„Verheerende Wirkungen der völkischen Hetze“

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Hitler im deutschen Lexikon vor 1933…

Von Robert Schlickewitz

Adolf Hitlers Weg an die Macht war lang. 1913 war er nach Bayern gekommen, 1923 hatte er dort erfolglos geputscht, und erst 1933 wurde er Kanzler des Deutschen Reiches. 20 Jahre also benötigte er, bis er an der Spitze Deutschlands stand. Wie haben deutsche Nachschlagewerke während dieser Anlaufphase den künftigen „Führer“ eingeschätzt? Standen sie ihm ablehnend oder affirmativ gegenüber? Oder wahrten sie völlige Neutralität? Hielten sie den ebenso brutalen wie weit verbreiteten, alltäglichen Antisemitismus der „Völkischen“ für mitteilenswert oder klammerten sie ihn, als gleichsam nebensächlich, aus? Der Blick in jüdische und nichtjüdische Lexika aus den Jahren der Weimarer Republik soll Antworten liefern.

Einer der Deutschen gegenüber am häufigsten erhobenen Vorwürfe lautet auf Gleichgültigkeit, Teilnahmslosigkeit bzw. Passivität, wenn Unrecht an nicht als zur eigenen Gemeinschaft gehörig erachteten Menschen verübt wird. Wegsehen und Weghören, wenn ein Sinto totgeprügelt, wenn ein Jude gedemütigt, oder wenn ein Asylbewerber abgeschoben wird. Nur sich nicht hineinziehen lassen, lieber außen vor bleiben. Besser die Hände in die Taschen stecken und weitergehen als mitfühlen, als seine Solidarität äußern oder gar als einzugreifen. Man hat es ja im eigenen Leben schon schwer genug, warum sich womöglich noch Scherereien einhandeln. Am Ende hat womöglich der Betroffene (Sinto, Jude, Asylbewerber) seine Strafe oder Abschiebung durch sein Verhalten selbst provoziert, ‘verdiente‘ somit die über ihn verhängte Maßnahme. Der Ausreden sind es erfahrungsgemäß zahlreiche und es passt immer eine, im ganz speziellen eigenen Falle.

Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit müssen keineswegs auf jene beschränkt bleiben, die per Zufall Zeuge eines Unrechts an einem oder mehreren Menschen anderer Hautfarbe, Religion oder Herkunft geworden waren, Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit können auch kennzeichnend für die Tätigkeit von Journalisten, Redakteuren, Publizisten, Historikern und Soziologen sein – somit auch, z. B. von Mitarbeitern von Lexikonredaktionen.

Und, Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit kommen nicht immer als Ursache in Frage, wenn unpopuläre Tatsachen verschwiegen, unterdrückt oder vertuscht werden. Ebenso denkbar wären als Motive, politische Rücksichtnahmen, eigene materielle Interessen oder ein gesellschaftlicher Konsens, den es zu allen Zeiten (so auch heute) gegeben hat, und der rigider wirken kann als die strengste staatlich verhängte Zensur.

Wie wir heute wissen, begann die Ausgrenzung der Juden in Deutschland nicht erst mit dem Jahr 1933, also mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft, sondern wesentlich früher. Wer die Biographien von, beispielsweise, Carry Brachvogel, Lion Feuchtwanger, Therese Giehse oder anderen Juden in Deutschland aufmerksam gelesen hat, ist informiert über die Boykotte jüdischer Geschäfte (im niederbayerischen Passau bereits ab 1919 !), über Demütigungen, Beschimpfungen, gewalttätige Übergriffe, über den Raub jüdischen Eigentums und über Schändungen jüdischer Friedhöfe. Auch die Ermordung jüdischer Mitbürger begann bereits lange vor dem Schicksalsjahr ‘33.

Aus all dem leiten sich gewisse Ansprüche an das ab, was man sich von Einträgen in Enzyklopädien erwarten würde.

So sollte ein Lexikonartikel aus der Weimarer Zeit zu Hitler neben den üblichen Basisangaben zur Person auch Informationen zu dessen Partei, den Nationalsozialisten, enthalten, würde man heute wohl erwarten. – Der Nationalsozialismus war eine von Anfang an radikal antisemitisch und gewalttätig auftretende Bewegung. Also müssten diese beiden Aspekte, zumindest andeutungsweise, gleichfalls in Enzyklopädien jener Zeit Berücksichtigung gefunden haben, sollte man (heute) meinen.

Von Interesse wäre außerdem, wie unterschiedlich jüdische und nichtjüdische Nachschlagewerke den Antisemitismus des NS schildern. Dass gerade hierbei die Gewichtungen nicht gleichförmig ausfallen, wäre anzunehmen.

Für unsere Zwecke haben wir neben den beiden klassischen deutschen Nachschlagewerken des 20. Jahrhunderts, Brockhaus und Meyer, noch ein weiteres mehrbändiges, populärwissenschaftliches („Jedermanns-“) Lexikon, außerdem das katholische „Staatslexikon“ und zum Vergleich das „Jüdische Lexikon“ sowie die Berliner Eschkol „Encyclopaedia Judaica“ herangezogen. Es erfolgt nach einer kurzen Beschreibung der einzelnen Nachschlagewerke jeweils die Wiedergabe relevanter Stellen. Ein Resümee gibt abschließend Auskünfte zu den gewonnenen Erkenntnissen.

In die Jahre 1924 -1930 fällt die 7. Auflage des renommierten Meyers Lexikon. Bezüge zu Hitler und den Nationalsozialisten finden sich außer im Hitler-Eintrag auch noch unter den Stichworten „Deutsches Reich/Geschichte“, „Bayern“, „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ und „Antisemitismus“. Der Hitler-Eintrag datiert von 1926:

Hitler… Politiker,… wurde Juli 1921 Vorsitzender der 1919 gegründeten Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, versuchte, auf die militärisch organisierten „Hitlertruppen“ gestützt, 8. Nov. 1923 einen Putsch, der schon am 9. zusammenbrach (siehe Stichwort Bayern Spalte 1634), wurde April 1924 zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt, erhielt im Dezember 1924 Strafunterbrechung und gründete Februar 1925 die N.-D.-A.-Partei (sic!) neu. H. schrieb „Mein Kampf“ (1925 f., 2 Bände) und gibt den „Völkischen Beobachter“ (Tageszeitung, München) heraus. Lit.: G. Schott, Das Volksbuch von Hitler (1924). (Hitler. In: Meyers Lexikon, 7. Aufl., Leipzig 1926)

Deutsches Reich… Neue Unruhe im Innern erregte seit 16. März (1921) in der Provinz Sachsen ein Kommunistenaufstand unter Führung von Hölz, ferner Bombenanschläge (Siegessäule) und Eisenbahnüberfälle in Berlin. Der Aufstand wurde bis Ende März niedergeworfen, die durch Sondergerichte verurteilten Teilnehmer jedoch größtenteils im Laufe des Jahres wieder begnadigt… Die Erschütterung durch den kommunistischen Aufstand war noch nicht überwunden, als die Gefahr eines Rechtsputsches auftauchte, da die seit dem 23. Mai 1921 vom Reichsgericht geführten Prozesse gegen die von der Entente der Kriegsverbrechen beschuldigten ehemaligen Heeresangehörigen die Rechtsgerichteten stark erregten. Zwei politische Morde (9. Juni der Führer der bayerischen Unabhängigen Gareis in München, 26. August, Erzberger verschärften wiederum die Spannung zwischen rechts und links… In Bayern (…) drohte die Erregung der nationalen Kreise über die Beendigung des Ruhrkriegs die staatlichen Bande zu sprengen. Die bayerische Regierung verhängte den Belagerungszustand und ernannte von Kahr zum Generalstaatskommissar. v. Kahr trat mit der nationalsozialistischen Opposition unter Hitler und Ludendorff in Fühlung, ohne sich ihr zu verschreiben. Hitler glaubte darauf den Augenblick zu gewaltsamem Umsturz gekommen und rief 8. November 1923 eine nationale Diktatur Hitler-Ludendorff-Kahr aus. v. Kahr und die Reichswehr unter v. Lossow versagten ihre Mitwirkung, do daß der Putsch in sich selbst zusammenbrach und sich ein Eingreifen der Reichsregierung erübrigte… (Deutsches Reich / Geschichte. In: Meyers Lexikon, 7. Aufl., Leipzig 1925)

Bayern… Im Sommer 1922 traten die Nationalsozialisten unter Hitler zuerst schärfer hervor, und neue Auseinandersetzungen mit der Reichsregierung(Abberufung Dards, des französischen Gesandten in München; Gesetz zum Schutz der Republik) riefen große Erregung hervor. Darüber trat Graf Lerchenfeld 27. Okt. 1922 zurück und erhielt 8. Nov. den bisherigen Kultusminister v. Knilling zum Nachfolger. Da der Innenminister Schweyer die von den Sozialdemokraten geforderte Anwendung des Gesetzes zum Schutz der Republik gegen die Nationalsozialisten ablehnte, konnten diese, unterstützt von vaterländischen Verbänden (…), eine immer lebhaftere Tätigkeit entfalten, zu der die Ruhrbesetzung Anfang 1923 und dann die Aufgabe des passiven Widerstandes den Hauptanlaß boten. Um Störungen der öffentlichen Ordnung vorzubeugen, wurde 27. Sept. 1923 v. Kahr als Generalstaatskommissar die vollziehende Gewalt übertragen. Er suchte die Hitlerbewegung und andere radikale Strömungen zu zügeln, kam aber wieder mit dem Reich, da er das geforderte Verbot des „Völkischen Beobachters“ ablehnte in Streit, der grundsätzliche Erörterungen über die Stellung der Reichswehr in Bayern und die Ernennung des Generals v. Lossow zum Landeskommandanten der bayerischen Reichswehr veranlaßte. Die Pläne v. Kahrs, auf verfassungsmäßigem Weg Einfluß auf die Reichsregierung zu gewinnen, vereitelte der Versuch Hitlers, durch eine „nationale Revolution“ (8. Nov. 1923) unter Beteiligung Ludendorffs eine sofortige Umgestaltung der Regierung und Verfassung in Bayern und im Reich herbeizuführen. Die Spannung zwischen Bayern und Berlin schwand erst nach Erörterung der am 5. Jan. 1924 übergebenen bayerischen Denkschrift „Zur Revision der Weimarer Verfassung“… (Bayern. In: Meyers Lexikon, 7. Aufl., Leipzig 1924)

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei… nach dem Umsturz von 1918 durch den Schlosser Drechsler gegründet, seit 1919 unter Leitung von A. Hitler (…) schnell zu Ansehen gelangt, gewann namentlich in Süddeutschland (München, Nürnberg), dann auch in Thüringen und Mecklenburg Anhang, steht auf nationalem Boden, lehnt Volksvertretung und Gewerkschaften ab, fordert den Anschluß Österreichs und erstrebt eine nationale Revolution, namentlich zur Bekämpfung der Auswüchse des Kapitalismus und des Judentums. Nach dem Münchener Novemberputsch 1923 (…) vorübergehend aufgehoben, hat die Partei nach Hitlers Freilassung in Kampf und Tonart schärfere Formen gewählt und heftige Gegnerschaft im eignen Lager und bei Geistesverwandten erregt, sodaß Absplitterungen eintraten: Nationalsozialer Volksbund (Okt. 1925, München), Nationalsozialistischer Volksbund (Febr. 1926, München), Unabhängige Nationalsozialistische Partei Deutschlands (Febr. 1926). Der im bayerischen Landtag 1924 gegründete Völkische Block zerfiel März 1926 wieder. Eine Vereinigung mit der verwandte Ziele verfolgenden Deutschsozialistischen Partei (gegr. 1919; seit 1921 Nationalsozialistische Partei) mißlang, und die parlamentarische Zusammenarbeit mit der Deutschvölkischen Freiheitspartei im Rahmen einer Fraktion (Nationalsozialistische Freiheitspartei), die im Reichstag 32 (Mai 1924) und 14 (Dez. 1924) Mitglieder zählte, dauerte nur 10 Monate. Seitdem ist die Partei und die Bewegung im Rückgang, namentlich auch in Thüringen (…) und Mecklenburg. Organ: „Völkischer Beobachter“ (Tageszeitung, München). Lit.: A. Rosenberg, Wesen, Grundsätze und Ziele der N. D. A. (1923); „Nationalsozialistisches Jahrbuch“ (1928). (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. In: Meyers Lexikon, 7. Aufl., Leipzig 1928)

Antisemitismus, Gegnerschaft gegen die Juden aus rassischen Gründen seitens ihrer Wirtsvölker; die Vertreter dieser Richtung heißen Antisemiten. Der früher mehr gefühlsmäßig und aus religiösen Gründen zutage tretende Gegensatz hat sich seit etwa 1875 in den bewußten Antisemitismus umgewandelt… Den Antisemitismus vertraten im Reichstag Abgeordnete verschiedener Fraktionen. Unter ihnen befand sich Ahlwardt, der ausgeschlossen wurde. Erst 1903 schlossen sich Antisemiten mit andern auf ähnlichem wirtschaftlichen Standpunkt stehenden Abgeordneten zur Fraktion Wirtschaftliche Vereinigung (bis 1912) zusammen. Unterdessen hatte sich unter dem Einfluß der Rassentheoretiker der negative Antisemitismus immer mehr in das positive Streben nach Stärkung des deutschen Volkstums umgewandelt, und diese lange vorbereitete „deutschvölkische“ Bewegung führte 1914 zur Vereinigung der beiden Richtungen unter dem Namen Deutschvölkische Partei, die ihre politische Arbeit vornehmlich auf Mittelstands-, Bauern- und Beamtenfragen erstreckte und nach einem gefestigten Wirtschaftsleben und Volkstum strebte. Die 8 Antisemiten schlossen sich der 1916 gebildeten Deutschen Fraktion an. Die Deutschvölkische Partei, seit 1911 unter Führung von Ferdinand Werner (Gießen), war im Begriff, ihre Organisation auszugestalten, als die Revolution kam. Nun ging sie politisch in der Deutschnationalen Volkspartei auf, aber ihre Anhänger entwickelten eine lebhafte Vereins- und Werbetätigkeit; neben die älteren Vereine, wie Deutschbund (1893), Deutsche Erneuerungsgemeinde (1904), Wälsungenorden (1909), Deutscher Orden (1911), Germanenorden (1912), Verband gegen Überhebung des Judentums (1912), traten neue, wie der Ausschuß für Volksaufklärung (1918), der Bund für deutsche Erneuerung (1919), der deutsche Volksbund (1919), vor allem aber der Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund (1918). Die Deutschvölkischen trennten sich 1923 von der Deutschnationalen Volkspartei, näherten sich der Nationalsozialistischen Freiheitspartei und errangen bei den Reichstagswahlen Mai 1924 mit dieser Erfolge… (Antisemitismus. In: Meyers Lexikon, 7. Aufl., Leipzig 1924)

Der Hitler-Eintrag des Berliner Jüdischen Lexikons 1) von 1927 ist kurz; er besteht lediglich aus dem Verweis auf das Stichwort „Antisemitismus“. Auch unter „Bayern“, „Politische Parteien Deutschlands“ und „Deutschland“ wird hier auf Hitler bzw. die Anfangszeit seiner Bewegung eingegangen; das Stichwort „Friedhofsschändungen“ konfrontiert zusätzlich mit den Auswirkungen des durch die Nationalsozialisten wiederbelebten, radikalen Antisemitismus in Deutschland.

Antisemitismus… Besonders gegen den Staatspräsidenten Bayerns, Kurt Eisner, und nachher gegen jüdische Führer der Münchener Räteregierung … wurde in der Presse eine maßlose Hetze betrieben, die es erklärlich erscheinen läßt, daß gerade Bayern der Ausgangspunkt der „völkischen Bewegung“ und lange Zeit ihr stärkster Stützpunkt wurde. Die im Baltikum und in Oberschlesien angeworbenen Grenzschutztruppen, die 1919 zum Kampf gegen die Spartakisten in Berlin und München und 1920 im Ruhrgebiet aufgebotenen Freikorps, die sich daraus entwickelnden, sog. vaterländischen Verbände und die damit zusammenhängende Einwohnerwehr kämpften alle unter dem Zeichen des Hakenkreuzes und standen offen oder versteckt auf völkisch-antisemitischem Boden… Unter der völkischen Parole wurden mehr und mehr Juden auch von unpolitischen Organisationen, z. B. geselligen und Sportvereinen, ferngehalten und so ihre völlige Abschließung von ihrer Umgebung betrieben… Ihren Höhepunkt erreichte die völkische Bewegung im Juni 1922 mit der Ermordung des Reichsministers Walter Rathenau durch Mitglieder des Schutz- und Trutzbundes, die zugestandenermaßen durch die Lektüre der in Deutschland massenhaft verbreiteten und viel gelesenen „Geheimnissen der Weisen von Zion“ (…) in den Wahn versetzt worden waren, sie würden durch diesen Mord dem Vaterland dienen. Die Aufklärung dieser Zusammenhänge durch die Verhandlung vor dem Reichsgericht öffnete dem besonneneren Teil des Volkes die Augen über die verheerenden Wirkungen der völkischen Hetze und führte so allmählich zur Besserung der Verhältnisse.

Anfang 1920 war in München die „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ gegründet worden; ihr Führer wurde bald Adolf Hitler, der als junger Bautechniker in Wien christlich-soziale Gedankengänge in sich aufgenommen hatte und nach Rache für den Verrat der „Novemberverbrecher“ schrie, weil Deutschland sich erst nach Vernichtung des „inneren Feindes“, den er in Marxisten und Juden sah, von seinen äußeren Feinden befreien könne. Durch seine starke agitatorische Begabung und seine nach dem Vorbild der italien. Fascisten (sic!) angewendeten rücksichtslosen Gewaltmethoden gewann Hitler eine zahlreiche entschlossene Anhängerschaft, hauptsächlich aus akademischen, aber auch aus Arbeiterkreisen, die sich vom Kommunismus enttäuscht abwandten. Ihr gesetzwidriges Treiben wurde von der bayerischen Regierung und der seit dem Kapp-Putsch in Bayern zur Herrschaft gelangten bürgerlichen Mehrheit geduldet, wenn nicht gefördert, weil man auf diesem Weg den sozialistischen Einfluß in der Reichsregierung und in Preußen brechen zu können glaubte. Erst als sich der nach München übersiedelte General Erich Ludendorff der Hitlerbewegung näherte und sie immer mehr in eine dem bayerischen Partikularismus feindliche, unitarische und katholikenfeindliche Richtung lenkte, schritt die bayerische Regierung dagegen ein und warf den Hitlerputsch vom 8. Nov. 1923 mit Waffengewalt nieder, nachdem noch kurz vorher der Generalstaatskommissar von Kahr durch Ausweisung von Ostjuden und ähnliche Maßnahmen den antisemitischen Bestrebungen weitgehende Zugeständnisse gemacht hatte.

Während Hitlers Festungshaft entstanden unter seinen Anhängern Spaltungen. Entgegen dem antiparlamentarischen Grundsatz der Partei beteiligte sie sich an den Wahlen; der glänzende Anfangserfolg hielt aber nicht lange vor, weil die Partei, in die Volksvertretung gelangt, sich in unfruchtbarer Opposition und Führerstreitigkeiten verzettelte. Da der Parteitag der Deutschnationalen Volkspartei 1922 die Bildung einer deutschvölkischen Gruppe abgelehnt hatte, waren die Abgeordneten v. Graefe, Henning und Wulle ausgeschieden und hatten die Deutsch-völkische Freiheitspartei gegründet, die den Reichstagswahlkampf 1924 mit den Nationalsozialisten gemeinsam führte. Die verbündeten völkischen Parteien erreichten überraschende Erfolge, bei den Maiwahlen rund 1 918 000 Stimmen mit 36 Abgeordneten (daneben noch 333 000 Stimmen und 4 Mandate für die schon vor dem Kriege begründete Deutschsoziale Partei des Abgeordneten Kunze („Knüppel-Kunze“ genannt). Weitaus die stärksten Erfolge hatten die Völkischen in Bayern, Thüringen und Mecklenburg erzielt. Bei den Dezemberwahlen 1924 gingen die Zahlen aber auf 907 000 mit 14 Abgeordneten (daneben 159 000 deutschsoziale Stimmen) zurück. Bald nach diesen Wahlen trat zwischen den Verbündeten wieder eine Spaltung ein; die mehr kapitalistisch eingestellte Deutsch-völkische Freiheitspartei unter v. Graefe und Wulle konnte die sozialrevolutionäre Haltung der Nationalsozialisten unter Hitler auf die Dauer nicht billigen. Hingegen schloß sich der ehemalige Mitarbeiter des „Berliner Tageblatts“, dann konservative, schließlich deutsch-völkische Ernst Graf zu Reventlow in jüngster Zeit (1927) den Hitlerianern an. Die Unstimmigkeiten innerhalb der kleinen Gruppen dauern aber weiter an… (Antisemitismus. In: Jüdisches Lexikon, Berlin 1927)

Bayern… Nach der Eisnerschen Ministerschaft (1918-1919) und der Räteregierung (April 1919) war der Antisemitismus in Bayern stärker, roher und gefährlicher als im übrigen Deutschland. Das Treiben Hitlers und der nationalsozialistischen Bewegung unter Führung Ludendorffs führte zu einer wüsten Agitation gegen die Juden, die 1923 in der Ausweisung zahlreicher Ostjuden ihren Höhepunkt erreichte… (Bayern. In: Jüdisches Lexikon, Berlin 1927)

Deutschland… Als der Weltkrieg ausbrach, zeigte sich die innige Verbundenheit aller deutschen Juden, ohne Unterschied der Parteirichtung, mit ihrem Vaterlande… Je schwieriger sich die Kriegslage und die wirtschaftlichen Verhältnisse gestalteten, desto eifriger waren die Judenfeinde bestrebt, die Schuld auf die Juden zu schieben. Auch der militärische Zusammenbruch wurde ihnen zur Last gelegt, die Revolution auf ihre Wühlarbeit im Heere und in der Bevölkerung zurückgeführt, der neu Staat als „Judenrepublik“ geschmäht, die Inflation und der wirtschaftliche Ruin des Landes auf ihr Konto gesetzt. Mit diesen Argumenten operierte die Agitation der „Völkischen“ und ihrer Gesinnungsverwandten, die sich bis zu der Forderung, den Juden die Staatsbürgerschaft zu entziehen, verstiegen, ja auch vor politischem Mord nicht zurückschreckten (Kurt Eisner, Gustav Landauer, Walter Rathenau, Eugen Leviné). Stellenweise entlud sich die aufgepeitschte Volkswut in Exzessen. So kam es 1923 zu ernsten Ausschreitungen in Berlin und an anderen Orten. Die Bestrebungen zur Einführung des Numerus clausus an den Universitäten, die Erschwerungen des Aufenthaltes für jüdische Ausländer, die freilich schon früher und auch im Kriege sogar für Staatsangehörige der Mittelmächte beliebten Ausweisungen, die neuerdings (namentlich in Bayern) wieder aufgerollte Schächtfrage, die (Anfang 1928 über 50) Friedhofsschändungen u.a.m. sind gleichfalls auf diese Hetze zurückzuführen. Eine natürliche Folge des wachsenden Antisemitismus war, daß die Rechtsparteien, die früher auch jüdische Anhänger zählten, bei den Juden fast keinen Anhang fanden und sich deren Sympathien fast nur den Links- und Mittelparteien zuwandten… (Deutschland. In: Jüdisches Lexikon, Berlin 1927)

Parteien, politische, Deutschlands… Die Republik Deutschland sah jüdische Minister und Beamte verschiedensten Ranges; die Rechtsgleichheit ist heute eine Tatsache; freilich, die ausgesprochen reaktionären Parteien in Deutschland – so die Deutschnationale Volkspartei und die reinen Antisemiten (Nationalsozialisten u.a.) – betonen nach wie vor ihr antisemitisches Programm und schüren die antisemitischen Vorurteile. (Parteien, politische, Deutschlands. In: Jüdisches Lexikon, Berlin 1927)

Friedhofsschändungen. Mutwillige Schändungen jüdischer Friedhöfe mit der Absicht, dadurch die jüdische Gemeinschaft zu kränken, sind bereits im MA und vereinzelt wohl auch im 18. Jhdt. aus religiösen Gründen vorgekommen… In der Zeit nach dem Weltkriege lebte der barbarische Frevel der Schändung jüdischer Friedhöfe in Deutschland wieder auf. Jedoch tragen die Friedhofsschändungen des 20. Jhdts. einen nicht unwesentlich anderen Charakter als die im MA und im 18. Jhdt. Sie entspringen in der Hauptsache politischen Motiven und sind als Folge der durch den Krieg verwilderten Moral und der durch nationalistische und völkische Kreise entfachten Judenhetze anzusehen. Denn von den 58 Friedhofsschändungen, die in Deutschland in den Jahren 1923-1928 bekannt wurden (davon allein 42 in 2 ½ Jahren), waren unter den in 14 Fällen ermittelten Tätern nur in einem Falle Kommunisten, dagegen in sieben Fällen Angehörige völkischer Verbände und in sechs Fällen Jugendliche, die noch die Schule besuchen. Alle übrigen Fälle konnten, obwohl von jüdischer Seite und teilweise auch von den Polizeibehörden hohe Belohnungen ausgesetzt wurden, nicht aufgeklärt werden. Besonders wüst wurde von den Friedhofsschändern am 22. Juni 1924 in Binswangen gehaust, wo 20 Grabsteine umgestürzt wurden. In Cöthen wurden im Mai 1925 30 Denkmäler zertrümmert, in Erfurt am 13. März 1926 95 Grabdenkmäler, in Moers in der Nacht vom 15. zum 16. April 1927 28 Grabsteine, in Köln in der Nacht vom 29. zum 30. Juli 1927 70 Grabsteine, in Frankfurt a.M. wurde am 29. September 1927 der jüdische Kinderfriedhof zerstört und in Essingen (Pfalz) schließlich wurden Ende Februar 1928 42 Grabdenkmäler umgestürzt und zerschlagen. Von seiten der jüdischen Organisationen in Deutschland, insbes. vom Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, der in seinem Organ, der „C.-V.-Zeitung“, wiederholt das Gewissen der Öffentlichkeit gegen diese Schandtaten aufrief, wurden zu Beginn des Jahres 1927 Maßnahmen zur Abstellung dieser Untaten unternommen. So wurde vom C.V. an die Reichsregierung und an sämtliche Länderregierungen Eingaben gerichtet, die Maßnahmen der Regierungen veranlaßten. Außerdem wurde ein Aufruf von Wilhelm Michel: „Kampf gegen Gräber“ in zahlreichen Sonderdrucken in ganz Deutschland verbreitet… (Friedhofsschändungen. In: Jüdisches Lexikon, Berlin 1927)

Die Berliner Eschkol Encyclopaedia Judaica 2) enthält kein Stichwort „Hitler“, führt aber in ihren Einträgen „Antisemitismus“ (1928), „Bayern“ (1929) und „Deutschland“ (1930) relevante Angaben an:

Antisemitismus… Am stärksten wurde jedoch die nationalistische und antisemitische Bewegung in den Jahren der Ruhrbesetzung und des Zusammenbruchs der deutschen Währung. Die Antisemiten gaben den Juden schuld. Unter den Organisationen, die sich besonders der antisemitischen Agitation widmeten, ist der „deutsch-völkische Schutz- und Trutzbund“ mit seinem Führer Alfred Roth zu nennen. Das Land wurde mit judenfeindlichen Broschüren und Flugblättern bis zu aufreizenden Zetteln, die man überall angeklebt fand, und der primitivsten literarischen Bekundung antisemitischer Gesinnung, dem allerorten heimlich angebrachten Hakenkreuz, bedeckt. Neben der Agitation durch Broschüren, Flugblätter und Plakate ging die Verhetzung in Versammlungen, und es bildeten sich Geheimbünde, welche die Regierung stürzen und verhaßte Persönlichkeiten durch Mord beseitigen sollten. Am heftigsten war die Reaktion in Bayern, wo die Räteregierung gestürzt und Kurt Eisner ermordet wurde. Der aus Österreich eingewanderte Adolf Hitler gründete dort die nationalsozialistische Arbeiterpartei, welche Deutschland zuerst von dem „inneren Feinde“ und der Judenherrschaft befreien sollte. Sie hatte zeitweise so viele Anhänger, daß sie am 8. November 1923 versuchen konnte, die bayerische Regierung zu stürzen, was jedoch mißlang. Die Hetze durch antisemitische Organe wie den „Völkischen Beobachter“ und den „Miesbacher Anzeiger“ hatte fast zu Pogromen geführt. Die Wut hatte sich schließlich auf zwei Politiker, die die Friedens- und Ausgleichsverhandlungen mit den Siegern zu führen hatten, konzentriert: den Minister Erzberger vom Zentrum und den Juden Walter Rathenau. Beide Männer fielen den Kugeln völkischer, von einer geheimen Mordorganisation entsandte Mörder zum Opfer. Die Frucht dieser Verhetzung war, daß bei den Wahlen im Mai 1924 die Zahl der deutschnationalen Abgeordneten von 66 auf 96 stieg und sie somit nur noch wenig den Sozialisten (…) nachstand, und die Deutschvölkische Freiheitspartei, die sich als radikaler antisem. Flügel von den Deutschnationalen losgelöst hatte und mit den Nationalsozialisten zusammenging, die Zahl ihrer Abgeordneten von 3 auf 32 erhöhen konnte… (Antisemitismus. In: Encyclopaedia Judaica, Berlin 1928)

Bayern… Erst nach der Staatsumwälzung im Jahre 1918 und dem Sturz der Räteregierung (April 1919), an der einige Juden beteiligt waren, wurde Bayern infolge der wirtschaftlichen Lage und politischen Verhältnisse, die Hitler und Ludendorff zu demagogischer Verhetzung ausnutzten, ein Herd des Antisemitismus; im Herbst 1923 kam es zu schweren Ausschreitungen und zu Judenausweisungen, womit aber die judenfeindliche Bewegung in Bayern ihren Höhepunkt überschritten hatte… (Bayern. In: Encyclopaedia Judaica, Berlin 1929)

Deutschland… Im Weltkrieg von 1914-1918 fielen mehr als 12 000 deutsche Juden… Nach dem Zusammenbruch wurde den Juden alles Unglück, im Felde und in der Heimat, zur Last gelegt, und Lügenbücher wie „Protokolle der Weisen von Zion“ und deren Bearbeitungen fanden zahlreiche gläubige Leser. Der Rassenantisemitismus wurde für viele ein neuer Glaube; Wissenschaftler stellten ihre Gelehrsamkeit zum Beweis der sinnlosesten Behauptungen zur Verfügung. Der Widerwille gegen den neuen demokratischen Staat drückte sich vielfach in Gehässigkeiten gegen die Juden aus. Die Attentate gegen jüdische Staatsmänner zeigten, welchen Grad die Verhetzung erreicht hatte; stärker drückte sie sich in den zahlreichen Friedhofsschändungen und Synagogenzerstörungen aus. Eine der stärksten Waffen gegen die Juden ist der wirtschaftliche Boykott, der Ausschluß des jüdischen Handels, die Zurückweisung jüdischer Angestellter; dabei ist die gesamte wirtschaftliche Entwicklung, die Konzentrationsbewegung in Industrie, Bank und Handel, die zunehmende wirtschaftliche Betätigung der öffentlichen Hand, die Bureaukratisierung der Wirtschaft und die Zurückdrängung der persönlichen Initiative dem Fortkommen der Juden ohnehin ungünstig.

Die Lage der jüdischen Gemeinden hat sich sehr erschwert; trotz bedeutend erhöhtem Steuerdruck können sie ihren Pflichten nur schwer gerecht werden. Die Verhetzung an kleineren Orten hat viele Juden zur Abwanderung gezwungen. Das jüdische Leben der meisten kleinen Gemeinden ist verkümmert; die jüdische Kultur hat unendlichen Schaden genommen, die kritischen Einwirkungen des Großstadtlebens haben sich ungemein verschärft… (Deutschland. In: Encyclopaedia Judaica, Berlin 1930)

Mit Staatslexikon 3) ist ein fünfbändiges Nachschlagewerk überschrieben, das im Auftrag der (katholischen) Görres-Gesellschaft entstand und in den Jahren 1926-1932 seine fünfte, neubearbeitete Auflage erlebte. Herausgeber Hermann Sacher legte im Vorwort fest: „Das Werk will der Sprach-, Bluts- und Kulturgemeinschaft des gesamten Deutschtums dienen und die christlichen Gemeinschaftsideale aller Völker pflegen… Dem Inhalt nach soll das Staatslexikon ein geistiger Leuchtturm sein im Meere der staatlichen und gesellschaftlichen Dinge und Irrungen der Gegenwart und der voraussichtlichen Zukunft, nicht der Vergangenheit… Mit strenger Wahrung des katholischen Standpunktes ist sorgfältiges Eingehen auf die besonderen Bedürfnisse der modernen Gesellschaft unter genauer Würdigung der jedesmal einschlagenden tatsächlichen Verhältnisse zu verbinden.“ Als relevant erwiesen sich die Einträge „Nationalsozialismus“ (1929), „Nachtrag:Nationalsozialismus“ sowie „Antisemitismus“:

Nationalsozialismus… 1. Werdegang. Die Nationalsozialistische Bewegung geht in ihren ersten Anfängen bis in die 1890er Jahre zurück. Damals riefen die alldeutschen Abgeordneten Wolf und Schönerer eine deutschnationale Bewegung ins Leben, die nach Sprengung der Alldeutschen Partei im Jahre 1904 zur Gründung der „Deutschen Arbeiterpartei“ führte; diese hatte einen starken sozialistischen Einschlag. Nach der Revolution von 1918 wurde die Bewegung auch nach Deutschland verpflanzt; sie nahm den Namen „Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei“ an. Die Nationalsozialisten traten zunächst als ein Teil der vaterländischen Bewegung hervor, sie hoben sich aber alsbald von ihr durch einen gewissen Radikalismus und ein hemmungsloses Draufgängertum ab. Das Zentrum der Bewegung wurde München. Der Führer der Bewegung, Adolf Hitler (früher Dekorationsmaler, geb. 1889 zu Braunau, Oberösterreich), wandte sich mit seinen Ideen zunächst an die Frontkämpfer aus dem Arbeiterstand, die er dem Bann der Sozialdemokratie entreißen und wieder dem nationalen Gedanken zuführen wollte. Als geborener Volksredner übte Hitler einen großen Einfluß auf die Masse, vor allem auf die vaterländische Jugend, auf die ehemaligen Offiziere und auf alle die aus, die unter Krieg und Umsturz besonders gelitten hatten. Sein bester Bundesgenosse war die verzweifelte wirtschaftliche Lage des Volks. Der Höhepunkt der Bewegung fällt auch mit dem Höhepunkt der Geldentwertung zusammen. Hitler ging von durchaus vaterländischen Erwägungen aus; es fehlte ihm aber die geschichtliche und staatspolitische Bildung und vor allem die strenge Selbstzucht, ohne die ein verantwortlicher Führer nicht denkbar ist. Er wollte Retter seines Vaterlandes werden und gelangte schließlich nach gewissen äußern Erfolgen bei einem Größenwahn an, der seine volle Hemmungslosigkeit entfesselte und ihm wie dem Vaterland zum Verhängnis wurde. Hitler kümmerte sich um keinerlei Gesetze, redete dem übertriebensten Radikalismus das Wort, hetzte gegen Juden und November-Verbrecher und ließ sich schließlich im Herbst 1923 zu dem Versuch hinreißen, die Regierung in Bayern und im Reich gewaltsam zu stürzen, um als Diktator das Schicksal des Volkes selbst in die Hand zu nehmen. Von diesem verwerflichen Staatsstreich hielt ihn auch die dem Minister des Innern freiwillig und feierlich abgegebene ehrenwörtliche Erklärung, daß er nie in seinem Leben einen Putsch machen werde, nicht zurück.

2. Programm. Hitler hatte zunächst kein bestimmtes Programm. Im Laufe des Jahres 1920 wurde ein solches aufgestellt, das sich als Zeitprogramm bezeichnete und 25 Punkte umfaßte. Es trägt ausgesprochen antisemitischen Charakter; der Jude kann nicht Volksgenosse sein und fällt unter Fremdenrecht. Es verlangt die Verstaatlichung aller bereits vergesellschafteten Betriebe, Gewinnbeteiligung an Großbetrieben, unentgeltliche Enteignung von Grund und Boden für gemeinnützige Zwecke usw. Die körperliche Ertüchtigung ist durch gesetzl. Festlegung einer Turn- und Sportpflicht zu unterstützen. Um eine deutsche Presse zu bekommen, sollen sämtliche Schriftleiter und Mitarbeiter von Zeitungen Volksgenossen sein. Die Partei vertritt angeblich den Standpunkt des positiven Christentums, ohne sich konfessionell an ein bestimmtes Bekenntnis zu binden. Zur Durchführung des Programms wird die Schaffung einer starken Zentralgewalt des Reichs u. unbedingte Autorität des politischen Zentralparlaments über das gesamte Reich u. seine Organisationen verlangt.

Bei der politischen Werbetätigkeit hat dieses Programm eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle gespielt. Hitler selbst beschränkte sich im allg. auf wenige Gesichtspunkte und verstand es, durch Schlagworte Eindruck auf die Massen zu machen. Er erklärte die Juden und das internationale Börsenkapital sowie den Marxismus und die von dessen Ideen beherrschten Parteien als die einzigen und ausschließlichen Quellen allen Übels und allen nationalen Unglücks. Gegen diese Feinde solle die gesamte Kraft der Bewegung eingesetzt werden. Der Aufbau des Volks könne erst beginnen, wenn die Juden und die Marxisten (November-Verbrecher) förmlich vernichtet seien. Die Regierungen des Reichs und der Länder werden, gleichviel ob sie rechts oder links orientiert sind, bis aufs Messer bekämpft. Die Parlamente werden als Schwatzbuden verächtlich gemacht. Formale Mehrheitsbeschlüsse der Parlamente werden als gesetzgebende Faktoren abgelehnt; es wird offen der Bürgerkrieg und die nationalsozialistische Diktatur und damit die Gewaltherrschaft einer Minderheit gepredigt.

Das Christentum Hitlers und seiner Bewegung ist lediglich der Gegensatz zum Judentum und ohne jeden positiven Inhalt. Es wurde klar, daß der Nationalsozialismus auf eine deutsche Nationalkirche hinstrebte, um das zu vollenden, was angeblich der Protestantismus nur halb durchführte. „Jeder Mensch und jedes Volk empfindet schließlich die Gottheit so, wie es seinem Wesen entspricht“ (…). Der Mensch schafft sich also seinen Gott selbst, wie er ihn braucht. Wie es mit dem Christentum des Nationalsozialismus beschaffen ist, ergab sich aus der zeitweise maßlosen Bekämpfung der kath. Kirche und ihrer Würdenträger (Kardinal Faulhaber) durch Mitglieder der Nationalsozialistischen Partei.

3. Kampf mit der Staatsgewalt. Eine Bewegung mit solchen Ideen mußte naturgemäß mit der Staatsgewalt alsbald in Widerspruch geraten. Der erste größere Zusammenstoß mit den Anhängern Hitlers erfolgte Jan. 1923 in München bei der sogenannten Standartenweihe. Einen viel ernsteren Charakter trug der Zusammenstoß aus Anlaß der sozialistischen Maifeier vom 1. Mai 1923. Etwa 5000 Bewaffnete, darunter rund 2000 Nationalsozialisten, hatten sich an verschiedenen Plätzen Münchens versammelt und eine drohende Haltung gegen die Regierung für den Fall eingenommen, daß die sozialistische Maifeier entgegen ihrem Willen stattfinden sollte. Dieses strafwürdige Verhalten blieb ungesühnt, obwohl der Minister des Innern die Bestrafung gefordert hatte. Die Folgen blieben nicht aus, die Nationalsozialisten wurden immer anmaßender.

Im Juli 1923 versuchte Hitler, dem allgemeinen deutschen Turnerfest in München das Gepräge einer nationalsozialistischen Veranstaltung zu geben. Angesichts der steigenden Not des Volks wurde der Einfluß und die Gefahr der Bewegung immer größer; sie erreichte ihren Höhepunkt, als General Ludendorff sich hinter die Bewegung stellte. Die Hitlersche Organisation fühlte sich als Staat im Staat und hatte sich im Laufe der Zeit in Gestalt der Sturmtruppe auch eine gewisse militärische Macht herangebildet. Am 8. Nov. 1923 führte Hitler durch Überrumpelung einer Versammlung im Münchner Bürgerbräukeller den Staatsstreich aus, der aber trotz der Mitwirkung des Generals Ludendorff mißlang. Im Hochverratsprozeß wurde Hitler zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, nach kurzer Zeit aber mit Bewährungsfrist auf freien Fuß gesetzt. Obwohl die bewilligte Bewährungsfrist eine Handhabe zum Einschreiten gegen weitere Verfehlungen bot, wurde gegen ihn von der Regierung für längere Zeit ein Redeverbot erlassen.

Durch den Staatsstreich und die Verurteilung Hitlers wegen Hochverrats erlitt die Bewegung einen tödlichen Stoß. Einer großen Zahl Anhänger kam es nunmehr zu Bewußtsein, daß sie einem Phantom zum Opfer gefallen waren. Hitler versuchte zwar die Bewegung neu zu organisieren. Man entschloß sich auch, an den Wahlen teilzunehmen. Neben einer Nationalsozialistischen Partei entstanden jedoch andere völkische Splitterparteien (Deutsche Freiheitspartei, Völkischer Block), von denen keine Bedeutung gewann. Für Hitler war die Freifahrtkarte, ein Mittel zur Verbilligung der Agitationskosten, ein Hauptgrund, den Widerstand gegen die parlamentarische Betätigung seiner Anhänger aufzugeben. Der Nationalsozialismus hat durch den Mißerfolg im Jahre 1923 seine Anziehungskraft verloren und wird diese aller Voraussicht nach kaum wiedergewinnen… (Nationalsozialismus. In: Staatslexikon, Hg. Hermann Sacher, Freiburg im Breisgau 1929)

Nachtrag: Nationalsozialismus… 1. Die zweite Entwicklungsstufe der Bewegung. Die erste Periode des NS schließt mit dem verunglückten Putsch Nov. 1923… Während Adolf Hitler auf der Festung Landsberg saß, suchte der Rest seiner Anhänger Anlehnung an die deutsch-völkische Richtung, die sich 1922 von der Deutschnationalen Volkspartei getrennt hatte. Bei der Reichstagswahl Mai 1924 erlangte die „Vereinigte deutschvölkische Freiheitspartei“ 32 Sitze, die sich bei der Dez.-Wahl 1924 auf 14 verminderten, darunter noch 7 Nationalsozialisten. Die völkische Bewegung war im Zustand innerer Auflösung, als der mit Bewährungsfrist begnadigte Hitler 1925 die Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) neu begründete. Am 4. Juli 1926 hielt sie in Weimar ihren zweiten Reichsparteitag ab. Während die erste Periode vom Willen zur revolutionären Aktion beherrscht war, vollzog sich nun die Wendung zur Machteroberung auf parlamentarisch-demokratischem Wege, durch Wahlpropaganda und Mandate. Die massenpsychologischen Beobachtungen und die werbetechnischen Erfahrungen, die Hitler in seinem auf der Festung begonnenem Buche „Mein Kampf“ niedergelegt hat, wurden zur Grundlage eines Feldzuges, in dem sich Hitler als ausgezeichneter Agitator und Organisator erweist. In wenigen Jahren baut er einen bis ins Kleinste durchdachten und straff geleiteten Apparat auf, er handhabt meisterhaft die Parteidemagogie und bildet ganz neue Propagandaformen aus, die nach und nach von andern Parteien nachgeahmt werden. Die badische Landtagswahl 1925 bringt der NSDAP ganze 973 Stimmen, in Sachsen erlangt sie 1928: 2 Mandate. Dann bringt der Kampf um den Young-Plan einen gewaltigen Auftrieb, bei den späteren Wahlen vervielfachen sich die Stimmen. Der Sieg bei der Reichstagswahl Sept. 1930 übertrifft alle Erwartungen. Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 erreicht Hitler im ersten Wahlgang 11,3 Mill., im zweiten Wahlgang 13,4 Mill. Stimmen. Die Reichstagswahl am 31. Juli 1932 bringt der Partei 13,7 Mill. Stimmen und 230 Mandate…

Für die zweite Entwicklungsstufe des NS. wird die Frage der Verfassungsfeindlichkeit oder der Legalität der Partei entscheidend. Können Ziel und Betätigung als hochverräterisch erwiesen werden, dann besteht die Möglichkeit der Unterdrückung durch die Staatsgewalt. Hitler erkennt Verfassung und Gesetze formell an und diszipliniert dementsprechend seine Gefolgschaft. Von den gegnerischen Parteien, hie und da auch von Behörden und Gerichten, wird die Legalität bestritten. In Berlin wird die NSDAP. vorübergehend verboten. In verschiedenen Ländern wird den Beamten die Mitgliedschaft oder wenigstens die offene Tätigkeit für die Partei untersagt. Auch von der Reichswehr sind Nationalsozialisten ausgeschlossen. September 1930 ergeht ein Reichsgerichtsurteil gegen drei Reichswehroffiziere, die nationalsozialistische Zellen zu bilden versucht hatten. Hitler sagt in diesem Prozeß unter Zeugeneid aus, daß seine Partei streng legal sei. Zwar sollen im „Dritten Reich“ zur Sühne für den November 1918 „Köpfe rollen“, aber nur gemäß Urteilsspruch des Staatsgerichtshofes. In die Linie der Legalität werde auch die SA. (Sturmabteilungen) gezwungen, unerlaubter Waffenbesitz habe den Ausschluß aus der Partei zur Folge. Nov. 1931 werden von der hessischen und preußischen Regierung die „Boxheimer Dokumente“ dem Reichsgericht als Anklagematerial zugestellt; sie enthalten genaue Vorschriften für eine nationalsozialistische Diktatur im Falle einer Beseitigung der ordnungsgemäßen Staatsgewalt. Die Parteileitung lehnt sie als Privatarbeit ab, das Hochverratsverfahren wird nicht eingeleitet, da die Pläne angeblich einen kommunistischen Umsturz voraussetzen. Die Sperre der Reichswehr für Nationalsozialisten wird unter dem Kabinett Brüning aufgehoben (Jan. 1932). Unmittelbar nach dem ersten Wahlgang für den Reichspräsidenten (13. März 1932) hielt die preuß. Polizei in zahlreichen Geschäftsstellen der NSDAP. Haussuchung ab, da Vorbereitungen für eine gewaltsame Machtergreifung vermutet wurden. Das beschlagnahmte Material wurde wiederum vom Oberreichsanwalt nicht für ausreichend gehalten, die geplanten Maßnahmen sollten nur Abwehrcharakter haben. Trotzdem dringen die preuß. Regierung und andere Länderregierungen auf das Verbot der „Privatarmee“ Hitlers. Am 13. April 1932 werden durch Verordnung des Reichspräsidenten sämtliche SA-Formationen aufgelöst und ihre Quartiere geschlossen. Bald nach dem Rücktritt des KabinettsBrüning (30. Mai 1932) wird das Verbot der SA wieder aufgehoben. Die am 20. Juli 1932 eingesetzte kommissarische Regierung in Preußen beseitigt auch das Verbot für Beamte, sich in der NSDAP. zu betätigen.

Eine zweite Frage, die sich für die Hitler-Partei auf der neuen Entwicklungsstufe ergibt, ist die der Koalition mit anderen Parteien. Anfang 1930 tritt der Nationalsozialist Frick in die Koalitionsregierung in Thüringen ein, gleichfalls 1930 nimmt die NSDAP. an einer Koalitionsregierung in Braunschweig teil. Der „neue Kurs“ in Thüringen und Braunschweig führt zu allerlei Konflikten mit der Reichsregierung. Nach einem Jahr zerfällt die thüringische Koalition. Februar 1931 stellt im Reichstag die nationalsozialistische Fraktion demonstrativ die Mitarbeit ein und zieht ihren Vertreter aus dem Präsidium zurück. Nach der hessischen Landtagswahl (13. Nov. 1931) werden Koalitionsverhandlungen zwischen NSDAP. und Zentrum geführt, die ergebnislos verlaufen. Gleichzeitig wird eine Fühlungnahme zwischen Hitler und dem Reichskanzler Brüning vermittelt, zu einer Annäherung kommt es nicht. Jan. 1932 tritt Reichskanzler Brüning wegen einer Amtsverlängerung des Reichspräsidenten von Hindenburg durch den Reichstag an Hitler heran; die Verständigung wird jedoch durch die radikale Richtung in der NSDAP. und durch andere Kräfte der „nationalen Opposition“ verhindert. Bei dem Volksbegehren gegen Youngplan (Ende 1929) und für Auflösung des preußischen Landtages (Sommer 1931) gingen die Nationalsozialisten mit der Deutschnationalen Volkspartei und Stahlhelm zusammen. Die „nationale Opposition“ trat am 11. Oktober 1931 durch eine Kundgebung in Bad Harzburg in Erscheinung, bald danach brachen jedoch in dieser Einheitsfront öffentliche Streitigkeiten aus. Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 war keine Einigung über einen gemeinsamen Kandidaten zu erreichen. Die alte Opposition zerfiel endgültig, nachdem der Reichspräsident es abgelehnt hatte (13. August 1932), Hitler als den Führer der stärksten Partei mit dem Reichskanzleramt zu betreuen. Deutschnationale Volkspartei und Stahlhelm unterstützten das Präsidialkabinett v. Papen, während ihm die NSDAP. schärfsten Kampf ansagte. Sie näherte sich damit der Zentrumspartei, die ihrerseits zu einer Koalitionsbildung mit der äußersten Rechten bereit war. Die Auflösung des Reichstages 12. September 1932 machte die Verhandlungen gegenstandslos.

Durch die Verpflichtung zur Legalität und durch die Bereitschaft zur Koalitionsbildung wurden in der NSDAP. innere Gegensätze lebendig. Eine revolutionär-sozialistische Gruppe (Otto Straßer) verließ Juli 1930 die Partei. Wenig später rebellierte die SA-Abteilung des Hauptmanns Stennes gegen die Berliner Gauführung; den äußeren Anlaß boten Klagen über ungenügende Löhnung. Hitler griff vermittelnd ein, stieß dann jedoch Stennes und seinen Anhang aus der Partei aus. Der Mittelpunkt der radikalen Richtung ist Berlin, ihre Wortführer sind Dr. Goebbels (sein Organ: „Der Angriff“) und Graf Reventlow (Organ: „Der Reichswart“). Auch Gregor Straßer betont den Sozialismus der Partei sehr nachdrücklich, stellt aber ihre Geschlossenheit allem voran. Während Hitler persönlich in Unternehmerkreisen für seine Ideen wirbt, suchen die Fraktionen in den Parlamenten den Marxismus zu übertrumpfen. So forderte der erste Antrag, den die NSDAP. im Reichstag einbrachte (Okt. 1930) entschädigungslose Enteignung der Bank- u. Börsenfürsten“, Verstaatlichung der Großbanken, Beschränkung der Börsengeschäfte und Höchstzins von 5 %.

2. Organisation und Presse

Der Aufbau der Parteiorganisation ist bewußt antidemokratisch. Der Führer Hitler hat unbeschränkte Gewalt, er ernennt sämtliche Funktionäre und entscheidet über alle Aktionen unwiderruflich. Neben ihm wirken einige Generalbeauftragte: Gregor Straßer als Reichsorganisationsleiter, Dr. Goebbels als Reichspropagandaleiter, Hauptmann a. D. Röhm als Stabschef der SA. Parteigeschäftsstelle und Hauptquartier ist das „Braune Haus“ in München, das mit repräsentativem Prunk eingerichtet ist. Außer Abteilungen für Organisationszwecke, wie Kassenführung, Rechtsgeschäfte, Untersuchung und Schlichtung, Jugendbetreuung, bestehen dort auch Fachberatungsstellen für Wirtschaftspolitik, Agrarpolitik, Gewerkschaftsfragen, Finanzwirtschaft, Justizwesen usw. Die Partei im Reich ist nach Gauverbänden gegliedert, die teils ganze Länder oder Provinzen, teils nur einzelne Großstädte umfassen. Der Gau ist in Bezirke und Ortsgruppen eingeteilt, in großen Städten die Ortsgruppen wieder in Sektionen. Daneben stehen Spezialorganisationen, so die Hitler-Jugend (Schulentlassene von 14 bis 18 Jahren), der Deutsche Frauenorden „Rotes Hakenkreuz“, die Bünde der Schüler, Studenten, Lehrer, Ärzte und Juristen.

Aus dem Saalschutz der nationalsozialistischen Versammlungen sind die SA. (Sturmabteilungen) und die SS. (Schutzstaffeln) hervorgegangen, die 1926 neu aufgebaut wurden und Anfang 1932 300 000 Köpfe zählten. Ihre Organisation lehnt sich eng an militär. Vorbilder an. Unter dem Obersten SA-Führer Hitler (Osaf) und seinem Stabschef stehen 5 Inspektionen (Ost, Nord, West, Süd und Mitte), denen die Gaustürme untergeordnet sind. Der Gausturm vereinigt mehrere Standarten (Regimenter), die Standarte hat 4 bis 5 Sturmabteilungen (Bataillone), die wiederum in Trupps (Kompanien) eingeteilt sind. Jeder Inspektionsbezirk hat seine Zeugmeisterei, Sanitäts-, Automobil-, Radfahr- und Musikkorps sind auf die Formation verteilt. Der Gausturm führt das Hakenkreuzbanner, die Standarte ein mit Adler und Hakenkreuz geziertes Feldzeichen. Die Uniform ist einheitlich braunes Hemd mit Koppel- und Schulterriemen, braune od. (für die SS) schwarze Mütze. Die Rangabzeichen gehen vom Stern des Gruppenführers bis zum goldenen Eichenlaub auf dem Kragenspiegel des Osaf.

Die Presse der NSDAP. hat sich sehr rasch entwickelt. Nachdem der „Völkische Beobachter“(München) lange Zeit die einzige Tageszeitung neben einigen Wochenblättern gewesen war, trat mit der Reichstagswahl 1930 ein mächtiger Aufschwung ein. Manche Neugründungen gerieten in finanzielle Schwierigkeiten, Anfang 1932 wurden aber noch 35 Tageszeitungen und 50 Wochenblätter angegeben. Dazu kommen die „Nationalsozialist. Parteikorrespondenz“, zwei Zeitschriften: „Nationalsozialist. Monatshefte“ (München) und „Volk und Raum“ (Berlin), sowie das satirische Wochenblatt „Die Brennessel“, Die Schriftenreihe „Nationalsozialistische Bibliothek“ zählte Anfang 1932: 35 Hefte. Hitlers Buch „Mein Kampf“ ist in einer Volksausgabe weit verbreitet, auch seine Reden sind gesammelt erschienen; ferner gibt es ein „Volksbuch vom Hitler“.

Die Finanzierung des Organisationsapparates dürfte hauptsächlich durch die Mitgliederbeiträge geschehen (1 M monatlich bei einer Million eingeschriebenen Mitgliedern). Die Kosten der Propaganda werden durch hohe Eintrittsgelder gedeckt. Über sonstige Geldquellen können nur Vermutungen angestellt werden. Die Zuwendungen aus Unternehmerkreisen sind wahrscheinlich nicht so erheblich, wie zeitweise geglaubt wurde; einzelne Geldgeber sind allerdings mit Namen bekannt. Mit ausländ. Geldzuflüssen kann kaum im Ernst gerechnet werden. Vor dem Putsch 1923 sollen von ital. Faschisten Beihilfen geleistet worden sein, die aber nur auf 50 000 M beziffert werden.

3. Ideenwelt und Triebkräfte

Das Programm der 25 Punkte von 1920 wird von der Partei unverändert festgehalten, es hat aber für die Beurteilung der Bewegung nur historischen Wert. Im Schrifttum und in der praktischen Politik hat es höchst widerspruchsvolle Auslegungen erfahren. Auch sonst ergibt das Schrifttum des NS kein eindeutiges Bild vom Denken und Wollen der Bewegung, es ist voll von Widersprüchen und wird im Notfall nicht als parteiamtlich anerkannt, so das widerchristliche Buch Rosenbergs „Der Mythos des 20. Jahrhundert“ (1930). Immerhin läßt sich ein bestimmter Ideenkreis herausschälen, den sich Hitler wohl erst bei der Niederschrift seines Bekenntnisbuches erarbeitet hat, der aber in allen Reden und Schriften der Bewegung durchschlägt. Der persönlichen Entwicklung Hitlers gemäß bewegt er sich zwischen den Polen Nationalismus und Sozialismus. Aus seiner Heimat hat Hitler Erinnerungen an das österreichische Alldeutschtum (Schönerer) mitgebracht, vielleicht auch an die geistesverwandte Arbeiterbewegung (Rudolf Jung), die sich 1918 „Nationalsozialist. Partei“ nannte. Unmittelbar nach dem Weltkrieg lag die Verbindung sozialistischer und nationaler Tendenzen in der Luft. (Nationalbolschewismus!). Ein vorwiegend ethischer Sozialismus lehnte sich gegen den internationalen Marxismus auf, verwarf den Klassenkampf und wollte den vierten Stand national verwurzeln. Der Nationalbegriff Hitlers hat eine völkische Prägung. Das Volkstum erscheint darin mehr rassisch als kulturell bedingt; die bluthafte Verbundenheit wird unter dem Einfluß der Rassenideologie (Gobineau, Chamberlain) einseitig betont. Darin findet der praktische Antisemitismus des alten Österreich (Lueger) eine scheinbar wissenschaftliche Begründung und geschichtsbildende Bedeutung. Aus dem Überlegenheitsanspruch der „nordischen“ Rasse wird der nationale Imperialismus hergeleitet, der jeglichen Pazifismus als Verrat bekämpft. Das Blut wird gegen den Geist, die Vitalität gegen den Rationalismus aufgerufen. Der Führergedanke (Nietzsche) wird zum Ordnungsprinzip, unter Verneinung des liberalen Demokratismus. Den Ideen von 1789 werden die Ideen der Bindung, Eingliederung und Gefolgschaft entgegengesetzt. Die Vorstellung einer ständischen Ordnung des Volkes erwacht wieder, der Parlamentarismus der Parteien soll durch sachkundige Beratung in berufsständischen Kammern abgelöst werden. Das Schlagwort vom „Dritten Reich“ entstammt wie mancher gute Gedanke des NS., dem (1922 erschienenen) Buch des revolutionär-konservativen Moeller van den Bruck; dort wird es mystisch verklärt und doch ganz realpolitisch auf die staatliche Neuschöpfung angewandt, die dem „zweiten“, dem Bismarckschen Reiche, folgen soll.

Es ist gewiss nicht tiefe Erfassung dieser Ideen, was die Wählermassen der NSDAP. zusammengeführt hat. Aber auch die Annahme ist unzulänglich, daß nur geschickte Propaganda und hemmungslose Demagogie das stürmische Wachstum der Bewegung bewirkt hätten. Die geistige und seelische Disposition weiter Volksschichten war Voraussetzung dafür. Nun ist es wieder nicht so, als ob die Anhänger Hitlers durch die wirtschaftliche Notlage zur Verzweiflung getrieben und einem Erlösungswahn verfallen wären. Freilich hat die Not den Acker umgepflügt; was auf ihm wächst, wurzelt jedoch in elementaren Empfindungen und realen Bedürfnissen, denen die Ideologie des NS entspricht. Die soziologische Struktur der Wählerschaft ist aufschlußreich, auch bezüglich der seelischen Untergründe. Nach Analogie des italienischen Faschismus wird der NS häufig als Bewegung der Mittelschichten gedeutet. Das ist insofern richtig, als mittelständische Kreise, zumal der „Neue Mittelstand“ (Angestelltenschaft) den Kern bilden. Der NS greift jedoch tief in andere Schichten hinein. Sehr stark sind die Bauern erfaßt worden, während die Großlandwirte überwiegend an der Deutschnationalen Volkspartei festhalten. Das ehemals liberale „Großbürgertum“ neigt dem NS. zu, ebenso die gesellschaftliche Oberschicht der verabschiedeten Offiziere, des Adels, der höheren Beamten; sie alle nehmen an der Bezeichnung „Arbeiterpartei“ keinen Anstoß. Die Industriearbeiterschaft selbst zeigt sich spröde, abgesehen von einem Teil ihrer Jugend, wie überhaupt die junge Wählerschaft aller Schichten den bedeutendsten Anteil am Wachstum der NS. hat. Auf Grund der Altersstufung und ihrer Wandlung seit den Wahlen von 1928 hat Artur Dix vor der Reichstagswahl 1930 der NSDAP. 100 Abgeordnete prophezeiht.

Die Triebkräfte der Bewegung sind so wenig einheitlich wie ihre Struktur, und doch fließen sie an einem Punkt zusammen: in der Verneinung und Auflehnung. Der NS. ist Protest gegen Versailles und die hartnäckige Niederhaltung Deutschlands durch Frankreich und seine Trabanten; gegen die Erfüllungs- und Verständigungspolitik, gegen Locarno und Völkerbund, Dawesplan und Youngplan; gegen pazifistische Verzichtstimmung und paneuropäische Illusionen; gegen die Republik, die ihr Dasein dem nationalen Zusammenbruch verdankt, deren Staatsmänner und Parlamente die Unterzeichnung des Versailler Diktats und der späteren Verträge zu verantworten haben; gegen die Machtstellung der sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaften, gegen den sogenannten Staatssozialismus und die sozialen Lasten; gegen das Parteibuchbeamtentum, gegen alle Nutznießer der neuen Verhältnisse, gegen handgreifliche Korruptionserscheinungen; gegen die Herrschaft der Fraktionen und gegen das Parteiwesen überhaupt; gegen das parlamentarische System mit seinem Ämterschacher und seinen undurchsichtigen Verantwortlichkeiten. Beim „neuen Mittelstand“ und bei der Jugend erstreckt sich der Protest auf die kapitalistische Wirtschaftsweise, auf die Rationalisierung, die weltwirtschaftliche Abhängigkeit und die internationale Plutokratie, von denen Wirtschaftkrise und Arbeitslosigkeit hergeleitet werden. Die Bauern protestieren noch insbesondere gegen die einseitige Konsumentenpolitik, gegen die auf Export zugeschnittene Handelspolitik, die wiederum durch Versailles und die Reparationslasten, nach Ansicht der Bauernschaft aber doch mehr durch die vorwaltende Rücksicht auf die Lebenshaltung der Stadtbevölkerung begründet ist. Überall Widerstand, in dem sich egoistische mit nationalen Motiven unbewußt verbinden, manchmal auch die einen sich absichtlich hinter den andern verstecken. Nur in einer Elite der Bewegung, vor allem in der jüngeren, begeisterungsfähigen Gefolgschaft, tritt die Negation hinter die positiven Triebkräfte zurück. Da ist starke Sehnsucht nach einem neuen deutschen Lebensideal, nach Zielsetzung und Aufgabe in einem sinnlos gewordenen Dasein, nach Führung und Bindung in einer individualistisch zersetzten Kultur; da ist aufrichtiger Wille zur Kameradschaft und Gemeinschaft, opferfreudige Bejahung der nationalen Schicksalsgemeinschaft, Glaube und Hingabe an überindividuelle Lebenswerte.

4. Faschismus und Nationalsozialismus

Die Gleichsetzung von NS. und italienischem Faschismus, mit der die Gegner der Hitler-Bewegung, ohne es zu wollen, einen Gefallen erweisen, ist irreführend, sie birgt die Gefahr politischer Fehlschlüsse in sich. Die Verwandtschaft im Ideengehalt und in den Triebkräften ist gewiß nicht zu leugnen. Gemeinsam sind Nationalismus und nationaler Imperialismus, antiliberale und antimarxistische Einstellung, der Führergedanke und der Ordnungswille, das Vitale und Irrationale, kurzum die elementare Reaktion gegen das individualistische, rationalistische, liberaldemokratische Zeitalter. Ähnliche Tendenzen machen sich auch außerhalb Italiens und Deutschlands bemerkbar (Action franςaise in Frankreich, Diktatur in Spanien und anderwärts). Dem romanischen Nationbegriff des Faschismus ist jedoch die Rassenideologie fremd, eine Judenfrage gibt es in Italien nicht, die fremdvölkischen Minderheiten sollen italianisiert werden. Grundverschieden sind ferner die beiden Bewegungen in ihrer historischen Erscheinung und in ihrer politischen Auswirkung, trotz der Nachahmung äußerer Formen (römischer Gruß; statt Schwarzhemden Braunhemden; statt Duce „der Führer“) und der unverkennbaren Beeinflussung Hitlers durch das Vorbild Mussolini. Der Faschismus war niemals eine Massenpartei, ist er doch durch einen Handstreich zur Macht gelangt. Von den Mitteln der parlamentarischen Demokratie hat er nur flüchtig Gebrauch gemacht, infolgedessen konnte er seinen gegensätzlichen Charakter rein bewahren. Er hat seine seelische Energie nicht in Wahlkämpfen verbraucht, war nicht genötigt, die Demagogie der liberalsozialistischen Parteien zu übertrumpfen. Ehe sich eine starke Gegenfront bilden konnte, hat er gesiegt, die Nation war noch nicht in zwei Heerlager geschieden. Er konnte sich durch staatspolitische Leistungen frühzeitig bewähren, brauchte nicht um Programmpunkte zu streiten. Die Jugend, die ihn trug, war an der Front gereift, die Garde Mussolinis war eine Elite im Vergleich zum Söldnerheer der SA. Durch das legitime Staatoberhaupt wurde die Machtergreifung Mussolinis unverzüglich legalisiert, der weitere Aufstieg vollzog sich auf verfassungsmäßigem Wege. Politisch bewährte Kräfte aus den alten Parteien stellten sich dem Ministerpräsidenten Mussolini zu Verfügung. Von vornherein war die Bewegung in einem Führer verkörpert, der sich bereits im Kriege einen nationalen Nimbus erworben hatte, dessen geistige Überlegenheit und sichere Zügelführung selbst die Gegner nicht bestreiten konnten. Demgegenüber nimmt sich das Führertum Hitlers höchst fragwürdig aus, er hat einflußreiche Parteigrößen neben sich, deren Unterordnung nicht immer aufrichtig scheint. Die schriftstellerischen und rednerischen Leistungen Hitlers sind keineswegs überragend, seine staatsmännischen Qualitäten sind durch nichts beglaubigt… (Es folgen weitere Vergleiche zwischen NS und italienischem Faschismus, die hier nicht relevant sind; Anm. des Autors)

…Vor der Kulturpolitik des NS. steht als schwerstes Problem die konfessionelle Spaltung, die von ihm erstrebte kulturelle Vereinheitlichung wird von gläubigen Protestanten und Katholiken als Gefährdung religiöser Kraftquellen (konfessionelle Schule) empfunden. Dazu kommen Unterströmungen in der Bewegung, die das kirchliche Christentum überhaupt bedrohen.

5. Katholizismus und Nationalsozialismus.

Der Faschismus ist in seiner lebendigen Wirklichkeit Politik und nicht Lehre, daher konnte sich der Katholizismus ungeachtet theoretischer Gegensätzlichkeiten mit ihm abfinden. Der NS beansprucht eine „Weltanschauung“ zu sein, doch ist sein geistiges Bild noch verschwommen und die Zielrichtung seines Willens auf kulturellem Gebiet unbestimmt. Parteiamtliche Festlegungen bezüglich der Ehe- und Familiengesetzgebung, der konfessionellen Schule, des Verhältnisses zur Kirche werden vermieden. Infolgedessen ist eine endgültige Stellungnahme des Katholizismus noch nicht möglich. Schwere Bedenken hat auf katholischer Seite Punkt 24 des offiziellen Parteiprogramms hervorgerufen; er fordert die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse, soweit sie nicht den Bestand des Staates gefährden „oder gegen das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse verstoßen“. Nach nationalsozialistischer Auslegung soll dabei nicht an das christliche Sittengesetz, sondern an die „jüdisch-materialistische“ Moral gedacht sein. Im Schrifttum des NS, auch bei Hitler selbst – der, wie andere namhafte Führer, von Hause aus Katholik ist –, finden sich vielfach Anschauungen über Ethik, Religion und Kirche, die mit dem katholischen und überhaupt dem christlichen Standpunkt unvereinbar sind. Das Umsichgreifen der Bewegung auch in katholischen Gebieten, die Verbreitung derartiger Irrtümer in Wort und Schrift haben ernste Mahnungen und stellenweise auch disziplinäre Maßnahmen der kirchlichen Behörden veranlaßt. Eine Beschwerde der hessischen Gauleitung der NSDAP. über einen Pfarrer hat das Mainzer Ordinariat dahin beantwortet (September 1930), daß „die Kulturpolitik des NS. mit dem katholischen Christentum in Widerspruch stehe“. Begründet wurde dieses Urteil mit Punkt 24 des Programms und mit der gelegentlich in nationalsozialistischen Schriften auftauchenden Forderung einer Nationalkirche. Die konkreten Fragen: ob ein Katholik eingeschriebenes Mitglied der Hitler-Partei sein könne, ob Mitglieder dieser Partei korporativ an kirchlichen Veranstaltungen teilnehmen dürften und ob ein Katholik, der sich zu den Grundsätzen der Partei bekennt, zu den Sakramenten zugelassen werden könne, wurden verneint. In der darauffolgenden Auseinandersetzung wurde geltend gemacht, daß die Seelsorgepraxis gegenüber den Anhängern des kirchlich verurteilten Sozialismus viel milder sei. Abgesehen von der Verweigerung des kirchlichen Begräbnisses für einen Führer der hessischen NSDAP. sind übrigens keine Fälle einer strengen Praxis bekannt geworden. Der öffentliche Meinungsstreit gab den Anstoß zu einer Reihe von bischöflichen Erlassen (Dez. 1930 bis März 1931). Der Kardinal von Breslau wandte sich vor allem gegen den überspannten Nationalismus, erkannte aber zugleich einen „edlen und berechtigten Nationalismus“ an. Der bayerische Gesamtepiskopat hob bestimmte Irrtümer aus dem Schrifttum des NS. hervor und erklärte, vor dem NS. warnen zu müssen, „solange und soweit er kulturpolitische Auffassungen kundgibt, die mit der katholischen Lehrer nicht vereinbar sind“. Den Geistlichen wurde jegliche Mitarbeit in der Hitler-Partei untersagt; geschlossene Kolonnen mit Parteizeichen dürften zu kirchlichen Veranstaltungen nicht zugelassen werden, einzelne Nationalsozialisten nur, wenn sie keine Demonstration beabsichtigten und wenn keine Störung der gottesdienstlichen Handlung zu befürchten ist. Die Frage der Zulassung zu den Sakramenten solle von Fall zu Fall geprüft werden, dabei seien die gleichen pastoralen Grundsätze anzuwenden wie gegenüber dem Liberalismus der alten Zeit und gegenüber dem Sozialismus. Die späteren Hirtenschreiben der Kölner, der Paderborner und der Oberrheinischen Kirchenprovinz machten sich bei ihrer Warnung vor dem NS. die Bedingung „solange und soweit…“ zu eigen, disziplinare Vorschriften enthielten sie nicht. Der sittliche Wert der Vaterlandsliebe und die Berechtigung einer nationalen Bewegung gegen die äußere Bedrückung und den innern (sic!) Verfall des deutschen Volkes wurden in den Erlassen wiederholt anerkannt.

6. Der Nationalsozialismus als politisches Problem

Das ungestüme Wachstum der nationalsozialistischen Bewegung ist ohne Beispiel in der Parteigeschichte, ihr elementarer Charakter ganz augenfällig. Deswegen erscheint der Versuch einer Bändigung und Unterdrückung durch äußere Machtmittel aussichtslos. Zudem ist nicht zu verkennen, daß trotz der Verworrenheit und Gegensätzlichkeit der Motive, trotz des Mangels an klarer Zielsetzung die Bewegung in ihrer Gesamtheit auf die Volksgemeinschaft, einen starken nationalen Staat, das wirtschaftliche und kulturelle Gemeinwohl gerichtet ist. Daraus ergibt sich die staatsmännische Aufgabe, die hier aufbrechenden Kräfte positiv auszuwerten; es fragt sich nur, in welcher Weise das erfolgreich geschehen kann. Die Erwartung der NSDAP., daß sie im Reich und in den großen Ländern die Stimmenmehrheit erlangen und dann allein regieren könne, dürfte sich schwerlich erfüllen. Die Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 bietet deutliche Anzeichen für einen Stillstand der Bewegung. Begreift das die Führung rechtzeitig, dann dürfte die Partei zur verantwortlichen Tätigkeit in den Parlamenten und Regierungen bereit sein. Koalitionen mit ihr werden aber nur dann fruchtbar sein, wenn die Partner nicht darauf ausgehen, die nationalsozialistische Regierungskunst bloßzustellen, sondern ehrlich gewillt sind, die ungebärdige Kraft der Bewegung in den Dienst von Volk und Staat einzuspannen. Große nationalpolitische Aufgaben, für die sich die Elite der Partei einsetzen kann, müßten in Angriff genommen werden. Am ehesten mag die Lösung des Problems einer von den Parteien unabhängigen Staatsführung gelingen, die im Reich durch die Autorität des Reichspräsidenten, in den Ländern durch Selbstbescheidung der Parlamente zu ermöglichen wäre. Die Verantwortung in Regierung und Parlamentsmehrheit wird unvermeidlicherweise die NSDAP. belasten und sie in die Verteidigung drängen. Es wäre denkbar, daß sie infolgedessen nicht nur ihre Wähler großenteils einbüßte, sondern sogar durch Führerstreitigkeiten und sachliche Gegensätze zerfiele. Das kann nicht unter allen Umständen als politischer Gewinn betrachtet werden. Der Zustrom, den danach wohl der Kommunismus erfahren würde, die politische Heimatlosigkeit der Mittelschichten, die den alten Parteien entglitten sind, und vor allem die Ausweglosigkeit der jungen Generation würden die deutsche Politik vor ein noch schwierigeres Problem stellen, als es die nationalsozialistische Massenpartei bot. Wahrscheinlich könnte dann das Chaos nur durch außerordentliche Mittel, sei es eine wirkliche Diktatur, sei es eine neue Nationalversammlung, überwunden werden… (Nachtrag: Nationalsozialismus. In: Staatslexikon, Hg. Hermann Sacher, Freiburg im Breisgau 1932)

Antisemitismus… 1. Begriff. Der Antisemitismus ist eine politische-wirtschaftliche Bewegung zur Bekämpfung des Judentums und seines Einflusses im öffentlichen Leben. Die eine Richtung des Antisemitismus, die das Judentum als Rasse bzw. als geschichtliches Offenbarungsvolk bekämpft, ist mit christlichen Grundsätzen unvereinbar. Die andere Richtung erstrebt (allenfalls durch Gesetze) den Schutz der christlichen Bevölkerung gegenüber dem allzu starken Vordringen des Judentums, seiner rücksichtslosen Vorherrschaft im Erwerbsleben und seinem vielfach schädlichen, radikale Strömungen begünstigenden Einfluß auf dem Gebiet der Religion und Sitte, der sozialen Einrichtungen, der Literatur und Kunst und besonders der Tagespresse. Eine besonders scharfe Richtung sucht das Judentum unter Ausnahmegesetze zu stellen…

3. Träger der Bewegung sind gegenwärtig die deutschnationalen und völkischen Kreise, mit denen sich 1918 die antisemitischen Parteien vereinigten, samt den ihnen angeschlossenen nationalen Verbänden der verschiedensten Bezeichnung. Im deutschnationalen Programm wird der Kampf gegen jeden zersetzenden undeutschen Geist angesagt, „mag er von jüdischen oder andern Kreisen ausgehen“, wobei nach völkischer Ansicht der jüdische Geist an sich international und darum undeutsch ist. Ferner heißt es im deutschnationalen Programm: „Der Zustrom Fremdstämmiger über unsere Grenzen ist zu unterbinden“, was auf die Ostjuden Anwendung finden soll. Sodann: „Wir wenden uns nachdrücklich gegen die seit der Revolution immer verhängnisvoller hervortretende Vorherrschaft des Judentums in Regierung und Öffentlichkeit.“ Weiter noch gehen die völkischen Kreise, welche Judentum und nationale Gesinnung für unvereinbar erklären und darum die Juden überall ausgeschlossen haben wollen…

5. Neuaufflackern. Die Veranlassung zum neuen und mächtigen Aufflackern des Antisemitismus gaben die mit dem Weltkrieg und dem unglücklichen Kriegsausgang verbundenen wirtschaftlichen Folgen. Als Gründe werden vor allem genannt; die matte Beteiligung der Juden am Kriegs-, besonders am Frontdienst, ihre starke Vertretung in den Kriegsgesellschaften, die Überführung deutscher Kapitalien ins Ausland mit Hilfe jüdischer Vermittler, ihr vordrängender Anteil an der Bekämpfung der Monarchie, an der politischen und wirtschaftlichen Umwälzung, an den kommunistischen und bolschewistischen Bestrebungen, an den Kriegs- und Revolutionsgewinnen, an Schiebertum und Preistreiberei, ihr weitreichender, moralisch zersetzender Einfluß auf Presse, Literatur, Theater, öffentliches Leben usw. Ein Opfer dieses Antisemitismus war bes. Walther Rathenau…

Politisch ist es unerlaubt, die Juden unter Ausnahmegesetze zu stellen. Auf staatsrechtlichem Gebiet gibt es nur deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens, die dieselben politischen Rechte haben wie alle andern Bürger des Deutschen Reichs. Der Antisemitismus stört den innern Frieden und gefährdet auch die deutsche Außenpolitik, da andere Mächte, wie zum Beispiel England und Frankreich, eine freundlichere Stellung gegen die Juden sowohl während des Weltkriegs wie nachher einnahmen, was für den Handel von großer Bedeutung war, während Deutschland wirtschaftlich eingekreist wurde…

Rassenhaß ist und bleibt Ausdruck einer niedern Stufe moralischer Ausbildung. Denn während der religiöse und wirtschaftliche Antisemitismus wenigstens noch ein sittliches Ziel vorgibt, genügt beim Rassenhaß lediglich das Anderssein, um die Abneigung zu begründen…

Die letzte Folge des völkischen Antisemitismus ist die Verwerfung des Christentums seiner jüdischen Abstammung wegen und die Förderung des altgermanischen Heidentums mit dem Wotansdienst… Ebenso ist es eine vielfach beobachtete Erscheinung, daß der Antisemitismus sich fast immer auch zur Gegnerschaft gegen die katholische Konfession entwickelt und kulturkämpferisch auftritt. Das Judentum steht als Religion in scharfem Gegensatz zum Christentum ; in nicht geringerem Gegensatz dazu steht aber auch der moderne Unglaube und das von den Rasseantisemiten vertretene neuheidnische Germanentum… Die neuzeitliche Bewegung des Antisemitismus ist darum abzulehnen, weil sie den Grundsätzen der christlichen Sittenlehre, der Liebe, der Gerechtigkeit, der Wahrheit, zuwiderläuft, weil sie auf Verbitterung und Verhetzung angelegt ist, weil sie auf neuheidnischer Grundlage beruht… (Antisemitismus. In: Staatslexikon, Hg. Hermann Sacher, Freiburg im Breisgau 1926)

Das zehnbändige, mit Karten, Statistiken und zahlreichen Illustrationen versehene Jedermanns Lexikon das sich dem Anspruch verschrieb: … soll den Wissensstoff der Gegenwart jedermann in bequemer und zuverlässiger Art anbieten…, erschien ab 1929 in der Verlagsanstalt Hermann Klemm AG. Als Hauptredakteur wird Heinrich Spiero 4) angegeben. Verwertbare Angaben fanden sich in diesem Nachschlagewerk unter „Hitler“, „Bayern“ und „Nationalsozialismus; Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“.

Hitler, Adolf. Politiker… lebt in München; H., von Beruf Dekorationsmaler, machte den Weltkrieg in einem bayerischen Regiment mit und begründete1920 in München die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Am 9. November 1923 verkündete er in einer Münchener Versammlung die nationale Revolution und glaubte für diese den bayerischen Generalstaatskommissar v. Kahr und den Reichswehrkommandanten v. Lossow gewonnen zu haben. Da diese jedoch das gegen die Reichsregierung gerichtete Unternehmen im Keime erstickten, brach es nach einem opferreichen Zusammenstoß mit den Truppen schon am nächsten Tag zusammen. Hitler wurde zu 5 Jahren Festung verurteilt, aber im Dez. 1924 aus der Haft entlassen. Die von ihm geleitete Bewegung steht auf völkischer, sozialistischer, bodenreformerlicher, antiparlamentarischer Grundlage und betont außenpolitisch den Wehr- und Machtgedanken. 1929 verband sich Hitler mit Hugenberg und dem Stahlhelm zur Durchführung des Volksbegehrens gegen den Youngplan. Er schrieb „Mein Kampf“ (1925 f.). Vgl. „Das Buch von Hitler“; Koerber, „A. H. – sein Leben, seine Reden“ (1923), desselben Roman „Hitler-Buben“ (1925). (Hitler. In: Jedermanns Lexikon, Berlin Grunewald 1930)

Bayern… 1923 führte die Agitation Adolf Hitlers zu einem Aufstand, bei dem es auf eine bayerische Diktatur und den Vormarsch nach Norden abgesehen war. Durch den Ministerpräsidenten von Kahr wurde jedoch die Bewegung im Keime erstickt und die politischen Verhältnisse Bayerns haben sich seither ruhiger gestaltet… (Bayern. In: Jedermanns Lexikon, Berlin Grunewald 1929)

Nationalsozialismus, eine politische Richtung, die die Forderungen nationaler und sozialer Politik verbindet. Der N. tritt nicht einheitlich in Erscheinung, sondern zerfällt in verschiedene Bewegungen… Die heutige nationalsozialistische Bewegung hat ihre feste Organisation durch Hitler erhalten, in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, die 1920 gegründet wurde. Sie erlebte ihren ersten Höhepunkt in der Inflation, verlor aber ihre Bedeutung nach dem mißlungenen Staatsstreich in München vom 8. November 1923, was auch zu Absplitterungen (Dt. Freiheitspartei, Völkischer Block) führte. Durch ihr Zusammengehen mit Hugenberg in der Anti-Young-Plan-Bewegung und durch die große Unzufriedenheit der Wähler infolge der Arbeitslosigkeit, der gedrückten Wirtschafts- und Finanzlage des Reiches strebt sie eine Vermehrung ihres politischen Einflusses entgegen. Zu ihrem Programm, das am 5. Nov. 1927 auf dem Reichsvertretertag der Partei beschlossen wurde, gehören: Antiparlamentarismus (Einführung berufsständischer Vertretungen), Antikapitalismus (sozialer Ausgleich), Antimarxismus (Nationalismus), Antisemitismus und Antijesuitismus… (Nationalsozialismus; Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. In: Jedermanns Lexikon, Berlin Grunewald 1929)

Der (große) Brockhaus erlebte in den Jahren 1928-1935 bereits seine15. Auflage. Unter folgenden Stichworten vereinte er Informationen zu Hitler und dessen politischem Hintergrund: „Hitler“, „Hitlerputsch“, „Antisemitismus“, „Bayern“, „Deutsches Reich“ und „Nationalsozialisten“. Der Hitler-Eintrag stammt von 1931:

Hitler… Führer der deutschen Nationalsozialisten… lernte das Malerhandwerk, ging 1913 nach München und machte den Weltkrieg in einem bayerischen Regiment mit. Durch seine volkstümliche Beredsamkeit wurde er in Bayern rasch einer der Führer und 1921 der Vorsitzende der neuen Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (>Nationalsozialisten). Am 8./9. November 1923 unternahm er in München einen Putsch (>Hitlerputsch); er wurde darauf im April 1924 zu fünf Jahren Festung verurteilt, aber bereits im Dezember aus der Haft entlassen. Die Führung der nationalsozialistischen Bewegung, die er während der Festungshaft niedergelegt hatte, gewann er bald vollständig zurück; infolge reger Agitation breiteten sich die Nationalsozialisten auch in Mittel- und Norddeutschland immer mehr aus. Ende 1929 unterstützte Hitler als Hugenbergs Verbündeter das Volksbegehren gegen den Youngplan. Er schrieb „Mein Kampf“… in München gibt er den „Völkischen Beobachter“ heraus. Schott: Das Volksbuch von Hitler (1924). (Hitler. In: Der Große Brockhaus in zwanzig Bänden, 15. Aufl., Leipzig 1931)

Hitlerputsch… der Putschversuch Adolf Hitlers in München am 8./9. Nov. 1923, hervorgegangen aus der schweren Krise des Deutschen Reichs im Herbst 1923 (>Deutsches Reich, Geschichte) und begünstigt durch den Konflikt des bayerischen Generalstaatskommissars Kahr mit der Reichsregierung (>Bayern, Geschichte). Hitler, der Führer der Nationalsozialisten, und der ihm nahestehende General Ludendorff planten eine „nationale Revolution“, die in Bayern beginnen und durch einen „Marsch nach Berlin“ auf das Reich übergreifen sollte; das Ziel war die Errichtung einer nationalistischen Diktatur. Mit ähnlichen Plänen (Schaffung eines Direktoriums) trug sich auch Kahr, und so glaubte Hitler, daß Kahr wohl einen Putsch mitmachen werde, wenn er überrascht würde. Die Nationalsozialisten schlugen am Abend des 8. November plötzlich los. Im Bürgerbräukeller, wo Kahr gerade vor einer großen Versammlung sprach, rief Hitler die neue Diktatur aus; er zwang Kahr, den Reichswehrgeneral von Lossow und den Polizeipräsidenten Seißer, ihr Einverständnis zu erklären. Aber Kahr, dessen Bedenken gegen einen Putsch zu groß waren, ließ sich nicht mitreißen; er Lossow und Seißer benutzten die durch ihre scheinbare Zustimmung wiedergewonnene Bewegungsfreiheit, um sich noch in der Nacht vom Hitlerputsch loszusagen. Reichswehr und Polizei schritten am 9. Nov. gegen Hitler und Ludendorff ein (Zusammenstoß an der Feldherrnhalle). So wurde der Hitlerputsch rasch beendigt. Am 18. Febr. 1924 traten Kahr und Lossow von ihren Ämtern zurück; am 1. April wurden Hitler, Pöhner u.a. zu Festungshaft verurteilt, Ludendorff freigesprochen. Der Hitlerprozeß vor dem Volksgericht in München (2 Bde., 1924). (Hitlerputsch. In: Der Große Brockhaus in zwanzig Bänden, 15. Aufl., Leipzig 1931)

Antisemitismus, judenfeindliche Bewegung die den jüdischen Einfluß auf wirtschaftl., polit. und geistigem Gebiet zurückdrängen will… In Deutschland kam der Antisemitismus in den 1870er Jahren auf… Seit dem Weltkrieg lebten die antisemitischen Strömungen in Deutschland wieder stärker auf; sie fanden besonderen Anklang in der Studentenschaft. Nach der Revolution von 1918 entstand der Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund, der nach Rathenaus Ermordung 1922 aufgelöst wurde. Die bisherige Deutschvölkische Partei war Ende 1918 in der Deutschnationalen Volkspartei aufgegangen. Im Dezember 1922 schufen v. Graefe, Wulle und Henning die Deutschvölkische Freiheitspartei; ihr schlossen sich vorübergehend Ludendorff und die Nationalsozialisten Hitlers an. Im Mai 1924 wurden 32, im Dezember 1924 aber nur 14 Deutschvölkische und im Mai 1928 zwölf Nationalsozialisten in den Reichstag gewählt, während die Deutschvölkischen kein Mandat erhielten… (Antisemitismus. In: Der Große Brockhaus in zwanzig Bänden, 15. Aufl., Leipzig 1928)

Bayern… Binnen kurzer Frist ließ es Kahr zum offenen Bruch mit der Reichsregierung kommen; er erkannte den vom Reich verhängten Ausnahmezustand nicht an, setzte das Gesetz zum Schutz der Republik in Bayern außer Kraft und stützte den General Lossow als den Landeskommandanten der bayerischen Reichswehr gegen den Reichswehrminister. Die bayerische Politik spielte mit dem Gedanken des Marsches nach Berlin und der Errichtung einer nationalen Diktatur in Deutschland. Aber gerade als sie sich entschlossen hatte, solche Pläne aufzugeben, unternahm Hitler, der Führer der Nationalsozialisten, im Bunde mit General Ludendorff einen Putsch (>Hitlerputsch); er rief im Bürgerbräukeller am 8. Nov. eine neue Reichs- und Staatsregierung aus und nötigte den anwesenden Kahr, sich ihm zum Schein anzuschließen; doch die Reichswehr schritt am folgenden Tag gegen die Nationalsozialisten ein; mit einem blutigen Zusammenstoß an der Feldherrnhalle endete der Putsch… (Bayern. In: Der Große Brockhaus in zwanzig Bänden, 15. Aufl., Leipzig 1929)

Deutsches Reich… Am schwierigsten war die Lage in Bayern. Hier arbeitete Kahr, den die Regierung Knilling zum Generalstaatskommissar ernannt hatte, der Reichspolitik offen entgegen; er knüpfte auch Beziehungen zu der national-sozialist. Bewegung unter Hitler und Ludendorff an. Als aber Hitler am 8. Nov. 1923 plötzlich in München losschlug, um die nationalistische Gegenrevolution einzuleiten (>Hitlerputsch), ließ sich Kahr doch nicht mitreißen; so brach der Putsch bereits am nächsten Tag zusammen. Damit waren die Gefahren, die dem Reich von Bayern aus drohten, im kritischen Moment lahmgelegt. Als im Sommer 1924 Held, der Führer der Bayerischen Volkspartei, an die Spitze der Regierung trat, wurde der Rechtskurs der bayerischen Politik wieder in ein ruhigeres Fahrwaser gelenkt… (Deutsches Reich. In: Der Große Brockhaus in zwanzig Bänden, 15. Aufl., Leipzig 1929)

Nationalsozialisten , im Deutschen Reich. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, abg. N.S.D.A.P., wurde nach der Novemberrevolution am 5. Januar 1919 in München von dem Schriftsteller Harrer gegründet. Als siebentes Mitglied schloß sich ihr Adolf Hitler (>Hitler) an; er wurde am 29. Juli 1921 der Vorsitzende der Partei. Unter seiner Führung gewannen die Nationalsozialisten zunächst in Bayern eine größere Anhängerschaft; sie überflügelten die ihnen verwandte Deutschsozialistische Partei, die zu gleicher Zeit entstanden war und sich anfangs rascher entwickelt hatte, aber bereits 1923 verschwand. Die Nationalsozialisten traten auch mit General Ludendorff in Fühlung; am 8./9. Nov. 1923 unternahmen sie in München einen mißglückten Staatsstreichversuch (>Hitlerputsch). Darauf wurde die Partei vorübergehend verboten, Hitler selbst zu längerer Festungshaft verurteilt. Während seiner Gefangenschaft vereinigten sich die Nationalsozialisten mit der Deutschvölkischen Freiheitspartei (…), die sich in Norddeutschland unter v. Graefe und Wulle gebildet hatte, zur Nationalsozialistischen Freiheitspartei; diese … erhielt aber bei den Neuwahlen im Dez. 1924 nur 14 Sitze. Nach der Freilassung Hitlers erstand am 24. Febr. 1925 die alte N.S.D.A.P. unter seiner Führung von neuem. Hitler trennte seine Bewegung wieder völlig von der Deutschvölkischen Freiheitspartei, die bald alle polit. Bedeutung verlor; ebenso ging Ludendorff eigene Wege… Bei der Reichspräsidentenwahl im Frühjahr 1932 trat Hitler als nationalsozialist. Kandidat auf; er vereinigte im 1. Wahlgang 11, 3 von 37, 7 Mill. Stimmen, im 2. Wahlgang 13, 4 von 36, 5 Mill. Stimmen auf sich, doch wurde der bisherige Reichspräsident Hindenburg wiedergewählt. Das kurz darauf folgende Verbot der S.A., S.S. und Hitler-Jugend wurde nach zwei Monaten durch die neue Reichsregierung Papen aufgehoben… Als Hindenburg in der Unterredung mit Hitler am 13. Aug. 1932 es ablehnte, diesem die Führung der Reichsregierung zu übertragen, traten die Nationalsozialisten, …, wieder in die Opposition…

Die bedeutendsten Führer der Nationalsozialisten sind zunächst Hitler selbst, dann Frick (Vorsitzender der Reichstagsfraktion), Stöhr, Hauptmann a. D. Göring (der besondere Vertrauensmann und polit. Bevollmächtigte Hitlers), Gregor Strasser (Leiter der Reichsorganisationsabteilung), Goebbels (Gauführer in Berlin und Leiter der Propagandaabteilung I der Reichsleitung, General a. D. v. Epp, Alfred Rosenberg (Hauptschriftleiter des „Völkischen Beobachters“ und führender Außenpolitiker der Partei), Rechtsanwalt Hans Frank II (Leiter der Rechtsabteilung der Reichsleitung). Den Kern der Partei bilden die seit 1922 geschaffenen Sturmabteilungen (abg. S.A.), nach ihrer Tracht auch Braunhemden genannt; sie dienen in erster Linie dem Versammlungsschutz und stellen im übrigen den organisierten Ausdruck des aktivistischen Kerns der Partei dar. Neben ihnen gibt es noch die Schutzstaffeln (abg. S.S.), deren Aufgabe in erster Linie der persönliche Schutz der Führer und Redner bei öffentlichen Versammlungen ist, und die Hitler-Jugend, die die jungen Parteigenossen bis zum 18. Jahr umfaßt. Der Oberste S.A.-Führer ist Hitler selbst, dem Oberleutnant a.D. Röhm hierin als Stabschef zur Seite steht. Die gesamte Mitgliederzahl der Partei beträgt (Juli 1932) 1 200 000; die S.A., die S.S. und die Hitler-Jugend zählen zusammen 400 000 Mitglieder. Die Parteileitung hat ihren Sitz in München, in dem 1930 erworbenen „Braunen Haus“. Die führende Tageszeitung der Nationalsozialisten ist der „Völkische Beobachter“ in München (hg. v. Hitler, geleitet von Alfred Rosenberg, seit 1932); wichtig sind ferner die wöchentlich erscheinende Bildzeitung „Illustrierter Beobachter“ in München (geleitet von W. Weiß, seit 1925), die satirische Wochenschrift „Die Brennessel“ in München (geleitet von W. Weiß, seit 1931), die Tageszeitung „Der Angriff“ in Berlin (hg. v. Goebbels, geleitet von J. Lippert, seit 1926) und die wissenschaftlich gehaltenen „Nationalsozialistischen Monatshefte“ in München (hg. v. Hitler, geleitet von Alfred Rosenberg, seit 1930). Das Parteizeichen ist das Hakenkreuz; die Parteifahne ist rot mit einem weißen Feld in der Mitte, das ein schwarzes Hakenkreuz enthält.

Unabhängig vom italienischen Faschismus entstanden, haben die Nationalsozialisten doch wie dieser die unbedingte Unterordnung unter den obersten Führer (Hitler) und die straffe Organisation der aus der Masse der Anhänger gezogenen Aktivisten (S.A.) durchgeführt; gleichartig ist auch der Gruß mit der ausgestreckten Hand. Das nationalsozialistische Programm ist am 24. Februar 1920 veröffentlicht worden; die führenden Theoretiker der Partei sind G. Feder und Alfred Rosenberg. Die Nationalsozialisten bekämpfen vom nationalen Machtstaatsgedanken aus aufs entschiedene den Versailler Vertrag; sie fordern die Bildung eines Großdeutschland, neuen Raum im Osten für den Bevölkerungsüberschuß, Wiedereinführung der allgem. Wehrpflicht; sie lehnen den Völkerbund ab und treten, ohne eine Verständigung mit Frankreich grundsätzlich abzuweisen, für eine kräftigere Außenpolitik gegenüber dem Druck Frankreichs und für eine Annäherung an Italien und England ein. Dem Pazifismus stellen sie das Bekenntnis zum Kampf als dem „Vater aller Dinge“ entgegen. Die Partei vertritt einen scharfen Antisemitismus im Sinne des Rassegedankens und verlangt, daß den Juden die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen werde (Stellung unter Fremdengesetzgebung). Den Parlamentarismus und den Parteienstaat der liberalen Demokratie verwirft sie; sie erstrebt einen berufsständischen Aufbau des Parlaments und einen autoritären Staat… Die Nationalsozialisten stellen die „nationale Autarkie“ als Ziel auf. Kulturpolitisch fordert ihr Programm eine nationale Zensur; es bekennt sich zum positiven Christentum. 5) (Nationalsozialisten. In: Der Große Brockhaus in zwanzig Bänden, 15. Aufl., Leipzig 1932)

Resümee:

Adolf Hitler wurde, das kann man allen zitierten Einträgen entnehmen, unterschätzt. Keiner der Lexikonautoren vermochte die kommenden Ereignisse treffend vorher zu sehen, von keinem von ihnen wurde die Gefahr, die von Hitler und den Nationalsozialisten ausging, erkannt. Mehr noch, manche Einträge gingen sogar davon aus, dass der Höhepunkt von Gewalt und Anarchie, bzw. von Judenfeindlichkeit, bereits überschritten sei und nun eine „Mäßigung“ eintreten würde.

Beschämend wirkt, wenngleich wenig verwunderlich, wenn man die deutsche Durchschnitts-Mentalität kennt, die vollkommen indifferente Haltung der meisten nichtjüdischen Lexikonautoren gegenüber der, beinahe schon zum Alltag gehörenden, judenfeindlichen Hasskriminalität der Hitler nahestehenden Gruppen und Vereinigungen. Nur selten findet man in den nichtjüdischen Lexika hierzu mehr als jene inhaltsleeren Abstrakta „Antisemitismus“ bzw. „antisemitisch“.

Zu den einzelnen Nachschlagewerken:

Meyers Lexikon (7. Auflage) enthält in seinem Hitler-Eintrag keinen Hinweis auf Antisemitismus. Lediglich unter dem Stichwort „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ fällt hierzu eine matte Erwähnung: „erstrebt eine nationale Revolution, namentlich zur Bekämpfung der Auswüchse des Kapitalismus und des Judentums“. Im Eintrag „Antisemitismus“ unterbleibt jedweder Bezug zu Hitler und es stimmt ausgesprochen befremdlich, wie dort eine Unterscheidung in „negativen“ und implizit positiven Antisemitismus vorgenommen wird. Das Lexikon ist um Sachlichkeit und nüchterne Darstellungsweise bemüht, bei eindeutig christlicher bzw. nichtjüdischer Sichtweise.

Das Jüdische Lexikon nimmt kein Blatt vor den Mund und berichtet auch in Einzelheiten über Art und Umfang antisemitischer Vorfälle bzw. über den direkten Bezug Hitler – Antisemitismus. Die Haltung der Lexikonautoren ist engagiert und zeugt von Betroffenheit.

Die Eschkol Encyclopaedia Judaica nennt gleichfalls klar und ohne Umschweife den Bezug Hitler – Antisemitismus sowie Ausmaß und Auswirkungen des neuen barbarischen deutschen Judenhasses. Auch im Übrigen teilen die Autoren dieses Nachschlagewerkes die Position ihrer Kollegen vom Jüdischen Lexikon.

Zum Teil völlig andere Standpunkte vertreten die Mitarbeiter des Staatslexikons. Zunächst fällt auf, wie unterschiedlich sich die drei Autoren dieses Wissenskompendiums katholischer Eliten dem Phänomen Nationalsozialismus gegenüber aussprechen.

Unter dem Stichwort „Nationalsozialismus“ werden Bezüge zwischen Hitler und dem Antisemitismus klipp und klar angesprochen, ohne allerdings Form und Ausmaß des Antisemitismus zu spezifizieren. Dem Nationalsozialismus stand der prominente, aus Bayern stammende, (Lexikon-)Autor Franz Xaver Schweyer eindeutig ablehnend gegenüber, wobei er sich dennoch Mühe gab, in seinen Ausführungen möglichst Objektivität zu wahren.

Der Autor des Eintrags „Nachtrag: Nationalsozialismus“ hingegen, Emil Ritter, scheint hin- und hergerissen zwischen Lob und Tadel für Hitler und dessen Nationalsozialismus. Der künftige „Führer“ erscheint ihm als „ausgezeichneter Agitator und Organisator“; wohlwollend räumt er der neuen Ideologie in einem Vergleich ein „wie mancher guter Gedanke des NS“, und, er will durchaus anerkennend eine „ungebärdige Kraft der Bewegung“ feststellen können. An anderer Stelle hält Ritter rein analysierend fest, dass der italienische Faschismus, im Gegensatz zum deutschen Nationalsozialismus, die Judenfrage nicht kennt. Dass Antisemitismus an sich und grundsätzlich moralisch-sittlich verwerflich sein könnte, dass er etwa mit christlicher Nächstenliebe doch eigentlich unvereinbar sein sollte, dieser Gedanke hingegen liegt ihm fern. Ganz im Gegenteil, ausgerechnet hier sieht er Gemeinsamkeiten des Katholizismus mit dem NS (siehe bei ihm, Unterpunkt 5). Auch der katholische Hintergrund Hitlers, den die Katholiken von heute so gerne unterdrücken, wird von Ritter nicht ohne Stolz vermerkt. Keinesfalls ausschließlich kryptisch werden in Ritters Einschätzung katholische Sympathien für den NS offenbar: „Der sittliche Wert der Vaterlandsliebe und die Berechtigung einer nationalen Bewegung gegen die äußere Bedrückung und den innern Verfall des deutschen Volkes wurden in den Erlassen (der Kirchenprovinzen; Anm. des Autors) wiederholt anerkannt.“ Bzw. „Zudem ist nicht zu verkennen, daß trotz der Verworrenheit und Gegensätzlichkeit der Motive, trotz des Mangels an klarer Zielsetzung die Bewegung in ihrer Gesamtheit auf die Volksgemeinschaft, einen starken nationalen Staat, das wirtschaftliche und kulturelle Gemeinwohl gerichtet ist.“. Spätestens 1934, als er selbst von den neuen Machthabern mit Schreibverbot belegt wurde, dürfte der standhafte Katholik Ritter seinen folgenreichen Irrtum erkannt haben. Nicht hingegen erkannt haben, dürfte er seine eigene Mitverantwortung an der Katastrophe des 20. Jahrhunderts, jene Verantwortung, die ihm durch seine, einerseits verharmlosende, andererseits die Judenfeindlichkeit fördernde, publizistische Tätigkeit erwuchs.

Ebenfalls von einer zweifelhaften (katholischen) Moral zeugt der Eintrag „Antisemitismus“ im „Staatslexikon“. Autor Karl Rieder geht, ähnlich wie das Meyers-Lexikon (7. Aufl.) von einem implizit ‘guten‘ und einem implizit ‘bösen‘ oder schlechten Antisemitismus aus. Dabei diene der ‘gute‘ Antisemitismus lediglich dem „Schutz der christlichen Bevölkerung“. Die Rechtfertigung des Antisemitismus durch die Katholiken unterscheidet sich allerdings hierbei nur wenig von der Rechtfertigung bei den Rasseantisemiten: Man wende sich „gegen allzu starkes Vordringen des Judentums, seiner rücksichtslosen Vorherrschaft… seinem vielfach schädlichen… Einfluß…“. Die an diese eindeutigen Ausführungen anschließende Proformadistanzierung vom Antisemitismus klingt dann nicht nur sehr mau, sie wirkt alles Andere als überzeugend. Einen direkten Bezug zwischen Antisemitismus und der Person Hitlers, bzw. namentlich der NSDAP, stellt Pfarrer Rieder an keiner Stelle her, lediglich abstrakte Begriffe wie „völkischer Antisemitismus“ bzw. „Rasseantisemitismus“ befand er in seinem Eintrag für angemessen.

Auch im Jedermanns Lexikon unterbleibt im „Hitler“-Eintrag jedwede Bezugnahme auf Judenfeindlichkeit. Lediglich im Eintrag „Nationalsozialismus“ wird darauf knapp eingegangen. Im Übrigen kann dieses Nachschlagewerk Anspruch auf Nüchternheit und Neutralität der Darstellung erheben.

Der Brockhaus (15. Auflage) verzichtet in seinem „Hitler“-Eintrag auf Bezüge zum Antisemitismus und er hebt die „volkstümliche Beredsamkeit“ des Politikers besonders hervor. Im Eintrag „Antisemitismus“ wird immerhin ein indirekter Bezug zu Hitler hergestellt, gleichzeitig jedoch der Antisemitismus durch ein nichtssagendes Schlagwort verharmlost „Seit dem Weltkrieg lebten die antisemitischen Strömungen in Deutschland wieder stärker auf…“. Handfester, wenngleich immer noch nicht konkret, wird im Eintrag „Nationalsozialisten“ auf Zusammenhänge zwischen Antisemitismus und Nationalsozialismus eingegangen: “Die Partei vertritt einen scharfen Antisemitismus im Sinne des Rassegedankens und verlangt, daß den Juden die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen werde…“. Ganz offensichtlich wurde dem Lexikonautor der Widerspruch nicht bewusst, den er eingeht, wenn er nur wenige Zeilen weiter unten dem Programm der Nationalsozialisten bescheinigt: „es bekennt sich zum positiven Christentum“.

Wahrscheinlicher jedoch ist, dass sich positives Christentum und „scharfer Antisemitismus“, zumindest damals, noch nicht gegenseitig ausgeschlossen haben. Man kann jedenfalls den Brockhaus mit Fug und Recht als ein Lexikon von Christen für Christen bezeichnen.

Ein weiterer Aspekt verdient es hervorgehoben zu werden.

Die deutlichen Bezüge der Hitler-Bewegung zu Bayern, bzw. die besondere, verwerfliche Rolle Bayerns, kommen in allen, in unserer Betrachtung untersuchten Nachschlagewerken ohne Umschweife und gleich mehrfach zum Ausdruck. Denn, man konnte ja vor 1933 noch nicht ahnen, dass der hier beschriebene „Antisemitismus“ einmal in die nationale wie internationale Katastrophe, in den Holocaust, führen würde. Insofern fallen die Lexika aus der Zeit der Weimarer Republik wesentlich ehrlicher als ihre Nachfolgeauflagen der Jahrzehnte nach 1945 aus, in denen die bayerischen Wurzeln der Hitlerbewegung länger als ein halbes Jahrhundert über peinlichst unterdrückt, ja, regelrecht zum Tabu erklärt wurden.

Sowohl Autoren als auch die (meisten) Benutzer der genannten, nichtjüdischen, deutschen Nachschlagewerke gehörten der bürgerlichen Schicht an und diese Schicht achtete, und achtet immer noch, ganz besonders auf ihren ‘guten‘ (nationalen wie regionalen) Ruf.

Vor allem aber erschien es in allerhöchstem nationalem Interesse die Auseinandersetzung mit der historischen Wahrheit erst künftigen Generationen zu überlassen. Denn es galt in der Wiederaufbauphase nach dem Krieg den Gemeinsinn zu stärken und Schuldzuweisungen bzw. inneren Zwist unter den erst seit 1870/1871 unter einer Fahne, und häufig nur oberflächlich ‘vereinten‘ und vereinigten, Deutschen zu vermeiden. Also erklärte man kurzer (und bequemer) Hand „Hitler und die Nazis“ zu den Alleinverantwortlichen und entschuldete damit eine ganze Generation Deutscher, egal ob diese unmittelbare Täter, Parteigenossen, ‘nur‘ Mitläufer oder sonst etwas gewesen waren. Dass man damit zugleich allergrößten Schaden anrichtete, indem man nämlich bayerische und deutsche Menschen der Gelegenheit beraubte aus eigenen Fehlern und Verbrechen zu lernen, daran freilich dachte man nicht. Die Folge: Bis heute, bis ins zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts weist Deutschland im westeuropäischen Vergleich, bzw. weist Bayern im Vergleich zu den übrigen Bundesländern, bedenklich hohe Antisemitismusraten auf. Angesichts der judenfeindlichen Vorgeschichten sowohl Bayerns als auch Deutschlands – eine unermessliche Schande.

Fußnoten:

1) Das aus fünf Teilbänden bestehende „Jüdische Lexikon“ („Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden. Begründet von Dr. Georg Herlitz und Dr. Bruno Kirschner. Unter Mitarbeit von über 250 jüdischen Gelehrten und Schriftstellern“) bestand unabhängig neben der noch wesentlich umfangreicheren „Encyclopaedia Judaica“. Als Autor des Antisemitismus-Eintrags wird Wilhelm Levinger, München, Rechtsanwalt, 1919-1924 Syndikus des Landesverbandes Bayern im Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, angegeben.

2) Von herausragenden Fachleuten verantwortet und in hoher Druckqualität ausgelegt, blieb die Encyclopaedia Judaica aus dem Verlag Eschkol („Das Judentum in Geschichte und Gegenwart“), deren Einzelbände von 1928 bis 1934 erschienen, ein Fragment. Sie konnte nur bis zum Buchstaben „L“ geführt werden, ehe die politischen Verhältnisse in Deutschland eine Weiterarbeit, oder gar einen Abschluss, unmöglich machten. Chefredakteur dieses Lexikons war Jakob Klatzkin und dessen Stellvertreter Ismar Elbogen.

3) Das Staatslexikon, wurde im Auftrag der Görres-Gesellschaft von Hermann Sacher als Herausgeber veröffentlicht.

Autor des Eintrags „Nationalsozialismus“ war Franz Xaver Schweyer (1868-1935), ein bayerischer Jurist, Verwaltungsbeamter, BVP-Politiker; ab 1899 im bayerischen Verwaltungsdienst tätig, wurde Schweyer 1921 bayerischer Innenminister; er war es, der die Verantwortung für die Niederschlagung des Hitler-Ludendorff-Putsches trug und er blieb auch später Kritiker des NS; nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war er vorübergehend im KZ Dachau interniert.

Als Autor des „Nachtrags: Nationalsozialismus“ wird Emil Ritter (1881-1968) angegeben. Der Publizist und Schriftsteller war zunächst als Kaufmann, dann als Redakteur tätig; er begründete die Monatsschrift „Jugendland“, war Redakteur der Wochenzeitung „Das Zentrum“, wirkte 1911 bis 1919 bei der Verbandszentrale des Volksvereins für das katholische Deutschland als Beauftragter für Volksbildungsfragen. 1923 ernannte man ihn zum Leiter des Bildungswesens im katholischen Jungmännerverband in Düsseldorf. 1932 wechselte er nach Berlin, wo er kurzfristig Chefredakteur der „Germania“, dem offiziösen Organ der (katholischen) Zentrumspartei wurde; Ritter stand dem Politiker von Papen (Mehrheitsaktionär der „Germania“) nahe; Ende 1934 wurde er mit Schreibverbot belegt und lebte dann in Hanau.

Lediglich mit „K. Rieder“ als Autor ist der Eintrag „Antisemitismus“ unterschrieben. Es handelt sich wohl um den katholischen Pfarrer, Historiker, Theologen und Germanisten Karl Rieder (1876-1931 oder 1934), der ab 1903 bei der Badischen Historischen Kommission in Karlsruhe, dann in Rom tätig war; 1909 promovierte er in Theologie und bekleidete ab 1919 die Stelle eines Redakteurs des Freiburger Diözesan Archivs; ab 1924 war er Pfarrer in Reichenau.

4) Der Hauptredakteur des Jedermanns Lexikon, Heinrich Spiero (1876-1947), ein Germanist und Literaturhistoriker, stammte aus Ostpreußen; als Kind war er vom Judentum zum Protestantismus konvertiert, hatte Germanistik, Rechtswissenschaften und Geschichte studiert, war zunächst in leitender kaufmännischer Stellung, dann u.a. als Dozent an der Staatlichen Kunstschule und während des Ersten Weltkrieges als Leiter der Rohstoffabteilung im Preußischen Kriegsministerium tätig; in der Zwischenkriegszeit bestritt er seinen Lebensunterhalt als freier Schriftsteller in Berlin; nach 1933 wurde er, der er als Leiter der Vereinigung nichtarischer Christen e. V. bis 1937 wirkte, mehrfach verhaftet; Spiero war Autor mehrerer Veröffentlichungen zur Germanistik; er überlebte das Dritte Reich in Deutschland.

5) Die umfangreiche Literaturliste, die dem Eintrag „Nationalsozialisten“ des Brockhaus von 1932 beigefügt wurde, ist in drei Abschnitte unterteilt. Der erste, und etwa zwei Drittel des Raumes beanspruchende, ist den „Schriften von Anhängern und Freunden“ gewidmet, dann folgen die weit spärlicher belegten Abschnitte „Schriften von Kritikern und Gegnern“ bzw. „Zur Parteigeschichte“.
 

Virtuelles Glossar

Es folgen als Referenz zu den im ersten Teil dieses Beitrags genannten Schlagworten bzw. Personen ein virtuelles Glossar und eine virtuelle Biografie. Bedauerlicherweise ist auf Wiki.de nicht immer Verlass, daher bieten wir parallel zu den jeweiligen Wiki.de-Einträgen auch noch Wikipedia-Links aus anderen europäischen Ländern bzw. Links von anderen Quellen an. Stichworte und Familiennamen werden in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet; Buchstaben kommen vor Zahlen.

 

Action française

http://de.wikipedia.org/wiki/Action_Francaise

http://en.wikipedia.org/wiki/Action_Fran%C3%A7aise

http://fr.wikipedia.org/wiki/Action_fran%C3%A7aise

 

Alldeutsche

http://de.wikipedia.org/wiki/Alldeutsche

 

Alldeutscher Verband

http://de.wikipedia.org/wiki/Alldeutscher_Verband

 

„Der Angriff“, Zeitung

http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Angriff

http://en.wikipedia.org/wiki/Der_Angriff

 

Antijesuitismus

http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/image/PPN266799485/21/LOG_0018/

 

Antikapitalismus

http://en.wikipedia.org/wiki/Anti-capitalism

http://histor.ws/weimar/710.php

 

Antiparlamentarismus

http://histor.ws/weimar/711.php

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Drang nach Osten / Raum im Osten

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Nationalsozialistische Monatshefte

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Osaf

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Rotes Hakenkreuz

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Ruhrbesetzung, Ruhraufstand

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Seelsorge

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Sturmstaffel, Die SS

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Stahlhelm

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Sturmabteilung, SA

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Vereinigte Vaterländische Verbände Deutschlands

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Versailles, Friedensvertrag von

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Wirtschaftliche Vereinigung

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Young-Plan

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Zentrumspartei

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25-Punkte Programm der NSDAP

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Virtuelle Biographie

 

Hermann Ahlwardt

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Adolf Bertram (Kardinal von Breslau)

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Otto von Bismarck

http://de.wikipedia.org/wiki/Bismarck

http://pl.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Bismarck

http://fr.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Bismarck

 

Heinrich Brüning

http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Br%C3%BCning

http://en.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Br%C3%BCning

 

Houston Stewart Chamberlain

http://de.wikipedia.org/wiki/Houston_Stewart_Chamberlain

http://en.wikipedia.org/wiki/Houston_Stewart_Chamberlain

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Émile Dard

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89mile_Dard

http://fr.wikipedia.org/wiki/%C3%89mile_Dard

 

Arthur Dix

http://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Dix

 

Anton Drexler

http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Drexler

http://en.wikipedia.org/wiki/Anton_Drexler

 

Kurt Eisner

http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Eisner

http://fr.wikipedia.org/wiki/Kurt_Eisner

http://en.wikipedia.org/wiki/Kurt_Eisner

 

Matthias Erzberger

http://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Erzberger

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http://de.wikipedia.org/wiki/Erzberger

 

Michael Faulhaber

http://de.wikipedia.org/wiki/Kardinal_Faulhaber

http://en.wikipedia.org/wiki/Michael_von_Faulhaber

 

Gottfried Feder

http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Feder

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http://pl.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Feder

 

Hans Frank

http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Frank

http://pl.wikipedia.org/wiki/Hans_Frank

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Wilhelm Frick

http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Frick

 

Karl Gareis

http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Gareis

 

Arthur de Gobineau

http://de.wikipedia.org/wiki/Gobineau

http://fr.wikipedia.org/wiki/Joseph_Arthur_de_Gobineau

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Joseph Goebbels

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Hermann Göring

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Albrecht von Graefe

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Karl Harrer

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Heinrich Held

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Wilhelm Henning

http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Henning

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Paul von Hindenburg

http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_von_Hindenburg

 

Adolf Hitler

http://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Hitler

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Alfred Hugenberg

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Rudolf Jung

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Gustav von Kahr

http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_von_Kahr

 

Wolfgang Kapp

http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Kapp

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Eugen von Knilling

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Adolf Viktor von Koerber (1891-1969)

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Richard Kunze

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Gustav Landauer

http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Landauer

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Hugo Graf von und zu Lerchenfeld

http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Graf_von_und_zu_Lerchenfeld_auf_K%C3%B6fering_und_Sch%C3%B6nberg

 

Eugen Leviné

http://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Levine

http://en.wikipedia.org/wiki/Eugen_Levin%C3%A9

 

Julius Lippert

http://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Lippert

http://en.wikipedia.org/wiki/Julius_Lippert

 

Otto von Lossow

http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Lossow

 

Erich Ludendorff

http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Ludendorff

 

Karl Lueger

http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Lueger

http://en.wikipedia.org/wiki/Karl_Lueger

 

Arthur Moeller van den Bruck

http://de.wikipedia.org/wiki/Moeller_van_den_Bruck

http://fr.wikipedia.org/wiki/Arthur_Moeller_van_den_Bruck

http://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%9C%D1%91%D0%BB%D0%BB%D0%B5%D1%80_%D0%B2%D0%B0%D0%BD_%D0%B4%D0%B5%D0%BD_%D0%91%D1%80%D1%83%D0%BA,_%D0%90%D1%80%D1%82%D1%83%D1%80

 

Benito Mussolini

http://de.wikipedia.org/wiki/Mussolini

 

Friedrich Nietzsche

http://de.wikipedia.org/wiki/Nietzsche

http://en.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Nietzsche

 

Franz von Papen

http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Papen

 

Ernst Pöhner

http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_P%C3%B6hner

http://www.deutsche-biographie.de/sfz96500.html

 

Walther Rathenau

http://de.wikipedia.org/wiki/Walther_Rathenau

http://en.wikipedia.org/wiki/Walther_Rathenau

http://fr.wikipedia.org/wiki/Walther_Rathenau

 

Ernst Graf zu Reventlow

http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Reventlow

http://en.wikipedia.org/wiki/Ernst_Graf_zu_Reventlow

 

Ernst Röhm

http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_R%C3%B6hm

http://en.wikipedia.org/wiki/Ernst_R%C3%B6hm

 

Alfred Rosenberg

http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Rosenberg

http://en.wikipedia.org/wiki/Alfred_Rosenberg

http://pl.wikipedia.org/wiki/Alfred_Rosenberg

 

Alfred Roth

http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Roth_%28Politiker%29

http://en.wikipedia.org/wiki/Alfred_Roth

 

Georg Ritter von Schönerer

http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_von_Sch%C3%B6nerer

http://en.wikipedia.org/wiki/Georg_Ritter_von_Sch%C3%B6nerer

http://it.wikipedia.org/wiki/Georg_von_Sch%C3%B6nerer

 

Franz Schweyer

http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Schweyer

 

Hans Ritter von Seißer

http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_von_Sei%C3%9Fer

http://en.wikipedia.org/wiki/Hans_Ritter_von_Seisser

 

Walther Stennes

http://de.wikipedia.org/wiki/Walther_Stennes

http://de.wikipedia.org/wiki/Stennes-Putsch

 

Willi Stöhr

http://de.wikipedia.org/wiki/Willi_St%C3%B6hr

http://www.reichstag-abgeordnetendatenbank.de/selectmaske.html?pnd=130541907&recherche=ja

 

Gregor Strasser

http://de.wikipedia.org/wiki/Gregor_Strasser

http://en.wikipedia.org/wiki/Gregor_Strasser

 

Otto Strasser

http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Strasser

 

Wilhelm Weiß (Journalist)

http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Wei%C3%9F_%28Journalist%29

http://en.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Weiss

 

Ferdinand Werner

http://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Werner

 

Karl Hermann Wolf

http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Hermann_Wolf

http://cs.wikipedia.org/wiki/Karl_Hermann_Wolf

 

Reinhold Wulle

http://de.wikipedia.org/wiki/Reinhold_Wulle

http://en.wikipedia.org/wiki/Reinhold_Wulle

8 Kommentare

  1. Diese Definition des „Positiven Christentums“ (zum Abschnitt „Staatslexikon“) bei Wikipedia ist von Interesse:

    Zitat:
    Positives Christentum ist ein Schlagwort der NS-Propaganda, mit dem die NSDAP in ihrem Parteiprogramm von 1920 ihre eigene Weltanschauung als christlich, konfessionell ungebunden, dem „jüdisch-materialistischen“ Geist kämpferisch entgegengesetzt und am Prinzip des völkisch-rassistisch verstandenen Gemeinnutzes orientiert ausgab.[1]

    Der Begriff des „positiven Christentums“ hatte in der Religionsphilosophie der Aufklärung im Sinne von „positiver Religion“ (religio posita oder positiva) als Analogiebildung zum Begriff des Positiven Rechts den Charakter des Christentums als Offenbarungsreligion und institutionalisierter Religion im Gegensatz zu natürlicher Religion und Vernunftreligion beschrieben. Auf dieses traditionelle Begriffsverständnis wiesen christliche Theologen auch in der kritischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zuweilen hin, wenn sie betonten, dass „positiv“ nur „schriftgemäß“, der biblischen Offenbarung und nicht einer politischen Partei gemäß, bedeuten könne.[2]

    Die NS-Ideologie knüpfte an diese Begriffstradition jedoch nicht an, sondern stellte stattdessen „positives“ und „negatives“ Christentum (Alfred Rosenberg) einander gegenüber, womit die der eigenen Ideologie kommensurablen oder von ihr als christlich ausgegebenen, z. T. recht eigentlich neuheidnischen Inhalte einerseits[3] und andererseits die als jüdisch oder kirchlich-konfessionell depraviert abgelehnten Elemente begrifflich getrennt werden sollten.

    Die Selbstdarstellung als „positives Christentum“ verband sich dabei im Parteiprogramm von 1920 mit der Forderung nach „Freiheit aller religiöser Bekenntnisse im Staat“, dies allerdings versehen mit einer wesentlichen Einschränkung „soweit sie nicht dessen Bestand“ (d.h. den des NS-Staates) „gefährden oder gegen das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse verstoßen“.[1] In Abgrenzung von den marxistischen und sozialdemokratischen Parteien, aber auch von der öffentlichen Wahrnehmung ihrer eigenen antichristlichen und antikirchlichen Tendenzen versuchte sich die NSDAP damit den Anschein einer Partei zu geben, die dem Christentum und den Kirchen mit kritischer Aufgeschlossenheit gegenüberstand und auch der großen Zahl derer eine Heimat zu bieten hatte, welche sich den Kirchen entfremdet, aber christlichen Werten weiterhin verbunden fühlten.[4] Zitat Ende.
    .
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    .
    Herkömmlich christlich und „neuheidnisch“ schlossen sich demnach keineswegs grundsätzlich gegenseitig aus. Die zahlreichen evangelischen und auch katholischen Geistlichen, die den NS als eine gangbare Alternative erachteten, trotz des eindeutig judenfeindlichen Punktes im Programm der NSDAP (von 1920) und trotz der so vielfältigen judenfeindlichen Akte von lange vor 1933, sie stellen eine erhebliche Belastung dar. – Beide Kirchen Deutschlands haben sich die Finger ungemein dreckig gemacht am NS bzw. an dessen mörderischen Folgen, und beide stehen sie noch immer viel zu wenig zu ihrer hohen Verantwortung.

  2. Kaum zu glauben. Da gibt sich der unbekannte Artikelschreiber, dessen sorgfältig ausgewählte Querverweise auf Wikipedia-Einträge ich noch längst nicht alle angeklickt habe, jede erdenkliche Mühe, darzulegen, dass, zumindest in Bezug auf Politik, Lexikaeinträge in der ersten Hälfte des 20sten Jahrhunderts zum speziellen Thema Hitler ihn als tödliche Gefahr zunächst für die Weimarer Republik (später ja für quasi alle Menschen), wie sie eigentlich sein wollte von ihrer demokratischen Gründungsidee her, einfach nicht richtig oder nur unvollständig erkannten und so, so muss es leider konstatiert werden, ihrer selbst gestellten Aufgabe als zuverlässiger Informant nicht gerecht wurden (während, etwa, schon die KPD nicht müde wurde zu warnen: Hitler bedeutet Krieg!)

    Zitat:

    Keiner der Lexikonautoren vermochte die kommenden Ereignisse treffend vorher zu sehen, von keinem von ihnen wurde die Gefahr, die von Hitler und den Nationalsozialisten ausging, erkannt. Mehr noch, manche Einträge gingen sogar davon aus, dass der Höhepunkt von Gewalt und Anarchie, bzw. von Judenfeindlichkeit, bereits überschritten sei und nun eine „Mäßigung“ eintreten würde.

    – ja, und dann kommen hier zwei Kommentierende her und verteidigen genau das: nämlich wie wertvoll doch Lexika seien. Wäre das gegebene Thema nicht so ernst, würde ich sagen: spaßig. Ãœbrigens, das am Rande, empfinde ich die Unterstellungen mir gegenüber als noch spaßiger. Immer schön die Kristallkugel polieren, gelle.

    Die früher käuflich erwerbbaren großen Lexika, die alles im Sinne eines Kompendiums a la einem Studium Generale zu bringen versuchten und das natürlich nicht konnten, weil das Wissen der Menschheit einfach zu umfangreich ist, sind oder besser waren besonders im Bereich der zeitgenössischen Politik nur als temporär einen Ãœberblick gebende Literatur zu betrachten: und zwar aus bürgerlicher Sicht, denn, wie schon gesagt, man hatte das bessere – wie mensch es in Bayern zu sagen pflegt – Bürgertum als Kunden.

    Dem von mir wirklich geschätzten Artikelschreiber gegenüber habe ich eine kleine Frage: wäre es nicht vielleicht besser gewesen, Fachlexika außen vor zu lassen bzw. sie in einem anderen Artikel zu besprechen? Äpfel und Birnen 🙂

    • Hallo efem,
      Lexika Beiträge muß man natürlich in deren historischen Kontext bewerten (Quellenkritik). So muß man sich schon fragen, warum die Autoren Hitler und den Nationalsozialismus unterschätzt haben – wie viele in dieser Zeit.
      Das schmälert nicht den Wert der Lexika, sind sie im diesm Sinne wertvolle Zeitzeugen.

      „Ãœbrigens, das am Rande, empfinde ich die Unterstellungen mir gegenüber als noch spaßiger.“
      Ich wollte Dir nichts unterstellen, doch spiegelt Deine Kritik an Lexika gerade das Verhalten der heutigen jugendlichen wieder: Ja keine Aufwände betreiben, wenn ich die Informationen doch bei Wikipedia und Co. finde; leider ohne Quellenkritik …
      Eine Recherche im Brockhaus kann schon frustrierend, aber auch sehr wertvoll sein.
      Natürlich sind die klassischen Lexika nicht der Erkenntnis letzter Schluß, aber eine gute Ausgangsbasis.

      „…wäre es nicht vielleicht besser gewesen, Fachlexika außen vor zu lassen“

      Nun, da es hier im Lexika i.A. ging, wollte ich die Fachlexika mal einwerfen 🙂
      Ãœbrigens: dann müssen wir zumindest die Encyclopedia Britannica auch herausnehmen, da die Artikel von Fachleuten geschrieben worden sind und original Artikel abgedruckt haben. Jedenfalls war das in den alten Buchausgaben so …
      Ja, ich bevorzuge die Encyclopedia Britannica vor Brockhaus und Meyer, was mein persönlicher Geschmack ist.

      Man soll den Wert der Lexika nicht unterschätzen, aber auch nicht zu hoch halten.
      Bei Spezialgebieten würde ich auf auf die Fachlexika zugreifen 😉

      Viel Grüße
      Kyniker

  3. Alle Achtung. Das Dargebotene durchzuarbeiten muss man sich Zeit nehmen. Trotzdem ein Einwand: cui bono – wem nützt es? Jetzt, im digitalen Zeitalter, in dem Lexika kaum noch verkauft werden.

    Im WDR 5 war eine Fragestunde dem Thema Lexika gewidmet. Man konnte anrufen und seine Meinung dazu äußern. Tenor: kaum noch jemand, außer den Älteren, hat sowas im Schrank. Und auch nur die gucken noch hinein. Kaufen tut es niemand, die Verlage bieten große Lexika nicht mehr an.

    Früher zogen ihre Vertreter durchs Land, klingelten an jeder Haustür und versuchten, den Leuten den Erwerb ihres jeweiligen Lexikons schmackhaft zu machen. Nicht nur wegen der rel. hohen Kosten als Abo, sondern weil nicht alle Bände zugleich zu haben waren. Also etwa A – F gab es evtl. Jahre früher als W – Z. Dann wurde noch auf den behauptet nicht abnehmenden Wert verwiesen – dabei kam nach einiger Zeit eine neue Auflage auf den Markt.

    Es ist auch zu bedenken: wer kaufte denn so ein Lexikon. Allein das sog. Bildungsbürgertum. Das ist kaum die Mehrheit einer Nation, außer vielleicht in Island. Also im gutbürgerlichen Haushalt standen die bibliografisch hochwertig gemachten Schwarten an prominenter Stelle im Salon bzw. bei nicht so Betuchten im Wohnzimmer.

    Man konnte sie nicht lesen wie einen Roman. Suchte man was zu einem Stichwort, musste man u.U. Dank der Querverweise noch mehrere andere Bände aufschlagen, wo dann meist wieder weiterverwiesen wurde. Mühevoll war das, also ließ man es oder gab sich mit einem Ãœberblick zufrieden. Anders: der Wert von Lexika für ihre Besitzer war eher gering einzuschätzen, das wage ich zu konstatieren. Und der von früheren Ausgaben erst Recht. Außer für Neugierige, zu denen unser ungemein fleißiger Artikelschreiber zu rechnen ist. Wer sich wirklich umfassend informieren wollte, musste sich bei der sog. Fachliteratur umtun. Die aber womöglich, bei politischen Themen, dem Zeitgeist folgend, noch mehr von ihm gefärbt war als es in den vergleichweise eher neutralen – versucht neutralen – Lexikaartikeln dargeboten wurde.

    Aber was Anderes: der ganze braune Spuk, über den letztendlich der Artikel geht, wobei das Wort Spuk nicht verharmlosend gemeint ist, erfuhr ein jähes Ende, heute vor 69 Jahren. Erholt hat er sich nicht davon, und das wird ihm auch nie wieder gelingen.

    Darauf lasst uns anstoßen mit einem guten Schluck. Anstoßen auf den Tag der Befreiung.

    • Der Kommentator hat eindeutig nicht Geschichte studiert und auch sonst kein geisteswissenschaftliches Studium vorzuweisen, sonst wüsste er, dass bei wissenschaftlichen Arbeiten, bis in die 1990er Jahre zumindest, die Lexika Brockhaus und Meyer als zitierfähige Quellen galten und in zahllosen Arbeiten des In- wie des Auslands auch zitiert wurden.

      Natürlich waren es die Bildungsbürger, die sich in erster Linie zum Kauf eines Lexikons entschieden. Aus dieser Schicht rekrutierten sich dann auch die meisten Angehörigen der deutschen Geistes-Eliten. Aus welcher Schicht denn sonst.

      Lexika kam darüberhinaus beträchtlicher Prestigewert zu. Lange Zeit über maßen sich Deutsche, Briten, Franzosen und Russen an ihren jeweiligen National-Enzyklopädien, an denen fast immer Spitzenleute mitarbeiteten; nicht anders war dies bei den beiden oben erwähnten jüdischen Nachschlagewerken. Hochangesehene jüdische Wissenschaftler führen deren Mitarbeiterverzeichnisse auf.

      Summa summarum ein Kommentar ohne besonderen Tiefgang und wenig originell obendrein.

      • Hallo Zeitgenosse,
        kann Dir nur zustimmen. Mir macht die Kritiklosigkeit bezüglich Quellen der heutigen Generation sorgen. Wikipedia unkritisch zu sehen ist sehr riskant, insbesondere bezüglich Geschichte und Philosophie.
        Kyniker

      • „Wikipedia unkritisch zu sehen ist sehr riskant, insbesondere bezüglich Geschichte und Philosophie.“

        Danke für diesen Hinweis, Kyniker.

        Wikipedia zu Geschichte vor allem ist ganz und gar nicht unabhängig.
        Nachdem ich längere Zeit dort mitgemacht hatte, kann ich auch etwas über die Arbeit dort berichten. Immer wieder war ich auf den Widerstand von Leuten gestoßen war, die unbedingt die unkritisch-populäre Sichtweise zu histor. Themen und zu nationalen Heroen drinhaben wollten, von Leuten die mich mit Argumenten konfrontierten, wie, haGalil sei als Internetquelle nicht zuverlässig und somit als Referenz ungeeignet. Erst als ich ‚Verstärkung‘ aus eigenen Reihen anforderte, konnte ich über das Prinzip Mehrheitsmeinung schließlich doch einige Änderungen durchsetzen. Am Ende jedoch wurde ich „wegen Rowdytums“ gesperrt, ohne rechte Begründung. Tatsächlich wollte man wohl nicht die eigene deutsche Geschichte zusehr von einem ‚von außen‘ versaut sehen.

        Umso wichtiger als Wikipedia-Korrektiv ist haGalil. Ich bitte daher alle, die es sich auch nur igendwie leisten können, diese Plattform finanziell zu unterstützen. Stellt nur einmal in Eurem Leben Euren Geiz hintan und unterstützt die, die Euch jahrein, jahraus mit News, Infos, Politik, Multikulti, Geschichte, Kultur und Aufklärung versorgen, die in Deutschland und in Israel Schwerstarbeit leisten, um uns aktuell und interessant mit Lesestoff zu versorgen. Gebt, gebt großzügig und gebt regelmäßig, Ihr könnt es Euch leisten.
        (An eventuelle Nachfrager: Ja, ich habe auch schon gegeben.)

    • Hallo efem,
      Deine Einschätzung bezüglich Lexika spiegelt die heutige Faulheit und Kritiklosigkeit bezüglich Quellen wieder. Wer ernsthaft mit Lexika, Brockhaus, Meyer und insbesondere encyclopedia britannica, gearbeitet hat, wird diese nicht mehr missen und die Wikipedia mit einer großen Portion Kritik ansehen. Die encyclopedia britannica besitze ich übrigens elektronisch, und die Recherche dort macht wirklich Spaß. So ich viel Platz haben werde, kaufe ich mir die gebundene Ausgabe.
      Und Fachliteratur zu lesen hat noch niemanden geschadet, doch leider ist, meiner Erfahrung nach, die heutige Jugend i.d.R. dafür zu Faul: Informationen müssen einfach und schnell gefunden werden können …
      „Man konnte sie nicht lesen wie einen Roman.“ Loriot Modus: Ach was!
      Ãœbrigens: auch Naturwissenschaftler greifen gerne auf entsprechende Lexika zurück – oder lesen gleich die Originalliteratur. Als Physiker lese ich auch gerne Fachliteratur der Geschichte, Philosophie und Theologie 🙂
      Kyniker

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