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Koscher leben...
 
 

Der Neunte Aw

Liebe ohne Vorbehalt gegen Hass ohne Grund:
Ahawath Israel oder Sin'ath Hinam?

Jizhak Rabin wurde vor vier Wochen ermordet und wir können es noch immer nicht fassen. Was ist geschehen, was können wir tun, damit es nicht wieder geschieht? Was haben wir versäumt?
Wie konnten Hass und Angst so weit vordringen, in unsere Herzen und unsere Seelen?

Eines unserer Anliegen ist es, die Vielfalt des juedischen Teils der Menschheit darzustellen.

Oft sind es starrgewordene Aengste, die uns hindern, die Vielfalt unserer Naechsten zu erkennen, ihre Andersartigkeit zu achten und zu schaetzen. Aengste vor Bewegung und Wandel und vor dem vermeintlichen Absturz nach einer Infragestellung unserer Masstaebe. Wir versuchen, einmal festgelegten Richtlinien zu entsprechen. Oft unter Verzicht auf unsere Freiheit.

Nachdem wir soviel geopfert haben, verlangen wir es - wie zur Rechtfertigung unseres eigenen Verzichts auf Lebendigkeit - auch von anderen. Offenheit und Liebe erfrieren, Neid und Eifer verstellen den Blick zum Naechsten. Wir sehen uebergross das Trennende, die 'unueberbrueckbaren Gegensaetze' der Positionen. Ehrliche und ehrenhafte Motive, Weisheit und wertvolle Erfahrung hat niemals der Andersdenkende. Er wird zum Versager, zum Dummkopf, zum Phantasten, zum Traeumer, zum Trinker, zum Luegner, zum Verraeter... gestempelt.
Fanatismus fuehrt zum Hass und dieser wird moerderisch. Wir sehen und bemuehen uns nicht zu verstehen. Wir schliessen uns Richtungen an, die sich hauptsaechlich in ihren Abgrenzungen definieren. Wir werden blind und gleichgueltig.

Solche Entwicklungen sind ueberall auf der Welt sichtbar - am schmerzlichsten erkennen wir sie aber bei uns selbst. Das juedische Volk ist in Israel tief gespalten, und auch in Deutschland ist von liebender Akzeptanz untereinander nicht zu reden. Auch hier herrschen Abgrenzung und Statuswahrung. Dies in einer verschwindend kleinen Gruppe - nur 50 Jahre nachdem es einem Wunder und einem grossen Glueck gleichkam 'ehad m'Jisrael - ehad m'Bnej Amkhah' zu treffen.

Eitles Eifern stellt die Ideologie
über den Menschen

Der Hohe Rabbi Löw, der Maharal aus Prag, hat Sinath chinam definiert als einen Hass, der den Menschen auf den er zielt mehr verabscheut als dessen Handlungen oder Unterlassungen oder Ideologien, die ich zwar verurteilen kann, deren Träger ich aber weder verachten noch hassen soll.

Die groesste Katastrophe der juedischen Geschichte vor der Schoah, die Zerstoerung des zweiten Tempels, der Tod von ueber einer Million Menschen in J'hudah und die Vernichtung der damaligen juedischen Staatlichkeit, wurde von den Weisen und Thorahkundigen im Lande Israel auf 'Sin'ath Hinam' (grundlosen Hass) und Mangel an 'Ahawath Jisrael' (annehmende Liebe aller in Israel) zurueckgefuehrt.

Die Propheten, die die Katastrophe lange schon vorhersahen und vorhersagten, haben fast nie mangelndes Ausfuehren der Rituale, Geiz beim Tempelopfer oder Unpuenktlichkeit beim Gebet angeklagt.
Was sie einzuklagen versuchten, war in der ueberwiegenden Hauptsache das liebende fuereinander Einstehen, die Erfuellung der sozialen Verantwortlichkeit, das auch unaufgeforderte aufeinander Zugehen, die vorbehaltlose und annehmende Zuwendung zum Naechsten - zu allen unseren Naechsten. Gemeint haben Sie damit fast immer die wenig Beachteten: die Witwe (die Einsamen), die Waise (die hilflos Beduerftigen) und den Fremden, der in Deinen Toren (die Machtlosen).

Was sie am meisten verurteilt haben, waren Oberflaechlichkeit und von unserer menschlichen Verantwortung ablenkende Ausschweifung: Das Hochachten von Statussymbolen vor dem Menschen, die Liebe zum Schein vor dem Sein. Die Hinwendung zu materialistischen Werten, zur falschen Verehrung (Awodah Sarah), zum Goetzendienst.

Goetzen sind Bilder, die unsere Freiheit bei der Vergegenwaertigung des G'ttlichen einschraenken, die uns unterdruecken und mit ihrer vermeintlichen Macht erschlagen. Sie verlagern die G'ttlichkeit aus uns selbst heraus und materialisieren sie in Statuen. Die Statue wird zum Symbol der Macht. Die G'ttlichkeit erstarrt und stirbt. Sie wird nicht mehr von uns gelebt. Die Menschlichkeit - als die Ebenbildlichkeit G'ttes - verlaesst die Welt.

Das daraus folgende, seit langer Zeit ueber der Welt schwebende 'donnernde Schweigen G'ttes', wird denn auch oft zum Anlass genommen, an der Existenz G'ttes ueberhaupt zu zweifeln. G'tt ist tot, heisst es dann, denn wie koennte er all' den Schrecken um uns zulassen?

Von dieser Frage aus gelangen wir direkt zum Kernpunkt der juedischen Weltbetrachtung: Der Mensch ist frei, er ist sogar zur Freiheit verpflichtet. Aus dieser Freiheit folgt die Verantwortung des Menschen - fuer sich und fuer alle seine Taten. Jeder einzelne von uns ist ein Vertreter G'ttes auf Erden, denn ''...nur um ein ganz weniges geringer als G'tt selbst hat er den Menschen erschaffen'' (Tehilim) ...
Es sind also wir, die der Welt ein g'ttliches -und damit menschliches- Antlitz geben muessen. Wenn nicht wir, wer dann?

Fortsetzung folgt...
...denn ''alles ist in G'ttes Hand
- ausser der G'ttesfurcht.''

Raban Johanan Ben-Sakaj

Jizhak Rabin:
Die Rede zum Jom haKipurim 1993

Es ist schon zehn Jahre her und ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen...

Zom Gedaljah:
Slichah!
LeSekher Jizhak Rabin...

Rabbi Nachman m'Breslov:

ShLeMuth haShaLoM!

Kernpunkt des Friedens ist die Schaffung einer Verbindung - zwischen zwei Gegensätzen...

Ein Fasten, ein Lernen und Gedenken:
Was hat Jizhak Rabin mit Zom Gedaljah zu tun?

Das jüdische Jahr kennt neben den großen Fasttagen (Jom Kipur und Tisha b'Aw) noch fünf kleine Fasttage...

haThorah - die Lehre: Wochenabschnitt
zum Wochenabschnitt Kedoschim: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst"

Dezember 1995 ©haGalil onLine



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