Aus der Pressemeldung des BMFSFJ vom 07-03-2005 (http://www.bmfsfj.de/Kategorien/aktuelles,did=25566.html):
"Das Bundesministerium hält es für zentral, bei sensiblen Entscheidungen
über die Förderung von Projekten eine hohe Transparenz zu wahren"...
Nach zahlreichen Anfragen haben wir uns nun, ermuntert durch die Aussage
des BMFSFJ, dazu entschlossen den
Schriftwechsel mit dem BMFSFJ, beginnend mit dem vom alten und neuen
Träger einvernehmlich gestellten Antrag auf Trägerwechsel, zu
veröffentlichen.
- 13. September 2004
Empfehlung zum Trägerwechsel (Tacheles
Reden! e.V. an entimon)
- 04. Oktober 2004
Antrag auf Trägerwechsel (haGalil e.V.
an entimon)
Von Oktober 2004 bis Dezember 2004 erfolgte kein Bescheid seitens des
Ministeriums. Ein Angebot der Vorsitzenden des neuen Trägervereins haGalil
e.V. zur Klärung eventuell auftauchender Fragen bzw. zur Besprechung
eventuell notwendiger Formalien nach Berlin zu kommen, wurde als "nicht
notwendig" abgelehnt: Ein Trägerwechsel sei "keine große Sache" und käme
immer mal wieder vor. Im vorliegenden Fall sehe man keine Probleme. Man
erhalte dann rechtzeitig die notwendigen Unterlagen um alles weitere zu
regeln.
Als auch im Laufe des Dezembers keine Antwort einging, fragten wir im
Ministerium nach dem Stand der Dinge.
- 09-12-2004 (Do)
Telefon (Gall an Obst)
- Erhalten am Freitag, 10.12.2004, verfasst am 01. Dezember 2004
Ablehnung des Trägerwechsels (entimon an
haGalil e.V.)
- 13-12-2004 (Mo)
Telefon (Gall an Obst)
- 16-12-2004 (Donnerstag)
Einschreibebrief von Tacheles Reden
e.V.
- 17-12-2004 (Freitag)
Telefon (Gall an Andrea Keppke,
Servicestelle - entimon)
- 20-12-2004 (Mo)
Fax (Ehrlich an Obst)
Es begann ein schriftliches Hin und Her mit immer neuen und zum Teil
widersprüchlichen Begründungen zur Abwicklung des Projekts "OR".
- 20-12-2004
Fax (Obst an Ehrlich)
- 20-12-2004
Fax (Ehrlich an Obst)
- 21-12-2004 (Di)
Fax (Obst an Ehrlich)
- 21-12-2004
Fax (Ehrlich an Obst)
- 22-12-2004 (Mi)
e-Mail (Obst an Ehrlich)
- 22-12-2004
e-Mail (Ehrlich an Obst)
und Jellinek an Ehrlich vom 23-12-2004
- 27-12-2004
e-Mail (Ehrlich an Obst und Jellinek)
- 04-01-2005
e-Mail (Jellinek an Ehrlich)
- 05-01-2005
e-Mail (Obst an Ehrlich)
- 06-01-2005
e-Mail (Ehrlich an Obst)
Nachdem Dr. Sven Olaf Obst, Leiter des Referats 503 im BMFSFJ
und damit Top-Zuständiger der Bundesregierung für den "Aufstand der
Anständigen" jede weitere Diskussion ablehnte, wandten wir und nach
einer Weile des Abwartens, in der wir Dr. Sven-Olaf
Obst Gelegenheit gaben evtl. doch noch ein konstruktives Gespräch zu suchen, an seinen
Vorgesetzten, den Staatssekretär Ruhenstroth-Bauer. Dieser reagierte mit
einem brüsk ablehnenden Schreiben. Ein weiteres Anschreiben blieb
unbeantwortet.
- Anschreiben Staatssekretär
mit Anhang Staatssekretär
- Antwort des Staatssekretärs
Peter Ruhenstroth-Bauer
- Antwort der
Vorsitzenden des haGalil e.V. an Staatssekretär Ruhenstroth-Bauer
Erst im Radio meldete sich Staatssekretär Ruhenstroth-Bauer wieder zu
Wort. Aus dem Sendeprotokoll des RBB vom 24. Feb. 2005, später auch NDR
u.a.:
Da es keinen neuen Trägerverein gibt und auch keine neuen
Anträge gestellt wurden, könne man für haGalil in 2005 keine weiteren
Gelder bewilligen. So sieht es zumindest der zuständige Staatssekretär
Peter Ruhenstroth-Bauer.
Regie: OTon Ruhenstroth-Bauer (0:19): "Ich persönlich habe
mich auseinandergesetzt, schriftlich und telefonisch, mit HaGalil und habe
mich auch mit Zentralrat der Juden und Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden,
die diese Entscheidung nicht nur nachvollziehen, sondern sie auch voll so
tragen."
Autor: Mit dieser Einschätzung liegt der Staatsminister wohl
daneben. Stefan Cramer, Generalsekretär beim Zentralrat der Juden, will nicht
bestätigen, dass der Zentralrat die Mittelstreichung unterstützt. Im
Gegenteil, HaGalil müsse unbedingt als Zeichen gegen Rechts erhalten
bleiben.
Auch in der Monitor Sendung am 24. Feb. 2005 bemängelt der
Staatssekretär, es läge dem Ministerium kein Antrag vor.
Hier das Sendeprotokoll der ARD (monitor, 24. Feb. 2005,
21:45h):
...Ein Streit um Termine,
Förderungsanträge und Trägerschaft macht aus dem Aufstand der
Anständigen den Auftritt der Umständlichen.
Peter Ruhenstroth-Bauer, Staatssekretär, Bundesministerium für Familie:
"Wir benötigen für unsere Förderung - wie gesagt: 3.600 Projekte seit
2001 - natürlich bestimmte Regeln. Und eine der Regeln bedeutet, dass
man bis Ende letzten Jahres einen Antrag stellen muss. Den haben wir
bislang nicht bekommen ..."
Der Staatssekretär verschweigt, dass haGalil diesen Antrag gar nicht
stellen konnte, weil sein Ministerium einen bereits vereinbarten
Trägerwechsel am Jahresende plötzlich ablehnte. Sehr kompliziert.
David Gall, haGalil: "Die Diskussion wurde dann ganz einfach
abgebrochen nach ... mehrfachem hin und her schreiben. Und ... ja, wir
würden uns natürlich wünschen, eine konstruktive Auseinandersetzung in
dem Thema."
Seltsam, dass dies dem Staatssekretär in seinem
Schreiben vom
28.01.2005 noch
nicht aufgefallen war. Auch der zuständige Referatsleiter Dr. Sven-Olaf
Obst hatte bis dato zwar immer wieder neue und auch widersprüchliche
Erklärungen geliefert, auf den nicht vorhandenen Antrag hatte er aber
trotz zahlreicher Schreiben noch nie hingewiesen. Im Gegenteil, etliche
seiner ablehnenden Erläuterungen bezogen sich ja gerade auf einzelne
Punkte dieses angeblich nicht vorliegenden Antrags.
Kommentieren wollen wir dies
nicht. Die Widersprüche fallen jedem aufmerksamen Leser auf und auch die
damit befassten Rundfunk- und TV-Journalisten wiesen darauf hin. Trotzdem
gab das Ministerium am Freitag, 25.02..2005 unter der Überschrift:
"Bundesregierung fördert Vielzahl von Projekten gegen Antisemitismus" eine
Pressemeldung heraus, in der nicht nur verschiedene sinnvolle Projekte
gegeneinander aufgerechnet wurden, sondern auch genau diese längst
widerlegten Behauptungen erneut in Umlauf gebracht wurden.
Aus der
Pressemeldung des BMFSFJ:
Bei der Entscheidung über die Förderung
eines Projektes ist das Bundesministerium an klare Programmgrundsätze
gebunden. D.h. für jedes Projekt muss ein Antrag auf Förderung
vorliegen. Das Projekt muss darlegen, wie es sich nach Beendigung der
Bundesförderung selbst trägt, denn aus dem Aktionsprogramm kann ein
Projekt nur für maximal drei Jahre gefördert werden. Das Projekt muss
auch praktisch so fortgesetzt werden wie beabsichtigt. An diese
Förderrichtlinien sind Bundesregierung und Projekt gleichermaßen
gebunden; das gilt auch für das Projekt "OR - das Licht".
Das Bundesministerium hält es für zentral, bei sensiblen Entscheidungen
über die Förderung von Projekten eine hohe Transparenz zu wahren...
Nachdem diese Meldung acht Tage lang auf der Eingangsseite des BMFSFJ
verbreitet worden war, blieb uns nichts anderes übrig, als eine
Stellungnahme zur Pressemeldung
des BMFSFJ zu verfassen.
Inzwischen berichtet auch der "rechte Rand"...
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