Herausgegeben von Eveline
Goodrnan-Thau und Christoph Schulte, übersetzt und mit Anmerkungen versehen
von Timotheus Arndt
Aus dem Vorwort
zur deutschen Erstausgabe des Werkes von
Abraham Isaak HaCohen Kook
Die Lichter der Tora
Lebenslauf des Rav Kook
Verfolgen wir kurz den Lebenslauf des
Rav Kook5: Er wurde geboren am 15.Elul 5625 (1865) in Griva
(Lithauen). Sein Vater Schlomo Salman, ein großer Gelehrter, stammte aus
einer wichtigen Linie von Rabbinern in der eher antichassidisch und
aufgeklärt geprägten Tradition der Mitnagdirn, seine Mutter Perla Zlata aus
einer chassidischen Familie, die als eine der ersten der Bewegung des
chassidischen Rabbiners Menachem Mendel Schneersohn aus Lubavitsch, dem
Gründer des Chabad Chassidismus, angehörte. So trafen schon in seinem
Elternhaus verschiedene Glaubenswelten innerhalb des Judentums aufeinander.
Bis zum dreizehnten Lebensjahr lernte er dort. Die Wurzeln seiner Liebe für
die Vereinigung von Gegensätzen wie auch für das Land Israel und die
hebräische Sprache sind in diesen frühen Jahren seiner Erziehung zu finden.
In den nächsten acht Jahren wandert
Rav Kook von Ort zu Ort und nimmt so die klassisch-talmudische wie auch die
chassidisch-kabbalistische Richtung des jüdischen Lernens in sich auf: Unter
anderem lernt er in der berühmten Jeschiva von Voloschin. Die Lebenswelt des
jungen Rav Kook war eine zerissene: die verschiedenen ideologischen
Richtungen des Judentums im 19.Jahrhundert, die Chassidim und die Mitnagdim,
die Maskilim und die Chovevej Zion, bekämpften sich gegenseitig. Er litt
sehr unter dieser Tatsache. Von Anfang an sah er es als seine Aufgabe an,
die jüdische Gemeinschaft trotz ihrer Gegensätzlichkeit zusammenzuhalten.
Die jüdische Lebenswelt in Osteuropa war in dieser Zeit im Umbruch — die
Ideen der Aufklärung, der Emanzipation, des Sozialismus, des Kommunismus und
Nationalismus fanden ihren Niederschlag auch innerhalb der jüdischen
Gemeinschaft, die im Ringen um eine Identität, die das Alte mit dem Neuen
verbinden sollte, am tiefsten zerstritten und in einen Kulturkampf
verwickelt war.
Rav Kook war ein Mensch des Handelns.
Als er erst 23 Jahre alt war, gründete er 1888 die Zeitschrift Itur
Sofrim mit dem Ziel, "einen Heimatort für rabbinische Literatur zu
schaffen" und "alle gegensätzlichen Meinungen zur Ehre und Renaissance des
Volkes" zu vereinen. Die Zeitschrift hatte eine kurze Lebensdauer, da Rav
Kook den organisatorischen Schwierigkeiten nicht gewachsen war, sie
bezeichnet jedoch den Anfang seiner lebenslangen Tätigkeit in der
Öffentlichkeit. 1888 wurde er Rabbiner von Zaumel; sieben Jahre später, im
Jahr 1895, übernahm er das Rabbinat in Bausk. Sein Vorgänger war einer der
ersten Führer des religiösen Zionismus. Während dieser Zeit begann sich die
nationale Idee des Judentums bei Rav Kook herauszubilden. Es entstanden
einige seiner eher publizistisch geprägten Aufsätze, die sich mit Fragen der
Polemik zwischen den Maskilim sowie den säkularen Zionisten und den
orthodoxen Rabbinern beschäftigen.
1904 wanderte Rav Kook nach Palästina
ein und wird dort zum Oberrabiner von Jaffa ernannt; eine Position, die er
bis 1919 erfüllt. Während eines Besuches in Europa 1914, bei dem er die
dortigen traditionellen jüdischen Gemeinden vom zionistischen Ideal zu
überzeugen versuchte, strandet er dort jedoch wegen des Ausbruchs des Ersten
Weltkrieges und übernimmt 1917/1918 einen Posten als Rabbiner der
Machsikej haDath-Gemeinde in London, wo er seine zionistische Tätigkeit
fortsetzt. Nach seiner Rückkehr nach Palästina wird er 1919 zum Oberrabiner
Jerusalems und Palästinas ernannt — eine Position, die er trotz vieler
Auseinandersetzungen bis zu seinem Tod 1935 innehatte. Seine berühmteste,
bis heute gültige halachische Rechtsentscheidung fällte er in der Frage der
Schemitta: Er erlaubte, zugunsten des Überlebens des noch jungen Jischuv,
die Früchte der Felder zu essen, die in jedem siebten, dem Ruhe- oder
Sabbatjahr auf den Feldern des Jischuv geerntet wurden und eigentlich nicht
hätten gegessen werden sollen.6
Zum Lebenslauf siehe auch:
Das Jahrhundert des Zionismus:
Abraham Jitzchak HaCohen Kook
(1865-1935)
...wird fortgesetzt
- Anmerkungen zur
Übersetzbarkeit religiöser hebräischer Texte
- Rav
Kooks einmalige Stellung in der jüdischen Geistesgeschichte des 20.
Jahrhunderts
- Die Rückkehr nach
Zion
- Lebenslauf des Rav Kook
- ...
Rav Kook war einerseits ein profunder
Kenner der jüdischen traditionellen Literatur aller Epochen, insbesondere
der kabbalistischen Schule. Auf der anderen Seite war er jedoch beeinflußt
von der europäischen Philosophie seiner Zeit; ein Wissen, welches er als
Autodidakt erworben hatte. Seine Kenntnisse der europäischen Philosophie
(Platon,...
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Akademie Verlag
Moses Mendelssohn Zentrum
für Europäisch-Jüdische Studien
Universität Potsdam
ISBN: 3-05-002515-8
Gb, € 44,80 , DM 87,62
Aus der Reihe
"Jüdische Quellen"
Herausgegeben von Eveline Goodman-Thau und Christoph Schulte
Band 4: Abraham
Isaak HaCohen Kook
Die Lichter der Tora
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