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05-10-1998 Neue
Medien:
"hagalil.com" München
- der größte jüdische Internet-Dienst in Europa
ZEITGEMÄSS - AKTUELL - ERFOLGREICH
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David Gal organisiert den
Internet-Dienst haGalil onLine seit knapp drei Jahren. Sein Angebot hebt
sich aus allem Vergleichbaren zum Guten ab: Die Informationen sind
aktuell, graphisch anspruchsvoll und abwechslungsreich aufbereitet - und
immer wieder entdeckt man Neues und Überraschendes.'
Ein 'offenes Buch' will 'haGalil
onLine' sein: Und das ist es auch, allerdings kann man die Seiten nur mit
Hilfe eines Mausklicks aufschlagen. 'haGalil' nutzt die zeitgemäße
Kommunikationsform über die Datenautobahn, um seine Leser zu erreichen:
Unter der Adresse
http://www.hagalil.com
bietet der Internet-Service einen breiten Einblick in das jüdische Leben in
Deutschland und noch viel mehr als das. Zielgruppe sind Juden in Deutschland
und Europa, aber
auch alle anderen, die sich für das Judentum interessieren und mehr über
Religion, Geschichte und Gegenwart erfahren wollen.
Seit knapp drei Jahren bietet
David Gal sein Programm aus München an. Geboren 1956 in Deutschland, war der
studierte Pharmakologe mit 18 Jahren nach Israel ausgewandert und mit 34
nach Deutschland zurückgekehrt. Nach der Ermordung des israelischen
Ministerpräsidenten Itzhak
Rabin Ende 1995 wollte er etwas für den Friedensprozess tun. So
entstand 'haGalil', mittlerweile der größte jüdische Internet-Dienst in
Europa und von den etwa acht großen Anbietern weltweit wohl auch der
vielfältigste.
Wer sich aufs 'Surfen' durch die
zahlreichen Seiten einlässt, kann dies ohne weiteres bestätigen, so reich
ist das Angebot der Homepage, so lebendig das Judentum in Deutschland, was
nach der Absicht Gals nicht allein zu beweisen war, sondern auch zu
behaupten ist: zu beweisen unter anderem den amerikanischen Juden, die sich
eingedenk des Holocaust nur schwer vorstellen können, wie man als Jude in
Deutschland leben kann; zu behaupten im Austausch untereinander und im
Gespräch mit jenen, die nicht in Gemeinden organisiert sind, aber auch
gegenüber einem Staat, einer Industrie, Bürokratie und Gesellschaft, die
nicht zuletzt wegen ihrer Schuldkomplexe auf Jüdisches vor allem mit
Beklommenheit reagiert.
Die Seiten sind graphisch sehr
aufwendig und originell, dabei aber immer übersichtlich gestaltet. Über
viele Links entdeckt man immer wieder neue Themen, neue Überraschungen.
Und auch, was die Aktualität betrifft, ist haGalil vorbildlich, was sich
bei weitem nicht von allen Internetangeboten sagen läßt. |
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Da der Hauptsitz von 'haGalil' im
Bundesland
Bayern
liegt und sich die Inhalte vor allem auf das Leben in Deutschland beziehen,
spricht der Text die Benutzer auf Deutsch an. Angefangen hatte David Gal
sein Programm in Englisch, aber da inzwischen fast 70 Prozent der
Website-Besucher im deutschsprachigen Europa zu Hause sind, nur 20 Prozent
in den USA und 10 Prozent im Nahen Osten, hat man sich bei haGalil aufs
deutsche Idiom verlegt.
Die sporadischen Texte in
Englisch, Iwrith und Spanisch, wenn etwa von den
Sephardim
in Westeuropa die Rede ist, verfaßt er selbst, für die
tschechischen,
polnischen und
russischen Auskünfte über die Aschkenasim in Osteuropa ist seine
Frau Eva, hauptberuflich Übersetzerin, zuständig. Über die Juden in
Ungarn informiert eine freie
Mitarbeiterin in der dortigen Landesprache. Natürlich bietet 'haGalil' auch
Lektionen in Iwrith
an, ein originelles Stelldichein mit den Buchstaben des neuhebräischen
Alphabets, sowie Etüden in
Jiddisch, für die vor allem Chaim Frank verantwortlich zeichnet, und
vieles sogar speziell für Kinder.
Überhaupt: die
Kinderseiten ('haGalili hakathan'). Sie sind einen Besuch wert, auch
wenn man längst zu den 'Großen' gehört. Für Kinder bieten sie die
Möglichkeit, sich spielerisch mit dem Judentum zu beschäftigen. Hier finden
wir zum Beispiel einen Text von Noemi
Staszewski, der viele Anregungen,
viel Wissenswertes bietet. Es besuchen sich Mona und Daniel, zwei Kinder in
Deutschland, wechselseitig und lernen die Oster- und Passah-Bräuche des
jeweils anderen kennen sowie Adventssterne basteln und Chanukkalichter
entzünden. |
Mit einem Internet-Rundgang durch eine 'Ausstellung' will 'haGalil'
demnächst bei deutschen Schulen werben: Bilder von Adolf Frankl
http://hagalil.com/frankl
zeigen 'Visionen aus dem Inferno' des Auschwitzüberlebenden und könnten den
Lehrplan zum Thema 'Holocaust'
unkonventionell ergänzen. Für ein Rahmenprogramm stehen auch Duplikate
bereit, und auch Zeitzeugen stehen gerne zur Verfügung.
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Vertreten ist bei haGalil auch eine
Informations- und Beratungsstelle für
NS-Verfolgte. Und mit flakkerndem Kerzenschimmer sind die Seiten
zum Gedenktag 'Jom haSchoah'
animiert, Fotografien erinnern an die Gesichter der Opfer, von denen
einige namentlich aufgeführt sind:
Leo Steiner aus Prag,
Ruth Marx
aus Tübingen und Hannah Lehrer aus München.
Zum Kennenlernen mit
Mausklick von leichter Hand verleitet auch das Angebot für Erwachsene,
auch wenn es ernst ist wie jene Seiten über die
Jüdische Religion: von orthodoxen bis zu progressiven
Strömungen, mit
Festkalender und
Gebeten.
Oder wie der 'Blick
nach Israel' und auch in die
Palästinensischen Autonomiegebiete, den das Inhaltsverzeichnis
ankündigt: und einlöst mit Auskünften über die
Friedensbewegung sowie Artikeln ihrer Publikationsorgane, mit
Informationen über die islamischen Nachbarn, einschließlich Landkarten der
israelischen Siedlungen auf der Westbank und arabischer Flüchtlingslager,
mit aktuellen Nachrichten aus aller Welt, mit
Reisetips bis hin zu Hotelpreisen in Jerusalem und mit
Informationen über Juden in der
Diaspora.
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Der 'Blick nach Israel'
funktioniert aber auch ganz real: über
hagalil.com/israel/kotel.htm kommt man direkt an die Klagemauer: Das
Bild zeigt den Blick auf die Westmauer am Tempelberg und zwar live. Alle 60
Sekunden aktualisiert sich das Bild. Die Aufnahmen kommen vom Hauptgebäude
der Jeshiwath Aish haTorah.'
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Natürlich gibt es auch
Informationen darüber, wie man sich in Deutschland
koscher
ernähren kann, welche Restaurants, welche
Lebensmittelläden
koschere Speisen anbieten, wo man koschere Süßigkeiten und Weine beziehen
kann. Und 'koschere Witze'
bietet 'haGalil' auch an, bei so viel Ernsthaftigkeit auf den anderen Seiten
darf das wohl gestattet sein.
Offene Foren laden ein, über Deutschland, Europa und den Nahen
Osten, über jüdische Religion und Antisemitismus zu diskutieren oder einfach
Kleinanzeigen und Stellenangebote zu tauschen. Im allgemeinen debattierten
die Teilnehmer in den Foren sehr ernsthaft über die jüdische Religion und
das Judentum in Deutschland. Gelegentlich mischten sich allerdings
Antisemiten ein. Antisemitische e-Mails und Anrufe landen des öfteren auch
direkt bei den Herausgebern, weshalb die Adresse der Redaktion nicht (editor@hagalil.com)
öffentlich bekannt gegeben wird.
200.000 mal wurden im September
1998 die Seiten von haGalil, onLine abgerufen, viele der Leser suchen den
persönlichen Kontakt und jeder bekommt eine Antwort. Freilich nicht immer
vom Herausgeber selbst, der dafür seit langem kaum mehr Zeit findet. Eva
Ehrlich beantwortet die elektronische Post bisweilen noch bis in die Nacht
hinein.
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Noch trägt
'haGalil' sich nicht selbst. Eine regelmäßige finanzielle Unterstützung ist
noch nicht in Sicht. Allerdings haben israelische Politiker, spanische
Unternehmen, ein polnischer Fernsehsender bereits mit Geld ausgeholfen. Auch
in Österreich, Frankreich, der Schweiz und der Tschechischen Republik haben
Firmen das Potential und Wichtigkeit von haGalil onLine erkannt.
Bei deutschen Behörden,
Unternehmen, Organisationen, Stiftungen, Ministerien und Verbänden hat David
Gal bisher vergeblich um Unterstützung gebeten. Die deutsche Industrie, so
David, sponsert lieber kulturelle und sportliche Großereignisse, die
jüdischen Gemeinden in Deutschland seien finanziell überlastet mit den
Immigranten aus Rußland. Ende Juli hat sich ein
Förderverein konstituiert, doch ob 'haGalil' von Spenden leben kann,
weiß nicht einmal Gal. Dabei sei es wichtig das Judentum zugänglich zu
machen, wie ein 'offenes Buch'. Dies sei auch im Zuge der europäischen
Integration wichtig, hätten doch die Juden schon immer, wenn auch
gezwungenermaßen, europäisch gedacht. Für Deutschland, wo die jüdische
Gemeinschaft rascher wachse als sonstwo auf der Welt, sei 'haGalil'
jedenfalls eine Chance.
Claudia Schülke
Die Webseite ist im Internet zu
erreichen über:
http://www.hagalil.com
Das hebräische
Original dieses Artikels ist erschienen im MUSAF ISRAEL des Deutschland
Magazine
Magazine on politics, culture, business and science
No.5, Oct. 1998
Bitte
melden Sie sich, wenn Sie Interesse am Fortbestand und an der
Weiterentwicklung von haGalil onLine haben.
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