Manchmal kommen sie wieder

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Wieder eingestiegen in die rechtsextreme Szene sind mehrere Kader, die noch vor Jahren von Experten als „Aussteiger“ bezeichnet wurden…

redok v. 23.07.2009

Bei der NPD ist Michael Petri für den neuen „Wochenbrief“ der Partei tätig, bei der DVU gilt Detlef Nolde als Hoffnungsträger des Berliner Landesverbandes. In Nordrhein-Westfalen tritt der frühere FAP-Kader Jürgen Mosler bei den Kommunalwahlen als Kandidat für die NPD an.
Seit kurzem bietet die NPD einen „Wochenbrief“ als E-Mail-Abonnement an, mit dem der Interessent sich „ein objektives Bild von der NPD machen“ soll. Als Kolumnist stellt sich Michael Petri der Leserschaft vor, der auch als Verwalter für eine der dazu gehörenden Internetdomains registriert ist.

Petri kann auf eine langjährige Karriere in der extremen Rechten zurückblicken. Als 14-Jähriger war er in die „Deutsche Volksunion“ (DVU) unter Gerhard Frey eingestiegen, bis er sich radikaleren Gruppierungen zuwandte. In Rheinland-Pfalz war er Landesvorsitzender der militant-neonazistischen „Deutschen Alternative“ (DA), die 1989 von Gefolgsleuten von Michael Kühnen gegründet und im Dezember 1992 vom Bundesinnenminister verboten wurde. Nach dem Verbot gründete Petri in rascher Folge zwei Nachfolgeorganisationen und wurde deren Bundesvorsitzender: die kurzlebige „Aktionspartei Nationalrevolutionärer Kameraden“ (ANK), die sich bereits nach fünf Monaten im Juli 1993 wieder auflöste, und die „Deutschen Nationalisten“ (DN) in Mainz. Petri wurde wegen illegaler Fortführung der DA angeklagt; nach zweijähriger Verhandlungsdauer verurteilte die Staatsschutzkammer des Landgerichts Koblenz den damals 25-Jährigen im August 1997 zu einer Jugendstrafe von sechs Monaten auf Bewährung. In der Urteilsbegründung bescheinigte das Koblenzer Gericht Petri, dass keine „Gefahr für einen Rückfall“ bestünde.

Tatsächlich war Petri seit etwa 1996 nicht mehr in der rechtsextremen Szene aktiv und gab an, in Zukunft „leben und Geld verdienen“ zu wollen. Mehrere als Szene-Experten gehandelten Autoren bezeichneten ihn noch vor einigen Jahren als „Exnazi“ oder bescheinigten ihm eine „Abwendung aus der braunen Szene“. Es hieß, er wolle sich „ein neues Leben aufbauen“. Mit dem Einstieg als NPD-Propagandist scheint dieses Kapitel abgeschlossen zu sein.

Nie wirklich „ausgestiegen“?

Ebenfalls als „Aussteiger“ wurde vor Jahren Detlef Nolde (ehemals Cholewa) unter anderem in einem einschlägigen Buch bezeichnet, seine Abwendung von der rechten Szene wurde jedoch schon früh bezweifelt. Nolde war in früheren Jahren NPD-Chef in Ostberlin gewesen, hatte als Berliner Kreisvorsitzender bei der im Februar 1995 verbotenen „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) mitgemischt und die Kameradschaften Treptow und Köpenick gegründet. Besonders aktiv war Nolde bei der „Anti-Antifa“, die sich mit dem Sammeln und Veröffentlichen von Namen und Adressen ihrer Gegner beschäftigt sowie Einschüchterungen und Drohungen von politischen Aktivisten, Journalisten und auch Polizisten praktiziert.

Im Zusammenhang mit dem Mord eines Neonazis, der zwei „Kameraden“ erstochen hatte, wurde Nolde im April 1997 inhaftiert. Zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft unter anderem wegen zweifacher gefährlicher Körperverletzung verurteilt, saß er bis Ende 1999 ein. In der Haftzeit will Nolde geläutert worden sein, denn nach eigenen Angaben „fällt die NS-Ideologie von mir ab“ und er erklärte seinen „Ausstieg“. Doch dieser „Ausstieg“ wurde schnell in Zweifel gezogen, denn unter anderem propagierte Nolde weiterhin platte antisemitische Verschwörungsthesen, wobei er sich auf NS-Autoren und Schriften aus der Zeit des „Dritten Reichs“ bezog.

In den folgenden Jahren war Nolde unter anderem bei den „Republikanern“ (REP) aktiv. Im Internet betrieb er ein „Sozialistisches Forum – revolutionäre Plattform“, zeitweilig sogar unter der Bezeichnung „Deutsche Kommunisten“, mit dem er offenbar im Sinne einer Querfront-Strategie die Nähe zu linksradikalen Gruppierungen suchte. Anfang Mai schloss Nolde sich der DVU unter ihrem neuen Vorsitzenden Matthias Faust an, übte jedoch bald Kritik am mangelnden Aktivismus und der laschen Politik des Berliner DVU-Landesverbandes. In der Berliner rechten Szene – so etwa bei Abtrünnigen der NPD – wird Nolde mittlerweile als „Zugpferd“ der DVU beschrieben und offenbar als Hoffnungsträger angesehen.

Aktuell wirbt Nolde in seinem Weblog unter anderem für die „Freunde Palästinas“, die „Volksinitiative“ des ehemaligen linksradikalen Publizisten und jetzigen „Querfront“-Aktivisten Jürgen Elsässer, für den „Witikobund“ sowie für den antisemitischen Quacksalber Ryke Geerd Hamer und dessen „Germanische Neue Medizin“.

Wieder aufgetaucht

Geradezu wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist Jürgen Mosler (Jahrgang 1955), der in den 1980er Jahren unter anderem der „Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten“ (ANS/NA), der „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“ (GdNF) und als Generalsekretär der FAP angehörte. Mitte der 1990er Jahre war er wegen Fortführung der verbotenen FAP zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden und hatte erklärt, seit 1990 nicht mehr in der Szene aktiv zu sein.

Nun tritt Mosler als Kandidat für die Kommunalwahl im August 2009 für die NPD an. In Oberhausen (NRW) will er für die Partei in die Bezirksvertretung Alt-Oberhausen einziehen.

© redok

4 Kommentare

  1. @ego
    Das mit den „Rechtsparteien“ mag so sein. Nur, auch so einige Sozis und Gewerkschafter wurden damals „integriert“. Manche „Nationalrevolutionäre“ dagegen gingen ins Gefängnis (Niekisch) oder in die Emigration (Paetel).
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    Die Gleichung national=rechts=braun stimmte damals also genausowenig wie heute. Wer das dennoch praktiziert, verharmlost die Nazi-Ideologie zur Freude deren Anhänger und kriminalisiert jeden harmlosen Patrioten.
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    Dein „vereinigtes Europa“ ist das der Banken und Konzerne, was wiederum nicht heißt, nationalistische Bornierungen mitzutragen und internationalistisches Denken aus den Augen zu verlieren.
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    Gerne kannst Du nun mitteilen, wie Du Dich zum „nationalen Konsens“ definiert von anderen Rassisten und Nationalchauvinisten positionierst: dem Zionismus. Eine Frage, die in diesem Portal nicht unberechtigt ist.
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    Wer den Zionismus nicht verurteilt inkl. Antizionisten als „Antisemiten“ diskreditiert kann sowieso nicht glaubwürdig hiesigen Rassismus und völkischen Nationalismus entgegentreten, das vorneweg.
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    Es bleibt dabei: „Manchmal kommen sie wieder“ trifft auf mich nicht zu. Sicherlich jedoch auf „Nazi-Aussteiger“ Jörg Fischer, der sich für den Rechtsdemagogen Wilders und das zionistische Apartheidregime begeistert.

  2. Faschisten, Rassisten, Antisemiten halten zusammen. Leider.

    Mit welcher Flagge auch immer Braun in der BRD segelt: Braun bleibt es. Unter Adolf H. wären die heutigen Rechtsparteien genauso wie „damals“ alle anderen um rechte Wählerstimmen konkurrierenden Parteien allesamt verboten und zumindest ihre Gallionsfiguren in der NSDAP integriert worden: da hätte auch ein Nolde nicht entrüstet „Nein“ gesagt. Was soll das Gelaber um die verschiedenen Strömungen, deren Mitglieder gelegentlich ihre braunen Parteien wechseln wie die Hemden, aber es einfach nicht hinkriegen, den sog. nationalen Konsens im Zeitalter eines vereinigten Europas als das zu erkennen, was er ist: Schnee von Gestern mit Gedanken“gut“ von Vorgestern.

  3. Man kann nur dann behaupten meine Abkehr vom NS hätte „nie wirklich“ stattgefunden wenn man verschweigt, daß sich die Republikaner wie auch die DVU von ebendiesen klar und deutlich distanzieren.
    Für nationalmasochistische anti-deutsche Linke wie redok & Co. ist das natürlich zu hoch, wie vorstehender Artikel wieder einmal zeigt.

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