Fernsehtipps für den Dezember

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Vom 01. bis 15. Dezember 2012…

Sa, 1. Dez · 00:15-00:30 · BR-alpha
Kino Kino

Filme: * Anleitung zum Unglücklichsein * In ihrem Haus * Alexander Granach – Da geht ein Mensch * Die Judengasse * Außerdem die kinokino SHORTCUTS mit weiteren Neustarts der Woche: BACK IN THE GAME mit Clint Eastwood, die Komödie RUBY SPARKS, das Drama AM HIMMEL DER TAG und KILLING THEM SOFTLY mit Brad Pitt. * Anleitung zum Unglücklichsein Regisseurin Sherry Hormann hat den Bestseller von Paul Watzlawick verfilmt. Herausgekommen ist eine ironisch-witzige Adaption mit ernsten Untertönen. In den Hauptrollen: Johanna Wokalek und Iris Berben. * In ihrem Haus Psychologisch facettenreiches Drama mit Gänsehaut-Garantie. Brillant besetzt mit Fabrice Luchini und Kristin Scott Thomas. Kino Kino hat Frankreichs Regie-Ass Francois Ozon zum Interview getroffen. * Alexander Granach – Da geht ein Mensch Der Dokumentarfilm erzählt das ungeheure Leben des galizischen Bäckerjungens, der im Berlin der 20er Jahre zum Bühnenstar wird. Eine Reise auf Alexander Granachs Spuren um die halbe Welt. Kino Kino hat mit Filmemacherin Angelika Wittlich gesprochen. * Die Judengasse Ambitionierter Kurzfilm von Carsten Degenhardt und Miguel Schütz: in schwarz/weiß gedreht und in nur einer einzigen Kameraeinstellung. Der Film erzählt den Leidensweg der jüdischen Familie Blumenfeld in der Zeit von Januar 1933 bis zu den Novemberpogromen 1938. Kino Kino war bei den Dreharbeiten dabei.

Sa, 1. Dez · 01:30-02:15 · PHOENIX
Hitlers Verbündete (2/3) – Kroatien, Bulgarien, Slowakei

1939: Die Welt steht vor dem Zweiten Weltkrieg. Hitler findet Verbündete mit Italien, Finnland, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, der Slowakei, Kroatien und Japan. Kroatien Hitlers Überfall auf Jugoslawien ließ 1941 den Staat „Kroatien“ entstehen – eine Marionette unter deutsch-italienischer Protektion. Ante Pavelic errichtete ein autoritär geführtes Regime mit seiner faschistischen Ustascha Bewegung als ideologisches und machtpolitisches Rückgrat. Die kroatische Armee wurde hauptsächlich in der Partisanenbekämpfung eingesetzt. Titos Partisanen hielten die Kroaten in blutige Kämpfe verwickelt. Die Ustascha ermordete 80 000 Serben, Juden und Zigeuner im Zuge von „Säuberungen“. Der Vielvölkerstaat Jugoslawien hat sich nie von diesen Ereignissen während des Zweiten Weltkriegs erholt.Bulgarien Bulgarien schien mit dem Gewinn der Süd-Dobrudscha, Mazedoniens und Thrakiens der große Gewinner der von Hitler erzwungenen Neuordnung des Balkanraumes. Bulgarien und Deutschland waren enge Verbündete. Die Toleranz der Bulgaren stemmte sich jedoch gegen die Einführung von diktierten Verordnungen und Gesetzen, insbesondere antijüdischer Art. Doch Bulgarien konnte seinen eigenen Weg nicht weitergehen. Zar Boris III. starb auf mysteriöse Weise nach einem Besuch bei Hitler. 1944 wurde das Land von der Sowjetunion überrannt und zahlte mit einem immensen Blutzoll und der jahrzehntelangen Diktatur des Kommunismus.Die Slowakei In der Slowakei wurden slowakische Separatisten und Sudetendeutsche von Hitler instrumentalisiert. Mit Nazideutschland im Rücken setzte diese Gruppierung 1939 einen selbständigen Staat „Slowakei“ durch, der nach der Besetzung durch deutsche Truppen allerdings zum „Schutzstaat Slowakei“ herabgewürdigt wurde und praktisch ein Anhängsel Großdeutschlands war. Der Pfarrer Josej Tiso wurde Staatspräsident. Sein klerikaler Faschismus richtete sich vor allem gegen die jüdische Bevölkerung. Militärisch spielte die kleine Slowakei mit ihren veralteten Waffen keine Rolle für Deutschland. Im Gegenteil: Desertierende Truppen von der Ostfront riefen zusammen mit Kommunisten zu einem Nationalaufstand auf, der von SS-Truppen blutig niedergeschlagen wurde.

Sa, 1. Dez · 02:15-03:00 · PHOENIX
Hitlers Verbündete (3/3) – Rumänien und Ungarn

Ungarn musste nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg 1920 im Frieden von Trianon über zwei Drittel seines Staatsgebietes an die Tschechoslowakei, Jugoslawien, Österreich und vor allem an Rumänien abtreten. Auf der Seite Hitler-Deutschlands erhoffte man sich den Rückgewinn dieser Gebiete. Der ungarische Ministerpräsident war der erste Staatsmann, der Hitler nach der Machtergreifung 1933 besuchte. Ungarn kämpfte im Zweiten Weltkrieg Seite an Seite mit deutschen Landsern an der Ostfront – wie auch der Erzfeind Rumänien, eine heikle Situation für das Oberkommando der Wehrmacht. Immer musste man damit rechnen, dass die verfeindeten Verbündeten aufeinander schießen würden. Gelohnt hat die Koalition mit Hitler keinem von beiden. Budapest wurde in einer Kesselschlacht, die als „Stalingrad an der Donau“ in die Militärgeschichte einging, fast völlig zerstört.Rumänien war zwischen den Weltkriegen innen- und außenpolitisch instabil. Die Willkürherrschaft König Karls II. bereitete den Boden für den rumänischen „Führer“ General Antonescu, der sich Hitler 1941 als treuer Vasall auch in der Judenfrage anschloss, um im Krieg gegen die Sowjetunion Land zu gewinnen. Rumänen kämpften mit deutschen Truppen bei Stalingrad und für die Kriegsmaschinerie der Nazis noch wichtiger, Rumänien stellte Treibstoff, Erdöl für die Panzer von Hitlers Armeen. Der Verlust der Ölquellen beschleunigte die Niederlage gegen die immer stärker werdenden Alliierten. Nachdem sich das Kriegsglück endgültig gewendet hatte, wurde Antonescu 1944 gestürzt und das Land von den Sowjets überrollt. Rumänien kämpfte nun gegen Deutschland und wurde übergangslos vom deutschen zum russischen Satelliten. 1939: Die Welt steht vor dem Zweiten Weltkrieg. Hitler findet Verbündete mit Italien, Finnland, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, der Slowakei, Kroatien und Japan.

Sa, 1. Dez · 05:15-06:00 · PHOENIX
Die Gestapo – Die deutsche Polizei im Weltanschauungskrieg

In den letzten Kriegsmonaten ist der Gewaltapparat der Gestapo weitgehend auf das „Altreich“ zurückgedrängt. Die Gestapo bekommt eine neue Aufgabe: Sie soll dafür sorgen, dass die Heimatfront hält ? um jeden Preis. „Abweichler“, Kritiker und Gegner des Regimes sollen „ausgeschaltet“ werden. Schon kleinste Vergehen werden hart bestraft. Als Zeitzeugin berichtet Eva Rössner wie ihr Großvater wegen Hören eines „Feindsenders“ mit zweieinhalb Jahren Zuchthaus bestraft wurde. Ins Visier der Gestapo geraten jetzt auch noch jene wenigen Juden, die mit einem nichtjüdischen Partner in so genannter Mischehe leben. Zum Beispiel Clara Greding aus Frankfurt. Ihre Töchter erzählen, wie ihre Mutter in die Lindenstraße 27 bestellt wurde, Sitz der Gestapozentrale in Frankfurt. Hier herrscht Heinrich Baab. Laut späterer Zeugenaussagen soll er sich damit gebrüstet haben, 387 Frauen „vernichtet und ausgelöscht“ zu haben. Baab lässt Clara Greding im Januar 1944 nach Auschwitz deportieren. Dort wird sie ermordet. Heinrich Baab wird nach dem Krieg zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt – eine Ausnahme, viele seiner Gestapokollegen kommen straffrei davon. In den Millionen im Reich lebenden Zwangsarbeitern sieht die Gestapo seit 1943 ein wachsendes Sicherheitsproblem. Deshalb werden sie misstrauisch überwacht und beim kleinsten Verdacht mit äußerster Härte bestraft. In den letzten Kriegswochen macht sich bei den Verantwortlichen des Terrorsystems Untergangsstimmung breit. Die Organisationsstrukturen zerfallen, die Maschinerie des Terrors gerät außer Kontrolle. Nicht wenige, die dem Regime bis zuletzt treu und schrecklich dienen, bereiten sich insgeheim auf die Nachkriegszeit vor. In großem Umfang werden belastende Akten vernichtet. Von den Gestapounterlagen bleibt nur ein verschwindend kleiner Teil erhalten. Mit gefälschten Papieren verschaffen sich viele Gestapomänner eine neue Identität. Man hilft sich gegenseitig: Fluchtwege, so genannte „Rattenlinien“ in sichere Zufluchtsländer – meist nach Südamerika – werden eingerichtet. Wenige Jahre nach dem Krieg tun viele wieder Dienst. Nicht selten in leitender Funktion.

Sa, 1. Dez · 16:30-17:15 · PHOENIX
Jerusalem am Rhein

Sie gelten als das Jerusalem am Rhein. Bei Juden in aller Welt sind sie als Schum-Städte bekannt. Die rheinischen Metropolen Mainz, Worms und Speyer hatten im Mittelalter die wichtigsten Talmudschulen des Abendlandes. Sie waren das Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit und später ähnlich bedeutsam wie Jerusalem. Bis heute prägen die vor tausend Jahren von Schum-Gelehrten verfassten Verordnungen, Gebete und Klagelieder das europäische Judentum. Ein Weltkulturerbe, das auf die Anerkennung durch die UNESCO wartet. Die ZDF-Dokumentation von Dietmar Schulz folgt den Spuren der jüdischen Gelehrten im Rheinland. Neue Computer-Technik und intensive Bauforschung ermöglichen Darmstädter Experten, auf dem Bildschirm 3-D-Rekonstruktionen der mittelalterlichen Synagogen von Speyer und Worms entstehen zu lassen. Ein neuartiger Streifenlicht-Scanner hilft einem Duisburger Wissenschaftler beim Enträtseln von kaum noch lesbaren Inschriften auf jahrhundertealten Grabsteinen des jüdischen Friedhofs in Worms. Wenig bekannte Malereien in mittelalterlichen Gebetssammlungen in Mainz und Worms vermitteln überraschende Einblicke ins Alltagsleben der damaligen jüdischen Gemeinden im Rheinland. Mit dem Bau neuer Synagogen wollen die Schum-Städte Mainz und Speyer an ihre Jahrhunderte lange Tradition anknüpfen. „Von unseren Lehrern in Mainz, Worms und Speyer ist die Lehre ausgegangen für ganz Israel und darüber hinaus“, lobte ein Jerusalemer Rabbiner damals die Schum-Gelehrten. Ihr Wirken wurde Ende des 11. Jahrhunderts unterbrochen, als der damalige Papst zum ersten Kreuzzug gen Jerusalem aufrief. Mit dem Schlachtruf „Taufe oder Tod“ zogen christliche Fanatiker durchs Rheinland, bevor sie sich auf den Weg ins Heilige Land machten. Viele Juden in den Schum-Städten weigerten sich, zum Christentum überzutreten und gingen in den Freitod, um nicht in die Hände des aufgehetzten Mobs zu fallen.

Di, 4. Dez · 00:15-01:00 · BR-alpha
alpha-Forum Extra

Zum Gedenken an die während des Nazi-Regimes ermordeten jüdischen Lehrerinnen und Lehrer – Moderation: Sybille Krafft, Gedenk- und Erinnerungsarbeit an Bayerns Schulen: Ein Projekt zur Erinnerung an die von den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Lehrerinnen und Lehrer. Gäste: * Dr. Ludwig Spaenle Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus * Klaus Wenzel , Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes * Aaron Buck, Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern * Sabine Gerhardus, Projektleiterin des Gedächtnisbuchs * Leonie Roß, Schülerin

Di, 4. Dez · 13:55-15:15 · MGM
Zelig

Der kleine jüdische Angestellte Leonard Zelig (Woody Allen) ist ein Mann ohne Identität. Er kann sich chamäleonartig an seine Umwelt anpassen. Das geht sogar so weit, dass er die physischen Eigenschaften bestimmter Personen annehmen kann. – Woody Allens fiktive Biografie: eine brillante Persiflage auf die Gesellschaft, die Filmindustrie und Dokumentarfilme.

Di, 4. Dez · 16:50-16:58 · arte
As Time Goes By

Mitten in Berlin gibt es einen ganz besonderen Ort. Besucher laufen mit dem Reiseführer unter dem Arm fotografierend in die schmalen Durchgänge und tauchen wieder auf. Kinder, die zwischen den Klötzen fangen spielen, Erwachsene, die ihre Sprungkraft testen. Die Rede ist vom Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin. Ist das ambitionierte Projekt, den von Nazi-Deutschland systematisch und grausam ermordeten sechs Millionen Juden ein angemessenes Andenken zu bewahren, misslungen, weil es von den Menschen falsch verstanden wird? Der Film geht dieser Frage nach, beobachtet, aber fällt kein Urteil.

Di, 4. Dez · 20:15-21:08 · arte
Frankreich und die deutsche Besatzungszeit (1/2)

Ein junger französischer Widerstandskämpfer, der inkognito mit Freunden in einem Fluss badet; eine Französin, die mit einem Wehrmachtsoffizier spazieren geht; ein Franzose, der einen von Deutschen errichteten Folterpfahl fotografiert. – Wie reagierten die Franzosen auf die Besetzung ihres Landes durch die Deutschen und wie dachten die deutschen Soldaten in den Jahren 1940 bis 1944 über die Franzosen? Ausschließlich aus Privatbesitz stammende Filmaufnahmen dokumentierten das Verhältnis zwischen Franzosen und Deutschen abseits der Schlachtfelder während des Zweiten Weltkriegs. Der erste Teil zeigt den Beginn der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht und wie sich gegenseitige Antipathie manchmal in Sympathie wandelte. Eine junge Französin lässt sich während der Massenflucht der Franzosen im Mai und Juni 1940 küssen; in einer Kaserne von Le Mans wechselt ein französischer Polizist einen herzlichen Händedruck mit deutschen Soldaten; an einem Strand grüßt ein Paar freundlich deutsche Soldaten und reicht ihnen ihre kleine Tochter, damit sie sie auf den Arm nehmen. Waren die Besatzer tatsächlich so freundlich wie auf diesen Bildern? Im Mai 1940 machen sich acht Millionen Franzosen auf die Flucht, weil sie die Schreckensherrschaft der „Boches“, wie der Erbfeind damals genannt wurde, fürchteten. Einer der Überlebenden erzählt: „Seit 1914 sagte man uns immer wieder, sie (die Deutschen) schnitten den Kindern die Arme ab und töteten überhaupt alle.“ Daran misst sich die Erleichterung, die sich nach den ersten Besatzungstagen breitmachte, weil die Besatzer sich „correct“, also anständig verhielten. „Es waren Menschen wie alle anderen auch“, resümiert Suzanne Mallègue das allgemeine Gefühl, während ein Film zeigt, wie sich die Deutschen in ihrem Jura-Dorf einrichteten. Dieses sich wandelnde Misstrauen gegenüber dem Erbfeind und nicht etwa den Nazis gegenüber ist ein zentrales Thema der Dokumentation. Es wirft ein erhellendes Licht auf das zögerliche Verhalten der Franzosen gegenüber den Besatzern.

Di, 4. Dez · 21:10-22:06 · arte
Frankreich und die deutsche Besatzungszeit (2/2)

Der zweite Teil der Dokumentation schildert den wachsenden Unmut der Franzosen über die andauernde Besetzung ihres Landes durch die Deutschen. Einquartierung der Deutschen und Requirierung von Lebensmitteln machen ihnen ebenso zu schaffen wie die zunehmende politische und soziale Unterdrückung. Sich durch das anständige Verhalten der Deutschen in Sicherheit wähnend und durch das Ausmaß der Niederlage entmutigt, tun sich die Franzosen auch nach einem Jahr Besatzung noch schwer, das Regime, das praktisch ganz Europa erobert hat, richtig einzuschätzen. So sind viele der Ansicht, die deutschen Soldaten machten einfach ihre Arbeit, ohne groß zu stören. Aber angesichts der zunehmenden Plünderungen und der Hinrichtungen von Geiseln als Antwort auf die gegen die Besatzungstruppen verübten Attentate öffnet sich allmählich eine tiefe Kluft zwischen Besatzern und Besetzten. Seit dem Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 werden in ganz Frankreich Kommunisten festgenommen. Im Oktober 1940 ergeht der Erlass des Vichy-Regimes, Juden auszuschließen. Im Mai 1941 organisieren die deutschen Besatzer die erste Massenrazzia in Paris und bringen die Juden in Lager. Aber wer begreift in den ersten Kriegsjahren wirklich die Lage? Sind die deutschen Soldaten selbst im Bilde über das Ausmaß der in Frankreich organisierten Verfolgungen? Nach zwei Besatzungsjahren wächst der Unmut der französischen Bevölkerung über die Präsenz der Deutschen. Die Schlangen vor Lebensmittelgeschäften werden länger. Die Franzosen hungern. Ab dem Sommer 1942 schließen sich Tausende Franzosen der Résistance an. Doch keineswegs alle Franzosen gehen in den Widerstand. Manche sehen in der Nachahmung Nazi-Deutschlands immer noch das Heil Frankreichs. Tatsächlich scheinen die meisten Franzosen ein doppeltes Spiel zu spielen. Sie finden sich mit der deutschen Besatzung ab und leisten zugleich Widerstand gegen den Besatzer. 1944 wendet sich das Blatt, jetzt halten die Amateurfilmer die Niederlage der Deutschen fest, die den Weg von 1940 in entgegengesetzter Richtung nehmen. Die Rollen kehren sich um. Im August des Jahres werden die 20.000 deutschen Soldaten, die sich noch in Frankreich aufhalten, gefangen genommen. Die Franzosen spucken ihnen ins Gesicht, beschimpfen sie und zahlen ihnen die Erniedrigung heim, die sie vier Jahre am eigenen Leib erfahren haben. Die Dokumentation schließt mit dem Fazit, dass es auf beiden Seiten Gefühle der Erniedrigung gab: bei den Deutschen, weil sie Adolf Hitler Gefolgschaft geleistet haben; und bei den Franzosen, weil sie vier Jahre lang nach dem Zusammenbruch von 1940 von anderen befreit wurden.

Di, 4. Dez · 22:45-23:30 · HR
1945 – Als die Franzosen Deutschland besetzten

„Jetzt sind die an der Reihe! Soll der Krieg ruhig mal bei denen stattfinden“: So dachten im Frühjahr 1945 viele französische Soldaten, als sie in Deutschland einmarschierten. In der Dokumentation von Christine Rütten schildern die Zeitzeugen sehr offen, mit welchen Gefühlen sie damals als Besatzer zu den Deutschen kamen. Natürlich dachten sie an Rache – etwa die Elsässer Frédéric Baehr und Jean-Paul Bailliard, die von den Nazis zwangsrekrutiert und an die Ostfront geschickt wurden, oder die jungen jüdischen Soldaten Henry Becker und Jean-Mathieu Boris. Beide betrauerten zahlreiche Verwandte, die von den Deutschen deportiert und ermordet worden waren. Schließlich Claude Boussagol, dessen Vater und Großvater schon gegen die Deutschen in den Krieg gezogen waren. Für ihn hatte der Konflikt mit dem deutschen Nachbarn damals noch etwas Unvermeidbares: „Es war, als müsse es alle dreißig Jahre einen Krieg geben“, sagt er. Aber als er 1945 in das zerstörte Freudenstadt einrückte, wurde ihm klar, dass es noch etwas anderes geben musste als Krieg zwischen diesen Völkern. Das Leid, dem die jungen französischen Soldaten nun auch in Deutschland begegneten, die menschlichen Kontakte, die sie knüpften, relativierten alte Feindbilder und legten schließlich den Grundstein für einen Neubeginn. Frédéric Baehr verliebt sich am Bodensee in die schöne Tochter seiner Wirtin, während Henri Becker schon mal sehr sarkastische Späßchen mit den ängstlichen Deutschen treibt: „Zeigen Sie mir, wo Ihr Essen versteckt ist, sonst werden Sie erschossen“, sagt er zu einer Bäuerin, aber er zitiert dabei aus einem Sprachführer für Wehrmachtsoldaten in Frankreich. Die Deutschen erinnern sich in dem Film zuerst an die Angst jener Tage, Angst vor Rache, vor Plünderungen, Vergewaltigungen. Warum das Ende des Krieges dennoch zum Wendepunkt im deutsch-französischen Verhältnis werden konnte, davon geben ehemalige Besatzer und Besetzte eindrucksvoll Zeugnis. Trotz der tiefen und noch so frischen Wunden begann der Wandel bereits in den ersten Monaten nach der Befreiung. Das ist die verblüffende Erkenntnis, die diese Dokumentation des Hessischen Rundfunks mit berührenden Einzelschicksalen und außergewöhnlichem Archivmaterial belegt.

Di, 4. Dez · 23:00-23:45 · RBB
Wir brauchen keine Liebe! – Unterwegs mit WIadysIaw Bartoszewski

„Wir brauchen keine Liebe“, sagt WIadysIaw Bartoszewski über die deutsch-polnischen Beziehungen. „Wir haben Normalität!“ Daran hat er vielleicht den größten Anteil. Aus dem ehemaligen Auschwitzhäftling wurde ein unermüdlicher Brückenbauer. Mit dem Elan des ewig jugendlichen Mannes ist der 90-Jährige immer noch im Dienst – als Politiker, Historiker, Publizist. Momentaufnahmen aus seinem Leben. Er hat sich wie kaum ein anderer polnischer Politiker für die deutsch-polnischen Beziehungen eingesetzt. WIadysIaw Bartoszewski, zwei Mal polnischer Außenminister, Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, „Gerechter unter den Völkern“ in Israel. Am 19. Februar 2012 wurde er 90. Wir haben den leidenschaftlichen Politiker, Publizisten, Aktivisten im Dienste der deutsch-polnischen Beziehungen mit der Kamera begleitet – was nicht einfach war. Mit dem Tempo seines Schritts und seiner Gedanken hängt er viele Jüngere in seiner Umgebung ab! Noch immer veröffentlicht er Bücher, hält Vortragsreisen, sitzt unzähligen nationalen und internationalen Gremien und Komitees vor. Er ist Staatsminister für die deutsch-polnischen Beziehungen im polnischen Außenministerium. Schon in den 60er Jahren knüpfte er Kontakte zu bundesdeutschen Jugendorganisationen. Sein Beichtvater hatte ihm mit auf den Weg gegeben: „Du hast die Freiheit bekommen – du sollst erzählen und erinnern!“. Er hatte seine Abiturarbeit über Minna von Barnhelm geschrieben, weil ihn die Kultur der „Dichter und Denker“ begeisterte. Bis die Deutschen sein Land überfielen und ihn nach Auschwitz verschleppten. Dort, auf dem Appellplatz, vor Hunger, Angst und Kälte zitternd, hätte er jeden „für einen Narren gehalten“, der ihm vorher gesagt hätte, dass er ein paar Jahre später mit Deutschen befreundet sein würde …. Als dann bundesdeutsche Jugendorganisationen ihn baten, mit ihnen zu sprechen, setzte er den Rat seines Beichtvaters in die Tat um. Schwer krank wurde er 1941 aus Auschwitz entlassen – und gründete den Hilfsrat für die verfolgten Warschauer Juden. Für die polnische Exilregierung schrieb er Meldungen über das Warschauer Ghetto. 1944 nahm er am Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer teil. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg, während der stalinistischen Zeit, geriet er ins Visier der polnischen Staatssicherheit und verbrachte sechs Jahre im Gefängnis! 1980 war er einer der ersten, der sich für die Gewerkschaft Solidarnosc engagierte. Woher nimmt ein Mensch soviel Mut und soviel Kraft? Das ist eine der häufigsten Fragen, die junge Deutsche ihm stellen. Seine Antwort ist immer so plausibel, wie einfach: „Es lohnt sich, anständig zu sein!“ 1995 war er als Außenminister der erste polnische Politiker, der vor dem Bundestag eine Rede hielt: Aus Anlass des 50-jährigen Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkriegs. Ein rbb Team hat WIadysIaw Bartoszewski mit der Kamera begleitet und erzählt das Leben dieses außergewöhnlichen Mannes. Eines Mannes, der in die Abgründe des 20. Jahrhunderts geblickt hat und bis heute ein leidenschaftlicher Botschafter von Versöhnung, Freiheit und Anstand ist.

Mi, 5. Dez · 22:45-00:35 · RBB
Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte

Im Frankreich der 40er Jahre träumt der kleine Serge Gainsbourg davon, eines Tages als Maler berühmt zu werden. Als junger Mann entdeckt er jedoch sein großes musikalisches Talent und versucht sich als Chansonnier – der Beginn einer einzigartigen Karriere. In den 60er und 70er Jahren avanciert er zur Kultfigur und sorgt mit seinen provokanten Kompositionen, wechselnden Amouren und zahlreichen Skandalen für Schlagzeilen. Aber der Ruhm hat auch seine Schattenseiten. Alkohol und Drogen führen den genialen Künstler immer wieder an den Rand des Abgrunds. Frankreich, Anfang der 1940er Jahre. Der kleine Serge (Kacey Mottet Klein) ist zwar kein schönes Kind, aber mit seiner vorlauten Klappe lässt der Sohn jüdischer Eltern sich nicht einmal von den Demütigungen durch die deutschen Besatzer unterkriegen. Auch bei älteren Mädchen kann er dank seiner eigenwilligen und wortgewandten Art Eindruck schinden. Mit Musik hingegen hat der junge Serge noch nichts am Hut – er träumt von einer Karriere als Maler. Die Fantasie dazu hätte er: Immer wieder flüchtet er aus der harten Realität des von Nazis okkupierten Frankreich in eine imaginäre Welt. Er erschafft sich sogar eine Art Alter Ego, das wie eine Karikatur seiner selbst aussieht und ihm in schwierigen Situationen zur Seite steht – ihn manchmal aber auch zu unklugen Handlungen verleitet; er nennt es „die Fresse“. Ende der 50er Jahre verdient Serge (Eric Elmosnino), inzwischen ein junger Mann, als Zeichenlehrer sein Geld. Bis ihn „die Fresse“ dazu bringt, sich von der Malerei abzuwenden und in der Welt der Musik sein Glück zu versuchen. Durch den berühmten Schriftsteller und Musikkenner Boris Vian (Philippe Katerine) gelingt ihm schließlich ein erster Durchbruch. Damit beginnt eine einzigartige Karriere. Gainsbourg macht durch seine zahllosen Affären mit Stars wie Brigitte Bardot (Laetitia Casta) von sich reden und sorgt mit skandalträchtigen Chansons wie dem sexuell aufgeladenen „Je t’aime – moi non plus“ auch international für Schlagzeilen. Erst durch die Liebe zu der fast 20 Jahre jüngeren Jane Birkin (Lucy Gordon) scheint sein ausschweifendes Leben eine Wende zu nehmen. Er zeugt ein Kind und wird ein liebender Vater. Auf Dauer aber kann er nicht aus seiner Haut. Bis zum Schluss bleibt Gainsbourg ein genialer, von seinem Alter Ego getriebener Provokateur und subversiver Rebell. Maßloser Konsum von Drogen, Zigaretten und Alkohol sind dabei ein fester Bestandteil seines kultivierten Images als ewiges Enfant terrible – ein Tanz auf dem Vulkan, der nicht ohne Folgen bleiben kann. Fast 30 Jahre lang prägte Serge Gainsbourg die kulturelle Szene Frankreichs wie kaum ein anderer. Von Anfang der 60er bis Ende der 80er Jahre schrieb der kettenrauchende Exzentriker als lebendes Gesamtkunstwerk Geschichte. Passend zu diesem Charakter, kommt „Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte“ anders daher als die üblichen Filmbiografien.

Fr, 7. Dez · 06:30-07:00 · BR
Die Juden – Geschichte eines Volkes

Die erste Folge führt zurück zu den Ursprüngen des jüdischen Volkes in Ägypten und schildert den Mythos vom Exodus, dem Weg ins „Gelobte Land“. Die erste jüdische Nation entsteht, die zunächst von Richtern, dann von legendären Königen wie David und Salomo regiert wird. Auch im Kampf gegen übermächtige Gegner gibt der Glaube an den einen Gott dem jüdischen Volk immer wieder Halt. Nach Ende des babylonischen Exils ziehen die Juden zurück in ihre Heimat und bauen Jerusalem zu einem reichen und prächtigen Zentrum auf. Die Tora, die fünf Bücher Mose, wird niedergeschrieben. Bis heute ist sie Mittelpunkt jüdischen Glaubens.

So, 9. Dez · 11:00-11:30 · BR-alpha
HARMONIEN

Porträt des renommierten israelisch-deutschen Klavierduos Yaara Tal und Andreas Groethuysen. Sie sind zur Zeit das beste Klavier-Duo der Welt: die israelische Pianistin Yaara Tal und ihr deutscher Partner Andreas Groethuysen. Seit 28 Jahren leben und arbeiten sie zusammen – in einer kleinen Dreizimmer-Wohnung in München, deren Zimmer von drei prachtvollen Flügeln dominiert werden. In diesen 28 Jahren hat das Künstlerpaar seinen eigenen unverwechselbaren Klang kreiert. 30 CDs haben sie eingespielt: Von Mendelssohn-Bartholdy-Kompositionen für zwei Klaviere bis hin zu Richard Wagners Werken für Klavier zu vier Händen. Fast alles Ersteinspielungen. Unüberbrückbare Spannungen zwischen ihnen würden das Aus des Duos bedeuten. Wie also gehen sie um mit Spannungen? Mit Konflikten? Was macht die Kunst des Zusammenlebens aus? Die Dokumentation von Eva Severini begleitet das Künstlerpaar durch den Alltag, sowie zu einer CD-Produktion nach Stuttgart und einem Kammermusik-Abend nach Dresden. Und überall entfaltet ihr Klavierspiel den Zauber des gleichzeitigen Atmens und Fühlens, des tiefen Einverständnisses.

So, 9. Dez · 21:45-23:15 · BR-alpha
Max Raabe in Israel

Im Herbst 2010 sind Max Raabe und das Palast Orchester mit ihrem Programm „Heute Nacht oder nie“ zu einer ganz besonderen Konzerttournee aufgebrochen: Sie sind in Israel aufgetreten. Einerseits vor einem jungen Publikum, das die deutschen Lieder von damals erstmals live hören konnte – andererseits vor einer Zuhörerschaft, die sich an diese Musik erinnern konnte und sie in Kinder- oder Jugendtagen in Deutschland gehört hatte. Fast alle Textdichter waren jüdischer Herkunft, viele von ihnen wurden vom Nazi-Regime ermordet, einigen wenigen gelang die Flucht über Österreich und Frankreich in die USA. In den Liedern und Schlagern dieser Künstler verdichtet sich das Lebensgefühl einer Zeit. Max Raabes Kunst besteht darin, Denken und Fühlen in seiner ganzen Vielschichtigkeit zum Klingen zu bringen: Zwischen Melancholie und Ironie, Rebellion und Resignation, Elegie und Komik liegen oft nur ein halber Takt und ein einziges Wort. Bei ihm klingen die 80 Jahre alten Lieder nicht nostalgisch und fern, sondern ganz nah und modern. Für Max Raabe und sein seit nunmehr 23 Jahren bestehendes Palastorchester waren die Auftritte in Israel eine Premiere. Dass diese Tournee mit deutschen Liedern aus den 20er Jahren ein Politikum war, machte für die Musiker einerseits den Reiz aus, war Herausforderung, Geschenk und Chance der Konzertreise. Andererseits war man sich der menschlichen und auch politischen Dimension, die ein Auftritt mit gerade diesem Repertoire in Israel und vor einem israelisch-jüdischen Publikum hatte, voll und ganz bewusst. Der Film zeigt, wie Max Raabe in Israel empfangen wurde und welches Echo er auf sein Konzertprogramm bekommen hat. Wir erzählen die Geschichten von Konzertbesuchern, die aus Deutschland geflohen, vertrieben und nicht mehr bereit waren, sich ihrer ursprünglichen Heimat anzunähern.Erst die Lieder aus den 20er Jahren, aus der Zeit ihrer Kindheit und Jugend machten es ihnen möglich, sich wieder mit diesem Abschnitt ihrer Biographie zu befassen, der über Jahrzehnte hinweg nur mit schmerzhaften Erinnerungen verbunden gewesen war. Es kam zu Begegnungen, die für beide Seiten zutiefst bewegend waren. Neben Max Raabe selbst und einigen ausgewählten Musikern des Orchesters stehen einzelne jüdische Besucher der Konzerte im Mittelpunkt unseres Films: Alte Menschen, die die von Max Raabe interpretierten Lieder aus ihrem früheren Leben kannten und im Rahmen der Konzerte zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder live gehört haben. Menschen, deren Liebe für die Musik der 20er Jahre den Krieg überlebt hat, bei denen die alten Schellack-Platten bis zum heutigen Tag aufgelegt werden und eine Brücke in eine lang vergangene Zeit schlagen. Aber auch ein junger Hörer, dessen Familiengeschichte eng mit der Musik der 20er Jahre verbunden ist und der durch Max Raabes Musik ein anderes Deutschland für sich entdeckt, das jenseits des Landes existiert, das in den Köpfen der Großeltern und Eltern nur für Leid und Schrecken stand.

Mo, 10. Dez · 03:55-04:48 · arte
Eine blonde Provinz – Polen und der deutsche Rassenwahn

Ohne vorherige Kriegserklärung marschierte die deutsche Wehrmacht am 1. September 1939 in Polen ein. Der Überfall auf Polen markiert nicht nur den Beginn des Zweiten Weltkriegs, sondern auch den einer großangelegten, ethnischen Säuberung. Im Zuge dieser sogenannten Säuberung wurden Tausende Juden und Christen aus ihrer Heimat vertrieben, deportiert und getötet. Sie mussten Platz machen für ein Experiment des Rassenwahns. Im Westen Polens planten die Nazis eine „blonde Provinz“, die Ansiedlung Volksdeutscher, deren Nachwuchs zu einer germanischen Herrenrasse heranwachsen sollte. Tausende Polen christlichen und jüdischen Glaubens wurden nach dem deutschen Überfall auf Polen vor 70 Jahren von der deutschen Wehrmacht, der SA und der SS aus ihren Häusern vertrieben, deportiert und umgebracht. Die Nazis planten, im besetzten Polen, in einem Distrikt namens Warthegau, ein Experimentierfeld des Rassenwahns zu installieren. Eine „blonde Provinz“, so Heinrich Himmler, sollte entstehen, ein Laboratorium zur Züchtung des germanischen Herrenmenschen. Innerhalb weniger Wochen wurden Hunderttausende Polen und Juden zur Vertreibung freigegeben, als Arbeitssklaven missbraucht oder getötet. Es war der Beginn der Shoah. Die brutal Vertriebenen sollten „Platz schaffen“ für die Volksdeutschen, die vor allem aus der sowjetischen Einflusszone – zwischen dem Schwarzen Meer und dem Baltikum – „heimgeholt“ wurden. Die sogenannten Übergangslager für Polen ähnelten Konzentrationslagern. Hunger, Krankheiten und Tod standen auf der Tagesordnung. Die jüdische Bevölkerung wurde in Ghettos gesperrt, grausame Zwischenstationen für die Lager, in die sie später zum Zweck ihrer Ermordung deportiert wurden. Filmemacher Jacek Kubiak und Klaus Salge stellen drei Männer vor, die beim deutschen Überfall auf Polen noch Kinder waren und deren Schicksal mit der Stadt Posen verbunden ist. Zwi Steinitz aus Tel Aviv, der nach 70 Jahren zum ersten Mal wieder in sein Geburtsland reist, um den Ort zu besuchen, an dem seine Eltern ermordet wurden. Henryk Jaszcz, der nach dem Überfall vergeblich seine Eltern in Posen sucht und dessen Weg in den Widerstand führt. Und Dieter Bielenstein, der als Zwölfjähriger mit seinen Eltern aus Lettland nach Posen kam.

Mo, 10. Dez · 23:15-00:15 · WDR
Irgendwo auf der Welt – Die Lieder von Werner Richard Heymann

„Ein Freund, ein guter Freund“: jeder kennt dies Lied, ebenso wie die großen Erfolge „Das gibt’s nur einmal“ oder „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“. Lilian Harvey und Willi Fritsch haben sie gesungen, die Comedian Harmonists, Hans Albers und Hildegard Knef. Diese unvergesslichen Melodien stammen allesamt aus der Feder des mit Abstand erfolgreichsten Schlager- und Filmkomponisten der UFA-Zeit, Werner Richard Heymann, dessen Todestag sich 2011 zum 50sten Mal jährte. Protagonisten des Films sind, neben Heymann selbst, die Tochter Elisabeth Heymann und die Schauspielerin/Sängerin Dagmar Manzel, die am 8. September die Jüdischen Kulturtage 2011 in Berlin eröffnete: mit einem Programm, das ausschließlich Werner Richard Heymann gewidmet war. Der Film begleitet Dagmar Manzel bei der Erarbeitung dieser Lieder bis hin zum Konzert. Durch Ausschnitte aus den alten Spielfilmen wie „Die Drei von der Tankstelle“, „Bomben auf Monte Carlo“, „Der Kongress tanzt“, „Ninotschka“, „Alraune“ und vielen anderen wird immer wieder der Ursprung der Lieder deutlich. Die bewegte Biographie Heymanns wird dem Zuschauer durch Gespräche zwischen Dagmar Manzel und Elisabeth Heymann und die gemeinsame Spurensuche nahegebracht.

Di, 11. Dez · 10:35-11:28 · arte
Turban und Hakenkreuz – Der Großmufti und die Nazis

Der ehemalige Mufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini – heute eine umstrittene Figur der islamischen Welt – galt in den 20er bis 40er Jahren als bedeutende politische und religiöse Autorität der Palästinenser. Sein Antisemitismus ließ ihn ab 1937 offen mit den Nationalsozialisten kollaborieren. So lebte al-Husseini zu Beginn der 40er Jahre in Berlin und unterstützte die Nazis mit seinem Einfluss, den er als religiöses Oberhaupt der arabischen Muslime und als deren politischer Führer genoss. Das Porträt erzählt seine nahezu unbekannte Geschichte. Die Geschichte von Mohammed Amin al-Husseini, des ehemaligen Muftis von Jerusalem, ist eng verwoben mit der Geschichte des Dritten Reichs. Der Hass auf die Juden vereinte den Araberführer mit den deutschen Nazis und verschaffte ihm dort Zugang zu höchsten Kreisen. Als freiwilliger Helfer im NS-Vernichtungsprogramm kollaborierte er mit den Nationalsozialisten. In der arabischen Welt galt er schon zu Lebzeiten als Legende. Er wurde verehrt und bewundert von seinen Landsleuten, verachtet und bekämpft von seinen Feinden. 16 Jahre lang war al-Husseini religiöses Oberhaupt der arabischen Muslime, 30 Jahre lang ihr politischer Führer und lange Zeit auch politischer Repräsentant der arabischen Welt. Von den Briten verfolgt, gelang al-Husseini während des Zweiten Weltkriegs die abenteuerliche Flucht nach Deutschland. Von 1941 bis 1945 lebte er in Berlin und war eng mit der Staatsmacht verbunden. In dieser Zeit stützte er das verbrecherische System ideologisch und politisch und verteidigte es skrupellos. Die Beziehung zwischen dem Mufti und den Nazis ist so frappant wie erschreckend und eine bis heute unbekannte Geschichte des Dritten Reichs.

Di, 11. Dez · 22:25-23:10 · 3sat
Borderlands – Grenzgänge

Steine und Gummigeschosse bei Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten an der Mauer im Westjordanland, Polizeigewalt beim Grenzhandel zwischen der spanischen Enklave Ceuta und Marokko, betrunkene Teenager, die auf den Straßen von Belfast nach der Kamera greifen: Die Arbeit des mit zwei World-Press-Photo-Awards ausgezeichneten Fotografen Kai Wiedenhöfer spielt sich in Extremen ab, ist gefährlich. Als 23-Jähriger war er Zeuge des Berliner Mauerfalls, seitdem beschäftigt ihn das Thema Grenzen, Mauern und Zäune. Meist allein unterwegs, sucht er nach Bildern, die nicht zum alltäglichen Repertoire der Massenmedien gehören. Die Dokumentation “ Borderlands/Grenzgänge“ begleitet den Fotografen Kai Wiedenhöfer bei der Arbeit.

Di, 11. Dez · 23:10-23:55 · 3sat
1000 Kilometer Zaun

Viele Israelis ließ die Meldung aufhorchen: Premier Benjamin Netanjahu teilte mit, die Grenze nach Ägypten – quer durch die menschenleere Wüste im Süden – sichern zu wollen. Die Regierung werde einen kilometerlangen Zaun bauen. Von Israels Grenzen war das bislang der letzte Abschnitt, der ohne auskam. Wenn die Wüstensperre fertig ist, hat sich das Land praktisch komplett eingezäunt: Stacheldraht und Militärpatrouillen im Norden an der Grenze zu Libanon und Syrien, ein langer Zaun Richtung Jordanien. Entlang der palästinensischen Gebiete ist es nicht nur die Hightech-Zaunanlage, sondern vielerorts eine Mauer – höher als die ehemalige Mauer in Berlin. Selbst die Mittelmeerküste wird mit Unterwassersperren gesichert – und überall ergänzt modernste Überwachungstechnik das Sicherheitskonzept. Auslandskorrespondent Christian Sievers hat sich für die Dokumentation „1000 Kilometer Zaun“ auf eine Reise entlang der Grenzen gemacht – einmal rund um Israel. So eintönig und deprimierend die Grenzanlagen sind, so überwältigend ist die Landschaft: Die Tour führt durch eine wilde Bergwelt und endlose rote Wüsten, über sanfte Hügelketten hin zu tropischen Korallenriffen – alles auf einer Fläche so groß wie Hessen. „Wer mit den Menschen gerade im unmittelbaren Grenzgebiet redet, hört viele Geschichten, die Hoffnung machen“, sagt Christian Sievers. Aber ein Blick auf die Landkarte ernüchtert dann oft wieder.

Mi, 12. Dez · 22:40-00:09 · arte
Im Himmel, unter der Erde – Der jüdische Friedhof Weißensee

Der Jüdische Friedhof Weißensee wirkt wie ein Märchenwald inmitten der deutschen Hauptstadt. Er ist Ruhestätte für die Toten und dennoch ist er ein höchst lebendiger Ort. Der mit dem Panorama-Publikumspreis der Berlinale 2011 ausgezeichnete Dokumentarfilm von Britta Wauer porträtiert den größten jüdische Friedhof Europas, auf dem noch immer Tote zur letzten Ruhe gebettet werden und der Menschen und Schicksale aus der ganzen Welt verbindet. Im Norden Berlins liegt versteckt in einem Wohngebiet, umgeben von Mauern, ein Urwald aus Bäumen, Rhododendron und Efeu. Zwischen dem wuchernden Grün stehen Tausende Steine – große und kleine, prächtige und verfallene, namenlose und solche mit unentzifferbaren Inschriften. Es ist der Friedhof der Jüdischen Gemeinde von Berlin. Der Jüdische Friedhof Berlin Weißensee gleicht einem Märchenwald und einem Dschungel inmitten der deutschen Hauptstadt. Und er liest sich wie ein Geschichtsbuch. Lang ist die Liste berühmter Künstler, Philosophen, Juristen, Architekten, Ärzte, Religionslehrer und Verleger, die dort beerdigt sind. Der Kaufhausgründer Hermann Tietz gehört dazu, der Maler Lesser Ury, der Hotelier Kempinski, der Verleger Samuel Fischer und Rudolf Mosse, dem einst das größte Verlagshaus Europas gehörte. Dass die ältesten Grabsteine noch stehen, liegt daran, dass ein jüdischer Friedhof für die Ewigkeit angelegt wird. Die Gräber werden nicht eingeebnet. Über 115.000 Menschen sind auf dem Friedhof in Weißensee bestattet. Und dennoch ist er ein höchst lebendiger Ort. Auf dem riesigen Gelände suchen argentinische Großfamilien nach dem Grab eines ihrer Vorfahren. Restauratoren bemalen Gräber mit funkelnden Davidsternen, während der schmächtige Herr in der Friedhofsregistratur einer Busladung Exilanten die Unterlagen zu den Gräbern ihrer Angehörigen aushändigt. Ein Greifvogelexperte zählt den Nachwuchs der hier lebenden Habichte. Und ein 80-Jähriger berichtet, dass er sich an diesem Ort in seine Mitschülerin verliebte – damals vor langer Zeit beim Sportunterricht im Feld A8 – genau an der Stelle, an der sich heute die bunten Gräber der neuen Russen befinden. Der größte jüdische Friedhof Europas, auf dem noch immer bestattet wird, ist inzwischen 130 Jahre alt. Am erstaunlichsten ist, dass weder der Friedhof noch sein Archiv je zerstört worden sind. In Weißensee spielten jüdische Kinder, als es auf den deutschen Straßen zu gefährlich für sie wurde. Einzelne Juden versteckten sich für ein paar Nächte in frisch ausgehobenen Grüften oder dem Kapitell eines Grabmals vor ihren Verfolgern. Nach dem Krieg war es der kleinen Ost-Berliner Gemeinde nicht möglich, den sich ausbreitenden Urwald in Weißensee zu beherrschen. Erst seit der deutschen Einheit versuchen die Mitarbeiter des Friedhofs, Stück für Stück die einzelnen Felder des Friedhofes zurückzuerobern. So ist der Jüdische Friedhof Weißensee ein Paradies für Geschichten-Sammler.

Fr, 14. Dez · 06:30-07:00 · BR
Die Juden – Geschichte eines Volkes – Fall des Tempels

Nach der Eroberung Jerusalems durch die Römer und der Zerstörung des Tempels ist für die Juden nichts mehr wie es war: Sie werden in alle Welt, in die Diaspora, zerstreut. Das Leben in der Fremde ist stets abhängig vom guten Willen und der Toleranz der jeweiligen Machthaber und der Bevölkerung. Doch auch die Juden haben großen Einfluss auf andere Kulturen. Als Volk ohne Land und religiöses Zentrum müssen die Juden neue Säulen für ihren Glauben finden. Sie werden zum Volk der Schrift. Neben der Tora entstehen Mischna und Talmud, die das Leben in der Diaspora regeln. Diese Schriften geben dem jüdischen Volk Zusammenhalt als religiöse Gemeinschaft für die nächsten Jahrhunderte. „Die Juden – Geschichte eines Volkes“ ist eine faszinierende Expedition in die über 3000-jährige Geschichte einer der ältesten Weltreligionen. Die Sendungen behandeln die Geschichte des Judentums chronologisch von den Anfängen bis zur heutigen Zeit – mithilfe von historischen Aufnahmen, Originaltönen, Spielszenen und Computeranimationen.

Sa, 15. Dez · 00:55-02:40 · 3sat
Mutig in die neuen Zeiten (1/3)

Die junge Schneiderin Elfi Redlich muss ihre beiden Kinder allein durchbringen, denn ihr Mann Viktor ist 1942 an der Ostfront verschollen. Nun überlegt sie, dem US-Offizier Hal in seine Heimat zu folgen. Als sie ein Brautkleid für die junge Gräfin Valerie Ulmendorff in Burgenland zustellen soll, trifft sie im Zug auf Valeries Onkel, den Maschinenfabrikanten Johann Ulmendorff, und dessen Mitarbeiter Otto Hasak. Als Ulmendorff im russischen Sektor der Strecke verhaftet wird, ist Elfi davon überzeugt, dass Hasak dahintersteckt, doch keiner glaubt ihr. Nach Ulmendorffs Verhaftung übernimmt Hasak die Fabrik. Dann aber kehrt der eigentliche Fabrikeigentümer, der Jude Paul Berkowitz, zurück. Der dreiteilige Fernsehfilm „Mutig in die neuen Zeiten“ erzählt die Geschichte der österreichischen Nachkriegszeit von 1953 bis heute. Im Mittelpunkt stehen drei sehr unterschiedliche Familien – Arbeiter, Adelige und jüdische Industrielle. In den Hauptrollen sind Nina Proll, Harald Krassnitzer und Helmut Berger zu sehen. Die weiteren Teile des dreiteiligen Fernsehfilms „Mutig in die neuen Zeiten“ zeigt 3sat im Anschluss, ab 2.40 Uhr.