"Informiertes Beten - betendes Handeln" – so lautet das Motto der
ökumenischen Weltgebetstagsbewegung. Unter dieser Überschrift hat der
"Weltgebetstag der Frauen" seit Jahrzehnten segensreiche Spuren in vielen
christlichen Gemeinden hierzulande und in der ganzen Welt hinterlassen.
"Informiertes Beten" – das setzt voraus, daß sich die BeterInnen im
Vorfeld eines Weltgebetstags ein sachgerechtes Bild über das jeweilige
Partnerland erstellen können. Für diese Aufgabe zeichnet das Deutsche
Weltgebetstagskomitee mit Sitz im fränkischen Stein verantwortlich.
Ist das deutsche WGT-Komitee dieser hohen Verantwortung im Blick auf die
kontroverse Diskussion um den "Weltgebetstag 2003 aus dem Libanon" bislang
gerecht geworden? Aufgrund persönlicher Erfahrungen und auch aufgrund von
Erfahrungsberichten Dritter muß ich dies leider in Frage stellen.
Am 16. Oktober 2002 richtete ich ein Schreiben
an das Deutsche Weltgebetstagskomitee, in dem ich begründete Sorgen
hinsichtlich der politischen und theologischen Angemessenheit des im Blick
auf den Libanon und speziell auf die Rolle Israels bereitgestellten
Informationsmaterials und der Liturgie namhaft machte Die Reaktion darauf
war > enttäuschend und läßt mich fragen:
Entspricht es dem Selbstverständnis eines unter dem Motto "Informiertes
Gebet" firmierenden Komitees, wenn eine um konstruktive Kritik bemühte
Stellungnahme erst nach einem geschlagenen Vierteljahr (am 14.01.2003)
beantwortet wird?
Und warum darf diese umfängliche (5 Seiten im DIN A4 Format) und unter
dem Briefkopf des Deutschen Weltgebetstagskomitees abgegebene Antwort nicht
veröffentlicht werden?
Warum wird diese offizielle und keinerlei persönliche Bezüge enthaltende
Stellungnahme des Weltgebetstagskomitees als private Korrespondenz
deklariert, die - so das Weltgebetstagskomitee auf Anfrage vom 06.02.2003-
"nicht ohne Rücksprache an Dritte weitergegeben werden [darf]" und deren
"Weitergabe, Weiterverbreitung oder Veröffentlichung des Textes oder
Abschnitte daraus (...) nicht möglich [ist]"?
Liegt es daran, daß die in diesem Schreiben angeführten Argumente, die
mich z.T. tief erschrocken haben und denen ich am 19.012003 bislang
unbeantwortet widersprochen habe, nicht coram publico vorgetragen werden
sollen? Liegt es daran, daß dieses Veröffentlichungsverbot erst erlassen
wurde, nachdem ich auf Rückfrage des WGT-Komitees erklärte, die geplante
Dokumentation sei bei dem jüdischen Nachrichtenmagazin HaGalil vorgesehen?
Hätte das Deutsche WGT-Komitee dieses Verbot vielleicht nicht erlassen,
wenn es sich um einen anderen Veröffentlichungsort gehandelt hätte?
Die mittlerweile und mit Recht in die Diskussion geratene "Arbeitshilfe
zum Weltgebetstag 2003" enthält aus welchen Gründen auch immer den
Vermerk: "Nur zum internen Gebrauch". Sollte sich ein an umfassend
informiertem Beten und Reden interessierter Weltgebetstag nicht auch über
"externes" Interesse von Herzen freuen?
Ich empfinde es jedenfalls als ein für ChristInnen nicht hoch genug zu
schätzendes Geschenk, wenn jüdische Menschen und Institutionen an unserem
innerchristlichen Diskurs zum Weltgebetstag 2003 Anteil nehmen. Dafür möchte
ich den Verantwortlichen bei HaGalil herzlich danken!