antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info
haGalil onLine - http://www.hagalil.com

  

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 
Archivierte Meldungen aus den Jahren 1995 - 1999
Wer liebt den Mammon über alles, über alles in der Welt?
Die Nutznießer der Mörder wollen die Beute behalten

Da Themen wie "Wiedergutmachung", Entschädigungen, Rückgabe geraubten Gutes und Arisierungsgewinne immer breiteren Raum einnehmen, wollen wir ein wenig Transparenz in diese Diskussion bringen.

Da man sich im deutschen Finanzministerium, als auch in den Vorstandsetagen der deutschen Top-Wirtschaft immer unsicherer wird, ob es wirklich gelingen wird, die Forderungen auf Entschädigungen, die die bisher so angenehm stillen Opfer nun, kurz vor Abschluss der Akten, immer lauter vorbringen, abzuschmettern, hier einige Fakten.

Zuerst einmal die Daten der bereits geleisteten Zahlungen zum ersten Halbjahr 1998: In diesem Zeitraum (Jan.'98 - Juli'98) erhielten 'Verfolgte des NS-Regimes' insgesamt 377.000.000,-DM. Die als Einmalbeihilfen gedachten Beträge wurden, nach einem Regierungsbericht aus Bonn, an die Jewish Claims Conference ausbezahlt.
Der empfangsberechtigte Personenkreis umfasste fast 80.000 Menschen. 35.500 der Empfänger leben in Israel, 35.000 in den USA. Über 30.000 der eingereichten Anträge (ca. 30%) wurden abgelehnt.
Im Durchschnitt betrugen die einmaligen Beihilfen also ca. 4.700.-DM. Alle als empfangsberechtigt anerkannten Personen mussten zweifelsfrei nachweisen, dass sie als ehem. Zwangsarbeiter, ehem. in Konzentrationslagern Festgehaltene, ehem. in ein Ghetto Gezwungene oder in Illegalität Überlebende durch den NS-Terror erheblichen seelischen oder körperlichen Schaden erlitten haben.

Wie gesagt, es geht um Einmalzahlungen! Und diese einmalige Zahlungen kommen ca. 60 Jahre nach der Schädigung zur Auszahlung. In der 'normalen' Rechtssprechung werden einbehaltene Schadensansprüche nach üblichem Satz verzinst und zinsesverzinst. Nehmen wir hier einmal einen eher niedrigen Zinssatz von 5%, so wollen wir es unseren Lesern überlassen, welcher Grundbetrag eigentlich angesetzt wurde.

Hinweisen wollen wir auch auf die enorme Diskrepanz zwischen Aussage und Praxis: Die Aussage war, dass sich die BRD zur Verantwortung bekennt. Dass sie das geschehene Unrecht anerkennt und alles in ihrer Macht stehende zur 'Wiedergutmachung' tun möchte. Die Praxis war ein Abschmettern und Aussitzen vieler Forderungen - über viele Jahrzehnte hinweg. Die einbehaltenen Beträge wurden in der Zwischenzeit in den Aufbau der deutschen Wirtschaft investiert.

Alleine für das Aushandeln einer - 60 Jahre später ohnehin nur noch symbolischen - Entschädigung für die tschechischen Nazi-Opfer, hat sich die letzte Bundesregierung zehn Jahre Zeit genommen. Gerade in diesen zehn Jahren sind sehr viele der 'Opfer' gestorben. Ihe Ansprüche sind damit nichtig, sie gehen nicht auf die Nachkommen über.
Was ansonsten dabei herauskam war die Verpflichtung der Bundesrepublik zur Gesamtzahlung von ca. 2,50 DM pro Bundesbürger.
Man könnte sagen, der Berg drehte sich - und heraus kam eine Maus. Aber während dieser zehn Jahre war das Verhandlungsgeschehen oft genug Thema in der Presse und an Stammtischen. Um was es eigentlich ging, war unklar, klar war aber von vorneherein, welcher Eindruck entstehen würde: 'Die Juden kriegen den Hals nie voll', 'Wielange sollen wir denn noch zahlen'...
Eine solche Reaktion hätte jeder verantwortlichen Bundesregierung von vorneherein klar sein müssen. Kaum eine Haushaltsdebatte (incl. der Debatte um den Euro-Fighter) hat sich stärker eingeprägt als eben die um die Entschädigungszahlungen. Der letzten Bundesregierung ein kalkuliertes Spiel mit dem Bild des Geldjuden vorzuwerfen, mag spekulativ sein. Ihr besondere Sensibilität in Belangen der Vergangenheitsverantwortung zu bescheinigen, wie dies Ignatz Bubis während der schier endlosen Mahnmalsdebatte getan hat, ist daneben aber blanker Hohn.

Heute sind die Kassen leer. Die Nachfolger dieser Bundesregierung entdecken riesige Finanzlöcher, die ausgesessenen Forderungen sind aber noch lange nicht vom Tisch.

In Vorstandskreisen der deutschen Industrie, wie auch in Waigels Finanzministerium, gibt man sich nun überrascht und verwundert über das Ausmaß der noch ausstehenden Forderungen. Ehrlich wäre es endlich zu erkennen - und zuzugeben, dass es mit dem Willen zur 'Wiedergutmachung' einfach nicht weit genug her war und deshalb das Ausmaß der unerfüllten Ansprüche so hoch ist. Es ist das Maß der eigenen Dickhäutigkeit, des Aufschiebens, der eigenen Verleugnung von Leid und Verantwortung für dieses Leid. Es ist die Folge einer ungeheueren Überheblichkeit und Unverschämtheit der Auftraggeber des größten Massenraubmordes der Menschheitsgeschichte und ihrer Nutznießer, die die Beute gerne behalten wollten.
Wem es wirklich leid ist, um das zugefügte Leid, der errichtet kein Paragraphengestrüpp, um jedes Einklagen einer Entschädigung kühl und brillant abzuschmettern.

Es geht nicht nur darum wieviel bezahlt wird, sondern auch wie es gegeben wird. Im vorliegenden Fall stimmt weder das Wieviel noch das Wie!

haGalil onLinehaGalil onLine - okt. 1998
1998 © by haGalil onLine - Munich - Kirjath haJowel - All Rights Reserved
...íéø÷éä íéøáçäå ìâ ãåã ,êéìøà äåç

Die hier archivierten Artikel stammen aus den "Anfangsjahren" der breiten Nutzung des Internet. Damals waren die gestalterischen Möglichkeiten noch etwas ursprünglicher als heute. Wir haben die Artikel jedoch weiterhin archiviert, da die Informationen durchaus noch interessant sein können, u..a. auch zu Dokumentationszwecken.


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!
haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved