Prag - Das
Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem hat das tschechische
Justizministerium gebeten, im Fall des mutmaßlichen deutschen
NS-Kriegsverbrechers Anton Malloth unnachgiebig zu bleiben. Er sei nach
einem Gespräch mit Justizminister Otakar Motejl "vorsichtig optimistisch",
sagte der Leiter des Zentrums, Efraim Zuroff, am Sonntag in Prag. Motejl
habe ihm zugesagt, die 700 Seiten starke Akte zu prüfen und wahrscheinlich
Ende August zu entscheiden, ob Tschechien einen Auslieferungsantrag an
Deutschland stellt.
Der heute 87jährige Malloth lebt in einem Münchner Altersheim. Er war
1948 in der Tschechoslowakei "wegen brutaler Vergehen als Aufseher im
Polizeigefängnis 'Kleine Festung' in Theresienstadt" zum Tode verurteilt
worden. Vor wenigen Wochen hatte die Dortmunder Zentralstelle zur
Bekämpfung nationalsozialistischer Massenverbrechen entschieden, das
Verfahren aus Mangel an Beweisen einzustellen. Motejl habe gesagt, der
Fall bleibe in Tschechien offen, betonte Zuroff, der als Direktor im
Jerusalemer Wiesenthal-Zentrum arbeitet.
In Prag habe er auch mit dem Vorsitzenden des außenpolitischen
Ausschusses des Senats, Michael Zantovsky, geredet. Er habe nicht den
Eindruck, als wolle Tschechien den "Fall Malloth" auf sich beruhen
lassen, sagte Zuroff. Davon zeuge ein Brief des sozialdemokratischen
Abgeordneten
Karel Cerny, der Justizminister Motejl aufforderte, ein
Auslieferungsgesuch an Deutschland zu stellen, sagte Zuroff gegenüber
der Deutschen Presseagentur dpa.