"Ihr wisst genau, was zu tun ist, um diese Bedrohung, die über Israels
Köpfen schwebt, zu entfernen"... sagte Premier Ehud Olmert zu den
Mitgliedern des Generalstabs. Einer der Generäle brachte nachher seine
Zufriedenheit zum Ausdruck.
Blut, Schweiß und Tränen. Mit der Betonung auf Blut. Hier, dort und
überall. Mit der Betonung auf dort. Das ist es, was uns in den nächsten
Tagen erwartet. Das ist der Prüfstein des Landes.
Der ganze Nahe Osten richtet jetzt seinen Blick auf uns. Prüft uns.
Dieses Ereignis, in dem wir uns jetzt befinden, wird das Bild Israels für
die nächsten Jahre bestimmen, vielleicht sogar darüber hinaus. Es ist größer
und stärker, als die Summe der Elemente, aus denen es zusammengestellt ist.
Der Vergleich zu Begriffen aus dem II. Weltkrieg kommt nicht von ungefähr,
die beharrliche britische Standhaftigkeit gegenüber dem Blitz von Hitler.
Denn die Herren Ahmedinajad, Nasrallah und Mashai sind gefährlich wie
Hitler, vielleicht noch mehr.
Ein Glück, dass wir diesmal auf der Seite stehen, die den Blitz losschickt,
und nicht empfängt. Die Hizbollah muss daraus geschlagen hervorgehen,
verletzt, kriechend.
Es darf nicht mehr passieren, dass sich Nasrallah der Grenze nähern kann.
Sein Raketenlager muss liquidiert werden. Diese Bedrohung muss zunichte
gemacht werden. Nasrallah muss sterben.
Es ist leicht, diese Dinge von Tel-Aviv aus zu schreiben, während das
obere Viertel des Staates Israel, in dem sich Hundert Tausende Menschen
befinden, unschuldige und ruhige Bürger, Hunderte Katjuscha-Raketen mit
höllischem Tempo einstecken muss.
Andererseits, gibt es keine andere Wahl.
Heute hat Nasrallah Raketen mit einer Reichweite von 70 Km, morgen wird
er Scud-Raketen haben. Es muss enden. Hier, und jetzt. Das ist der
ultimative Führungstest von Ehud Olmert, Amir Peretz, und des
Sicherheitsapparates. Das ist viel wichtiger als die Fahrlässigkeit in
Zir'it. Viel wichtiger.
Nasrallah beginnt zu schwitzen. Es stellt sich heraus, dass auch er
sterblich ist. Er hat sich nicht vorgestellt, sagt man in der Armee, dass
dies die Reaktion sein wird. Er saß am Mittwoch in seiner selbstgefälligen
Pressekonferenz, heimste Applaus ein, krönte sich zum Herrscher des Nahen
Ostens, ergriff Besitz vom Nahost-Konflikt, die Behandlung des
Häftlingsproblems und anderer Probleme der Welt, und blieb (vorläufig) am
Leben.
Wie üblich zeigte er Selbstvertrauen, Selbstgefälligkeit und streute in
alle Richtungen Bedrohungen aus. Am nächsten Tag wiederholte seine
Fernsehstation die Drohung:
Wenn Beirut bombardiert wird, wird Haifa einstecken müssen. Und siehe da,
am Abend musste die Hizbollah blinzeln und stieß eine einzige Rakete gen
Haifa ab. Ein Schnitzer. In der IDF stürzte man sich auf diese Rakete, wie
auf eine riesige Beute.
Nun weiß auch die Welt, dass die Hizbollah zuerst auf Haifa geschossen
hat.
Handelt! Ihr habt kein Zeitlimit, macht, was man machen muss", dies sagte
gestern, der Premier Ehud Olmert zu den Mitgliedern des Generalstabs der
Verteidigungsmacht des Staates Israel.
Amir Peretz traf gestern, inmitten des ganzen Aufruhrs, mit den drei
amerikanischen Entsandten (Welsh, Abrams und General Dayton) zusammen. Die
Frage aller Fragen ist nun, was die Amerikaner tun werden. Wann wird Bush
zusammenbrechen. Bislang, schwört man in Jerusalem, gibt es dafür keinerlei
Anzeichen. Volle Rückendeckung. Die Betonung liegt leider bei "bislang".
Die große Stunde der Luftwaffe
Das sollte auch die große Stunde der Luftwaffe sein. Sie hatten in den
letzten Monaten genügend Momente, die nicht so großartig waren. Der Plan
existiert schon seit der Zeit von Generalstabschef Mofas. Man hat ihn mit
dem damaligen Abzug aus dem Libanon vorbereitet. Er soll der
Raketenbedrohung über Israel ein Ende setzen.
Die Luftwaffe hat sich seit 6 Jahren auf diesen Moment vorbereitet.
Vorbereitet, geübt, organisiert. Nun ist der Augenblick gekommen!
Die Hizbollah ist die Al-Qaida unserer Region, sagt Mofas, Nasrallah ist
unser Bin-Laden, und daher muss man mit aller Kraft zustoßen.
Was wird also nun passieren? Das kommt darauf an.
Im Sicherheitsapparat befürchtet man weitere Salven von Katjuschas und
anderer Raketen, die sich auf die Region der Bucht von Haifa konzentriert.
Man spricht von der Möglichkeit vieler Opfer. Andererseits wird Beirut
brennen und die Luftwaffe wird über das Raketensystem einbrechen.
Wird auch Syrien in die Liste der Ziele einbezogen werden? Schwer zu
sagen. Es sind genug Zielscheiben für alle da, auch ohne den Syrern,
vorläufig. Kommt auf die Entwicklungen an. Die IDF braucht einige Tage, um
die Arbeit zu vollenden. So zwischen 4 und 5 Tagen. Die Notversammlung des
UN-Sicherheitsrates vermischt die Karten ein bisschen.
Man muss sich auch daran erinnern und man darf nicht vergessen: Es liegen
hier noch 3 Soldaten auf der Waagschale, zwei in Beirut und einer in Gaza
(die IDF legt alles daran, zu verhindern, dass sie in Richtung Iran
geschleust werden), und mit diesem Problem haben wir uns noch gar nicht
befasst. Es wird, anscheinend, erst gelöst werden, wenn alles vorbei ist, in
einer Art verwundener internationaler Abmachung, die irgend jemand versuchen
wird, hier zu erreichen.
Eskalation im Nahen Osten:
Was bedeutet das für die Menschen in der Region? Das Magazin "Orange"
(bayern2) fragt nach bei Andrea Livnat in Tel Aviv. Sie betreibt das
größte deutschsprachige Internetportal für jüdisches Leben in
Europa: Sa. 9:00h,
br-online.de.
Als Aufzeichnung: [mp3-anhören].
Insgesamt wurden seit Beginn der Eskalation vor wenigen Tagen knapp
800 Katjuscha Raketen auf Israel abgefeuert. Mittlerweile wurden
auch die Bewohner Tel Avivs und Gush Dan zu erhöhten
Vorsichtsmaßnahmen aufgerufen, um sich für einen möglichen Angriff
zu wappnen. Das CheZ-Verteidigungssystem soll installiert werden.
Kaltblütiges Genie:
Die Stunde der Wahrheit Nasrallahs
Viele Jahre lang galt Nasrallah als strategisches Genie und
charismatischer Führer, der für seine Kaltblütigkeit bekannt ist.
Aber es scheint, als sei von diesem Nasrallah nicht mehr viel
übrig...
Der Abzug aus dem Libanon war richtig:
Konsequent sein
Der Abzug aus dem Libanon war richtig und gerechtfertigt, doch er
wurde mit Verspätung und in einer Lage durchgeführt, in der es für
die Hizbollah ein Leichtes war, sich zu rühmen, dass sie uns aus dem
Libanon vertrieben hätte...
Haifa unter Beschuss:
Eine
Großstadt im Raketenhagel
Es war genau 9:45 Uhr. Der arabische
Fernsehsender Al Dschesira hatte rein zufällig seinen Reporter auf
ein Dach bei Haifa aufgestellt. Plötzlich überschlugen sich die
Ereignisse. Sirenen heulten auf. Hinter dem Reporter stiegen
Rauchwolken auf. Sekunden später waren Explosionen zu hören...
Kurz es geht um Judenmord:
Krieg und Frieden im Nahen Osten
Es herrscht Krieg. Ein Krieg, den niemand erwartet
hat. Noch vor ein paar Tagen sprach ich in Tel Aviv mit einer
Freundin über die allgemeine Lage und wir waren uns einig, dass sich
das Leben in Israel entspannt habe, die Menschen viel weniger Angst
hätten als noch vor zwei Jahren. So ist der Nahe Osten, nur vier
Tage später schlugen die ersten von bislang 800 Katjuscha Raketen im
Norden des Landes ein...