Rabbiner Samson
Rafael Hirsch: Chorew
Versuch über Jisraels Pflichten in der
Zerstreuung
Aus dem ersten Abschnitt:
"Toroth - Geist und Gemüt zum Leben
rüstende Lehren"
Kapitel 19. Aufnahme der Bösrede
Du sollst nicht aufnehmen nichtiges Gerede.
(11,23,1.)
§ 133.
Eine Bösrede, die dir Nachteiliges von deinem Bruder, von
deiner Schwester berichtet, höre nicht an; und hast du sie angehört, nimm
sie nicht auf, dass du etwa auch nur im geringsten in deiner Liebe und
Achtung gegen deinen Bruder und deine Schwester diese Rede Folge haben
lässt.
Du weißt es (Kap. 53.), dein Bruder kann kein Verbrechen begangen haben, das
so groß ist als dasjenige, das in dem Augenblick der Bösredner begeht; und
wäre dieser sonst dir der achtungswerteste, in dem Augenblick stellt er sich
selbst dir als Bösewicht da - du darfst ihn nicht anhören, noch weniger
seiner Rede im geringsten Glauben schenken. i
§ 134.
Ja, hörst du ihn an, - nimmst gar auf die Bösrede: so
machst du dich selber zum Genossen seines Verbrechens, und trägst - wie
unsere Weisen bemerken - noch größere Schuld. Denn, gäben sich nur erst die
Menschen das Wort, keine Bösrede anhören zu wollen, die Bösredner
unterblieben von selbst.
Indem du daher das Böse anhörst, machst du erst die Bösrede möglich; und
nimmst du sie gar auf und gibst ihr Folge in deiner Gesinnung gegen den
Verleumdeten, so vollendest du erst des Verleumders Verbrechen; denn du
ziehst groß die Saat des
Hasses, die jener zu streuen versucht; und
schmälertest du nicht Achtung und Liebe gegen den Verleumdeten, - des
Verleumders Verbrechen prallte ja ab im Versuch und bliebe unvollendet.
§ 135.
Wirst du gewarnt vor Anschlägen, die einer auf dein
Vermögen, auf deine Ehre, dein Glück, dein Leben hat, so fordert's die
Sicherheit, dass du dich hütest, als ob es wahr wäre; aber denke, achte und
liebe als wär's durch und durch Lüge.
Also fordert's Liebe und Gerechtigkeit, zu der Gott dich auch in deinem
Geist und Gemüt gegen deinen Nächsten verpflichtet.
hagalil.com
15-09-2004
|