Die für die Auslieferung des Gifts zuständige
Frankfurter Degesch GmbH sei nicht von der IG Farben, sondern im
kaufmännischen Bereich von der Degussa gesteuert worden. Die GmbH habe
damals zu je 42,5 Prozent der IG Farben und der Degussa und zu 15
Prozent der Essener Theo Goldschmidt AG gehört. Als Gold- und
Silberscheideanstalt in Frankfurt sei sie personell und räumlich
engstens mit der Degussa verbunden gewesen. Der maßgebliche Einfluß auf
ihre Geschäftsführung sei von der Degussa ausgegangen. Das
Blausäurepräparat Zyklon B sei also nicht wie bisher angenommen von der
IG Farben, sondern im Einflußbereich der Degussa produziert worden.
Das Zyklon B war bei den «Dessauer Werken für
Zucker und chemische Industrie AG» im Auftrag und auf Rechnung der
Degussa hergestellt und dann von der Degussa provisionsfrei an die
Degesch weitergegeben worden. Die Degesch habe es an die SS
ausgeliefert. Ebenso wie das Dessauer Werk, sei auch die zweite
Zyklon-B-Fabrik in Kolin östlich von Prag von der Degussa AG
kontrolliert worden.
Allein in den Jahren 1942 und 1943 lieferte
die Firma Degesch ca. 20 Tonnen Zyklon B nach Auschwitz. Die Degussa
profitierte von diesen Giftgaslieferungen an die SS mit rund 300.000
Reichsmark, das entspreche heute drei Millionen Mark. Der damalige
Degussa-Chef Hermann Schlosser habe auch die Funktion eines
«Wehrwirtschaftsführers» innegehabt. Nach dem Krieg beteuerte er stets,
nichts von der Verwendung des Zyklon B bei der SS gewußt zu haben.
Schlosser war nach 1950 noch für lange Zeit wiederum
Vorstandsvorsitzender der Degussa.
Eine Sprecherin der Degussa erklärte, das
Unternehmen wolle zu Details keine Stellung abgeben. Von der Degussa
beauftragte Wissenschaftler seien noch mit der historische
Ausarbeitungen zu Gange. Sie verwies außerdem auf die in den USA
anhängige Sammelklage von ehemaligen Zwangsarbeitern.
In dieser in New Jersey eingereichten
Klageschrift, hatten US-Anwälte als Wiedergutmachung das gesamte
Degussa-Vermögen verlangt. Sie warfen dem Unternehmen vor, während der
NS-Zeit Zahngold jüdischer Naziopfer eingeschmolzen zu haben und an der
Herstellung des KZ-Giftgases Zyklon B beteiligt gewesen zu sein. Diese
Forderung hatte im Sommer '98 zu einem Aufschrei in Deutschland geführt.
In Vorstandskreisen der deutschen Industrie,
wie auch in Waigels Finanzministerium, gab man sich überrascht und
verwundert über das Ausmaß der Forderungen. Befürchtungen wurden laut,
daß manche Leute an der amerikanischen Ostküste fahrläßig mit dem Wohl
und Wehe deutscher Industriebetriebe umgingen. Andere waren sich nicht
einmal zu Schade den Verdacht zu äußern, hier würden leichtsinnig
deutsche Arbeitsplätze gefährdet (Anm.: Auch soetwas ist geistige
Brandstiftung). Sogar Ignatz Bubis, hatte die Klage von
Holocaust-Überlebenden gegen den Frankfurter Konzern Degussa zwar
grundsätzlich begrüßt, die Entschädigungsforderung aber als überzogen
bezeichnet.
Hermann-Schlosser-Stiftung
Die Degussa-eigene Firmenstiftung
trägt noch heute den Namen des 'Wehrwirtschaftsführers. In einer
Firmeninformation der Degussa erfahren wir, daß die gemeinnützige
Hermann-Schlosser-Stiftung nach neuerlichen Rekordumsätzen weitere
Zustiftungen erhalten wird. 'Die Stiftung fördert seit ihrer Gründung im
Jahre 1955 den beruflichen Aufstieg besonders begabter Nachwuchskräfte
in der chemischen, der pharmazeutischen, der Nichteisenmetall-Industrie
und verwandter Industrien'.
Stolz ist die Degussa auf die Förderung
kultureller und sozialer Einrichtungen in der Stadt Frankfurt. Auch wird
die Finanzierung einer Stiftungs-Gastprofessur an der Universität
Frankfurt wird von Degussa gesponsort. Unter dem Aspekt der
Gemeinnützigkeit wird wohl auch ein gemeinsames Projekt mit dem
Forschungsinstitut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der
Universität zu Köln verbucht. Hier wurde der Auftrag erteilt, die Rolle
des Unternehmens als größte Edelmetall-Scheideanstalt Europas in den
30er und 40er Jahren zu untersuchen. Im Rahmen des Projekts wird auch
eine Habilitationsschrift verfaßt werden, so der
Degussa-Generalbevollmächtigte Dr..Michael
Jansen.
Gerne beruft sich die Firma auch auf ihr
Engagement für jüdische Institutionen in Israel, den USA und
Deutschland. Im 125.Jubiläumsjahr (1997) der Degussa hieß es, die
'Degussa und der Jüdische Weltkongreß haben eine enge Zusammenarbeit
vereinbart'. Man habe ein gemeinsames Arbeitsprogramm mit dem
Generalsekretär des Jüdischen Weltkongresses, Israel Singer,
abgesprochen. An dem Treffen habe auch der Vorsitzende des Zentralrates
der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, teilgenommen. Der Konzern
betonte, daß diese Vereinbarung auf ein Angebot des Unternehmens an
jüdische Organisationen zurückgehe. Dieses Angebot habe Bubis dem
Jüdischen Weltkongreß in Jerusalem übermittelt (Zitat Degussa). Degussa
sagte damals zu der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem historisch
bedeutsame Dokumente aus dem Unternehmensarchiv zur Verfügung zu
stellen.
Nach soviel freundlichem Entgegenkommen
durfte die Degussa sich natürlich damit rühmen, 'niemals aus ihrer
Geschichte ein Geheimnis gemacht zu haben'. Man müsse allerdings
verstehen, daß aus den im Unternehmensarchiv vorhandenden Quellen nur
ein unvollständiger Einblick in die Firmengeschichte während des
Nationalsozialismus möglich sei. Die noch vorhandenen Scheidbücher der
Zweigniederlassung Berlin enthielten lediglich Hinweise über
eingegangene Scheidgutmengen sowie über Feinsilber- und Goldgehalt der
einzelnen Posten. Es seien Angaben über die bei der Scheidung
zurückgewonnenen Mengen an reinem Silber, Gold, Platin und Palladium zu
finden. Auftraggeber und Herkunft des Scheidgutes seien nur lückenhaft
vermerkt. Vereinzelt fänden sich Einträge wie 'Jd', 'Judensilber',
'Judengold', 'reichsfeindliches Material' und dergleichen...
Das
Scheiden der Edelmetalle habe die Degussa im Auftrag staatlicher Stellen
ausgeführt und dafür die amtlich festgesetzten Gebühren erhalten.
Natürlich konnte das Unternehmen über die Edelmetalle nicht verfügen.
Sie mußten für die Reichsstelle für Edelmetalle vorgehalten werden,
diese war dem Reichswirtschaftsministerium zugeordnet.
Einen Überblick zur Firmengeschichte bietet
die Firma im Internet an: Geschichte,
auch ein Blick in's
Unternehmensarchiv
wird gestattet. Man ist offen bei Degussa und blickt nach vorn. Zur Zeit
zwischen 1933 und 1945 fanden wir im Dezember 1998 keinerlei Einträge.
Degussa legt erneut Rekordergebnis vor
Inzwischen steht die Fusion der
Degussa AG mit der Hüls AG auf dem Programm. In diese Fusion bringt die
Degussa wiedereinmal ein Rekordergebnis ein. Das Ergebnis vor Steuern
konnte um42%! gesteigert werden, d.h. für 1997/98 741.000.000-DM. Für
den erfolgreichen Frankfurter Chemie- und Pharmakonzern ist dies das
vierte Rekordjahr in Folge. Der Umsatz stieg um 4% auf 16 Milliarden
Mark. Die Aktionäre können sich freuen: Im Januar 1999 will der Konzern
die Erhöhung der Dividende auf 1,80DM je 5,00DM-Aktie vorschlagen. Schon
im Vorjahr hatte die 5,00DM-Aktie 1,60DM eingebracht.
Degussa-Vorstandschef Ernst-Uwe Bufe
verspricht weiterhin kräftige Wachstumsraten, auch und gerade nach dem
Zusammenschluß mit der Veba-Tochter Hüls AG. Die treuen
Degussa-Aktionäre erhalten dann für jede Aktie einen Anteilsschein des
neuen Unternehmens, der Degussa-Hüls AG.
http://www.degussa.de/
Wer liebt den Mammon über alles, über
alles in der Welt?
Die Nutzniesser der
Mörder wollen die Beute behalten
Aus den WWW-Seiten der Degussa AG:
Geschichte
Die Programmierung der Site ist etwas
undurchsichtig, d.h. auf Links von außen scheint man nicht besonderen
Wert zu legen. Versuchen Sie's
hier, dort müssen Sie dann unter mehreren Punkten nach Geschichte
bzw. Unternehmensarchiv suchen.
1932 |
Erwerb einer Rußfabrik in
Kalscheuren. Die Degussa ist heute der weltweit zweitgrößte
Industrierußhersteller.
. |
1933 |
Beteiligung an der
Chemisch-Pharmazeutischen AG Bad Homburg. Seit 1978 kamen u.a. die
Asta-Werke AG, die französische Sarget-Gruppe, das Arzneimittelwerk
Dresden und zuletzt die Muro Pharmaceutical Inc., Tewksbury/USA,
hinzu. Heute ist die
ASTA Medica AG, Dresden, für den Pharmabereich zuständig.
. |
1949 |
Erste Produktion von
Methionin. Heute wird das Futtermitteladditiv in
Deutschland, Belgien und den USA hergestellt.. |
1952 |
Ausbau des
Chemiestandortes
Wesseling durch Bau eines Werkes für Blausäure und
Folgeprodukte. |