Überlegungen der deutschen Industrie wurden
konkreter, als das italienische Versicherungsunternehmen
Generali sich mit den Nachkommen von Holocaust-Opfern in den USA auf
eine eher symbolische Zahlung von 100 Millionen Dollar (für ca.340.000
einbehaltene Versicherungspolicen) verständigt hatte. Eine solche
Einigung hätte bedeutet, dass eine Police (incl. Zins und Zinseszins)
mit durchschnittlich mit ca. 320.-DM(!) bewertet werden würde.
An einem solchen Schnäppchen war natürlich
auch der deutschen Grossindustrie gelegen: Die wenigen Überlebenden
hoffen für die ihnen verbleibenden Jahre auf eine Erleichterung ihrer
oft schweren wirtschaftlichen Situation. Die meisten sind - nachdem
ihnen 60 Jahre lang Ausgleichszahlungen verweigert worden waren - an
einer vor allen Dingen schnellen Einigung interessiert.
Ein realistischer Eindruck vom Ausmass der
Verbrechen scheint sich lediglich bei der Oppositionspartei Bündnis
90/Die Grünen erhalten zu haben. Jenseits von Gedenkveranstaltungen und
gegenseitigen Preisverleihungen hat man sich hier schon des öfteren mit
unbürokratische Lösungsvorschlägen zu Wort gemeldet. Der letzte
Vorschlag des Abgeordneten Volker Beck ging dahin, einen gemeinsamen
Fonds der Bundesrepublik und der deutschen Industrie zu errichten. Auf
diese Weise wäre es möglich den Überlebenden schon bald Hilfe zukommen
zu lassen. Regelungen, wer genau welche Beträge zu bezahlen habe,
könnten dann später zwischen der Bundesrepublik (in Rechtsnachfolge des
NS-Regimes) und den deutschen Konzernen (als den Nutzniessern des
NS-Regimes) ausgehandelt werden.
Dem deutschen Kanzler Kohl gehen solche
Überlegungen bereits zu weit. Er sei 'nicht bereit, neu nachzudenken',
so Kohl am letzten Freitag in Bonn. Die Kasse für Wiedergutmachungen
werde definitiv nicht wieder geöffnet. Nach früheren Angaben der
Regierung hat Deutschland bereits etwa 100 Milliarden Mark aus der
Nazibeute ausbezahlt.