Rabbiner Dr. Israel Meir Levinger
Rabbiner der Israelitischen Gemeinde Basel
Die Jüdische
Schlachtmethode
(Teil 3 von 6)
II. Das Schächten:
2. Durchführung
Der eigentliche Vorgang des Schächtens
besteht in einem einzigen schnellen ununterbrochenen Schnitt durch alle
Weichteile des Halses. Dazu wird ein genügend langes und scharfes Messer
benötigt. Die Klinge dieses Messers muss schärfer sein als jedes
chirurgische Instrument, mit einer perfekten Schnittkante, absolut
schartenfrei. Schärfe und Glätte der Klinge müssen vor und nach jeder
Schlachtung kontrolliert werden. Die einzige leichte Bewegung des Messers
dauert einen Bruchteil einer Sekunde und kann selbst praktisch keinen
Schmerz verursachen.
Der Schnitt hat unmittelbar nach
Abschluss der Vorbereitungen des Tieres zum Schächten zu erfolgen. Dabei
werden alle Weichteile des Halses bis zur Wirbelsäule, inklusive Trachea,
Oesophagus, beide Vagal-Nerven, beide Karotisarterien und beide Jugularvenen
durchtrennt. Dadurch wird die Hauptblutzufuhr zum Kopf unterbrochen. Nicht
durchtrennt werden die Wirbelsäule, das Rückenmark und die inneren Gefäße
des Wirbelkanals. Die Wunde klafft auf und der Blutstrom fließt ungestört
heraus. Fünf Punkte müssen während des Schächtens berücksichtigt werden:
1. Schehija — Unterbruch:
Der Halsschnitt darf nicht unterbrochen werden. Das Messer muss in seiner
ganzen Länge genügend scharf sein, dass es während dem Führen immer
schneidet und keine Pause entsteht.
2. Derassa — Druck: Das
Messer muss ohne jeglichen Druck geführt werden, nicht einmal das Halten des
Fingers auf der Klinge ist gestattet. Beim Schächten von unten nach oben ist
diese Bedingung nur schwer zu erfüllen. Darum werden die Tiere in der Regel
liegend geschächtet. Falls doch stehend geschächtet wird, soll der Schnitt
im Winkel von 45° gemacht werden. Dieser Schnitt bedarf besonderer Übung.
Auch diese Vorschrift verlangt nach einem äußerst scharfen Messer.
3. Chalada —
Verstecken: Das Messer muss während des ganzen Schnittes
beobachtet werden können. Man muss es nicht unbedingt
beobachten, aber es darf nicht durch irgend etwas wie Wolle,
Haare, Haut oder fremde Objekte, wie Stricke, verdeckt werden.
Darum müssen allzu reiche Wolle oder Stricke usw vor dem
Schächten entfernt werden.
4. Hagrama —
Beobachten der Schnittstelle: Das Messer darf während des
Schnittes die vorgesehene Halspartie nicht verlassen. Die
gegebene Halspartie liegt in der Trachea unterhalb des
geschlossenen Ringes des Larynx und höher als der Eintritt in
die Brusthöhle, wo die Muskeln sehr dick sind und tief
geschnitten werden muss, bevor die Trachea erreicht werden kann.
Es soll nicht im geschlossenen Ring des Larynx geschnitten
werden, denn dieser ist hart, manchmal auch mit knöchernen
Einlagerungen versehen. Ein Schnitt in dieser Partie würde
wahrscheinlich schmerzhaft werden.
5. Ikkur —
Reissen: Es muss geschnitten und darf nicht gerissen werden.
Dies kann nur durch ein glattes Messer erreicht werden, das
keine einzige Pegima (Scharte) aufweist. Bekanntlich sind
Schnittwunden weniger schmerzhaft und bluten stärker als
Risswunden. Beide Effekte der Schnittwunden sollen beim
Schächten erzielt werden.
Diese Art des Schnittes
verläuft schmerzlos. Die drei Grundprinzipien der Chirurgie —
cito, tuto et iucundo
28
— sind hier erfüllt. Der ununterbrochene Schnitt garantiert die
Schnelle, der glatte Schnitt die Schmerzlosigkeit und der
fehlende Druck auf das Messer die Sicherheit.
28) Schnell, sicher und mit
minimalem Schmerz.
Das Schächten garantiert
eine gute und schnelle Ausblutung des Tieres. Dies hat seine
Bedeutung für die Fleischhygiene. Je besser ausgeblutet, desto
haltbarer ist das Fleisch. Es kann besser und länger aufbewahrt
werden.
Nach dem Schächten soll das
Tier in ruhigem Zustand ausbluten. Darum sollen keine Handlungen
wie zB Abhäuten vor dem Ende der Bewegungen vorgenommen werden.
>> 4.Teil -
Ruhe nach dem
Schnitt
|
Quelle:
religionsrechtliche schriften 2
Schächten -
Religionsfreiheit und Tierschutz
Herausgeber: Potz, Schinkele, Wieshaider
[Bestellen]
ISBN 3925845852, € 23.00 /
Plöchl-Kovar
|
Kashruth (Koscheres Leben)
Jewish in Germany
Jahaduth: Juedische Religion
haGalil
onLine: Inhaltsverzeichnis
1997 - All Rights Reserved by the Author
and haGalil onLine |