Herausgegeben von Eveline
Goodrnan-Thau und Christoph Schulte, übersetzt und mit Anmerkungen versehen
von Timotheus Arndt
Aus dem Vorwort
zur deutschen Erstausgabe des Werkes von
Abraham Isaak HaCohen Kook
Die Lichter der Tora
Anmerkungen zur Übersetzbarkeit
religiöser hebräischer Texte
Von den religiösen Denkern des
Judentums im 20. Jahrhundert, die in hebräischer Sprache schrieben, galt
Abraham Isaak HaCohen Kook (1865—1935) schon seinen Zeitgenossen als
'Klassiker'. Kennern der neuhebräischen Literatur und der jüdischen
Religionsgeschichte wie Schmuel Joseph Agnon, Martin Buber, Gershom Scholem
und anderen war jener Mann noch persönlich bekannt, der als "Rav Kook" von
1919 bis zu seinem Tode Oberrabbiner des Jischuv, der jüdischen Ansiedlungen
im Palästina der britischen Mandatszeit war. Aber die Wahrnehmung und
Wirkungsgeschichte seines Denkens in Europa und Amerika begann erst lange
nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung des Staates Israel. Bis heute
ist Rav Kook, wie er überall genannt wird, in Deutschland so gut wie
unbekannt. Nie wurde einer seiner Texte ins Deutsche übersetzt, obwohl immer
deutlicher wird, daß Rav Kook wohl der bedeutendste und einflußreichste
orthodox-religiöse jüdische Denker und Mystiker des 20.Jahrhunderts ist. Als
jüdischen 'Klassiker' und Zeitgenossen dieses 20. Jahrhunderts wollten wir
Rav Kook mit einem für ihn zentralen Text in unserer Reihe Jüdische
Quellen präsentieren. Wir entschieden uns für
'Orot HaTora' dem hier in deutscher Erstübersetzung vorgelegten Werk
'Die Lichter der Tora', einen Text, in dem Ideen der modernen
europäischen Philosophie und die gesamte rabbinische Traditionsliteratur,
ebenso wie Elemente der jüdischen Mystik und des Zionismus in religiös und
poetisch hoch aufgeladenen Sprachbildern verschmolzen werden.
Entsprechend anspruchsvoll war die
Aufgabe des Übersetzers von Orot HaTora, die Timotheus Arndt
übernommen hat. Er mußte ein Hebräisch verdeutschen, das literal und
metaphorisch auf mehreren Sprach- und Inhaltsebenen Deutung und Bedeutung
heischt. Denn das Neuhebräisch Rav Kooks steckt voller Bezüge auf die Bibel,
den Talmud und die Midraschim, auf die mittelalterliche jüdische Philosophie
und auf die Kabbala; Bezüge, die in der deutschen Übersetzung durch
Anmerkungen deutlich gemacht werden mußten, weil sie, anders als die
hebräische oder aramäische religiöse Traditionsliteratur im neuhebräischen
Originaltext, in der deutschen Übersetzung auch dem Kenner als Zitat oder
Anspielung nicht erkennbar und hörbar werden. Oft wird es dem des
Hebräischen kundigen Leser so scheinen, als wenn die deutsche Übersetzung,
welche auch in die Syntax Rav Kooks eingreifen muß, die gewollte
Vieldeutigkeit und das poetische Schillern seiner Sprache vereindeutigt und
einschränkt. Das war indessen unumgänglich, denn die semantische
Reichhaltigkeit wird durch fast jede Übersetzung vermindert, und die Syntax
im Deutschen verlangt häufig eine eindeutige logische Zuordnung von
Satzteilen, die vorzunehmen immer ein Akt der Interpretation ist. Zu diesen
interpretatorischen Eingriffen haben wir uns umwillen von Verständlichkeit
und Kohärenz der Übersetzung entschließen müssen. Denn die Texte Rav Kooks
haben mystische Züge, sind aber keineswegs dunkel oder verworren, wie es ein
landläufiges Mystik-Klischee wissen will.
Eine Interpretation kleineren
Ausmaßes ist auch die Punktierung des hebräischen Originaltextes, wie sie in
unserer Ausgabe überhaupt das erste Mal vorgenommen wird. Auch in Israel
existiert bis heute keine punktierte Ausgabe von Orot HaTora.
Sie wurde hier nach dem hebräischen Original der Orot HaTora
(Jerusalem: Mossad Harav Kook, 2. Aufl. 1985) von Geula Rabinowitz,
Jerusalem, besorgt, überprüft und in die Übersetzung eingearbeitet. Zuvor
waren nur Rav Kooks Orot HaTeschuva in einer punktierten Ausgabe in
Israel erschienen, die dem weniger geübten Leser die Lektüre erleichtern
soll. Allen Kundigen ist bewusst, dass als Preis dieser Erleichterung die
Punktierung bisweilen eine interpretatorische Vereinheitlichung mit sich
bringt, weil sie Mehrdeutigkeiten bestimmter Wörter zugunsten eines
bestimmten Sinnes eliminiert.
- Anmerkungen zur
Übersetzbarkeit religiöser hebräischer Texte
- Rav
Kooks einmalige Stellung in der jüdischen Geistesgeschichte des 20.
Jahrhunderts
- Die Rückkehr nach
Zion
- Lebenslauf des Rav
Kook
- ...
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Akademie Verlag
Moses Mendelssohn Zentrum
für Europäisch-Jüdische Studien
Universität Potsdam
ISBN: 3-05-002515-8
Gb, € 44,80 , DM 87,62
Aus der Reihe
"Jüdische Quellen"
Herausgegeben von Eveline Goodman-Thau und Christoph Schulte
Band 4: Abraham
Isaak HaCohen Kook
Die Lichter der Tora
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