Die Diskussion über die Rückbenennung der Spandauer
Kinkelstraße in
"Jüdenstraße"
Welche Rolle spielten antisemitische Denkmuster und Ressentiments?
Von Sascha
Kindermann
"Was
in den letzten Jahren in Deutschland passiert ist und passiert, vom großen
Inferno in Mölln und dem Brand der Synagoge in Lübeck bis zur verunglückten
Rückbenennung der Jüdenstraße in Berlin-Spandau, wirft die Frage auf, was
für ein Deutschland dies ist, in dem wir uns hier bewegen."
Andreas Nachama,
Jüdische Gemeinde zu Berlin, 9.11.1996
Vor gut zwei Jahren war es
endlich soweit, 57 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges führte man in
Spandau den Namen "Jüdenstraße" wieder ein, den die Nationalsozialisten -
auf der Grundlage ihres antisemitischen Weltbildes - getilgt hatten.
War die Rückbenennung im Jahre
2002 eine selbstverständliche Maßnahme?
Nein, in Spandau brauchte man
siebzehn Jahre, um sich zu ihr durchzuringen.
Wie sich die langjährige
Diskussion gestaltete und zu welchen Ereignissen es rund um die
"Jüdenstraße" kam, soll im Folgenden näher beleuchtet werden, wobei eine
knappe Rekonstruktion der Geschichte der Juden Spandaus und der Jüdenstraße
vom Mittelalter bis zur Zeit des Nazi-Regimes vorangestellt wird.
Siebzehn Jahre ging es hin und
her um "Kinkel-" und "Jüdenstraße", und keiner der Beteiligten wollte
antisemitisch sein, jeder wollte bloß nachvollziehbare Interessen vertreten.
Welche problematischen Denkmuster und Geisteshaltungen, welche Ressentiments
konnten dennoch, vor allem durch eine Untersuchung der Berichterstattung und
anderer schriftlicher Quellen sowie auch mit Hilfe von Interviews,
festgestellt werden?
Der vorliegende Text stellt die
überarbeitete Fassung eines Teils einer Diplomarbeit dar, die am 29.7.2004
fertiggestellt wurde. Entsprechend diesem Zeitpunkt endete die Recherche
nach Zeitungsartikeln und anderen Quellen. Obwohl freilich nicht alles zum
Konflikt um die "Jüdenstraße" je Geschriebene gefunden und ausgewertet
werden konnte, ist hoffentlich ein aussagefähiges Gesamtbild entstanden.
Vor diesem Hintergrund können
nun die aktuellen antisemitischen Schmierereien in der Jüdenstraße
betrachtet werden, die sich im November und Dezember 2004 ereigneten.
Juden in Spandau vom
Mittelalter bis zur Zeit des Nationalsozialismus
Verlauf der Rückbenennungsdiskussion
Merkmale der Rückbenennungsdiskussion
Tag der Rückbenennung: 1. November 2002
Diskussion nach der Rückbenennung
Resümee
Verwendete Quellen
Anmerkungen:
Zit. n. Paul, Lennart: Die Jüdische Gemeinde kritisiert den Bezirk.
Gedenken und Kranzniederlegung anläßlich des 58. Jahrestages der
Reichspogromnacht. In: Berliner Zeitung v. 9.11.1996.
Vgl. gäd. [Gäding, Marcel]: Antisemitische Parolen in der Altstadt. In:
Berliner Zeitung v. 10.12.2004.
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