Die neuen Fernsehtipps

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Vom 16. bis 31. Mai 2017…

Di, 16. Mai · 14:00-14:45 · One
So isst Israel – Von den Judäischen Hügeln zum See Genezaret

In der zweiten Folge von SO ISST ISRAEL reist Tom Franz von den Judäischen Hügeln über das Westjordanland hoch in den Norden Israels nach Galiläa und trifft auf Menschen, die spannende Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens gefunden haben. Die Reise geht weiter in der Judäischen Bergwelt westlich von Jerusalem mit einem der interessantesten Käsemacher in Israel: Shai Seltzer. Er zählt zu den besten Käseproduzenten der Welt und ist ein origineller Lebensphilosoph. Dort lernt Tom auch Shais Freund Yftach Bereket kennen. Der Bäcker ist einer der Väter der wachsenden veganen Szene in Israel. Die Slow-Food-Produzenten der Region veranstalten regelmäßig einen Markt in Abu Gosh, einem arabischen Dorf zehn Kilometer weiter. Die palästinensischen Israelis pflegen dort seit Jahren beste kulinarische Beziehungen mit ihren jüdischen Nachbarn. Tom trifft Amit Cohen von den Chefs for Peace, einer Gruppe jüdischer, christlicher und muslimischer Köche. Sie nutzen ihre Kochkunst, um Menschen unterschiedlichen Glaubens an einen Tisch zu bringen. Nicht nur für die Friedensköche ist Esskultur ein Türöffner. Der Reiseveranstalter Breaking Bread Journeys bietet kulinarische Touren in die Palästinensergebiete an. Die Jüdin Elisa Moed und die Palästinenserin Christina Samara organisieren kulinarische Begegnungen mit Einwohnern auf beiden Seiten des Heiligen Lands und nehmen Tom Franz mit auf eine Tour ins Palästinensergebiet. Gemeinsam besuchen sie einen jüdischen Winzer im Westjordanland, der in der israelischen Siedlung Har Bracha koscheren Wein produziert. Der Film streift die Konflikte der Region, erzählt aber auch die völkerversöhnende Liebesgeschichte des Arabers Yakub Barhum, der unbedingt die jüdische Köchin Michal Baranes heiraten wollte. Tom besucht das ungewöhnliche Paar in einem arabischen Dorf. Die kulinarische Reise geht weiter nach Galiläa, das heute zu den besten Weinanbaugebieten in Israel zählt. An der Grenze zum Libanon hilft Tom Franz bei der Weinlese der Tulip Winery. Der junge Besitzer Roy Itzhaki hat mit Tulip eine Vision verwirklicht: Er produziert Spitzenwein mit Mitarbeitern, die geistig behindert sind. Nächste Station der filmischen Reise ist das Dorf Peki’in auf den malerischen Hügeln im oberen Galiläa: Peki’in ist eine Heimat der Drusen, und Tom Franz kostet das typische Pitabrot, riesige Fladen, die überall im Dorf auf offenen Kugelöfen gebacken werden. Letzte Station ist der See Genezareth, das größte Süßwasserreservoir Israels. Der Fischer Menachem erzählt von der besonderen Magie des Sees, die sich für gläubige Christen vor allem am Nordostufer entfaltet. Im Kloster Tabgha zeigt Pater Nikodemus Tom die berühmten Mosaike und den Stein, auf dem Jesus das Wunder der Brotvermehrung vollbracht haben soll. Heute kümmern sich die Benediktinermönche darum, dass benachteiligte Familien aller Glaubensrichtungen hier ein wenig Erholung finden.

Di, 16. Mai · 22:50-23:45 · arte
Benno Ohnesorg – Sein Tod und unser Leben

2. Juni 1967, Westberlin: Die Polizei geht mit massiver Gewalt gegen protestierende Studenten vor, die den Besuch des Schahs von Persien verhindern wollen. Um 20.35 Uhr liegt in den Armen von Friederike Hausmann der sterbende Benno Ohnesorg – am Hinterkopf getroffen von einer Polizeikugel. Der Schuss zielte in viele Köpfe und veränderte Lebensläufe. Im Dokumentarfilm „Benno Ohnesorg – Sein Tod und unser Leben“ erzählen Menschen, für die der 2. Juni 1967 zum Wendepunkt wurde, ihre persönliche Geschichte: Friederike Hausmann politisiert sich. Ralf Reinders radikalisiert sich so, dass er zu den Waffen greift und zum Terroristen wird. Zusammen mit anderen wird er die „Bewegung 2. Juni“ gründen und den Politiker Peter Lorenz entführen. Der Polizist Martin Textor ist noch in der Ausbildung und wird von alten Nazi-Offizieren gedrillt. Auch er bleibt nicht unberührt vom Tod des Studenten. Durch seine eindrucksvolle Montage entwickelt der Film mehr als nur ein Abbild der damaligen Geschehnisse: Während die Zeitzeugen erzählen, erleben sie Aufbruch und Aufbegehren, Empörung und Wut neu. Unterstützt durch die Originalaufnahmen von Thomas Giefer trägt der Dokumentarfilm die damalige Stimmung in die Gegenwart. Heute gilt der 2. Juni 1967 häufig als Geburtsstunde der Radikalisierung, doch der Tag hatte eine einschneidende Wirkung auf die gesamte Gesellschaft. Ohnesorgs Tod wird zum Fanal für die westdeutsche Studentenbewegung. Die Tragödie, die den Protesten gegen den Staatsbesuch des Schahs von Persien folgte, markiert in Westdeutschland den Ausgangspunkt für einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel, der nicht erst 1968 begann.

Mi, 17. Mai · 11:25-12:30 · 3sat
Auf der Suche nach Menschlichkeit – Kathrin Winzenried über die Geschichte des Schweizerischen Roten Kreuzes

Das Schweizerische Rote Kreuz feiert seinen 150. Geburtstag. Im Jubiläumsjahr sind die Flüchtlingsströme die größte Herausforderung der ältesten humanitären Organisation der Schweiz. Das Symbol des Schweizerischen Roten Kreuzes ist einzigartig und steht seit jeher für Hilfe bei Krankheit, Katastrophen und Krieg. 1866 wurde das SRK gegründet, mit dem Ziel, die Not von Verwundeten und deren Familien zu lindern. Den Verletzlichsten beizustehen, das war fortan der Grundsatz der Organisation. So organisierte das SRK während und nach dem Zweiten Weltkrieg Erholungsurlaube für 180 000 Kinder aus kriegsversehrten Ländern. Der achtjährige Anton Partl war eines von ihnen. Bis heute bleibt der Wiener seiner Gastfamilie aus Speicher verbunden und ist überzeugt, dass sie ihm das Leben gerettet hat. Dass diese humanitäre Aktion nicht zweckfrei war und das ramponierte Image der abgeschotteten Schweiz aufpolieren sollte, wurde erst später klar. Die Instrumentalisierung durch Regierung und Militär führte zu einem Tiefpunkt in der Geschichte des Roten Kreuzes. Gegenüber den Verbrechen des Holocaust zeigte sich die offizielle Organisation untätig und übernahm die Haltung des «vollen Bootes» der Schweizer Regierung. Freiwilligen Helfern und Helferinnen des SRK ist es zu verdanken, dass die humanitären Grundsätze des Roten Kreuzes nicht gänzlich verloren gingen: So rettete die Krankenschwester Friedel Bohny-Reiter trotz Verbot zahlreichen Jüdinnen und Juden das Leben. Eine von ihnen ist Margot Wicki-Schwarzschild. Eindringlich erinnert sie an die humanitäre Verpflichtung, den Schwachen und Verfolgten auch heute beizustehen. Flüchtlinge sind auch aktuell wieder die größte Herausforderung der Organisation. In der Politik lassen sie Werte wie Menschlichkeit und Unparteilichkeit erodieren. Kurt Strehler ist täglich mit den Folgen der internationalen Asylpolitik konfrontiert. In seiner Arbeit als Leiter des Asylzentrums Altdorf setzt er sich unermüdlich ein, um die Grundsätze des SRK zu leben. Dieses Asylzentrum ist mittlerweile die einzige, das von der Geschäftsstelle des SRK noch betrieben wird. Dabei geht er auch unkonventionelle Wege.

Do, 18. Mai · 00:00-00:45 · ARD-alpha
alpha-Forum: Michael Wolffsohn

Zum 70. Geburtstag von Michael Wolffsohn: Prof. Dr. Michael Wolffsohn wurde 1947 in Tel Aviv geboren, kam Mitte der fünfziger Jahre mit seinen Eltern nach Berlin, leistete Militärdienst in Israel, studierte und promovierte in Berlin und ist seit 1981 Professor für Neuere Geschichte an der Hochschule der Bundeswehr München. Michael Wolffsohn: „Es ist jedoch noch gar nicht so lange her, dass ich von meinen jüdischen Glaubensgenossen, aber auch von vielen, vielen nicht-jüdischen Deutschen im übertragenen Sinne gesteinigt worden bin dafür. Ich habe diese Position, die wir jetzt und hier differenzierend miteinander besprechen, immer auf eine kurze Formel gebracht. Gut, Formeln bergen die Gefahr, dass man missverstanden wird, aber diese Formel sagt doch einiges aus: Ich habe mich immer bezeichnet als deutsch-jüdischen Patrioten. Als ich das in meinem Buch ‚Ewige Schuld?‘ 1988 zum ersten Mal publiziert habe, fanden das viele in Deutschland lebende Juden skandalös, viele außerhalb Deutschlands lebende Juden fanden das skandalös und viele Menschen in Israel fanden das skandalös. Und natürlich auch in Deutschland meinten viele ‚gute‘ bzw. furchtsame Deutsche: ‚Um Gottes willen! Patriotismus, das ist ja Nationalsozialismus und nicht nur Nationalismus!‘ Die Missverständnisse waren also regelrecht programmiert.“

Do, 18. Mai · 14:00-14:45 · One
Jude. Deutscher. Ein Problem?

„An allem sind die Juden Schuld“ textete der Komponist und Kabarettist Friedrich Hollaender in seinem satirischen Gassenhauer schon 1931. Heute scheint es wieder so zu sein, dass der Antisemitismus in Deutschland wie in ganz Europa zunimmt und der „ewige Jude“ erneut in unser Land eingereist ist. Es sind nicht nur Rechtsextreme oder Islamisten, die den Juden in Deutschland Angst machen. Es ist der salonfähige Judenhass der Mitte, der laut Julius H. Schoeps, Historiker für europäisch-jüdische Geschichte, so beunruhigend ist: „Der Antisemitismus ist integraler Bestandteil der deutschen Kultur.“ Wie gehen die Juden Deutschlands damit um, dass ihre Synagogen, Museen und Schulen rund um die Uhr von Sicherheitskräften bewacht sind, dass kaum ein Jude sich mit der Kipa auf dem Kopf auf die Straße traut? Antworten sucht die Dokumentation „Jude. Deutscher. Ein Problem?“. Filmemacher Uri Schneider reist für seine Dokumentation durch die Republik, um ein Stimmungsbild zu zeichnen und Fragen zu stellen. Ist es tatsächlich ein Problem, Jude und Deutscher zu sein? Ist man immer noch – oder schon wieder – an allem schuld? Dabei trifft er eine Vielfalt von Menschen. Da ist Mirna Funk, die mit ihrem Debütroman „Winternähe“ und ihrer scharfen Beobachtung des ganz alltäglichen Judenhasses den deutschen Literaturbetrieb aufgemischt hat. Da ist Sacha Stawski, der mit seiner Webseite „Honestly Concerned“ Antisemitismus bekämpft und einen kritischen Blick wirft auf das, wie er meint, oft verzerrte Israelbild in Deutschland. Da sind Nir Ivenitzki und Doron Eisenberg, die auf den Spuren ihrer Großeltern aus Tel Aviv nach Berlin gezogen sind und dort ein Café aufgemacht haben. Da ist der junge Rabbinatsstudent Armin Langer, der mit seiner Initiative „Salaam-Shalom“ eine Brücke zwischen Juden und Muslimen baut. Und da ist Leonid Goldberg, der vor 40 Jahren aus Moskau über Israel nach Deutschland kam. Heute leitet er die jüdische Gemeinde von Wuppertal, die Ziel eines Brandanschlags von Palästinensern wurde. Goldbergs Sohn Gabriel ist mit einer jungen Jüdin in Paris verheiratet. Dort, erzählen die beiden, gibt es nach den Terroranschlägen einen Massenexodus französischer Juden nach Israel. „Jude. Deutscher. Ein Problem?“ zeigt Menschen unterschiedlichster Couleur: religiös und säkular, liberal und konservativ, jung und alt. Doch eines verbindet sie alle. Sie sind auf der Suche nach ihrer Identität als Juden in der schwierigen Heimat Deutschland.

Fr, 19. Mai · 14:00-14:45 · One
Sababa – Israelis und ihr Berlin

Mehr und mehr Israelis zieht es nach Berlin. Über 20.000 leben in der Stadt. Oft sind es Künstler, Schriftsteller, Musiker, Maler, Schauspieler. Warum sind sie gekommen, was suchen sie, was finden sie hier? Welche Orte in Berlin faszinieren sie, wo spüren Israelis Fremdheit und Anderssein? Und wo prägen sie das kulturelle Leben? Ein anderer Blick auf Berlin, auf was ist und was war. Mehr und mehr Israelis zieht es nach Berlin. Über 20.000 leben in der Stadt. Oft sind es Künstler, Schriftsteller, Musiker, Maler, Schauspieler. Warum sind sie gekommen, was suchen sie, was finden sie hier? Viele sagen, am Anfang seien sie von den Partys begeistert gewesen, später haben sie sich mit israelischen Freunden darüber unterhalten, wo es den besten Hummus gibt, irgendwann aber konnte niemand mehr durch diese Stadt gehen, ohne daran zu denken, dass von Berlin das Morden, die Shoah, ausging. Und dennoch ist Berlin für viele Israelis zu dem Ort geworden, an dem sie leben wollen.

Sa, 20. Mai · 02:00-02:15 · ARD-alpha
Kunstraum: Wolfram Kastner: „Sisyphos“

„Malen ist für mich eine ganz wichtige Widerstandstätigkeit. Denn die Wirklichkeit ist für mich in mancher Hinsicht eine permanente Provokation, und damit ich davon kein Magengeschwür bekomme und den ganzen Frust in mich hineinfresse, male ich“, sagt Wolfram Kastner vor der weißen Leinwand. Er ist ein Künstler, dessen Arbeiten immer wieder als öffentliche Provokation angelegt und dann auch so aufgefasst werden. Viele seiner Aktionen fordern zur direkten Auseinandersetzung vor Ort heraus. Dass dies aber nicht Selbstzweck ist, sondern einem tiefen Bedürfnis nach adäquater künstlerischer und politischer Stellungnahme entspringt, zeigt dieser Film. Wolfram Kastner malt ein Ölbild. „Ich bin AUCH ein Maler, unter anderem. Aber ich bin ein Künstler, der sich mit verschiedenen Prozessen, mit verschiedenen Bildgestaltungsmöglichkeiten auseinander setzt. Das Malen eines Bildes auf einer Leinwand ist für mich gleichbedeutend mit dem Malen eines Bildes in der Öffentlichkeit“. Wie er das versteht, zeigt der Künstler beispielsweise anlässlich des alljährlich stattfindenden Volkstrauertages vor dem Grab des unbekannten Soldaten. In Kampfmontur verwickelt er Passanten in Diskussionen. „Ich denke, dass der Volkstrauertag wirklich eine militaristische Veranstaltung ist. Denn ginge es tatsächlich um Trauer, bräuchte man dazu keine Maschinenpistolen“, meint Kastner. Zurück ins Atelier, vor die Leinwand: Kastner beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Motiv des Sisyphos. Allerdings ist ihm die klassische Variante des glücklich den schweren Stein schiebenden Märtyrers zu resignativ. „Vielmehr könnte Sisyphos etwas Sinnvolles tun und den Stein einfach liegen lassen. Er könnte eine sinnvollere Tätigkeit ausführen, die dazu beitragen könnte, die Welt zu verändern“, mutmaßt der Künstler. 10. Mai, Jahrestag der Bücherverbrennungen 1933 in Deutschland. Wolfram Kastner brennt seit 2003 alljährlich einen Brandfleck in den Rasen am Königsplatz mitten in München. Es soll kein Gras über die Geschichte wachsen! Bis in die späten Abendstunden hinein werden anschließend Texte aus damals verbrannten Büchern gelesen. Gegen viele Widerstände hat es der Künstler erreicht, dass für diese Veranstaltung, die ursprünglich verboten wurde, inzwischen eine breite Öffentlichkeit gewonnen werden konnte. In Herbst 2013 ruft Wolfram Kastner das Projekt „hier wohnte“ ins Leben. Weiße Koffer vor meiner Haustüre? Was soll das? Der Koffer als Symbol für das Elend der Deportation, denn auf den Inhalt eines Koffers wurde die Existenz jüdischer Mitbürger reduziert, bevor sie deportiert wurden. Im Gemälde von Wolfram Kastner wird Sisyphos nach und nach eingemauert von Panzern, Atomkraftwerken und – raketen, Kirchen, Bankgebäuden, und sitzt resigniert auf seinem Stein. „Es muss etwas aufbrechen, ich weiß noch nicht was, aber dass etwas aufbricht, ist sicher“. Wolfram Kastner will nicht aufgeben, er gehört zu den Künstlern, für die Kunst und Politik keine akademischen Größen sind, sondern mit Leben gefüllt werden sollen. „Das Bild muss ganz anders werden, ich muss alles wieder ändern“! beschließt der Künstler, und setzt sich auf den Stein, der er nicht mehr anschieben will.

Sa, 20. Mai · 03:25-03:40 · ARD-alpha
Kunstraum: Gabriele Drexler: „Portrait Max Mannheimer“

Wozu noch Portraits malen, wo es doch die Fotografie, das Video, das Handy gibt? Gabriele Drexler stellt sich dieser Herausforderung im Bewusstsein, dabei auch scheitern zu können. Ein Portrait, gemalt mit Öl auf Leinwand, dazu gehört zunächst Mut und Einfühlungsvermögen. Die Künstlerin portraitiert Max Mannheimer, einen der bekanntesten, politisch aktiven Überlebenden der Konzentrationslager. Seine Lebensgeschichte ist bedrückend, aber noch ergreifender ist seine Fähigkeit, heute, nach so vielen Jahrzehnten, darüber in einer Art zu berichten, die jeden berührt. „Ich hoffe, dass es mir möglich ist, diesen wichtigen Aspekt aus seinem Leben in meinem Portrait festzuhalten“, meint Gabriele Drexler. Als erstes stellt die Künstlerin eine Art Ölskizze her, gemalt in der Wohnung von Max Mannheimer. Der Portraitierte posiert artig, ohne dabei seinen typisch jüdischen Witz zu verlieren: „Wenn Sie mit meinem Portrait nicht zufrieden sind, portraitiere ich sie so, wie sie wirklich sind!“ zitiert Max Mannheimer einen fiktiven Maler. Nach der Fertigstellung der Ölskizze entsteht die Leinwandarbeit im Atelier. Der Film zeigt, wie es der Künstlerin Schritt für Schritt gelingt, dem von ihr so bewunderten Max Mannheimer gerecht zu werden. Gabriele Drexler malt selbstkritisch, aber auch selbstbewusst, und so entsteht nach tagelanger Arbeit ein expressives Portrait des engagierten Kämpfers gegen das Vergessen. „Jedes Portrait ist ohne Zweifel eine Herausforderung. Es ist immer eine Aufregung da, ob man es schafft oder nicht. Ich will ja keine fotorealistische Genauigkeit, sonder eher die Aura von jemandem im Bild wiedergeben. Mein Bild soll etwas anderes sein als ein Foto, es soll ein ganz persönlicher Eindruck der gemalten Person vermitteln“, resümiert die Künstlerin.

So, 21. Mai · 01:30-02:15 · NDR
Hindenburg – Der Mann, der Hitler an die Macht verhalf

Kriegsniederlage, Revolution, Weltwirtschaftskrise: Hindenburg wirkte zu einer Zeit, in der sich die Ereignisse in der Welt überschlugen. Der damalige Reichspräsident ernannte im Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler. Der Film hinterfragt den „Mythos Hindenburg“ und stellt klar: Hindenburg traf alle politischen Entscheidungen bis kurz vor seinem Ableben bei klarem Verstand. Neben renommierten Historikern kommt auch der Enkel des Reichspräsidenten Hubertus von Hindenburg zu Wort, der sowohl seinen Großvater als auch Adolf Hitler im Berliner Präsidentenpalais erlebt hat. Die Dokumentation über Paul von Hindenburg ist die erste umfassende filmische Biografie über einen der wichtigsten politischen Akteure des 20. Jahrhunderts. Hindenburg wirkte zu einer Zeit, in der sich die Ereignisse in Deutschland und in Europa innerhalb von wenigen Jahren überschlugen: Kriegsniederlage und Revolution führten das Kaiserreich in eine tiefe Krise, Inflation und Weltwirtschaftskrise stürzten die Weimarer Republik in heftige Turbulenzen. Die Welt war aus den Fugen, und Hindenburg bestimmte an entscheidender Stelle die Geschicke Deutschlands mit: in der Obersten Heeresleitung während des Ersten Weltkrieges, beim Sturz Kaiser Wilhelms II. im November 1918 und im Januar 1933, als er als Reichspräsident Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte. Der Film von Christoph Weinert hinterfragt den „Mythos Hindenburg“ und räumt auf mit der hartnäckig verbreiteten Mär eines zuletzt geistig und körperlich verfallenen Greises, der in seinen letzten Lebensjahren unter fremdem Einfluss gestanden habe. Hindenburg traf alle politischen Entscheidungen bis kurz vor seinem Ableben bei klarem Verstand. Auch die zahlreichen politischen Morde, die im Auftrag seines Reichskanzlers Hitlers verübt wurden, hat Hindenburg ausdrücklich verteidigt und gut geheißen. Als Hindenburg im Sommer 1934 an einer unheilbaren Krankheit starb, war er 86 Jahre alt und fast zehn Jahre im Amt des Reichspräsidenten. Neben den international renommierten Historikern wie Wolfram Pyta, Anna von der Goltz und Roger Moorhouse kommt auch der Enkel des Reichspräsidenten Hubertus von Hindenburg zu Wort, der sowohl seinen Großvater als auch Adolf Hitler im Berliner Präsidentenpalais aus nächster Nähe miterlebt hat.

So, 21. Mai · 09:50-10:30 · WDR
Evgeny Kissin spielt Chopin

Evgeny Kissin (Klavier) Israel Philharmonic Orchestra, Zubin Mehta, Dirigent Fréderic Chopin: Klavierkonzert Nr. 1 Aufzeichnung aus dem Hangar in Tel Aviv vom 24.12.2011

So, 21. Mai · 17:30-18:00 · Das Erste (ARD)
Gott und die Welt – Kein Rezept für Frieden

Der Nahostkonflikt scheint unlösbar. Die Positionen zwischen Israelis und Palästinensern sind festgefahren. Gerade deshalb engagieren sich Menschen vor Ort, darunter auch Hunderte Deutsche. Sie versuchen, die Kontrahenten zusammenzubringen. Oder aber sie kämpfen auf einer der beiden Seiten. Wieso engagieren sich einige ausgerechnet in Palästina, einem Umfeld, das so feindlich gegenüber Juden ist? Und wie kommt auf der anderen Seite ein Deutscher dazu, als Freiwilliger die Uniform der israelischen Armee anzuziehen? Einer Armee, die seit 50 Jahren ein ganzes Volk unter Besatzung hält? Im Juni jährt sich der Sechstagekrieg zum 50. Mal. In nur einer Woche veränderte er die ganze Region: Israel eroberte die Palästinensergebiete, den arabischen Ostteil Jerusalems, den Sinai und die Golanhöhen. Journalist und Filmemacher Uri Schneider reist für die ARD durch das besetzte Westjordanland, um dort anlässlich des Jahrestages Menschen aus Deutschland zu treffen. Er entdeckt Geschichten und Standpunkte, die so widersprüchlich sind wie der Nahostkonflikt selbst.

So, 21. Mai · 18:25-19:10 · arte
Das internationale Kammermusikfestival Jerusalem

Was als ein großes Experiment in der Initiative der Pianistin Elena Bashkirova startete, mauserte sich mit der Zeit zu einem erlesenen Treffpunk der Kammermusikfreunde. Dazu beigetragen haben viele Faktoren. Zunächst die Einmaligkeit des Ortes Jerusalem, der Heiligen Stadt in den judäischen Bergen zwischen Mittelmeer und Totem Meer mit ihrer 5.000-jährigen Geschichte. Die Stadt, in der sich viele Kulturen der Antike und Moderne begegnen, und vor allem die Stadt der drei monotheistischen Weltreligionen: des Christentums, des Judentums und des muslimischen Glaubens. ARTE zeigt Höhepunkte des Festivals von 2016. Darunter „Fantasia Contrappuntistica“ von Busoni in einer einmaligen Interpretation an zwei Klavieren mit Sir András Schiff und Kirill Gerstein. Busonis Versuch, die letzte und fragmentarisch gebliebene Fuge BWV 1080, 19 von Johann Sebastian Bach zu vollenden, ein sehr anspruchsvolles Klavierwerk, erfährt hier eine exemplarische Aufführung. Neben Johannes Brahms’ Streichsextett Nr. 1, mit Baiba Skride, Itamar Zorman, Krzysztof Chorzelski, Madeleine Carruzzo, Julian Steckel und Tim Park, ein schwungvolles jugendliches Werk vollkommenster Meisterschaft, oder dem Klaviertrio Nr. 1 von Mendelssohn mit Itamar Zorman, Tim Park und Kirill Gerstein, bietet Dvoraks Klavierquintett einen besonderen Moment des Festivals. Denn zum ersten Mal ist er dabei: der großartige 93-jährige Menahem Pressler, der Gründer des weltberühmten Beaux Arts Trio, eine Legende der klassischen Musik. Allein sein Spiel: Mit den ersten Takten seines Klaviereinsatzes kommt er an die Weichheit der Streicher heran, dann bekommt die Musik einen himmlischen Glanz, eine „nicht von dieser Welt“- Aura. Schon wegen solcher unvergesslicher Abende lohnt sich der Besuch des Kammermusikfestivals in Jerusalem. Das Programm endet im Sinne seiner 19-jährigen Festivaltradition, das heißt mit dem Streichoktett op. 20 von Felix Mendelssohn. Das Werk eines 16-Jährigen, voller Optimismus und Virtuosität. Stellvertretend für ein Festival, das sich den wichtigen „Dialog der Kulturen“ auf die Fahnen geschrieben hat.

So, 21. Mai · 20:15-22:50 · arte
Die Blechtrommel

Agnes, Tochter einer Bäuerin aus der Kaschubei, heiratet den Rheinländer Alfred Matzerath und betreibt mit ihm einen Kolonialwarenladen im Danziger Vorort Langfuhr. Doch Alfred ist nicht der einzige Mann in ihrem Leben: Sie schenkt ihre Gunst auch ihrem Vetter Jan Bronski. Als der kleine Oskar Matzerath im Spätsommer 1924 geboren wird, kommen beide Männer für die Vaterschaft in Betracht. Der frühreife Oskar ist von Geburt an ein ungewöhnlicher Junge: Als er drei Jahre alt wird, schenkt ihm seine Mutter eine weiß-rote Trommel, die über Jahre hinweg zu Oskars engstem Begleiter wird. Das Treiben der Erwachsenen missfällt ihm derart, dass er an besagtem Geburtstag beschließt, von Stund an keinen Fingerbreit mehr zu wachsen. Ein arrangierter Sturz von der Kellertreppe liefert dafür die vermeintliche Erklärung. Ganz unerklärlich bleibt dagegen Oskars bald darauf entdeckte Fähigkeit, mit der bloßen Kraft seiner Stimme Glas zum Zerspringen zu bringen. Schreiend und trommelnd betätigt Oskar sich fortan als Störenfried in der ungeliebten Welt spießig-gefährlicher Erwachsener: Der höhnische Zwerg bringt Nazi-Aufmärsche durcheinander und seine beiden mutmaßlichen Väter ins Grab …

Mo, 22. Mai · 21:00-21:45 · PHOENIX
Verräterkinder – Die Töchter und Söhne des Widerstands

Die Männer des 20. Juli 1944 werden heute verehrt als Helden, die ihr Leben im Widerstand gegen Hitler geopfert haben. Für ihre Kinder ist der gewaltsame Tod des Vaters eine Katastrophe, an deren Folgen sie bis in die Gegenwart zu tragen haben. Christian Weisenborn zeigt in seinem Film Verräterkinder“ erschütternde Begegnungen mit Kindern von Verschwörern des 20. Juli.

Di, 23. Mai · 01:40-02:40 · arte
Barbra Streisand – Geburt einer Diva

Sie ist die Königin der Musikindustrie, des Broadways und des New Hollywood: Barbra Streisand. Die letzte große „American Songbook“-Diva hat viele Künstlerinnen nach ihr wie Madonna, Beyoncé oder Lady Gaga geprägt. Als perfektionistisches Multitalent steht sie in der Tradition der singenden, tanzenden und schauspielenden Hollywoodstars. Barbara Joan Streisand kommt am 24. April 1942 in New York zur Welt. Ihr Vater, ein jüdischer Lehrer, stirbt 15 Monate nach ihrer Geburt. Nachdem sie versucht hat, als Sängerin in New Yorker Nachtclubs Fuß zu fassen, bekommt sie mit 19 ihre erste Rolle im Broadway-Musical “I Can Get It for You Wholesale”. Mit 21 veröffentlicht sie ihr erstes Studioalbum – “The Barbra Streisand Album”. Auch im Filmgeschäft kann sie beispiellose Erfolge feiern: Filmmusicals wie “Hello, Dolly!”, Screwball-Komödien wie “Is’ was, Doc?” und Dramen wie “So wie wir waren” werden dank ihr zu großen Publikumserfolgen. Mit eigenen Regiearbeiten wie “Yentl” und “Der Herr der Gezeiten” etabliert sich Streisand als Regisseurin auch hinter der Kamera. Mit ihrer Mezzosopran-Stimme und ihrem Aussehen, das nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht, schreibt sie ein ganz eigenes Kapitel in der Unterhaltungsgeschichte. Streisand verkörpert eine neue Art von Attraktivität und vor allem ein neues Bild des weiblichen Stars: frei, unangepasst und stark. Damit ebnet sie den Weg für die Künstlerinnen der Girl-Power-Bewegung. Barbra Streisand gehört heute längst zu den etablierten Größen des amerikanischen Showbiz: Als sie ein junges Mädchen war, meinten ihre Mutter und ihr Stiefvater, sie sei nicht hübsch genug für die Bühne. Doch sie ließ sich nicht beirren und setzte sich auch später in einer Männerdomäne durch. Ihre Großmutter nannte sie wegen ihres Dickkopfs schon als Kind „farbrent“, was auf Jiddisch so viel wie „brennend“ bedeutet. Die Bilanz sind mehr als 60 Alben, 20 Filme als Schauspielerin, drei Spielfilme als Regisseurin und unzählige Shows in der ganzen Welt. Der Dokumentarfilm verfolgt ihren Lebensweg bis zum Höhepunkt ihrer Karriere in den 80er Jahren, als Barbra Streisand zum ersten weiblichen Megastar wird. Er beleuchtet den Werdegang einer Ikone, die sich bis heute für die Rechte von Frauen und Homosexuellen einsetzt.

Di, 23. Mai · 22:05-23:00 · arte
Ben Gurions Vermächtnis

Im Steven Spielberg Jewish Film Archive der Universität Jerusalem wurden Filmrollen eines bisher unveröffentlichten, sechsstündigen Interviews mit David Ben Gurion gefunden, einer Symbolfigur der zionistischen Bewegung und einem der bedeutendsten Staatsmänner Israels. Das Interview wurde 1968 aufgezeichnet, fünf Jahre nach dem Ausscheiden des Gründers und ersten Ministerpräsidenten Israels aus der Regierung und fünf Jahre vor seinem Tod. Ben Gurion war damals 82 Jahre alt und lebte zurückgezogen in der Negev-Wüste im Süden des Landes, einer Region, der er sehr verbunden war. Es ist in der Geschichte Israels nicht selten, dass Politiker ihre Ansichten und Standpunkte in den letzten Jahren ihres Lebens überdenken. Unabhängig davon, ob sie öffentliche Verantwortung tragen oder nicht, können sie dann manches leichter hinterfragen. In den letzten zehn Jahren seines Lebens zog sich Ben Gurion gänzlich aus der Politik zurück und befasste sich eingehend mit dem Zionismus. Aus diesen Überlegungen entwickelte er eine profunde Einschätzung seiner Zeit und stellte eine ehrliche Selbstreflexion an, die den zentralen Aspekt des Films darstellt. Anhand der Interviews, aber auch im Lichte alter Zeitungen, wiederentdeckter Filme, Tonaufnahmen und Fotos nimmt die Dokumentation die 40 Jahre zurückliegenden Auffassungen und Prophezeiungen Ben Gurions erneut unter die Lupe. In Ben Gurions Urteil und moralischer Autorität sucht der Film Ansätze zur Bewältigung der Herausforderungen, denen sich Israel heute und in Zukunft stellen muss.

Di, 23. Mai · 22:05-22:48 · MDR
Kriegskinder, 3/3, Mit dem Teddy auf der Flucht

Mit dem Vormarsch der Alliierten im Westen und der Roten Armee im Osten kehrt der Krieg nach Deutschland zurück. Hitlers Tausendjähriges Reich schmilzt immer weiter zusammen. Im verzweifelten „Totalen Krieg“ werden nun auch Kinder eingesetzt. Hitlerjungen, die als Luftschutzmelder oder Flakhelfer Dienst tun, Mädchen, die zu Räumungsarbeiten oder der Betreuung von Verwundeten herangezogen werden. „Kriegskinder“ geht dem Schicksal einer ganzen Generation auf den Grund, die bislang kaum über ihre Erlebnisse gesprochen hat.

Di, 23. Mai · 22:45-00:15 · Das Erste (ARD)
Herbe Mischung

Zahra und Benni sind seit einem Jahr ein glückliches Paar. Gerade haben sie in München eine gemeinsame Wohnung bezogen. Während Benni seinen Doktor in Botanik macht, hat Zahra einen kleinen Teeladen. Alles ist möglich, alles ist gut. Doch als Bennis Opa stirbt, wird das junge Glück auf eine harte Probe gestellt. Denn Benni ist Jude, seine Familie lebt in Tel Aviv, Zahra ist Halb-Araberin – zumindest der Herkunft nach – aber eigentlich hat sie sich damit nie wirklich auseinandergesetzt. Warum auch? Sie ist in München geboren und durch und durch deutsch, im Geburtsort ihres Vaters war sie gerade zwei Mal und das ist Jahrzehnte her. Jetzt muss sie sich wohl oder übel damit befassen. Denn als sie mit Benni zur Beerdigung des Opas nach Tel Aviv reist, steht plötzlich im Mittelpunkt, was in München keine Rolle spielte. Bei der Beerdigung bekreuzigt sich Zahra am Grab, woraufhin Bennis Familie, die durch ein Missverständnis annahm, Zahra sei Jüdin, schockiert ist. Und es wird nur allzu deutlich: Bennis Vater Ephraim, ein General a.D., ist in den Jahren seiner Pension regelrecht zum Araberhasser mutiert und hat sein Haus in ein Fort Knox verwandelt. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Araber den Großvater quasi auf dem Gewissen hat, denn der Opa bekam den tödlichen Herzinfarkt nach der Detonation einer Rakete nahe seines Hauses. Wohl kaum der richtige Zeitpunkt, entscheiden Zahra und Benni, jetzt mit Zahras pikantem Halbblut herauszurücken, zumal die beiden nur zwei Tage bleiben wollen und Bennis Familie Zahra dann doch schnell ins Herz geschlossen hat. Bis auf eine: Tante Edna, eine alte Jungfer, die nicht tolerieren kann, dass eine „Schickse“ sich ihr geliebtes „Bubbele“ geangelt hat. Sie ist es auch, die belauscht, dass Zahra mit Nachnamen Abdullah heißt – nur leider kann sie das nicht mehr beweisen, denn Bennis Oma hat Zahras Pass verschwinden lassen. So müssen Zahra und Benni gezwungenermaßen übers Wochenende bleiben, an dem Edna nichts unversucht lässt, Zahra zu überführen. Vater Ephraim versucht ungelenk, sich seinem Sohn anzunähern, der vor drei Jahren nach einem Streit mit ihm die Familie und Israel verließ. Zwischen Zahra und Benni beginnt es zu kriseln, denn Zahra erkennt langsam ihren Freund nicht mehr wieder. Die Situation eskaliert.

Di, 23. Mai · 23:00-23:55 · arte
Das andere Jerusalem

Im Juni 2017 jähren sich der Sechs-Tage-Krieg und die Eroberung Ostjerusalems durch die Israelis zum 50. Mal. Heute wirkt Jerusalem auf den ersten Blick friedlich, doch der Schein trügt. Die Stadt steht unter Hochspannung, denn in Jerusalem wird der arabisch-israelische Konflikt ausgetragen. Seit 1967 sind Grundstücksenteignung und Häuserabrisse die Instrumente der Behörden, um den „jüdischen Charakter“ der Stadt zu stärken. Schauplatz ist Silwan, ein kleines Stadtviertel in Ostjerusalem, in dem auch 2017 der erbitterte Kampf zwischen Israelis und Arabern tobt. Während Touristen unbeteiligt die Altstadt erkunden, leben die Palästinenser hier in völliger Unsicherheit. Rund 20.000 Häuserabrisse wurden beschlossen. Doch Enteignete und ihrer Grundrechte beraubte Palästinenser haben nur wenige Möglichkeiten, Unterstützung zu finden. Ihre letzte Hoffnung ist der Jurist Ziad Al-Hamouri vom Jerusalemer Institut für Sozioökonomie. Ein prägnanter Fall: Der palästinensische Farmer Khaled Al-Zrir ist Vater von acht Kindern. Sein Haus wurde bereits abgerissen, jetzt wollen die Behörden ihm auch noch sein Land und seine Bäume wegnehmen. Einen Kilometer östlich von Khaleds Grundstück liegt die israelische Siedlung Ma’ale Hazeitim. Hier lebt Arieh King, ein eifriger Siedler und Politiker. Er wiederum sieht es als seinen Auftrag, bei der Stadt neues Bauland zu beantragen. Der Dokumentarfilm berichtet über den erbitterten Kampf um jeden Zentimeter Land.

Di, 23. Mai · 23:55-00:45 · arte
Grenzfahrer

Am Rande des Westjordanlands, im äußersten Süden des von Israel besetzten Palästinensergebiets, liegt die Region Jinba. Seit über 70 Jahren wird das Leben dort vom Krieg beherrscht. Jeder zweite Mann ist ohne Arbeit. Dabei steigen die Lebenshaltungskosten stetig, und eine staatliche Unterstützung ist praktisch nicht vorhanden. In diesem Ausnahmezustand zu überleben, ist für viele Familien eine kaum zu bewältigende Herausforderung. Rund 120.000 Palästinenser suchen daher ein Auskommen auf der anderen Seite der Grenze. Die Hälfte von ihnen arbeitet dort im absoluten Niedriglohnsektor und schwarz für israelische Unternehmen. Der illegale Grenzübertritt erfolgt mit der Hilfe gut organisierter Schleuser. Über einen Zeitraum von vier Jahren haben die beiden jungen Filmemacher Daniel Carsenty und Mohammed Abu Geth den Kontakt zu den Schleusern aufgebaut. Für ihre Dokumentation begleiten sie einen von ihnen, Hamouda al-Daees, bei seinen rasanten und oft riskanten Fahrten durch das militärisch streng bewachte Grenzgebiet der Region Jinba. Dabei kommt es immer wieder zu dramatischen Begegnungen und Verfolgungsjagden mit israelischen Patrouillen. Um solchen Aufeinandertreffen vorzubeugen, arbeiten die Schleuser mit Spähern zusammen, die sie in den nahe gelegenen Dörfern rekrutieren. Dadurch geraten die Dorfbewohner allerdings in den Fokus des israelischen Militärs.

Mi, 24. Mai · 01:15-02:30 · arte
18 Kühe zwischen zwei Fronten

1987 kommt es zum ersten palästinensischen Volksaufstand. Die Bewohner des Westjordanlands verlangen lokale Alternativen zu israelischen Produkten. Auch eigene Milch, die sie bisher von einer israelischen Kooperative bezogen. Hier beginnt die Geschichte des Dokumentarfilms „18 Kühe zwischen zwei Fronten“. Daraufhin gründet eine Gruppe palästinensischer Intellektueller und Aktivisten in dem Städtchen Bait Sahur eine Milch-Kooperative. Keiner von ihnen ist Bauer, aber das spielt keine Rolle. Nachdem sie in einem israelischen Kibbuz 18 Kühe gekauft und in ihr Dorf gebracht haben, machen sich die frischgebackenen Kuhzüchter mit den Tieren vertraut und beginnen die Milch in der gesamten Region um Bethlehem zu vertreiben. Doch der Erfolg der Kooperative ruft die israelischen Behörden auf den Plan, die in der palästinensischen Milchproduktion eine Gefahr für die nationale Sicherheit sehen. Es beginnt eine wahre Verfolgungsjagd, ein großangelegtes Katz-und-Maus-Spiel (oder vielmehr Soldat-und-Kuh-Spiel), bei dem die Kühe auf der Flucht vor ihren Verfolgern von Stall zu Stall geschafft, in Höhlen und sogar in Wohnungen versteckt werden. Ihre Milch wird als „Intifada-Milch“ legendär. Obwohl einige der Milchbauern festgenommen werden, kann die Milchproduktion mit Unterstützung der Bevölkerung eine Zeit lang aufrechterhalten werden. Der Film lässt israelische Militärs zu Wort kommen, vor allem aber die Aktivisten, die die Kooperative ins Leben gerufen haben, ihre Familien, ihre Freunde und alle, deren Leben durch diese wahre Geschichte verändert wurde. Humorvoll, intelligent und aufrichtig zeigt er die Kraft des friedlichen Widerstands und den Mut der Menschen in Palästina.

Sa, 27. Mai · 20:15-21:45 · arte
Venedig und das Ghetto

Am 29. März 1516 fasste die Republik Venedig einen Beschluss mit weitreichenden Folgen: Sie wies den Juden ein Gebiet zu, in dem sie von nun an abgetrennt von der übrigen Bevölkerung leben mussten. Es war ein ödes Areal am Stadtrand, „Ghetto“ genannt. Von hier aus verbreitete sich der Begriff auf der ganzen Welt als Synonym für Ausgrenzung und Verfolgung. In Venedig kam es anders: Das Ghetto ist heute ein Ort der Begegnung und ein beliebtes, bunt gemischtes Wohnviertel mit hoher Lebensqualität. Wie kein anderer Ort spiegelt dieses Viertel die wechselhaften Beziehungen zwischen den Juden, Venedig und der Welt wider. Die ersten Juden, die im Ghetto ankamen, fanden verfallene Häuser, Schmutz und Unrat vor. Es war ein aufgelassenes Gewerbegebiet, rundum von Wasser umgeben und nur durch Tore zu betreten, die in der Nacht verschlossen und streng bewacht wurden. Dennoch strömten immer mehr Menschen herbei – auf der Flucht vor Kriegen und der Verfolgung auf dem Festland. Die Tore des Ghettos verhießen ihnen nicht nur Ausgrenzung, sondern auch Schutz. Venedig gewährte diesen Schutz, forderte dafür aber auch massive Gegenleistungen: Juden mussten nicht nur hohe Steuern zahlen, sondern auch Geld an die venezianische Bevölkerung verleihen. Mit jeder Einwanderungswelle kamen mehr Juden ins Ghetto – aus anderen Kulturkreisen, mit fremden Sprachen, Sitten und Gebräuchen. Es gab Zeiten der Repression, der Armut, der Verfolgung, aber auch Zeiten der kulturellen und wirtschaftlichen Blüte – alles auf engstem Raum. Erst Napoleon ließ die Tore des Ghettos öffnen. Von da an waren die Juden den übrigen Venezianern gleichgestellt, zumindest theoretisch. Von der dunklen Zeit der Naziherrschaft zeugen „Stolpersteine“, ein Gedenkzentrum und ein Mahnmal am zentralen Campo des Ghettos. Heute leben die Mitglieder der jüdischen Gemeinde in ganz Venedig verstreut, aber das Ghetto und seine fünf Synagogen bilden noch immer den Mittelpunkt ihrer religiösen Identität.

So, 28. Mai · 13:35-14:05 · 3sat
Mit der Tram durch Jerusalem

Korrespondent Richard Schneider steigt in die erste und einzige Straßenbahn Jerusalems und trifft Menschen, die dort leben – mitten in einem Alltag, der alles andere ist als alltäglich. Die Bahn startet am Herzlberg, führt durch das Zentrum von Westjerusalem weiter ins ultraorthodoxe Viertel Mea Sharim, von dort in den palästinensischen Stadtteil Beth. Endstation ist Pisgat Zeev, eine jüdische „Siedlung“ im Osten Jerusalems. Die Straßenbahn rollt erst seit ein paar Jahren durch die „heilige Stadt“ und verbindet West- und Ostjerusalem. Anfangs sorgte die Tram für Chaos, denn die Autofahrer wussten nicht, wie sie mit einer Stadt-Eisenbahn umgehen sollten. Zudem, kritisieren Gegner, schaffe die Bahn politische Fakten, indem sie die Stadt unteilbar mache. Im palästinensischen Stadtteil, Haltestelle Damaskustor, wohnt eine alte Dame der Familie Khalidi direkt bei der Klagemauer und dem Felsendom. Schon seit über 1000 Jahren lebt ihre Familie in Jerusalem. Und mitten in der Stadt befindet sich das Flüchtlingslager Shuafat.

So, 28. Mai · 14:05-14:50 · 3sat
So isst Israel (1/3) Von der Wüste nach Jerusalem

Der Rheinländer Tom Franz kochte sich im Fernsehen in die Herzen der Israelis und bescherte der Koch-Show „Masterchef“ die höchste Einschaltquote der israelischen Fernsehgeschichte. Auf seiner dreiteiligen Dokumentations-Reise zeigt er ein Israel der Sinnesfreuden und Geschmacksexplosionen, der kulturellen Vielfalt und religiösen Unterschiede. In der ersten Folge reist Tom Franz von der Wüste Negev nach Jerusalem. Die kulinarische Tour beginnt in einer Wüstenoase an der Südspitze des Landes: der Dattelplantage des Kibbuz Samar. Die Kibbuz-Bewegung war einst die Keimzelle Israels, und Tom Franz ist neugierig: Wie leben die Kibbuzniks heute? Über das Essen öffnet Tom Franz auch das Tor zur Heiligen Stadt: Ist Humus, dieses ur-orientalische Street Food, eigentlich ein israelisches Essen oder ein arabisches? Und wer macht den besten Humus in Jerusalem? Überall ragen die Glaubenssymbole der drei Weltreligionen in den Himmel: Minarette, Kreuze, Kuppeln soweit das Auge reicht: 1200 Synagogen, 158 Kirchen und 73 Moscheen geben ein Gefühl dafür, warum Jerusalem die Heilige Stadt heißt. Der Benediktinerpater Nikodemus lädt Tom Franz zum Besuch seines Klosters, der Dormitio Abtei, ein. Das Stammkloster der Mönche liegt auf dem Berg Zion, im Nebengebäude soll Jesus sein letztes Abendmahl eingenommen haben. Nikodemus erläutert Tom Franz die religiöse Dimension von Essen. Schließlich trifft Tom Franz die „Chefs for Peace“, eine Gruppe jüdischer, christlicher und muslimischer Köche, die sich für den Frieden im Land engagieren. Die renommierten Chefs nutzen ihre Kochkunst, um Menschen unterschiedlichen Glaubens zusammenzubringen. Das kulinarische Abenteuer endet vor den Toren der Heiligen Stadt: Nur ein paar Kilometer entfernt landet Tom Franz in einer einzigartigen Naturlandschaft, den Judäischen Hügeln. Mittendrin Israels ältestes Gourmetrestaurant: „Rama’s kitchen“. Rama Ben Zvi war Tänzerin in Jerusalem, bevor sie vor 20 Jahren in ihrem Garten ein ganz spezielles Restaurant eröffnete. Rama geht es um Harmonie im Leben: Die köstlichen Gerichte haben ihre Wurzeln in der palästinensischen Küche. Kann Essen kulturelle Gräben überbrücken? Produkte kennen keine nationalen Grenzen, und das Team in „Rama’s kitchen“ auch nicht: Muslime und Juden kochen hier friedlich am selben Herd und schaffen in ihrer Küche das, wovon die Weltpolitik seit Jahrzehnten träumt: ein Stückchen Frieden in Nahost.

So, 28. Mai · 14:50-15:35 · 3sat
So isst Israel (2/3) Von den Judäischen Hügeln zum See Genezareth

Der Rheinländer Tom Franz kochte sich im Fernsehen in die Herzen der Israelis. In dieser Folge reist er von den Judäischen Hügeln über das Westjordanland hoch in den Norden nach Galiläa. Er zeigt ein Israel der Geschmacksexplosionen, der kulturellen Vielfalt und religiösen Unterschiede. In wunderbaren Bildern zeigt der Film ein Israel, wie es kaum jemand kennt. Auch erzählt er eine völkerversöhnende Liebesgeschichte zwischen eines Arabers und einer Jüdin. Die Reise beginnt in der Judäischen Bergwelt westlich von Jerusalem mit einem der interessantesten Käsemacher in Israel: Shai Seltzer. Seit 6000 Jahren wird in der malerischen Hügellandschaft Landwirtschaft betrieben. In einer Kalksteinhöhle zeigt Shai Seltzer Tom seine Schätze: Ziegenkäse in allen Reifestadien. Der Film lässt die Konflikte der Region nicht unerwähnt, erzählt aber auch die völkerversöhnende Liebesgeschichte des Arabers Yakub Barhum, der unbedingt die jüdische Köchin Michal Baranes heiraten wollte. Tom besucht das ungewöhnliche Paar in dem arabischen Dorf Ein Rafa abseits von Jerusalem. In der Küche lernt er, wie man Lebensphilosophie in Gourmet-Essen packt. Michal Baranes kocht „Shrimps-Falafel“, und dieser „Signature Dish“ sprengt nicht nur kulinarisch alle Grenzen: Shrimps sind nicht koscher, der Rote-Beete-Meerrettich ist urjüdisch. Die Chefin vermischt alles und umhüllt es arabisch: in einer Falafel. Die kulinarische Reise geht weiter nach Galiläa, das Land, wo Milch und Honig fließen. Galiläa gilt heute als eines der besten Weinanbaugebiete in Israel. An der Grenze zum Libanon hilft Tom Franz bei der Weinlese der Tulip Winery. Der junge Besitzer Roy Itzhaki hat mit Tulip eine Vision verwirklicht: Er produziert Spitzenwein mit Mitarbeitern, die geistig behindert sind. Letzte Station dieser Folge ist der See Genezareth, das größte Süßwasserreservoir Israels. Zu Zeiten Christi war das „Galiläische Meer“ fischreich wie kaum ein anderes Gewässer. Viele der Jünger Jesu waren Fischer wie Menachem, mit dem Tom Franz die Netze auswirft, auf der Jagd nach der Spezialität der Region, dem St. Peters Fisch. Menachem erzählt von der besonderen Magie des Sees, die sich für gläubige Christen vor allem am Nordostufer entfaltet. Im Kloster Tabgha zeigt Pater Nikodemus Tom Franz die berühmten Mosaike und den Stein, auf dem Jesus das Wunder der Brotvermehrung vollbracht haben soll: Mit fünf Broten und zwei Fischen speiste er 5000 Menschen. Heute kümmern sich die Benediktinermönche darum, dass benachteiligte Familien aller Glaubensrichtungen in Tabgha ein wenig Erholung finden.

So, 28. Mai · 15:35-16:20 · 3sat
So isst Israel (3/3) Von Galiläa nach Tel Aviv

In dieser Folge reist Tom Franz von Galiläa ins moderne Tel Aviv und trifft auf einen spannenden Gegenpol zum religiös geprägten Jerusalem. In der antiken Hafenstadt Jaffa im Süden von Tel Aviv begleitet Tom Franz Haim Cohen, den Vater der Spitzenköche in Israel, auf den Spuren seiner Kindheit, die geprägt war vom Miteinander von Juden und Arabern. Das Jahrtausende alte Akko, einstige Hafenstadt der Kreuzfahrer, ist die Heimat von Uri Buri. Er gilt als einer der besten Fischköche im Nahen Osten und ist ein absolutes Original. Er hat in einer Kommune gelebt und als Bomben-Entschärfer gearbeitet, bevor er als Autodidakt zu kochen begann. Heute gibt er sein Wissen weiter: An junge arabische Israelis, die in der orientalischsten Stadt Israels keine Arbeit finden. 40 Kilometer weiter, im grünen Norden des Landes, besucht Tom Franz einen der Väter der Food-Revolution in Israel: Nur wenige haben die neue Küche Israels so beeinflusst wie Erez Kamorovsky. Sein kulinarischer Horizont reicht von Japan über Frankreich bis nach Kalifornien. Heute lebt er in einem kleinen Dorf, nur 700 Meter entfernt von der libanesischen Grenze. Umgeben von wilden Gärten mit Blick auf Olivenhaine ist er mit all seinem Wissen an der Basis des Kochens angekommen: der Liebe zu einfachen Produkten aus seinem Garten und der Region. Weiter geht es nach Bnei Brak, der Vorstadt von Tel Aviv, wo 180 000 ultraorthodoxe Juden leben. In Hillels Restaurant soll es die besten Shabbat-Gerichte der Stadt geben. Gläubige Juden dürfen am Samstag nicht arbeiten, keine Elektrizität nutzen. Gleichzeitig wollen sie gerade am Shabbat gut essen. Aus diesem Dilemma hat Hillel ein Geschäft gemacht: Er kocht koschere „Shabbat-Gerichte to go“, die zu Hause warmgehalten werden. Das säkulare Tel Aviv ist für viele fromme Juden dagegen ein Sündenpflaster. Dort trifft Tom Franz auf Meir Adoni, ein kreatives Genie der Metropole. Adoni nennt sich spaßhaft den „bösen Jungen unter den Juden“, denn in seinem Gourmet-Restaurant bricht er alle Regeln der koscheren Speisegesetze und befördert Tradition in die Gegenwart. Die Stadt, in der die Party angeblich niemals endet, macht sich ausgehbereit, und Tom taucht ein in das exzessive Nachtleben von Tel Aviv. Einer der angesagtesten Geheimtipps des Landes ist das „HaSalon“ von Eyal Shani. Essen wird dort zur Performance. Eyal Shani ist der Philosoph unter den Kochstars Israels und inszeniert mit seinem Tanz auf dem Vulkan das Finale der Doku-Reihe „So isst Israel“.

So, 28. Mai · 22:55-23:50 · arte
Mr. Gaga – Der Choreograph Ohad Naharin

„Mr. Gaga“ ist ein Film über Hingabe und Leidenschaft und über faszinierende Geschichten, die mit dem Körper erzählt werden. Der israelische Choreograph Ohad Naharin hat die Batsheva Dance Company in Tel Aviv zu einer der ersten Adressen des zeitgenössischen Tanzes gemacht. Ein Autodidakt mit der angeborenen Leidenschaft für Bewegung und dem unbedingten Willen, sich auch ohne klassische Tanzausbildung durchzusetzen. Diese Unbedingtheit und bedingungsloses emotionales Engagement fordert Naharin aber auch von seinen Tänzern. Als der Choreograph 1990 die Leitung der Batsheva Dance Company übernimmt, setzt er eine kleine Revolution in Gang: Zeitgenössischer Tanz wird in Israel zum wichtigsten Innovator des kulturellen Lebens, und die Batshevas werden zum führenden Kulturexport des Landes. Naharin lässt auf der Bühne die Verletzlichkeit, die Sexualität und die Persönlichkeit seiner Tänzer radikal ausstellen – die Individualität der Tänzer steht im Mittelpunkt des Geschehens. Tomer Heymann hat Naharin über viele Jahre begleitet und einen preisgekrönten Film aus Hunderten Stunden Material geschaffen. Auf internationalen Festivals hat „Mr. Gaga“ bereits mehrere Preise gewonnen.
© Heymann Brothers Der Choreograph Ohad Naharin mit Tänzern und Tänzerinnen

Mo, 29. Mai · 17:45-18:30 · 3sat
ZDF-History: Breslau – Brennpunkt der Geschichte

Breslau, die schlesische Metropole, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg polnisch, trägt seither den Namen Wroclaw. Die Stadt ist Sinnbild für 1000 Jahre Geschichte von Deutschen und Polen. 2016 ist Breslau Kulturhauptstadt Europas. Anlass für „ZDF-History“, in die Geschichte zu blicken. Der Film, eine deutsch-polnische Koproduktion, lädt die Zuschauer ein zu einer spannenden Zeitreise durch die wichtigsten Epochen der Stadt an der Oder. In den Jahren 1945 bis 1947 mussten die Deutschen Breslau verlassen, als Folge von Hitlers Vernichtungskrieg. Die Siegermächte hatten Polen aufgrund sowjetischer Forderungen nach Westen „verschoben“. Polnische Neubürger, zum Teil ebenfalls Vertriebene, zogen in die leer stehenden Wohnungen. Im Laufe der Geschichte hatte die Stadt immer wieder zu verschiedenen Staaten gehört und dabei Höhen und Tiefen durchlebt. An der Kreuzung zweier historischer Handelswege – von Nord nach Süd und von West nach Ost – gelegen, spielt Breslau seit der Ernennung zum Bistum im Jahre 1000 eine bedeutende Rolle im mitteleuropäischen Raum, wird immer wieder zum Schauplatz wechselvoller Beziehungen von Polen, Deutschen und auch Juden. Die Autoren Andrzej Klamt und Gordian Maugg entwerfen eine spannende Zeitcollage: Wrotizla im polnischen Piastenreich, Wretslaw im Königreich Böhmen, Breslau im Habsburger-Staat, eine von drei Hauptresidenzen des Königs von Preußen, Hauptstadt Schlesiens im Deutschen Reich – und als polnische Metropole Wroclaw 2016 Kulturhauptstadt Europas. Die Dokumentation führt vor Augen, wie berühmte Persönlichkeiten und Bürger der Stadt dazu beitrugen, dass diese heute aus einem reichen Fundus der Geschichte schöpfen kann.

Mi, 31. Mai · 00:10-01:55 · MDR
Mitten in Deutschland: NSU (1)

Im November 2011 werden zwei junge Männer aus Ostdeutschland in einem ausgebrannten Camper tot aufgefunden: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Offenbar haben sie Selbstmord begangen. Ein Bekennervideo wird gefunden, der NSU fliegt auf. Vier Tage später stellt sich die Dritte im Bunde, Beate Zschäpe, freiwillig der Polizei. Wir als Gesellschaft müssen uns fragen, wie eine rechtsextreme, terroristische Vereinigung über ein Jahrzehnt unentdeckt in ganz Deutschland morden konnte. Wir nähern uns dieser Frage an, indem wir in der ersten Folge auf die mutmaßlichen Täter blicken, auf ihre Sozialisation und ihr Umfeld. Im November 2011 werden zwei junge Männer aus Ostdeutschland in einem ausgebrannten Camper tot aufgefunden: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Offenbar haben sie Selbstmord begangen. Ein Bekennervideo wird gefunden, der NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) fliegt auf. Vier Tage später stellt sich die Dritte im Bunde, Beate Zschäpe, freiwillig der Polizei. Wir als Gesellschaft müssen uns fragen, wie eine rechtsextreme, terroristische Vereinigung über ein Jahrzehnt unentdeckt in ganz Deutschland morden konnte. Wir nähern uns dieser Frage an, indem wir in der ersten Folge auf die mutmaßlichen Täter blicken, auf ihre Sozialisation und ihr Umfeld. Ostdeutschland, Jena 1990. Seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es keine ähnliche Situation in Deutschland, in der in so kurzer Zeit so viele Menschen gleichzeitig ihre Arbeit verlieren. Viele Jugendliche in Ostdeutschland erleben ihre verunsicherten Eltern und Lehrer, spüren die Machtlosigkeit der Polizei und des Staates. Sie fühlen sich orientierungslos, ungeliebt und gekränkt. Instinktiv ordnen sie sich als Menschen zweiter Klasse ein, versuchen sich anzupassen und lernen in kürzester Zeit, dass von Seiten der Gesellschaft keine oder wenig Hilfe zu erwarten ist. Reihenweise driften junge Leute von der Schule in die Arbeitslosigkeit. Manche schaffen den Sprung, indem sie in die alten Bundesländer wechseln. Doch der Film wendet sich jenen zu, die bleiben – und wütend anfangen zu rebellieren. Eine von ihnen ist Beate Zschäpe, die in den Bann junger Rechtsradikaler in Jena-Winzerla gerät. Sie freundet sich mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt an. Aus den drei Freunden wird schnell eine verschworene Gemeinschaft. Ihr Gefühl der Ohnmacht und Unsicherheit ist das grundlegende Erfahrungsmuster, das sie mit Tausenden jungen Menschen in Ostdeutschland teilen. Bei den dreien aber setzt eine eigene Entwicklung ein: Wut und Rebellion werden in Hass und Gewalt verkehrt. Sie suchen nach Wahrheit: In einem rechtsextremen neonazistischen Umfeld organisieren und radikalisieren sie sich, dicht gefolgt und umgeben nicht nur von Verbündeten, sondern von „Nazi-Kameraden“, die inzwischen als Spitzel für den Verfassungsschutz arbeiten. Ihre Aktionen sind sowohl der Polizei wie dem Verfassungsschutz bekannt, dennoch werden sie nicht festgenommen. Nach einem missglückten Bombenanschlag und nach dem Fund von Sprengstoff in einer von Beate Zschäpe angemieteten Garage gehen die drei Neonazis, inzwischen ein unzertrennbares Trio, Ende 1998 in den Untergrund. Was folgt, ist einer der schwerwiegendsten und erschütterndsten Mordserien der Nachkriegsgeschichte.