Katrine alles zu verlieren. In Norwegen hat die deutschstämmige Katrine (Juliane Köhler) scheinbar ihr Familienglück gefunden. Sie, ihr Ehemann Bjarte Myrdal (Sven Nordin), Tochter Anne (Julia Bache-Wiig), der kleine Enkel und Katrines Mutter Åse (Liv Ullmann) sind fast eine Bilderbuchfamilie. Wobei Katrine und Åse schwere Zeiten hinter sich haben. Aber darüber wird nie gesprochen. Dann fällt die Berliner Mauer. Wenig später taucht der Anwalt Sven Solbach (Ken Duken) bei Katrine auf. Er will Gerechtigkeit für ehemalige „Lebensborn“-Kinder in der DDR und vertritt deren Recht auf Wiedergutmachung vor dem Europäischen Gerichtshof. Katrines ungewöhnliche Geschichte, auf die er bei seinen Recherchen gestoßen ist, interessiert ihn besonders: Als Kind eines deutschen Besatzungssoldaten wurde Katrine einst von den Nationalsozialisten in eines der „Lebensborn“-Heime verschleppt. Jahre später gelang ihr jedoch die abenteuerliche Flucht über die Ostsee, um nach ihrer norwegischen Mutter zu suchen. Ihr Fall ist offenbar der einzige, bei dem Mutter und Tochter sich nach vielen Jahren wiedergefunden haben. Aber jetzt verhält Katrine sich seltsam, und ihre Familie versteht nicht, warum sie Solbach nicht unterstützt und vor Gericht nicht aussagen will. Vor allem Anne, selber angehende Juristin, ist irritiert. Katrines Erklärung: Sie möchte Åse das Leid ersparen, die dramatischen Ereignisse wieder aufzuwühlen. Tatsächlich wurde Åse damals wegen ihrer Liebe zu einem deutschen Soldaten diskriminiert und gab schließlich dem Druck nach, das „Kind der Schande“ zur Adoption freizugeben. Aber der Grund für Katrines Verhalten liegt ganz woanders: Katrine lebt unter einer falschen Identität; sie ist in den 1970er-Jahren mit der Biografie einer „Lebensborn“-Frau nach Norwegen gekommen: als Spionin der DDR.

Mi, 3. Okt · 23:00-00:35 · ZDF
Unter dem Sand – Das Versprechen der Freiheit

Mai 1945: Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende, nicht jedoch für ein knappes Dutzend junger Soldaten aus Deutschland. Kurz zuvor waren sie für Hitlers letztes Aufgebot eingezogen worden, den Volkssturm. Sie sind fast noch Kinder, doch nun Kriegsgefangene in Dänemark und für ein Himmelfahrtskommando eingeteilt. Es geht um die Säuberung eines Nordseestrandes von 45 000 Nazi-Tretminen. Weder ausgebildet noch ausgerüstet und völlig ohne technische Hilfsgeräte, müssen sie sich Stück für Stück durch den Sand quälen. Wo die nächste Mine liegt, wo diese explodieren wird, ist ungewiss. Es beginnt eine schier unlösbare Aufgabe, jeder Schritt im Sand könnte der letzte sein. Das Einzige, was ihren Lebenswillen erhält, ist die Hoffnung auf Freiheit. Diese hat ihnen ihr dänischer Kommandant Carl versprochen. Doch dann passiert ein schreckliches Unglück. Wird Carl nach wie vor zu seinem Wort stehen?

Do, 4. Okt · 06:05-06:20 · 3sat
Tel Aviv – Lebensfreude trotz allem

Tel Aviv, Israels Aushängeschild für Lebensfreude und Leichtigkeit, präsentiert sich als westliche Metropole im Nahen Osten, als Berlin am Mittelmeer mit orientalischer Prägung. Aufregend, chaotisch und voller Widersprüche ist Tel Aviv. Die prachtvolle Strandpromenade und die vielen stylishen Bars ziehen Einheimische und Touristen aus aller Welt an. Die Tel Avivis lieben ihre Stadt, auch wenn sie laut und dreckig ist und stinkt und oft ein rauer Ton herrscht. Auch der Schwabe Norbert Hoepfer hat sich für das Leben hier entschieden. Der Putzmeister restauriert Häuser im berühmten Bauhausviertel, der „Weißen Stadt“. Überall in Tel Aviv wird gebaut, 70 Jahre nach der Staatsgründung Israels 1948. Der Schwabe berichtet auch, was er macht, wenn in Tel Aviv wieder einmal die Sirenen heulen. Denn obwohl niemand die Realität in Israel so gut verdrängen kann wie die Tel Avivis, liegt die Stadt doch mitten im Konfliktgebiet. Und wenn die Hamas, wie zuletzt 2014, Raketen aus Gaza schießt und jeder nur 15 Sekunden hat, um in einem Bunker Schutz zu suchen, dann ist sie plötzlich auch hier spürbar, die Angst vor Terror und Krieg. In Jerusalem beten die Leute, in Haifa arbeiten sie, und in Tel Aviv wird gelebt, heißt es in Israel. Und zum guten Leben gehört Matkot, Israels heimlicher Nationalsport. Eine Art Strandtennis, laut und nervig, aber irgendwie macht es auch süchtig, sagt Amnon Nissim. Der 72-Jährige ist Matkot-König und hat sogar ein Museum, durch das er Besucher gern führt, wenn er nicht gerade am Strand ist, wo er – klar – Matkot spielt. Musik an, Kippa auf, und ab geht es mit dem Party-Bus quer durch die Stadt: Orthodoxe Hippies sind so jedes Wochenende in Tel Aviv unterwegs. Ihre Mission: Glaube durch Lebensfreude. Kaum ruhiger geht es im arabischen Stadtteil Jaffa im Laden von Rami Gilucha zu; hier ist nie ein Stuhl frei. Der Barbier ist gläubiger Jude, seine Familie stammt aus Usbekistan. In sein Geschäft dürfen nur Männer, fremde Frauen darf Rami nicht anfassen. Und doch könnte die Mischung seiner Kunden bunter nicht sein: Juden, Araber und Christen, alle schwören auf Ramis Handwerk, und alle wollen in seinem Laden die neuesten Jaffa-Gossips hören. So feiern sie das Leben in Tel Aviv, obwohl – oder gerade weil – sie von Chaos umringt sind.

Fr, 5. Okt · 06:05-06:20 · 3sat
Jewgeni Kissin – Das Comeback einer Pianisten-Legende

Jewgeni Kissin – ein Solitär unter den Pianisten. Filmemacherin Hannah Kristina Friedrich hat ihn in seiner neuen Heimat Prag zu einem seiner seltenen Interviews getroffen. Er ist das Gegenteil eines Show-Talents wie es etwa Lang Lang ist. Gerade deshalb zieht er das Publikum weltweit in den Bann wie kaum ein anderer Pianist. Einst als Wunderkind aus der damaligen Sowjetunion von Karajan gefördert, versetzte er die Musikwelt in Verzückung. Einer, der sich für nichts anderes interessierte als für seine 88 Tasten. Inzwischen ist Jewgeni Kissin ein anderer geworden. Er ist nicht mehr nur mit Mutter und Lehrerin unterwegs, sondern hat geheiratet und interessiert sich plötzlich auch für Politik. Vor allem für Israel, das Land seiner Vorväter. Jetzt hat er sich Beethovens Klavier-Sonaten gewidmet. Und die klingen heute genauso eigenwillig wie makellos.

Sa, 6. Okt · 14:00-14:15 · PHOENIX
Willkommen im Nazidorf!

Im Dörfchen Jamel in Mecklenburg-Vorpommern kann es einen schnell gruseln: 40 Menschen wohnen hier, fast alle stramm rechts. Alle? Nicht Birgit und Horst Lohmeyer. Sie wollen dem braunen Mief aus Sonnwendfeiern und Blut-und-Boden-Romantik etwas entgegensetzen. Seit acht Jahren veranstalten sie dort jeden Sommer ein Musikfestival gegen Rechts, „Jamel rockt den Förster“. Seitdem versuchen die Dorfbewohner, die Lohmeyers wegzuekeln: feinden sie an, schneiden sie, auch ihre Scheune hat schon einmal gebrannt – Täter unbekannt. Eine beklemmende Atmosphäre, sagen die Lohmeyers – und atmen auf, wenn Jahr für Jahr für ein paar Tage Bands und Fans hier um die Häuser ziehen. Kultbands wie „Die Ärzte“, „Die Toten Hosen“ oder „Fettes Brot“ waren schon da, um einzustehen für Toleranz und Offenheit. Das wollen die Rechten wiederum nicht auf sich sitzen lassen. Kann es diesmal friedlich bleiben?

Sa, 6. Okt · 14:15-14:30 · PHOENIX
Vilnius – Spurensuche im Jerusalem des Nordens

Wenn man wissen will, wie die Sowjetunion auf dem jüdischen Erbe herumgetrampelt hat, muss man mit Amit Belaite auf Spurensuche gehen. Startpunkt ist der Sportpalast. Es ist eine Reise auf der Suche nach der verlorenen Zeit. „Und dein Vater hatte dich gewarnt?“ „Und mein Vater hat mich gewarnt: ‚Tritt nicht auf diese Stufen!‘ Und ich habe mich gefragt: Warum?“ Es gibt eine Generation deren Wissbegier größer ist als der Schmerz. Und es weht ein neuer Wind durch Vilnius: Jetzt werden die Steine gesammelt – und wieder etwas in Ordnung gebracht. Niemand soll mehr auf jüdischen Grabsteinen herumtreten. Vilnius ist eine Stadt der Denkmäler, und pflegt seine Heroen. Manche werden geehrt wie John Lennon, andere nicht erwähnt, obwohl sie oder ihre Ahnen von hier stammen: Man könnte sich fragen, warum Lennon von den Beatles, der nie hier war, so ein Denkmal kriegt, und andere wie Leonard Cohen und Bob Dylan, deren Wurzeln in Litauen liegen nicht vorkommen. Der Bürgermeister in seinem Büro, hoch über der Stadt, ist schon einen Schritt weiter. Er versucht ständig, Juden aus aller Welt zu einem Besuch in der alten Heimat zu überreden. Wir fragen: „Halb Hollywood stammt doch von hier. Und ihr früherer Kollege Michael Bloomberg – war er schon hier?“ In allem liegt eine Wehmut und Sehnsucht, etwa wenn Amit durch das frühere Ghetto streift und in die Hinterhöfe schaut. Fast alle litauischen Juden starben, umgebracht von SS-Truppen und einheimischen Helfershelfern:“Ich weiß nicht wer hier wohnte, vielleicht Deportierte oder Leute, die umgebracht wurden.“(Amit Belaite) Die Fotos auf der Hauptstraße des früheren Ghettos wurden zwischen den Ruinen gefunden, Szenen einer besseren Zeit: Man sieht glückliche Menschen – und keiner weiß, ob so ein Leben jemals wieder nach Vilnius zurückkehrt. Die einzige Synagoge, die noch in Gebrauch ist: Es reicht auch ein Gotteshaus, für die kleine jüdische Gemeinschaft. Während der Sowjetzeit überlebt es als Lagerhalle für Arzneien:“Vilnius trug den Beinamen ‚Jerusalem des Norden‘. Wir waren mal 250.000 Juden, fast jeder zweite Bewohner von Vilnius war Jude und wir hatten mehr als 100 Synagogen. Jetzt sind wir noch 2500 Leute in der Gemeinde. Wenn wir uns heute in der Siemens-Arena mit 10.000 Plätzen versammeln, dann sieht sie immer noch leer aus.“ (Simas Levinas, Vorsitzender der jüdischen religiösen Gemeinde Vilnius) Amit hat für sich einen Weg gefunden, ihre Familie zu vergrößern, die so klein geworden ist: Großvater und Großmutter waren die einzigen Familienmitglieder, die den Holocaust überlebten, so dachte sie jedenfalls. Sie blättert im Familienstammbaum. Dorf findet sie auch die Schwester ihres Großvaters, die, wie sie erst jetzt weiß, erst vor einem Jahr gestorben ist.

So, 7. Okt · 20:15-21:55 · arte
Le Train – Nur ein Hauch von Glück

1940 marschiert die deutsche Armee in Frankreich ein. Eilig wird ein kleines Städtchen in der Nähe der belgischen Grenze vor den anrückenden Besatzern evakuiert. Während der Zug auf seine Lok wartet, um die Bewohner nach La Rochelle zu bringen, herrscht Hektik am Gleis. Der Radiomechaniker Julien Maroyeur, der gemeinsam mit seiner hochschwangeren Frau und seiner Tochter reisen will, wird unvorhergesehen einem Güterwaggon zugeteilt, während Frau und Kind in einem komfortablen vorderen Abteil des Zugs reisen. Die Ernüchterung über die unfreiwillige Trennung von Frau und Kind ändert sich durch die Begegnung mit der schönen Deutschjüdin Anna. Sie ist auf der Flucht vor den Nazis, als Fremde und Ausgestoßene im eigenen Land. Zwischen Julien und Anna entwickelt sich eine vorsichtige, aber sinnliche Beziehung vor dem Hintergrund fortwährender Ungewissheit über das eigene Schicksal. Als die Güterwaggons auf der Reise unbemerkt von den Personenabteilen getrennt werden, sind Julien und Anna plötzlich auf sich allein gestellt. Angekommen in La Rochelle erfährt Julien, dass sich seine hochschwangere Frau mittlerweile in einem Krankenhaus an der Loire befindet. Er macht sich auf den Weg und Anna kommt mit, obwohl sie vor der deutschen Besatzung nicht mehr sicher sein wird. Als Julien zu seiner Frau geht, wird Anna nicht auf ihn warten. Sie verabschiedet sich still, indem sie davonfährt. Es vergehen drei Jahre, bis sich die beiden in einem Verhörzimmer der Gestapo wiedersehen. Doch die Umstände der Begegnung sind verhängnisvoll.

Di, 9. Okt · 00:00-02:00 · HR
Die Frau die singt – Incendies

Ein kanadisches Geschwisterpaar reist in den Nahen Osten. Dem rätselhaften Testament ihrer Mutter folgend suchen die beiden den tot geglaubten Vater und einen ihnen unbekannten Bruder. In einem nicht benannten, von Bürgerkrieg und religiösen Spannungen zwischen Christen und Muslimen zerrissenen Land, kommen sie dem Leidensweg der Mutter auf die Spur. Und damit auch der ungeheuerlichen Wahrheit über ihre eigene Herkunft. Denis Villeneuve hat vor dem Hintergrund der Verwerfungen im Nahen Osten eine epische Parabel über die Folgen von Krieg und Gewalt inszeniert. Das Familiendrama wurde 2011 für den Oscar nominiert. Der Letzte Wille ihrer Mutter Nawal (Lubna Azabal), die im kanadischen Exil starb, versetzt die Zwillinge Jeanne (Mélissa Désormeaux-Poulin) und Simon Marwan (Maxim Gaudette) in tiefes Erstaunen. Notar Jean Lebel (Rémy Girard), ein enger Freund der Familie, überreicht ihnen zwei Briefe: Einer ist bestimmt für ihren Vater, den sie für tot hielten, der zweite für einen Bruder, von dessen Existenz sie bislang nicht einmal eine Ahnung hatten. Diese Briefe müssen laut Nawals Testament erst übergeben werden, bevor ein Grabstein auf ihre letzte Ruhestätte gesetzt werden darf. Um den Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen, bricht Jeanne in den Nahen Osten auf; Simon folgt ihr nur widerwillig. Im Zuge einer ereignisreichen Odyssee durch ein verwüstetes Land finden beide heraus, dass ihre Mutter nach einem politisch motivierten Attentat in einem Spezialgefängnis inhaftiert wurde. 15 Jahre verbrachte sie in Einzelhaft, wurde von einem „Verhörspezialisten“ immer wieder gefoltert. Als Folge mehrfacher Vergewaltigung brachte sie hier Simon und Jeanne zur Welt. Der unbändige Überlebenswille ihrer Mutter, die sich durch das Singen in der Haft den Verstand bewahrte, beeindruckt die Zwillinge. Die Konfrontation mit der ganzen Wahrheit versetzt beiden jedoch einen Schock, der ihr ganzes weiteres Leben beeinflussen wird.

Di, 9. Okt · 06:40-07:10 · arte
So isst Israel – Jerusalem

In Jerusalem öffnet Tom Franz über das Essen das Tor zur Heiligen Stadt: Er will herausfinden, ob Hummus, dieses urorientalische Gericht, ein israelisches Essen oder ein arabisches ist, und wer den besten Hummus in Jerusalem macht. Nach seinem morgendlichen Gebet an der Klagemauer begibt sich Tom in das Gewühl der Altstadt, um diese Fragen zu klären. Der deutsche Benediktinerpater Nikodemus lädt Tom zum Besuch der Dormitio-Abtei und erläutert ihm dabei die religiöse Dimension des Essens in seinem Orden. Jede Mahlzeit wird hier zelebriert, Tischgebet und die Lesung bei Tisch gehören dazu. Der Speisesaal des Benediktinerklosters ist ein Ort des Gebets, des Brotbrechens und des Teilens. Gäste einzuladen ist Teil der benediktinischen Gastfreundschaft. Im irakischen Markt der Stadt kocht Shabi, der Chef des Restaurants Azura, seine Kube-Suppen. Das sind traditionelle Sabbat-Gerichte der Juden, die in unterschiedlichsten regionalen Varianten existieren. Shabi lädt Tom zu einer kulinarischen Probiertour durch den Nahen und Mittleren Osten ein. Schließlich besuchen die beiden noch den nur wenige Schritte entfernten Mahane-Yehuda-Markt, ein Eldorado für die Liebhaber orientalischer Genüsse. Aber das heilige Jerusalem hat auch ganz und gar säkulare Seiten: Das Restaurant „Machneyuda“ ist Keimzelle der jungen, wilden Köche Israels. Chef Assaf Granit kocht für Tom eines seiner berühmtesten Gerichte, seine Soft Polenta, während um sie herum junge Israelis ohne Schlips und Kippa auf den Tischen tanzen.

Mi, 10. Okt · 22:10-22:55 · WDR
Der Fall des Elor Azaria

Hebron, Westjordanland: Ein 21 Jahre alter Palästinenser und sein Freund greifen mit Messern israelische Soldaten an. Ein Attentäter wird erschossen, der andere bleibt nach Schüssen verletzt, aber bewegungsunfähig am Boden – minutenlag. In wenigen Metern Entfernung heben Sanitäter einen Soldaten, den einer der Attentäter mit einem Messer verletzt hat, in einen Rettungswagen. Auch ein Sanitäter der Streitkräfte namens Elor Azaria hilft, seinen Kameraden zu versorgen. Plötzlich hebt Azaria sein Gewehr und schießt dem verletzten Palästinenser in den Kopf. Ein Menschenrechtler dreht den Vorfall verdeckt. Weil der damals 18 Jahre alte Azaria den Attentäter mit einem Kopfschuss tötet, obwohl dieser offenbar keine Bedrohung mehr darstellt, wird er vor einem Militärgericht wegen Totschlags verurteilt. Inzwischen, nach neun Monaten Haft, ist er wieder frei. Autor Korbinian Kalleder zeigt, wie die Tat eine Gesellschaft gespalten hat: Für die einen ist Azaria ein Mörder – für die meisten Israelis aber ein Held.

Mi, 10. Okt · 23:25-00:55 · WDR
Im Innern des Mossad

Er gilt als bestinformierter Geheimdienst der Welt und operativer Arm der Regierung – der Mossad. Nach dem Holocaust und der Staatsgründung Israels wurde er als ziviler Auslandsgeheimdienst geboren: Als Organisation, die so stark und effektiv sein sollte, dass sie nicht nur den Staat Israel, sondern auch die weltweite jüdische Diaspora zu schützen vermochte. Heute, fast 70 Jahre danach, hat der Mossad sich zu einem so mächtigen und sagenumwobenen Geheimdienst entwickelt, dass es kaum möglich ist, Realität von Fiktion zu trennen. Der Film blickt tief ins Innere des Mossad, um herauszufinden, wo der Mythos endet und die Wirklichkeit beginnt. In „Im Inneren des Mossad“ treten erstmals hochrangige Agenten des israelischen Geheimdienstes vor die Kamera. Die Dokumentation taucht ein in ihre Gefühlswelten, schildert das persönliche Erleben und die moralischen Dilemmata, die sich aus der Arbeit beim Mossad ergeben. „Im Inneren des Mossad“ zeichnet ein intimes Portrait von einem Leben, das sich in Schattenwelten abspielt, ganz und gar im Dienst einer Mission steht und von dem die Öffentlichkeit in der Regel nur erfährt, wenn etwas schief gegangen ist. Die packenden Interviews nehmen uns mit auf eine Reise durch die Geschichte Israels und blicken zurück auf berüchtigte Operationen höchster Geheimhaltungsstufe. Bis heute relevante geschichtliche Ereignisse wie der Eichmann-Prozess, die Islamische Revolution oder der Krieg im Libanon erscheinen in einem neuen Licht. Am Ende können wir erahnen, zu welchem Anteil die Weltgeschichte von Geheimagenten mitgeschrieben wird.

Fr, 12. Okt · 07:50-08:20 · WDR
Planet Schule: Leben nach dem Überleben – Die Literatin Ruth Klüger

„Weiter leben. Eine Jugend“ – so hieß das erste Buch der aus Österreich stammenden amerikanischen Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger. 1992 erschien es auf dem deutschsprachigen Buchmarkt und war sofort ein Bestseller und gehört inzwischen zum Bildungskanon in Deutschland. Klüger erzählt in unpathetischer Weise darin ihre Geschichte. Die Geschichte eines jüdischen Kindes im Wien der 30er-Jahre, wo sie Heimat und Identität verliert. Im Alter von 11 Jahren wird sie deportiert – erst nach Theresienstadt, dann nach Auschwitz-Birkenau, zuletzt in das Lager Christianstadt, von wo sie im Februar 1945 gemeinsam mit ihrer Mutter flieht. Heute zählt Ruth Klüger zu den anerkanntesten Literaturwissenschaftlerinnen und Germanistinnen der USA, sie ist Professorin in Göttingen und aus dem Deutsch- und Geschichtsunterricht nicht mehr wegzudenken.

Sa, 13. Okt · 10:05-11:10 · 3sat
Die Jahrhundertfrau – Elisabeth Heller

Elisabeth Heller (1914-2018), die Mutter von André Heller, wandelte sich von der Fabrikantengattin zur emanzipierten Frau. Der Film erzählt ihre abenteuerliche Lebensgeschichte. Elisabeth Heller wächst in der großbürgerlichen Villa in Wien-Hietzing auf. Dort geht die Künstler-Bohème ein und aus: Karl Kraus, Peter Altenberg, Hermann Bahr, Alma Mahler. Elisabeth hat größte finanzielle, kaum aber emotionale Sicherheit. Sie hat wechselnde Väter, wenig Nähe zur Mutter. Mit 19 Jahren heiratet die betörende Schönheit Elisabeth einen doppelt so alten Mann. Mit ihm wiederholt sie ihre Kindheitstraumata. „Eine Heller arbeitet nicht“, antwortet der Zuckerlfabrikant seiner Gattin, als diese einen Beruf ergreifen will. Sie fügt sich, bekommt einen Sohn – Fritz. Wieder lebt sie in Reichtum mit Personal. Wieder hat sie eine starke Persönlichkeit an ihrer Seite, für ihre Individualität ist in den vielen Zimmern der Wohnung kein Platz. Ihr Mann bleibt ihr fremd: Er ist jüdischer Herkunft und glühender Katholik, er ist gebildet und Austrofaschist. Wie schon als Kind flüchtet sie in die Welt der Geschichten, ins Theater und in die Literatur. Bis zu ihrem Tod liest Elisabeth Heller jeden Tag; sie ist die älteste Burgtheater-Abonnentin. Ihre musikalischen Vorlieben sind breit gefächert: von Richard Strauss bis Michael Jackson. „Na, und die Beatles und die Stones“, ergänzt die damals 98-Jährige im Interview. 1938 werden die Zuckerlfabrik und das gesamte Privatvermögen der Hellers beschlagnahmt. Mit der Hilfe Mussolinis flieht Elisabeths Mann nach London. „Dass wir vielleicht mitkommen, davon war nie die Red'“, regt sie sich noch heute auf. Elisabeth bleibt mit Sohn Fritz in Österreich. Sie ist Sekretärin für Hitlers Armee, später arbeitet sie in einem Lazarett für Gehirnverletzte. 1945 kehrt ihr Mann als Offizier mit der amerikanischen Befreiungsarmee zurück. Bald wird ihr Jüngster, Franz André, geboren. Doch die Ehe geht endgültig in die Brüche. Ihr Mann führt ein zweites Leben in Paris und ist nur drei Wochen im Jahr in Wien. Mit fast 50 probt Elisabeth Heller den Aufstand. Sie hat einen Geliebten und geht arbeiten: im noblen Modeatelier der Höchsmanns. Mit 80 verpfändet sie ihr Haus und ihren Schmuck, denn Sohn Franz André hat eine gute Idee, die er auf die Bühne bringen will. Sie fiebert mit jedem seiner Projekte mit und reist zu allen Premieren. Immer wieder kehrt der Film zu einem aufschlussreichen, bürgerlichen Ritual zurück, einer „Familienaufstellung“ zu einem gemeinsamen Foto. Elisabeths Söhne und Enkelkinder gruppieren sich um die Mutter und Großmutter. Wer nimmt welchen Platz ein, wer drängt nach vorn, wer hält sich im Hintergrund? Fritz Heller, der älteste Sohn, eröffnet unerwartete Einblicke in das Familienleben. Als Unternehmer hat er die Geschäfte der Zuckerlfabrik noch geführt. Er hat auch den Krieg und die Verfolgung seines Vaters erlebt. Seine tiefe Liebe zur Mutter ist spürbar. Aber ebenso einiger Sprengstoff in der „Familien-Chemie“. Während André Heller den Tod seines Vaters wie „das Verschwinden eines Albs“ erlebte, war Fritz „erschüttert. Ich war wohl der Einzige in der Familie, der wirklich um ihn getrauert hat.“ Über die Beziehung zu seiner Mutter und zu seinem Bruder sagt Fritz Heller offen: „Es geht nur um ihn. Für mich hat sie sich nie so interessiert.“ Elisabeth Heller, eine Jahrhundertfrau, streitbare Persönlichkeit, bewunderte Grande Dame und Mutter, wich derart heftigen Konflikten bis zu ihrem Tod nicht aus. Elisabeth Heller starb am 7. August 2018, zwei Tage vor ihrem 104. Geburtstag, in Wien.

So, 14. Okt · 08:00-08:25 · arte
Göttlich! Judentum

Kindersendung: Worin unterscheiden sich Hebräer, Juden und Israelis? Kann man die Religion wechseln? .

So, 14. Okt · 08:25-08:50 · arte
Schau in meine Welt! Leah und ihr jüdisches Leben in Dresden

Leah ist zehn Jahre alt, wohnt in Dresden und ist Teil einer jüdisch-italienisch-sächsischen Familie.Da ihre Mutter Jüdin ist, wurde auch Leah als Jüdin geboren. Obwohl die Familie nicht streng gläubig ist, ist Leah mit vielen jüdischen Traditionen vertraut.Ein wichtiges Ritual für ihre Familie ist der Schabbat am Freitag, wo alle Familienmitglieder gemeinsam essen und singen. An diesem Tag sind in der Familie bestimmte Lebensmittel nicht erlaubt, Milch- und Fleischprodukte werden getrennt zubereitet und gegessen. An den anderen Tagen in der Woche isst Leahs Familie ganz normal, vorwiegend italienisch, da die Mutter Italienerin ist und das allen am besten schmeckt.Seit kurzem lernt Leah hebräisch und liest in der Thora, die so etwas wie die Bibel bei den Christen ist. In ihrer Schule ist Leah das einzige jüdische Kind und beantwortet ihren Mitschülern regelmäßig Fragen zu ihrer Religion.Gerade wurde sie in den Kinderchor der Semperoper aufgenommen und kann dort nun ihre Liebe zur Musik richtig ausleben. Auch zu Hause singt sie viel und wird dabei oft von ihrem Vater am Klavier begleitet.Am Mischpoke-Tag der Jüdischen Woche in Dresden will Leah nun erstmals jüdische Lieder öffentlich singen. Ihre ganze Klasse ist eingeladen, die hebräischen Texte sitzen noch nicht richtig und auch bei der Melodie hakt es immer noch. Leah fiebert ihrem Auftritt mit gemischten Gefühlen entgegen – hoffentlich geht alles gut!

So, 14. Okt · 10:45-12:00 · Das Erste (ARD)
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels – Verleihung an Aleida und Jan Assmann – Übertragung aus der Frankfurter Paulskirche

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht in diesem Jahr an Aleida und Jan Assmann. Das Ehepaar aus Konstanz gehört zu den bekanntesten Geisteswissenschaftlern der deutschen Nachkriegsgeschichte. Anders als in vorigen Jahren geht der Preis damit in diesem Jahr erstmals nach 1970 wieder an zwei Personen. Der Stiftungsrat begründete seine Entscheidung damit, dass sich das Ehepaar Assmann „in seiner Arbeit seit Jahrzehnten wechselseitig inspiriert und ergänzt“. So habe das Paar einen wissenschaftlichen Korpus geschaffen, der sich gemeinsam durchdringt und für die zeitgenössischen Debatten und ein friedliches Zusammenleben von hoher Bedeutung ist. Die 1947 in Bielefeld geborene Aleida Assmann ist Professorin für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz und veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zur englischen Literatur und zur Archäologie der literarischen Kommunikation. Ihren Forschungen zum „kulturellen Gedächtnis“ ist es mitzuverdanken, dass Deutschland heute eine Erinnerungskultur hat, die international als mustergültig gilt. Nach Ansicht des Stiftungsrats weise ihr Werk darauf hin, „dass ein offener und ehrlicher Umgang mit der Vergangenheit grundlegende Bedingung für ein friedliches Miteinander ist“. Für die Kulturanthropologin ist das auch eine Antwort auf den Holocaust. Nach dem sogenannten „Historikerstreit“ von 1986, bei dem es um die Frage nach der Singularität des Holocaust ging, hat sich das Ehepaar Assmann maßgeblich für den Bau des Berliner Holocaust-Mahnmals eingesetzt. Der Ägyptologe Jan Assmann, geboren 1938 in Langelsheim/Harz, lehrte bis zu seiner Emeritierung an der Universität Heidelberg. Besondere Aufmerksamkeit erlangten seine religionswissenschaftlichen Schriften über den Monotheismus. Im Gegensatz zum alten Ägypten, so eine seiner vielbeachteten Thesen, wurde erst mit dem messianisch-heilsgeschichtlichen Glauben an den einen strengen Gott geglaubt und schließlich in seinem Namen gemordet. Die Anfänge dessen sieht Assmann im Auszug der Israeliten aus Ägypten ins kanaanäische Land unter Moses. In seinem 2016 erschienenen Buch „Totale Religion“ schlägt Jan Assmann einen Bogen zur aktuellen Diskussion über das Gewaltpotenzial monotheistisch geprägter Gesellschaften. Traditionsgemäß findet die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche am Buchmessen-Sonntag statt. Er wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Der Hessische Rundfunk (hr) überträgt die Preisverleihung am 14. Oktober live im Ersten ab 10:45 Uhr sowie im Hörfunk auf hr2-kultur. Die Laudatio an die beiden Preisträger hält in diesem Jahr der deutsch-amerikanische Romanist Hans Ulrich Gumbrecht. Er lehrt Vergleichende Literaturwissenschaft an der Stanford University und schreibt regelmäßig für FAZ, Die Zeit und NZZ.

Mo, 15. Okt · 12:50-14:20 · HR
So ein Schlamassel

Eigentlich müsste Jil im siebten Himmel schweben, hat sie in dem Landschaftsarchitekten Marc doch endlich die große Liebe gefunden. Es gibt da nur ein klitzekleines Problem: Marc ist kein Jude, und Jils strenggläubige jüdische Familie würde es niemals akzeptieren, dass sie einen „Goi“, einen Nichtjuden, heiratet. Da hilft nur eines: Marc, Sohn einer bürgerlichen deutschen Familie, muss so tun, als sei er ebenfalls Jude. Nach einem Schnellkurs in Sachen Traditionen und Gebräuche scheint das auch ganz gut zu funktionieren. Jils Familie ist von dem neuen Freund hellauf begeistert. Doch dann fliegt der Schwindel ausgerechnet während einer großen Bar-Mizwa-Feier auf – und Jil muss sich entscheiden.

Mo, 15. Okt · 22:45-23:30 · Das Erste (ARD)
Die Story im Ersten: Am rechten Rand

Nach dem Kyffhäuser-Treffen des äußerst rechten „Flügels“ der AfD attackierten einige sichtbar erregte Teilnehmer der Veranstaltung Journalisten. Sie beschädigten eine Kamera, drohten unverhohlen den Pressevertretern und riefen: „Wir kriegen Euch!“ Zuvor wurden in Burgscheidungen, Sachsen-Anhalt, markige Reden vor gut 1000 Zuhörern gehalten, die im strömenden Regen stundenlang auf Einlass gewartet hatten. Sie wollten den Parteigrößen der AfD wie Alexander Gauland und Jörg Meuthen und Gastgeber Björn Höcke zuhören. Und die lieferten. Gauland etwa warnte in seiner Rede vor dem Aussterben des Deutschen Volkes. Zudem erkannte er bei der Bundesregierung den Willen, die einheimische Bevölkerung für Einwanderer arbeiten zu lassen, „damit die in Ruhe Kinder in die Welt setzen und den Bevölkerungsaustausch vollenden können.“ – Björn Höcke rief der Menge zu: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“ – Die Menge skandierte: „Widerstand! Widerstand!“ Ein bekannter Ruf, den auch Neonazi-Kameradschaften benutzen. Journalisten werden „Medienmeute“ genannt. Nach Szenen wie diesen stellen sich immer mehr Menschen die Frage: Wie radikal ist die AfD? Ein Team der ARD hat über ein halbes Jahr – auch im Inneren – eines radikal rechten Netzwerkes recherchiert, das die AfD umgibt. Zudem haben die Autoren AfD-Parteigrößen ebenso interviewt und begleitet wie die Netzwerk-Unterstützer. Der ARD-Dokumentation „Am rechten Rand – Wie radikal ist die AfD?“ – von Jana Merkel und Michael Richter zeigt, dass auch Politiker mit einer dezidiert rechtsextremen Vergangenheit in der AfD Zugang zu höchsten Parteiämtern finden. Zudem beobachten sie, wie der einflussreiche sogenannte „Flügel“ der AfD die gesamte Partei immer weiter nach rechts außen verschiebt. Die AfD ist – so die Recherche-Ergebnisse – erkennbar eingebettet in ein Netzwerk aus radikal rechten Organisationen. Aus diesem Netz speisen sich politische Positionen der AfD und auch ihr Personal. Da sind zum Beispiel national-völkische Burschenschafter, die im Bundestag und den Landtagen als Abgeordnete oder Mitarbeiter der AfD-Fraktionen tätig sind. Da sind die Identitären, eine vom Verfassungsschutz beobachtete rechtsextreme Gruppe, mit denen AfD-Politiker trotz eines Unvereinbarkeitsbeschlusses der Partei unverhohlen sympathisieren und sie sogar unterstützen. Jochen Hollmann, der Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalt, erklärt in einem Interview mit der ARD: „Wer sich in diesem Umfeld bewegt, muss wissen, dass wir ihn im Blick haben.“ Die Identitären sind eine Gruppe aus jungen Akteuren, von denen viele zuvor in rechtsextremen Kreisen aktiv waren. Sie sprechen nicht von Rasse und vom Dritten Reich, weil sie gelernt haben, dass mit den alten rechtsextremen Parolen die Mitte der Gesellschaft nicht zu erreichen ist. Deshalb benutzen sie neue Begriffe wie „Identität“ und „Kultur“ und geben sich in ihren ästhetisch und modern aufgemachten Videos betont friedlich. Aber der Schein trügt, warnt Christian Weißgerber. Er ist vor einigen Jahren aus der Neonaziszene ausgestiegen und erkennt einige seiner ehemaligen Kameraden jetzt bei den Identitären. Deren Ideen seien nach wie vor die alten: Rassismus und Ausgrenzung.