Die Vordenker des politischen Zionismus

Mit der Aufklärung und der französischen Revolution fand die Emanzipation der Juden ihren Durchbruch. Nach und nach wurden Juden in den europäischen Ländern gleichgestellt, in Deutschland, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, erst sehr spät mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871.

Doch mit der staatsbürgerlichen Gleichberechtigung kamen neue Probleme. Denn sie verlangte Loyalität gegenüber dem Staat, was die Definition des Judentums auf die Religion beschränkte. Die Einheit von Religion und Volkszugehörigkeit wurde marginalisiert, zuallererst von Juden selbst, die sich in den allermeisten Fällen an die Mehrheitsgesellschaft zu assimilieren versuchten. Juden fühlten sich ganz als Bürger des jeweiligen Staates und stellten sich als „Staatsbürger jüdischen Glaubens“ dar.

So war auch der Name des Vereins, der 1893 in Berlin zur Abwehr des Antisemitismus gegründet wurde und der Mitte der 20er Jahre über 60.000 Mitglieder hatte, Programm: Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, kurz CV.

Während viele Juden ihr Judentum als reine Religionszugehörigkeit definierten, wählten andere die Taufe als „Entreebillet zur europäischen Kultur“, wie Heinrich Heine es formulierte und selbst praktizierte.

Zwei Entwicklungen von außen sorgten für ein Umdenken: das Judentum wurde als antinational erklärt, so dass beständiger Rechtfertigungsdruck für Juden um ihre Loyalität bestand. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Antisemitismus rassisch, so dass weder die Taufe, noch die Abkehr von jeglicher Religion vor ihm schützten.

Vor allem aber die Haskalah, die jüdische Aufklärung, führte zu einer Rückbesinnung auf jüdische Tradition, Sprachen und Kultur.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts trat in unterschiedlichen Konzeptionen die Auffassung zu Tage, das Judentum müsse auch national wieder hergestellt werden. Dazu gab es sowohl Überlegungen aus dem orthodoxen Judentum, wie etwa Zwi Hirsch Kalischers „Drischat Zion“, wie auch säkulare Bestrebungen der Wiederherstellung eines jüdischen politischen Staatswesens und der Lösung der „letzten Nationalitätenfrage“, wie Moses Hess es formulierte.

Nach den Pogromen von 1881/82 entstanden in Russland in vielen Städten Vereine für Landerwerb und Kolonisation Palästinas zur Selbstbefreiung, die sich „Chibbat Zion“ (Zionsliebende) oder „Chowewei Zion“ (Zionsfreunde) nannten.

1882 gründeten zehn russische Pioniere der „Bilu“ mit finanzieller Hilfe des Baron Edmond de Rothschild die Siedlung Rischon leZion (Erster in Zion), Sichron Jaakow (in Erinnerung an Jakob – den Vater von Baron Edmond de Rothschilds) und Rosch Pina („Eckstein“ nach dem 118. Psalm).