"Institut für Staatspolitik":
Vom Löwenbräukeller zur Burschenschaft Danubia
Das Rechtsradikale "IfS - Institut für Staatspolitik" mit
Sitz in Schnellroda (Rittergut in Sachsen Anhalt) stellt in einer Reihe von
Veranstaltungen den durch haGalil onLine zu bundesweiter Berühmtheit
gelangten MdB Martin Hohmann,
den Ex-General Reinhard Günzel und den ultrarechten Politikprofessor Konrad
Löw als Opfer der "Meinungsdiktatur" dar.
Kürzlich besuchten rund 700 Personen eine Veranstaltung des IfS-Ablegers
"Berliner Kolleg" in Berlin. Die Treffen der sich konservativ gebenden
Ansammlung snobistischer Rechtsradikaler leitet gewöhnlich der ehemalige ZDF
Moderator Fritz Schenk und für den entsprechenden Zulauf trommeln Blätter
wie die "Junge Freiheit" für Günzel, Hohmann und Konsorten.
Martin Hohmann wurde aufgrund seiner berüchtigten antisemitischen
Rede zum 3. Oktober 2003,
die durch haGalil onLine Ende Oktober
zur Sprache gebracht wurde, für die hessischen CDU untragbar. Der damalige
Chef des Kommandos Spezialkräfte, General Günzel, solidarisierte sich mit
Hohmann und wurde daraufhin entlassen.
Unter der Führung von Fritz Schenk formierte sich ein Verein mit der
Bezeichnung "Kritische Solidarität mit Martin Hohmann". Zu den Unterstützern
der Initiative gehört auch der Münchner
Großverleger Fleißner. Dieser
honorigen Gesellschaft gedachte das "Institut für Staatspolitik" am Sonntag
den 25. Juli ein öffentliches Podium zu verschaffen. Die Veranstaltung
sollte im Münchner Löwenbräukeller stattfinden, aber der Wirt kündigte dem
Institut kurzfristig den Saal. Statt in einem Saal mit 450 Plätzen mussten
sich die Herrschaften in das braune Refugium der Burschenschaft
Danubia in der
Möhlstraße zurückziehen.
Der Frust des Herrn Kubitschek
Der Wirt des Löwenbräukellers wurde vom Büro Knobloch, der
israelitischen Kultusgemeinde, von der VVN und vom AstA der Universität
München informiert, wer seine Räumlichkeiten zu nutzen beabsichtige. Der
Wirt reagierte sofort und kündigte dem "Institut für Staatspolitik" am
Donnerstag den 22. Juli den Versammlungsraum. In einem Schreiben an seine
Anhänger stellte der IfS Funktionär Götz Kubitschek, ehemals JF-Redakteur
und jetzt Verleger des Antaios Verlags*),
am 24.7. frustriert fest: "Unser Institut muß den Veranstaltungsort erneut
verlegen. Der Wirt des Löwenbräukellers hat aufgrund massiven Druckes von
Seiten verschiedener Antifa-Gruppen und der israelitischen Kultusgemeinde
den Vertrag gekündigt". In dem Schreiben beschwert sich Herr Kubitschek noch
über drei andere Wirte, die seinem Institut keine Räumlichkeiten überließen.
Dennoch fordert Kubitschek seine Anhänger auf, nach München zu kommen.
Kubitschek formuliert: "Unser Institut hat sich deshalb entschlossen, das
erste Münchner Kolleg direkt im Haus der Burschenschaft Danubia, Möhlstr. 21
München Bogenhausen abzuhalten". Kubitschek beklagt die begrenzten
Räumlichkeiten im Haus der Burschenschaft, trotzdem will er "das 1. Münchner
Kolleg zu einer Demonstration für die Meinungsfreiheit" machen.
*) In diesem Verlag erschien die "Bibel" von Martin
Hohmann - Biebersteins "Jüdischer
Bolschewismus Mythos und Realität".
Welche Meinung
Tatsächlich begann das Kolleg am Sonntag ab 10 Uhr in der
Möhlstraße 21. Vor dem Danubia Gebäude demonstrierten Gegner der Alt- und
Neonazis mit einem Transparent: "Solidarität mit Juden und Jüdinnen hier und
überall".
Drinnen machte General a.D. Günzel klar, welche Meinung er verbreitet haben
will: Die Rechtmäßigkeit des Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess stellte
er in Frage. Gleichzeitig wendet er sich gegen die "gängige Wertung des
Holocaust". Die dicht gedrängte Zuhörerschaft verstand und applaudierte den
vorgetragenen Thesen. Außerdem labte man sich an der angeblichen
Märtyrerrolle: Kämpfer für die "freie nazistische Meinung" unter sich, bei
Gastgebern, die zu ihrer Gesinnung passen.
Das Haus der Burschenschaft Danubia
In der Möhlstr. 21 versteckte sich im Jahr 2001 ein
Mitglied der "Kameradschaft- Süd", nachdem es aus Anlass des Geburtstages
des Naziterroristen Martin Wiese zu einem Mordversuch an einem griechischen
Mitbürger kam.
Wenn nicht gerade rechte kahlköpfige Schläger in dem Haus untertauchen, gibt
sich im Danubia Haus alles,
was in rechten Kreisen Rang und Namen hat, die Klinke in die Hand. Die
Palette reicht von Horst Mahler über den Querfrontstrategen Bernd Rabehl bis
zu General a.D. Günzel und Herrn Kubitschek. Besonders pikant ist, dass das
Haus der Burschenschaft Danubia die ehemalige Villa Kaufmann war. Die
jüdische Familie Kaufmann wurde von den Nazis im Jahr 1941 in den Tod
getrieben.
Max Brym
hagalil.com
29-07-2004 |