Fernsehtipps für den Juni

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Vom 01. bis 15. Juni 2015…

Mo, 1. Jun · 09:50-10:45 · arte
Du sollst nicht schwul sein

„Ein Mann soll keinen Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann haben, denn das ist abscheulich.“ Ob Bibel, Thora oder Koran – die heiligen Bücher lehnen sie allesamt ab: die Homosexualität. Bis heute diktieren die jahrtausendealten Schriften den Umgang der Religionen mit ihren ungeliebten Söhnen und Töchtern. Sie gelten als krank oder vom Teufel besessen. Um ihrem Gott, ihrer Religionsgemeinde oder einfach nur der eigenen Familie zu gefallen, sollen die Homosexuellen umkehren, heterosexuell werden oder ein Leben lang Verstecken spielen. Die Dokumentation zeigt, welchem psychischen Druck junge homosexuelle Menschen mitten in Europa ausgesetzt sind, weil sie gläubig sind: Ein homosexueller Muslim wird in einer Einwanderer-Gesellschaft, die nur echte Männer kennt, von der eigenen Familie mit dem Tod bedroht, verfolgt, zur Heirat gezwungen oder für immer verstoßen. Ein Katholik führt in katholisch-konservativen Kreisen sein Leben zwischen Selbsthass und Verdrängung. Einem schwulen orthodoxen Juden wird in der eigenen Gemeinde auf Verdacht nicht die Hand gegeben. Ein Mitglied in bibeltreuen fundamental-evangelikalen Kreisen fühlt sich wie ein Gefangener einer Welt, in der Homosexualität geheilt werden muss, weil man sonst in der Hölle landet. Und katholische Ärzte in Bayern versprechen verzweifelten Homosexuellen, ihren Leidensdruck mindern zu können. Das Thema Homosexualität ist in Kirche und Moschee oft tabu. So sieht ein evangelikaler Pfarrer das Ende der Welt nahen, so darf ein Bischof sich nicht für Schwule einsetzen. Doch es gibt auch Homosexuelle, die offen versuchen, das Tabu zu brechen. So gründeten sie in Paris eine „schwule“ Moschee, in der alle zusammen – ob Mann oder Frau, ob heterosexuell oder homosexuell – einen Platz finden können. Gott und die Krux mit den Schwulen: ein Film über verbotene Liebe und die Strategien, die Verbote zu umgehen, angebliche Heilungsmethoden, priesterliche Keuschheitsgelübde, Lügen, Ausgrenzungen und den Versuch, sich mit Gott zu versöhnen und sich die eigene Religion nicht wegzunehmen zu lassen. In seinem Film zeigt Marco Giacopuzzi, wie mitten in Europa junge Menschen an Gott verzweifeln, weil seine Diener auf Erden sie nicht so sein lassen, wie sie sind.

Mo, 1. Jun · 22:50-23:50 · 3sat
Vis-à-vis: Adriana Altaras

Frank A. Meyer spricht mit der Theaterregisseurin und Schriftstellerin Adriana Altaras über die aufkeimende Angst als Jüdin in Deutschland, mit Bezug zu ihrem neusten Buch „Doitscha“. Darin beschreibt sie ihren Alltag als jüdische Mutter und ihr Leben als Repräsentantin der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Auf die Attentate von Paris und Kopenhagen antwortet sie mit einem Aufruf zum Mut. Auf ihrer To-Do Liste steht: Keine Angst haben! Das ist für sie nach den Anschlägen in Paris und Kopenhagen keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern eine Kampfansage. „Ich verdränge die aufsteigenden Ängste zugunsten des Mutes“, schreibt sie. Adriana Alatras hat ihre jüdischen Wurzeln stets betont und ist in den Medien immer wieder als Repräsentantin der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland in Erscheinung getreten. In der Frankfurter Paulskirche hielt sie eine vielbeachtete Rede zur Pogromnacht vom November 1938. Wahres Gedenken, so Altaras, müsse im Konkreten liegen, im alltäglichen und konstruktiven Zusammenleben von Juden und Nichtjuden in Deutschland. In ihrem jüngsten, autobiografischen Buch „Doitscha“ zeichnet sie ihre Erfahrungen als Mutter und Jüdin nach, die ihre Religion aktiv vertritt. Ihr erstes Buch, das die Geschichte ihrer Familie, das Verlassen der jugoslawischen Heimat und die Ankunft in Deutschland erzählt, wurde 2014 verfilmt.

Di, 2. Jun · 01:00-02:55 · arte
Die Ehe der Maria Braun

Deutschland, im Jahr 1943: Der Zweite Weltkrieg tobt. Im Bombenhagel wird das Standesamt getroffen, in dem der Soldat Hermann Braun und Maria sich gerade das Ja-Wort geben. Nur einen Tag nach seiner Hochzeit muss Hermann wieder an die Ostfront. Maria bleibt zurück und kämpft gemeinsam mit ihrer verwitweten Mutter ums tägliche Überleben. Nach Kriegsende beginnt sie ihren Mann Hermann zu suchen. Als ein Heimkehrer die Nachricht von Hermanns Tod überbringt, geht sie eine Beziehung mit dem GI Bill ein. Doch eines Tages steht Hermann in der Tür. Es kommt zum Handgemenge zwischen Hermann und Bill. Maria greift ein und erschlägt Bill mit einer Flasche. Vor dem Militärgericht nimmt Hermann die Schuld auf sich und geht ins Gefängnis. Während einer Zugfahrt begegnet Maria dann dem Industriellen Karl Oswald, einem Emigranten, der nach dem Ende der Naziherrschaft nach Deutschland zurückgekehrt ist, um seine enteignete Fabrik wieder zu übernehmen. Maria wird zunächst in Oswalds Firma und bald auch in seinem Privatleben unverzichtbar. Maria schafft mit Hilfe von Oswald den sozialen Aufstieg und erlebt den Wohlstand der Wirtschaftswunderjahre. Dennoch hält sie an ihrer Liebe zu Hermann fest.

Mi, 3. Jun · 00:15-01:50 · arte
„Töte zuerst!“ Der israelische Geheimdienst Schin Bet

Zu den Aufgaben des israelischen Inlandsnachrichtendienstes Schin Bet zählen Terrorismusbekämpfung, Spionageabwehr und Aufklärung staatsfeindlicher Aktivitäten. Seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 untersteht Schin Bet auch die gesamte nachrichtendienstliche Tätigkeit in den besetzten Gebieten (Westjordanland und Gazastreifen). Erstmals äußern sich in diesem Film Führungskader von Schin Bet, der generell unter größter Geheimhaltung agiert. Im nationalen Diskurs Israels spielen die Sicherheitskräfte gewöhnlich eine überdimensionierte Rolle. Zwei dieser Organe – Armee und Mossad – umgibt eine geradezu legendäre Aura. Nach dem Sechs-Tage-Krieg wurde jedoch das für die innere Sicherheit zuständige Organ Schin Bet zur zentralen Größe in den Diskussionen der israelischen Entscheidungsträger. Seit die israelischen Truppen 1967 einen triumphalen Sieg über die Nachbarländer davontrugen, überwacht der Nachrichtendienst eine zahlreiche, feindlich gesinnte Bevölkerung in den von Israel besetzten Gebieten. Es ist die Aufgabe von Schin Bet, diese Bevölkerung in friedlichen Zeiten wie in Unruheperioden unter Kontrolle zu halten. „Töte zuerst!“ erzählt die Geschichte dieses vielleicht aktivsten, zweifelsohne aber geheimsten Organs der israelischen Sicherheitskräfte aus der Perspektive seiner leitenden Kader, die das Vertrauen der politischen Eliten des Landes mehr als alle anderen genießen. In einer Reihe von Interviews berichten sechs hochrangige Schin-Bet-Offiziere ohne Umschweife über bedeutende Ereignisse in ihrer Amtszeit. Dabei sprechen sie auch über den moralischen Zwiespalt, in dem sie sich aufgrund von Folter und Terror, Verhaftungen und Ermordungen befanden. Möglicherweise haben sie den Bürgern, die sie zu schützen geschworen hatten, durch ihr Handeln mehr Sicherheit gebracht. Aber ist Israel dadurch auch dem Frieden näher gekommen? Im Stil des Dokumentarfilms „The Fog of War“ von Errol Morris werden ihre Ausführungen mit schockierenden Archivbildern und 3D-Animationen unterlegt, die auf Fotos der geschilderten Ereignisse basieren. Sie veranschaulichen die Hintergründe des moralischen Dilemmas und konfrontieren den Zuschauer mit der Frage, ob er oder seine Regierung in der gleichen Lage hätten anders handeln können. Vor dem Hintergrund der zentralen Rolle, die Israel beim weltweiten Kampf gegen den Terror spielt, geben die Bekenntnisse dieser „Gatekeeper“ zu denken und zwingen den Zuschauer sich zu fragen, mit welchen Mitteln dieser Kampf geführt werden soll, ob im Gazastreifen oder in Guantánamo, in Palästina oder Pakistan. Wie ein moralisches Gleichnis zeigen die Schilderungen der Schin-Bet-Offiziere, was passiert, wenn ein Volk oder eine Nation versucht, Gewalt mit Gewalt zu begegnen.

Mi, 3. Jun · 01:10-01:15 · ZDF
Neu im Kino: „Die Frau in Gold“ von Simon Curtis

Ende der 1990er Jahre kehrt Maria Altmann aus den USA nach Wien zurück, um das ihrer jüdischen Familie geraubte Gustav-Klimt-Gemälde „Frau in Gold“ vom österreichischen Staat zurückzufordern. Helen Mirren brilliert in dem authentischen Film als glaubwürdige, emotionale Mittlerin zwischen Vergangenheit und Gegenwart. In einem Kampf gegen das Vergessen und für Wiedergutmachung im Zeichen weitverbreiteter Ignoranz.

Mi, 3. Jun · 01:50-02:42 · arte
Israel und die Bombe – Ein radioaktives Tabu

Die Schoah war der Wendepunkt für das jüdische Selbstverständnis. „Nie wieder“ sollten Juden widerstandslos zu Opfern werden. Israel wollte Atommacht werden. Um die Bombe zu bekommen, waren viele Mittel recht. 1956 beteiligte sich das Land an der Verschwörung von Briten und Franzosen in der Suezkrise, um sich Rohstoffe und Technik zu sichern – für sein Atomprogramm in Dimona. Der Staat nutzte das schlechte Gewissen auf amerikanischer Seite. Die USA hatten im Zweiten Weltkrieg nahezu nichts für die Rettung von Juden getan. Nun sollten Eisenhower, Kennedy und Johnson wegsehen, wenn es um das geheime Nuklearprogramm Israels ging. Auch Deutschland und Frankreich unterstützten die Aufrüstungsbestrebungen des jungen Staates. Im Sommer 2010 bestätigte der BND die Existenz von Akten, die belegen, dass Kanzler Adenauer seit den 50er Jahren nicht nur „Wiedergutmachung“ zahlte, sondern Israel mit Hunderten Millionen D-Mark sowie mit Uran und Nuklearexperten versorgte. Auch Frankreich half tatkräftig mit. Paris lieferte ebenfalls Uran und stellte die besten Nuklearwissenschaftler zur Verfügung. In Israel wurden die neuen Anlagen sorgfältig versteckt, die Labors hinter doppelte Wände und in unterirdische Kammern verlegt und harmlose Attrappen für ausländische Kontrolleure gebaut. Offiziell war Israel nur an der zivilen Nutzung der Kernenergie interessiert. 1967 aber war die erste Atombombe fertiggestellt. „Nie wieder“ stand darauf. Die Ohnmacht der Schoah war Vergangenheit. Bis heute fährt der Staat Israel eine „Strategie der Unklarheit“. Die Atom-Kontrolleure der IAEA werden außer Landes gehalten, indem die Existenz der Bombe bestritten wird. Eingeweihte wie der Nukleartechniker Mordechai Vanunu, die über das Programm reden, bekommen drakonische Strafen und werden mundtot gemacht. Auf der anderen Seite soll die Welt um die Macht des Staates Israel wissen, gezielt setzt die Regierung ihre militärische Stärke diplomatisch ein.

Sa, 6. Jun · 19:15-20:00 · ARD-alpha
Mirjam Pressler – „Das Kind in mir“

Der Filmemacherin Andrea Roth ist es gelungen, Zugang zu der Autorin zu finden, die die Öffentlichkeit eher scheut. Sie unterhält  sich mit Mirjam Pressler über ihre Bücher und ihren umwegreichen Weg zur Schriftstellerin. Daneben verdanken wir ihren Wegbegleitern –  dem Lebensgefährten, ihrer Tochter Gila, ihrem Lektor  – einen Einblick in ihre Persönlichkeit. Die Literaturwissenschaftlerin Gabriele von Glasenapp äußert sich zur Bedeutung von Presslers Werken für die Deutsche Kinder- und Jugendbuchliteratur. Sie prägt die deutsche Kinder- und Jugendliteratur wie kaum eine andere: Mirjam Pressler. Dabei hatte sie selbst eine schwierige Kindheit, als jüdisches Kind, nach dem Krieg, bei Pflegeeltern. Das Thema ihrer Kindheit zieht sich durch viele ihrer Bücher: gebrochene oder beschädigte Kindheiten, die Suche nach einem Ausweg, nach einem Platz im Leben. Schwierige Themen hat sie ihren jugendlichen Lesern nie erspart. Dennoch war sie sehr erfolgreich: bereits dreimal hat die Autorin den „Deutschen Jugendliteraturpreis“ erhalten, zweimal wurde ihr – neben etlichen anderen Preisen – der „Deutsche Bücherpreis“ verliehen und einmal für ihr Lebenswerk das Bundesverdienstkreuz. Bekannt wurde Mirjam Pressler durch die Übersetzung der kritischen Ausgabe der Tagebücher der Anne Frank und ihrer Biographie über Anne Frank „Ich sehne mich so“. Über 30 Bücher hat Mirjam Pressler seither geschrieben und 300 Bücher aus dem Hebräischen, Flämischen und Englischen übersetzt. Der Filmemacherin Andrea Roth ist es gelungen, Zugang zu der Autorin zu finden, die die Öffentlichkeit eher scheut. Sie unterhält sich mit Mirjam Pressler über ihre Bücher und ihren umwegreichen Weg zur Schriftstellerin. Daneben verdanken wir ihren Wegbegleitern – dem Lebensgefährten, ihrer Tochter Gila, ihrem Lektor – einen Einblick in ihre Persönlichkeit. Die Literaturwissenschaftlerin Gabriele von Glasenapp äußert sich zur Bedeutung von Presslers Werken für die Deutsche Kinder- und Jugendbuchliteratur.

So, 7. Jun · 00:00-02:30 · WDR
München

Basierend auf George Jonas‘ umstrittenem Buch „Die Rache ist unser. Ein israelisches Geheimkommando im Einsatz“, schildert Steven Spielberg die mörderische Undercoveroperation als schillerndes Vexierbild aus Fakten und Fiktion, persönlichen und politischen Interessen. Vor den Augen von 900 Millionen Fernsehzuschauern wandelt sich der olympische Sommer des Jahres 1972 zur Tragödie. Palästinensische Terroristen bringen im Münchener Olympiadorf fast alle Mitglieder der israelischen Mannschaft in ihre Gewalt. Bei einem dilettantischen Befreiungsversuch der deutschen Polizei kommt es auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck zu einem Blutbad, bei dem alle elf Geiseln sterben. Drei der beteiligten Palästinenser werden aus deutschen Gefängnissen durch die Entführung einer Lufthansamaschine freigepresst. Die israelische Premierministerin Golda Meir (Lynn Cohen) stellt daraufhin ein fünfköpfiges Geheimkommando unter Leitung des jungen Leibwächters Avner Kauffman (Eric Bana) zusammen, das elf Terroristen und deren Hintermänner liquidieren soll. Offiziell darf es diese Todesschwadron nicht geben, weshalb die Gruppe nahezu autonom im Untergrund operiert. Sie besteht auch nicht aus Killern des Geheimdienstes, sondern aus jüdischen Sympathisanten mit bürgerlichen Berufen. Avner selbst ist Hobbykoch und Melancholiker, der sich nach seiner Frau und seinem Kind sehnt und zunehmend am Sinn seiner Mission zweifelt. Die Reise der fünf führt quer durch Europa, wo sie in Frankfurt, Paris, Athen und Beirut tödliche Bombenanschläge auf die vermeintlichen Drahtzieher des Münchener Terroranschlags ausführen. Die Palästinenser antworten mit Attentaten auf Zivilisten, und zunehmend mischen sich amerikanische und russische Agenten, aber auch ein undurchsichtiger Privat-Geheimdienst, in die Vergeltungsaktionen des Quintetts. Bald geraten Avner selbst und seine Familie ins Fadenkreuz.

So, 7. Jun · 22:10-23:40 · BR
Der Garten der Finzi Contini

Italien, 1938: In der norditalienischen Stadt Ferrara gibt es eine kleine jüdische Gemeinde, deren Mitglieder durch die auf Anregung Deutschlands eingeführten antisemitischen Rassengesetze zunehmend ausgegrenzt werden. Da es Juden in Mussolinis Italien nun nicht mehr gestattet ist, einem örtlichen Tennisclub beizutreten, gründet die wohlhabende Familie Finzi-Contini auf ihrem Anwesen einen informellen Tennisclub. Unter den jungen Leuten, die sich während des Sommers im üppigen Garten der Finzi-Contini treffen, ist auch Giorgio, der schon seit seiner Kindheit in Micòl, die Tochter des Hauses, verliebt ist. Micòl scheint ebenfalls Zuneigung zu Giorgio zu empfinden, der ihrem kranken Bruder Alberto verblüffend ähnelt. Während die äußeren Umstände immer gefährlicher werden, entwickelt sich zwischen ihnen eine fragile Beziehung, die zwischen tiefer Freundschaft und scheuer Liebe changiert. 1943 werden schließlich die Finzi-Contini verhaftet und deportiert. In der Haft erfährt Micòl, dass Giorgio die Flucht ins Ausland gelungen ist.

Mo, 8. Jun · 21:00-23:00 · arte
Marathon Man

Als der New Yorker Geschichtsstudent Thomas „Babe“ Levy bei seinem täglichen Marathontraining einen Autounfall mit ansieht, ahnt er noch nicht, was dies für Auswirkungen auf sein Leben haben wird. Einer der Verunglückten ist der Bruder des untergetauchten KZ-Folterers Christian Szell, der seinen Opfern im Lauf der Jahre unzählige Diamanten abgenommen und bei seiner Flucht in New York gelagert hat. Szells Bruder war dafür verantwortlich, ihm nach und nach die wertvollen Steine nach Südamerika zu schicken. Als dieser aber umkommt, macht sich Szell selbst auf den Weg nach New York. Babes Bruder Doc, der als Agent für die „Division“, eine Geheimorganisation der Regierung, arbeitet, ist als Kurier für Szell unterwegs. Im Gegenzug erhält er Informationen über Aufenthaltsorte von ehemaligen Nazis. Szell, der fürchtet, von seinen Kurieren beraubt zu werden, zögert nicht, erst Doc umzubringen und dann Babe entführen zu lassen, um ihn zu foltern und Informationen aus ihm zu pressen. Der völlig ahnungslose Babe schlittert in einen Alptraum, den er nicht im Geringsten versteht. Selbst seine Freundin Elsa scheint in die Sache verwickelt zu sein und auch Janeway, der sich ihm als Kollege seines Bruders vorstellt, spielt ein doppeltes Spiel. Mit Folterern, Agenten und Nazischergen auf den Fersen muss Babe um sein Leben rennen …

Mo, 8. Jun · 22:00-22:45 · WDR
Ich bin nicht Charlie – Die Gefahr aus den Pariser Vorstädten

In Evry sagen viele Jugendliche, die Morde an den Karikaturisten habe sie nicht schockiert. Manche meinen sogar, sie seien eine gute Sache – so könnten die Opfer wenigstens nicht weiter „unseren Propheten beleidigen“. Auch Mohamed. Er spielt die Anschläge herunter und sagt, Frauen mit Kopftuch würden ständig in der Metro angepöbelt und angegriffen. Darum kümmere sich niemand. Er hat eine Ausbildung durchlaufen bei einer streng muslimischen Organisation. Sein Ziel ist es, Imam zu werden. Anders als Mohamed möchte der 19-jährige Imad eine klassische Laufbahn einschlagen und eine Handelsschule besuchen. Aber auch er ist nicht Charlie: Welchen Sinn hat es, den Propheten zu beleidigen, fragt er sich? Wir treffen Charles Aka. Er ist Sozialarbeiter und er kannte Amedy Coulibaly, der im Supermarkt für koschere Lebensmittel ein Blutbad angerichtet hat. Wir zeigen, dass viele dieser Geschichten einmal am selben Punkt angefangen haben: In den Vorstädten, dort, wo inzwischen für jüdische Familien kaum noch Platz ist. Sie fürchten, der nächste Anschlag könnte ihnen gelten. Es wird deutlich: Auch für sie ist Frankreich immer weniger eine Heimat.

Mo, 8. Jun · 22:45-23:45 · WDR
Countdown zu einem Tabubruch – „Mein Kampf“ erscheint

Zum Ende des Jahres wird nicht mehr zu verhindern sein, was über 70 Jahre gelungen schien: Adolf Hitlers „Mein Kampf“ aus den Bücherregalen zu verbannen. Ab dem 1. Januar 2016 wird die Hetzschrift wieder freiverkäuflich in den deutschen Buchläden ausliegen. War „Mein Kampf“ überhaupt verboten? Es ist nur das Urheberrecht, das bis heute den Abdruck von Texten aus „Mein Kampf“ verhindert hat. Noch verfügt der bayerische Finanzminister Markus Söder darüber. Aber weil nach 70 Jahren jeder Verleger das Buch auf den Markt bringen darf, beschließt der bayerische Landtag, eine wissenschaftlich kommentierte Fassung herauszugeben. Markus Söder beauftragt das Institut für Zeitgeschichte mit der Arbeit. 500.000 Euro ist es ihm wert, dass möglichst noch vor Ende der Ablauffrist eine wissenschaftlich bearbeitete Ausgabe von Hitlers Kampfschrift erscheint, auch um anderen Verlagen den Markt abzugraben. Doch plötzlich und für alle Beteiligten völlig unverständlich, zieht Horst Seehofer den Auftrag zurück. Der bayerische Ministerpräsident warnt das Institut, weiter an dem Buch zu arbeiten. Aber genau das tun die Historiker; sie setzen ihre Arbeit fort. „Countdown zu einem Tabubruch“ recherchiert den Streit um Seehofers Rückzieher, reportiert den Wettlauf des ehemals staatlich finanzierten Mein-Kampf-Projekts mit rechtsradikalen Verlagen und folgt den Spuren der Kampfschrift bis in die Wohnzimmerregale der Gegenwart und die Hirne der Menschen. Der Dokumentarfilm zeigt, wie Überlebende des Naziregimes und die Menschen in Israel auf die Wiederverbreitung reagieren, und spürt auf, dass trotz aller Diskussionen in Deutschland längst mit „Mein Kampf“ Geld verdient wird. „Der Führer hat das Wort“ heißt das Radiofeature in der Reihe Dok 5, das der WDR am 21.6. um 11.05 Uhr und am Montag, den 22.6.2015, um 20.05 Uhr ausstrahlt.

Mo, 8. Jun · 23:55-00:15 · 3sat
Bashar lernt laufen

Bashar ist ein 14-jähriger Flüchtlingsjunge aus Aleppo in Syrien. Der Krieg hat ihm seinen Vater geraubt, seine Kindheit – und sein linkes Bein. „Der Tag, an dem ich wieder gehen kann, wird der schönste in meinem Leben sein“, sagt Bashar. „Ich sah das Flugzeug kommen. Es warf eine Bombe ab. Sie traf uns – mein Vater war tot und ich verlor mein linkes Bein.“ Als das Filmteam Bashar das erste Mal trifft, war seit dem Tag, der sein Leben aus den Angeln gehoben hatte, schon ein Jahr vergangen. Der Junge sitzt in einem kleinen Zimmer in einem Flüchtlingslager in der libanesischen Hauptstadt Beirut und hat kaum Hoffnung, sein altes Leben je zurückzugewinnen. Drei Monate später heißt es aus Beirut, Bashar erhalte eine Prothese. Das Filmteam fährt hin und trifft auf einen Bashar, der vor Glück strahlt. In einem Monat würde er wieder Fußball spielen können, versprechen ihm die Ärzte. Doch dann schlägt das Schicksal erneut zu: Bashar bricht sich das gesunde Bein. Eine neue Operation wird nötig, doch dafür fehlt das Geld. Bashar wird ins Flüchtlingslager zurückgeschickt, es beginnt eine lange Zeit voller Hoffen und Bangen. Nahostkorrespondent Pascal Weber hat Bashar über ein Jahr lang begleitet.

Di, 9. Jun · 11:00-11:30 · 3sat
Irgendwo dazwischen

70 Prozent der Schüler an der UNESCO-Schule in Essen haben ausländische Wurzeln. Das Gefühl des Fremdseins und Ankommens haben sie gemeinsam. Die Dokumentarfilmerin Jelena Jeremejewa kam vor 20 Jahren auf diese Schule. Sie war zwölf Jahre alt und hatte gerade mit ihrer Mutter Kiew verlassen, um im Ruhrgebiet zu leben. Sie kennt den Neuanfang, die Sprachlosigkeit, das Alleinsein der Schüler. Ahmed ist zwölf Jahre alt und kommt aus Syrien. Es sind seine ersten Tage an einer deutschen Schule. Jetzt muss er sich auf eine fremde Sprache, fremde Menschen und fremde Strukturen einlassen. Gestern noch war er mit den Eltern und einem Übersetzer zur Anmeldung da. Heute fängt seine erste Deutschstunde in der 7W an, einer altersübergreifenden Klasse, in der Kinder Deutsch lernen sollen. So schnell, wie es eben geht. Zur UNESCO-Schule in Essen geht auch Arif. Er ist vor mehr als vier Jahren aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet. Mit 15 Jahren, ohne Eltern, aber mit einem jüngeren Bruder, brachten ihn Schlepper über Pakistan, Iran, Türkei und Griechenland irgendwann nach Essen. Ariella ist 21 Jahre alt. Sie steht kurz vor dem Abi und hat eine klare Vorstellung von ihrer Zukunft. Sie will Kinder haben, Pädagogik studieren und Erzieherin werden, in ihren jüdischen Kindergarten zurückkehren und den Kindern all das geben, wovon sie bis jetzt profitiert. In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben ihre Eltern Anfang der 1990er Jahre die damalige Sowjetunion verlassen, um in Deutschland Medizin zu studieren. Heute ist Ariellas Mutter vom deutschen Bildungssystem mehr als enttäuscht und ihr sind Ariellas Pläne nicht ehrgeizig genug. Autorin Jelena Jeremejewa kennt die Situationen von Ariella, Arif und Ahmed. Sie tastet sie sich an das Gefühl von damals heran, an das Gefühl des Fremdseins und des Ankommens.

Di, 9. Jun · 22:15-23:55 · Super RTL
Das Leben ist zu lang

Der krisengeschüttelte, jüdische Filmregisseur Alfi Seliger treibt durch das Chaos seines Lebens als Künstler, Familienvater und Sohn einer exzentrischen Mutter. Sein eskalierendes Desaster inmitten der deutschen Filmszene erreicht mit einem theatralisch-hilflosen Selbstmordversuch seinen Höhepunkt. Alfi überlebt – doch er erwacht nur scheinbar in seinem alten Leben…

Di, 9. Jun · 22:45-23:30 · HR
Die Sudetendeutschen und Hitler (1/2)

Das Münchner Abkommen vom 29. September 1938 markiert das vorläufige Ende eines Konflikts zwischen Tschechen und Deutschen, dessen kritische Phase 1918 mit dem Zerfall der Donaumonarchie beginnt. Nach einer Revolution gründen Tschechen und Slowaken auf dem Boden der einstigen österreichischen Kronländer Böhmen und Mähren die erste tschechoslowakische Republik – für die Tschechen ein Durchbruch zu einer eigenen Identität, für die mehrheitlich Deutsch sprechende Bevölkerung ein Alptraum. Das Münchner Abkommen vom 29. September 1938 markiert das vorläufige Ende eines Konflikts zwischen Tschechen und Deutschen, dessen kritische Phase 1918 mit dem Zerfall der Donaumonarchie beginnt. Nach einer Revolution gründen Tschechen und Slowaken auf dem Boden der einstigen österreichischen Kronländer Böhmen und Mähren die erste tschechoslowakische Republik – für die Tschechen ein Durchbruch zu einer eigenen Identität, für die mehrheitlich Deutsch sprechende Bevölkerung ein Alptraum. Früher tonangebend, ist sie im neuen Staat zur Minderheit geworden, kämpft verzweifelt um ihr kulturelles und wirtschaftliches Überleben. Deutsche Schulen werden geschlossen, die Kinder sollen auf tschechische Schulen gehen und Tschechisch lernen. Je heftiger die Deutschen bedrängt werden, umso stärker wird ihr Widerstand. Tschechoslowakische Truppen besetzen die deutschsprachigen Grenzgebiete zu Deutschland und Österreich, das so genannte Sudetenland. Bei gewalttätigen Protesten gibt es die ersten Toten. Die Repressionen nehmen zu, die Benachteiligungen durch den tschechischen Staat wachsen. Beflügelt durch die Machtübernahme Adolf Hitlers in Deutschland, gründet 1933 der Sudetendeutsche Konrad Henlein eine Sammlungsbewegung, die sich Autonomie und Selbstbestimmung der Deutschen auf die Fahnen schreibt. Je radikaler ihre Parolen werden, umso mehr Zulauf erhält sie. Nicht alle Sudetendeutschen unterstützen Konrad Henlein, so etwa der Sozialdemokrat Lorenz Knorr; doch auch sie können nicht verhindern, dass die Mehrheit sich immer klarer auf Seite der Nazis stellt. Besonders prekär wird die Lage insbesondere für die jüdischen Sudetendeutschen. Gezielt und mit tatkräftiger Unterstützung Hitlers provoziert die Henlein-Partei Unruhen und versucht, die Krise anzuheizen, damit ein Krieg unvermeidlich scheint. Die Tschechen machen mobil und sind überzeugt, Hitler militärisch aufhalten zu können, auch mit Unterstützung der Verbündeten England und Frankreich. Doch zu groß ist der Wunsch in Europa, nach dem verheerenden Ersten Weltkrieg einen neuen Krieg auf alle Fälle zu verhindern. Die Alliierten unterzeichnen das Münchner Abkommen. Den Preis zahlen die Tschechen. Ihre gut gerüstete Armee muss kampflos zusehen, wie das Land zerstückelt wird.

Mi, 10. Jun · 00:05-00:57 · arte
Innenansichten – Deutschland 1937

Das Jahr 1937 wurde als Zeit der „Ruhe vor dem Sturm“ bezeichnet, dennoch wurden im Zuge der Naziherrschaft entscheidende Weichen für die nationalsozialistische Kriegs- und Vernichtungspolitik gestellt. Hitlers Diktatur ist nach innen gefestigt, alle Regimegegner sind entweder eingesperrt oder ermordet, emigriert oder auf jeden Fall mundtot gemacht. Die Wirtschaft erholt sich von der großen Krise, die Bevölkerung fühlt sich zunehmend wohl. Das nimmt auch das demokratische Ausland in Europa und Übersee zur Kenntnis. Vor allem die US-Amerikaner wollen wissen, wie Hitler und seine Regierung es geschafft haben, Deutschland auf diesen Weg zu führen. Während der Olympischen Spiele 1936 inszenierten die Veranstalter geschickt ein friedliebendes und weltoffenes Drittes Reich. Kritische Geister sind dennoch sicher, dass sich hinter der Fassade eine Realität von mörderischem Rassenwahn und kriegslüsterner Revanchepolitik verbirgt. Im Sommer 1937 erhält der amerikanische Journalist und Dokumentarfilmer Julien Bryan überraschend eine Sondergenehmigung, das Dritte Reich zu bereisen und dort Filmaufnahmen zu machen. Er will den Amerikanern die Wahrheit über Deutschland zeigen. Bryan fährt im September und Oktober 1937 mit seiner Kamera durch weite Teile des Landes. Selbstverständlich darf er nur genehmigte Schauplätze filmen, trotzdem gelingt es ihm immer wieder, auch den Machthabern unbequeme Szenen zu drehen und die Filmrollen – wie er erklärt – an der Zensur vorbei aus dem Land zu schmuggeln. Nur wenige Minuten des gedrehten Materials wurden jedoch 1938 in der US-amerikanischen Wochenschau-Reihe „The March of Time“ verarbeitet – als Anklage gegen das Hitler-Regime. Was bislang nur wenige wussten: Fast alle der in Schwarz-Weiß gedrehten originalen 35mm-Rollen sind erhalten geblieben und wurden für diese Produktion in High-Definition abgetastet. Michael Kloft hat die einzigartigen Filmdokumente ausgewertet und zu einer ungewöhnlichen Dokumentation über das Dritte Reich verarbeitet.

Mi, 10. Jun · 21:50-22:42 · arte
Paul Celan – Dichter ist, wer menschlich spricht

Die Dokumentation erzählt das Leben des großen jüdischen Dichters Paul Celan. Gepeinigt von den Erfahrungen des Holocaust, wählt er 1970 in Paris den Freitod in der Seine. Diese Biografie – es ist die Geschichte eines unbedingt Liebenden, eines verzweifelt Suchenden nach Halt und Heimat. Erstmalig spricht der Sohn des Dichters, Eric Celan, vor der Kamera über seinen Vater und das schwierige, von Krisen überschattete Leben der Familie. Der jüdische Lyriker Paul Celan war zeitlebens auf der verzweifelten Suche nach Heimat und Halt. Sein Weg aus der Bukowina, dem ostjüdischen Buchenland, über Wien nach Paris ist der Weg eines anarchischen und sensiblen Charmeurs in die Dunkelheit eines unheilbaren Traumas: Unter den Erfahrungen des Holocaust leidend, wählt er 1970 mit noch nicht einmal 50 Jahren den Freitod in der Seine. Die Dokumentation erzählt die Geschichte eines unbedingt Liebenden, eines sehnsüchtig nach Verständnis und Verständigung Suchenden. Erstmalig spricht der Sohn des Dichters, Eric Celan, vor einer Kamera über seinen Vater über das schwierige, von Celans psychischen Krisen überschattete Leben der Familie. Mit der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann, Tochter eines Kärntner Nazis, verbindet den jüdischen Dichter eine leidenschaftliche, unglücklich bleibende Liebe. Immer wieder sucht er Deutschland auf, das Land der Mörder, aber doch auch das Land jener Sprache, die er liebt und in der er schreibt. Zum einschneidenden Erlebnis wird ihm, der neugierig ist auf die junge Bundesrepublik, eine Lesung vor jungen Schriftstellern der „Gruppe 47“: Man verhöhnt seinen Vortragston, Vergleiche mit Goebbels und dem „Singsang wie in einer Synagoge“ muss er ertragen. Celan wagt sich dennoch weiter vor in Deutschland, seine „Angstlandschaft“, wo er das Gespräch mit dem nationalsozialistisch belasteten Philosophen Martin Heidegger sucht. Die Dokumentation von Ullrich H. Kasten und Hans-Dieter Schütt erzählt Celans Biografie als ein packendes Stück deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert. Reisebilder von Aufenthaltsorten des Dichters, Archivaufnahmen sowie Interviews mit dem Celan-Forscher Bertrand Badiou und Eric Celan verbinden sich zu einem bewegenden Porträt. Dies ist der bislang erste Film, der die Größe und die Tragik dieses Dichterlebens erfasst und in einem erzählerischen Sog vergegenwärtigt.

Mi, 10. Jun · 23:10-01:10 · BR
Die Frau die singt – Incendies

Der Letzte Wille ihrer Mutter Nawal (Lubna Azabal), die im kanadischen Exil starb, versetzt die Zwillinge Jeanne (Mélissa Désormeaux-Poulin) und Simon Marwan (Maxim Gaudette) in tiefes Erstaunen. Notar Jean Lebel (Rémy Girard), ein enger Freund der Familie, überreicht ihnen zwei Briefe: Einer ist bestimmt für ihren Vater, den sie für tot hielten, der zweite für einen Bruder, von dessen Existenz sie bislang nicht einmal eine Ahnung hatten. Diese Briefe müssen laut Nawals Testament erst übergeben werden, bevor ein Grabstein auf ihre letzte Ruhestätte gesetzt werden darf. Um den Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen, bricht Jeanne in den Nahen Osten auf; Simon folgt ihr nur widerwillig. Im Zuge einer ereignisreichen Odyssee durch ein verwüstetes Land finden beide heraus, dass ihre Mutter nach einem politisch motivierten Attentat in einem Spezialgefängnis inhaftiert wurde. 15 Jahre verbrachte sie in Einzelhaft, wurde von einem „Verhörspezialisten“ immer wieder gefoltert. Als Folge mehrfacher Vergewaltigung brachte sie hier Simon und Jeanne zur Welt. Der unbändige Überlebenswillen ihrer Mutter, die sich durch das Singen in der Haft den Verstand bewahrte, beeindruckt die Zwillinge. Die Konfrontation mit der ganzen Wahrheit versetzt beiden jedoch einen Schock, der ihr ganzes weiteres Leben beeinflussen wird.

Do, 11. Jun · 07:30-08:00 · RBB Berlin
Juden im Mittelalter – Leben im rheinischen Paradies

In zwei Folgen spürt die Dokumentation zwei Seiten dieser jüdischen Geschichte nach: der kulturellen Blüte der jüdischen Gemeinden, die eine große Bedeutung für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der frühen Städte im Rheintal hatte. Erzählt wird aber auch vom aufkommenden Neid und Hass, von Vertreibung und Vernichtung – mit Stereotypen, die ihre Fortführung im Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhundert finden. Mit Aufnahmen von Originalschauplätzen, überlieferten Zeugnissen und in Gesprächen mit den führenden Spezialisten zu diesem Thema führen die beiden Sendungen den Zuschauer zurück in die Zeit zwischen 900 und 1550. Im ersten nachchristlichen Jahrtausend verlagerte sich der Schwerpunkt der jüdischen Diaspora immer mehr vom Nahen und Mittleren Osten nach Europa. Dort leistete die jüdische Bevölkerung Entscheidendes für die Entwicklung der Städte, des Handels und der Kommunikation. Zentrum des jüdischen Lebens waren bereits in der karolingischen Zeit die Niederungen beiderseits des Oberrheins. Hier waren die jeweiligen jüdischen Gemeinden für die Entwicklung der Städte Speyer, Worms, Straßburg und Mainz mitentscheidend. Mit ihrer Siedelung im Rheintal übernahmen die neuen Siedler auch hiesige Gebräuche in ihre Kultur auf – vor allem übernahmen sie Wörter und Struktur des Mittelhochdeutschen in ihre Alltagssprache, das „Jiddisch“ entstand. Die friedliche Duldung fand ein Ende, als der Kreuzzugsgedanke von Rom aus beinahe ganz Europa ergriff. Überall fanden sich Demagogen, die gegen die „Christusmörder“ hetzten und die Juden der ungeheuerlichsten Verbrechen beschuldigten. Die Geschichte der Juden im Mittelalter im Rheinland ist daher auch von Massakern und Verfolgungen geprägt, die stets auf falschen Vorwürfen gegründet waren. Doch trotz dieser schwierigen Beziehungen zu den Christen hat sich das kollektive jüdische Gedächtnis eine besondere Zuneigung für diese Regionen beiderseits des Rheins erhalten. Neben dem gelobten Land Israel vertritt das Rheinland das andere Land, das vielen Juden nahe am Herzen liegt. So nennen sie es „d’Heim“, das Haus.

Do, 11. Jun · 23:50-00:20 · MDR Sachsen
Turnvater Jahn – Der Napoleonhasser

Das abenteuerliche Schicksal des schon zu seinen Lebzeiten umstrittenen Friedrich Ludwig Jahn spiegelt die Konflikte in einer Zeit großer politischer Umbrüche. „Lebensläufe“ beleuchtet die widersprüchliche Persönlichkeit und den Lebensweg des Tausendsassas Friedrich Ludwig Jahn: vom erfolglosen Schüler und Studenten, aktiven Burschenschaftler und Geheimbündler, „Turnvater“ und mutigem Kämpfer gegen Napoleon, Häftling und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung bis zu seinem Tod in Freyburg an der Unstrut. Als „Turnvater Jahn“ ist er eine Legende, im Mai 2013 wurde Friedrich Ludwig Jahn in die „Hall of Fame des deutschen Sports“ aufgenommen. Doch was den „Urahn aller Sportlehrer“ antrieb, war nicht die körperliche Ertüchtigung zur Förderung der Volksgesundheit. Turnen war für Jahn Teil der patriotischen Erziehung zur Vorbereitung auf den Krieg gegen die napoleonische Fremdherrschaft. „Echt deutsche Männer“ wollte Jahn ausbilden. Dafür gründete er schon 1810 seinen ersten Turnverein. Sein Hass auf Napoleon, auf alles „Welsche“ und Jüdische, war so radikal nationalistisch, dass die Nazis ihn und seine Ideen später problemlos für ihre Propagandazwecke vereinnahmen und nutzen konnten. Als 1813 vor den Toren Leipzigs die Völkerschlacht tobt, ist Friedrich Ludwig Jahn mit seinen Anhängern unter den Reitern in schwarzer Uniform, als Bataillonskommandeur im Lützower Freikorps, das er mitaufgebaut hatte. „Sie haben sich in der schlimmsten Zeit um das Vaterland ein bleibendes Verdienst erworben“, würdigt ihn der preußische Staatskanzler Freiherr von Hardenberg nach dem Sieg über Napoleon. 500 Taler Ehrensold als Leibrente bekommt Jahn sofort, die ihm nach neunjähriger Verlobungszeit endlich die Heirat mit Henriette Kollhof ermöglicht. Das versprochene Eiserne Kreuz bekommt er allerdings erst 26 Jahre später, nach sechs Jahren Festungshaft wegen „demagogischer Umtriebe“ und Rehabilitierung durch den preußischen König. Das abenteuerliche Schicksal des schon zu seinen Lebzeiten umstrittenen Friedrich Ludwig Jahn spiegelt die Konflikte in einer Zeit großer politischer Umbrüche. „Lebensläufe“ beleuchtet die widersprüchliche Persönlichkeit und den Lebensweg des Tausendsassas Friedrich Ludwig Jahn: vom erfolglosen Schüler und Studenten, aktiven Burschenschaftler und Geheimbündler, „Turnvater“ und mutigem Kämpfer gegen Napoleon, Häftling und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung bis zu seinem Tod in Freyburg an der Unstrut.

Sa, 13. Jun · 02:15-03:07 · arte
Astrid Lindgren

Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter – Astrid Lindgren (1907-2002) schuf Figuren, die zu den fröhlichen Kindheitserinnerungen von Millionen Menschen gehören und die Kinder weltweit begeistern. Dabei war das Leben der berühmten Kinderbuchautorin bestimmt von Brüchen und Schicksalsschlägen, was sich auch in ihren Geschichten niederschlägt. Zum 70. Geburtstag von „Pippi Langstrumpf“ zeigt ARTE das Leben von Astrid Lindgren – auch mithilfe von eindrucksvollen Fundstücken aus historischen Filmarchiven, bisher unveröffentlichten Privataufnahmen sowie Tagebucheinträgen. Verwandte und Wegbegleiter schildern in sehr persönlichen Worten ihre Sicht auf die Kinderbuchautorin. Ihr größtes und jahrzehntelang gehütetes Geheimnis: Mit gerade mal 18 Jahren wurde Astrid Lindgren schwanger, von ihrem ersten Arbeitgeber, dem Chefredakteur der Lokalzeitung ihrer Heimatstadt Vimmerby – ein gesellschaftlicher Skandal in den 20er Jahren. Ihren unehelichen Sohn Lasse lässt sie bei einer Pflegemutter zurück. Diese Verlusterfahrung und das jähe Ende ihrer eigenen Kindheit sollten sie und ihr Werk maßgeblich prägen, selbst als sie längst eine einflussreiche Persönlichkeit des öffentlichen Lebens ist. Während des Zweiten Weltkriegs führt Lindgren Tagebuch, sie nennt es ihr „Kriegstagebuch“. Die Dokumentation wertet zahlreiche Einträge des in Deutschland bisher unveröffentlichten Materials aus. „Es ist ein Jammer, dass niemand diesen Hitler erschießt“, schreibt Astrid Lindgren beispielsweise. Die Dokumentation zeigt auch, warum es kein Zufall ist, dass „Pippi Langstrumpf“ ausgerechnet 1945 erscheint und ein Welterfolg wird. Mit dem Erfolg von „Pippi Langstrumpf“ wird aus der Hausfrau und Sekretärin die gefeierte Schriftstellerin Astrid Lindgren. Mit wachsender Beliebtheit wächst auch ihr politischer Einfluss. Sie engagiert sich gegen Atomkraft und Rassismus. Zentrale Themen bleiben für Astrid Lindgren jedoch die Rechte der Kinder und eine gewaltfreie Erziehung. Ihre viel beachtete Dankesrede beim Friedenspreis des deutschen Buchhandels 1978 ist nur ein Beleg dafür. Nach Jahrzehnten des Schweigens spricht Astrid Lindgren im Alter von 70 Jahren erstmals über die Umstände der Geburt ihres unehelichen Sohns Lasse, der 1986 im Alter von 59 Jahren an einem Hirntumor verstarb. Der Dokumentation gelingt es, Astrid Lindgrens Leben und Werk neu zu erzählen und auf erstaunliche Art und Weise miteinander zu verknüpfen.

Sa, 13. Jun · 16:30-17:00 · Das Erste (ARD)
Reportage im Ersten: Tunesien – Zwischen Toleranz und Terror

Im März schlugen sie kaltblütig zu, mitten im Herzen der Hauptstadt – islamistische Extremisten warteten vor dem Nationalmuseum Bardo in Tunis auf einen Touristenbus und fingen sofort an zu schießen. Am Ende waren 24 Menschen tot, 20 von ihnen ausländische Besucher. Ein Blutbad, mit verheerenden Folgen für das ganze Land. Die großen Reedereien haben das Land sofort aus dem Programm genommen, Kreuzfahrtschiffe legen nicht mehr an, die Busparkplätze bleiben leer. Dabei ist der Tourismus einer der wenigen Rohstoffe, den das kleine Land im Maghreb besitzt. Gerade bei Pauschaltouristen war Tunesien immer beliebt, über sieben Millionen Besucher verzeichnete man jährlich in den besten Jahren. Doch die unruhigen Zeiten nach der Jasmin-Revolution 2011 haben ausländische Besucher vorsichtig werden lassen. Dabei gilt das Geburtsland des arabischen Frühlings als vorbildlich. Im letzten Jahr hat sich Tunesien eine liberale, weltoffene Verfassung gegeben, Parlaments- und Präsidentschaftswahlen liefen frei und ohne besondere Vorkommnisse ab. Doch dann schlug im März der Terror zu. Die „Reportage im Ersten“ zeigt, wie das durchaus westlich geprägte Tunesien mit dieser Herausforderung umgeht, unter anderem auf der beliebten Urlaubsinsel Djerba. Denn dort gibt es etwas, was in der arabischen Welt immer seltener geworden ist – eine jüdische Gemeinde, die in friedlicher Koexistenz mit den Muslimen lebt. Einmal im Jahr reisen Juden aus aller Welt zur ältesten Synagoge Afrikas und feiern mit einer Wallfahrt ihren Glauben. Aber auch Djerba ist nicht nur eine Oase der Toleranz. Am 11. April 2002 hielt ein mit Flüssiggas beladener Kleinlaster vor der Synagoge von Djerba, dann explodierte er – 21 Menschen starben, darunter 14 deutsche Urlauber. Dieses Attentat hatte verheerende Folgen für die Insel und das ganze Land – auch damals blieben die Touristen lange weg. Und heute? Djerba liegt ganz in der Nähe von Libyen, wo ein Staat zusammenbricht, Islamisten sich fast ungehindert ausbreiten können und den Nachbarstaat bedrohen. Tunesien ist ein gefährdetes Land, ein Land zwischen Toleranz und Terror.

Sa, 13. Jun · 21:40-22:25 · 3sat
Kunst und Verbrechen (1/4): Alles wegen Wally

Das Porträt „Wally“ von Egon Schiele wurde geliebt, geraubt und versteckt. Museen und Privateigentümer kämpfen seit 70 Jahren um die blauäugige Schönheit. Zwei Staaten sind in den Kampf um NS-Raubkunst verwickelt. Es entwickelte sich ein Kunstkrimi über die Grenzen von Recht und Moral. Ende 1997 entdeckt eine jüdische Familie ein Schiele-Gemälde, das einst ihrer Tante gehörte, im New Yorker Museum of Modern Art. Von den Nazis konfisziert, war das „Porträt der Wally“ jahrzehntelang verschollen. Als die Erben es zurückfordern, beginnt ein historischer Streit um das Gemälde. Staatsanwaltschaften sind involviert, große Kunstinstitutionen, Gesetze werden geschaffen. Schieles Gemälde der blauäugigen Schönheit Walburga Neuzil wird zum Symbol des Rechtsstreits um die NS-Raubkunst. Der Film zeichnet die Odyssee des in der Nazizeit gestohlenen Egon-Schiele-Bildes nach und zeigt Bezüge zu spektakulären Fällen wie dem Gurlitt-Fund. Es geht um privates Leid, mühsame Fahndung in Archiven und Spurensuche in unterirdischen Tunnels. Die komplexe Forschungsarbeit von Kunsthistorikern ist ebenso Thema, wie Millionendeals auf dem zeitgenössischen Kunstmarkt. Hinter alldem steht die Frage, wie angesichts des schmutzigen Erbes der NS-Zeit Gerechtigkeit überhaupt hergestellt werden kann.

So, 14. Jun · 23:30-00:00 · ZDF
ZDF-History: Krieg der Zeichner

Die Dokumentation zeigt, welche Rolle der Zeichentrickfilm in der Propaganda des Zweiten Weltkriegs spielte. Für Deutschland zog der „Arme Hansi“ in die Schlacht gegen Donald Duck und Co. Adolf Hitler und Joseph Goebbels wollen Walt Disney mit dem deutschen Animationsfilm übertrumpfen. Der Propagandaminister setzt vor allem auf leichte Unterhaltung, um vom Krieg abzulenken. Doch gegen Hollywoods Giganten sind die deutschen Zeichner chancenlos.

Mo, 15. Jun · 01:40-03:10 · Das Erste (ARD)
Tel Aviv Rendezvous

Neubeginn in Israel oder Scheidung: Vor diese Wahl stellt die konvertierte Jüdin Gisèle ihren Ehemann Alain nach der Rückkehr aus einem Tel-Aviv-Urlaub. Doch die Hals-über-Kopf-Auswanderung konfrontiert das französisch-jüdische Paar mit den Rätseln einer völlig fremden Kultur. Ohne Sprachkenntnisse, Job, Haus und die eigenen Möbel, die auf dem Meeresgrund gelandet sind, gestaltet sich das alltägliche Leben als Serie von Pleiten, Pech und Pannen. Während Alain der Verzweiflung nahe ist, blüht Gisèle auf und stürzt sich sogar in eine Affäre mit einem Rabbi. Doch plötzlich geht Alain ein Licht auf. Paradoxie ist Trumpf in dieser erfrischend „jüdischen“ Komödie, die vom Spielwitz zweier großer Stars des französischen Kinos lebt: Fanny Ardant und Gérard Depardieu. Der Pariser Gynäkologe Alain Gaash (Gérard Depardieu) stammt von litauischen Juden ab. Mit der Religion hat der gut situierte Arzt es allerdings nie so genau genommen – was sich durch die Heirat seines Sohnes Nicolas (Julien Baumgartner) ändert. Alains Frau Gisèle (Fanny Ardant), die ihrem Mann zuliebe konvertierte, entdeckt plötzlich das Judentum als neuen Impuls für ihr Leben. Nach einem gemeinsamen Israel-Urlaub setzt sie ihm die Pistole auf die Brust: Auswanderung oder Scheidung! Seiner Frau zuliebe versucht Alain, das Beste aus der Situation zu machen, doch das gelobte Land rollt den beiden französischen Juden nicht gerade den roten Teppich aus. Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen: Ein netter Makler verkaufte ihnen ein Traumhaus am Meer, ein hilfsbereiter israelischer Fachkollege bot Alain eine maßgeschneiderte Stelle im Krankenhaus an. Doch nach der Übersiedelung müssen die Pariser schmerzlich feststellen, dass das alltägliche Leben in Tel Aviv ganz eigenen, schwer durchschaubaren Gesetzen folgt. Das bereits bezahlte Haus bleibt ein Rohbau, ihr Umzugscontainer landet auf dem Meeresgrund, und mit dem Job im Hospital wird es auch nichts. Trotz beengter Behausung in einem Übersiedlerheim lässt Gisèle sich von derlei Rückschlägen nicht irritieren. Während Alain sich heimlich auf dem Hotelparkplatz als Autowäscher verdingt, flirtet sie mit einem Marihuana rauchenden Rabbi (Lior Ashkenazi). Schließlich besteht sie darauf, dass Alain sich beschneiden lässt – das Ritual wird leider ohne Betäubung durchgeführt. Mit reichlich Esprit wirft die dialogstarke Culture-Clash-Komödie einen herrlich schrägen Blick auf Israel und das Judentum. Dabei erreichen die Pointen dieser französisch-israelischen Literaturverfilmung zuweilen einen surrealen Touch – etwa wenn das Paar in der Wüste plötzlich dem Messias begegnet. Oder wenn Alain sich an der Klagemauer wünscht, Paris St. Germain möge gewinnen. Die stimmungsvolle Geschichte einer leidgeprüften Identitätsfindung funktioniert prächtig dank Schwergewicht Gérard Depardieu und der ungebrochen faszinierenden Fanny Ardant, die bereits in Truffauts „Die Frau nebenan“ (1981) und zuletzt im Episodenfilm „Paris, je t’aime“ (2006) als Paar harmonierten.