14. / 15. Mai 1967
Israel begeht seinen 19. Unabhängigkeitstag mit einer Militärparade in
Jerusalem. Ägypten zieht Truppenverbände im Sinai zusammen.
16. 5 Ägypten fordert die UN-Truppen im Sinai auf, sich von der Grenze zu
entfernen. Alarmbereitschaft in Israel.
17. 5. UN-Generalsekretär U Thant weigert sich, der ägyptischen
Aufforderung nachzukommen. Entweder blieben die UN-Truppen, wo sie sind,
oder sie würden ganz abgezogen. Alarmbereitschaft bei den Armeen Jordaniens,
Syriens und des Iraks. Israel ruft Reservesoldaten ein. (Der Armeesprecher
teilt mit: "Wir haben angesichts der Verstärkung ägyptischer Truppen im
Sinai entsprechende Maßnahmen getroffen".)
19.5. Auf Befehl U Thants räumen die UN-Truppen den Sinai und den
Gazastreifen. Die Ägypter bemächtigen sich ihrer Stellungen.
19.-20. 5. Mobilmachung weiterer Reservisten in Israel.
20. 5. Ein ägyptisches Fallschirmspringer-Regiment bezieht Stellung in
Scharm asch-Scheich und kontrolliert so die Meerenge von Tiran. U Thant
erklärt in New York: "Die Lage im Nahen Osten ist so gefährlich wie seit
1956 nicht mehr".
21.5. Ägypten gibt die Einberufung von Reservisten bekannt. Der jordanische
Generalstabschef begibt sich nach Kairo, um das Vorgehen der arabischen
Heere zu koordinieren.
Ägyptens
Präsident Nasser als Vollstrecker. Er wird unterstützt von Syrien, Libanon,
und Irak : Die Juden werden ins Meer getrieben. Männer, Frauen und Kinder.
Al-Dschrida, Libanon, 24.Mai 1967
22. 5. Bei einem Besuch im Sinai erklärt Nasser: »Die Meerenge von Tiran
ist ab sofort für israelische Schiffe geschlossen. Wenn die Israelis Krieg
wollen, so werden wir sie gebührend empfangen.«
In Israel erste Kontakte für die Bildung einer Regierung der nationalen
Einheit. Israel verstärkt seine Truppen im Negev.
23. 5. Nach der Schließung der Meerenge: höchste Alarmstufe in Israel. Die
Armee ist in Kriegsbereitschaft.
Der Ministerausschuß für Sicherheit, zu dem auch Vertreter der Opposition
hinzugezogen werden, beschließt, noch weitere 48 Stunden zu warten. U Thant
fährt nach Kairo.
24. 5. Außenminister Abba Eban reist in die westlichen Hauptstädte.
Ägypten verstärkt seine Truppen im Sinai. Hektische diplomatische Aktivität
in den Hauptstädten der Welt und bei der UNO. Eban trifft Präsident de
Gaulle. Das jordanische Heer im Jordan-Tal wird verstärkt.
Bemühungen in Israel, die Regierung auf eine breitere Basis zu stellen.
Ein Vorschlag: Ben-Gurion soll Ministerpräsident werden, Eshkol als sein
Stellvertreter fungieren. Eshkol ist damit nicht einverstanden. Auch will er
Ben-Gurion in seinem Kabinett nicht als Verteidigungsminister.
25. 5. U Thants Vermittlungsmission in Ägypten scheitert. Eban trifft
US-Außenminister Rusk in Washington. Der ägyptische Verteidigungsminister
reist nach Moskau. Die Mapai-Führung ist zu diesem Zeitpunkt zu einer
Erweiterung der Regierung nicht bereit. Die Gegner werden von Golda Meir
angeführt.
26. 5. Nasser droht, wenn es zum Krieg komme, werde Ägypten Israel
vernichten. »Es wird ein totaler Krieg«, erklärt er. In Israel wird die
Forderung nach einer Regierung der nationalen Einheit immer lauter.
Unterredung Abba Ebans mit US-Präsident Johnson.
Acht
arabische Staaten machen Front. Keine Gnade für Israel.
Al-Dscharida, Libanon, 31.Mai 1967
27. 5. Die USA fordern Israel zur Geduld auf, damit eine politische
Lösung für die Öffnung der Meerenge von Tiran gefunden werden könne. Eban
kehrt nach Israel zurück.
Neun Minister, einschließlich Eban, sprechen sich für weitere Schritte auf
diplomatischer Ebene aus.
Acht Minister und Ministerpräsident Eshkol befürworten eine sofortige
militärische Reaktion auf die ägyptische Provokation.
28. 5. Aufgrund des amerikanischen Drucks entschließt sich die Regierung
Israels, abzuwarten. Bei einer Rundfunkansprache beginnt Premier Eshkol zu
stottern, Unsicherheit und Verwirrung in Israel.
Schwieriges Treffen zwischen Eshkol und dem Generalstab: Die Generale
fordern die Regierung auf, den Befehl zum Handeln zu erteilen.
29. 5. Nasser setzt seine Drohungen gegen Israel fort. Eshkol in der
Knesset: »Israel stellt die internationalen Verpflichtungen auf die Probe;
die Armee ist auf alles vorbereitet.« Die Regierung sei in der Lage, alle
nötigen Entscheidungen zu treffen. Die Sowjetunion warnt Israel vor einem
»militärischen Abenteuer«.
30. 5. König Hussein von Jordanien trifft in Kairo ein und unterzeichnet
einen Verteidigungspakt mit Ägypten. Vergebliche diplomatische Aktivität, um
die Krise zu lösen. In Israel fordern immer mehr Stimmen - selbst bei Mapai
- die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit.
31. 5. Levy Eshkol bietet Yig'al Allon das Verteidigungsministerium an.
Dayan wird als Befehlshaber der Front im Süden vorgeschlagen.
Israelfreundliche Kundgebungen in den westlichen Hauptstädten.
Syrien
und Ägypten, zerquetschen das "zionistische Gebilde"
Ruz al-Yusuf, Ägypten, 5.Juni 1967
1. 6. Ein ägyptischer General trifft in Amman ein und übernimmt das
Kommando über das jordanische Heer.
In Israel spitzt sich der innenpolitische Streit um die Bildung einer
Regierung der nationalen Einheit zu. Frauen demonstrieren vor dem
Mapai-Gebäude gegen Golda Meir, weil sie Dayans Ernennung zum
Verteidigungsminister weiterhin ablehnt. Eshkol fordert Dayan auf, sich
seiner Regierung als Verteidigungsminister anzuschließen. Daraufhin Bildung
der Regierung der nationalen Einheit und Aufatmen der Bevölkerung.
Die USA teilen mit, sie beabsichtigten nicht, internationale Marineverbände
aufzustellen, um die Blockade der Meerenge von Tiran zu durchbrechen.
2. 6. Präsident de Gaulle lehnt die gewaltsame Lösung der Krise im Nahen
Osten ab.
Das ägyptische Heer vollendet seinen Aufmarsch für eine Offensive im Sinai.
Der Ministerrat für Verteidigung beschließt einen israelischen Erstschlag,
der jedoch nicht vor dem 5. des Monats erfolgen soll.
3. 6. Ägyptische Truppen werden nach Jordanien geflogen.
4. 6. Der Irak tritt dem Verteidigungspakt zwischen Ägypten und Jordanien
bei. Einzug irakischer Truppen in Jordanien. Die Regierung genehmigt einen
militärischen Schlag gegen das ägyptische Heer am 5. Juni.
5. 6. Ausbruch des Sechs-Tage-Krieges.